WUNSCHKIND
KEINE FRAGE – EINE KATZE MUSS ES SEIN

Mehr als acht Millionen Katzen gibt es bei uns. Ein Leben ohne?
Für die meisten Katzenhalter unvorstellbar. Und immer mehr Menschen verfallen dem Charme der eigenwilligen kleinen Persönlichkeiten.

MIT HERZ & VERSTAND
KLEINE FLUCHTEN UND EINE KATZE

Hektisch, unpersönlich und vernunftbetont – so ist unser Alltag leider viel zu oft. Kleine Fluchten sind da wahre Jungbrunnen für die Seele. Heimtiere geben uns all das, was uns guttut: Nähe und Wärme, sie spenden uns Kraft und zaubern uns oft allein durch ihre Anwesenheit ein Lächeln auf die Lippen.

EIN BISSCHEN LIEBE WÄRE TOLL

Der Hund ist eine treue Seele. Er geht für seinen Besitzer durchs Feuer, ist ein verlässlicher Begleiter im Alltag und ein aufmerksamer Partner bei vielen Freizeitaktivitäten. Bei der Katze tut man sich schwerer auf der Suche nach »handfesten« Gründen, die für den Kauf sprechen. Der Wunsch, sein Leben mit ihr zu teilen, ist zuerst einmal Bauchgefühl und Herzenssache. Und das ist vollkommen okay. Weil man sich dort, wo Zuneigung und Liebe ins Spiel kommen, besonders aufmerksam und intensiv kümmert – das perfekte Fundament für eine glückliche Beziehung zwischen Katze und Mensch.

MOST WANTED: TRAUMKATZE

Ganz klar, jeder Katzenhalter in spe macht sich ein Bild davon, wie seine Wunschkatze sein soll. Das setzt sich aus Gewohnheiten, Vorlieben und vielleicht auch aus Erfahrungen zusammen, die er schon mit Katzen gemacht hat. Bei Familien steht der Wunsch nach einer Spielgefährtin für die Kids meist ganz oben, für Singles soll es der aktive Stubentiger sein, der Leben in die Bude bringt, oder aber für die Liebesbedürftigen unter uns die Schmusekatze, die zuhören kann und Wärme spendet. Meist erfüllen sich diese Träume, aber manchmal läuft's in der Realität auch ein bisschen anders. Vor allem in der ersten Zeit gegenseitigen Beobachtens und Beschnupperns kann das Zusammenleben mit der selbstbewussten Mitbewohnerin zu Irritationen und Missverständnissen führen. Das muss aber niemanden verschrecken, der bereit ist, die wichtigsten Ansprüche der Katze zu erfüllen. Und er wird schon nach kurzer Zeit erstaunt feststellen, wie sehr sich die Katze seinem Lebensrhythmus anpasst.

Fühlt sich die Katze wohl, freut sich der Mensch. Ein sichtbar ausgeglichener und relaxter Stubentiger ist der beste Beweis für ein glückliches und katzengerechtes Zuhause.

TYPISCH KATZE
WAS MIEZE MAG – UND WAS NICHT

Was fällt Ihnen spontan zur Katze ein? Verpennt den halben Tag, ist schmusesüchtig, will ständig raus und rein, mäkelt am Futter herum und schleppt dauernd Mäuse ins Haus.

Okay, ziemlich dicht dran, aber doch nur ein Teil von dem, was Katzen ausmacht.

VEGETARISCH? NEIN, DANKE

Katzen brauchen Fleisch (>)!

Wer seinen Stubentiger auf den vegetarischen Trip mitnehmen möchte und ihm ausschließlich Grünkost vorsetzt, spielt mit seinem Leben.

NASEWEIS

Katzen sind vorsichtige, aber auch extrem neugierige Wesen. Kaum dass sie sich auf den Beinen halten können, inspizieren die Youngster die Umgebung der Wurfkiste, zur Sicherheit meistens zu zweit oder dritt, und stecken ihr Näschen in jede dunkle Ecke und jeden offenen Schrank.

SCHMUSEOBJEKT MENSCH

Der vertraute Mensch ist ein begehrter Kuschelpartner. Aber bitte nicht grämen, wenn Ihre Katze nicht übermäßig streichelsüchtig ist: Die individuelle Bandbreite ist groß: Manche Katzen sind Schmusemonster, andere begnügen sich mit flüchtigen Berührungen.

