Rick Joyner
Der letzte Aufbruch
Titel der Originalausgabe:
The Final Quest
© 1996 by Rick Joyner
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Bestellnummer: 120.001E
ISBN: 978-3-905991-69-7
Die Bibelstellen wurden der Einheitsübersetzung entnommen.
Übersetzung: Gerda Meier und Manfred Schmidt
Umschlaggestaltung: Atelier Pia Maurer
Lektorat und Satz: e&f-Studio
eBook-Erstellung: Nils Großbach
Alle Rechte vorbehalten, auch für auszugsweise Wiedergabe und Fotokopie.
Vorwort
Einleitung
Teil I – Die Horden der Hölle marschieren
Teil II – Der heilige Berg
Teil III – Die Rückkehr der Adler
Teil IV – Der weisse Thron
Teil V – Die Überwinder
Wir betrachten es als ein besonderes Vorrecht, dass wir im neugegründeten Schleife Verlag als Erstling ein Buch von Rick Joyner vorlegen dürfen. Wir sind seit Jahren mit seinem MorningStar-Dienst verbunden, haben selber durch ihn viel Ermutigung und Förderung erfahren und sehen immer wieder in grosser Dankbarkeit und Freude die Früchte, die diesem Dienst folgen.
Dank der verlegerischen Initiative von Projektion J haben die Publikationen von Rick Joyner im deutschsprachigen Raum weite Verbreitung gefunden. So schlägt «The Final Quest» keineswegs als exotischer Meteorit in der Buchlandschaft ein; er ist vielmehr Teil eines ausgewogenen, biblisch-prophetischen Zeugnisses. Zudem beschreibt Rick Joyner in seiner Einleitung in hilfreicher Ausführlichkeit und Transparenz, wie es zu diesem Buch kam. Trotzdem: Seine Botschaft bleibt eine Herausforderung, auf die man entweder heiss oder kalt reagieren wird.
In der klassischen Theologie wurde immer wieder gelehrt, dass das Leben «sub specie aeternitatis», das heisst: «vom Gesichtspunkt der Ewigkeit her», gelebt werden müsste. Dahinter steht der Gedanke, dass uns dadurch «das Grosse gross und das Kleine klein» erscheinen möge. Als wir unsere Erde zum ersten Mal aus der Sicht der Mondfahrer im All schweben sahen, hat dies in manchen ein neues Bewusstsein von der Einzigartigkeit unserer Existenz geschaffen.
Dieser Gesichtswinkel der Ewigkeit prägt auch unser Buch, ähnlich wie seinerzeit John Bunyans «Pilgerreise zur ewigen Seligkeit» oder die Anfang dieses Jahrhunderts entstandenen «Gesichte aus der jenseitigen Welt» des weisen indischen Christen Sadhu Sundar Singh. Ihnen allen ist eines gemeinsam: Obwohl vom Jenseits und seinen Geheimnissen die Rede ist, verfolgen sie damit doch nur das eine Ziel, dass unser Leben hier auf Erden zu einem machtvollen Lobpreis für den lebendigen Gott wird und wir zusammen mit unseren Schwestern und Brüdern den Lauf vollenden. «Wenn ich auf Erden gewusst hätte, was ich hier weiss, hätte ich nicht so gelebt, wie ich es getan habe», sagt einer der Gerechten im Thronsaal; und ein anderer: «Wir haben das ewige Leben, aber wir haben das Leben auf Erden verschwendet.»
Für eine falsche Neugierde oder Sucht nach Übersinnlichem ist hier absolut kein Raum. In diesen Visionen soll nicht das Jenseits, Himmel oder Hölle ausgemalt werden; daraus ergäben sich nur irrige Standbilder, die allenfalls Angst oder Bedrückung auslösen könnten. Im Mittelpunkt steht vielmehr gross und alles überstrahlend die Offenbarung des lebendigen Gottes, wie er uns in Jesus Christus nahe gekommen ist. Er ist und bleibt der Gott des Alten und Neuen Testaments, doch scheint es, als könnten wir im Licht dieser Offenbarung das Licht seines Wesens und Herzens noch tiefer und klarer erkennen. Dass hier trotz atemberaubender Einblicke keine Grenzen des geschriebenen Wortes verrückt werden, mag daran deutlich werden, dass wir im letzten Kapitel dieses Buches gerufen werden, zum Kreuz zurückzukehren: «Das Kreuz ist die Kraft Gottes!»
