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Für Susan
Aus dem Englischen von Patricia Klobusiczky
Vollständige E-Book-Ausgabe der im Berlin Verlag erschienenen Buchausgabe
1. Auflage 2013
ISBN 978-3-8270-7617-5
Wir danken Dietrich H. Fischer für die freundlich erteilte Abdruckgenehmigung seiner Übersetzung des Gedichtes Hinweise auf die Unsterblichkeit.
© 2003 Dietrich H. Fischer
Die Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel Solo bei Jonathan Cape, London
© 2013 Ian Fleming Publications Limited
James Bond and 007 are registered trademarks of Danjaq LLC,
used under licence by Ian Fleming Publications Ltd.
Für die deutsche Ausgabe
© Berlin Verlag in der Piper Verlag GmbH, Berlin 2013
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Datenkonvertierung: Greiner & Reichel, Köln
»Nicht dafür hub ich an zu dieser Ode,
dem Dank gewidmet und dem Lobe:
Nein, jenen widerspenst’gen Fragen bin ich zugewandt,
was durch die Sinne von der Außenwelt bekannt,
was wir verloren, was entschwand –
den schieren Ängsten einer Kreatur,
in Welten sich bewegend, die sie nicht erfassen kann …«
William Wordsworth, Hinweise auf die Unsterblichkeit
Vorbemerkung des Autors
Beim Verfassen dieses Romans habe ich mich an die Chronologie und biografischen Details in James Bonds »Nachruf« gehalten, der in Man lebt nur zweimal abgedruckt ist, dem letzten James-Bond-Roman, der noch zu Ian Flemings Lebzeiten veröffentlicht wurde. Und so darf man annehmen, dass er die verbindlichen Fakten enthält, die Bonds Schöpfer der Nachwelt hinterlassen wollte. Damit werden diverse Ungereimtheiten aus den früheren Romanen aufgehoben. Folgerichtig übernehme ich hier für James Bond das Geburtsjahr, das Ian Fleming ihm schlussendlich zugedacht hat: 1924.
TEIL EINS:
EINBRUCH UND DIEBSTAHL
1. Im Traum beginnt Verantwortung
James Bond träumte. Seltsamerweise wusste er auf Anhieb, wo und wann der Traum sich abspielte – es war im Krieg und er war sehr jung und lief allein auf einem eingesunkenen Feldweg in der Normandie, inmitten von dichten Schlehenhecken. In seinem Traum bog Bond ab und erblickte in einem flachen Graben am Rand des schlammigen Pfads die durchnässten, zusammengedrängten Leichen von drei britischen Fallschirmjägern. Schockiert hielt er inne – der leblose Haufen schien auf eigenartige Weise Teil des Erdreichs zu sein, er erinnerte eher an ein aufkeimendes Gewächs als an menschliche Wesen –, aber von hinten kam wütendes Gebrüll, er solle weitergehen. Jenseits des Grabens schritt ein Bauer hinter seinem Kaltblütergespann einher und pflügte geschäftig seinen Acker, als fände der Krieg nicht statt und als hätten diese toten Männer und die kleine Kommandopatrouille, die bang und wachsam seinen Wirtschaftsweg entlangging, absolut nichts mit seinem Alltag zu tun –
Bond fuhr aus dem Schlaf hoch. Der Traum hatte ihn durch seine ungeheure Anschaulichkeit und gespenstische Präzision nachhaltig verstört. Sein Herz pochte vernehmlich, als liefe er immer noch zielstrebig über diesen schlammigen Weg an den toten Fallschirmjägern vorbei. Er dachte über den Zeitpunkt nach: Er konnte ihn genau benennen – es war am späten Vormittag des 7. Juni 1944 gewesen, einen Tag nach der Invasion in Frankreich – am Tag nach dem D-Day. Warum träumte er vom Krieg? Bond verirrte sich nur selten in den finsteren Wald seiner Erinnerungen an damals. Mit beiden Händen fuhr er sich durchs Haar und schluckte. Er hatte Halsschmerzen. Zu viel Alkohol am Vorabend? Er griff nach dem Wasserglas auf seinem Nachttisch und trank ein paar große Schlucke. Dann legte er sich wieder hin, um über die Ereignisse vom 7. Juni 1944 zu sinnieren.
Mit einem grimmigen Lächeln stand er schließlich auf und ging nackt ins Bad. Das Dorchester verfügte über die besten Duschen ganz Londons, mit kraftvollem Wasserstrahl, der seine Haut auf fast schmerzhafte Weise zum Prickeln brachte, während die traumatischen Erinnerungen an jenen Tag im Jahr 1944 langsam fortgespült wurden. Die letzten zwanzig Sekunden duschte er kalt. Allmählich wurde es Zeit für das Frühstück. Sollte er es im Zimmer oder unten im Speisesaal einnehmen? Unten, beschloss er, dort würde alles frischer sein.
Bond rasierte sich und schlüpfte in einen Anzug aus dunkelblauem Kammgarn, kombiniert mit einem hellblauen Hemd und einer schwarzen Seidenstrickkrawatte. Als er den Knoten festzog, fielen ihm unwillkürlich weitere Details ein. Damals war er neunzehn Jahre alt, Leutnant im Sicherheitsdienst der Marine-Freiwilligenreserve und als »Beobachter« der BRODFORCE zugeteilt, die zur 30 Assault Unit gehörte, einem Elitekommando, das Geheimnisse der Gegenseite – Dokumente, Akten und Verschlüsselungsgeräte – aufspürte und alle Plünderungen, die nach der Schlacht zulässig sind, durchführte. Tatsächlich hielt Bond Ausschau nach einer neuen Version der Chiffriermaschine, die die Wehrmacht benutzte, und wollte durch rasches Eingreifen den Feind überrumpeln und jede Gegenwehr von vornherein ausschließen.
Am D-Day und am Tag danach landeten verschiedene kleine Untereinheiten der 30 AU an den Stränden der Normandie. BRODFORCE war die kleinste, nur zehn Kommandosoldaten, mit einem Offizier, Major Niven Brodie – und Leutnant Bond. Eine Stunde nach Sonnenaufgang hatten sie im Jig-Sektor von »Gold Beach« ihr Landungsboot verlassen und wurden in einem Armeelaster nach Sainte Sabine gebracht, einem Provinzstädtchen unweit des Chateau Malflacon, Hauptquartier der SS in dieser Region. Von dort aus rückten sie gemeinsam mit einem Vorstoßtrupp der Kanadischen Infanterie zu Fuß über die tiefen, schmalen Wege der normannischen Bocage vor. Der Vorstoß vom »Gold Beach« ins Hinterland war so schnell erfolgt, dass es keine richtige Front gab. BRODFORCE eilte den britischen und kanadischen Einsatzkräften voraus, um sich so schnell wie möglich die Beute einzuverleiben, die sie im Chateau Malflacon vorfinden würden. Und als sie unterwegs die toten Fallschirmjäger gesehen hatten, war es Major Brodie höchstselbst, der Bond angeherrscht hatte, er solle weitergehen …
Bond kämmte sich und strich die widerspenstige Locke zurück, die ihm ständig in die Stirn fiel. Vielleicht sollte er sich anders frisieren, so wie dieser Fernsehfritze – wie hieß er doch gleich? –, mit einem kurzen Pony, ganz ohne Scheitel, wie es jetzt Mode war. Nein, dachte er, pas mon style. Wieder schluckte er – er hatte wirklich Halsschmerzen. Er verließ das Zimmer, schloss die Tür ab und ging zum Lift. Während er den Knopf drückte, dachte er, ja, Rührei mit Speck, jede Menge Kaffee, eine Zigarette, dann wäre alles wieder im Lot –
Die Lifttüren öffneten sich.