DO NOT DISTURB

Katzen dösen und schlafen 12 bis 16 Stunden täglich, selten aber mehrere Stunden am Stück, sondern hier ein paar Minuten auf dem Sofa, dort ein Nickerchen unter der Hecke im Garten. Nicht jede Katze reagiert freundlich, wenn sie während ihrer Siesta gestört wird.

FLEISCH, FLEISCH, FLEISCH!

Katzen ernähren sich vor allem von Fleisch. Die typische Nagerbeute liefert neben hochwertigem Muskelfleisch auch Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Ballaststoffe, die für geregelte Verdauung sorgen. Die Katze braucht viel mehr tierisches Eiweiß als wir.

Menschliche Nahrung im Fressnapf führt zu Wachstums-, Fell- und Hautproblemen und anderen Mangelerscheinungen. Hundefutter ist ebenfalls tabu. Ihm fehlt neben Eiweiß auch Fett.

ZIEMLICH BESTE FREUNDE

Freundschaften zwischen Katzen, die gemeinsam unter einem Dach wohnen, halten oft ein Leben lang. Man kuschelt zusammen und assistiert sich bei der Fellpflege. Der Körperkontakt entspannt und vermittelt Geborgenheit.

MÖBELRÜCKEN MAG ICH NICHT

Im Haus und Revier achten Katzen argwöhnisch darüber, dass alles so bleibt, wie es ist. Diese konservative Einstellung macht Sinn: Im Freiland kann jede noch so kleine Veränderung Gefahr bedeuten. Oft erregt schon das Verschieben des Sofas das Missfallen der Katze.

SPIELERNATUR

Im Spiel erproben Jungkatzen ihre Kampf- und Jagdtechniken. Obwohl es dabei oft hoch hergeht, kommt es fast nie zu Verletzungen. Bei den Kampfspielen der Wurfgeschwister zeigt sich schon früh, wer später einmal das Sagen hat oder im Zweifelsfall lieber klein beigibt.

ANATOMIE & SINNE
PROFIL EINER PERFEKTEN JÄGERIN

Der Katzenkörper ist ein Wunder an Kraft und Beweglichkeit. Dazu Hochleistungsaugen, denen keine Bewegung entgeht, und ein messerscharfes Gehör, das selbst leisestes Mäusegetrippel punktgenau ortet. Fertig ist die begnadete Jägerin, die sich in allen Lebenslagen behaupten kann.

DURCHBLICK IN DER DÄMMERUNG

Das Katzenauge bringt alles mit, was man braucht, um spätabends und am frühen Morgen auf die Pirsch zu gehen. Seine eingebaute Blendenautomatik sorgt dafür, dass sich die Pupille im Dämmerlicht öffnet und im hellen Tageslicht zum Schlitz zusammenzieht. Das Tapetum lucidum, eine Kristallstruktur im Augenhintergrund, reflektiert einfallendes Licht und wirkt dadurch wie ein Restlichtverstärker. Ergebnis: Katzen sehen im Halbdunkel sechsmal besser als wir. Ansonsten reagieren ihre Augen in erster Linie auf Bewegungen, was Sinn macht, wenn es etwa gilt, ein vorbeihuschendes Mäuschen im Blick zu behalten. In puncto Sehschärfe hingegen kann das Katzenauge mit unserem nicht konkurrieren. Ebenso wenig wie beim Farbensehen, das für ein dämmerungsaktives Tier aber auch keine besondere Bedeutung hat.

Ganz Auge: Katzen orientieren sich vor allem optisch und gehen selbst im Dämmerlicht erfolgreich auf die Jagd.

Eindrucksvoll: Raubtiergebiss mit den großen Eck- oder Fangzähnen.

MIT RICHTANTENNEN AUF HORCHPOSTEN

Die Ohren der Katze nehmen Töne bis zu einer Frequenz von 70.000 Hertz wahr (Mensch maximal 20.000 Hertz). Auch die leisen Stimmfühlungslaute, mit denen ihre Lieblingsbeutetiere miteinander Kontakt halten, entgehen ihnen nicht. Die Ohrmuscheln sind ideale Richtantennen, mit denen sich Geräusche exakt orten lassen. Trotz ihres sensiblen Gehörs können Katzen auch in lauter Umgebung entspannt Siesta halten. Funktionsspezifische Taubheit nennen die Wissenschaftler diese Fähigkeit. Oder einfacher: Katzen sind in der Lage, ihre Ohren auf Durchzug zu stellen.

