Colleen Collins, Jeanie London, Sarah Mayberry
TIFFANY EXKLUSIV BAND 87
IMPRESSUM
TIFFANY EXKLUSIV erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
| Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: kundenservice@cora.de |
| Geschäftsführung: | Katja Berger, Jürgen Welte |
| Leitung: | Miran Bilic (v. i. S. d. P.) |
| Produktion: | Christina Seeger |
| Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
Neuauflage in der Reihe TIFFANY EXKLUSIV
Band 87 - 2021 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
© 2003 by Colleen Collins
Originaltitel: „Too Close For Comfort“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Anke Laumann
Deutsche Erstausgabe 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe TIFFANY, Band 1131
© 2002 by eanie LeGendre
Originaltitel: „About That Night …“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Markus L. Fackler
Deutsche Erstausgabe 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe TIFFANY SEXY, Band 7
© 2008 by Small Cow Productions Pty Ltd
Originaltitel: „Amorous Liaisons“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Claudia Biggen
Deutsche Erstausgabe 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe TIFFANY SEXY, Band 63
Abbildungen: inarik / iStock, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751500111
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL
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Jeffrey Bradshaw betrat die Abfertigungshalle des Flughafens von Alpine. Er war froh, der frostigen Kälte draußen entkommen zu sein. Ein Blick auf seine Rolex sagte ihm, dass es fast vier Uhr nachmittags war. Als er sich umsah, konnte er keinen Monitor entdecken, der ihm den pünktlichen Start seines Fluges bestätigte. Er schaute aus dem Fenster. Auf dem Rollfeld wartete auch kein Flugzeug. Alles, was Jeffrey in der Halle vorfand, war ein Getränkeautomat, ein paar Stühle und ein Schalter. Während er sich die eiskalten Hände rieb, steuerte er auf diesen Schalter zu. Das ist also der Herbst in Alaska, dachte er. Im Moment hätte er alles für ein heißes Bad, einen heißen Grog und eine sehr heiße Frau gegeben.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragte der Mann hinter dem Schalter.
„‚True North Airlines?‘“
„Richtig. Ich bin Wally.“
Jeffrey lächelte, während er versuchte, nicht auf Wallys knallrotes Hemd zu starren. Vielleicht trugen ja alle Leute hier solche Hemden, für den Fall, dass sie in einem Schneesturm stecken blieben. „Der Flug nach Arctic Luck um vier Uhr.“ Er griff in die Innentasche seines Kaschmirjacketts, holte die Brieftasche heraus und reichte Wally eine Kreditkarte. „Ein Ticket auf den Namen Jeffrey Bradschaw.“
Wally nahm die Kreditkarte und warf Jeffrey einen merkwürdigen Blick zu.
Jeffrey, der mit vierunddreißig Jahren bereits Führungspositionen bei verschiedenen weltweit tätigen Unternehmen innehatte, war daran gewöhnt, in bestimmten Kreisen erkannt zu werden. Zuletzt war er zum Einkaufsdirektor der „Argonaut Studios“ in Los Angeles avanciert. Erst vor einem Monat war im „Forbes“ ein Artikel über seine innovativen und sehr erfolgreichen Geschäftsideen erschienen. Auf dem Titel des Magazins war ein Foto abgedruckt gewesen, das Jeffrey zusammen mit dem bekannten TV-Schauspieler, Gordon Tork, gezeigt hatte.
Diese Erfolge waren nicht übel für einen Mann, der auf der Straße groß geworden war. Aber unter diesen schlechten Bedingungen aufgewachsen zu sein, hatte sich als Pluspunkt für ihn erwiesen. So konnte er heute als erfolgreicher Geschäftsmann mit allen Typen von Menschen umgehen. Unabhängig davon, welche berufliche Position sein Gegenüber hatte und unter welchen Umständen er lebte.
Dieser Wally schien ein anständiger Mann zu sein. Er war wahrscheinlich in Alaska geboren und aufgewachsen. Daher wäre es eine Überraschung, wenn er den Artikel im „Forbes“ gelesen und ihn erkannt hätte.
Während Wally mit der Kreditkarte den Betrag abbuchte, starrte er Jeffrey erneut an, warf dann einen Blick über seine Schulter nach hinten und musterte wieder Jeffrey.
Jeffrey sah über Wallys Schulter hinweg in einen quadratischen Spiegel und bemerkte, dass er seltsam aussah, denn seine eigentlich akkurat geschnittenen dunkelbraunen Haare reichten ihm plötzlich bis über den Kragen. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er nicht in einen Spiegel, sondern in ein Fenster schaute. Er starrte das Gesicht eines Mannes an, der wiederum ihn mit einem überraschten Ausdruck betrachtete.
Dort stand nicht nur eine leicht verwilderte Ausgabe seiner selbst. Jeffrey hatte das Gefühl, sich tatsächlich selbst in Augenschein zu nehmen, so unverkennbar war die Ähnlichkeit. Dieser Mann hatte über der Stirn genau wie er einen störrischen Wirbel am Haaransatz und sogar ebenso große Ohren. Jeffrey blinzelte verwirrt. Wie groß waren die Chancen, dass sich zwei Männer, die sich zufällig begegneten, sozusagen bis aufs Haar glichen?
Fassungslos fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht. Es musste an dem langen Flug von New York nach Anchorage und den Anschlussflug nach Alpine liegen, dass er anfing, sich selbst in abgewandelter Form zu sehen. Ein Motorengeräusch draußen lenkte ihn ab, und durch ein anderes Fenster sah er eine Cessna im steilen Landeanflug. Alles deutete auf eine bevorstehende Bruchlandung hin.
„Sieht so aus, als wäre Thompson pünktlich“, sagte Wally nur.
Sprachlos beobachtete Jeffrey, wie der Flieger im letzten Moment die Kurve nahm und auf der Rollbahn aufsetzte, wo die Maschine mit einem Ruck zum Stehen kam. Er wartete einen Augenblick, bis sich sein Herzschlag wieder normalisiert hatte. „Ist Thompson der Pilot, der die Strecke nach Arctic Luck fliegen wird?“
„Ja.“
„Dann will ich einen anderen Flug.“ Keinesfalls würde er sich zu diesem Todespiloten in die Maschine setzen.
„Heute gibt es keine weiteren Flüge nach Arctic Luck.“
„Ist das hier ein Flughafen, oder nicht?“
Wally hielt inne und sah Jeffrey in die Augen. „Ja.“
„Dann rufen Sie den Mann an, der hier das Sagen hat, und organisieren Sie einen anderen Flug.“ Jeffrey hatte sein Wirtschaftsstudium in Princeton nicht mit summa cum laude abgeschlossen und Karriere gemacht, ohne dabei ein paar Tricks zur Durchsetzung der eigenen Interessen zu erlernen. Er warf einen Blick auf eine Notiz mit der Aufschrift: Der Kunde ist König, die auf Wallys Computer klebte. „Weil ich Kunde und damit König bin“, fügte er hinzu.