»Guten Morgen«, sagte eine Frauenstimme von drinnen.
»Morgen«, erwiderte Bond mechanisch und trat hinein. Den Duft erkannte er auf Anhieb – die Vanille- und Irisnoten von Guerlains Shalimar. Ein unvergesslicher Duft, den seine Mutter früher benutzt hatte. Ihm war, als hätte er die Tür zu seiner Kindheit geöffnet. So vieles aus seiner Vergangenheit stürmte heute auf ihn ein, dachte Bond und blickte zu der Frau, die in der Ecke lehnte. Sie lächelte ihm zu, mit einer fragend hochgezogenen Augenbraue.
»Alles Gute zum Geburtstag?«, sagte sie.
»Woher wissen Sie, dass ich Geburtstag habe?« Bond gelang es mit einiger Mühe, nicht allzu überrascht zu klingen.
»War bloß geraten«, erklärte sie. »Es ist mir nicht entgangen, dass Sie gestern Abend gefeiert haben. Genau wie ich – das merkt man sofort. Feiernde unter sich.«
Bond räusperte sich, die Hand am Krawattenknoten, und rief sich den Vorabend in Erinnerung. Die Frau hatte ebenfalls im Speisesaal gesessen, ein paar Tische von ihm entfernt.
»Stimmt«, sagte er etwas zerknirscht. »Ich habe Geburtstag …« Er spielte auf Zeit, sein Verstand kam nur langsam in Gang. An diesem Morgen war er definitiv nicht auf dem Posten. Der Lift surrte nach unten in die Lobby.
»Und Sie … was haben Sie gefeiert?«, fragte er. Jetzt fiel es ihm wieder ein – sie hatten beide Champagner getrunken und einander von fern zugeprostet.
»Den vierten Jahrestag meiner Scheidung«, antwortete sie trocken. »Das ist mittlerweile ein festes Ritual. Ich gönne mir Cocktails, ein festliches Abendessen, Jahrgangschampagner und eine Nacht im Dorchester – und dann schicke ich ihm die Rechnung.«
Die Frau war hochgewachsen, langgliedrig, Bonds Schätzung nach etwa Mitte dreißig, sie hatte ein schönes, markantes Gesicht und dicke, honigblonde Haare, schulterlang und in einer schwungvollen Welle nach außen frisiert. Blaue Augen. Skandinavierin? Sie trug einen einteiligen Hosenanzug aus marineblauem Jersey mit einem auffälligen goldenen Reißverschluss, der knapp oberhalb der Lenden ansetzte und bis zum Hals reichte. Der enganliegende Stoff brachte ihre vollen Brüste zur Geltung, wie Bond anerkennend registrierte. Für den Bruchteil einer Sekunde flackerte Lust in seinen Augen auf, ein bewusstes Signal, das von seinem Gegenüber sofort erwidert wurde: Botschaft angekommen.
Die Lifttüren gingen mit einem »Ping« auf – Erdgeschoss.
»Einen schönen Tag noch«, sagte sie lächelnd und entschwand in die weitläufige Lobby.
Im Speisesaal bestellte Bond eine große Portion Rührei und dazu ein halbes Dutzend Scheiben grünen Speck, gut durchgebraten. Während er auf sein Frühstück wartete, nahm er einen tüchtigen Schluck starken, schwarzen Kaffee und steckte sich die erste Zigarette des Tages an.
Man hatte ihm den gleichen Tisch zugewiesen wie am Vorabend. Die Frau hatte zu seiner Linken gesessen, drei Tische weiter in der Ecke, so dass Bond den Kopf nur leicht zu drehen brauchte, um eine perfekte Sicht zu haben und ihr eine ebenso perfekte Sicht zu bieten. Vor dem Essen hatte Bond zwei Dry Martinis im Fielding’s getrunken, dem privaten Spielkasino, wo er beim Chemin de fer binnen zwanzig Minuten fast hundert Pfund verlor, aber davon wollte er sich auf keinen Fall den Abend verderben lassen. Zur Vorspeise, gebratenen schottischen Jakobsmuscheln mit einer Beurre-Blanc-Sauce, hatte er eine Flasche Taittinger Rosé 1960 bestellt, und als er das Glas erhob, um sich selbst – im Stillen – zum 45. Geburtstag zu gratulieren, fiel ihm die Frau ins Auge, die wenige Tische von ihm entfernt mit einer geradezu spiegelbildlichen Geste ebenfalls ihr Champagnerglas erhob. Ihre Blicke trafen sich – Bond zuckte mit den Schultern, lächelte und prostete ihr amüsiert zu. Sie prostete zurück, und damit war die Sache für ihn erledigt gewesen. Als sie ging, nahm er gerade die Flasche Chateau Batailley 1959 in Augenschein, die er zum Hauptgang – Rinderfilet, blutig, mit Pommes dauphinoises – trinken wollte, so dass er die Frau kaum wahrgenommen hatte, als sie flink an seinem Tisch vorbeilief. Er bemerkte nur, dass sie groß und blond war, ein cremefarbenes Kleid trug und ihre Schuhe mit kleinen, klobigen goldenen Absätzen versehen waren, die im Licht der Tischlampen aufleuchteten, als sie den Speisesaal verließ.
Er streute ein bisschen Pfeffer auf sein Rührei. Eine ordentliche Mahlzeit war die erste unabdingbare Voraussetzung für einen gelungenen Start in den Tag. Er hatte seiner Sekretärin gesagt, dass er nicht ins Büro kommen würde – das war Teil seines Geschenks an sich selbst. Unmöglich, seinen 45. Geburtstag mit der Aussicht auf einen ganz gewöhnlichen Arbeitstag zu begehen, genauso unmöglich, wie ihn ohne ein anständiges Frühstück zu beginnen. Er bestellte ein weiteres Kännchen Kaffee – die heiße Flüssigkeit tat seinem Hals gut. Seltsam, dass diese Frau im Lift aufgetaucht war, noch seltsamer, dass sie seinen Geburtstag erraten hatte … Komischer Zufall. Er rief sich einen der wichtigsten Leitsätze seines Berufsstands in Erinnerung: Was nach Zufall aussieht, ist höchstwahrscheinlich keiner. Dessen ungeachtet gab es im Leben ständig echte Zufälle, das war nicht zu leugnen. Außerdem war diese Frau sehr attraktiv. Ihm gefiel die Art, wie sie sich frisierte. Gepflegt, aber natürlich –
Der Oberkellner bot ihm ein Exemplar der Times an. Bond warf einen Blick auf die Schlagzeile – »Vietcong-Offensive mit herben Verlusten abgewehrt« – und winkte ab. Heute nicht, vielen Dank. Dieser Reißverschluss an ihrem Anzug – ihrem Catsuit – war die reinste Provokation, er schrie danach, aufgezogen zu werden. Bond lächelte insgeheim, während er sich den Vorgang ausmalte, und trank weiter Kaffee – noch gehörte er nicht zum alten Eisen.
