ÜBER DEN BUCHAUTOR
Dr. Thomas Später ist Naturwissenschaftler und beschäftigt sich neben seinen Studien im Bereich der regenerativen Medizin mit aktuellen Umweltthemen und einigen damit in Verbindung stehenden kontroversen Fragen. Dabei möchte er im Rahmen dieses Buches insbesondere eine Sensibilisierung der Wahrnehmung hinsichtlich alltäglicher Dinge erreichen, indem er den Einfluss kleiner und womöglich unscheinbar erscheinender Dinge auf einem globalen Niveau betrachtet und gleichzeitig die Ignoranz der Menschen als Ursache vieler immer schlimmer werdenden Problemen beschreibt.
WIDMUNG
Uwe, Ilona & Atalia Später gewidmet
Die Überbevölkerung
Reale Bedrohung oder unbegründete Panikmache?
Dr. rer. nat. Thomas Später
© 2021 Dr. Thomas Später
Umschlag, Illustrationen: Dr. Thomas Später
Lektorat: Anne Weyrich, Christian Wermke, Marvin Theobald
Bildbeiträge: Dr. Thomas Später, Emily Jackson
Verlag & Druck: Tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN |
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Paperback |
ISBN: 978-3-347-26698-8 |
Hardcover |
ISBN: 978-3-347-26551-6 |
e-Book |
ISBN: 978-3-347-26699-5 |
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche zugänglich.
Inhaltsverzeichnis
Selbstkontrolle
Einleitung
Denker der ersten Stunde
Malthusianische Populationstheorie
Boserupianische Populationstheorie
Theorie der Wachstumsgrenze (Club of Rome)
Theorie einer optimalen Population
Der demografische Übergang
Der ökologische Fußabdruck
Zusammenhang der Dinge
Erneuerbare Energiequellen
Nachhaltigkeit
Die globale Erwärmung
Umfrage
Der mögliche Ausweg
Interpretationsprobleme
Interaktion zwischen Wissenschaft und Politik
Reduktion von Müll
Sensibilisierung der Menschen
Optimierung öffentlicher Verkehrsmittel
Zusammenfassung
Die Bevölkerungsproblematik stellt ein in unserer heutigen Zeit häufig diskutiertes und enorm komplexes Thema dar, zu dem jeder eine Meinung zu haben scheint. Dabei ist es gerade für Laien extrem schwierig, alle relevanten Fakten und Zusammenhänge sachgemäß und neutral deuten zu können. Während Betrachtungen oft subjektiv und ein Großteil der verwendeten Definitionen noch nicht eindeutig geklärt sind, so sind sich Wissenschaftler in einem Sachverhalt aber einig: Wir alle sind Teil des Problems. Manche von uns tragen mehr dazu bei, andere weniger. Die einen, weil es ihnen egal ist, die anderen, weil sie es nicht besser wissen. Es ist die Summe all unserer täglichen Aktivitäten, die zur Überladung der Erde führt. Dabei stellen insbesondere die kleinen und unwichtig erscheinenden Dinge, skaliert man sie auf die Gesamtzahl aller Menschen hoch, einen enorm wichtigen Faktor dar.
Dieses Buch soll in erster Linie dazu dienen, das Bewusstsein hinsichtlich der Komplexität und Zusammenhänge einer etwaigen Bevölkerungsproblematik zu steigern. Bevor wir aber in die Thematik einsteigen, sollten die gleich aufgelisteten Fragen zunächst nach bestem Gewissen und ehrlich beantwortet werden. Die identischen Fragen wurden im Rahmen einer Umfrage gestellt und trugen maßgeblich zur Schlussfolgerung dieses Buches bei. Dabei wird die hier eingebrachte Selbstkontrolle dem Leser/der Leserin am Ende des Buches zeigen, welche Dinge zuvor richtig, falsch oder gar nicht eingeschätzt werden konnten. Darüber hinaus ermöglicht es die Beantwortung dieser Fragen am Ende des Buches, uns im gesellschaftlichen Mittel der Umfrage einordnen zu können.
1. Wo informieren Sie sich über aktuelle Themen? (Mehrere Antworten möglich)
☐ TV
☐ Internet
☐ Fachbücher / Fachzeitschrift
☐ Wissenschaftliche Artikel
2. Beziehen Sie ab und an Nachrichtenbeiträge über soziale Netzwerke (Facebook, etc.)?
☐ Ja
☐ Nein
3. Was verstehen Sie unter dem Begriff „Überbevölkerung“? (Eine Antwort)
☐ Eine Überladung oder Ausschöpfung verfügbarer Ressourcen eines festgelegten Gebietes
☐ Zu viele Menschen auf unserem Planeten / nicht genügend Platz für alle
4. Sind sie der Meinung, die Erde ist bereits überbevölkert?
☐ Ja
☐ Nein
5. Sind sie der Meinung, dass alle die von Ihnen konsumierten Dinge (Wohnungseinrichtung, Lebensmittel, Luxusartikel) wirklich unabdingbar sind, um ihren Lebensstandard aufrecht zu erhalten?
