Wenn YouTube-Star Michael Buchinger aufzählt, was ihn täglich auf die Palme bringt, schlägt ihm garantiert viel Sympathie entgegen. Ob Menschen, die im Kino reden, zweischneidige Komplimente oder Manieren, die zu wünschen übriglassen: Erfrischend unverblümt und urkomisch überspitzt beschreibt der Comedian die zahlreichen kleinen Situationen im Leben, die uns so häufig auf die Nerven gehen.
Ein Buch zum Mitärgern und Mitlachen.
Michael Buchinger
Hasst du noch alle?!
Gesunde Kekse, leere Versprechen und Partyspiele.
333 Gründe, um täglich aus der Haut zu fahren
Wilhelm Heyne Verlag
München
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Copyright © 2021 by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Redaktion: Dr. Henning Thies
Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich
unter Verwendung eines Fotos von: © Dominik Pichler
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN: 978-3-641-27333-0
V002
www.heyne.de
Inhalt
Vorwort
I. FILM, FERNSEHEN UND KONZERTE
II. PARTYS
III. REISEN
IV. RESTAURANTS
V. LIEBE UND DATING
VI. INTERNET
VII. MANIEREN
VIII. SHOPPING
IX. GESUNDHEIT UND WELLNESS
X. KOMMUNIKATION
XI. LEUTE, ORTE UND DINGE
Danksagung
Vorwort
Wie heißt es so schön? Man kann nicht nur von Luft und Liebe leben – und das ist völlig richtig! Zu einem guten Leben gehört meiner Meinung nach auch eine gehörige Prise Hass, und das meine ich völlig ernst. Bin ich etwa auf einer Party und habe die Wahl, mich neben eine Person zu setzen, die über Regenbögen, Sonnenblumenfelder, Kinderlachen und andere Dinge spricht, die sie von ganzem Herzen liebt, oder mich zu einem Menschen zu gesellen, der mit einem Glas Wein in der Hand über hassenswerte Dinge wie Menschenmassen, Leute, die im Kino quatschen, oder diese komische Hippie-Person am anderen Ende der Party lästert, die nur über Liebe spricht, würde ich mich jedes Mal für das hassende Lästermaul entscheiden.
Aber warum? Ganz einfach: Hass verbindet! Klar, die meisten von uns mögen süße Katzenbabys und den Sonnenaufgang, aber ich würde auf diese 08/15-Vorlieben keine Freundschaft aufbauen – dann wäre ich ja mit der halben Weltbevölkerung befreundet, und so viel Zeit habe ich nun wirklich nicht. Aber zeig mir eine Person, die gesteht, dass sie Menschen, die auf Rolltreppen auf der falschen Seite stehen, gerne treten möchte oder einen irrationalen Hass gegen jene Artgenossen schürt, die Gnocchi als »Gnotschi« aussprechen, und ich zeige dir einen Freund fürs Leben. »Endlich spricht es mal jemand aus!«, würde ich jauchzen und auf den Trümmern des gemeinsamen Hasses eine wunderbare Freundschaft gedeihen lassen.
»Aber Michi, Hass ist so ein starkes Wort, und du solltest es wirklich nicht verwenden. Ich finde, es gibt bereits genug Hass auf der Welt…«, denken sich manche von euch bestimmt und legen schockiert die Hand auf die Brust. Ich hab‘s verstanden, Leonie: Du bist ein guter Mensch, der noch nie einen bösen Gedanken hatte. Wie schön für dich! Bitte schlag dieses Buch wieder zu und investiere deine Zeit anderswo; gibt es nicht irgendwo eine Brandy-Melville-Store-Eröffnung, bei der du sein solltest? Abgesehen davon würde ich mich ebenfalls als guter Mensch bezeichnen: Genau so, wie es in der Bibel steht, liebe ich meinen Nächsten – aber ich hasse meinen Übernächsten und meinen Überübernächsten, und meinen Überüberübernächsten…
Und wenn wir schon bei Wörtern sind, die inflationär verwendet werden, möchte ich gerne mal wieder gegen die gute alte Liebe sticheln: Ständig muss ich mir von meinen Mitmenschen anhören, wie sehr sie ihren neuen Smoothie-Maker oder diesen 4,99 Euro-Chardonnay aus dem Supermarkt lieben. Ist lieben nicht auch ein starkes Wort? Liebst du deinen Smoothie-Maker wirklich? Möchtest du ihn deinen Eltern vorstellen, einen romantischen Abend mit ihm verbringen und »schauen, was passiert«, wenn ihr schon ein bisschen angetrunken seid und gemeinsam am Sofa chillt? Eben.