ARTISTISCHE KÖRPERBEHERRSCHUNG

Katzen haben ihren Körper jederzeit unter Kontrolle, auch im Sprung. Beim Absprung dosieren die kräftigen Hinterbeine den Schub exakt so, wie er für die perfekte Landung nötig ist. In der Luft arbeitet der Schwanz als Hilfssteuer und verhindert, dass die Flugshow aus der Balance gerät. Dank ihrer dicken Sohlenpolster landet die Katze weich und rutscht auch auf glatten Böden nicht weg.

ZÄHNE MIT DER »LIZENZ ZUM TÖTEN«

Katzen kommen zahnlos zur Welt, ihre Milchzähne sind nach ca. sechs Wochen komplett. Der Zahnwechsel zum Dauergebiss mit 30 Zähnen vollzieht sich bis zum 8. Monat. Die Katze ist ein Raubtier und hat das passende Gebiss: Die großen, leicht gebogenen Eckzähne packen die Beute und töten sie per Nackenbiss. Typisch für Raubtiere ist die sogenannte Brechschere, die vom letzten Vorbackenzahn im Oberkiefer und dem Backenzahn im Unterkiefer gebildet wird. Mit ihr schneidet die Katze Fleischstücke aus der Beute. Die winzigen Schneidezähne, je sechs im Unter- und Oberkiefer, helfen bei der Pflege und knacken Flöhe und andere Schmarotzer. Zum Zermahlen von Nahrung eignet sich das Gebiss der Katze nicht.

SUPERNASE UND SUPERSENSIBLE TASTHAARE

Obwohl die Katze kein ausgesprochenes Nasentier wie der Hund ist, spielen Gerüche in ihrem Leben eine elementare Rolle, speziell in der Kommunikation untereinander, wie bei Begegnungen mit Artgenossen und im Sexualverhalten. Die Nase analysiert auch Duftbotschaften anderer Katzen.

Wenn es stockfinster ist, kann auch eine Katze nichts mehr sehen. Jetzt kommen ihr Schnurrbart und die anderen großen, Vibrissen genannten Tasthaare zum Einsatz. Die hochempfindlichen Haare nehmen kleinste Berührungen wahr und stellen sicher, dass die Nachtwandlerin nirgends aneckt oder in einem Durchgang stecken bleibt.

EIN MANTEL FÜR JEDES WETTER

Mit seinen wasserabweisenden Deckhaaren und den Wollhaaren darunter schützt das Katzenfell vor Kälte, Nässe und Wind, aber auch vor Verletzungen der Haut. Und selbst während der Sommermonate spielt der Katzenpelz eine wichtige Rolle: Bei großer Hitze speichelt die Katze ihr Fell mit der Zunge ein. Die Verdunstungskälte des Speichels sorgt für spürbare Abkühlung und schützt vor Hitzschlag.

DIE LANDKARTE IM KATZENKOPF

Für die Katze ist die tägliche Revierkontrolle Pflicht. Hier kennt sie jeden Busch und Stein und würde sich selbst mit geschlossenen Augen zurechtfinden. Das Geheimnis der phänomenalen Mnemotechnik verbirgt sich im Katzenkopf: Hier gibt es quasi eine audiovisuelle Landkarte. Auf ihr sind neben Struktur und Topografie des Geländes auch markante Geräusche verzeichnet, etwa das Läuten des Kirchturms oder der Verkehrslärm einer Hauptstraße. Der Datenspeicher erlaubt es der Katze, aus Entfernungen von bis zu zwölf Kilometern nach Hause zu finden. Bei größerer Distanz hilft das Navi im Katzenkopf nicht, weshalb Geschichten von Katzen, die über Hunderte von Kilometern heimfanden, meist nicht der Wahrheit entsprechen. Auch Wohnungstiger inspizieren ihr überschaubares Revier und reagieren verwirrt, wenn ihr Halter die Möbel umstellt.

Tiefflug mit Punktlandung: Die Ausgleichsbewegungen des Schwanzes sorgen im Sprung dafür, dass Mieze nicht die Balance verliert und sicher landet.

KATZENSPRACHE
BODY, MIMIK UND MUNDWERK

Die Katze ist ein »Augentier« wie wir. Während wir uns aber eher aufs gesprochene Wort verlassen, hat für sie die Körpersprache ganz besondere Bedeutung.

Um jedoch in jeder Lebenslage richtig verstanden zu werden, müssen auch Katzen manchmal den Mund aufmachen. Oder sie lassen Düfte sprechen.