☐ Ja
☐ Nein
6. Welche Nation(en) ist (sind) Ihrer Meinung nach am ehesten für eine globale Umweltverschmutzung verantwortlich? (Mehrere Antworten möglich)
☐ Indien
☐ Deutschland
☐ Brasilien
☐ USA
☐ Kenia
7. Was geschieht mit Elementen (Kohlenstoff, Wasserstoff, etc.) auf unserer Erde im Laufe der fortschreitenden Entwicklung der Menschheit? (Eine Antwort)
☐ Deren Menge verringert sich kontinuierlich
☐ Deren Menge wächst kontinuierlich
☐ Die Anzahl an Elementen unseres Planeten ändert sich nicht wesentlich
8. Informieren Sie sich vor dem Kauf von Produkten ausgiebig über deren Herstellungsbedingungen (Kinderarbeit, Tierhaltung, Lieferketten, etc.)?
☐ Ja
☐ Nein
9. Was trägt maßgeblich dazu bei, dass global immer weniger Wasser zur freien Verfügung steht? (Mehrere Antworten möglich)
☐ Verunreinigung des Wassers auch in gut entwickelten Ländern
☐ Die steigende Anzahl an Menschen selbst (Erhöhung der biologischen Masse humaner Körper)
☐ Die globale Erwärmung
☐ Die Privatisierung von Wasserquellen
10. Was geschieht im Rahmen der globalen Erwärmung mit unserem Wasser? (Eine Antwort)
☐ Es wird mehr (Schmelzen der Eiskappen)
☐ Es wird weniger (Austrocknung, vermehrte Buschbrände)
☐ Es bleibt in seiner Menge unverändert
11. Welche Begriffe verbinden Sie mit dem Begriff „Natur“? (Mehrere Antworten möglich)
☐ Wald / Nationalpark
☐ Ich
☐ Gesundheit
☐ Wiese
☐ Kraftfahrzeug
☐ Tier
☐ Mensch
12. Wie ist Ihre Assoziation zu den folgenden Begriffen:
Nachhaltigkeit |
☐ Positiv |
☐ Negativ |
Erneuerbare Energien |
☐ Positiv |
☐ Negativ |
Palmöl |
☐ Positiv |
☐ Negativ |
Recycling |
☐ Positiv |
☐ Negativ |
Plastiktasche |
☐ Positiv |
☐ Negativ |
Solaranlage |
☐ Positiv |
☐ Negativ |
Tiersterben |
☐ Positiv |
☐ Negativ |
Windräder |
☐ Positiv |
☐ Negativ |
Elektroautos |
☐ Positiv |
☐ Negativ |
13. Würden Sie freiwillig auf Flug- und Schiffsreisen verzichten, um die Freisetzung von Schadstoffgasen zu verringern?
☐ Ja
☐ Nein
14. Welche der folgenden Antworten bringen Sie mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“ in Verbindung? (Mehrere Antworten möglich)
☐ Zukunftsfähigkeit
☐ Ressourcenschonung
☐ Gleichgewichtserhaltung
☐ Verantwortungsbewusstsein
☐ Umweltfreundliche Materialien/Produkte
☐ Second-hand-Nutzung
15. Was ist der Grund für eine Überbevölkerung?
☐ Fehlende Bildung und Armut in Entwicklungsländern
☐ Reiche Länder und deren Lebensstandard
☐ Ein global fehlendes Bewusstsein der Menschen
16. Wie sollte/könnte das Problem einer Überbevölkerung gelöst werden? (Eine Antwort)
☐ l-Kind Politik (siehe China)
☐ Bereitstellung von Wissen und Aufklärung über Ursachen und Effekte
☐ Leichtere und günstige Bereitstellung von Verhütungsmitteln und Abtreibung
☐ Die Überbevölkerung stellt kein Problem dar
17. Wie wichtig ist der Besitz von Markenprodukten?
☐ Sehr wichtig, Markenprodukte repräsentieren einen gewissen Lebensstandard
☐ Unwichtig, Marken spielen keine Rolle
18. Welcher der folgenden Punkte beschreibt am ehesten einen hohen Status innerhalb einer/unserer Gesellschaft?
☐ Luxus und Art des Lebensstils (Haus, Auto, Urlaube, etc.)