„Wir wären sehr glücklich, Ihnen einen anderen Flug anbieten zu können, Mister Bradshaw, aber in der letzten Wettermeldung wurde eine Sturmfront angekündigt. Thompson ist unser bester Pilot, und dieser Flug ist im Moment ihre einzige Möglichkeit, nach Arctic Luck zu kommen.“
Wie gerufen kam ein drahtiger Junge in Jeans und einem dicken Parka vom Hangar in die Halle. Er hielt kurz inne, um seine Baseballmütze abzunehmen und sich durch das kurze schwarze Haar zu fahren. Als er Jeffrey sah, riss er ungläubig die braunen Augen auf, und sein Blick vollführte einen Schwenk zu dem Mann hinter dem Fenster.
Wally winkte dem Jungen mit einem Papier zu.
Der Junge warf erneut einen verblüfften Blick auf Jeffrey, bevor er das Papier entgegennahm. Er überflog die Zeilen und grinste Jeffrey dann breit an. „Hallo.“
Seine Stimme klang weicher, als Jeffrey erwartet hatte. „Hallo“, erwiderte er.
Der Junge streckte ihm die Hand hin.
Jeffrey zögerte einen Moment und schüttelte dann die kleine Hand. „Sie sind Thompson?“
„Ja.“
War dieser Junge überhaupt alt genug, um einen Pilotenschein zu haben? „Ich will einen anderen Flug.“
Der Junge ließ seine Hand los. „Dann werden Sie lange warten müssen. Ein Sturm zieht auf.“
„Das habe ich gehört.“
Der Junge grinste wieder und spazierte dann zum Getränkeautomaten. Statt Münzen einzuwerfen, versetzte er ihm einen gezielten Schlag und kam auf diese Weise zu einem Getränk.
„Nehmen Sie jetzt den Flug, oder stornieren Sie die Buchung?“, fragte Wally.
Jeffrey dachte daran, seinen Trip nach Arctic Luck sausen zu lassen, was allerdings bedeuten würde, dass er bei dem Meeting der Geschäftsleitung am Montagmorgen ohne das notwendige Informationsmaterial dastand. An diesem besonders wichtigen Meeting wollte sogar Harold Gauthier, Vorsitzender der Geschäftsleitung, teilnehmen, um sich ein Bild über die Fernsehserie zu machen, die er, Jeffrey, plante. Die romantische Komödie sollte in einer Stadt in Alaska spielen. Er hatte nicht nur die Idee für die Serie gehabt, sondern auch die Drehbücher geschrieben. Und nun, da die Verhandlungen kurz vor dem Abschluss standen, war es unbedingt erforderlich, dass er die Kleinstadt, die er für die Dreharbeiten vorgeschlagen hatte, in Augenschein nahm.
Ursprünglich hatte er geplant, nach Arctic Luck zu fliegen, sich das Städtchen anzusehen, und am nächsten Tag, einem Sonntag, über Alpine und Anchorage nach Los Angeles zurückzufliegen. Dann hätte er in der Nacht zum Montag noch einige Stunden schlafen und bestens gerüstet zu dem Meeting erscheinen können. Aber wenn er jetzt auf den Flug mit diesem waghalsigen Piloten verzichtete, um sein Leben nicht unnötig aufs Spiel zu setzen, könnte nicht nur die Serie, sondern auch seine Beförderung zum stellvertretenden Vorsitzenden der Abteilung Entwicklung bei den ‚Argonaut Studios‘ in Gefahr geraten. Denn diese Position bekam er nur, wenn die Serie in Produktion ging.“ Jeffrey holte tief Luft. „Okay, ich nehme den Flug.“
Chris Thompson stand an der Tür des Hangars und wartete auf ihren Passagier. In Gedanken nannte sie ihn Mister Großstadt. Sie musterte ihn eingehend. Seine Kleider waren edel und unpraktisch. Hatte ihm denn niemand gesagt, dass er mit diesen Lederslippern in Arctic Luck tief im Schnee versinken würde? Und sein Mantel würde ihn dort keine drei Sekunden wärmen. Sie starrte sein Gesicht an. Es war sehr seltsam, wie ähnlich er ihrem Chef sah, dem „True North Airlines“ gehörte. Chris war nicht leicht zu erschüttern, aber diese Ähnlichkeit verblüffte sie doch. Selbst das Lächeln des Fremden glich dem Jordans.
„Bereit?“ Jeffrey sah sie fragend an.
Auch die Stimmen der beiden Männer klangen ähnlich tief und heiser, bemerkte Chris. Obwohl Mister Großstadt sich deutlich gereizt anhörte. „Ja, aber Sie sind es nicht.“
Er warf ihr einen Blick zu, den sie nicht recht deuten konnte. „Ich bin bereit“, antwortete er in schärferem Ton.
War dieser Mann nicht daran gewöhnt, dass ihm jemand widersprach? Oder war sie vielleicht zu schroff gewesen? Jordan hatte sie schon öfter darum gebeten, freundlicher zu den Kunden zu sein. In den fünfundzwanzig Jahren, die sie jetzt auf der Welt war, hatte noch nie jemand versucht, ihr bessere Umgangsformen beizubringen. Außer Jordan. „Es geht nicht gegen dich“, hatte er gesagt. „Es geht um die Kunden. Erinnere dich daran, dass der Kunde König ist. Und zufriedene Kunden zahlen sich für ‚True North Airlines‘ aus.“
„Ich meinte damit nur, ob Sie alles haben, was Sie brauchen“, versuchte Chris es also noch einmal mit einem honigsüßen Lächeln.
Der Mann sah sie verblüfft an und runzelte dann die Stirn. „Mein Gepäck ist auf dem Weg nach L. A. Daher trage ich alles bei mir, was ich brauche.“
Los Angeles. Das hätte sie sich denken können. „Ich habe Ihren Namen nicht ganz mitbekommen.“ Sie zwang sich, höflich und interessiert zu klingen. Gute Kundenbeziehungen herzustellen, war ziemlich anstrengend. Zum Glück war es ein kurzer Flug.
„Jeffrey.“
Sie wartete auf den Nachnamen.
„Bradshaw.“
Dieser Small Talk ist wirklich mühsam, dachte Chris. „Und Sie kommen jetzt aus L. A.?“
„Nein, aus New York. Zumindest habe ich im letzten Jahr dort gelebt.“
„Und nun werden Sie nach L. A. gehen?“
„Fragen Sie immer so viel?“
„Nur, wenn mich jemand interessiert“, heuchelte Chris. Wenn sie Mitarbeiterin des Monats werden könnte, käme ihr der Scheck mit dem Bonus sehr gelegen.
„Ja, ich werde nach L. A. gehen.“
„Und was machen Sie hier?“
„Ich sehe mir einen Ort an, in dem eine Fernsehserie gedreht werden soll.“
„In Arctic Luck?“, platzte sie heraus.
Jeffrey nickte.