Bond kehrte in sein Zimmer zurück und packte ein, was er am Vorabend getragen hatte, Smoking, Hemd und Unterwäsche. Dann steckte er seinen Kulturbeutel in die Reisetasche und vergewisserte sich, dass er nichts vergessen hatte. Wegen seiner Schmerzen würde er ein paar Aspirin nehmen müssen. Der Kaffee hatte sie vorübergehend gelindert, doch jetzt fühlte sich sein Hals dick und geschwollen an, er konnte kaum schlucken. Grippe? Eher eine Erkältung – Fieber hatte er zum Glück nicht. Außerdem stand ihm der ganze Tag zur freien Verfügung – er musste zwar ein paar Pflichten nachkommen, aber er würde sich auch etliche Geburtstagsfreuden genehmigen.
Am Empfang scharte sich ein Dutzend japanische Touristen, die offenbar alle gleichzeitig nach der Rechnung verlangten. Bond nahm eine Zigarette aus seinem Etui und stellte dabei leicht beunruhigt fest, dass er am Vorabend mehr als dreißig geraucht haben musste. Er hatte das Etui aufgefüllt, bevor er ins Kasino ging. An diesem Tag verbat sich allerdings jeder Gedanke an Verzicht und Selbstdisziplin, ganz im Gegenteil, er wollte ihn in vollen Zügen genießen. Just als er sein Feuerzeug aus der Tasche holte, stieg ihm wieder der Duft von Shalimar in die Nase und eine vertraute Frauenstimme fragte: »Hätten Sie mal Feuer für mich?«
Während Bond ihr Feuer gab, hielt sie seine Hand mit zwei Fingern fest. Zu ihren Füßen lag eine kleine Reisetasche aus cremefarbenem Leder. Sie checkte also ebenfalls aus – Zufall? Bond steckte seine Zigarette an und sah ihr direkt in die Augen. Sie blies den Rauch seitlich weg und erwiderte ungerührt seinen Blick.
»Folgen Sie mir oder folge ich Ihnen?«, sagte sie.
»Wir laufen uns recht oft über den Weg, so viel steht fest«, antwortete er. Er streckte die Hand aus. »Mein Name ist Bond, James Bond.«
»Bryce Fitzjohn.« Beim Händeschütteln bemerkte Bond mit Wohlgefallen, dass sie kurze, unlackierte Fingernägel und einen festen Händedruck hatte. »Feiern Sie Ihren Geburtstag immer allein?«
»Nicht immer«, sagte Bond. »Dieses Jahr war mir einfach nicht nach Gesellschaft.«
Sie blickte auf, als die Japaner sich zerstreuten.
»Na endlich«, sagte sie. Bond meinte den Hauch eines Akzents zu erkennen. Bryce Fitzjohn – Irin?
»Nach Ihnen«, sagte Bond.
Sie öffnete ihre Handtasche und zog eine Visitenkarte heraus.
»Meinen Scheidungstag begehe ich am Schluss immer mit einer kleinen Cocktailparty. Heute Abend bei mir. Es kommen ein paar unterhaltsame und interessante Leute. Sie sind herzlich eingeladen. Um sechs geht es los, und dann sehen wir, wie sich der Abend entwickelt.«
Bond nahm die Visitenkarte entgegen – jetzt läuteten bei ihm ganz leise die Alarmglocken. Sie spielte mit offenen Karten. Die blauen Augen waren aufrichtig. Ich würde Sie gern wiedersehen, war die Botschaft – und vielleicht könnten wir uns später auch anders verlustieren, lautete der Subtext.
»Leider bin ich schon vergeben«, sagte Bond mit einem verbindlichen Lächeln und steckte die Karte dennoch ein. »Das bedaure ich sehr.«
»Macht nichts«, sagte sie fröhlich. »Vielleicht treffen wir uns nächstes Jahr hier. Auf Wiedersehen, Mr Bond.«
Während sie zum Empfang schlenderte, ließ Bond die Rückseite ihrer perfekten Figur auf sich wirken. Er hatte genau das Richtige getan, es war die korrekte Vorgehensweise, und trotzdem fragte er sich, ob seine entschiedene Ablehnung nicht ein wenig voreilig gewesen war …
Bond fuhr mit dem Taxi zu seiner Wohnung in Chelsea. Als sie auf den Sloane Square bogen, hellte sich seine Stimmung auf. Der Sloane Square und die Albert Bridge waren die beiden Londoner Wahrzeichen, die sein Herz zu jeder Tages-, Nacht- und Jahreszeit höher springen ließen – hier war er zu Hause. Er wohnte gern in Chelsea – »jener belaubte stille kultivierte Spielraum …, wo ich werkte und wanderte«. Von wem stammten diese Zeilen? Spielt keine Rolle, dachte er, als er den Taxifahrer bat, ihn kurz vor dem baumbestandenen Wellington Square abzusetzen, denn sie drückten so oder so genau das aus, was er empfand. Er schlenderte über den Square zu seiner Haustür und noch während er in seinen Taschen nach dem Schlüssel suchte, machte ihm seine Haushälterin Donalda auf.
»Ach, schön, dass Sie wieder da sind, Sir. Wir haben leider ein Problemchen – die Maler haben im Wohnzimmer eine feuchte Stelle entdeckt.«
Bond folgte ihr in die Wohnung und ließ seine Reisetasche im Flur stehen. Donalda arbeitete seit sechs Monaten für ihn – sie war die Nichte von May, seiner langjährigen, treu ergebenen Haushälterin, die nach langem Zaudern schließlich doch in den Ruhestand getreten war, als sich Arthritis bemerkbar machte. May hatte sie ihm empfohlen: »So bleibt alles in der Familie, Mr James. Wir stehen uns sehr nah.« Donalda war eine schlanke junge Frau Ende zwanzig, wirkte streng und lächelte kaum. Sie schminkte sich nie und trug einen kurzen Pagenkopf mit Stirnfransen – in Bonds Augen eine Nonnenfrisur. Vermutlich hätte sie nur ein bisschen Mühe investieren müssen, um anziehender zu erscheinen, aber die Übergabe von Mays Verantwortungsbereich war so reibungslos vonstattengegangen, dass er nicht den geringsten Wunsch verspürte, diesen geregelten Ablauf in irgendeiner Weise zu stören. Nach einer zweiwöchigen Einarbeitungsphase, in der beide Frauen sich gemeinsam um seinen Haushalt gekümmert hatten, war May verschwunden und Donalda an ihre Stelle getreten. Für ihn hatte sich rein gar nichts geändert: Sein Kaffee war so stark wie immer, sein Rührei hatte die gleiche Konsistenz, seine Hemden wurden weiterhin perfekt gebügelt, die Einkäufe erledigt, die ganze Wohnung makellos sauber gehalten. Donalda hatte sich so nahtlos in seinen Alltag eingefügt, als hätte sie von Kindesbeinen an dafür geübt.
