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Kartenverzeichnis
Unterwegs mit
Michael Bussmann
Jahr­gang 1967, ge­bo­ren in Ess­lin­gen. Ger­ma­nis­tik-, Jour­na­lis­tik- und Po­li­to­lo­gie­stu­di­um in Bam­berg, ne­ben­her Do­ku­mentar­film­ar­bei­ten. Seit 1998 re­cher­chiert und schreibt er über­wie­gend für den Micha­el Mül­ler Ver­lag, ehe­mals von der gol­de­nen Stadt Prag aus, heute von Deutsch­lands ein­zi­ger Me­tro­po­le: Ber­lin. Mehr vom Autor er­fährt man auf dem Rei­se­blog www.hierdadort.de.
Eine tiefschwarze Wand zum Meer hin, ein Vorhang aus Regen, darüber bi­zarr auf­ge­türmte Wolken­formatio­nen, die in rasendem Tempo auf Sie zu­eilen. Und doch, eine Stunde später: „Da hin­ten wird’s hell!“ Eines kann ich Ihnen ver­si­chern: Die­sen Satz werden Sie wäh­rend Ihrer Zeit auf den Azoren nicht nur ein Mal ausrufen. Auch Paare, die sich schon nichts mehr zu sagen haben, fin­den auf den Azoren immer ihr The­ma: das Wetter. Nir­gend­wo blickt man wohl öf­ters zum Himmel als auf den Azo­ren und stellt Prognosen an. Das üp­pige Grün der In­seln kommt nicht von un­ge­fähr - mit Regen ist stets zu rech­nen. Chuva heißt „Regen“ im Portu­gie­sischen. Dieses Wörtchen lernt man schnell. Chuva gibt es selbst dann, wenn über Europa das Azoren­hoch für Sonne, Sonne und nochmals Sonne sorgt. Und Chuva gibt es in allen Va­rianten. Nieselig-sprü­hend, mit Son­nen­strahlen als Begleiter und einem kun­ter­bunten Regenbogen über den Berg­weiden. Von einer heftig-über­ra­schen­den Gemein­heit, die Bäche schnell zu Flüssen werden und Was­ser­fälle aus dem Nichts auftauchen lässt. Oder lieblich-erfrischend im warmen Sommer. Die Naturgewalten bekommt man wohl kaum eindrucksvoller vor­ge­setzt als hier, mitten im Atlantik. Also nicht är­gern, sondern geduldig sein und staunen! Da hinten wird es doch schon wieder hell ...
Orientiert auf den Azoren
Die Inseln im Profil
Die Azoren sind ...
Auf den Inseln der Azoren leben rund 246.000 Menschen. Das ent­spricht einer Einwohnerdichte von 105 Personen/km² (Deutschland 231 Einwohner/km²). Am dichtesten be­siedelt ist São Miguel mit 185 Ein­woh­nern, das Schlusslicht bildet Corvo mit 25 Einwohnern/km². Die größte Insel des Archipels ist São Mi­guel, gefolgt von Pico, Terceira, São Jorge, Faial, Flores, Santa Maria, Graci­osa und Corvo.
... neun weit verstreute Blumen­töpfe mitten im Atlantik
Der paradiesgrüne Archipel erstreckt sich in den unendlichen Weiten des At­lantiks zwischen Europa und Amerika südlich des 40. Breitengrads (etwa auf Höhe von Sizilien). Fernab von je­der Festlandsküste ragen hier neun Inseln, die zu Portugal gehören, aus den Flu­ten. Sie verteilen sich über ein Meeres­gebiet, das fast so groß ist wie das Mut­terland. Die östlichste Insel, Santa Ma­ria, liegt annähernd 600 km von der west­lichsten Insel entfernt. Ihr Name ist Flores - passend für eine In­sel, so grün und bunt wie ein Blumen­topf mitten im Atlantik. Groß sind die Inseln nicht - mit einer Gesamtfläche von 2335 km² sind alle Inseln zusam­mengenommen kleiner als Mallorca (3618 km²).