☐ Akademischer Bildungsstand
☐ Macht und Einflussnahme (Beispielsweise Führungspositionen jeglicher Art)
13. Würden Sie freiwillig mehr Geld für „ökologisch gute“ Produkte oder Dienstleistungen ausgeben, auch wenn es unklar ist, ob und wo/wie das durch den Aufpreis generierte Geld Anwendung findet?
☐ Ja
☐ Nein
14. Analog zu Frage 19: Würden Sie freiwillig mehr Geld für „ökologisch gute“ Produkte oder Dienstleistungen ausgeben, wenn ganz klar bewiesen und transparent belegt ist, dass das Geld eine nützliche Anwendung in der Regeneration und dem Schutz unserer Erde findet?
☐ Ja
☐ Nein
Wir haben Probleme - und davon ziemlich viele! Zumindest wird uns das täglich so suggeriert. ob nun von Medien oder im Gespräch mit Familie, Freunden oder Arbeitskollegen; es entsteht das Gefühl, wir wären von permanenter Panikmache und Aussichtslosigkeit umgeben. Und das, ohne im Detail überhaupt zu wissen, um was es eigentlich geht. Überbevölkerung, Altersarmut, Verdrängung der Religion im eigenen Land, Immigrationskrise, Ressourcenverschwendung. Es ist nahezu unmöglich, sich eine ausreichend fundierte Wissensgrundlage aktueller Themen so anzueignen, dass man auf Augenhöhe mit Experten darüber diskutieren könnte. Sind doch die Wenigsten von uns Demografen, Immigrationspolitiker oder Naturwissenschaftler.
Bezüglich einer möglichen Informationsbeschaffung stellen sich also einige grundlegend wichtige Fragen: Woher kann ein „normaler“ Bürger mit durchschnittlichem Bildungsniveau, unter der Annahme, dass er sich diese Arbeit überhaupt machen wolle, seine Informationen beziehen? Werden Inhalte und etwaige Quellenangaben kritisch hinterfragt und auf ihre Richtigkeit und Kompetenz der Autoren/Autorinnen geprüft? Und schlussendlich: Werden Texte und Aussagen richtig interpretiert oder diese dann unter Umständen doch nur in Form gefährlichen Halbwissens weiterverbreitet? Immerhin leben wir in einer Zeit, in der die Beschaffung von Informationen und Antworten so leicht scheint wie das Stellen einer Frage selbst.
Seit Beginn der kommerziellen Nutzung des Internets im Jahre 1990 sind wir alle mittlerweile nur noch einen „Klick“ von dem entfernt, was wir zu jedem gegebenen Moment unseres Lebens wissen wollen. Es ist für mich fast schon unvorstellbar, dass Menschen zum Zeitpunkt meiner Geburt im Jahre 1984 in eine Bibliothek oder einen Fachhandel laufen mussten, um sich ein Buch auszuleihen oder zu kaufen, während Google mir in genau diesem Moment innerhalb von 0,49 Sekunden 5.760.000.000 Ergebnisse zu der Frage ausspuckt, wie viele Menschen denn heute, knapp 36 Jahre später, überhaupt noch ein Buch lesen („how many people still read a book?“).
Und wir sind nicht nur gut darin geworden, Fragen in enorm ausgefallener, kreativer und spezifischer Form zu stellen, sondern auch darin, entsprechende Ergebnisse und Sachverhalte einfach so hinzunehmen wie sie sind. „Wenn das da so steht, wird es schon stimmen“ oder „Wenn die Nachrichtenredakteurin im Abendprogramm des öffentlichen Rundfunks das so sagt, kann es ja wohl schlecht gelogen sein“ sind da nur zwei Beispiele, die mir im persönlichen Alltag genauso oder in leichter Abwandlung bereits mehrfach begegnet sind. Kaum einer sieht noch eine Notwendigkeit darin, sich im Detail über Dinge informieren zu müssen, geschweige denn zu wollen. Zu einfach ist es, sich jedem beliebigen Gespräch eben mal kurz mit dem Wissen anzuschließen, das man beiläufig irgendwo mal aufgeschnappt hat. Und selbst diejenigen, die sich unter Umständen gerne über gewisse Themen ernsthaft informieren möchten, wissen oft gar nicht so recht über welchen Weg sie dies tun sollen. Wem kann man denn hinsichtlich einer Berichterstattung in Zeiten von „Fake-News“ noch vertrauen?