Neben der bedingungslosen Liebe des Vaters, dem wir in seiner Güte und Strenge begegnen, sehen wir immer wieder in den Spiegel göttlicher Demut, und zwar im Blick auf uns selber, im Blick auf den Nächsten und im Blick auf den Willen und die Pläne Gottes. Wer sich hat ansprechen lassen, in dem wird eine Sehnsucht und Entschlossenheit erwachen, den Mantel dieser Demut zu ergreifen und festzuhalten, umso mehr als es keine Stufe geistlichen Fortschreitens gibt, von der man nicht durch Stolz wieder fallen könnte. Unauslöschlich prägen sich uns die Bilder des göttlichen Erbarmens mit dem Verlorenen, Schwachen und Kleinen ein und machen uns den blinden Fleck gedankenloser Überheblichkeit oder Gleichgültigkeit bewusst. Und schliesslich lernen wir es wieder neu, in grosser Demut zu prüfen, was der Wille Gottes denn nun wirklich sei, weil das, «was richtig erscheint, oft der am wenigsten fruchtbare Weg ist…»
Damit ist noch nichts gesagt zu den Fragen, die dieses Buch mit Sicherheit anstossen wird. Einige werden grundsätzlicher Natur sein, andere ergeben sich aus dem Umstand, dass Gott seine Botschaften in irdene Gefässe hineingibt. Das Prüfen bleibt keinem erspart, auch nicht durch vorweggenommene Antworten. Es gehört zum Wesen eines leidenschaftlich werbenden Gottes, dass er «auf vielerlei Weise» (Hebr 1,1) zu uns sprechen will. Die Frage ist: Können wir in diesem prophetisch-visionären Drama den Herzschlag Gottes hören? Oder anders gesagt: Hören wir in diesem leidenschaftlichen Weck- und Bussruf das Klopfen Jesu, der seine Gemeinde in eine noch tiefere Gemeinschaft mit ihm und gleichzeitig in eine grössere Reinheit und Vollmacht ihrer Sendung für die Welt rufen will? Und schliesslich: Können wir glauben, dass über all diesen Bildern der Vorhang des heiligen Geistes fallen wird wie damals auf dem Berg der Verklärung, und wir am Ende niemanden mehr sehen als Jesus allein? «Ihm gebührt die Ehre, jetzt sowohl als am Tage der Ewigkeit.» (2 Petr 3,18)
Geri Keller
Anfang 1995 gab mir der Herr einen Traum. Es war der erste Teil einer ganzen Reihe von prophetischen Erfahrungen, die alle untereinander zusammenhingen. Eine gekürzte Version dieses ersten Traumes veröffentlichte ich unter dem Titel The Hordes of Hell Are Marching («Die Horden der Hölle marschieren»). Als ich den Herrn weiter im Gebet mit Fragen bedrängte, was es mit dieser grossen geistlichen Auseinandersetzung auf sich hat, die ich gesehen hatte, schenkte er mir eine Reihe von Visionen und prophetischen Erfahrungen, die alle damit zusammenhingen. Auch davon habe ich gekürzte Fassungen veröffentlicht.
Diese Serie wurde zu unserer vermutlich populärsten Veröffentlichung, die wir je hatten. Wir wurden mit Bitten überschwemmt, alle drei Teile zusammen zu publizieren. Gerade, als ich mich dazu entschlossen und die bisher ausgelassenen Teile eingefügt hatte, um sie ins Lektorat zu geben, hatte ich eine weitere prophetische Erfahrung, die ebenfalls mit den bisherigen in Zusammenhang stand.
Ich spürte, dass diese letzte prophetische Erfahrung vom Inhalt her die wichtigste von allen war. Sie ist in diesem Buch in Teil IV und V enthalten. Viel Material, das bis jetzt noch unveröffentlicht war, ist nun in den ersten drei Teilen des Buches zu finden.
Eine der häufigsten Fragen im Hinblick auf diese Visionen betraf die Art und Weise, wie ich sie empfangen habe. Ich halte diese Frage für wichtig und deshalb will ich versuchen, sie hier kurz zu beantworten. Zuerst einmal muss ich darlegen, was ich unter «Visionen» und «prophetischen Erfahrungen» verstehe.
