Überraschung ist etwas,
das meistens schon da ist,
bevor man damit rechnet.
(Anonym)
Ich muss auflachen, sie hat mich wirklich durchschaut. Ein Ire kann nun mal nicht aus seiner Haut.
Sie ist heiß - mehr als heiß, sie ist phänomenal, mit einem Hauch von saugeil. Roan hatte recht, als er mir eben sagte, sie wäre ganz große Klasse. Und Roan hat noch nie danebengelegen. Er hat einen Riecher für erstklassige Frauen. Und wenn ich erstklassig sage, dann meine ich nicht diese Girls, die glauben, es würde reichen, sich in teure Designerklamotten zu werfen, ihr Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zu schminken und ein paar mittelmäßige Juwelen an den Hals zu hängen.
Bei Amandine Moreu spricht ihr Aussehen für sich. Sie trägt weder Designer-Mode noch viel Make-up. Keinen Schmuck, und doch erkennt sie eine Breguet auf Anhieb. Sie hat Klasse, unverkennbar. Und sie ist Französin, unverwechselbar.
Ihr glattes blondes Haar ist lang, reicht ihr bis zum Po und glänzt selbst bei gedimmtem Licht wie eine goldene Christbaumkugel. Der Rock, den sie trägt, ist so kurz, dass man ihn für einen breiten Gürtel halten könnte, er zeigt viel von ihren endlos langen Beinen. Ihre High Heels sind erschreckend hoch, kaum zu glauben, dass sie sich beim Laufen nicht den Hals bricht. Doch sie bewegt sich sicher darauf. Sie trägt halterlose Strümpfe, deren Spitze unter ihrem Rock hervorblitzt. Obwohl ich täglich von Reizwäsche umgeben bin, machen mich diese einfachen schwarzen Strümpfe so an, dass mein Schwanz ein Eigenleben entwickelt. Ich muss mich anders hinsetzen, um ihm etwas Freiraum zu gewähren.
»Donnacha, warum haben Sie mich hergebeten?«, fragt sie und ich bemerke mit einer gewissen Irritation, dass sie meinen vollen Namen ausspricht.
»Amandine, ich würde es bevorzugen, wenn Sie mich Don nennen. Donnacha dürfen Sie schreien, wenn Sie unter mir liegen.«
Sie zuckt nicht mal mit den Wimpern. »Das wird nicht passieren. Ich bin weder für die Kunden noch für den Inhaber zu haben.«
»Sicher?«
»Ganz sicher, Don.«
»Gut. Ich suche jemanden, der sich um die Mädchen kümmert. Ich glaube, dafür ist eine Frau wesentlich besser geeignet, als Roan oder ich. Manchmal gibt es Schwierigkeiten mit einem Kunden. Dann kümmere ich mich um ihn und Sie werden sich um das Mädchen kümmern.«
»Als was sind Ihre Mädchen hier angestellt?«
Sie schlägt die Beine übereinander und dabei rutscht ihr Rock noch ein Stück höher. Ich war noch nie ein Mann, der sich selbst verleugnet. Also starre ich offensiv auf ihre wundervollen Schenkel. Ich stelle mir vor, wie sie ihre Beine um meine Hüften schlingt, während ich sie auf dem Schreibtisch nehme, und muss schmunzeln. Mag sie auch noch so sicher sein, dass sie mir nicht zur Verfügung stehen wird, irgendwann wird aus meinem Wunschdenken Realität werden.
»Wie oft in der Woche ist der Club geöffnet?«
Fast verpasse ich ihre Frage, reiße mich endlich von dem Anblick ihrer Beine los. »An vier Tagen in der Woche, von Mittwoch bis Samstag. An den übrigen Tagen ist der Club geschlossen. Er ist nur für Mitglieder zugänglich. Diese werden nur auf Empfehlung aufgenommen. Der Jahresbeitrag beträgt 100.000 Dollar. Wer sich das nicht leisten kann, hat hier nichts zu suchen. Der Club verfügt über eine Bar, in der die Tänzerinnen auftreten. Es gibt einige Spezialzimmer, in die sich die Mitglieder zurückziehen können.«
»Und sie werden dorthin von den Mädchen begleitet.«
»Nur, wenn diese einverstanden sind. Hier wird niemand gezwungen, niemand wird von uns überwacht. Wir werden in den nächsten Tagen neue Mädchen einstellen, da sie nach einem Jahr ausgewechselt werden.«
»Und wer sucht die Mädchen aus?«
»Sie, Amandine.«
Er bekam eine Erektion, als er mir auf die Schenkel starrte, und ich muss immer noch darüber grinsen. Dass ich bei Männern solch eine Reaktion hervorrufe, ist nicht neu, doch dass Donnacha O’Brian noch nicht einmal den Versuch unternahm, es zu verbergen, finde ich wirklich amüsant. Dies wird eine äußerst unterhaltsame Zusammenarbeit werden.