... ein Ziel für Naturtouristen
Der Star ist hier die Landschaft! Die In­seln, die vul­ka­nischen Ursprungs sind, offenbaren Kra­ter­seen, wildromanti­sche Höhenzüge, dich­te Lorbeerwälder, rauschende Was­serfälle und schroffe Lavaküsten. Meterhohe Hor­tensienhe­cken säumen Weiden mit bim­mel­nden Kühen darauf, am Wegesrand ge­dei­hen Passionsblumen, in Gärten Ba­na­nen­stau­den. Und drum herum das allge­genwärtige tiefblaue Meer. Grün und Blau, die Farben von Kaspers Frau, har­monieren auf dem Archipel. Dies alles nur durch die Windschutzscheibe zu se­hen, wäre schade und geht oft gar nicht - Wanderstiefel sollten im Ge­päck sein!
... ein Desaster für Cluburlau­ber
Wer hingegen zur Klientel Club Med & Co gehört, ist auf den Azoren falsch. Animation am Pool einer All-inclusive-Anlage, palmengesäumte Strände, an denen im Lie­gestuhl Caipi-Orgien ge­fei­ert wer­den, ein aus­schwei­fendes Nachtleben oder illu­mi­nierte Ba­sar­mei­len? Fehl­anzeige - nichts davon gibt es hier. Nada.
... ideal für Individualisten
Natürlich werden nach der Reise auch all jene etwas zu erzählen haben, die ei­nen Pauschalurlaub in einem Stadt­hotel in Ponta Delgada oder eine organi­sierte Rundreise gebucht haben. Mit Pipi in den Augen jedoch werden die nach Hause zurückkommen, die die Inseln mit Muße individuell bereist ha­ben. Wi­derstehen Sie der Verlockung, so viele Inseln wie möglich sehen zu wollen - weniger ist manch­mal mehr! Vier oder fünf Inseln in zehn Tagen oder gleich alle Neune in zwei Wochen - von solch durchstrukturierten Reisen ist eher abzuraten, zumal Inselhopping viel Zeit kostet und Ihnen außerdem das verrückte Azorenwetter immer wie­der einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen kann. Wer Pech hat, lernt so nur die In­sel­flug­häfen von in­nen kennen. Auch lässt das feste Pro­gramm einer organisierten Rund­rei­se oft keine spontanen, kurzfristigen Än­derungen zu. Wie scha­de, wenn man im dicksten Nebel zu den spe­k­takulärs­ten Aussichts­punk­ten in den Bergen ge­karrt wird, während an der Küste die Sonne scheint ...
Und wohin nun?
Geografisch, je­doch nicht politisch, sind die neun Azoreninseln in drei Gruppen eingeteilt. Santa Maria und São Miguel bil­den die Ostgruppe (gru­po oriental), Terceira, Graciosa, Faial, Pico und São Jorge die Zen­t­ral­gruppe (grupo central), Flores und Corvo die Westgruppe (grupo oci­den­tal).
Der mit Abstand größte Teil der Besu­cher entscheidet sich für São Mi­guel, zumal dorthin die besten Flugver­bindungen bestehen. Die Insel vereint sämt­li­che Schönheiten des Archipels, ist zugleich die am dichtesten besie­delte und touristisch am besten erschlossene. Ganz anders Santa Maria, ein echtes Landei, das durch ma­le­ri­sche Buchten und Dörfer im Hänsel-und-Gretel-Setting begeistert.
Faial prahlt mit dem bezaubernden Hafen­städtchen Horta und einer Mond­landschaft an der Ponta dos Capelin­hos. Von Faial lassen sich zudem die landschaftlich reizvollen Nach­ba­r­in­seln Pico (mit viel Wein und dem höchsten Berg Portugals) und São Jorge (mit traumhaften Wanderwegen und ei­ner extrem ungewöhnlichen Topogra­fie) un­kom­pliziert und schnell per Fähre er­rei­chen. Terceira hat mit sei­nem Renaissance-Hauptstädtchen An­gra do Heroísmo ein UNESCO-Welt­erbe zu bieten, das kleine, verpennte Gra­ciosa dafür eine mächtige Caldeira von höchstem Schauwert.