Mit dem Begriff «prophetische Erfahrungen» bezeichne ich unterschiedliche Dinge. Sie umfassen zum einen die grundlegenden Formen, in denen Gott in biblischen Zeiten zu seinem Volk sprach. Weil der Herr auch heute noch derselbe ist wie gestern, hat er nie aufgehört, auf diese Weise zu seinem Volk zu sprechen. Das können wir durch die ganze Kirchengeschichte hindurch verfolgen. Der Apostel Petrus erklärt in seiner Pfingstpredigt (Apostelgeschichte, Kap. 2), dass Träume, Visionen und Prophetien, sowie die Ausgiessung des Heiligen Geistes in erster Linie ein Zeichen der Endzeit sind. Wir kommen ganz offensichtlich dem Ende dieses Zeitalters immer näher; so werden diese Phänomene in unserer Zeit immer mehr zunehmen.
Warum das so ist liegt sicher auch daran, dass wir mehr denn je auf diese ausserordentlichen Erfahrungen angewiesen sind, um unsere Aufgaben in dieser Zeit zu erfüllen. Ausserdem kennt Satan unglücklicherweise nicht nur die Schrift besser als viele Christen, sondern auch die Bedeutung prophetischer Offenbarungen für die Beziehung zwischen Gott und seinem Volk. Deshalb versorgt er diejenigen, die ihm dienen, im grossen Stil mit seinen eigenen Fälschungen. Aber es gibt keine Fälschung ohne ein Original! Es existieren ja auch keine gefälschten Drei-Dollar-Noten, und das nur aus einem simplen Grund: weil es keine echten Drei-Dollar-Noten gibt.
Bald nachdem ich mich 1972 bekehrt hatte, las ich diesen Abschnitt in der Apostelgeschichte, Kapitel 2 und verstand, dass wenn wir in der Endzeit leben, der Herr auch auf diese Weise mit uns reden wird. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich anfangs um diese Erfahrungen gebetet hätte, aber ich erlebte sie zunehmend; dadurch wiederum verstärkte sich meine Motivation, sie besser verstehen zu wollen. Seit damals habe ich Zeiten erlebt, in denen solche prophetischen Erfahrungen häufig und regelmässig auftraten. Ich habe aber auch lange Phasen erlebt, wo ich keine derartigen Erfahrungen machte. Aber nach jeder «Dürreperiode» kamen sie wieder, entweder mit stärkerer Kraft oder in grösserer Häufigkeit. In letzter Zeit war beides der Fall. Durch all das habe ich viel über prophetische Gaben, prophetische Erfahrungen und prophetisch begabte Menschen gelernt. Darauf werde ich in einem demnächst erscheinenden Buch näher eingehen.
Es gibt viele Ebenen prophetischer Erfahrungen. Die erste Ebene beinhaltet prophetische Eindrücke. Dabei handelt es sich um echte Offenbarungen. Sie können ausserordentlich spezifisch und genau sein, wenn sie von erfahrenen und einfühlsamen Menschen ausgelegt werden. Aber solche Eindrücke können von unseren eigenen Gefühlen, Vorurteilen und Lehrmeinungen beeinflusst werden. Ich habe mich deshalb entschlossen, Offenbarungen auf dieser Ebene nicht mit den Worten «So spricht der Herr …» einzuleiten.
Auf dieser Ebene gibt es auch so etwas wie bildhafte Eindrücke. Sie drängen sich nicht auf und können nur mit den «Augen des Herzens» gesehen werden. Auch sie sind oft sehr spezifisch und genau, besonders dann, wenn sie von erfahrenen Menschen empfangen und/oder ausgelegt werden. Je mehr die «Augen des Herzens» geöffnet sind, wie Paulus betet (vgl. Eph 1,18), umso kraftvoller und nützlicher können diese bildhaften Eindrücke sein.
Die nächste Ebene der Offenbarungen ist das bewusste Wahrnehmen der Gegenwart des Herrn (oft auch als das verstärkte Wirken des Heiligen Geistes oder als «Salbung» verstanden), die auf ganz besondere Weise unser Denken erleuchtet. Das geschieht häufig, wenn ich schreibe oder predige; dadurch bekomme ich eine wesentlich grössere Sicherheit darüber, wie wichtig ein Inhalt ist oder wie sehr er zutrifft. Ich glaube, dass die Apostel wahrscheinlich ähnliche Erfahrungen machten, als sie die Briefe des Neuen Testaments schrieben. Unbestreitbar gibt uns die Erfahrung seiner Gegenwart grosse Sicherheit, doch kann auch diese Ebene noch von eigenen Vorstellungen, Lehrmeinungen etc. beeinflusst werden. Meiner Meinung nach ist das der Grund, warum der Apostel Paulus an einigen Stellen schreibt, er gebe hier nur seine eigene Meinung wieder, aber er sei überzeugt, darin mit dem Heiligen Geist übereinzustimmen. Aus all dem lässt sich ableiten, dass wir gut daran tun, im Umgang mit Prophetien mehr Demut und weniger Dogmatismus walten zu lassen.