Er bittet mich, ihn zu begleiten, damit er mir den Club zeigen kann.
»Falls Sie Fragen haben, steht Roan ganz zu Ihrer Verfügung. Sie kennen ihn bereits, er hat Ihnen die Tür geöffnet. Natürlich stehe ich Ihnen auch zur Verfügung.«
Ich erkenne die Zweideutigkeit seiner Worte, doch lasse ich diese einfach im Raum stehen. Diese Art von Anmache funktioniert bei mir nicht.
»Bin ich durch den Haupteingang hereingekommen?«, frage ich neugierig. Ein besonders tolles Aushängeschild ist die Hinterhofgasse, durch die ich gekommen bin, nämlich nicht.
»Nein, das war der Personaleingang. Der Haupteingang befindet sich auf der Huntington Avenue. Man betritt den Club durch Büroräume, die ich angemietet habe. Mitglieder erhalten einen Schlüssel. Sie werden einen für den Hintereingang bekommen, sonst haben nur Roan und ich einen. Roan ist dafür verantwortlich, die Mädchen hereinzulassen.«
Wir laufen an einigen Räumen vorbei, die wie die Garderoben von Künstlern eingerichtet sind, mit großen Spiegeln, Schminktischen und Kleiderständern. »Hier sind die Umkleidekabinen der Mädchen und die Duschen. Den Mitgliedern ist der Zutritt hier verboten.« Dann gehen wir durch einen Gang und Don öffnet eine schwere Tür, die uns in eine völlig andere Welt führt.
Der Club ist exklusiv, edel. In Schwarz und Blau gehalten. Es gibt Käfige, die von der Decke herabhängen, in denen sich wunderschöne junge Frauen zur Musik räkeln. Auf den drei Theken tanzen ebenfalls welche, aufreizend langsam. Einige der Mädchen sitzen mit Männern an Tischen, auf weichen Sofas oder sie unterhalten sich mit ihren Kunden an der Bar. Auch gibt es eine Tanzfläche, wo sich Paare eng umschlungen der Musik hingeben. Es gibt sogar ein Klavier, das auf einer Bühne steht.
Hinter der Bar bedienen ebenfalls nur Frauen. Doch alle haben etwas gemeinsam - ob Tänzerinnen oder Barkeeper -, sie tragen die gleiche Kleidung. Einen Hotpants in Schwarz und ein Bustier in Blau, mit dem Logo der Bar: Capital Sin. Todsünde.
»Hey, Don. Lässt du dich auch mal hier draußen blicken?« Ein junger Mann kommt auf uns zu und begrüßt meinen neuen Arbeitgeber.
»Fionn, darf ich dir unsere neue Mitarbeiterin Amandine Moreu vorstellen? Amandine, das ist Fionn MacKay, er leitet den Club.«
Wir reichen uns die Hände und ich ernte einen erneuten bewundernden Blick.
»Amandine, welch reißender Glanz in unserer bescheidenen Hütte. Sie sollten sich umziehen, damit Sie gleich mit der Arbeit beginnen können.«
»Nein«, unterbricht Donnacha Fionns Gesülze. »Sie ist keines der Mädchen, sondern wird sich um sie kümmern.«
Fionn nickt. »Alles klar, Boss. Willkommen im Team.«
Er lächelt mich an und ich empfinde so etwas wie Respekt, den er mir zollt. Innerhalb von Sekunden schaltet er um, von Anmachen zu kollegialem Respekt. Er zwinkert mir zu und setzt seine Runde durch den Club fort.
»Kommen Sie, Amandine. Ich will Ihnen die Zimmer zeigen.«
Wir erklimmen eine eiserne Wendeltreppe, die ins obere Geschoss führt. Von hier aus gelangt man durch eine Tür in einen schmalen langen Flur, der nur schwach beleuchtet ist.
»Um die Diskretion zu wahren«, erklärt mir O’Brian und hält vor dem ersten Zimmer an.
»Wir haben sechs Zimmer mit Wasserbetten, sechs mit einem Whirlpool, sechs mit einem Heimkinosystem und sechs Spezialzimmer.«
Er blickt mich an und wartet auf meine Fragen.