Flores und Corvo schließlich sind noch echte Geheimtipps für Azoren-Fort­geschrittene, die ohne gastronomi­sche Höhenflüge auskommen und auch mal mehrere Tage hintereinander nasse Ze­hen und tiefhängende Wolken ertra­gen. Denn dort, ganz weit draußen im Atlantik, spielt das Wetter öfters mal die Drama-Queen!
Auf den Inseln geht beides
Aktiv und faul sein
Auf den Azoren kann man schrecklich aktiv, aber auch schrecklich faul sein. Es könnte schwer werden, sich für eines zu entscheiden.
Je bewohnter die Insel, desto größer das Sportangebot. Aktivitäten für Tou­risten werden nur durchgeführt, wenn auch genügend Tou­risten da sind - auf kleinen Inseln wie Graciosa nur im Hochsommer, auf tou­ristisch stärker frequentierten Inseln von Frühjahr bis Herbst.
In Wanderstiefeln unterwegs
Wer sich mit dem Rucksack aufmacht, den belohnen die Azoren mit versteck­ten, nur über alte Saumpfade zu errei­chenden Schönheiten, mit ausgedehn­ten Blu­men­tep­pi­chen im Frühjahr, klei­nen Buchten und Schluchten, im­po­san­ten Kra­tern und einsamen Seen. So manche Azoreninsel ist ein Pa­radies für Wanderer - es gibt kaum eine schö­nere Art, die Azoren zu entdecken. Meh­rere hundert Kilometer markierte Wan­derwege exi­s­tie­ren mittlerweile auf den In­seln, und jedes Jahr werden es mehr. High­light für vie­le: die Bestei­gung des Pico, des höchs­ten Gip­fels Portugals. Die schönsten Wanderwege bieten neben Pico die Inseln São Jorge, Flores, Faial und Santa Maria, wo es ei­nen tollen Fernwanderweg rund um die Insel gibt. Grund­re­gel: Planen Sie die Wanderung für den Tag am selben Mor­gen! Bei Son­ne ab in die Berge, bei tief hän­gen­den Wol­ken an die Küste! Etwas Ausdauer und Kondition sollte man auf jeden Fall mit­brin­gen, viele Wan­derungen sind mit anstrengenden Anstiegen verbunden. Mehr zum Thema Wandern.
Unter, im und auf dem Wasser
Der Atlantik rund um die Azoren gleicht einem gigantischen Plantschbe­cken für Tiere mit und ohne Kiemen. Un­ter Tau­chern sind die hie­sigen Ge­wäs­ser we­gen ihres Reich­tums an Groß­fischen ein Ge­heimtipp, es geht hinab zu Mantas, Haien oder Mobulas. Anfänger aber sollten sich wegen ge­fährlicher Strömungen genau überle­gen, ob sie mitmischen wollen (mehr zum Thema Tauchen). Wer mit dem kalten Nass weniger direkt in Berührung kommen will, nimmt an ei­ner Whalewatching-Aus­fahrt teil - am besten bei Espaço Talassa auf Pico. Ein­mal im Schlauchboot von fünf neu­gierigen Pottwalen umringt, ist ein Erlebnis, das man sein Le­ben lang nicht ver­ges­sen wird. Neben Pott­wa­len kön­nen Sie, je nach Jahreszeit, auch große Bar­tenwale se­hen. Selbst der Blau­wal, das größ­te Tier der Welt, macht auf den Azo­ren Sta­tion. Doch der At­lan­tik ist kein Zoo - die Sicht­chan­cen sind sehr hoch, aber Sich­tun­gen nicht ge­währ­leistet. Auch Schwim­men mit Delfinen wird vielerorts an­ge­boten - eine Aktivi­tät, die von Tier­schützern aller­dings kritisch be­trach­tet wird. Mehr zum Whalewatching, zum Schwimmen mit Del­fi­nen.
Und sonst so?