Chris war wie vor den Kopf geschlagen. Sie liebte die unberührte Wildnis Alaskas und insbesondere ihr Heimatstädtchen Arctic Luck. Auf keinen Fall würde sie zulassen, dass Geschäftemacher aus der Großstadt Arctic Luck oder irgendeinen anderen Ort in diesem schönen Land zerstörten. Und schon gar nicht, wenn diese Geschäftsleute einer Branche angehörten, die ihren Vater ruiniert hatte. Zum Teufel mit den guten Kundenbeziehungen. Sie verzichtete auf den Bonus. Chris funkelte Jeffrey böse an. „Folgen Sie mir“, blaffte sie. „Das Flugzeug ist startklar.“
Auf dem Weg zur Cessna blieb sie kurz neben einem Gepäckwagen stehen, griff nach einem Parka und warf ihn Jeffrey zu. „Ziehen Sie den an.“
Jeffrey fing den schweren Parka scheinbar mühelos mit einer Hand auf, und Chris war gegen ihren Willen beeindruckt. „Den brauche ich nicht“, stellte er fest.
„Gut. Dann holen Sie sich eben Frostbeulen. Es ist Ihre Entscheidung. Wenn Sie denken, dass es hier unten kalt ist, dann warten Sie erst mal ab, wie kalt es in dreitausend Meter Höhe sein wird.“
„Okay.“ Er stellte seinen Koffer ab und knöpfte seinen Mantel auf.
Mit einem Kopfschütteln ging Chris weiter. Sie sollte diesem Kerl aus der Großstadt, den sie in ihren Heimatort fliegen musste, nicht auch noch einen Gefallen tun. Denn das bedeutete, dass sie dem Feind Beihilfe leistete. „Beeilen Sie sich“, fuhr sie ihn ungeduldig an. „Ich habe heute noch einen Flug nach Eagle Nest. Und am Himmel braut sich etwas zusammen.“ Sie hatte bereits einen Plan.
Am Himmel braut sich etwas zusammen? Als Jeffrey zehn Minuten später aus dem Fenster des Cockpits sah, wurde ihm flau im Magen. Dichtes Schneetreiben versperrte ihm die Sicht, und er starrte auf den Temperaturanzeiger. Es war dreißig Grad unter Null.
„Kalt?“, fragte Thompson.
„Darauf können Sie wetten.“ Selbst in dem dicken, mit Pelz gefütterten Parka klapperte er mit den Zähnen.
„Eine lausige Sicht“, schimpfte Thompson und strich mit dem Finger über einen der Druckmesser. Sie warf Jeffrey kurz einen Blick zu. „Keine Sorge. Manchmal frieren die Instrumente zwar ein, aber ich habe trotzdem alles unter Kontrolle.“
Jeffrey hasste dieses Flugzeug. Und dieses Wetter.
„Diese verdammten Schneeböen“, murmelte Thompson vor sich hin.
Verzweifelt wünschte Jeffrey, er würde nicht so auf Worte achten. Schon seit der Kindheit hatte er Zuflucht bei Romanen und Gedichten gesucht, um in eine andere Welt einzutauchen. Wenn er wieder einmal bei einer neuen Pflegefamilie untergebracht worden war, hatte er einfach ein Buch aufgeschlagen, um sich nicht als Außenseiter fühlen zu müssen. Seine Liebe zu Worten hatte er sich auch in seinem Leben als Geschäftsmann erhalten. Während andere die Körpersprache analysierten, achtete er auf die Stimme, Ausdrucksweise und auf Formulierungen. Auf diese Weise konnte er Menschen gut einschätzen. Aber in diesem Moment hasste er diese Fähigkeit, denn Thompsons unheilvollen Andeutungen hörten sich an, als würde der Pilot mit einer potenziellen Bruchlandung drohen. Jeffrey rutschte unbehaglich auf dem Sitz hin und her und sehnte etwas Ablenkung herbei. „Kann man hier ein bisschen Musik hören?“, fragte er angespannt.
Thompson nickte, drückte auf eine Taste, und Bruce Springsteen röhrte eins seiner bekanntesten Lieder.
Fassungslos sah Jeffrey Thompson an. Ist der Junge verrückt, in dieser Situation einen harten Rocktitel laufen zu lassen?
„Katimuk Bodenbereich, hier Cessna 4747 sierra.“ Thompson sprach laut und deutlich in das am Headset angebrachte Mikrofon.
Jeffrey beobachtete, wie Thompson auf das Armaturenbrett schaute, um die Positionsbestimmung im Blick zu behalten.
Katimuk? überlegte er. Das muss wohl ein Ort in der Nähe von Arctic Luck sein.
„Neun Flugmeilen westlich von Katimuk. Nehme Kurs Richtung Ost auf Katimuks Landebahn. Nur eingeschränkte Sicht. Flughöhe etwa eintausend Meter“, erklärte Thompson.
Vielleicht teilen sich Arctic Luck und Katimuk einen Landeplatz, versuchte sich Jeffrey zu beruhigen. Oder sie wurden schlichtweg durch das Wetter gezwungen, dort zu landen. Während das Flugzeug an Höhe verlor, lehnte er sich im Sitz zurück, um angesichts des drohenden Aufpralls Halt zu finden. Plötzlich dachte er daran, dass er vielleicht besser geheiratet und Kinder in die Welt gesetzt hätte. Dann hätte er jetzt Erben für sein Loft in New York, seine Eigentumswohnung in Los Angeles und für seine Autos und Aktien. Aber als er sich die Gesichter der Frauen in Erinnerung rief, mit denen er ausgegangen war, sah er nur deren gierige Augen unter perfektem Make-up. Für ihn waren sie nur schmückendes Beiwerk gewesen, das einen Mann in seiner Position bei gesellschaftlichen Anlässen zierte. Keine von ihnen war der Typ Frau, mit der er Kinder bekommen und alt werden wollte. Um dem sozialen Milieu seiner Kindheit und Jugend zu entkommen, hatte er immer hart gearbeitet und dank einiger Stipendien schließlich einen lukrativen Beruf ergreifen können. Doch in diesem Moment fragte er sich, was ihm das viele Geld eigentlich gebracht hatte.
„Katimuk Bodenbereich“, fuhr Thompson fort, „Cessna 4747 sierra ist im Anflug und wird in wenigen Minuten landen. Sagt Harry, dass er zur Stelle sein soll.“
Harry? Jeffrey hörte in dem Moment auf, sich zu fragen, wer Harry war, als die Maschine im Steilflug Kurs auf die Landebahn nahm. Ihm drehte sich der Magen um.
„Geschafft“, erklärte Thompson ruhig, nachdem sie aufgesetzt hatten und bremste die Maschine langsam ab.
Jeffrey schluckte schwer. Er schaute aus dem Fenster und war in seinem ganzen Leben noch nie so glücklich gewesen, eine Rollbahn in einer verschneiten Landschaft zu sehen. Als die Maschine endlich stand, atmete er erleichtert auf.