Echte Visionen liegen dagegen offensichtlich auf einer höheren Ebene als Eindrücke; sie vermitteln uns im Allgemeinen auch eine grössere Klarheit als die Erfahrung der Gegenwart des Herrn. Visionen laufen ausserhalb von uns ab; man sieht sie so klar wie einen Film auf einer Leinwand. Man kann keinen Einfluss darauf nehmen; deshalb denke ich, dass die Gefahr der Vermischung (etwa mit unseren Vorurteilen, Lehrmeinungen etc.) bei solchen Offenbarungen wesentlich geringer ist.
Eine weitere, höhere Form von prophetischer Erfahrung stellt die Trance dar. Petrus geriet in eine Trance, als er den Auftrag bekam, in das Haus des Cornelius zu gehen und den Heiden das Evangelium zu predigen. Paulus machte eine solche Erfahrung bei seinem Gebet im Tempel (vgl. Apg 22). Trancen kamen bei den biblischen Propheten häufig vor. Eine Trance ist wie ein Traum im Wachzustand. Im Unterschied zu einer Vision sieht man nicht nur einen Film auf einer Leinwand, sondern ist selbst auf eigentümliche Art und Weise ein Teil des Geschehens. Trancen reichen von einer eher einfachen Form, bei der man sich seiner physischen Umgebung bewusst bleibt und sich in ihr bewegen kann, bis zu solchen, in denen man sich tatsächlich real am Ort des Geschehens wähnt. Ezechiel scheint solche Erlebnisse ziemlich häufig gehabt zu haben, wie auch Johannes, als er die in der Offenbarung berichteten Visionen empfing.
Alle Visionen, von denen in diesem Buch hier die Rede ist, begannen mit einem Traum. Einige waren von einem sehr intensiven Empfinden der Gegenwart Gottes begleitet, aber die grosse Mehrheit wurde in verschiedenen Formen der Trance empfangen. Die meisten fanden auf einer Ebene statt, bei der ich handlungsfähig blieb und mir immer noch meiner Umgebung bewusst war; beispielsweise konnte ich Anrufe entgegennehmen. Wurden diese Visionen unterbrochen, etwa wenn ich aufstehen und umhergehen musste, dann gingen sie in dem Moment, wo ich mich wieder hinsetzte, genau an dem Punkt weiter, wo sie aufgehört hatten. Einmal wurde das Erlebnis so intensiv, dass ich aufstand, die Berghütte verliess, in die ich mich zurückziehe, um den Herrn zu suchen, und nach Hause fuhr. Als ich nach mehr als einer Woche wieder zurückkam, ging die Vision fast augenblicklich dort weiter, wo sie aufgehört hatte.
Ich habe nie herausgefunden, wie man solche Erlebnisse «einschalten» kann, aber fast immer hatte ich die Freiheit, sie willentlich «abzuschalten». Zweimal kamen grössere Teile dieser Vision zu einer mir unpassenden Zeit, denn ich war zu der Hütte gefahren, um eine wichtige Arbeit rechtzeitig abzuschliessen; der entsprechende Abgabetermin musste unbedingt eingehalten werden. Zwei Ausgaben unseres Journals kamen deswegen ein wenig zu spät heraus; auch beim letzten Buch hatte ich auf einen früheren Erscheinungstermin gehofft. Aber allem Anschein nach kümmern den Herrn unsere Termine nicht sonderlich!
In den Träumen und den Trancen machte ich Erfahrungen, die ich als eine enorm gesteigerte Form der Gabe der Unterscheidung und des Wortes der Erkenntnis bezeichnen möchte. Manchmal, wenn ich jemanden anschaue oder für eine Gemeinde oder einen Dienst bete, dann erkenne ich Dinge, von denen ich auf natürlichem Weg nichts wissen kann. Während solcher prophetischer Erfahrungen waren diese Gaben in einer Weise wirksam, wie ich sie im «wirklichen Leben» nie zuvor erlebt hatte. So konnte ich während dieser Vision eine Division der feindlichen Horden schauen und wusste im gleichen Moment über alle ihre Fähigkeiten und Strategien Bescheid. Ich weiss nicht, wie ich zu diesen Erkenntnissen kam, ich wusste einfach darum, und zwar bis in die Einzelheiten hinein. Manchmal geschah es, dass ich eine Person oder eine Situation sah und sofort die gesamte Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erkannte. Um Zeit und Platz zu sparen, habe ich in diesem Buch dieses Wissen einfach als mir widerfahrene Wirklichkeit behandelt, ohne jeweils zu erklären, wie ich zu ihm kam.