»KÄTZISCH« FÜR ANFÄNGER

»Körpersprache« darf man wörtlich nehmen. Katzen sprechen tatsächlich mit jeder Körperpartie: mit Kopf- und Körperhaltung, mit Beinen, Schwanz und Fell. Die Signale sind auch auf größere Entfernung gut zu erkennen, während Lautzeichen eher der Verständigung im Nahbereich dienen. Das gilt auch für die Mimik. Gesichtsausdruck und Pupillengröße verraten die Stimmung der Katze. Fast immer ergänzen sich Körper- und Lautsprache und signalisieren dem Adressaten unmissverständlich, was Sache ist.

SCHON GEWUSST?
ANSTARREN IST UNHÖFLICH

Wenn Ärger ins Haus steht, fixiert die Katze ihren Kontrahenten. Ansonsten setzt sie den Augenkontakt höchstens beim Imponieren ein, quasi der Droh-Vorstufe. In fast allen anderen Situationen schaut man höflich zur Seite. Das gilt auch gegenüber dem Menschen. Nur Stubentiger, die mit ihrem Halter sehr vertraut sind, blicken ihm manchmal für Sekundenbruchteile ins Gesicht oder blinzeln ihn an.

Alles easy! Freundliches Gesicht, Körper aufgerichtet, Kopf erhoben, Schwanz bewegungslos: Die Katze fühlt sich wohl und sicher und ist völlig entspannt.

Was ist denn das? Augen und Ohren sind auf ein Objekt gerichtet, das entweder besonders interessant oder der Katze nicht ganz geheuer ist. Dabei bleibt sie meist für längere Zeit bewegungslos stehen.

Willst du dich mit mir anlegen? Die Katze präsentiert ihre Breitseite und sträubt Rücken- und Schwanzhaare, um groß und stark zu wirken. Nicht selten zeigt das Wirkung: Der Gegner macht sich aus dem Staub, ein Kampf und mögliche Verletzungen werden vermieden.

Letzte Warnung! Drohendes Grollen, erstarrte Körperhaltung, fixierender Blick und nach hinten gedrehte Ohren räumen jeden Zweifel aus: Mit dieser Katze ist nicht gut Kirschen essen. Hier hilft nur der geordnete Rückzug.

Lass uns spielen! Auf steifen Beinen, mit seitlich versetztem Körper und zur Seite gelegtem Schwanz hoppelt die Katze vor Ihnen her. Die lustige Hüpfaktion stammt aus dem Sexualverhalten und nennt sich Kokettierflucht. Dabei läuft die Kätzin vor ihrem Freier her, hält aber ab und zu inne, um sich zu vergewissern, dass er ihr auch folgt.

Mann, hab ich Angst! Die Katze ist fast starr vor Schreck, kauert am Boden, dreht die Ohren zur Seite, senkt den Kopf und wendet den Blick ab. So signalisiert sie, dass sie klein beigibt und von ihr keine Gegenwehr zu erwarten ist.

Früh übt sich … Selbst die Jüngsten proben schon den Katzenbuckel, um mögliche Gegner zu beeindrucken und zu vertreiben. Was aber nicht immer klappt.

DUFTMARKEN UND SICHTZEICHEN

Katzen markieren ihren Besitz mit Duftstoffen aus Drüsen, die an Kopf, Flanken und im Afterbereich sitzen. Dazu reiben sie diese Körperstellen regelmäßig am Wohnungsinventar, an befreundeten Artgenossen – es darf auch ein vertrauter Hund sein – und an ihrer menschlichen Familie.

Du und ich! Mit Flankenreiben und Köpfchengeben signalisiert die Katze Artgenossen und auch dem Menschen ihre Zuneigung. Dabei überträgt sie Duftstoffe, die den Partner (aber auch Gegenstände) als ihren Privatbesitz markieren.

Unübersehbare Handschrift

Krallenwetzen hält die Vielzweckwaffen in Form. Zugleich dient es der Nachrichtenübermittlung, wenn Katzen ihre Krallen an Bäumen, Pfosten und anderen senkrechten Objekten schärfen. Hat hier schon die Konkurrenz Spuren hinterlassen, streckt man sich so hoch wie möglich, um die Botschaft weit oben abzusetzen. Krallenwetzen hat auch Imponiercharakter: Schauen Artgenossen zu, versucht die Katze Stärke zu demonstrieren und bearbeitet das Holz so heftig, bis ihr die Splitter um den Kopf fliegen.