„Wo sind wir?“ Sie waren ausgestiegen, und Jeffrey hätte am liebsten den hart gefrorenen Boden geküsst, auf dem er nun stand.
„In Katimuk“, antwortete Thompson.
Ja, diesen Ort hatte Thompson mehrmals erwähnt, erinnerte er sich. Er wollte keinen Ärger machen, aber die Sache musste sofort geklärt werden. „Ich muss nach Arctic Luck.“
„Alles klar“, rief Thompson und marschierte einfach los. „Bestellen Sie Grüße von mir, wenn Sie dort sind.“
Wo ging Thompson hin? Jeffrey versuchte ihn einzuholen und schlitterte dabei über einige vereiste Stellen. „Ich verlange von Ihnen, dass Sie mich nach Arctic Luck bringen“, rief er. „Ich habe dafür bezahlt.“
Thompson blieb stehen, drehte sich um und stemmte die Hände in die schmalen Hüften. „Ich, ich, ich! Ihr Typen aus der Großstadt denkt nie an die anderen, sondern immer nur an euch.“
Diese Unterhaltung war genauso rasant wie die waghalsigen Flugmanöver, die Jeffrey gerade überlebt hatte. „Mein Jackett ist noch in der Maschine.“
„Wo?“
„Ich habe es zusammen mit meinem Koffer auf der Gepäckablage für Passagiere deponiert, damit beides ins Flugzeug gebracht wird.“
„Gepäckablage für Passagiere?“ Thompson lachte laut auf. „Was haben Sie sich denn dabei gedacht? Dass irgendein Flugbegleiter Ihnen Ihre Sachen hinterherträgt?“
„In dem Jackett ist mein Ausweis, mein Geld …“
„Kommen Sie, sonst werden Ihre tollen Schuhe hier noch am Boden festfrieren.“ Thompson drehte sich um und ging weiter.
Jeffrey sah nur kurz auf seine Füße und stapfte dann vorsichtshalber hinter Thompson her. Irgendwo bellten Hunde.
„Hallo, Harry, hier herüber!“, rief Thompson.
Jetzt entdeckte Jeffrey sie. Es waren etwa zwölf, vielleicht auch vierzehn Schlittenhunde, die vor einen Schlitten gespannt waren.
Ein bulliger Mann in einem dicken Parka winkte ihnen zu. „Der Sturm kommt näher.“
Thompson blieb neben dem Schlitten stehen. Harry stand auf einem Trittbrett hinter einem Korbsitz. „Steigen Sie ein“, befahl Thompson.
Der Sitz sah ziemlich klein aus. Viel zu klein für zwei Leute. „Wie sollen wir das bewerkstelligen?“, fragte Jeffrey.
„Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um verschiedene Varianten durchzuspielen.“ Thompson schnaubte. „Setzen Sie sich einfach hin.“
Harry lachte.
Jeffrey wünschte sich wieder in das Flugzeug zurück. Plötzlich erschien es ihm immer noch angenehmer, sein Leben in einem Flugzeug über den Wolken zu riskieren, als mit einer Meute Hunde und zwei mürrischen Menschen auf Todesfahrt zu gehen. Aber ihm blieb keine Wahl. Also schwang er erst das eine und dann das andere Bein in den Korb und setzte sich.
Thompson rutschte einfach auf Jeffreys Schoß. „Abfahrt!“
Die Hunde setzten sich in Bewegung, während Harry ihnen Befehle zurief und mit der Peitsche knallte.
Thompson drückte sich an ihn, und Jeffrey traf fast der Schlag. Die ungeheure Kälte hatte ihm schon die Sprache verschlagen. Dann der riskante Flug, bei dem er um sein Leben gebangt hatte und schließlich diese abenteuerliche Schlittenfahrt. Aber all das war nichts gegen seine neueste Entdeckung. Er spürte unverkennbar die weiche Wölbung eines Pos an seinem Bauch und die Rundung einer Brust an seiner Wange. Thompson war eine Frau.
Harry stoppte den Hundeschlitten vor einer rustikalen Hütte. Der Husky an der Spitze heulte auf, und die wartenden Schlittenhunde vor der Hütte bellten zur Begrüßung. Inmitten des Lärms fielen lautlos dicke Schneeflocken vom dunkler werdenden Himmel.
Chris drehte sich zu Jeffrey um. „Zeit zum Aussteigen.“
Jeffrey hatte jedes Zeitgefühl verloren. Aber vielleicht war die Zeit auch einfach während der Schlittenfahrt zum Stillstand gekommen, als sein Körper und der seiner Pilotin miteinander zu verschmelzen schien. Er wusste es nicht. Die Welt um sie herum hatte aufgehört zu existieren. Es hatte nur noch sie und ihn gegeben. Er hatte seinen starken Arm um sie gelegt, als wollte er sie beschützen. Er hatte den Eindruck, dass sie sich bemüht hatte, die körperliche Anziehung zwischen ihnen zu ignorieren. Doch sie hatte nicht protestiert.
Chris hätte sich am liebsten nie aus der Umarmung dieses Fremden gelöst. Das ärgerte sie, aber sie fand es auch wahnsinnig aufregend. Vielleicht, weil sie daran gewöhnt war, sich mit Männern zu messen. Oder wegen ihrer Rolle als Familienoberhaupt, die sie seit dem Tod ihres Vaters übernommen hatte. In Alaska hatte sie gelernt, sich in der Wildnis zu behaupten. All das hatte aus ihr eine starke Frau gemacht, die sich nichts und niemandem beugte.
Aber in diesem Moment der Unsicherheit waren diese Eigenschaften wie weggeblasen. In Jeffreys Nähe spürte sie seine Kraft und Männlichkeit. Und sie fühlte sich dadurch sehr weiblich.
Er ist ein Großstadtfuzzi, der hier ist, um deine Welt zu zerstören, erinnerte sie sich. Sie drehte sich zu ihm um, um ihn schroff zurechtzuweisen, verlor sich jedoch in dem Blick aus Augen, die den braunen und intelligenten Augen Jordans glichen. Doch bei Jordan fehlten die grünen und goldenen Sprenkel in der Iris, und er sah sie nie so an, wie Jeffrey es jetzt tat, überrascht und sehr interessiert.
Chris bewegte sich und spürte seine durchtrainierten Oberschenkelmuskeln. Wie kommt ein Großstadtmensch wie er nur zu solchen Muskeln? fragte sie sich und überlegte, wie er wohl nackt aussah. Auf jeden Fall muskulös und sehnig.
Sofort rief sie sich zur Ordnung und erinnerte sich daran, dass er hier war, um auf Kosten ihrer Heimat große Geschäfte zu machen. „Ich sagte, es wird Zeit auszusteigen!“, schnauzte sie ihn an, griff nach dem Korbrand und versuchte, ihre verrückten Gedanken abzuschütteln. Dann jedoch machte sie den schwer wiegenden Fehler, innezuhalten und erneut Jeffrey anzusehen. Jetzt wirkte er amüsiert. „Was ist so komisch?“, fuhr sie ihn an.
