Impressum

Umschlaggestaltung von Peter Schmidt Group GmbH, Hamburg, unter Verwendung zweier Farbfotos von Adrian Bozai (großes Motiv) und Sabine Bühlmann (kleines Motiv).

Doppelband aus den beiden Titeln „Pferde, mein Leben“ und „Vertraue dem Pferd“.

Teil I: „Pferde, mein Leben“

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Sigrid Eicher.

Titel der Originalausgabe: The Faraway Horses

Erschienen bei The Lyons Press, USA, unter ISBN 978-1-58574-863-1

Copyright © 2001 by Buck Brannaman and William Reynolds

Teil II: „Vertraue dem Pferd“

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Sabine Bühlmann.

Titel der Originalausgabe: Believe – A Horseman`s Journey

Erschienen bei The Lyons Press, USA, unter ISBN 978-1-59228-899-1

Copyright © 2001 by Buck Brannaman and William Reynolds

Published by Arrangement with THE LYONS PRESS / MORRIS BOOK PUBLISHING LLC, Guilford, CT, USA

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.

Mit 23 Farbfotos und 65 Schwarzweißfotos aus dem privaten Archiv von Mary und Buck Brannaman, mit der Ausnahme der gesondert gekennzeichneten Fotos.

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele
weitere Informationen zu unseren Büchern,
Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und
Aktivitäten finden Sie unter kosmos.de

2. Auflage 2016, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart.

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-15196-9

Redaktion: Katja Pauls

Produktion: Claudia Frank

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Buck Brannaman
mit William Reynolds

Buck
Brannaman

Horseman aus
Leidenschaft

Kosmos

Teil I:
Pferde, mein Leben

Zu diesem Buch

Danksagung

Eine gute Buchidee fängt an wie ein junges Pferd – vielversprechend, aber entscheidend ist, wie es weitergeht. Im Verlauf der vier Jahre, die wir an diesem Buch gearbeitet haben, haben wir ein paar wichtige Bekanntschaften gemacht und haben manchen guten Rat bekommen. Besonders bedanken möchte ich mich bei Betsy und Forrest Shirley, Tom Brokaw, Robert Redford, Patrick Markey, Bernie Pollack, Kathy Orloff, Donna Kail, Craig und Judy Johnson, Suzanne und Paul DelRossi, John und Jane Reynolds, Lindy Smith, Verlyn Klinkenborg, Chas Weldon, Joe Beeler, Elliott Anderson, Adrianne Fincham, Steve Price und Jesse Douglas. Bei meinem Verlag The Lyons Press danken wir Tony Lyons dafür, dass er das Potenzial gesehen, und Ricki Gadler dafür, dass sie es mit uns ausgehalten hat.

Am allerherzlichsten aber möchten wir uns bei den beiden Damen bedanken, die die ganze Zeit an uns geglaubt haben – bei Mary Brannaman und Kristin Reynolds.

Buck Brannaman und Bill Reynolds

Vorwort von Bill Reynolds

Meine „lebenslange Beziehung“ zu Pferden begann erst nach meiner Kindheit, aber solange ich denken kann, habe ich mir immer ein Pony gewünscht. Als Kind der 1950er-Jahre und eines Vaters, der zu den Pionieren des Fernsehens gehörte, war ich mir darüber im Klaren, welch großen Einfluss die TV-Western auf mich hatten. Meine Pferdemanie nahm allmählich unheimliche Ausmaße an, was schließlich meine Eltern in Alarmzustand versetzte. Wir wohnten in der Stadt, und uns ein Pony in den Hinterhof zu stellen hätte das Nachbarschaftsverhältnis erheblich auf die Probe gestellt. Natürlich kannte und verstand ich das Problem, aber ich setzte meine Eltern trotzdem weiter unter Druck. Sie versuchten es tapfer mit Reitstunden und Ferienaufenthalten in Reitschulen, aber es war nie genug.

Mein erstes Pferd bekam ich mit Anfang zwanzig. Es war eine Quarter-Stute, ein Dunkelfuchs mit heller Mähne und hellem Schweif und, jedenfalls in meinen Augen, die Vollkommenheit in Person. Ich hätte hellhörig werden müssen, als wir drei Stunden brauchten, um sie in den Anhänger unseres Nachbarn zu verladen. Mit allen möglichen Stricken und Hebeln, jeder Menge Gebrüll und Gekreisch, aber schließlich war sie drin. Mein Abenteuer hatte begonnen.

***

Buck Brannaman lernte ich 1985 kennen. Er trat in einer Reitarena in Malibu, Kalifornien, auf, und einen Cowboy aus Montana mit einer Handvoll Spring- und Jagdreitern arbeiten zu sehen war etwas, was ich mir unter keinen Umständen entgehen lassen wollte. Von Buck hatte ich schon einiges gehört, und zwar von meinem Freund Chas Weldon, dem legendären Sattelmacher aus Billings, Montana. Chas hielt sehr viel von ihm und sagte, er sei der geborene Reiter. Als ich Buck zum ersten Mal sah, wusste ich, dass Chas Recht hatte. Buck besteht zu drei Vierteln aus Beinen, der Typ Reiter, der seine Beine im Galopp unter dem Pferdebauch verknoten kann. Später stellte sich heraus, dass er in der High School anfangs eher klein gewesen war, gegen Ende aber noch 15 cm wuchs, was ihn in die Basketball-Mannschaft brachte. Ob er groß ist? Der Mann könnte Gänse mit dem Rechen vom Himmel holen!

Den ersten Eindruck von Buck zu Pferd vergisst man nie mehr. Es liegt nicht nur daran, wie er im Sattel sitzt, obwohl auch das schon eindrucksvoll genug ist. Wenn er reitet, scheint er hinter der Aktion zu verschwinden. Man spricht davon, „eins zu werden“ mit irgendetwas. Buck reitet ein Pferd nicht, er verschmilzt mit ihm. Die Essenz dieses Verschmelzens ist eine freundliche Übernahme.

Ich habe ihn auf Hunderten Pferden gesehen, und es passiert jedes Mal wieder. Es gibt einen Augenblick, wo diese beiden Wesen sich gegenseitig Türen öffnen und Kommunikation stattfindet. Er schafft ein Umfeld – individuell für jedes Pferd, das er reitet –, das es den beiden ermöglicht, zusammenzuarbeiten. Es verblüfft mich jedes Mal wieder, wenn ich ihn auf einem jungen Pferd sehe. Jedes ist anders, jedes ist einzigartig, und genau so behandelt er sie. Wenn das klingt, als ob es auch mit Menschen gut funktionieren müsste, entwickeln Sie schon den richtigen Riecher.

Ich kenne niemanden, der so viel Gutes nicht nur für Pferde, sondern auch für Menschen und ganze Familien getan hätte wie Buck. Er bringt sie dazu, ihr Tempo herunterzuschrauben und zuzuhören: ihren Pferden, ihren Kindern, ihren Ehepartnern. Ihm geht es um Respekt, Pferden wie Menschen gegenüber – für ihn besteht da kein Unterschied.