In Anbetracht der Tatsache, dass es zu bestimmten, vor allem aktuellen Thematiken oft (noch) keine entsprechenden Fachbücher gibt, erweist sich die Wahl einer zweiten und alternativen Informationsquelle für die meisten vielmals als sehr schwierig. So erfolgt der Nachrichtenkonsum in der Regel über den Weg der Massenmedien, also Presse, Rundfunk, Fernsehen und Internet. Mit anderen Worten: Zu jeder Zeit und überall. Da ist es nicht verwunderlich, dass kaum jemand von uns noch die Fähigkeit zu besitzen scheint, Wesentliches von Unwichtigem zu unterscheiden. Sehen wir uns als Paradebeispiel der Massenmedien kurz Facebook als Vertreter sozialer Netzwerke an. Die 2004 gegründete Online-Plattform ist mit weltweit knapp 2,5 Milliarden aktiven Nutzern die beliebteste Plattform seiner Art.
Zum Thema der Informationsbeschaffung konnte das Pew Research Center (Washington, D.C., USA) im Jahr 2013 mittels einer Umfrage zeigen, dass 16 % aller Befragten Facebook-Nutzer die Internetplattform nicht etwa ausschließlich dazu nutzen, um mit Mitmenschen in Kontakt zu bleiben oder sich Fotos und Videos anzusehen, sondern auch, um newstechnisch auf dem neuesten Stand zu bleiben. Natürlich bedeutet dies nicht, dass die hier genannten 16 % der Befragten ihre Informationen ausschließlich über soziale Netzwerke beziehen. So kann es daher eben auch sein, dass ein Teil dieses Kollektivs auf soziale Medien nur ab und an zur Beschaffung von Informationen zurückgreift. Ob dies nun aber ab und zu oder regelmäßig passiert, spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle, denn auch eine sporadische Nutzung unkontrollierter Informationsquellen kann bereits zu einer verzerrten Meinungsbildung führen. Dazu später mehr. Auch wenn 16 % im ersten Moment nicht sehr hoch scheinen, so sollte man sich dennoch einmal genauer anschauen, was sich hinter dieser Zahl verbirgt. Gingen wir davon aus, dass sich diese Statistik auf alle aktiven Facebook-Nutzer 1: 1 übertragen ließe, würde dies bedeuten, dass weltweit knapp 384 Millionen Menschen eine Plattform als Informationsquelle nutzen, auf der nun wirklich jeder problemlos und mehr oder weniger unkontrolliert Inhalte erstellen und verbreiten kann. Zumindest bis aufgrund illegaler Inhalte eventuell eine Zensur vom Netzwerkbetreiber erfolgt.
Auch die Nutzung intelligenter Lautsprecher trägt seit einigen wenigen Jahren zum Problem der unkontrollierten Nachrichtenbeschaffung bei. Hierbei werden sprachgesteuerte Gadgets, wie beispielsweise das Amazon-Produkt Alexa, verwendet, um auf Informationen zurückzugreifen. Hierbei handelt es sich allerdings nicht immer um interne Informationen von Amazog, sondern auch um solche von Drittanbietern. Auch hier gehe ich davon aus, dass jene Menschen, die aus Bequemlichkeitsgründen Informationen von einem sprachgesteuerten Lautsprecher beziehen, wenig Eigeninitiative erbringen werden, diese zu kontrollieren. Verglichen mit dem notwendigen Aufwand, den man zum Lesen von Texten betreiben muss, wird uns die Beschaffung von Informationen auf diese Weise zwar erneut erleichtert, verbleibt vermehrt aber auch wieder verschleiert und unkontrolliert. Wenn es um die Generierung von Wissen geht, sollte man von fragwürdigen Beiträgen nicht bekannter Internetseiten also dringend Abstand nehmen. Manche von uns tun das, andere wiederum nicht. Das Problem liegt darin, dass jeder Einzelne für sich entscheiden muss, welche Quelle er als vertrauenswürdig einstuft und welche nicht. Und auch wenn sich neben unzähligen - oft auch unbekannten - Internet-Newsdiensten auch die uns bekannten Printmedien die sozialen Netzwerke zum Erreichen ihrer Leser und Leserinnen zu Nutze machen, um ihre Leser zu erreichen, so ist auch hier für manche meist nicht ganz ersichtlich, welche davon zu den seriösen Anbietern gehören und welche eher als „Tratschblatt“ einzustufen sind. Wobei es die Möglichkeit, zumindest grob einen Eindruck über die Glaubwürdigkeit von Medien zu bekommen, natürlich durchaus besteht. Es ist nur eben mit einem gewissen Aufwand verbunden.