»Ich würde gerne eines der Spezialzimmer sehen.«
Donnacha tritt zur Seite, lässt mir mit einer Handbewegung den Vortritt und bleibt mir dicht auf den Fersen. »Es sind die sechs letzten Zimmer.«
»Es gibt keins, das die Nummer 13 trägt«, fällt mir auf.
»Nein, das haben Sie richtig erkannt.«
Ich bleibe vor einer offenen Tür stehen. Das Licht im Raum ist wie im Flur abgedunkelt, hat einen rötlichen Schimmer.
»SM-Zimmer«, meine ich erstaunt, dabei sollte es mich gar nicht überraschen. Mit zwei Schritten trete ich ein.
»Ja, seit einiger Zeit erfreuen sich diese Räume immer größerer Beliebtheit.«
»Beschäftigen Sie Dominas?«, frage ich frei heraus.
»Nein, wir beschäftigen keine professionellen Prostituierten. Nur Tänzerinnen. Manche haben allerdings gewisse … Talente.«
Sein Ton ist ernst, doch seine Augen funkeln. Er steht mir ganz nah gegenüber.
»Dann bin ich also so etwas wie die Choreografin.«
»So könnte man es nennen«, meint er und stützt seinen Arm am Türrahmen ab, versperrt mir den Weg nach draußen. »Bereitet Ihnen dieser Raum Unbehagen?« Er beugt sich ein wenig zu mir herunter. Ich bin groß, zumindest mit meinen Kate Python Chrystals von Louboutin, die immerhin zwölf Zentimeter hohe Absätze haben, doch er ist immer noch ein Stück größer als ich.
»Ich wüsste nicht, was mir hier Unbehagen bereiten könnte«, murmle ich und schaue mich um.
»Wirklich nichts?«, fragt Don provozierend und ich lächle ihm ins Gesicht, obwohl mein Herzschlag sich beschleunigt und ich nicht ganz sicher bin, was er vorhat.
Mit einer schnellen Bewegung schließt er die Tür. »Man kann sie von außen übrigens ohne Schlüssel nicht öffnen«, sagt er und weist auf die Klinke, die völlig normal aussieht.
Interessant, denke ich.
»Wenn ich bitten darf?« Er fragt zwar, nimmt aber einfach meine Hand und zieht mich zu dem Fesslungsrahmen hinüber. Sein Blick sagt mir, dass ich auf dem Stuhl Platz nehmen soll. Ich tue ihm den Gefallen, denn von ihm geht keine Gefahr aus. Ich glaube nicht, dass er mich hier in eine Situation bringen wird, die ich nicht wirklich will. Er möchte vermutlich einfach seine Dominanz einer Angestellten gegenüber demonstrieren.
Um mich auf den Hocker zu setzen, muss ich meinen Rock hochschieben, die Beine etwas spreizen.
Ich höre, wie Donnacha Luft holt, auch wenn er sich bemüht, ganz unbeteiligt auszusehen. Er nimmt meine rechte Hand, schnallt eine Manschette darum und hängt diese an einen Eisenring über meinem Kopf. Das Gleiche macht er mit der linken Hand.
Mein Shirt spannt sich über meinen Brüsten. Meine Brustwarzen zeichnen sich darunter ab, denn der raue Stoff reizt sie und sie stellen sich auf, verfluchte Verräter.
Donnacha stellt sich zwischen meine Beine, für meinen Geschmack steht er zu nah vor mir, aber sein Geruch nach Mann, Sportduschgel und einem Aftershave, das ich als Man in Black von Bvlgari erkenne, wie passend, reizt meine Sinne.
»Und jetzt?«, frage ich ihn herausfordernd.
»Jetzt werden wir herausfinden, wie weit Sie bereit sind zu gehen.«
Ich lache, weil ich es wirklich nicht ernst nehme. Erst, als er mit seinen Händen meine Schenkel hinauffährt, vergeht mir das Lachen. Diese Berührung hat etwas sehr Begehrliches an sich, die Reibung seiner Haut auf meinen Nylons fühlt sich warm an. Am Spitzenrand meiner Strümpfe verharrt er einen Moment, dann gleiten seine Finger weiter zu meiner nackten Haut. So hat mich schon lange kein Mann mehr berührt. Zentimeter für Zentimeter rutschen seine Finger höher, bis mein Rock sie aufhält.
»Und, haben Sie Angst?«, fragt er und seine Stimme klingt plötzlich heiser.