Dieses Buch öffnet eine Tür zu Buck Brannamans Leben. Er wollte es so, die Tür sollte offen sein für alle. Er nimmt den Leser mit auf die Reise durch seine schwere Kindheit und die Jugendzeit bei Pflegeeltern. Es ist die Geschichte eines Lebens der Entdeckungen, voller Schmerz und Tragödien und davon, wie man seinen Weg findet und dann denjenigen, die einen gerettet haben, etwas zurückgibt. Für Buck waren das Pferde. Die Pferde haben ihm das Leben gerettet.

Aus den Geschichten entsteht das Bild eines jungen Mannes, der das Leben jedes Pferdes und jedes Reiters, dem er begegnet, zum Besseren wendet. Ich bin stolz darauf, ihn zum Freund zu haben und an diesem Buch mitgearbeitet zu haben. Ganz einfach: Wir brauchen noch mehr von solchen wie ihn.

Zu Beginn

Die Geschichten in diesem Buch sind Szenen aus dem privaten Film meines Lebens. Sie haben mir geholfen, das Gesamtbild zu verstehen, und sie haben Entscheidungen beeinflusst, die ich auf bestimmte Ereignisse hin getroffen habe. In vieler Hinsicht haben sie meine Arbeit mit bestimmten Pferden beeinflusst. Ich weiß, dass sie Einfluss darauf hatten, wie ich mit Menschen umgehe, aber Pferde haben immer eine gewisse Beständigkeit in meinem Leben verkörpert. Sie antworten mit ihrem ganzen Wesen. Sie kennen nichts als Ehrlichkeit.

Auf dem Weg zu einem Kurs über Horsemanship, den ich in Ellensburg, Washington, zu geben hatte, beschloss ich, einen kleinen Umweg über Coeur d’Alene, Idaho, zu machen. Es ist ein friedliches Städtchen von geradezu magnetischer Schönheit. Ich kann verstehen, warum so viele Menschen ihren Lebensabend hier verbringen.

Meine Pferde standen ruhig hinter mir im Anhänger, und ich schaute durch die Frontscheibe meines Lkws auf das alte Haus Nr. 3219 in der North Fourth Street. Hier haben mein älterer Bruder Smokie und ich Mitte der 1960er-Jahre einige Zeit mit meiner Mom und meinem Dad gelebt. Es nach über dreißig Jahren wiederzusehen brachte eine Flut von Erinnerungen mit sich.

Der Schuppen, nicht viel mehr als ein Anhängsel an die Rückseite des Hauses, erinnerte mich an die Kühe, die ich dort gemolken hatte, und wie der schäbige kleine Schuppen in den Augen eines gerade mal 1,20 m großen Jungen groß wie eine Scheune gewirkt hatte. Durch dieses ebenerdige Fenster hatte ich einen Wasserschlauch gezerrt, um unsere Pferde, Kühe und Schweine zu tränken, und mehr als einmal war der Schlauch um einiges zu kurz gewesen und hatte nicht bis zur Tränke gereicht.

Auf dem Hof hatten Smokie und ich reiten und mit dem Lasso arbeiten gelernt, ohne zu ahnen, dass wir schon bald als „Die Idaho-Cowboys Buckshot und Smokie aus Coeur d’Alene, Idaho“ im Fernsehen, auf Rodeos und Messen im ganzen Land auftreten würden.

Die Zahl auf dem verbeulten Briefkasten starrte mich an: 3219. Ich war in Versuchung, an die Tür zu klopfen, nachzusehen, wer jetzt darin wohnte, und vielleicht ein bisschen darin herumzuwandern.

So viele Erinnerungen. Wie oft war der Krankenwagen vorgefahren und hatte meine Mom ins Krankenhaus gebracht, weil sie wieder einen diabetischen Schock erlitten hatte. Und wie oft hatten die Nachbarn den Sheriff gerufen, weil der alte Brannaman mal wieder seine Kinder verdroschen hatte.

Aber heute habe ich keine Angst mehr, auch nicht vor den Erinnerungen. Auf eine seltsame, fast melancholische Art und Weise fühlte es sich gut an, hier zu sein. Wer hätte gedacht, dass einer dieser „Idaho-Cowboys“ als Erwachsener die Freude haben würde, mit so vielen Menschen und ihren Pferden zu arbeiten, ihnen zu helfen, eine Beziehung zu entwickeln, die auf Vertrauen beruht? Es entbehrt nicht der Ironie. Der Vorrat an Vertrauen war knapp in meiner Jugend.

Begleiten Sie mich jetzt, und ich erzähle Ihnen davon, was auf dem Weg alles passierte. Er war etwas holprig, hat sich aber gelohnt.

Es geht mir heute sehr gut, und das verdanke ich zum großen Teil meiner Frau Mary. Ihr, meiner Familie und dem Pferd an sich ist nicht nur dieses Buch, sondern mein Leben gewidmet.

Danke für Ihr Interesse, und möge Ihr Leben reich sein an guten Pferden.

Buck Brannaman

Sheridan, Wyoming

2001

Wachstumsschmerzen

Die Hälfte meiner Kurse quer durchs Land habe ich für dieses Jahr geschafft. Ich liebe meine Arbeit, aber ich bin immer wieder für lange Zeit von meiner Familie getrennt, und das ist schwer. Meine Frau Mary bleibt mit unseren drei Töchtern auf der Ranch und erledigt alles, was auf einer Ranch so anfällt. Sie zu verlassen fällt mir nicht leicht. Meine jüngste Tochter fragt immer noch: „Daddy, warum musst du immer weggehen und Weit-weg-Pferde reiten?“

Also fahre ich los und bleibe jeweils drei oder vier Tage an einer Stelle, treffe Leute und ihre Pferde, helfe ihnen, miteinander auszukommen und zusammen etwas zu erreichen. Dann fahre ich wieder. Ich fange andauernd an, fahre aber immer wieder weg. Wenn Pferde und Menschen anfangen, besser, gefälliger auszusehen, muss ich mich verabschieden.

Schwer zu erklären, wieso anderer Leute Pferde einem das Leben retten können, aber genau dies ist mir passiert. In letzter Zeit habe ich ziemlich viel darüber nachgedacht.

Heute sind meine Pferde und ich zu einem Kurs in North Carolina eingetroffen. Es ist ein Herbsttag, die Sonne ist gerade aufgegangen, die Zeit am frühen Morgen, wenn du die Augen schließen und dich umdrehen kannst, und die ersten Sonnenstrahlen treffen auf deine Lider. Ich liebe diese Zeit. Alles fängt frisch von vorn an: der Tag, die Pferde und die Menschen. Und es ist eine ruhevolle Zeit.

Ich rede den ganzen Tag für meinen Lebensunterhalt, deshalb schätze ich die Ruhe. In dieser Ruhe füttere und sattle ich meine Pferde. Nichts ist zu hören als das Malmen der Pferdezähne. Die Szene ist so wunderbar vorhersagbar, immer dasselbe, und trotzdem von einer Neuheit, die jeden ersten Kurstag zu durchdringen scheint. Ich kann die Möglichkeiten spüren. Es ist eine beruhigende Konstante. Die Vorstellung von Beständigkeit ist etwas, das mir viel bedeutet hat, seit ich klein war, denn damals war davon nicht viel vorhanden.