Er blinzelte heftig. „Ich frage mich nur, warum Sie sich so viel Zeit lassen.“
„Es ist kalt.“
„Aber Sie leben doch in Alaska. Sie sind daran gewöhnt.“
Das war nicht von der Hand zu weisen. Doch bevor sie ihm eine freche Antwort geben konnte, sprach er weiter: „Ich habe nichts dagegen, wenn Sie auf meinem Schoß sitzen bleiben wollen. Ich mag es. Ihr Körper hält mich warm.“ Er grinste so verführerisch, dass es Chris heiß wurde.
Es muss an dem engen Korbsitz liegen, überlegte sie. Der Körperkontakt hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Und die Hitze ihrer Körper hatte dazu geführt, dass die Fantasie mit ihr durchgegangen war. Der Blick in Jeffreys Augen sagte ihr, dass diese Situation auch bei ihm noch ganz andere Empfindungen ausgelöst hatte, als nur ein wohliges Gefühl. Es war höchste Zeit, Abstand zu gewinnen, die Situation unter Kontrolle zu bekommen und ihn wissen zu lassen, wer hier der Boss war.
Zeit zum Aussteigen, wollte sie sagen, doch ihr stockte der Atem, und sie flüsterte in suggestivem Ton: „Zeit zum …“ Sie bemerkte, dass sie rot wurde.
Jeffrey nahm sehr sorgfältig ihr Gesicht in Augenschein, dann sah er ihr in die Augen und nickte, als würde er ahnen, was in ihr vorging.
Es ist verrückt, und ich werde diese Verrücktheit genau jetzt beenden, beschloss Chris. Bei dem Versuch, sich aus dem Korb zu manövrieren, kam sie mit ihrem Gesicht seiner Wange sehr nahe. Er duftete würzig und ein wenig nach Moschus. Kein Mann aus dem Norden duftete so köstlich. Sie schaffte es, sich auf dem Korbrand abzustützen und fragte sich, wann er aufhören würde, ihr in die Augen zu schauen. Es ging nur um ihren Stolz, aber sie wollte, dass er zuerst den Blick senkte.
„Gibt es ein Problem?“, fragte Jeffrey amüsiert.
Chris Füße steckten noch immer im Korb fest, und sie musste ihren Po in die Luft strecken. „Starren Sie immer auf diese Weise?“
„Auf welche Weise?“
„Sie wissen, was ich meine.“
„Nun, Sie starren mich ja auch so an.“ Er zwinkerte ihr zu.
Chris schnaufte vor Empörung und Ärger, weil sie diejenige war, die jetzt zuerst wegsah. Mit einem Satz sprang sie aus dem Korb und landete im Tiefschnee. Mit geballten Fäusten drehte sie sich um, um zu beobachten, wie der Großstadtmensch in seinen lächerlichen Lederschuhen ausrutschte. Sie hoffte inständig, dass er bis zu den Knien im nassen Schnee stecken blieb. Denn dann würde er sich auch noch seine schicken Hosen ruinieren.
Jeffrey hob eine Augenbraue, als ob er ihre Gedanken lesen könnte und nahm die Herausforderung an. Er stand auf – gewährte ihr so einen kurzen Blick auf seine stattliche Größe und schwang erst das eine und dann das andere Bein über den Korbrand. Er ließ sich auf den Boden gleiten und betrat vorsichtig den Weg mit dem verkrusteten Schnee.
„Sie werden Stiefel brauchen“, sagte Chris in scharfem Ton, rappelte sich auf und machte sich auf den Weg zur „Mush Lodge“.
„Warten Sie“, rief Jeffrey ihr nach.
„Was ist?“ Sie marschierte weiter, ohne sich nach ihm umzudrehen.
„Ich habe ein Problem.“
Es wurde auch Zeit, dass er das endlich zugab. Nun fühlte sie sich besser und drehte sich um. „Welches?“
Jeffrey grinste. „Ich weiß Ihren Namen nicht.“
„Thompson.“
„Den kenne ich. Haben Sie auch einen Vornamen?“
„Chris Thompson.“
Er machte eine leichte Verbeugung und wirkte tatsächlich wie der vollendete Gentleman. „Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Chris Thompson.“
Harry ging an ihnen vorbei und lachte schallend, während er sein mobiles Funkgerät wegpackte. „Wollt ihr beiden weiter Romeo und Julia im Schnee spielen oder reingehen, wo es warm ist?“
Was auch immer in dem Korb gewesen war, Chris wollte es dabei bewenden lassen. Jeffrey Bradshaw hatte hier nichts zu suchen. Außerdem würde sie jetzt, wo Harry die Szene mit der Verbeugung beobachtet hatte, endlos von den anderen Männern damit aufgezogen werden.
Aber wirklich schlimm war der Grund, weshalb Jeffrey in ihr geliebtes Alaska gekommen war. Er wollte eine Fernsehserie drehen. Die TV-Leute, die dann über das Land herfallen würden, waren für die Branche tätig, die ihren Vater ruiniert hatte. Sie würde auf keinen Fall zulassen, dass nun auch noch ihre Welt hier zerstört wurde. „Keine Verbeugungen mehr“, zischte sie Jeffrey leise zu und vermied es, ihn dabei anzusehen.
Jeffrey grinste, als sie sich auf dem Absatz umdrehte und zur Hütte marschierte. Er folgte ihr und genoss die Stille, die nur vom Bellen der Hunde und dem Knirschen des Schnees unterbrochen wurde. Er hatte einen guten Blick auf Thompsons niedlichen Po, der in den Jeans und durch ihren wiegenden Gang hervorragend zur Geltung kam. Chris war klein und kompakt, was ihm gefiel. Und er mochte ihre taffe, direkte Art, die ihn an die Mädchen aus seiner Jugendzeit erinnerte. Mädchen, die sich keine Illusionen über die Welt machten und beherzt ihr Leben in die Hand nahmen. Chris’ hitziges Temperament war kaum zu zügeln und ließ an Leidenschaftlichkeit nichts zu wünschen übrig, wenn er die Momente im Schlitten richtig deutete. Eine solche Frau hatte er schon seit Jahren nicht mehr kennen gelernt.
Schwungvoll ging sie die Stufen der Veranda hinauf und öffnete die schwere Holztür, über der ein Schild mit der Aufschrift „Mush Lodge“ hing.
Jeffrey schaffte es gerade noch, sie einzuholen, bevor sie ihm die Tür vor der Nase zuknallte. Als er das behagliche Gasthaus betrat, ahnte er, dass Chris kurz vor einem Temperamentsausbruch stand. Er wusste nicht, was sie so gegen ihn aufbrachte, aber er vertraute in diesem Fall ganz auf seinen Charme. Er würde sie schon noch um den kleinen Finger wickeln.