Natürlich hasse ich Leute, die zu oft blinzeln oder im italienischen Restaurant mit den Kellnern Italienisch sprechen nicht so sehr, wie ich Krieg, Ungerechtigkeit und diese Maus hasse, die seit Wochen ihr Unwesen in meiner Wohnung treibt und meine Schuhsammlung mit einer WC-Anlage zu verwechseln scheint. Wer wirklich so ein starkes Problem mit meiner Wortwahl hat, kann sich statt jedem »Ich hasse […]« ja einfach »Ich finde […] echt meeega nervig!!!« denken, aber ganz ehrlich: »Michaels mega-nervig-Liste« hat wohl kaum den gleichen Wortklang und für meinen Geschmack auch zu wenige hasserfüllt zischende S-Laute.
Apropos Hass-Liste! Vielleicht sollte ich euch erzählen, wie ich dazu kam, mittlerweile mit Hass mein Geld verdienen zu dürfen. Es war im Juli 2013, als ich aus einer (Wein-)Laune heraus beschloss, als Gegenstück zu all den »Favoriten-Videos« auf YouTube ein Video auf meinem Kanal zu veröffentlichen, in dem ich über all die Dinge sprach, die ich in diesem Monat hasste: meine erste Hass-Liste! Die Resonanz auf dieses Video übertraf meine Erwartungen, und die Leute konnten es nicht lassen, in den Kommentaren gehörig Dampf abzulassen und mir zu schildern, was sie selbst alles gehasst haben.
So beschloss ich, ein regelmäßiges Format aus meinem Alltagshass zu machen, welches sich bis zum heutigen Tag großer Beliebtheit erfreut, ein paar Preise gewonnen hat, zu einem Bühnenprogramm geworden ist und dazu geführt hat, dass mich die Leute regelmäßig auf der Straße aufhalten, um mir in einem endlosen Wortschwall zu erklären, was sie gerade alles hassen, als wäre ich ein Pfarrer des Hasses und Empfänger der heiligen Hass-Beichte. Da haben wir’s wieder: Hass verbindet!
In diesem Buch erwarten euch 333 Hass-Punkte, die ich in Kapitel wie »Partys«, »Reisen« oder »Internet« unterteilt habe, und bei deren Lektüre ihr euch hoffentlich »Ja!! Endlich spricht mal jemand aus, was ich mir schon so lange denke!« sagt und nicht: »Oy, was ist das denn für ein Buch? Habe ich die Rechnung noch?« Und weil auch ein Querulant wie ich mal eine kleine Meckerpause braucht, habe ich zwischendurch für euch ein paar Listen mit Vorschlägen, wie man es besser machen könnte, damit die Welt ein schönerer Ort wird, in dem alle sich so verhalten, wie ich es ihnen sage.
Ach ja, eine Sache noch: Da mein Hass sehr persönlich und aus meinem Leben gegriffen ist, wollen die Leute immer von mir wissen, was denn bloß passiert, wenn meine Freunde mitbekommen, was ich mal wieder Böses über sie gesagt oder geschrieben habe. »Sind die dann nicht sauer?« Um auf Nummer sicher zu gehen, ändere ich immer, so auch in den folgenden Zeilen, die Namen und Alleinstellungsmerkmale der Leute, damit sich ja niemand wiedererkennt und mich vor Gericht zerrt – obwohl ich schon genau weiß, was ich anziehen würde, um die Geschworenen zu bezirzen.
(Lustigerweise passiert es selbst nach diesen Anpassungen manchmal, dass Leute mich konfrontieren. »Wie kannst du so etwas Gemeines über Alisa sagen?«, wollen sie etwa wissen, und darüber kann ich wirklich nur schmunzeln: Ich habe in meiner Erzählung ihren Namen und ihren Job geändert, und du hast sie trotzdem als »diese anstrengende Person, die ständig mit offenem Mund kaut«, erkannt? Heilige Maria, dann muss Alisa ja wirklich anstrengend sein.)
Wie dem auch sei, als jemand, der lange Vorworte hasst, werde ich mein eigenes nun beenden und euch auf den kommenden Seiten verraten, welche anstrengenden Dinge mich tagtäglich aus der Haut fahren lassen. Viel Spaß!
I.
FILM, FERNSEHEN UND KONZERTE