In einem 2011 veröffentlichten Artikel hat der Hamburger Medienökonom Christian W. Wellbrock beispielsweise die journalistische Qualität von Zeitungen und Nachrichten-Websites in Deutschland untersucht. In seinen Ergebnissen konnte er in einer Qualitätsrangfolge, basierend auf der Befragung von 56 Medienexperten, eine klare Wertung darüber abgeben, welches die seriösesten Nachrichtendienste unseres Landes sind. Ein klein wenig Begeisterung für Recherche in Kombination mit etwas Fingerspitzengefühl für Sinnhaftigkeit erleichtert uns die Suche nach brauchbaren Informationen also schon etwas. Wenn wir das wollen.
Falls es zu aktuellen Geschehnissen allerdings gerade keine Informationen zu geben scheint, ist es meist ebenso sinnvoll einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Viele der Themen, die uns Tag und Nacht beschäftigen, hat man sich nämlich schon oft im Detail angesehen, ausgearbeitet und relevante Ergebnisse dazu veröffentlicht. Und auch wenn ein gewisser zeitlicher Versatz zwischen diesen Veröffentlichungen und dem heutigen Tag liegen mag, so können Ergebnisse, Prognosen und Schlussfolgerungen oft zumindest teilweise auf die Gegenwart übertragen werden. Allerdings sprechen wir nun von einer Informationsquelle, die den wenigsten bekannt und noch dazu nicht unbegrenzt für jeden zugänglich ist. Die Rede ist von wissenschaftlichen Publikationen.
Solche Veröffentlichungen gelten als zuverlässige Quelle des modernen Denkens und sind, was Inhalt und Wertigkeit angeht, meist unumstritten. Die Vertrauenswürdigkeit solcher Publikationen ist der Tatsache geschuldet, dass sie sich vor ihrer Veröffentlichung einem strengen Gutachten unterziehen müssen, welches ausschließlich von mehreren akademischen Experten des jeweiligen Fachgebietes durchgeführt wird. Diese kontrollieren das eingereichte Dokument auf mögliche Fehler und geben am Ende eine Wertung ab. Je nachdem wie dieses Gutachten ausfällt, wird die eingereichte Arbeit entweder akzeptiert, abgelehnt oder muss überarbeitet werden. Es ist an dieser Stelle allerdings zu erwähnen, dass das hier angewandte Verfahren natürlich nicht immer gewährleistet, dass der Inhalt insbesondere älterer Publikationen zweifelsfrei und zu 100 % wahr sein muss. Es bedeutet lediglich, dass alle in ihr gemachten Angaben und Beweise nach einer gründlichen Begutachtung von Fachpersonal und unter Berücksichtigung des aktuellen wissenschaftlichen Standes zum Zeitpunkt der Prüfung als glaubwürdig eingestuft wurden.
Fairerweise muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Veröffentlichung solcher Publikationen in sogenannten Journals erfolgt, welche in ihrer Qualität stark variieren. So kann es beispielsweise sein, dass sich Publikationen, welche in einem eher qualitativ niedrig eingestuften Journal veröffentlicht wurden, sich einem weniger strengen Gutachten unterziehen mussten und somit einen erhöhten Anteil falscher Informationen beinhalten können als solche Publikationen, die in einem renommierten und hochrangigen Journal (beispielsweise NATURE) erschienen sind. Erfahrungsgemäß haben qualitativ niedrig publizierte Arbeiten aber einen verschwindend geringen Einfluss auf die wissenschaftliche Community und fallen daher kaum ins Gewicht.
Im vorliegenden Buch möchte ich mir genau diese Art der Fachliteratur als primäre Wissensquelle zu Nutze machen, um eine Thematik aufzuarbeiten, die mir persönlich sehr am Herzen liegt: Die Überbevölkerung. Genauer gesagt möchte ich klären, was man unter einer Überbevölkerung eigentlich versteht, ob diese tatsächlich existiert, was die Gründe dafür sein könnten und welche Möglichkeiten es gibt, eine solche zu verhindern. Fragen, die sich viele von uns schon gar nicht mehr stellen, denn täglich erleben wir es doch selbst: Maßlos überfüllte Einkaufshäuser, nicht endende Staus auf Autobahnen oder den leidigen Kampf um eine Mietwohnung aufgrund zu hoher Nachfrage. Reicht uns das als Antwort nicht schon?