Eins möchte ich hier ganz nachdrücklich betonen: Ich glaube nicht, dass uns irgendeine Form prophetischer Offenbarung gegeben wird, um eine Theologie oder eine Lehre daraus zu entwickeln. Dafür haben wir die Schrift. Grundsätzlich gibt es zwei Bereiche, in denen uns die Prophetie dienen kann. Erstens offenbart sie uns die gegenwärtige oder zukünftige Strategie des Herrn in einer bestimmten Situation oder Angelegenheit. Beispiele dafür sind der Traum des Paulus, der ihn veranlasste, nach Mazedonien zu gehen, oder die Trance, in der ihm gesagt wurde, dass er Jerusalem sofort verlassen solle. Auch im Dienst des Agabus sehen wir solche Offenbarungen; eine wies auf eine Hungersnot hin, die sich über den ganzen Erdkreis erstrecken sollte. Die andere hatte mit dem Besuch des Paulus in Jerusalem zu tun.
Zweitens werden solche Offenbarungen auch geschenkt, um Dinge klarer zu beleuchten, die die Schrift zwar lehrt, die wir aber aus irgendwelchen Gründen nicht klar erkennen. Die Trance des Petrus diente beispielsweise zum einen dazu, den konkreten Willen des Herrn in der Situation zu zeigen, aber zum anderen auch dazu, die – eigentlich klare – biblische Lehre zu verdeutlichen, dass auch Nichtjuden das Evangelium annehmen können; das war von der Gemeinde damals noch nicht richtig verstanden worden.
Die Visionen dieses Buches enthalten einige strategische Offenbarungen; zugleich aber beleuchten sie auch bestimmte biblische Lehren, die ich – um ganz ehrlich zu sein – vorher so nicht wahrgenommen hatte. Aber nun ist mein Blick dafür wesentlich klarer geworden.
Die meisten Lehren, die durch diese Erfahrungen verdeutlicht wurden, kannte ich allerdings schon seit Jahren und habe sie selbst gelehrt – wenn ich auch nicht behaupten kann, dass ich sie besonders gut umgesetzt hätte. Oft dachte ich über die Warnung nach, die Paulus an Timotheus geschrieben hatte, nämlich seine eigenen Predigten zu befolgen. Vieles, was mir während dieser Erfahrungen gesagt wurde, hatte ich selbst oft gelehrt. Ich weiss, dass ich einige meiner eigenen Lehren nicht so praktiziere, wie ich das eigentlich sollte, und deshalb habe ich das als persönliche Korrektur angenommen. Mir schien jedoch, dass diese Botschaften auch anderen helfen könnten; deshalb habe ich sie hier mitveröffentlicht.
Einige Leute haben mir nahegelegt, dieses Buch als Allegorie in der dritten Person zu schreiben, in Entsprechung etwa zu John Bunyans Pilgrim’s Progress («Pilgerreise zur seligen Ewigkeit»), aber ich habe mich aus mehreren Gründen dagegen entschieden. Erstens würden dann einige dieses Buch als ein Produkt meiner eigenen Phantasie sehen, und das wäre falsch. Es wäre schön, wenn ich so kreativ wäre; leider bin ich es nicht.
Ein weiterer Grund liegt darin, dass ich wesentlich genauer sein kann, wenn ich es einfach so weitergebe, wie ich es empfangen habe. Ich habe mein Bestes getan, diese Erfahrungen so weiterzugeben, wie ich sie empfing. Wenn es um Details geht, ist mein Erinnerungsvermögen allerdings eine meiner grössten Schwächen. So habe ich manchmal meine Erinnerung an bestimmte Details dieser Vision hinterfragen müssen; der Leser sollte sich deshalb die gleiche Freiheit nehmen. Ich denke, das gilt für alle derartigen Botschaften. Nur die Schrift verdient es, als unfehlbar angesehen zu werden.
Ich bete darum, dass Sie der Heilige Geist beim Lesen dieses Buches zur Wahrheit führt. Möge er die eventuell vorhandene Spreu vom Weizen trennen.
Rick Joyner