***

Ich wurde 1962 in Sheboygan, Wisconsin, geboren, aber aufgewachsen bin ich in Idaho und Montana. Kurze Zeit hat meine Familie in Kalifornien gelebt, aber als ich zwei Jahre alt war, zogen wir in das Haus in der North Fourth Street in Coeur d’Alene in Idaho.

Wenn ich bedenke, was alles passiert ist, als ich klein war, muss ich sagen, dass die Geografie wahrscheinlich ebenso viel zu meiner Lebensrettung beigetragen hat wie die Pferde. Die Bevölkerung von Idaho und Montana ist ähnlich wie in vielen Kleinstädten hier, und Sie können sich vorstellen, wie klein manche dieser Städtchen sind. Die Geschichten von Kleinstädten, die aus „nichts als einer Bar und einem Postamt“ bestehen, sind oft nur zu wahr.

Mein Dad, Ace Brannaman, war ein talentierter Mann und hatte viele Jobs. Er hat Kabel gespleißt und beim Bau von Stahlmasten mitgeholfen, die Strom von den großen Staudämmen im Westen und von Alaska herunterbrachten. Er hatte eine Reparaturwerkstatt für Sättel und für Stiefel, und eine Weile arbeitete er für eine private Sicherheitsfirma. Dann war er Hilfssheriff, was nicht ohne Ironie ist, wenn man einige seiner späteren Taten bedenkt.

Meine Mom, Carol Alberta Brannaman, arbeitete in Idaho für die Telefongesellschaft und dann, als wir nach Montana zogen, als Kellnerin.

Als kleiner Junge habe ich einiges durchgemacht, und ich kann Ihnen sagen, dass mein Bruder und ich manchmal dachten, wir würden es nicht überleben. Ich kann mich erinnern, dass ich in den Himmel geschaut habe und mich, so naiv das heute auch klingen mag, gefragt habe, ob es einen Gott gibt oder nicht. Wenn ich allein Auto fahre oder reite, stelle ich immer noch „große“ Fragen, und ich kann Ihnen versichern: Es gibt einen Gott.

Darüber habe ich vor langer Zeit, als meine Mom noch lebte, nachgedacht. Sie hatte Diabetes, und das war damals etwas Ernstes. Die Medizin hatte noch nicht viel Glück damit, Diabetes unter Kontrolle zu bringen, und obwohl sie sich selbst Insulin spritzte, war sie viele Male im Krankenhaus.

Dad arbeitete in Alaska, und mein älterer Bruder Smokie und ich waren mit ihr zuhause in Coeur d’Alene. Ich war fünf, genauso alt wie meine Tochter Reata heute. Einmal wurden Smokie und ich mitten in der Nacht von einem Geräusch wach. Meine Mutter hatte einen diabetischen Schock und war gerade im Delirium, einer typischen Phase, die im Koma endet, wenn der Patient nicht sofort behandelt wird. Wir rannten voller Entsetzen ins Schlafzimmer. Mom litt schrecklich. Smokie war erst sieben, und während er sie zu beruhigen versuchte, brüllte er mir zu, ich sollte ins Wohnzimmer laufen und die Ambulanz rufen.

Ich lief ins Wohnzimmer, aber das Telefon stand auf einem Regal, so hoch, dass ich es nicht erreichen konnte. Ich kletterte gerade auf die Rückenlehne eines Stuhls, als das Telefon läutete. Ich konnte es immer noch nicht erreichen, also holte ich mir ein Handtuch aus der Küche und schlug damit den Hörer von der Gabel. In meiner Angst, dass meine Mutter sterben könnte, schrie ich in den Hörer: „Ich weiß nicht, wer dran ist, aber wenn du mir nicht hilfst, muss meine Mom sterben. Wir brauchen eine Ambulanz, weil meine Mutter ist Diabetikerin.“ Und dann stellte ich mich auf den Stuhl und hängte auf.

Der Anrufer war ein alter Herr namens Mr. Thompson. Die Thompsons waren damals wahrscheinlich die einzigen Farbigen in Coeur d’Alene. Mr. Thompson verdiente den Lebensunterhalt für seine Familie mit einer Herde Milchkühe, die er auf der anderen Seite des Sees hielt. Mein Dad hatte früher einmal sieben Jahre eine Veterinärschule besucht, und wenn er von einem Job am Bau nach Hause kam, betätigte er sich schwarz als eine Art Tierarzt. Er zog Kälber ans Licht, behandelte Kühe und nähte verletzte Pferde. Mr. Thompson hatte angerufen, weil er Hilfe bei einer Kälbergeburt brauchte.

Als ich Mr. Thompson anschrie, die Ambulanz zu rufen, und dann aufhängte, hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wer am anderen Ende war. Natürlich rief Mr. Thompson die Ambulanz und schickte sie zu uns; sie kam innerhalb von Minuten. Die Sanitäter brachten meine Mutter ins Krankenhaus, und Smokie und ich verbrachten die Nacht bei Nachbarn. Nach ein paar Tagen voller Angst und Sorge war meine Mutter wieder zuhause und alles in schönster Ordnung.

Es war unheimlich, dass das Telefon läutete, als ich es gerade erreicht hatte. Hätte ich den Hörer eine Sekunde früher abgenommen, wäre Mr. Thompson nicht mehr durchgekommen.

Timing ist alles.

Timing war immer Teil meines jungen Lebens. Timing und Übung. Meine ganze Jugend habe ich mit Üben verbracht. Nicht am Klavier oder auf dem Tennisplatz, sondern mit Seiltricks.

Als junger Mann hatte mein Vater den berühmten Trick Roper Montie Montana bewundert und sich für dessen Leben begeistert. Als er aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkam, wurde ihm klar, dass er nie ein Montie Montana sein würde, aber er beschloss, dass seine Jungs es so weit bringen sollten. Er würde stellvertretend durch Smokie und mich leben. Er fand „Buckshot“ und „Smokie“ besser fürs Geschäft als Dan und Bill, und so wurde ich Buckshot und Bill wurde Smokie.

Dad nahm uns richtig hart ran. Mein Bruder und ich übten jeden Tag stundenlang. Wir hatten die Wahl: Seiltricks üben oder Prügel. Nachdem wir einige Male Prügel bezogen hatten, war uns ziemlich schnell klar, dass die Seiltricks die klügere Wahl waren.

Die Belohnung war, dass wir im Land herumreisten und auftraten. Die ganze Familie war unterwegs, und Mom wachte darüber, dass unser Leben so normal wie möglich verlief. Ich genoss zwar den Applaus und die Aufmerksamkeit des Publikums, aber manchmal hätte ich alles dafür gegeben, weggehen und Baseball spielen zu dürfen. Wir spielten ein bisschen, aber die meisten Tage bestanden daraus, dass wir auf ein Pferd kletterten und Seiltricks übten.

Reiten lernte ich mit drei, ungefähr um dieselbe Zeit, in der ich mit dem Trick Roping anfing. Dad kaufte für Smokie und mich ein paar gutmütige Pferde, setzte uns drauf, und los ging’s, immer rund um den Hof. Mein Vater konnte ein bisschen reiten, aber er schien kein Talent für die Arbeit mit Pferden zu haben. Dass er sie misshandelt hätte, wäre zu viel gesagt, jedenfalls nicht die ganze Zeit, aber er hatte kein Gefühl und kein Mitgefühl für Pferde. Er war von der alten Schule, wie viele Leute damals, und im Rückblick scheint mir, dass er nicht viel Ahnung von Pferden hatte. Seine Eltern waren Farmer – er war auf einer Farm in Indiana aufgewachsen –, und deshalb hatte er nie viel über die Arbeit mit Pferden gelernt.