Nachdem er die Tür hinter sich zugezogen hatte, nahm er den Duft von Kaffee, gegrilltem Fleisch und Zwiebeln wahr. Vor dem knisternden Feuer im Kamin schliefen mehrere große Hunde. An der Bar saßen einige bullige Männern, die Bier tranken und sich unterhielten, während im Hintergrund ein Song von Neil Young lief. In einer Ecke saß ein Teenager ganz still und las ein Buch, was Jeffrey an seine eigene Jugend erinnerte.
Als Sechzehnjähriger hatte er bei einer Pflegefamilie in Philadelphia gelebt und sich dort mit einem Barkeeper angefreundet. Dieser Mann hatte ihm erlaubt, die Bar zu besuchen, wann immer der damals noch minderjährige Junge eine Zuflucht brauchte. Es hatte sich niemand über seine Anwesenheit beschwert, weil er immer für sich geblieben war und stundenlang Bücher von Autoren wie Bradbury verschlungen hatte, um der Realität zu entkommen.
Chris warf ihm ein paar Stiefel vor die Füße und funkelte ihn mit ihren dunkelbraunen Augen an. „Hier, die müssten passen.“
Jeffrey betrachtete die abgewetzten hellbraunen Stiefel und sah dann wieder Chris an. Sie konnte ihn keine Sekunde lang durch ihre schroffe Art täuschen. Diese Lady mochte sich ja nach außen hin taff und burschikos geben, aber er hatte ihr während der Schlittenfahrt tief in die Augen gesehen. Im Innersten war sie weich und verletzlich, das wusste er instinktiv. „Danke.“ Er hob die Stiefel auf.
„Während sie die Stiefel anziehen, werde ich Funkkontakt mit Jordan in Alpine aufnehmen. Ich muss ihm berichten, dass wir es nicht bis nach Arctic Luck geschafft haben und hier wegen des Wetters festsitzen.“
„Hallo, Julia“, rief einer der Männer, als sie den Raum durchquerte. Sie ignorierte das Gelächter einfach, das darauf folgte.
„Warten Sie!“
Chris drehte sich zu Jeffrey um.
„Was heißt denn genau, wir sitzen wegen des Wetters fest?“
„Das heißt, dass wir so schnell nicht von hier wegkommen werden.“
Mit einem Kopfschütteln folgte Jeffrey ihr in ein kleines Zimmer, in dem auf einem Holztisch ein Funkgerät stand. Ihm blieben genau vierundzwanzig Stunden, um sich Arctic Luck anzusehen und keine Minute länger.
Chris setzte sich auf den Klappstuhl vor dem Tisch und drehte an den Knöpfen des Funkgeräts. „Vermittlung, hier ist ‚Mush Lodge‘“, meldete sie sich. Dann gab sie eine lange Kennnummer durch und bat darum, mit „True North Airlines“ in Alpine verbunden zu werden.
Jeffrey war wieder einmal beeindruckt von dieser Frau, die mit bewundernswerter Konzentration und Entschlossenheit das Heft in die Hand nahm. Wenn andere Frauen sich umdrehten und gingen, schmollten sie normalerweise. Doch Chris war aus einem anderen Holz geschnitzt.
Eine Männerstimme antwortete am anderen Ende der Leitung.
„Hallo, Jordan. Hier ist Chris.“
„Alles in Ordnung?“
„Ja. Ich musste wegen des Sturms in Katimuk landen.“
„Okay. Ich werde deinen Flugplan ändern. Bist du von der Route abgekommen?“
„Nicht wirklich.“
„Wie hat es dich denn dann nach Katimuk verschlagen?“
„Nun ja, vermutlich habe ich ein paar Landemarken übersehen.“
Jeffrey war hellhörig geworden und ahnte die Wahrheit. Chris hätte allem Anschein nach in Arctic Luck landen können, war aber stattdessen nach Katimuk geflogen. „Mit wem reden Sie?“, fragte er.
Sie warf ihm über die Schulter einen warnenden Blick zu, mit dem sie sich jegliche Einmischung verbat.
Dieser Blick bewirkte bei Jeffrey jedoch genau das Gegenteil. Niemand hatte ihm vorzuschreiben, was er zu tun oder zu lassen hatte. Mit zwei Schritten war er bei ihr und schnappte sich das Mikrofon. „Wer spricht da?“
„Jordan Adamson, ‚True North Airlines‘“, kam die Antwort. „Und wer ist dort?“
„Jeffrey Bradshaw. Das hier ist ein Desaster. Ich bin der Passagier, der gutes Geld dafür bezahlt hat, nach Arctic Luck geflogen zu werden. Und jetzt bin ich in Kati… Kati…“
„Katimuk“, soufflierte Chris zuckersüß.
Jeffrey funkelte sie an.
„Das tut mir leid“, meinte Jordan nach einer Pause. „Aber gegen das Wetter kann ich nichts machen. Natürlich werden wir Sie sobald wie möglich nach Arctic Luck bringen.“
„Ich muss sofort hin.“
„Ich fürchte, das wird nicht gehen“, sagte Jordan.
„Das ist unmöglich“, warf Chris im selben Moment ein.
„Nichts ist unmöglich“, entgegnete Jeffrey. „Ich werde Kontakt zu meinem Büro aufnehmen, damit meine Mitarbeiter einen anderen Flug organisieren.“
„Das können Sie probieren“, erwiderte Jordan, „aber im Moment wird Sie niemand dorthin fliegen.“
„Warum?“, fragte Jeffrey, während er Chris misstrauisch im Auge behielt.
Chris wollte etwas sagen, ließ aber Jordan antworten. „Das Wetter lässt das nicht zu. Niemand wird bei dieser Wetterlage einen Flug riskieren, und ich bin sicher, dass Sie Ihr Leben ebenfalls nicht riskieren wollen. Bleiben Sie bei Chris. Sie weiß, was sie tut. Sie wird Sie sobald wie möglich von dort wegbringen.“
Jeffrey kaufte Chris ihren bedauernden Blick nicht ab. Sie führte etwas im Schilde. „Lassen Sie mich die Situation rekapitulieren.“ Er setzte sich mit dem Mikrofon in der Hand auf den Tisch. „Ihre Pilotin hätte mich nach Arctic Luck fliegen können, aber sie hat mich stattdessen nach Katimuk geflogen?“
Chris machte einen Schmollmund.
„Sie landete dort, wo sie annahm, dass das Flugzeug sicher auf die Erde kommen würde“, meinte Jordan.
„Quatsch.“ Jeffrey warf Chris einen wütenden Blick zu. Sie hatte ihn reingelegt, aber er hatte keine Ahnung, warum. Doch er würde es schon noch herausfinden.