Zudem sind Beweislage und Berichterstattung insbesondere in den zuvor beschriebenen Massenmedien während der letzten Jahrzehnte zu eindeutig geworden. So unverkennbar und erdrückend, dass es natürlich nicht mehr spurlos an uns vorbei geht. Eine graue Großstadt, in der die hohe Luftverschmutzung das Erblicken der Sonne noch nicht einmal mehr an wolkenlosen Tagen ermöglicht. Oder etwa die sommerliche Aufnahme eines überfüllten Strandes, an dem man den fein glitzernden Sand bestenfalls noch zwischen den ausgebreiteten Handtüchern erahnen kann. Bilder wie diese haben sich regelrecht in unsere Köpfe eingebrannt. Dass die rasant wachsende Weltbevölkerung geradezu ein Problem darstellen muss, lässt sich für viele von uns also nun (scheinbar) wirklich nicht mehr von der Hand weisen. Eines wissen wir daher mit Sicherheit: Unser Planet ist überbevölkert. Oder etwa doch nicht? In Wahrheit, und das war bereits vor meiner Recherche im Rahme dieses Buches ersichtlich, ist die Sachlage um einiges komplexer als es die meisten von uns glauben. Man versucht die Frage nach der möglichen Existenz einer Überbevölkerung schon lange nicht mehr nur mit „ja“ oder „nein“ zu beantworten. Vielmehr geht es daher eher darum herauszufinden, unter welchen Umständen und wo genau eine solche vorliegt. Diese und weitere Punkte sollen im vorliegenden Buch unter Berücksichtigung entsprechend gekennzeichneter Fachliteratur betrachtet und analysiert werden. Dabei handelt es sich um keine hoch akademische Ausarbeitung des Themas, sondern vielmehr um eine kurze und für Laien nachvollziehbare Zusammenfassung historischer Eckdaten und wichtiger themenbezogener Aspekte, an deren Ende der Hauptschwerpunkt auf einer ernüchternden Schlussfolgerung liegen wird:
Ohne staatliche Regulierungen und Einschränkungen unserer Regierungen werden wir es nicht schaffen, die Erde, so wie wir sie kennen, zu retten.
Da es noch immer wenig eindeutige Definitionen rund um die Thematik der Überbevölkerung zu geben scheint, werde ich nach einem kurzen geschichtlichen Rückblick zunächst auf einige der wichtigsten Populationstheorien eingehen. Diese zu verstehen ist grundlegend wichtig, wenn man sich ein ausreichend differenziertes Bild über die momentane Situation und angestrebte Lösungsansätze machen möchte. Weiterhin werde ich darauf eingehen, wie eng verbunden Überbevölkerung und globale Erwärmung miteinander sind und auch darauf, welche Rolle erneuerbare Energien in unserer Gesellschaft spielen. Hierbei soll ebenso angeführt werden, weshalb solche „grünen Alternativen“ nicht ganz so vielversprechend sind wie viele von uns denken. Der Hauptfokus aller Kapitel wird dabei stets auf uns liegen, der Bevölkerung. Beziehungsweise auf uns Menschen als Individuen. Dabei werde ich detailliert darauf eingehen, warum ein Einschreiten seitens unserer Regierung in Bezug auf populationsabhängige Probleme unverzichtbar ist und in welch vielfältiger Form wir Menschen mit unserem Unwissen und unserer Ignoranz dazu beitragen, unseren Planeten zu zerstören. Beginnend möchte ich nun aber zunächst auf das Wort „Überbevölkerung“ eingehen. Es suggeriert nämlich lediglich, dass wir ein Platzproblem auf unserer Erde haben. Zu viele Menschen auf nicht ausreichendem Raum. Dass diese Interpretation völlig falsch und das Wort „Überbevölkerung“ daher irreführend ist, möchte ich mit Hilfe eines kurzen Beispiels aufzeigen.
Zurzeit leben knapp 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde. Grönland, als willkürliches Beispiel gewählt, hat eine Fläche von ca. 2,1 Millionen Quadratkilometern. Würde man also alle auf unserem Planeten lebenden Menschen nach Grönland umsiedeln, so hätte bei gleicher Aufteilung der verfügbaren Landfläche dort jeder einen Wohnraum von knapp 278 Quadratmetern! Und das, während der Rest unserer Erde komplett menschenleer wäre (Abbildung 1).
Abbildung 1: Verdeutlichung des Verhältnisses zwischen freier und belegter Landfläche unseres Planeten. Würden alle zurzeit lebenden Menschen unserer Erde (7,7 Milliarden) in Grönland wohnen, hätte jeder dort eine verfügbare Wohnfläche von knapp 278 Quadratmetern. Der Rest unserer Erde wäre zeitgleich komplett menschenleer.
Mangelnder Platz (bzw. zu viele Menschen) kann mit dem Begriff „Überbevölkerung“ also offensichtlich nicht gemeint sein. Zumindest nicht, wenn man es verallgemeinernd und ohne Berücksichtigung anderer Faktoren betrachten möchte. So herrscht in Ballungszentren städtischer Gebiete natürlich schon ein gewisser Platzmangel, den es in ländlichen Regionen so nicht gibt.