Canyoning, Abseiling und andere auf­re­gende Sportarten mit „ing“ hinten dran - nahezu alles ist möglich, alles machbar. Adventure ist ein Thema auf den Azoren, wenn auch nicht auf al­len Inseln. Außerdem kann man meh­rere Eilande auf dem Rücken von Pfer­den entdecken (am pro­fes­sio­nellsten auf Faial), kann sich mit etwas Kon­dition aufs Rad schwin­gen und auf hoher See den dicken Fisch an Bord zie­hen (auf den Azoren wurden schon Rekorde im Big-Game-Fishing aufge­stellt). Zwischen­durch bietet sich eine Relaxingrunde in einem der Thermal­pools an, um an­schließend auf Mega­wellen zu surfen oder, oder, oder ... Und obendrein gibt es drei Golfplätze von internationalem Rang: zwei auf São Miguel und einen auf Terceira. Mehr dazu und im Rei­seteil.
Die Seele baumeln lassen
Auf den Terrassen man­cher Unter­künfte könnte man den ganzen Urlaub verbringen. Wer also schon immer mal Thomas Manns Gesamtwerk im Urlaub ver­schlin­gen wollte, wird auf den In­seln dazu Gelegenheit haben. Es geht aber noch fau­ler: Man kann auch ein­fach sitzen und gucken. Und sitzen und gucken. Und dazwischen dösen und träumen - mit dem süßesten Wel­len­rau­schen als Wie­genlied. Grandi­ose Über-Blicke be­kommt man auch von den zahl­reichen Miradouros, den Aus­sichts­punk­ten - statistisch ge­sehen ha­ben die Azoren die höchste Aussichts­punkt­dichte überhaupt. Oder man prokrastiniert ganz simpel am Strand.
Beachlife
Knapp 700 km Küstenlinie besitzt der Archipel, doch alle Sand­strän­de zu­sam­men machen vermutlich keine 5 km aus. Wer ausschließlich zum Ba­den auf die Azoren fliegt, hat das fal­sche Ziel gewählt. Die Küste ist rau, große Wellen können aus dem Nichts auf­tauchen, die Strömungen sind vie­ler­orts gefährlich. Aber immerhin gibt es Strände! Nette Sandstrände, wenn auch nicht im XXL-Format, bie­ten São Mi­guel, Santa Maria und Faial. Auf den anderen Inseln dominieren Fels­strände, Kiesbuchten, Natur­schwimmbecken und allen­falls kleine Sand­buch­ten. Die aber können überaus idyllisch sein - wenn denn das Wetter passt.
Nicht nur Natur
Menschen, Städte und Kultur
Die Azoren sind Inseln handfes­ter Bauern mit hoch­gekrempel­ten Ärmeln und raubeiniger Fi­scher, die in stillen Dörfern le­ben. Stimmt alles. Aber eben nicht nur - v. a. die bevöl­ke­rungs­reichsten Inseln ha­ben auch Kunst, Kultur und ein bisschen urbanes Leben in petto.
Detailinfos zum Thema „Folklore und Musik“.
Inseln der Seligen
Ganz klar: Wer auf diesen friedlich-be­schaulichen Inseln aufgewachsen ist, kann nicht auf Krawall gebürstet sein. Die Azoren sind eines der si­chers­ten Reisegebiete Europas, die In­su­laner selbst Sweethearts. Der Um­gang mit Touristen ist unaufdringlich, höf­lich und korrekt. Doch etwas Zeit bzw. paci­ência (Geduld) sollte man mit­brin­gen, vieles kann dauern. Denn so manche Einrichtung - egal ob La­den, Museum oder Behörde - wird nur von einer einzi­gen Person am Laufen ge­halten. Und ist diese mal krank oder sind de­ren Kinder krank, dann bleibt der Rollla­den unten. Auf den Azoren ver­traut man sich noch gegenseitig, ins­be­sondere auf den kleineren Inseln. Wo sonst sagt Ih­nen ein Auto­ver­lei­her: „Stellen Sie das Auto einfach am Fähr­hafen ab und legen Sie den Schlüssel ins Handschuhfach!“ Nir­gend­wo fühlt man sich bedroht - was zu schier sträfli­chem Leicht­sinn füh­ren kann.