Bond betrat das Wohnzimmer. Die Teppiche waren zusammengerollt, die hohen Regale leer – seine Bücher allesamt in Kisten verpackt und eingelagert –, die Dielen bloß und die Möbel in die Mitte des Raums geschoben und mit Planen bedeckt. Der beißende Geruch frischer Farbe kitzelte ihn in der Nase. Tom Doig, der Innenarchitekt, zeigte ihm den feuchten Fleck, der beim Verrücken eines Schreibschranks in der Westecke zum Vorschein gekommen war. Bond erteilte ihm etwas unwillig die Erlaubnis, nach den Ursachen zu forschen, und stellte ihm für die noch anstehenden Arbeiten einen Scheck über 125 Pfund aus. Seit Jahren hatte er sich vorgenommen, seine Wohnung renovieren zu lassen. Die Lage und die Größe sagten ihm sehr zu und er wollte auf keinen Fall umziehen. Außerdem betrug die Vertragslaufzeit noch 44 Jahre. Bond rechnete – dann bin ich 89, wenn ich es überhaupt so lange mache. Was für einen Mann in seiner Branche äußerst unwahrscheinlich war. Der Gedanke ärgerte ihn – was kümmerte ihn die Zukunft? Was ihn interessierte und beglückte, war das Hier und Jetzt. Wie zum Beweis verbrachte er eine geschlagene Stunde damit, sämtliche Renovierungsarbeiten, die Doig bereits abgeschlossen hatte, zu überprüfen. An allem fand er etwas zu bemängeln.
Nachdem er Doig und seine Leute nachhaltig vergrätzt und verunsichert hatte, sagte er Donalda, sie brauche für ihn kein kaltes Abendessen vorzubereiten (um sechs hatte sie Feierabend), und ließ die Handwerker allein, so dass sie hinter seinem Rücken über ihn herziehen konnten.
Draußen schien eine diesige Nachmittagssonne, und die Luft war angenehm mild. Er bummelte in Richtung Westen über die King’s Road zum Café Picasso, um dort ein spätes Mittagessen einzunehmen. So belebt die King’s Road war, stellte Bond fest, dass er gar kein Auge hatte für die bunte Parade von Kauflustigen, Selbstdarstellern, Neugierigen, für die unbekümmerten, gut betuchten jungen Leute in ihren geradezu karnevalesken Aufzügen. Es gab da etwas (ein Geräusch oder vielleicht ein flüchtiges Bild), das die Erinnerung an seinen morgendlichen Traum wieder wachgerufen hatte, und er befand sich erneut in Nordfrankreich, im Jahr 1944, und lief durch einen alten Eichenwald auf ein einsames Schloss zu …
Für Bond sah es ganz danach aus, als wäre das Chateau Malflacon am D-Day einem Raketenangriff durch eine Hawker Typhoon zum Opfer gefallen. Die klassische Fassade war mit den flachen Einschlägen von RP-3-Raketen übersät und der linke Schlossflügel war komplett ausgebrannt, der verkohlte Dachstuhl schwelte noch im blassen Sonnenlicht. Bizarrerweise lag ein totes Shetlandpony auf der ovalen Rasenfläche, die vom Kiesrund der Einfahrt eingefasst wurde. Weit und breit war kein Fahrzeug zu sehen, und alles wirkte still und verlassen. Die Männer der BRODFORCE duckten sich unter die Bäume des dicht bewaldeten Schlossparks und warteten, während Major Brodie das Gebäude durch sein Fernglas musterte. Bond erinnerte sich an lautes Vogelgezwitscher. Es wehte eine leichte, kühle Brise.
Major Brodie schlug dann vor, dass Korporal Dave Tozer und Leutnant Bond sich anschleichen und die Rückseite des Schlosses erkunden sollten. Er würde ihnen zehn Minuten Vorsprung gewähren, bevor die restlichen Männer durch den Vordereingang stürmten, das Gebäude besetzten und mit der Durchsuchung anfingen.
Damals war die Sonne genauso blass und diesig wie heute, dachte Bond auf dem Weg zum Café Picasso – deswegen musste er an jenen 7. Juni zurückdenken, es war auch so ein lindlauer, friedlicher, zitronengelber Tag gewesen. Dave Tozer und er hatten sich quer durch den Wald geschlagen und waren an einem leeren Stallgebäude vorbeigeflitzt, bevor sie schließlich einen stattlichen, wenngleich vernachlässigten und dornenüberwucherten Obstgarten erreichten. Es waren vor allem Apfel-, Quitten- und Birnbäume, insgesamt rund sechzig oder siebzig, doch darunter befanden sich hier und da auch ein paar Kirschbäume, die bereits büschelweise dicke, braunrote Früchte trugen. »Na so was«, hatte Tozer gerufen und grinsend eine große Handvoll gepflückt. »Die sollten wir uns greifen, bevor die anderen kommen.« Bond wollte gerade die Hand heben, um Tozer zur Vorsicht zu mahnen, als er Holzrauch roch. Außerdem glaubte er, hinter dem Obstgarten Stimmen zu hören, während Tozer weiterhin auf die leuchtenden Kirschen zuhielt und dabei ein Kaninchenloch übersah. Sein linker Fuß verfing sich darin, und Tozer verdrehte sich den Knöchel, der mit einem vernehmlichen Knacksen brach, wie trockenes Kleinholz, das Feuer fängt.
Tozer ächzte vor Schmerz, doch da er die Stimmen inzwischen auch gehört hatte, verkniff er sich jeden Schrei. Er winkte Bond zu sich und flüsterte: »Nehmen Sie meine Sten.« Bond war selbst bewaffnet. Er zog seinen Webley-Revolver Kaliber .38 aus dem Gürtelhalfter und überreichte ihn widerstrebend Tozer, bevor er dessen Maschinenpistole aufhob und vorsichtig nach hinten schlich, in Richtung der Männerstimmen …
Bond setzte sich an einen Tisch draußen vor dem Café Picasso, immer noch in Gedanken versunken. Beim Blick in die Speisekarte zwang er sich zur Konzentration und bestellte bei der Kellnerin eine Portion Lasagne und ein Glas Valpolicella. Beruhige dich, ermahnte er sich, das ist vor einem Vierteljahrhundert passiert – in einem anderen Leben. Die Eindrücke, die er heraufbeschwor, waren aber so frisch, als stammten sie aus der vergangenen Woche. Die dicken, glänzenden Kirschen, Dave Tozers verzerrtes Gesicht, die Rauchschwaden und der Klang deutscher Stimmen – all das kam ihm mit überwältigender Klarheit wieder in Erinnerung.
Er sah sich um, froh über die Ablenkung, die ihm das ausgefallene Publikum des Cafés Picasso bot – dunkeläugige junge Frauen in kurzen Kleidchen, langhaarige junge Männer in Knautschsamt und Schaffellmänteln, ein ständiges Kommen und Gehen. Während er sein spontanes, spätes Mittagessen verzehrte, ließ er immer wieder den Blick schweifen. Er bestellte noch ein Glas Wein und einen Espresso und bewunderte die Brüste der jungen Frau am Nebentisch, die samt der kleinen Brustwarzen unter ihrer transparenten Gazebluse deutlich zu erkennen waren. Die aktuelle Mode hatte durchaus ihre Vorzüge, dachte Bond, den die zwanglose Erotik dieses Anblicks aufheiterte. Die junge Frau mit der durchsichtigen Bluse küsste nun hingebungsvoll ihren Freund, dessen Hand auf ihrem Oberschenkel ruhte.