Aber was bedeutet „Überbevölkerung“ denn nun genau? Eine Frage, die sich unmöglich „mal eben so“ beantworten lässt. Denn entgegen der weitverbreiteten Meinung, es würde sich hierbei um eine Fragestellung der Gegenwart handeln, haben sich Menschen diesbezüglich vor langer Zeit bereits Gedanken gemacht. Wir sprechen hier also nicht etwa über ein Phänomen, das plötzlich aufgetreten ist, sondern über einen Sachverhalt, der bereits seit Jahrtausenden diskutiert wird. Ansichten und Definitionen, die sich immer wieder änderten und dies auch heute noch tun. Und auch wenn es sich als schwierig erweist, den Werdegang solcher Gedankengänge zweifelsfrei bis zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen, so hilft uns ein kurzer Blick in deren geschichtliche Anfänge dennoch dabei, zu verstehen wie komplex die im vorliegenden Buch beschriebene Angelegenheit der Überbevölkerung tatsächlich ist.
Eine der ersten uns heute bekannten Warnungen hinsichtlich einer Überbevölkerung und ihren Auswirkungen wurde bereits weit vor unserer heutigen Zeitrechnung ausgesprochen. Der chinesische Philosoph Konfuzius (ca. 551-479 B.C.) war es, der vor knapp 2500 Jahren bereits die Meinung vertrat, dass ein übermäßiges Bevölkerungswachstum das Lebensniveau der Menschen mindern und das Konfliktpotential zwischen ihnen erhöhen könnte.[1] Weiterführend betonte Konfuzius, dass Faktoren wie beispielweise eine unzureichende Nahrungsmittelversorgung oder frühzeitige Heirat zu einer insbesondere bei Kindern erhöhten Sterberate führen würden.[1,2]
Im Zeitalter der griechischen Antike waren es wenig später dann Philosophen wie Plato (427-347 B.C.) oder Aristoteles (384-322 B.C.), die sich weitere Gedanken über das Verhältnis von Bevölkerungsdichte in Städten und den dort verfügbaren Ressourcen machten.[3] Wie auch Konfuzius knapp 150 Jahre zuvor, vertrat Aristoteles unter anderem die Meinung, dass ein zu schnelles Wachstum der Bevölkerung zu Armut und damit verbundenem Aufruhr in der Bürgerschaft führen würde.
Auch Plato schloss sich diesen Bedenken über ein eventuell auftretendes und unkontrolliertes Populationswachstum an. Er ging davon aus, dass die Erde nicht mehr als die zu seiner Zeit knapp 150 Millionen lebenden Menschen verkraften könne und schlug vor, dass sowohl eine festgelegte Einwohnerzahl (5045 Personen) pro Stadt oder Stadtstaat nicht überschritten werden dürfe als auch das Bevölkerungswachstum unter allen Umständen kontrolliert werden müsse.[4,5] Nach Ansicht der beiden Philosophen müsse die Population einer Stadt zwar immer noch klein genug sein, um die Ausbildung einer effiziente Regierung zu gewährleisten, gleichzeitig aber auch groß genug, um sich gegen feindliche Angriffe wehren zu können.[4,6] Speziell aber Plato war es, der es am Ende in erstaunlicher Präzision schaffte, das Ausmaß verschiedener demografischer Variablen, wie beispielsweise Alter zum Zeitpunkt der Heirat oder Länge des reproduktiven Lebenszyklus, zu definieren. Vielmehr war er sogar in der Lage, den theoretischen Entwurf einer ersten Bevölkerungspolitik ins Leben zu rufen, welcher sowohl durch Maßnahmen wie Förderung oder Einschränkung der Fruchtbarkeit oder auch durch die Regulation von Ein- bzw. Auswanderung eine erfolgreiche Kontrolle der Bevölkerungsgröße gewährleisten sollte.[5]
Einige Jahrhunderte später wurde im römischen Reich eine sehr gegensätzliche Sichtweise vertreten. So kam es unter der Regierung von Kaiser Augustus (63 B.C.-14 A.D.) zum Erlass mehrerer Gesetze (Lex Julia, Lex Papia Poppaea), welche mit dem Ziel der Erschaffung eines starken und großen Imperiums sowohl eine frühe Heirat als auch die Zeugung von Nachkommen in den insbesondere höheren Gesellschaftsklassen fördern sollten.[1,7] Gemäß dieser Gesetze profitierten einwilligende Paare von Vorteilen wie Steuerbefreiung oder einer bevorzugten Behandlung während des Bewerbungsprozesses um Arbeitsplätze im Staatsamt. Auf der anderen Seite des Spektrums standen kinderlose Paare. Hierzu zählten insbesondere jene Paare, die eine Familienplanung gänzlich verneinten. Diese wurden beispielsweise dadurch bestraft, dass der Staat im Falle anfallender Erbschaften einen Anteil in Höhe von bis zu 50 % einbehielt. [1,7,8]