„Noch einmal, ich bedauere ihre missliche Lage“, sagte Jordan. „‚True North Airlines‘ wird sich glücklich schätzen, Sie auf Kosten des Unternehmens in jede von Ihnen gewünschte Stadt zu fliegen, wenn das Wetter sich beruhigt hat.“
„Ich will nur nach Arctic Luck. Wann wird sich der Sturm legen?“
„Das kann ich nicht vorhersagen“, antwortete Jordan ruhig. „Ich denke, im besten Fall in zwei Tagen. Aber vielleicht dauert es auch eine Woche.“
„Beide Optionen sind nicht akzeptabel.“ Jeffrey hielt noch immer Blickkontakt mit Chris, die ihn mit großen Augen betroffen ansah. Was für eine Schauspielerin, dachte er. „Ich habe am Montagmorgen ein wichtiges Meeting in Los Angeles, an dem ich unbedingt teilnehmen muss. Meine Karriere hängt davon ab. Die schlechte Wetterlage ist nicht mein Problem. Es ist Ihr Problem, und ich erwarte, dass Sie eine Lösung finden.“
Es wurde still im Zimmer. Nur das leise Lachen und die Musik aus dem Raum nebenan waren zu hören. Jeffrey war in seinem Beruf an solche Situationen gewöhnt. Er würde das Problem nicht auf sich beruhen lassen, sondern die verantwortliche Führungskraft zur Rechenschaft ziehen. Und das war in diesem Fall Jordan, dem „True North Airlines“ gehörte. „Ich werde mich in einer Stunde wieder bei Ihnen melden, um zu hören, wie Sie die Situation in Ordnung bringen wollen“, sagte Jeffrey. In New York oder Los Angeles reichte in der Regel eine Stunde voll und ganz, damit jemand auf neue Ideen kam.
„In einer Stunde wird sich die Situation nicht verändert haben“, entgegnete Jordan. „Die Sturmfront wird sich bis dahin nicht verzogen haben.“
Nun verstummte Jeffrey für einen Moment. Er musste zugeben, dass Jordan gut informiert war und einen kühlen Kopf behielt. Bei „Argonaut“ könnte er Manager wie ihn gut brauchen. „Dann werde ich Sie sofort morgen früh anrufen, um über mögliche Lösungen zu diskutieren.“ Er gab Chris das Mikrofon zurück und fragte sich, was sie beide nun mit dem Rest des Abends anfangen würden und wie er mit diesem kleinen Wirbelwind umzugehen hatte, der entschlossen zu sein schien, seine Pläne zu durchkreuzen.
Chris trank den Whiskey und stellte dann vehement das Glas zurück auf die Theke.
„Hattest du einen schwierigen Flug, Julia?“ Harry funkelte sie mit seinen blaugrünen Augen an.
„Du kennst mich jetzt seit vielen Jahren und hast plötzlich meinen Namen vergessen?“ Sie winkte Charlie heran, den Besitzer der „Mush Lodge“.
„Ja, ich kenne dich seit vielen Jahren, aber ich habe nie erlebt, dass es dir so schwer gefallen ist, aus einem verdammten Schlitten zu steigen.“ Harry nahm noch einen Schluck von seinem Bier.
„Tatsächlich?“ Charlie wischte sich die Hände an einem Handtuch ab.
Solange sich Chris erinnern konnte, stand Charlie hinter seiner Theke und bediente die Gäste. Es kursierte das Gerücht, dass er sich vor langer Zeit in diese entlegene Region Alaskas zurückgezogen hatte, um nicht als Soldat in den Vietnam-Krieg geschickt zu werden. In Katimuk hatte er dann seine Frau May getroffen. Charlie selbst sprach nie über seine Vergangenheit. Er schien sehr zufrieden mit seinem Leben zu sein.
„Einen Kaffee mit viel Sahne“, sagte Chris. „Bitte.“ Die letzten Stunden waren ihr so an die Nerven gegangen, dass sie auf dem besten Weg war, ihre guten Manieren zu vergessen. Wenn sie sich keine Mühe gab, weiterhin höflich zu sein, würde Jordan wieder versuchen, ihr bessere Umgangsformen beizubringen.
„Kaffee mit Sahne, kommt sofort.“ Charlie nickte und ging wieder weg.
„Ju…li…a…ha“, sang Harry leise und nuckelte an seinem Bier.
Chris zwang sich, seinen Spott zu ignorieren und dachte an Jordans Tipp, im Umgang mit Kunden nicht emotional auf Kritik oder Hohn zu reagieren, sondern ruhig zu bleiben und sich auf das Problem zu konzentrieren. Erst jetzt wurde ihr klar, dass Jordans Regeln auch im Privatleben nützlich waren.
Charlie stellte ihr einen Becher mit dampfendem Kaffee hin. „Hunger?“
„Was hast du auf dem Grill?“
„Elchsteak.“
„Bring mir eins mit reichlich Pommes. Und einen Salat. Bitte“, fügte sie noch schnell hinzu.
„Bitte?“ Harry lachte. „Wo hast du denn auf einmal Manieren her?“
Das war zu viel. Chris wirbelte auf ihrem Stuhl herum und sah Harry scharf an. Doch bevor sie etwas sagen konnte, mischte Charlie sich ein.
„Harry, May hat deinen Lieblingsapfelkuchen gebacken. Willst du ein Stück?“
„Mays Apfelkuchen? Dafür würde ich sterben. Bring mir zwei Stück davon.“
„Bekommst du.“
„Warte, Charlie“, rief Chris. „Hast du Geraldine gesehen?“ Geraldine, ihre Tante, wohnte etwas außerhalb von Katimuk.
„Ungefähr vor zwei Stunden. Sie hat sich einige Lebensmittel geholt und ist zurück nach Hause gefahren“, antwortete Charlie.
Gut, dachte Chris. Denn das bedeutete, dass sie daheim war. Chris umfasste mit beiden Händen den heißen Becher und betrachtete die Stelle der Theke, wo Harry einmal ihre beiden Namen in das Eichenholz geschnitzt hatte. Inzwischen taten sie beide so, als hätten sie das längst vergessen. In der Bar wurde es merkwürdig still, und sie drehte sich neugierig um.
Jeffrey, der den Parka ausgezogen hatte, stand am anderen Ende der Theke und wirkte in seinem schicken, fein gestreiften Hemd sehr deplaziert inmitten der bärtigen, bulligen Männer. Chris blinzelte und sah genauer hin. Trug er etwa Manschettenknöpfe?
„Was darf ich bringen?“, fragte Charlie.
„Kann ich hier anschreiben lassen?“
„Kein Problem. Das macht halb Katimuk. Was möchten Sie?“
„Ich könnte einen doppelten Martini Bombay brauchen.“
„Bombay?“ Einer der Männer schnaubte. „Da bist du am falschen Ende der Welt, Kumpel.“
Alle lachten.
Charlie nahm eine Flasche Whiskey, goss ein Glas davon ein und stellte es Jeffrey hin. „Das ist das Beste, was ich für Sie tun kann.“
„Danke, das ist großartig.“ Jeffrey trank den Whiskey und sah dann einen Mann nach dem anderen freundlich an.
Chris atmete tief aus. Anscheinend konnte Jeffrey gut mit der Provokation umgehen und wusste sich in der ungewohnten Situation zu behaupten.