Unsere erste Vorstellung als Trick Roper gaben wir zwei Jahre später auf einer TV-Talentshow in Spokane, Washington. Sie nannte sich Star-lit Staircase und wurde von Boyle Heating Oil gesponsert. Ein paar kleine Mädchen trällerten einen Werbesong der Gesellschaft, und ich fand sie schöner als alles, was ich je gesehen hatte. Zugegeben, ich war erst fünf oder sechs, aber ich muss schon damals ein Auge für die Damen gehabt haben. Ich hielt sie für große Stars, weil ich sie jede Woche im Fernsehen sah.

Die Talente kamen aus der Umgebung, Kinder, die steppten, sangen oder Instrumente spielten. Während der Anhörproben war vor uns ein Mädchen dran, das steppte. Sie hatte ihr langes blondes Haar auf Lockenwickler gedreht, und während sie ihren kleinen Stepptanz vorführte, fielen ihr die Wickler fast im Gleichtakt mit der Musik aus dem Haar. Ich war nur ein kleiner Junge, und für mich war das eine ganz tolle Sache. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie sie diese Lockenwickler so präpariert hatten, dass sie genau zur rechten Zeit herausfielen und genau ausreichten, bis der Tanz zu Ende war. Dem Mädchen war es so peinlich, dass es anfing zu weinen. Ich fragte mich, warum in aller Welt sie nach so einer schönen Vorstellung heulte.

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Mit verbundenen Augen übt Buck seine Seiltricks. Das Foto illustrierte eine Geschichte über Buck und seinen Bruder, die im Montana Standard erschien.

Als Smokie und ich unsere Seiltricks vorführten, musste ich mich auf eine Kiste stellen. Ich war ein ziemlicher Zwerg zu dieser Zeit, und so hatte mein Dad eine Kiste aus Sperrholz gezimmert und sie weiß gestrichen. Darauf stand ich, denn ich war so klein, dass das Lasso sonst am Boden aufgeschlagen wäre, wenn ich es kreisen ließ.

Wir führten Seiltricks wie Wedding Rings (Eheringe), Merry-Go-Round (Karussell), Ocean Waves (Meereswellen) und Texas Skips vor. Während der Werbepause diskutierte die Jury darüber, wem sie den ersten Preis verleihen sollte. Unsere Familie saß eng aneinander gedrängt, und ich erinnere mich, dass einer der Juroren sagte: „Geben wir ihn diesen Idaho-Cowboys aus Coeur d’Alene.“ Und das taten sie auch. Wir wurden Sieger in dieser Talentshow. Wie der Preis aussah, weiß ich nicht mehr, aber der Name „Die Idaho-Cowboys“ blieb an uns hängen. Von da an hießen wir „Die Idaho Cowboys Buckshot und Smokie“.

Als ich sechs oder sieben war, wurden Smokie und ich Mitglied in der Rodeo Cowboys Association, heute die Professional Rodeo Cowboys Association (PRCA), und traten bei lokalen Rodeos quer durchs Land auf. Die meisten dieser Veranstaltungen waren ziemlich dürftig und ohne große Bedeutung, aber für uns waren sie enorm wichtig.

Mein Dad wechselte in dieser Zeit häufig den Job, aber die meiste Zeit arbeitete er selbstständig in seiner Sattel- und Stiefel-Reparaturwerkstatt. Er plante seine Arbeit um unsere Rodeo-Karriere herum, damit er uns fahren konnte. Das Geld, das wir verdienten, wanderte alles in seine Tasche, und daher waren die Seiltricks irgendwie auch sein Job, oder jedenfalls sah er es wohl so.

Meine Mom konnte sehr gut nähen. Sie kaufte Stoffe und machte uns prächtige Kostüme, wie sie die singenden Cowboys im Film auf der Bühne trugen. Ein paar davon habe ich heute noch. Außer ein paar Fotos und ein paar wirklich schönen Erinnerungen sind sie alles, was ich noch von ihr habe. Ich wollte, ich hätte sie gekannt, als ich erwachsen war.

1969 traten Smokie und ich erstmals auf einem Hallen-Rodeo auf, einem großen, dem Diamond Spur Rodeo in Spokane, Washington. Wir hatten unser Trick Roping auf einigen Amateur-Rodeos vorgeführt und wurden allmählich im nördlichen Idaho und östlichen Washington recht bekannt, aber anderswo stand unsere Profi-Karriere noch am Anfang.

Das Rodeo begann an einem Donnerstag, und ich schaute vom hinteren Eingang in die Halle hinein und sah achttausend Zuschauer auf den Rängen. So viel Publikum hatte ich noch nie gesehen, und es machte mich ganz schön nervös. Pferde in allen Farben kamen herein und gingen wieder hinaus – auf den ersten Blick reichlich chaotisch, aber alle wussten, wo sie hingehörten. Für einen kleinen Jungen, der kaum aus dem ländlichen Idaho herausgekommen war, ein erstaunliches Spektakel.

An einem Eingang waren die Rodeo-Clowns zugange, an einem anderen kamen die Barrel Racer herein- und herausgeprescht. Dann kündigte der Ansager das Programm für diesen Abend an, und durch das ganze Durcheinander hörte ich: „Ladies and Gentlemen: Die Idaho-Cowboys.“

Geplant war, dass Smokie und ich auf unseren Pintos hereingaloppieren und im gestreckten Galopp einmal um die Bahn reiten sollten. Nach einem Sliding Stop in der Mitte sollten wir uns in den Sattel stellen und mit unseren Seiltricks beginnen. Als unser großer Auftritt kam, hatte ich keine Zeit mehr für Lampenfieber. Smokie drückte sich den Hut in die Stirn und galoppierte los und ich dicht hinter ihm her. Ich hatte ungefähr ein Viertel der Bahn zurückgelegt, als Ladybird, meine Stute, beschloss, uns eine Menge Zeit zu sparen. Einmal herum kam ihr offenbar ziemlich überflüssig vor, jedenfalls machte sie plötzlich linksum kehrt und sauste in die Mitte der Bahn.

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Auf einer Spezialvorstellung in Butte, Montana, sorgt Buck für Wirbel – mit dem Seil und beim Publikum.

Ich zog so hart an den Zügeln, wie ein Siebenjähriger eben ziehen kann. Mein Bruder starrte mich von der anderen Seite der Halle verwundert an, und ich starrte zurück und fragte mich, was ich jetzt machen sollte. Als wir ungefähr im Mittelpunkt angekommen waren, zog Ladybird die Bremse und katapultierte mich über ihren Kopf. Ich machte einen kompletten Salto in der Luft und landete, ob Sie es glauben oder nicht, auf den Füßen. Und nicht nur das: Ich hatte auch das Lasso noch in der Hand. Ich stand völlig verdattert da und staunte, dass ich noch am Leben war. Ungefähr zwei Sekunden lang schaute ich hinauf zu den mucksmäuschenstillen Rängen, und dann fing ich an, mein Lasso zu schwingen. Meine Beine schlotterten umeinander wie bei Elvis, wenn er „Blue Suede Shoes“ sang.