Bond steckte sich eine Zigarette an und dachte unwillkürlich an die Frau aus dem Dorchester – Bryce Fitzjohn –, die ihm binnen knapp zwölf Stunden so oft begegnet war. War das verdächtig? Er spielte in Gedanken verschiedene Erklärungen durch, die ihm alle nicht schlüssig erschienen. Wie konnte sie wissen, dass er sich im Dorchester aufhielt? Wie konnte sie voraussehen, wann er in den Lift steigen würde? Das war unmöglich. Vielleicht nicht unmöglich, aber äußerst unwahrscheinlich. Allerdings hätte sie durchaus in der Lobby warten können, bis er auscheckte … Aber das ergab insgesamt keinen Sinn. Er zog ihre Visitenkarte aus der Tasche: Sie wohnte in Richmond. Eine Cocktailparty um sechs mit einigen »unterhaltsamen und interessanten« Freunden …
Er drückte seine Zigarette aus und rief nach der Rechnung. Die hochgewachsene Frau mit der anziehenden Figur ging ihm nicht aus dem Sinn. Er spürte ein Aufzucken animalischen Begehrens in den Lenden. Triebhaftes Verlangen. Dieser prähistorische Instinkt – die da gehört mir. Das hatte er schon lange nicht mehr empfunden, wie er sich eingestehen musste. Sie war nun mal eine sehr attraktive Frau, das Ausschlaggebende war jedoch, dass sie ihn offensichtlich ebenfalls attraktiv fand. Vielleicht sollte er sich näher mit ihr befassen – ohnehin die übliche Vorgehensweise –, vielleicht hatten sich die Glücksgötter verschworen, um ihm ein Geburtstagsgeschenk zukommen zu lassen. Er warf ein paar Pfundnoten und ein paar Münzen auf den Tisch, um die Rechnung inklusive Trinkgeld zu begleichen, und hielt dann auf der King’s Road ein Taxi an.
2. Der Jensen FF
»Das sind Sie ja wieder, Mr Bond, schön, Sie zu sehen«, sagte der Händler mit einem breiten, aufrichtigen Lächeln, während Bond den schokoladenbraunen Jensen Interceptor I umkreiste. Der Sportwagen stand auf dem Vorplatz eines Autohauses an der Park Lane in Mayfair. Bond war bereits dreimal da gewesen, um sich den Interceptor anzusehen, und das bescherte ihm diesen herzlichen Empfang. Wie hieß der Händler doch gleich? Brian, genau, Brian Richards. Bonds Bentley stand gerade nicht zur Verfügung, weil die Gangschaltung ausgetauscht werden musste. Das hochbetagte, innig geliebte Fahrzeug, das über die Jahre umsichtig an die Bedürfnisse seines Halters angepasst worden war, litt zunehmend an Altersschwäche und an den Folgen seiner bewegten Geschichte. Um es fahrtüchtig zu halten, musste Bond immer höhere Summen investieren. Es war wie bei einem alten Rassepferd – es wurde Zeit, den Bentley in den Ruhestand zu schicken. Aber womit sollte er ihn ersetzen? Moderne Autos gefielen Bond nicht besonders – er hatte Probefahrten mit einem Jaguar E-Type und einem MGB GT unternommen, aber sie ließen ihn beide kalt. Der Interceptor war jedoch anders – er hatte Format – und lockte ihn immer wieder in die Park Lane.
Brian, der Händler, stellte sich zu ihm und senkte die Stimme.
»In ein paar Wochen bekomme ich den Interceptor II, Mr Bond, nach dem Automobilsalon. Und ich kann Ihnen den Wagen zu einem sehr fairen Preis überlassen – wer wollte also die Eins kaufen, wenn die Zwei so bald zu haben ist? Doch in der Zwischenzeit …« Er sah sich um, als wollte er gleich ein dunkles Geheimnis preisgeben. »Komm Sie mit nach hinten, das müssen Sie sehen.« Bond folgte Brian quer durch den Ausstellungsraum und dann durch eine Tür in den kleinen rückwärtigen Stallungshof. Hier waren die Werkstätten und zusätzliche Stellplätze, um die Autos zu wachsen und zu polieren, bevor sie auf dem Vorplatz ausgestellt wurden. Brian deutete auf eines, das wie ein weiterer Interceptor aussah, matt metallic-silbergrau lackiert. Bond betrachtete es von allen Seiten. Ein Interceptor, nur länger, dachte er, und mit zwei Lüftungsschlitzen hinter den Vorderrädern.
»Der Jensen FF«, sagte Brian leise, mit ehrfürchtiger, beinah brüchiger Stimme. »Mit Allradantrieb.« Er öffnete die Fahrertür. »Steigen Sie ein, Mr Bond, so bekommen Sie ein Gefühl für die Proportionen.«
Bond glitt in den Fahrersitz und legte die Hände um den Holzrand des Lenkrads, während er die Messanzeiger auf dem Armaturenbrett in Augenschein nahm und den Duft des neuen Leders einsog. Die Wirkung war aphrodisisch.
»Machen Sie doch eine Spritztour«, regte Brian an.
»Dazu hätte ich große Lust«, sagte Bond.
»Nur zu, Mr Bond. Probieren Sie ihn auf der Autobahn aus, geben Sie tüchtig Gas. Sie werden staunen. Lassen Sie sich ruhig Zeit, Sir.«
Bond überlegte. »Gut. Wann schließen Sie? Ich werde sicher ein paar Stunden unterwegs sein.«
»Ich arbeite heute spät. Bis zehn bin ich hier. Bringen Sie den Wagen einfach zum Hintereingang und klingeln Sie am Tor.«
»Ausgezeichnet«, sagte Bond und ließ den Motor an.
Als er den Jensen auf der A316 Richtung Twickenham beschleunigte, hatte Bond das Gefühl, eher in einem niedrig fliegenden Flugzeug zu sitzen als in einem Auto. Durch die breite, geschwungene Windschutzscheibe fiel massenhaft Licht, und der kraftvoll dröhnende Motor hörte sich an wie ein heulender Düsenantrieb. Dank des Allradantriebs konnte er selbst enge Kurven nehmen, ohne die Geschwindigkeit nennenswert zu drosseln. Wenn er an roten Ampeln hielt, starrten die Passanten den im Leerlauf tief schnurrenden Wagen unverhohlen an, drehten sich nach ihm um, zeigten mit dem Finger auf ihn. Wollte man sein Selbstwertgefühl mit einem Auto steigern, würde sich der Jensen FF dafür perfekt eignen, dachte Bond. Nicht, dass er das nötig gehabt hätte, sinnierte er, als er bei Grün wieder Gas gab und die Beschleunigung ihn in den Sitz drückte, während er einen Sunbeam Alpine Series V schnitt und dessen erbittert gestikulierenden Fahrer keines Blickes würdigte.
