Teresa Hertwig

30 Minuten

360° Remote Work

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-96739-056-8

eISBN 978-3-96740-081-6

Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg

Umschlagkonzept: Martin Zech Design, Bremen

Lektorat: Eva Gößwein, Berlin

Autorenfoto: Kimberly Jobson

Satz: Zerosoft, Timisoara (Rumänien)

© 2021 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

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In 30 Minuten wissen Sie mehr!

Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.

Kurze Lesezeit

In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.

Alle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.

Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen.

Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.

Inhalt

Vorwort

1. Zukunft ist heute

Corona: Remote Work im Schnellwaschgang

Remote Work – mehr als Homeoffice

Stolpersteine, Challenges und Hindernisse

2. Unternehmen und Führungskräfte

So gelingt Remote Work

Etablierung einer Remote-Work-Kultur

Kontrolle ade? Remote Leadership

3. Teams und Mitarbeiter

Virtuelle Zusammenarbeit in Teams

Sozialer Austausch – ja bitte!

Selbstorganisation bei Remote Work

Hilfe, mein Chef erlaubt kein Remote Work

4. Remote-Work-Trends und die Tragweite

Remote Work statt Kicker und Obstkorb

Ist ein Hybridmodell die Zukunft?

Das Ende der 40-Stunden-Woche

So verändert Remote Work unsere Gesellschaft

Fast Reader

Die Autorin

Weiterführende Literatur

Vorwort

Es ist nicht einmal zehn Jahre her, da arbeitete ich noch in einem bürogebundenen Nine-to-five-Job in einer Berliner Agentur – weit weg von meiner Heimat im Landkreis Passau. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich wollte nach Berlin und ich mochte diese Arbeit sehr. Aber ich wollte mich nicht zwischen dem Leben in der Hauptstadt und meinem Zuhause entscheiden müssen. Um meine Familie regelmäßig besuchen zu können und vor allem meinen Neffen Luis aufwachsen zu sehen, überzeugte ich meinen Chef, dass ich meine Arbeit ebenso gut von Niederbayern aus erledigen konnte. Seitdem haben sich Bürophasen in Berlin und Homeoffice bei meiner Familie abgewechselt. Hinzu kamen noch jeden Winter mehrere Wochen arbeiten im sonnigen Ausland. Meiner Produktivität tat das keinerlei Abbruch. Im Gegenteil. Aufgrund meiner Erfolge wurde mir bald die Agenturleitung übertragen und ich stellte das Unternehmen auf dezentrales Arbeiten mit Remote Work um.

Inzwischen bin ich seit Jahren selbstständig und berate mit meinem Team und meiner Firma GRC – GetRemote Consulting GmbH Unternehmen und Mitarbeiter genau bei dieser Umstellung auf Remote Work. Dabei bin ich der lebende Beweis dafür, dass orts- und zeitunabhängiges Arbeiten erfolgreich funktioniert – nicht in jedem Beruf. Aber in den meisten.

Das erlebten auch unzählige Geschäftsführer unabhängig von ihrer Branche und von der Größe ihrer Unternehmen, als zu Beginn der Corona-Pandemie plötzlich gar nichts mehr so war wie zuvor. Viele haben dadurch ihre Haltung verändert. Es freut mich sehr, dass ich anstatt „Das funktioniert bei uns nicht“ immer häufiger Sätze wie „Wir wollen es jetzt richtig machen“ höre. Auch die Offenheit gegenüber einem Arbeitsplatz außerhalb der eigenen vier Wände – also wirklich ortsunabhängigem Arbeiten – steigt.

Damit Remote Work nicht nur eine Corona-Hauruck-Aktion bleibt, sondern langfristig ohne die gefürchteten Nebenwirkungen wie Produktivitätseinbußen, Sozialneid oder Kontrollverlust funktioniert, braucht es viel Wissen über die richtige Herangehensweise und das Verständnis dafür, dass alle Menschen im Unternehmen auf dem Weg mitgenommen werden müssen. Für die Etablierung einer langfristigen und nachhaltigen Remote-Kultur werde ich als Beraterin gebucht.

In diesem Buch möchte ich Sie auf die spannende Reise des Remote Work mitnehmen und Ihnen theoretisches und praktisches Insider-Wissen an die Hand geben, damit auch Sie schon bald produktiv, effizient und vor allem mit viel Freude so arbeiten können, wie Sie es sich wünschen.

In diesem Sinne: Arbeiten Sie doch, wann und wo Sie wollen!

Ihre

Teresa Hertwig

1.Zukunft ist heute

Vor März 2020 war die Situation, in der wir uns heute befinden, undenkbar. Ungeachtet der Vorzeichen – viele Mitarbeiter wünschten sich flexiblere Arbeitszeiten und –orte, die Zusammenarbeit von global agierenden Unternehmen und Teams, das Voranschreiten der Digitalisierung und viele weitere Trends und Megatrends – sträubten sich immer noch viel zu viele Chefs, aber auch Mitarbeiter gegen Remote Work. Bis Corona kam. Die Schließung von Schulen und Kindertagesstätten sowie mangelnde Möglichkeiten des Distanzhaltens in Büros haben von heute auf morgen schnelle Lösungen für zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten erzwungen. Plötzlich waren wir alle kreativ wie nie, mussten sämtliche Bedenken über Bord werfen und einfach mal machen. Schnell war klar: Was bisher nach ferner Zukunftsmusik klang und argwöhnisch beäugt wurde, war Realität geworden, und in vielen Fällen ist es das geblieben.