Das Publikum tobte. Sie wussten ja nicht, dass ich in Sie wissen schon was gefallen war und nicht gerade nach Rosen duftete. Smokie konnte es nicht glauben. Ich bin sicher, als er mich durch die Luft fliegen sah, hatte er sich schon als Alleinerbe des umfangreichen Brannaman-Familienvermögens, bestehend aus neun Milchkühen mit Mitleid erregend kleinen Eutern, gesehen.

Von da ging jeden Abend ein Raunen durch die Zuschauer, wenn dieser brillante Trick Roper angekündigt wurde, gerade sieben Jahre alt, der von einem mit fünfzig Sachen galoppierenden Pferd abspringen, einen Salto in der Luft vollführen, auf den Füßen landen und dann Seiltricks vorführen konnte.

Ich habe diesen kleinen Trick nie wieder gebracht. Ist schon komisch, wie manchmal alles schiefgehen und sich trotzdem am Ende zum Besten wenden kann. Im Laufe meines Lebens habe ich viel angestellt, was sich später trotz allem als Erfolg herausstellte, aber das Diamond Spur Rodeo und dass eine der besten Vorstellungen meines Lebens eigentlich ein Unfall war, das werde ich nie vergessen.

Smokie und ich hatten zuhause unsere Aufgaben, wozu auch gehörte, morgens und abends eine Handvoll Milchkühe zu melken. Wir hatten eine Melkmaschine, was klingt, als hätte es die Arbeit vereinfacht, aber wir konnten den vollen Melkeimer nur zu zweit ins Haus schleppen. Danach ließen wir die Milch durch einen altmodischen Rahm-Trennapparat laufen. Der Apparat bestand aus ca. 200 Einzelteilen, die wir jedes Mal, wenn wir ihn benutzt hatten, wieder sterilisieren mussten. Das war nicht ohne, denn die Kühe wurden jeden Morgen und jeden Abend gemolken. Vielleicht trinke ich deshalb keine Milch mehr – weil ich denke, damit kann ich ein paar armen kleinen Jungen die Mühe sparen, für mich Milch produzieren zu müssen.

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Mit verbundenen Augen führt Buck auf Ladybird beim Diamond Spur Rodeo in Spokane, Washington, seine Kunststücke vor.

Wenn wir abends mit dem Melken fertig waren, übten wir Seiltricks. Smokie war damals der bessere Roper. Ihm gelang der Texas Skip besser, weil er größer war und sich leichter tat, durch einen vertikalen Seilring zu springen. Aber er übte nicht so gern wie ich, und wenn er, als wir klein waren, nicht die Spiele spielen wollte, die ich mochte, drohte ich ihm damit, Seiltricks zu üben. Und wenn ich übte und er nicht, dann konnte er Gift darauf nehmen, von Dad eine Tracht Prügel zu beziehen, weil er sich nicht genug anstrengte. Das ist das Geheimnis, wie ich Smokie zu so ziemlich jedem Spiel kriegen konnte, das mir einfiel.

Wir hatten einen kleinen, kompakten Black Angus-Bullen, der unsere Milchkühe deckte. Sampson hieß er. Er mochte menschliche Gesellschaft und wurde ganz anhänglich.

Als Ladybird, die Pinto-Stute, auf der ich meine Seiltricks vorführte, tragend wurde und ich sie nicht mehr reiten konnte, ritt ich Sampson ein. Es war ein Kunststück, dass der Sattel oben blieb, und ein Rindermaul ist auch nicht gerade für ein Trensengebiss geschaffen – jedenfalls streifte sich Sampson immer die Trense ab.

Trotzdem kamen wir gut miteinander zurecht. Ich brachte Sampson bei, in die Knie zu gehen, damit ich hinauf- und hinunterklettern konnte, was wichtig wurde, weil ich noch so klein war und Sampson immer weiter wuchs. Ich ritt mit ihm hinauf in die Berge und ritt ihn auch weiter, nachdem Ladybird ihr Fohlen bekommen hatte.

Ich hatte Sampson fast eineinhalb Jahre geritten, als mein Dad ihn schlachtete.

Dad hatte mich nicht einmal vorgewarnt. Es war, als sähe er keine Notwendigkeit, mit mir darüber zu reden, ob es für mich okay war, wenn er mein Lieblingstier schlachtete. Und mehr als das: Mein Bruder und ich mussten ihm auch noch dabei helfen.

Natürlich traf es mich, aber bei meinem Vater zeigte man besser nicht, wenn man betroffen war. Hätte ich irgendwelche Emotionen gezeigt, hätte sich mein Dad betroffen gefühlt und es an mir ausgelassen.

So mussten wir Dad also helfen, meinen Freund zu schlachten. Und gegessen habe ich Sampson auch noch, weil ich die Folgen fürchtete, wenn ich ihn nicht gegessen hätte.

Kleine Kinder erleben so manches, aber das ist etwas, was man nie vergisst.

Als ich acht war, zogen wir von Cœur d’Alene nach Whitehall, Montana. Dad mietete eine Nissenhütte mit einer Backsteinfront zur Hauptstraße und eröffnete eine Reparaturwerkstatt für Sättel und Boote. Meine Mom arbeitete in einem Restaurant, ca. 80 km weit weg, in einer Kleinstadt namens Ennis.

Smokie und ich kamen jeden Tag zu Fuß von der Schule zum Mittagessen nach Hause. Nach dem Essen nahm Mom uns auf dem Weg zur Arbeit mit zurück. Das bedeutete, dass wir nachmittags zuhause ein paar Stunden mit Dad allein waren, ohne Mom, wenn er aus der Werkstatt nach Hause kam.

Wenn sie uns an der Schule aus dem Auto ließ, sagte ich ihr, wie sehr ich mich davor fürchtete, mit Dad allein zu sein. Ich hatte Angst, etwas falsch zu machen, Angst, durchgeprügelt zu werden. Smokie war ein bisschen zäher und hatte eine dickere Haut, aber ich war Moms Baby. Ich flehte sie an, mich nicht allein zu lassen, und sie weinte jeden Tag.

Ich dachte nie wirklich darüber nach, wie hart es für sie sein musste, aber ich wusste, wie hart es für mich war. Ich hatte entsetzliche Angst. Ich hatte Angst vor dem Mittagessen. Es klingt vielleicht komisch, dass ein kleiner Junge Angst vor dem Mittagessen hat, aber genau das bedeutete Mittagessen für mich, fünf Tage die Woche. Ich hatte Angst, nach Hause zu gehen. Ich hatte Angst vor meinem Vater. Er war immer wütend, ohne dass Smokie und ich je einen Grund dafür herausgefunden hätten. Aus welchem Grund auch immer: Dad war wütend. An manchen Tagen kam er heim und schlug einfach auf uns ein. Er schlug uns mit einem Gürtel oder einer Reitpeitsche oder was sonst zur Hand war, aber immer, wenn Mom weg war. Sie hätte es nie zugelassen, wenn sie da gewesen wäre. Sie war unsere Beschützerin, aber wir trauten uns nicht, es ihr zu sagen.