Bond bog vor der Richmond Bridge links ab. In einem Postamt erkundigte er sich nach dem Weg zur Chapel Close, wo Bryce Fitzjohn wohnte. Er fuhr die Petersham Road hinunter, am Fluss entlang, entdeckte die schmale Gasse, bog um die Ecke und parkte. Es war kurz vor sechs, und ihm gefiel die Aussicht, als Erster bei der kleinen Party einzutreffen. Ein paar Minuten allein mit der Gastgeberin würden genügen, um letzte Zweifel zu beseitigen oder zu bestätigen.
Bryce Fitzjohns Zuhause entpuppte sich als hübsches georgianisches Cottage mit umfriedetem Garten, im Hintergrund erhoben sich die herrschaftlichen Häuser von Richmond Hill. Von der gegenüberliegenden Straßenseite spähte Bond Einfahrt und Fassade aus. Verwitterte Mauern aus nachgedunkeltem rotem Londoner Backstein, ein Schieferdach, über der Haustür ein muschelförmiger Ziergiebel, drei große Schiebefenster im Erdgeschoss und drei darüber – so schlicht wie elegant gestaltet. Die waren nicht billig, diese edlen Behausungen am Fluss – an Geld mangelte es ihr also nicht. Ihre Scheidung mochte bitter gewesen sein, aber möglicherweise auch lukrativ, überlegte Bond, während er die Straße überquerte und zugleich feststellte, dass vor dem Haus keine Autos parkten. Er war also der Erste – perfekt. Er klingelte.
Niemand kam. Bond lauschte und drückte erneut auf die Klingel. Und noch einmal. Allmählich verspürte er wieder eine leise Beunruhigung. Was war das für eine Einladung? Er war unbewaffnet und fühlte sich plötzlich schutzlos, vielleicht wurde er ja von irgendeinem günstigen Angriffspunkt aus beobachtet. Er sah sich um und ging auf die Straße. Eine Mutter mit Kinderwagen. Ein Junge, der seinen Hund Gassi führte. Nichts Auffälliges. Er kehrte zum Haus zurück und schlüpfte durch das verschnörkelte seitliche Eisentor in den Garten. Dort sah er gepflegte Blumenrabatten, sie umgaben einen akkurat gemähten Rasen, in dessen Mitte auf einem gemeißelten Sockel ein großes steinernes Vogelbad prangte. Am hinteren Ende des Gartens standen unter einem alten knorrigen Feigenbaum eine Bank und ein Tisch aus Schmiedeeisen. Alles sehr ordentlich und zivilisiert. Bond folgte Pflastersteinen, die in der Erde eingelassen waren, zu einem Wintergarten an der Rückseite des Hauses. Daneben gab es eine Tür, die in die Küche führte.
Bond spähte durch das Fenster. Auf einem Küchentisch aus patiniertem Kiefernholz standen Tabletts mit Kanapees, Reihen von unterschiedlichen Gläsern und Schüsseln voller Nüsse, Käsebällchen und Oliven. Die Party war also kein Schwindel … Aber wo war die Gastgeberin? Bond dachte daran, unverzüglich nach Chelsea zurückzufahren, doch seine Neugier war angestachelt, außerdem fühlte er sich von Berufs wegen verpflichtet, Licht ins Dunkel dieser Angelegenheit zu bringen. Er musste sich nur Zugang zum Haus verschaffen. Not kennt kein Gebot – er zog einen Schuh aus und schraubte den Absatz auf. Darunter ragte die fünf Zentimeter kurze, dolchähnliche Klinge hervor, die in der Spezialsohle seines Loafers steckte. Er schob die Klinge in den Spalt neben dem Sicherheitsschloss, bewegte sie leicht hin und her und spürte, als er sie dann umdrehte, wie die Schließnase zurückschnellte und die Tür nachgab. Er drückte sie auf. Es kam ihm viel zu einfach vor, dieses Einbrechen.
Bond schraubte den Absatz zu und zog den Loafer wieder an. Kurz überlegte er, ob er nicht besser die Tür hinter sich schließen und nach Hause zurückkehren sollte – niemandem würde etwas auffallen –, aber da er schon mal die erste Hürde genommen hatte, entschloss er sich weiterzumachen. Wer weiß, was es da zu entdecken gab? Bei seinem Rundgang durch die Küche lauschte er angestrengt, ohne das Geringste zu hören, und so nahm er sich eine Königinpastete und dann noch eine Scheibe Räucherlachs. Köstlich. Auf einem Getränkewagen stand eine beachtliche Sammlung Spirituosen. Nach einer Sichtung des Angebots (offenbar wurden einige Kampftrinker erwartet) war Bond versucht, sich einen Schluck Whisky zu genehmigen, weil es sich hier um Dimple Haig, eine seiner Lieblingssorten, handelte, verwarf den Gedanken jedoch – es war nicht der richtige Moment. Dann änderte er seine Meinung und schenkte sich drei Finger breit in ein Glas ein, bevor er seinen Rundgang fortsetzte.
Die Räume im Erdgeschoss waren weitläufig und hatten hohe Decken: ein Esszimmer und ein Wohnzimmer mit schönen Stuckleisten und Fenstertüren zum Garten. Auf der anderen Seite der Diele befanden sich Garderobe und Gästetoilette sowie ein kleines Arbeitszimmer, in dem er länger verweilte. Eine Wand war mit Bücherregalen bedeckt – überwiegend Biografien und Sachbücher, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Showbusiness-Themen. Als er die unterste Schublade (die unterste immer zuerst) des kleinen Doppelschreibtisches in der Ecke aufzog, fand er zu seiner Verblüffung einen Satz professioneller, großformatiger Hochglanzfotos einer aufreizend halbnackten Bryce Fitzjohn vor. Auf manchen Bildern trug sie einen winzigen Lederbikini, auf anderen war sie oben ohne und hielt sich den Arm sittsam vor die Brüste. Es gab auch welche mit aufwendigem Make-up, im Gebläse der Windmaschine wehenden Haaren und tiefem Dekolletee. Eine Serie zeigte sie von hinten, nackt in einem zerwühlten Bett aufgerichtet, mit zerzausten Haaren, angedeuteter Pospalte und Schlafzimmerblick im Halbprofil. Bei jedem Foto lautete die Bildunterschrift »Astrid Ostergard«. Bryce Fitzjohn führte anscheinend ein Doppelleben. Der Name kam Bond bekannt vor – wo hatte er ihn schon mal gesehen? Er sah die Fotos durch – war sie Schauspielerin, Tänzerin, Fotomodell? Edelprostituierte? Am liebsten hätte er ein Foto als Andenken eingesteckt.
Eine rasche Durchsuchung der anderen Schreibtischschubladen ergab nichts Außergewöhnliches. Ihrem Reisepass nach hieß sie tatsächlich Bryce Connor Fitzjohn, 37 Jahre alt, in Kilkenny, Irland, geboren. Es wurde Zeit, sich das Obergeschoss vorzunehmen. Bond trank seinen Whisky aus und stellte das Glas auf dem Schreibtisch ab.