Ich starre auf seinen Schritt und sehe, dass seine Erektion gewachsen ist. Ihn scheint die Situation wohl auch nicht kaltzulassen.
»Nein«, antworte ich ehrlich und schaue ihm in die Augen. Sie schimmern nun blaugrün.
Meine Antwort scheint ihn nur noch mehr herauszufordern. Seine Hände verschwinden unter meinen Rock und plötzlich spüre ich seine Daumen, die meine Klitoris massieren. Mir entfährt ein kleiner Laut und ich beiße mir auf die Lippen. Scheiße, ich wollte doch keine Reaktion zeigen.
»Du bist nass«, murmelt er und massiert mich weiter, schließt genießerisch die Augen.
»Und du hart«, flüstere ich, um ihm bloß nicht das letzte Wort zu überlassen.
»Das stimmt«, gibt er zu. »Es liegt daran, dass ich jetzt gerne in dir wäre. Mir würde es gefallen, wenn du nichts als diese Manschetten tragen würdest. Ich bin mir sicher, dass du einen wunderschönen Body hast. Ich spüre es förmlich an meinen Fingern.« Er reibt mich weiter, fester, und treibt mich damit fast an den Rand eines Orgasmus, den ich mir auf keinen Fall zubilligen werde.
»Sag mir, ob dir gefällt, was meine Finger mit dir machen.« Er hält die Augen geschlossen.
Vielleicht sollte ich nicken, dann würde er nicht hören, wie sehr mir sein Spiel hier gefällt.
»Sag es laut, ich will deine Stimme hören, wenn du es sagst.«
»Ja, verdammt! Ja, es gefällt mir.«
»Wie sehr?«
»Absolut.«
»Aber du willst nicht, dass es dir gefällt? Habe ich recht?«
»Ja.«
»Warum?«
»Weil ich deine Angestellte bin.«
Mittlerweile atme ich schwer. Diese Berührungen lassen mich nicht kalt. Mein Körper will mehr, mein Verstand dagegen plädiert für den sofortigen Abbruch dieses Szenarios. Doch ich habe die Rechnung ohne Don gemacht. Seine Finger werden immer aktiver. Er schiebt meinen Slip zur Seite, um meine blanke Haut zu massieren.
»Verdammt, du bist rasiert. Damit habe ich nicht gerechnet.«
»Gefällt es dir?«, frage ich stöhnend und werfe meinen Kopf in den Nacken.
»Ja«, knurrt er leise. »Und gefällt dir das?« Er meint seine Berührungen.
»Ja«, hauche ich und es ist sogar die Wahrheit. Ich stehe kurz davor, alle meine Prinzipien über Bord zu werfen und hier vor ihm zu kommen. Ich fühle mich mit einem Mal so lebendig, als wäre ich aus einem tiefen Schlaf endlich wieder erwacht. Das pure Leben scheint sich zwischen meinen nassen Schenkeln abzuspielen. Es ist beängstigend und berührend zugleich.
»Du fühlst dich wahnsinnig an. So feucht und so heiß, als würde ich meine Finger in den Vorhof der Hölle halten. Wie gerne würde ich sie durch meinen Schwanz ersetzen.«
Ein Mache es doch! liegt mir auf der Zunge, doch ich beiße mir auf die Lippen.
»Würde es dir gefallen?«
»Würde es dir gefallen?«, frage ich, statt eine Antwort zu geben.
»Reiz mich nicht, es auszuprobieren«, knurrt er, »antworte mir.«
»Nein, es würde mir gar nicht gefallen.«
»Und warum nicht?«, fragt er überrascht.
»Weil ich mich niemals so ausliefern würde.« Mit letzter Kraft gelingt es mir, meiner Stimme einen so kühlen Klang zu verleihen, als gäbe es seine intime Berührung gar nicht. Ich blende sie aus. Wie ich das mache, ist mir ein Rätsel.
Er öffnet seine Augen, blickt auf mich herunter und nickt. »Gut«, meint er rau, »dann sind wir uns ja einig. Ich fange nie etwas mit Untergebenen an.«
Er zieht seine Hände unter meinem Rock hervor, öffnet die Manschetten und hilft mir auf die Beine.
Auf dem Weg zur Tür steckt er sich einen Finger in den Mund und leckt genüsslich meinen Saft ab. »Aber schade ist es trotzdem, schade um diese Verschwendung, denn du schmeckst köstlich.«
Das Bild wird mich den Rest des Abends verfolgen.
Dann öffnet er die Tür und ist verschwunden.