Ein Volk, das Feste feiert
Wenn’s irgendwo böllert, dann steigt eine Festa. Meist böllert es schon Tage im Voraus. Mit viel Bier und Hingabe be­reiten die Azoreaner ihre Feste vor, ganz nach dem Motto: Wenn’s zur ei­gent­lichen Festa regnen sollte, hat man wenigstens im Vorfeld schon sei­nen Spaß gehabt. Zu Prozessionen be­kom­men Straßen und Plätze liebevoll ar­ran­gierte Blütenwege verpasst, dar­über wehen kunterbunte Fähnchen. Wäh­rend der Heilig-Geist-Feste im Früh­jahr und Sommer laufen die Azo­re­aner zur Hochform auf. Dann gibt es auf manchen Inseln (insbesondere auf Ter­ceira) auch Stierkämpfe auf der Stra­ße. Zaungäste sind immer will­kom­men. Am Anfang jedes Inselka­-pitels wird auf die größten Events auf­merk­sam gemacht, für Stier­kämpfe.
Stadtgeflüster
Die Azoren können man­che­r­orts tat­säch­lich auch ein wenig ur­ban sein, so in Ponta Del­ga­da, der inoffiziellen Haupt­stadt des Archipels. In den en­gen Pflas­tergassen reiht sich Geschäft an Ge­schäft, da­zwischen Café­ter­ras­sen, Klöster, Kir­chen und Paläste. Selbst der eine oder andere Hips­ter­spiel­platz ist hier zu finden. Angra do Hero­ísmo auf Terceira hin­gegen ist eine Renaissance­perle, die noch heute jenen Reichtum zur Schau stellt, den einst die Galeonen auf dem Weg zwi­schen der Alten und der Neuen Welt auf die Insel brachten. Im Yacht­hafen von Horta auf Faial schließlich treffen sich Seebären aus al­ler Herren Län­der - ein durch und durch ele­gantes Städt­chen mit zucker­tortigen Ge­bäu­den in Weiß und Pastell.
Kreative Azoren
In Sachen Kunst und Kultur können die Inseln mit dem Festland zwar nicht mithalten. Dass aber immer mehr krea­tive Köpfe von dort zuziehen (und nicht nur aus Portugal!), tut der Szene gut. Theater gibt es nur wenige, auf fast allen Inseln aber Konzertsäle und kleine Galerien. Ar­bei­ten zeitge­nössi­scher azoreanischer Künst­ler wie Ur­bano oder Tomaz Sousa Bor­ba Vieira zeigt z. B. die Galerie Fon­seca Macedo in Ponta Delgada. Kunst findet aber nicht nur drinnen, sondern auch draußen statt - spannende Street-Art junger, wilder Künstler kann man selbst im kleinen Madalena auf Pico be­staunen. Über azoreanische Künstler informiert die Seite www.discoverazores.org. Das Kunstfes­tival der Inseln schlechthin nennt sich Walk & Talk (www.walktalkazores.org) und findet meist im Juli auf São Mi­guel statt.
Die besten Museen im Über­blick
Arquipélago in Ribeira Grande (São Mi­guel): Die Ausstellungen in diesem Tempel zeitgenössischer Kunst, einer schick konvertierten ehemaligen Al­kohol- und Tabakfabrik, gehören zu den besten ganz Portugals. Ein Muss!
Museu Carlos Machado in Ponta Del­gada (São Miguel): Das größte Museum der Azoren ist in einem ehemaligen Kloster aus dem 16. Jh. untergebracht. Es verfügt über einen riesigen Fundus an Naturgeschichtlichem, sakraler und weltlicher Kunst.
Centro de Interpretação do Vulcão in Capelinhos (Faial): Architektonisch spek­takuläres Museum, das unter (!) der Aschewüste am Westzipfel Faials er­baut wurde und über den Vul­kanaus­bruch von 1957/58 informiert.
Museu Industrial da Baleia in São Ro­que (Pico): Industriemuseum in einer 1983 aufgegebenen Walfabrik. Hoch­spannend! Auf der Insel gibt es noch zwei weitere Museen, die sich dem Walfang bzw. den Walfängern widmen.