Oben befanden sich zwei Schlafzimmer, davon eines mit angrenzendem Badezimmer, das eindeutig Bryce gehörte. Bond öffnete sämtliche Schränke, Schubladen sowie das Medizinschränkchen im Bad – es gab nichts, das auf einen Mann im Haus schließen ließ. Im Gästezimmer wiesen nur ein altes, halbleeres Zigarettenpäckchen mit vertrockneten Gauloises und eine zerlesene Ausgabe von Frank Harris’ Mein Leben und Lieben auf eine flüchtige männliche Präsenz hin. Diese Fotos unter Pseudonym waren nach wie vor sein einziger Anhaltspunkt –
Das Geräusch eines Motors – Diesel – und kieselschleudernder Reifen ließ Bond einen Moment innehalten, bevor er zum Fenster ging und vorsichtig hinausspähte. Draußen fuhr ein Pannenwagen mit einem Triumph Herald 13/60 Cabrio im Schlepptau vor. Links stieg Bryce Fitzjohn aus dem Führerhaus des Abschleppwagens aus, während auf der anderen Seite ein Mechaniker in Overall auftauchte und den Herald abhängte. Bond beobachtete, wie Bryce dem Mann einen Scheck ausstellte und ihm kurz hinterherwinkte, als er davonfuhr. Bond wich vom Fenster zurück, als sie den Vordereingang aufschloss.
Er eilte zum oberen Treppenabsatz. So konnte er die Anrufe verfolgen, die Bryce Fitzjohn reihenweise von ihrem Telefon auf dem Tischchen in der Diele aus erledigte. »Ja«, hörte er sie sagen, »schon wieder ich. Ein Albtraum … Nach der Panne in Kingston … wurde es noch schlimmer … Totalausfall …«; »Hallo, Darling, es tut mir ja so leid … Nein, aufgeschoben ist nicht aufgehoben …«; »Allein auf weiter Flur, niemand wollte mir helfen … drei Stunden musste ich warten, nachdem ich dich am Telefon gebeten hatte, eine Werkstatt aufzutreiben …«; »Und dann meinte der Mann, er hätte das Auto repariert, aber es funktionierte trotzdem nicht … Richtig, da musste ich mir eine andere Werkstatt suchen … Was für ein beschissener Tag … Genau, ich tröste mich gleich mit einem heißen Bad und einem großen Gin Tonic …«; »Auf bald, meine Liebe … Ja, furchtbar schade … ich hatte schon alles vorbereitet … Nein, wir holen es nach, versprochen …«. Und so ging es noch minutenlang weiter, bis sie sämtliche geladenen Gäste erreicht hatte.
Noch während er lauschte, dachte Bond über die bestmögliche Vorgehensweise nach. Sollte er sich zu erkennen geben? Oder sollte er versuchen, sich unbemerkt davonzuschleichen? Er hörte sie in die Küche gehen und kurz darauf wieder in die Diele treten, auf die Treppe zu. Bond versteckte sich hastig im Gästezimmer. Dann hörte er, wie sie am oberen Treppenabsatz die Schuhe von den Füßen schleuderte, er hörte Eiswürfel klirren und ein paar Sekunden später Wasser in die Wanne laufen. Vorsichtig linste er durch den Türspalt. Die Tür zu ihrem Schlafzimmer stand offen, so dass er sie teilweise beim Ausziehen beobachten konnte, während sie im Zimmer umherging und sich dabei die Kleider vom Leib riss – wie ein Striptease im Sprungschnitt. Er trat ganz leise in den Flur und erhaschte ihr Bild im Spiegel der Frisierkommode. Sie trug einen roten Büstenhalter mit passendem Höschen, und ihre Haut war schneeweiß. Er sah, wie sich die Mulde ihrer Wirbelsäule vertiefte, als sie nach hinten griff, um den BH-Verschluss zu öffnen. Und dann verschwand sie aus seinem Blickfeld.
Bond trat in das Gästezimmer zurück. Dieser Akt von unfreiwilligem Voyeurismus hatte ihn sowohl erregt als auch unangenehm berührt. Alles schien so harmlos und nachvollziehbar: Die Party sollte wirklich stattfinden – dann wurde sie abgeblasen, weil Bryce Fitzjohn auf der Rückfahrt nach London in Kingston eine Autopanne gehabt hatte. Also war es am Ende doch keine süße Falle, sondern alles nur reiner Zufall. Trotzdem war es besser gewesen, auf Nummer sicher zu gehen und sich später nicht mehr fragen zu müssen, ob das Ganze aus welchen Gründen auch immer als geschickte Verführung geplant war.
Er schlüpfte wieder in den Flur, zog die Tür hinter sich zu und verharrte einen Augenblick auf dem Treppenabsatz. Es war still. Offensichtlich war sie in die Wanne gestiegen und genoss ein ausgiebiges Bad. Kurz gab er sich der abwegigen Vorstellung hin, sie zu überraschen – bloß nicht, das wäre purer Wahnsinn, verschwinde, solange du noch kannst. Er stieg über die verstreuten Stöckelschuhe und eilte die Treppe hinunter ins Arbeitszimmer. Auf einem Bogen ihres Briefpapiers schrieb er: »Danke für den Cocktail. James«, und beschwerte ihn mitten auf dem Schreibtisch mit seinem leeren Whiskyglas. Wie sie sich das wohl zusammenreimen würde? Er freute sich über seinen kleinen Streich, ohne sich darum zu kümmern, wie sein Verhalten aus professioneller Sicht zu bewerten war. Zum Teufel damit – heute war er nicht im Dienst. Bond ging zur Vordertür hinaus, schloss sie leise hinter sich und schlenderte mit den Händen in den Taschen lässig zum geparkten Jensen.
Bond fuhr auf direktem Weg nach Chelsea zurück, ohne das Potential des Wagens auch nur ansatzweise zu testen, weil er in Gedanken vollauf mit dem beschäftigt war, was er gesehen hatte. Vor seinem inneren Auge tauchten Bilder von Bryce beim Entkleiden auf – das Rot des Büstenhalters, in scharfem Kontrast zu ihrer Alabasterhaut; wie sie ihr Höschen mit einem Finger über der Powölbung zurechtzupfte. Was hatte diese Frau, diese fast völlig Fremde nur an sich, das ihm keine Ruhe ließ? Vielleicht lag das Prickelnde dieser flüchtigen Eindrücke daran, dass er bei ihr eingebrochen war und sie heimlich beobachtet hatte, dass er unbefugt in ihre Privatsphäre eingedrungen war? Wirkten sie deswegen so erotisch, auf verquere Weise erregend? Eines stand fest – er musste sie unter allen Umständen wiedersehen. Die Sache war noch nicht gelaufen.
Er kurbelte das Fenster herunter, um ein bisschen frische Luft einzulassen. Sein Gesicht fühlte sich heiß an, er wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. Beim Überqueren der Chiswick Bridge fuhr er durch die Rauchschwaden eines frühabendlichen Lagerfeuers. Die damit verknüpften Assoziationen versetzten ihn auf Anhieb wieder in die Welt seines Kriegstraums, in den Obstgarten des Chateaus Malflacon, wo er von Baum zu Baum huschte, Korporal Tozers schwere MP haltend, und auf den Klang der – unbefangen plaudernden – deutschen Stimmen achtete, die immer lauter wurden, je näher er rückte.