Meine Eltern hatten sich eigentlich gern. Dad trank ein bisschen, aber solange Mom am Leben war, war der Alkohol nicht wirklich ein Problem. Er hatte immer eine Art Gemeinheit an sich, und er brauchte nicht zu trinken, damit sie herauskam. Sie war eigentlich immer da. Wir wussten nicht, dass das, was er uns antat, Kindesmisshandlung genannt wurde. Wir wussten es nicht besser. Es war nicht lebensbedrohlich, jedenfalls nicht, bevor Mom starb, aber es war verflucht noch mal ziemlich grausam.

Heute würde Dad für das, was er tat, mit dem Gesetz in Konflikt geraten, aber damals hatte das Gesetz nicht viel mit häuslichen Problemen am Hut. Außerdem wussten die meisten Leute nicht, was bei uns vorging. Wenn ich heute jemanden sehen würde, der seine kleinen Jungen so behandelt, wie Dad uns behandelte, würde ich ihm möglicherweise selbst eine Abreibung verpassen müssen.

Als ich klein war, habe ich mich immer gefragt, warum meine Mutter nicht wegging und uns mitnahm, aber damals war es nicht üblich, aus einer Ehe davonzulaufen. Es widersprach ihrer Erziehung. Ihre Eltern kamen aus Deutschland und hätten nicht viel von ihr gehalten, wenn sie nicht fähig gewesen wäre, ihre Ehe, und sei sie noch so schlecht, durchzuhalten. Es waren andere Zeiten, und sie hätten ihr die Schuld gegeben, nicht Dad.

Ich weiß, dass sie es ebenfalls hasste, wenn es Zeit zum Mittagessen wurde, weil sie dann weg musste, und bis sie im Restaurant aufgeräumt hatte und nach Hause kam, war es spät am Abend. An manchen Tagen war es okay mit Dad. Er nahm uns nicht hart ran. Aber es gab viele Tage, an denen er uns anbrüllte und uns schlug. Nicht, dass Mom es nicht gewusst hätte. Vermutlich wusste sie immer, was für eine Art Mann Dad war.

Irgendwas macht klick, wenn eine Mutter sieht, dass ihre Kinder misshandelt werden. Der Mutterinstinkt macht, dass sie für sie kämpft wie eine Löwin. Aber Mom war in einer schlechten Position. So stark sie auch war, sie saß in der Falle. Sie konnte nicht genug verdienen, um uns alle drei durchzubringen, konnte nirgends hin und war weit weg von ihrer Familie. Ich bin sicher, sie hätte hundert Gründe angeben können, warum sie bei Dad blieb. Vielleicht wollte sie auch vor sich selbst nicht zugeben, dass sie so eine schlechte Wahl getroffen hatte. Es gibt vieles in Moms Vergangenheit, was sie zu dem machte, was sie war, vieles, das ich nicht weiß und nie wissen werde. Wenn sie noch am Leben wäre, hätte ich eine Menge Fragen, die ich ihr gern stellen würde.

Einmal kamen wir nachmittags von der Schule nach Hause, als Mom bei der Arbeit war, und Dad wanderte umher, ging in die Scheune hinein, kam wieder heraus und lief überall rastlos herum. Ich wusste, er war auf hundertachtzig. Es waren nur ca. hundert Meter von der Straße bis zum Haus, und ich wünschte mir, wir könnten die ganze Nacht dafür brauchen. Als er uns sah, fing er sofort an zu brüllen und zu fluchen. Einer von uns hatte ein Tor offen gelassen, als wir am Morgen unsere Arbeit erledigten. Sie wissen ja, wie junge Burschen sind, wie vergesslich sie manchmal sein können. Sie meinen es nicht böse – meistens vergessen sie einfach etwas, oder irgendwas macht, dass sich ihr Gehirn ausschaltet.

Jedenfalls hatten wir ein Tor offen gelassen. Eigentlich war nichts weiter passiert. Eins unserer Pferde geriet zu einem anderen Pferd auf den Paddock, aber da sie beide Wallache waren, kamen sie gut miteinander aus. Es war wirklich keine große Sache: Man musste nur das eine Pferd wieder einfangen und in seinen eigenen Paddock zurückbringen. Aber Dad war so wütend, dass wir vergessen hatten, das Tor zu schließen, dass er in die Scheune ging und mit der Bullenpeitsche wieder herauskam. Die Peitsche war fast drei Meter lang. Ich wusste, was kommen würde, und meine kleinen Beine zitterten wie Espenlaub.

4.tif

Ace Brannaman sorgte für seine Jungs, so gut er konnte. Hier schleppt er eine gewilderte Antilope nach Hause.

Er befahl uns, unsere Bücher auf die Eingangstreppe zu legen. Wir befanden uns auf der Ostseite des Hauses im Hinterhof, in der Nähe von Moms Wäscheleine. Ich hatte ein Hemd mit kurzen Ärmeln an und eine dünne Hose, und ich weiß noch, dass ich auf die Wäscheleine starrte und mir wünschte, ich hätte die ganze Wäsche übereinander an, zum Schutz vor dem, was kommen würde.

Wir mussten zur Umzäunung hinübergehen und uns an einer der Querstangen festhalten. Und dann fing er an, uns mit dieser Bullenpeitsche zu verdreschen. Immer mal wieder schlang sie sich um meinen Oberarm und machte ein Geräusch, wie wenn man ein Gewehr abschießt, und es tat auch so weh, als hätte ich einen Schuss abgekriegt. An manchen Stellen schnitt sie sogar durch mein Hemd durch. Zugegeben, das Hemd hielt nicht viel aus, aber wenn man ein Kind so mit der Peitsche traktiert, dass sein Hemd in Fetzen geht, heißt das doch, dass man ziemlich hart zugeschlagen hat.

Dad schlug auf unseren Rücken und die Rückseite der Beine ein, als ich sah, wie ein Nachbar aus seinem Haus zu uns hinüberlugte. Er wusste nicht, was er tun sollte, aber ich weiß noch, dass ich ihn angesehen und mir gewünscht habe, er wäre Manns genug, herüberzukommen und der Sache Einhalt zu gebieten.

Mein Dad war immer noch am Brüllen, Fluchen und Schlagen, als das Telefon läutete. Er befahl uns, uns nicht von der Stelle zu rühren, und lief hinein, um abzunehmen. Als er zurückkam, war seine Laune umgeschlagen. Der Anrufer hatte Smokie und mir einen Auftritt in einem TV-Werbespot für Kellogg’s Sugar Pops angeboten, und nun war Dad ganz aufgeregt. Das war eine weitere Gelegenheit, stellvertretend mit uns im Scheinwerferlicht zu stehen. Gerade hatte er uns noch verprügelt, und nun war er so glücklich wie nur möglich. Uns war der TV-Werbespot im Augenblick so egal wie nur etwas, aber wir waren verdammt froh, dass das Telefon gerade jetzt geläutet hatte.