„Weiß jemand, wo ich ein Hotelzimmer bekommen kann?“, fragte er.
So gut wohl doch wieder nicht, dachte Chris.
Die Männer brachen in lautes Gelächter aus.
„Ja, das Hilton ist nur ein paar Häuser entfernt“, höhnte einer.
„Aber wir können Ihnen auch ein Taxi rufen. Oder eine Limousine“, fügte ein anderer hinzu.
„Beide Optionen sind nicht akzeptabel“, wiederholte ein weiterer Mann Jeffreys Worte vom vorangegangenen Funkgespräch, und erneut lachten alle laut.
Nun runzelte Jeffrey irritiert die Stirn. „Habt ihr Männer mitgehört?“
Charlie kam mit zwei Tellern Apfelkuchen aus der Küche zurück und goss Jeffrey noch einen Whiskey ein. „Der geht aufs Haus.“
Jeffrey hob das Glas. „Auf den großartigen Norden.“ Er kippte den Whiskey hinunter.
Ein Mann nach dem anderen hob sein Glas. Einige murmelten: „Auf den Norden.“ Die anderen nickten ernst.
Chris lächelte. Mister Jeffrey Bradshaw zeigte, dass er durchaus mit diesen harten Kerlen umzugehen verstand. Sie war beeindruckt. Sein Auftreten war das eines Geschäftsmanns aus der Großstadt, aber es schien fast, als hätte er die wilde, unabhängige Seele eines Mannes aus dem Norden.
Jeffrey ging zum anderen Ende der Theke und setzte sich neben Chris.
Harry, der auf Chris’ anderer Seite saß, sah ihn an, aber noch bevor er etwas sagen konnte, stellte ihm Charlie die beiden Teller mit dem Apfelkuchen vor die Nase. Harry stöhnte, murmelte noch, dass May es verdiente, heilig gesprochen zu werden, und machte sich über den Kuchen her.
Erleichtert, dass Harry abgelenkt war, wandte sich Chris Jeffrey zu und musterte ihn. „Sie haben die Stiefel angezogen.“
„Ja, aber das hat eine Weile gedauert.“ Er zwinkerte ihr zu.
Sie sah ihn irritiert an.
„Meine italienischen Slipper muss ich ja nie zuschnüren.“
Noch immer starrte Chris ihn regungslos an.
„Es war ein Witz.“
„Das weiß ich.“ Ihr Herz flatterte eigentümlich, als Jeffrey sie anlächelte. Zum Glück brachte Charlie das Essen, das köstlich duftete. Und da Chris seit Stunden nichts mehr zu sich genommen hatte, widmete sie sich mit großem Appetit der Mahlzeit.
„Sieht lecker aus“, meinte Jeffrey. „Was ist das?“
„Elchsteak“, antwortete sie mit vollem Mund und schluckte dann den Bissen hinunter. „Wollen Sie auch eines? Charlie macht auch tolle Pommes dazu.“
„Nein, nicht für mich.“ Er blickte sich hinter der Theke um und entdeckte einen großen Topf auf einer heißen Platte. „Ist das dort eine Suppe?“, fragte er Charlie.
„Eintopf mit Renfleisch.“
„Gibt es nichts mit Fisch oder Hühnchen?“ Er wagte es nicht, nach einem vegetarischen Gericht zu fragen, denn er vermutete, dass die nordischen Kerle dann über ihn herfallen würden.
Charlie schüttelte den Kopf.
„Dann nehme ich einen Teller davon.“ Er hob sein leeres Glas. „Und noch einen Whiskey.“ Wenn er sich ausreichend unter Alkohol setzte, musste er nicht daran denken, was er aß. Oder dass er vergessen hatte, seine Vitamintabletten einzupacken. Oder sich fragen, warum Chris’ Beziehung zu ihm zwischen Hass und etwas, das ihn an Liebe denken ließ, hin- und herpendelte. Er würde es vorziehen, wenn das Pendel mehr in Richtung Liebe ausschlagen würde. Er beobachtete sie beim Essen, was sie mit äußerster Hingabe und Leidenschaft tat. Eine Frau, die so genießen kann, ist bestimmt eine Sensation im Bett, überlegte er.
Nachdem Charlie ihm noch einen Whiskey eingeschenkt hatte, prostete er dem Wirt zu und kippte den Drink hinunter. Er dachte daran, dass er noch letzte Woche in seinem New Yorker Loft sein Lieblingsgericht – Wildhuhn aus Cornwall in Aprikosensoße – gegessen und einen butterweichen Chardonnay dazu getrunken hatte. Und jetzt saß er hier in der Wildnis und betäubte sich mit Whiskey.
Charlie lehnte sich zu ihm herüber. „Ich habe ein Feldbett, das ich aufstellen kann. Das habe ich für diese Nacht aber schon einem angeheirateten Cousin versprochen. Aber wenn die Hunde Sie nicht stören, können Sie im Schlafsack vor dem Kamin übernachten.“
„Das wäre großartig. Ich muss gleich morgen früh ein wichtiges Funkgespräch führen.“
„Moment!“, rief Chris, legte Messer und Gabel weg und warf Jeffrey einen fast panischen Blick zu.
Chris Thompson und panisch? Jeffrey schwante nichts Gutes.
„Sie können nicht hier schlafen. Morgen früh würden Sie nicht nur voller Hundehaare sein, sondern auch so riechen.“ Sie rümpfte die Nase.
Die Lady fliegt mich in die falsche Stadt und macht sich jetzt Sorgen darüber, wo ich schlafe? Chris Thompson führte definitiv etwas im Schilde, aber ihm war nicht klar, was sie vorhatte. Obwohl er in seinem Leben gelernt hatte, die Absichten anderer Menschen zu durchschauen, war Chris nicht so leicht auszumachen.
„Ja, Sie würden morgen wahrscheinlich nicht sehr gut riechen und aussehen.“ Charlie lachte leise.
Chris drehte sich zu den anderen Männern um. „Kann mir einer von euch vielleicht ein Schneemobil leihen?“, rief sie. „Ich muss heute Abend noch zu Geraldine fahren.“
Jeffrey beobachtete Chris, die so viel Energie versprühte, dass es ihn faszinierte. Sie hatte sich auf ihrem Stuhl herumgedreht und sah sich im Raum um. Wann hatte sie zuletzt ihre Haare gekämmt? Ihre freche Frisur mit den stachelig abstehenden Strähnen sah aus wie eine in dieser Saison in New York angesagte Kreation. Jeffrey hatte jedoch keinen Zweifel daran, dass Chris sich diese Frisur aus praktischen Erwägungen zugelegt hatte. Er hätte gewettet, dass sie einfach mit einer Schere hier und dort eine Strähne kürzte und dann eine Baseballkappe aufsetzte.
„Du kannst meine Maschine für ein paar Tage haben.“ Harry ließ den Blick von Chris zu Jeffrey und wieder zurück wandern.