Bond hielt an einer roten Ampel. Der Jensen stach einem Passanten ins Auge, der ihm zurief: »Nette Karre, Kumpel!« Bond sah nicht einmal zu ihm hin – er war an einem anderen Ort, in einer anderen Zeit, die 25 Jahre zurücklag. Dieser Holzrauch, dachte er, als befände er sich wirklich in dem normannischen Obstgarten und suchte hinter jedem Baum Deckung. Am Ende des Gartens hatte er das Feuer dann schließlich gesehen, hoch aufgetürmte Schriftenordner und durcheinandergeworfene Karteikästen, die vor sich hin glimmten, einzelne Rauchfahnen, die aus der Papiermasse drangen, aber so recht brennen wollte das Ganze noch nicht. Drei junge deutsche Soldaten – seines Alters, noch Teenager – kippten lachend und scherzend die letzten Karteikästen auf den Haufen aus. Einer von ihnen benutzte eine langstielige Grabeforke, um die zusammengeschnürten Papierbündel aufzuspießen und auf den glimmenden Haufen zu schichten. Registratoren, Stenografen, Funker, vermutete Bond, die im Chateau verblieben waren, mit der Anweisung, alles zu verbrennen, bevor sie gingen. Sie ahnten nicht, dass Major Brodie und die restliche BRODFORCE gleich durch den Vordereingang hereinstürmen würden.
Der Junge mit der Grabeforke hatte bereits die Jacke ausgezogen und stand in wollenem Unterhemd und olivgrünen Hosenträgern da. Er warf die Forke weg und schüttete Benzin aus einem Kanister über den ganzen schwelenden Papierberg. Dann warf er den Kanister ins Gras und suchte in seinen Taschen nach Streichhölzern. Einer seiner Kameraden warf ihm eine Schachtel zu.
Bond trat mit erhobener Maschinenpistole zwischen den Bäumen hervor.
»Weg vom Feuer«, sagte er in ihrer Sprache.
Die anderen verfielen beim Anblick eines britischen Soldaten, der überdies Deutsch sprach, zunächst in Schockstarre. Zwei Registratoren ergriffen sodann die Flucht und rannten panisch in den Wald. Bond ließ sie ziehen. Der Junge mit den Hosenträgern gab den Helden und hantierte ungeschickt mit seinen Streichhölzern. Anscheinend zündeten sie nicht richtig.
»Lass das«, warnte ihn Bond und spannte die Sten. »Sonst schieße ich.«
Als es dem Jungen endlich gelang, ein Streichholz zu zünden, ließ er es sofort wieder fallen. Er versuchte es gleich noch einmal. Bond fragte sich, ob er verrückt war.
»Sei kein Narr«, sagte er, reckte die Sten und wollte in die Luft schießen.
Nichts. Nur das sinnlose Klicken des Abzugs. Die Sten hatte Ladehemmung – der Fluch aller Sten-Pistolen. Rußablagerung im Verschluss oder eine Fehlfunktion der Lademechanik. Für diesen Fall galt die Anweisung, das Magazin herauszunehmen, damit leicht gegen das Knie zu klopfen und dann wieder einzulegen. Bond zog das nicht ernsthaft in Betracht.
Der Junge mit den Hosenträgern sah Bond an und schien dabei zu lächeln. Bedächtig nahm er das nächste Streichholz und riss es an. Das Streichholz flammte auf.
»Jetzt bist du der Narr«, sagte der Junge. Er warf das Streichholz auf den Papierhaufen. Die ersten kleinen Flammen flackerten auf.
Bond schlug gegen das Magazin der Sten und entsicherte sie. Dann drückte er mehrere Male ab. Immer noch nichts. Klick-klick-klick. Der Junge bückte sich nach der langstieligen Forke. Bond sah, dass sie mit drei leicht gekrümmten, rund dreißig Zentimeter langen Zinken versehen war.
Wieder entsicherte Bond die Sten und richtete sie auf den Jungen.
»Forke weg«, sagte er. »Sonst bring ich dich um.«
Der Junge trat rasch auf ihn zu und stieß ihm die Forke entgegen. Plötzlich waren die scharfen, glänzenden gekrümmten Zinken nur wenige Zentimeter von Bonds Brust und Hals entfernt. Er stellte sich vor, wie sie mühelos in ihn eindrangen, durch den Stoff seiner Uniform und die Haut hindurch bis tief in ihn hinein. Sich umdrehen und weglaufen kam nicht in Frage – er würde im Rücken aufgespießt werden. Immerhin hatte er noch die nutzlose Sten, dachte er in den letzten wahnwitzigen Sekunden, die ihm noch vergönnt schienen – er könnte sich zur Seite werfen und mit der MP auf den Kopf des Jungen einschlagen. Bond war nunmehr felsenfest entschlossen, nicht hier zu sterben, nicht in diesem normannischen Obstgarten.
Der Junge deutete ein Lächeln an und schob die Forke weiter vor, so dass die Zinken das Baumwollgewebe von Bonds Jacke berührten, bereit, ihm den Todesstoß zu versetzen.
»Englischer Dummkopf«, sagte der Junge.
Tozers erster Schuss traf ihn mitten in den Hals, der zweite traf ihn in der Brust und warf ihn rücklings um.
Bond drehte sich um. Hinter ihm lehnte Tozer an einem Apfelbaum. Er senkte Bonds rauchenden Webley.
»Tut mir leid, Leutnant«, sagte Tozer. »Die Sten taugt einfach nichts.« Er humpelte vor, mit erhobenem Revolver, um den am Boden liegenden Deutschen in Schach zu halten. »Den hab ich sauber erwischt«, sagte er schließlich mit einem zufriedenen Lächeln.
Bond wurde bewusst, dass er schlotterte, als wäre ihm furchtbar kalt. Er tat ein paar Schritte auf den Jungen zu und betrachtete ihn. Sein Wollunterhemd war blutgetränkt. Das erste Geschoss hatte ihm den ganzen Hals aufgerissen. Große dicke rosa Schaumblasen sprudelten daraus hervor und zerplatzten leise, während seine Lunge sich leerte.
Bond sank auf die Knie. Er legte die Sten vorsichtig hin und übergab sich.
Die Ampel sprang auf Grün. Bond betätigte die Gangschaltung und fuhr zügig los. Allmählich begriff er, warum dieser Traum, den sein Unterbewusstsein einem bösen Omen gleich heraufbeschworen hatte, ihn unablässig quälte. Warum hatte er überhaupt daran zurückgedacht? Was hatte diese so detailgetreue, plastische Erinnerung hervorgerufen? Sein Geburtstag? Die Tatsache, dass er sich seines Älterwerdens bewusst wurde? So oder so hatte er an jenem Tag, dem 7. Juni 1944, eine einschneidende Erfahrung gemacht, wie er nun erkannte: Es war das erste Mal, dass er klipp und klar mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert worden war, das erste Mal, dass er dem Tod ins Auge gesehen hatte. Damals konnte er nicht ahnen, dass diese Erfahrung fortan sein ganzes Leben prägen sollte.
TEIL ZWEI:
WIE MAN EINEN KRIEG BEENDET