Ich habe oft gedacht, dass es die Gnade Gottes war, die das Telefon damals läuten ließ und die Prügelei unterbrochen hat. Sonst wäre es uns noch eine ganze Portion schlechter ergangen als so. Wir drehten schließlich den Werbespot, und das Komische daran war, dass er in einer Stadt namens Grace (Gnade) in Idaho gedreht wurde. Wissen Sie, es gibt so viele kleine Zufälle im Leben, dass man sich wundert, wie Gott, der über Sie wacht, das alles auf die Reihe kriegt. Jahre später setzen Sie die ganzen Teilchen zusammen, und Sie erkennen den Sinn.

Als ich elf war und wir in Whitehall lebten, fing sich Mom eine böse Erkältung ein. Sie lag zwei oder drei Tage im Bett, und Dad versuchte sie zu versorgen. Er fütterte sie mit Suppe, und keiner von uns kam auf die Idee, dass die Suppe ihren Blutzucker verändern würde. In der Nacht fiel sie ins Koma, aber niemand merkte etwas davon. Am nächsten Morgen machte Dad sich Sorgen. Er weckte uns auf und sagte: „Wir müssen eure Mutter ins Krankenhaus nach Ennis bringen.“

Mom war groß, ungefähr 1,80 m, und wir konnten sie nur zu dritt in den Truck verfrachten. Es ging ihr furchtbar schlecht, und sie konnte ihre Blase nicht beherrschen. Dad und Smokie hielten sie am Oberkörper, um sie ins Fahrerhaus zu ziehen, und ich packte ihre Beine und hob sie vorsichtig an. Urin rann mir über die Finger. Das machte mir Angst. Ich wusste, es ging Mom schlecht. Ich wusste, es war ganz schrecklich ernst.

Dad ließ uns zuhause zurück, fuhr mit Mom ins Krankenhaus, und wir gingen in die Schule. Den ganzen Tag und die ganze Nacht machten wir uns Sorgen um unsere Mutter, aber Dad rief nicht an. Mom war drei ganze lange Tage im Krankenhaus, und in der ganzen Zeit hörten wir kein Wort von ihm.

Schließlich, am Morgen des vierten Tages, kam Dad heim. Er kam einfach ins Haus, stand vor uns und sagte: „Jungs, eure Mutter ist von uns gegangen.“

Das war’s. Es war ein Schock für mich. Mom war wegen ihrer Diabetes so viele Male ins Krankenhaus und wieder zurückgekommen, dass ich mir vorgestellt hatte, sie würde wieder heimkommen und wir würden weitermachen wie bisher. Aber sie kam nicht, und wir mussten weitermachen.

***

Für Mom hatte Trick Roping mehr bedeutet als alles andere. Es war der Leim, der unsere Familie zusammenhielt. Sie war begeistert von dem Sugar Pops-Werbespot, in dem Smokie und ich auftraten. Er wurde in allen Staaten gesendet, und wir wurden „Die Sugar Pops Kids“ genannt. Mom hatte nur ein einziges Mal im Scheinwerferlicht gestanden, als junge Tanzlehrerin in einer Arthur-Murray-Tanzschule, und sie war stolz darauf, dass wir im ganzen Land im Fernsehen zu sehen waren. Sie saß oft vor dem Fernseher und betete darum, dass der Spot kommen würde.

Als Mom gestorben war, erzählte mir eine der Krankenschwestern, die zu ihrem Begräbnis kam, dass sie die ganze Zeit, während sie im Koma lag, in ihrem Zimmer einen Fernseher eingeschaltet gelassen hatten. Vermutlich hofften sie, dass die ständigen Geräusche und Stimmen sie ins Leben zurückholen würden. Kurz bevor sie starb, lief unser Sugar Pops-Werbespot, und wir führten unsere Seiltricks vor. Als der Spot zu Ende war, starb Mom.

Ich stelle mir immer vor, dass sie unsere Stimmen hörte, und vielleicht war das alles, was sie brauchte. Ihre Babys ein letztes Mal zu hören war vielleicht ihre Art, auf Wiedersehen zu sagen. Ich vermute, wir alle haben unsere eigene Art zu sagen: „Ich liebe dich, auf Wiedersehen.“ Timing, auch dieses Mal.

Nachdem Mom nicht mehr da war, veränderte sich Dad zum Schlimmeren. Er hatte uns schon immer ganz schön rau angefasst und war deshalb auch schon einige Male mit dem Gesetz in Konflikt geraten, aber solange Mom lebte, waren wir nie in Lebensgefahr gewesen. Als er uns sagte, sie sei tot, wusste ich sofort, dass das Leben nun um einiges härter werden würde.

Innerhalb eines Jahres nach ihrem Tod war Dad ziemlich am Ende. Er hatte Mom wirklich geliebt, und ihr Verlust trieb ihn anscheinend in den Abgrund. Er war ständig betrunken und wollte schlicht nicht mehr leben. Er hatte kein einfaches Leben gehabt. Im Zweiten Weltkrieg war er über ein Jahr in deutscher Kriegsgefangenschaft gewesen. Er sprach nie über seine Erlebnisse, aber offenbar konnte er die Erfahrungen nie verwinden. Zu allem Übel hatte er noch einen beinahe tödlichen Unfall in Alaska, und zwar erhielt er bei der Arbeit einen schweren Stromschlag und lag sechs oder acht Monate im Krankenhaus. Als er heimkam, litt er unter furchtbaren Kopfschmerzen. Sie haben ihn den Rest seines Lebens gequält.

Aus welchem Grund auch immer gab er Smokie und mir die Schuld an seinem Kummer. Vielleicht dachte er, wenn es uns nicht gäbe, wäre sie noch am Leben. Wohlverstanden nicht unsere Mom, sondern seine Frau.

In dieser Zeit sprachen Smokie und ich, während wir zur Bushaltestelle für die Schule gingen, meist darüber, ob wir wohl die kommende Nacht überleben würden, vom ganzen Schuljahr gar nicht zu reden. Wir lebten jeden Tag in Furcht und Schrecken. Wir hatten das Gefühl, nirgends sicher zu sein, auf dem Weg eine Straße hinunter, die kein gutes Ende nehmen konnte.

Dad trank so viel, dass er nicht schlafen konnte. Es kam so weit, dass er uns viele Nächte wach hielt. Er rannte herum, brüllte und schrie uns an, schlug uns und stieß uns herum. Unser Esstisch war aus solider Eiche, ebenso wie die Stühle darum herum. Ich starrte immer die Maserung an, wenn wir wieder mal hier sitzen und uns sein Gebrüll anhören mussten.

Es wurde sehr spät, bis er endlich vollständig betrunken war. Der Holzofen in der Ecke war längst ausgegangen und das Haus ausgekühlt. Dad holte uns dann aus dem Bett, und wir mussten in der Unterwäsche am Tisch sitzen, zitternd vor Kälte und in Erwartung dessen, was geschehen würde. Er merkte nie etwas von unserer Angst, unserem Unbehagen, weil er selbst so voll von seinem eigenen „Frostschutzmittel“ war.

***

Eines Nachts trieb uns Dad etwa um Mitternacht aus dem Bett. Er hatte seit kurz nach dem Abendessen getrunken. Wir mussten am Tisch sitzen, während er ein paar Stunden auf uns einbrüllte. Es muss zwei oder drei Uhr früh gewesen sein, und wir bettelten darum, wieder ins Bett zu dürfen.