Traditionsküche ohne Chichi
Azoren kulina­risch
Kaffee, Maracuja, Tee - was man auch sät, auf den Inseln kann man es ernten. Und wo nichts angebaut wird, grasen wer­den­de Steaks auf fetten Weiden. Davor ein Meer voller Gaumen­freuden. Die Produkte der In­seln sind allererster Kajüte - es hängt nur vom Koch ab, was dar­aus gemacht wird.
Mehr zu den Spezialitäten der einzel­nen Inseln am Anfang jedes Insel­kapi­tels. Weitere allgemeine In­fos zum Thema „Essen & Trinken“ auf den Azoren.
Sättigend und bodenständig
Handfeste, gehaltvolle Gerichte zeich­nen die traditionelle Küche der Azoren aus. Fisch (Peixe) und Fleisch (Carne) hal­ten sich dabei die Waage. Auf den kleinen Inseln, wo der Bauer nichts isst, was er nicht kennt, fallen sie am simpelsten aus - dort bekommt man Fisch mit Kartoffeln und gekochtem Gemüse, einen großen Fleischlappen mit Spiegelei und Pommes oder einen herzhaften Eintopf mit Bohnen und Chouriço. Experimenteller und teils so­gar sehr niveauvoll geht es auf den bes­ser erschlossenen Inseln wie São Mi­guel, Terceira oder Faial zu. Dort kann man mittlerweile sogar in über­aus sty­lishen Lokalen essen. An­sons­ten sitzt man meist, typisch portu­gie­sisch, in recht nüchternen Speise­sälen. Ach­tung: Die Azoreaner langen ordentlich zu - nicht selten reicht eine Portion für zwei! Mittags werden in vielen Lokalen Büfetts aufgebaut - günstig und vielfäl­tig.
Aus dem Meer
Wer auf Fisch und Meeresfrüchte steht, wird sich auf den Inseln wie im Para­dies fühlen. Thunfisch, Schwarzmaul, Meeraal, Achselfleckbrasse, Sardinen - was wird nicht alles vor der Küste der Inseln gefischt. Das Meeresgetier lan­det nicht nur in der Pfanne, sondern auch in schmackhaften Eintöpfen wie der Caldeira de peixe. Unbedingt kosten sollte man auch den beliebten, in Rot­wein geschmorten Oktopus-Eintopf (Polvo guisado). Eine Delikatesse sind zudem Lapas (biologisch korrekt die „Gemeine Napf­schne­cke“), deren oran­gefarbenes Fleisch nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich an das von Muscheln erinnert. Probieren sollte man auch Cracas („Seepocken“ → Foto) oder Canilhas („Her­ku­les­keu­len“). Aller­dings ist es auf den be­völ­ke­-rungs­ärme­ren Inseln nicht immer ein­fach, fri­schen Fisch oder frische Mee­res­früchte in den Res­tau­rants zu be­kom­men. Mal gibt es Fisch im Über­maß, mal gar nicht - Frisch­fisch kann nicht her­bei­ge­zau­bert wer­den, wenn in den Ta­gen zuvor die See zu rau für Ausfahrten war.
Im Käseparadies
Die Azoren sind bekannt für ihren Käse (Queijo). Die glücklichen Kühe auf den Hochlandweiden der Inseln lie­fern eine unglaublich hochwertige Milch mit viel Omega-3-Fettsäure. Aus dieser Milch wird hervorragender Roh­milchkäse her­gestellt, je nach Reife­grad schmeckt er mild, würzig oder pikant. Der beste Käse kommt von São Jorge, mehr dazu. Als Vorspeise reicht man zudem auch einen weißen, leicht wab­beligen Frisch­käse, der mit Piri-Piri-Soße be­träu­felt wird. Vorsicht: Das azo­re­a­nische Chilisößchen hat es in sich!