1.1Corona: Remote Work im Schnellwaschgang

Jetzt könnten wir natürlich sagen: Sobald diese Pandemie vorbei ist, läuft alles wieder wie vorher. Ich gebe zu, es wird bestimmt in einigen Bereichen wieder zu einem Vor-Corona-Zustand kommen. Allerdings bin ich überzeugt davon, dass wir nie wieder so arbeiten werden wie vorher. Es ist ja nicht nur das Zwangs-Homeoffice, um das wir aufgrund von Social Distancing gar nicht herumkamen. Die gesamte Arbeitswelt hat sich durch Corona im Schnellwaschgang transformiert. Marktstrukturen, aber ganz besonders firmeninterne Strukturen wurden auf den Kopf gestellt. Zahlreiche digitale Services wurden geboren, Kommunikationskanäle umgeworfen, neue Vertriebswege geschaffen und vieles mehr.

Manchmal muss ich mich immer noch kneifen, weil ich kaum glauben kann, wie schnell das alles passiert ist. Die ganze Welt, selbst die Digital-Wüste Deutschland, hat sich in ein Spaceshuttle gesetzt und aufgemacht, neue digitale Welten zu erkunden. Jetzt müssen wir diese fernen Planeten nur noch bewohnbar machen. Denn eins ist sicher: Remote Work ist gekommen, um zu bleiben. Das zeigt auch meine eigene Geschichte. Als ich Anfang 2018 meine Beratungsagentur für Remote Work gegründet habe, besetzte ich eine winzige Nische. Heute betreibe ich ein Mainstream-Business. Denn Remote Work wird nicht mehr nur in der hippen Start-up-Szene gelebt. Die Arbeitsweise hat es buchstäblich bis in unsere Wohnzimmer geschafft. Heute brauchen wir die Option auf Remote Work innerhalb von kleinen und mittelständischen Unternehmen ebenso wie in Großkonzernen.

Die Anfänge von Remote Work

Sich mit Remote Work auseinanderzusetzen, ist keine ganz neue Perspektive. Im Gegenteil: Remote Work entfaltet sein Potenzial seit vielen Jahren, ich möchte fast sagen Jahrzehnten, stets begleitet von wissenschaftlichen Studien. Möchten Sie tiefer in die Studien einsteigen, finden Sie ein Whitepaper dazu unter getremote.de/remote-studien.

Blicken wir doch kurz zurück, wie alles anfing: Es war einmal die New Yorker Forscherin Margrethe H. Olson, die bereits 1983 den Artikel „Remote Office Work: Changing Work Patterns in Space and Time“ verfasste. Dieser basierte auf einer eigenen Studie unter 32 im organisatorischen Bereich angestellten Mitarbeitern. Es wird kaum jemanden überraschen, dass sie zu dem Ergebnis kam, dass diejenigen, die von zu Hause aus arbeiteten, über viel Disziplin und Selbstmotivation verfügen mussten. Ebenso wenig verwundert die Annahme, dass familiäre Bedürfnisse für den Wunsch, von zu Hause aus zu arbeiten, eine Rolle spielten.

Die damals zu Hause durchgeführten Tätigkeiten beschränkten sich auf Datenerfassung, Tabellenerstellung und einige operative Aufgaben. Staunen ließ mich allerdings die Schlussfolgerung, es müsse sich um Personen handeln, die wenig Bedürfnis nach Kommunikation und Austausch mit Kollegen haben sollten. Offensichtlich dachten die Gesellschaft und Unternehmer noch völlig anders über Kollaboration und Teamwork. Zugutehalten möchte ich dieser Denkweise, dass Anfang der 1980er-Jahre weder die Technik für Videokonferenzen oder Teamboards und Ähnliches vorhanden war noch die Arbeitskultur von heute vorherrschte, in der Job- und Privatleben nicht immer klar zu trennen sind. Auch Rollenbilder und gesellschaftliche Ansichten, die für uns heute fast absurd klingen, gehörten damals zum Alltag. Oder fragen Sie sich etwa noch immer: „Was sollen die Nachbarn denken, wenn ich von zu Hause aus arbeite und trotzdem Geld verdiene?“ Damals war diese Frage relevant für das Image der einzelnen Mitarbeiter, aber auch für das eines Unternehmens. Zum Glück haben sich solche Bedenken nicht durchgesetzt. Das heißt aber nicht, dass wir nicht trotzdem immer wieder Vorbehalten begegnen. Die drehen sich nun meist nicht mehr um die Notwendigkeit von Home-office, sondern eher um die Art und Weise einer langfristigen Implementierung der damit einhergehenden Arbeitskultur.

Der Teufel steckt im Detail

Viele glauben jetzt: Das ungeplante Zu-Hause-Arbeiten während der KriseKomplexität von Remote Work verkannt