Aber nein. Er ging vom Tisch zum Kühlschrank und holte eine seiner geliebten Wodkaflaschen heraus. Er nahm einen Schluck, und darauf trank er ein Bier. Es war sein Ritual. Wenn er aus der Küche zurückkam, fragte er: „Was schaut ihr so blöd, ihr kleinen Bankerte?“ Das war der Anstoß für die nächste Prügelparty, und wir waren die Ehrengäste.

Dad hatte eine Reitgerte mit einem Plastikknauf, mit der er uns gern traktierte (sicher ist das der Grund, warum ich heute noch kein Freund von Reitgerten bin). Wir hatten zu viel Angst, um wegzulaufen, denn Dad sagte uns immer, wir würden es damit nur noch schlimmer machen. Aber in dieser Nacht war er wirklich volltrunken, und wir konnten es nicht mehr aushalten. Wir hatten genug. Wir hatten genug davon, grün und blau geschlagen zu werden und übermüdet in die Schule zu gehen, und so rannten wir davon.

Das Haus war toll geeignet für eine Jagd. In der Mitte war eine Art Insel, und ein Vollkreis führte von der Küche durchs Badezimmer ins Wohn- und Esszimmer und wieder zurück.

Wir rannten durch die Küche, ich voraus, Smokie dicht hinter mir. Dad war auf der anderen Seite des Hauses und versuchte uns einzuholen. Plötzlich hielt Smokie an, zog die Schublade mit dem Besteck heraus und packte ein Steak-Messer. Die Verzweiflung in seinen Augen erschreckte mich, aber ich verstand. Smokie würde sich nicht noch einmal schlagen lassen. Er würde ab jetzt für uns sorgen.

Ich wusste, wenn Dad ihn mit dem Messer sah, würde Smokie es benutzen müssen, denn andernfalls würde Dad es ihm wegnehmen und ihn damit umbringen. Ich nahm alles an innerer Ruhe zusammen, was mir geblieben war, und flüsterte: „Smokie, leg bitte das Messer in die Schublade zurück. Er darf es nicht sehen.“

Smokie hielt einen Augenblick inne. Es war fast, als hätte Gott meinen Dad gerade lang genug außer Sicht gehalten, dass Smokie das Messer zurücklegen konnte.

Der Augenblick dauerte vielleicht eine halbe Sekunde, aber keiner von uns wird ihn je vergessen.

Dad fing Smokie und schlug auf ihn ein. „Dad, bitte“, flehte ich. „Bitte nicht. Tu ihm bitte nicht weh.“

Dad sah mich an und sagte: „Geh du mir vom Arsch.“

Ich weiß nicht, warum, aber ich sagte: „Ich bin nicht auf deinem Arsch.“

Das war ein großer Fehler. Er ließ von meinem Bruder ab und kam auf mich zu. Ich saß in der Falle, der einzige Ausweg führte durch die Vordertür. Ich stürzte darauf zu, und aus irgendeinem Grund verfolgte Dad mich nicht. Zu blau vermutlich.

Es war mitten im Winter, unter Null Grad, und es lag Schnee. Hier im Freien, in meiner Unterwäsche, hatte ich nur sehr wenige Möglichkeiten.

Die beste Möglichkeit bot mein Bluthund Duke. Duke lebte im Hof, in einem großen liegenden Fass mit einem Bündel Stroh darin. Er wog ungefähr 110 Pfund, einiges mehr als ich, aber ich kroch zu ihm ins Fass und kuschelte mich an ihn. Duke hielt mich warm; sonst wäre ich wahrscheinlich erfroren.

Duke und ich blieben ein paar Stunden im Fass, und dann begann ich, mir Sorgen zu machen. War Smokie da drin okay? War er tot, wenn ich ins Haus kam? Wenn ja, würde Dad mich dann ebenfalls umbringen? Das alles sind kaum Gedanken, wie ein kleiner Junge sie haben sollte. Ich hatte sie. Und ich wusste nicht, was tun.

Schließlich wurde die Kälte trotz Duke allzu grimmig, und ich schlich mich zurück ins Haus. Zum Glück war Dad so voll, dass er, als ich hereinkam, mich nur ansah und fragte: „Kommst ’n du her?“ Er hatte schon alles vergessen.

Smokie war in Ordnung. Dad hatte inzwischen so viel getrunken, dass er, als wir wieder fragten, ob wir ins Bett gehen dürften, uns einfach gehen ließ.

Wir bekamen nur ein paar Stunden Schlaf, bevor wir in die Schule mussten, aber alles in allem – und ich weiß, das klingt nach ultimativer Verdrängung – war es ganz gut ausgegangen, verglichen mit dem, was hätte passieren können.

Mom war etwa ein Jahr tot, als Dad in der Zeitschrift Western Horseman eine Annonce für eine Haushälterin aufgab. Er suchte nicht wirklich eine Haushälterin, er suchte eine Frau für sich. Und er fand eine: Eine Dame namens Norma zog mit ihrem Sohn Tom, einem netten Jungen ungefähr in meinem Alter, aus Indiana zu uns, und es dauerte nicht lang, bis sie und Dad verheiratet waren. Das jedenfalls sagte er uns. Eine Haushälterin war sie keinesfalls, eher eine Bettgenossin für ihn und eine Art Mom-Imitat für Smokie und mich.

Zwei oder drei Monate lang nahm Dad sich zusammen. Norma sollte nicht denken, er wäre so was Ähnliches wie das, was er wirklich war. Dann hatte er immer weniger Hemmungen ihr gegenüber, und die Trinkerei wurde wieder schlimmer.

Eines Nachts spielte Dad verrückt. Schwer zu sagen, warum, weil es meistens nichts war, was ein vernünftiger Mensch verstanden hätte. Er hielt uns wach, fluchte und brüllte herum. Norma ging ins Bett. Ich sah, dass sie sich echt Sorgen um Tom machte und sich fragte, in was sie da hineingeraten war.

Dad hatte uns nicht mehr geschlagen, seit Norma im Haus war, aber in jener Nacht tat er es. Er schlug Smokie erst mit der berüchtigten Reitgerte, dann drehte er sie um, hielt sie wie einen Polizeiknüppel und bearbeitete ihn mit dem Knauf weiter. Anschließend ohrfeigte er mich und boxte auf mich ein. Ich kauerte mich hin, den Kopf in eine Ecke gequetscht. Dad hatte den Absatz auf meiner Kehle und hielt eine Bratpfanne in der Hand. Ich wusste, dass Smokie mir geholfen hätte, aber es war nicht mehr viel von ihm übrig, nachdem ihn Dad bewusstlos geschlagen hatte.

Nie werde ich den Ausdruck auf Dads Gesicht vergessen, als er brüllte: „Ich bring dich um, du beschissener kleiner Hurensohn.“

Dad prügelte mich zwar halbtot, aber die Bratpfanne setzte er nicht ein. Er war zu betrunken, um mich hochzuheben. Wahrscheinlich wäre er auf mich gefallen, wenn er es versucht hätte. Das war wahrscheinlich das Einzige, was ihn aufhielt.