Ohne Fleisch, Fisch und Käse
Das ist nicht ganz so einfach. Vegeta­rier fühlen sich auf den Azoren zuwei­len wie Punkrockfans in einem Klassik­konzert, von Veganern ganz zu schwei­gen. Es gibt auf den Inseln bislang nur wenige Lokale, die sich explizit an Ve­getarier und Veganer richten. Wer auf sämtliche tierische Produkte verzichtet, braucht in vielen Lokalen, v. a. auf den kleineren Inseln, die Spei­se­karte gar nicht erst auf­klappen, zumal in der tra­ditionellen Küche selbst für Beilagen wie Bratkartoffeln häufig Schweine­schmalz als Bratfett verwendet wird. Mit Glück findet man hin und wieder Gerichte wie „Gekochte Kartoffeln mit Ei“. Fündiger wird man auf den größe­ren Inseln, wo junge Küchenchefs durchaus auch kreative vegetarische und vegane Gerichte kredenzen. Oder man brutzelt und grillt sich selbst et­was - die traumhaft gelegenen Pick­nickplätze laden nur so dazu ein.
Und was trinkt man so?
Viel Kaffee. Wenn Sie es den Bauern gleichtun wollen, frühmorgens mit ei­nem Schnaps. Die Kaffeekultur ist aus­geprägt, einen Espresso, zu dem die Azoreaner einfach café sagen, be­kommt man schon für 0,60 €. Azo­rea­ni­scher Wein ist grundehrlich und i. d. R. trocken, angebaut wird er v. a. auf São Miguel, Graciosa und Pico. Der Azorenwein schlechthin ist der Vinho de Cheiro, ein fruchtiger Rot­wein, der wegen seines hohen Al­ka­lo­id­ge­halts nicht in die EU exportiert wer­den darf. Auch Bier wird auf den Azo­ren ge­braut, allerdings nur auf São Mi­guel. Wer lieber alkoholfrei un­ter­wegs ist, aber ein lokales Getränk pro­bie­ren möchte, dem sei Kima, eine auf São Mi­guel hergestellte Maracuja-Li­mo emp­fohlen. Mehr Infos zu allen Ge­tränken, zum Wein.
Unterwegs auf den Azoren
Santa Maria
Das Eiland im Südosten des Archipels ist die sonnigste aller Azoreninseln. Für die einen ist Santa Maria die kleine, un­scheinbare Schwester von São Miguel, anderen gilt sie als die Al­garve der Azoren. Beides stimmt in Ansätzen. Das Eiland im Südosten des Archipels ist auf jeden Fall die sonnigste aller Azoreninseln. Das heißt aber nicht, dass Nebel und Regen unbekannt sind.
Wussten Sie, dass auf dem Flughafen von Santa Maria zuweilen kleine Privatjets mit Koffern voller Geld zwischenlanden?
Glaubt man Roland Kaiser, wurde Santa Maria aus Träumen geboren. In Wirk­lich­keit aber ist Santa Maria, wie alle Inseln der Azoren, vulkanischen Ur­sprungs. Man ver­mutet, dass sich die Insel vor ungefähr acht bis 16 Mio. Jahren, also im Ter­tiär, aus den Fluten des Atlantiks erhob. Damit ist Santa Maria die älteste Insel des Ar­chipels. Lange Zeit glaubte man, dass der Vul­kan, der Santa Maria schuf, erloschen sei. Aufgrund von Erosionsprozessen, verursacht durch Wind, Regen und Ge­zeiten, hätte die Insel eigentlich schrumpfen müssen. Aber sie spielt ihr eigenes Spiel - Santa Maria hebt sich weiterhin aus den Fluten empor, wes­halb man an Stellen oberhalb des Mee­resspiegels auch Meeresfossilien finden kann. Als Grund dafür wurden früher tektonische Prozesse verantwortlich gemacht, heute glaubt man, dass es eine unterirdische Magma-Ader in mehreren Kilometern Tiefe gibt, die die Insel nach oben presst. Wenn die Theo­rie stimmt, würde das bedeuten, dass der Vulkan von Santa Maria noch gar nicht erloschen ist.