In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde die Thematik dann allerdings nur noch selten aufgegriffen. Es waren Persönlichkeiten wie der Theologe Quintus Tertullian (ca. 160-240), der italienische Philosoph und Politiker Niccolò Machiavelli (1469-1527) oder der englische Geograph und Schriftsteller Richard Hakluyt (ca. 1552-1616), die sich zwar zur Thematik des Populationswachstums äußerten, gleichzeitig aber keine, aus zumindest heutiger Sicht, bahnbrechenden Beiträge hierzu liefern konnten.[9-14]
Die hier beschriebenen Beispiele zeigen also ganz klar, dass es sich bei der Idee einer Gesellschaftsordnung, in der allen Menschen ein qualitativ gleichberechtigtes Leben gewährleistet wird, keineswegs um einen aktuellen Gedanken handelt. Durch die Geschichte hinweg wurden Menschen immer wieder von vorangehenden Betrachtungen und Stellungnamen inspiriert, sodass Ideen kontinuierlich weiterentwickelt werden konnten. Eine Entwicklung, die erst zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert einen Punkt erreichte, an dem das generelle Interesse an der Thematik stieg und diese erstmalig mit zunehmender Ernsthaftigkeit behandelt wurde. Aus diesem Fortschritt heraus entwickelten sich verschiedene Populationstheorien, die in unserer heutigen Zeit eine gleichermaßen anerkannte aber auch aufgrund ihrer Diversität umstrittene Rolle spielen. Bevor ich ein Urteil darüber abgeben will, ob es eine Überbevölkerung heute tatsächlich gibt und was diese bedeutet, sehen wir uns in den nun folgenden Kapiteln zunächst die grundlegend wichtigsten Populationstheorien an:
- Die malthusianische Bevölkerungstheorie
- Die boserupianische Bevölkerungstheorie
- Die Theorie der Wachstumsgrenze (Club of Rome)
- Die Theorie einer optimalen Population
- Die Theorie des demografischen Übergangs
Das Verständnis dieser Theorien hilft uns in den dann folgenden Kapiteln dabei, die Komplexität des Themas besser nachvollziehen und aktuelle Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven ausgewogener betrachten und interpretieren zu können. Beginnen wir zunächst mit der wohl am weitesten verbreiteten und diskutierten Populationstheorie, der malthusianischen.
Literaturverzeichnis
1. Neurath P. From Malthus to the Club of Rome and Back: Problems of Limits to Growth, Population Control and Migrations, 1994.
2. Andrianos L, Attfield R, et al. Sustainable Alternatives for Poverty Reduction and Eco-Justice: Volume 1 2nd Edition, 2014.
3. Feen RH. Keeping the balance: Ancient Greek philosophical concerns with population and environment. Population and Environment, 17; 447-458, 1996.
4. Plato. Laws (translated by R. G. Bury, The Loeb Classical Library London, William Heinemann, New York: G. P. Putnam, 2 vols), 1962.
5. Charbit Y. The platonic city: History and utopia. Population 57, no 2. 207-253, 2002.
6. Veenendaal W. Politics and Democracy in Microstates (Democratization Studies, Band 29), 2014.
7. Field JA. The Purpose of the Lex Iulia et Papia Poppaea. The Classical Journal, volume 40, 398-416, 1945.
8. Loewenstein K. The Governance of ROME. 2012.
9. Hope V. Death in Ancient Rome: A Sourcebook. 2007.
10. Bonadeo A. Corruption, Conflict, and Power in the Works and Times of Niccolo Machiavelli. 1973.
11. Loomba A, Burton J. Richard Hakluyt (1552–1616). Race in early modern England, volume 3, 819-822, 2007.
12. Duncan RC. World Energy Production, Population Growth, and the Road to the Olduvai Gorge. Population and Environment, volume 22, 503-522, 2001.
13. Stangeland CE. Pre-Malthusian Doctrines of Population: A Study in the History of Economic Theory. The Economic Journal, volume 16, number 63, 404-406, 1906.
14. Wright CD. The Relation of Economic Conditions to the Causes of Crime: "The destruction of the poor is their poverty." The ANNALS of the American Academy of Political and Social Science, volume 3, 96-116, 1893.