Zweifellos wurde Santa Maria als ers­te Insel der Azoren besiedelt, wahr­scheinlich wurde sie auch als erste In­sel entdeckt. Ihr Boden gilt als einer der fruchtbarsten der Azoren, köstliche Me­lo­nen gedeihen auf ihm. Von schwe­ren Naturkatastrophen blieb Santa Ma­ria, die dritt­kleinste Insel des Archi­pels, in den letzten Jahrhunderten weit­gehend ver­schont.
Die flache westliche Inselhälfte wirkt nicht gerade pittoresk. Die weite Ebene ist zwar au­ßergewöhnlich für die Azoren, doch raubt ihr das darauf gelegene große Flug­ha­fen­areal jeden Reiz. Auch Vila do Porto, der Haupt­ort, ist nicht gerade das, was man eine Perle nennt. Gera­dezu um­werfend da­gegen prä­sentiert sich der ber­gi­ge Ost­teil der Insel. Mit sei­nen ver­wun­sche­nen Wäld­chen, Wie­sen und klei­nen wei­ßen Häu­s­chen be­sitzt er fast Brü­der-Grimm-Qua­litäten, dazu war­tet der Os­ten mit einladenden Buch­ten samt hellen Sandstränden auf. In punc­to schö­nen Ba­de­möglichkeiten kann San­ta Maria gar São Miguel das Was­ser reichen. An­sonsten lie­gen zwi­schen dem be­schau­lichen, infra­struk­tu­rell armen Santa Maria und der populären Fe­ri­en­insel São Miguel Welten.
Das größte Problem, das sich dem Santa-Maria-Besucher stellt, ist der Mangel an Un­terkünften, ganz beson­ders dort, wo die Insel reizvoll ist. Die wenigen Hotels be­fin­den sich größ­ten­teils in oder nahe der Insel­me­tro­pole Vila do Porto - kein allzu span­nender Standort. Findet man jedoch ein Häu­schen oder ein Zimmer in der öst­lichen Inselhälfte, dann ist Erho­lung in einer traum­haf­ten Landschaft garantiert. Selbst die Wahr­schein­lich­keit eines Anrufs aus Ihrem Büro ist dort gering, der Mo­bil­funkempfang ist vielerorts mi­serabel!
Die schönsten Orte
Maia und São Lourenço. Beide Ort­schaften liegen an malerischen Buch­ten, umarmt von Weinbergen und dem Meer.
Wahnsinnsblicke
Hat man vom Miradouro la Ma­ce­la auf die grüne Bucht von Praia mit ih­rem weiten Sandstrand. Vom Gipfel des Pico Alto blickt man über die ganze Insel, vom Miradouro an der Pon­ta da IIha bei São Lourenço auf das vorgelagerte In­sel­chen Ilhéu do Ro­mei­ro und von den Aus­sichts­punkten auf dem Weg nach Maia über die Klippen, die ter­ras­sierten Wein­berge, die liebli­che Ort­schaft, das Meer und den Leuchtturm.
Plätze fürs Picknick
Unterm Was­ser­fall in der Baiá da Ra­posa, im märchen­haf­ten Wald­park Fon­tinhas, am Poço da Pedreira und mit Mee­resblick am Miradouro la Ma­cela. Im Waldpark Fontinhas und am Miradouro la Macela kann man auch gemütlich grillen.
Wohin zum Baden?
Der größte Strand der Insel, ja gar einer der größten Strände der Azoren, ist die Praia Formosa. Nett baden kann man auch in Maia (toller Meerwasserpool) und São Lou­ren­ço (kleine, durch Felsen unterteilte Sandstrände). Beliebt, aber bei Weitem nicht so schön ist auch das Badeareal von Anjos (ebenfalls Meer­wasserpools).
Und was tun bei Regen?
In Santo Espírito wartet ein Museum auf Ihren Besuch, in Vila do Porto gibt es gar zwei - bis zu Ihrem Besuch viel­leicht schon drei oder vier, denn wei­tere sollen folgen. Darüber hinaus kann man in Vila do Porto eine Café- und Knei­pen­tour unternehmen - trinkt man schön langsam, reichen die Bars lässig für einen ganzen Tag.