Das Reich der Düfte

Köpfchengeben und Flankenreiben und die damit verbundene Geruchsübertragung sind kätzische Automatismen, die sich ständig, überall und im Vorbeigehen wiederholen. Im Revier hingegen setzt die Katze Duftmarken ebenso wie Sichtzeichen gezielt an strategisch wichtigen Geländepunkten ab, wo sie ihren Artgenossen nicht verborgen bleiben.

Finger weg, das ist meins!

Harnspritzen ist ein beliebtes Mittel, um die Besitzansprüche eines Revierinhabers nachhaltig zu dokumentieren. Dazu stellt sich der nicht kastrierte Kater mit dem Hinterteil vor eine Wand oder einen Baum und spritzt den Harn dagegen. Die Duftbotschaft übersteht selbst Regengüsse. Zum Glück bleibt die Wohnung normalerweise »spritzfreie Zone«. Unsere Nase empfindet den Geruch nämlich nicht gerade als angenehm.

Dufte Visitenkarte für Auswärtige

Kotmarken haben eine ähnliche Signalwirkung wie Harnspritzen. Ausnahmsweise verscharrt die sonst auf Sauberkeit bedachte Katze ihr Geschäft nicht und platziert es an markanten Stellen, vorwiegend an den Reviergrenzen.

NICHT AUF DEN MUND GEFALLEN

Anders als in der Körpersprache gibt es große individuelle Unterschiede, wenn sich Katzen zu Wort melden. Wer mehrere Tiere hält, erkennt seine Lieblinge, auch ohne hinzusehen, allein an ihrem persönlichen Dialekt. Lautäußerungen spielen bei Katzen im Sexualverhalten eine Rolle und immer dort, wo Zoff angesagt ist. Wer kennt nicht das nervige Jammern heißer Katzendamen, die nächtlichen Gesangseinlagen ihrer liebestollen Verehrer oder den Verbalkrieg zwischen verfeindeten Katzen, die sich fauchend, kreischend und spuckend die Meinung geigen.

Im Zwiegespräch mit dem Menschen ist Miau in den unterschiedlichsten Variationen die häufigste Vokabel, mit der Katzen ihre Ansprüche anmelden. Der Laut geht zurück bis zu den Tagen in der Wurfkiste, wo das klägliche Miauen der Kitten in Windeseile Mama auf den Plan ruft. In der Beziehung zum Menschen behält die Katze diesen Kleinkindstatus bei. Was eignet sich da besser, als ihm mit einem fordernden oder klagenden Miau Beine zu machen und ihn zum Streicheln oder zur Leckerbissen-Spendenaktion zu animieren?

Ein lockeres Mundwerk ist übrigens auch ein Indiz für die Bindung der Katze an ihren Menschen: Je mehr sie ihm vertraut, desto häufiger setzt sie ihre Stimme ein.

INFO

Schnurren ist typisch Katze, das weiß jeder. Nur wie der merkwürdige Dauerton erzeugt wird, wusste lange Zeit niemand. Heute geht man davon aus, dass dafür schnelle Kontraktionen der Kehlkopfmuskeln verantwortlich sind. Hauskatzen und andere Kleinkatzen schnurren beim Ein- und Ausatmen, Großkatzen wie Löwe und Tiger nur beim Ausatmen. Schnurren signalisiert Zufriedenheit und Wohlbefinden, dient aber auch der Beschwichtigung.

Meckern hört man eine Katze, wenn sie ein unerreichbares Beutetier im Visier hat, etwa einen Vogel vor dem geschlossenen Fenster. Mit leicht geöffnetem Mund produziert sie dabei in schneller Folge relativ leise, keckernde Töne.

Nachrichtenzentrale: Krallenwetzen dient der Pflege der Krallen. Zugleich übermittelt die Katze dabei aber auch Botschaften für ihre Artgenossen.

GRÜNES LICHT
FÜR UNSERE TRAUMKATZE

Liebe kommt manchmal schneller als ein Wimpernschlag. Angesichts knuddeliger Katzenkinder kann es jeden treffen. Zum Spontankauf dürfen diese Gefühle nicht verführen. Klären Sie die wichtigsten Punkte der Haltung, Pflege und Versorgung, bevor Sie auf Traumkatzensuche gehen. Nur so sind Sie gegen Katzenjammer gefeit.

CHECKLISTE ABARBEITEN

Die Familie, der Lebenspartner, die Mitbewohner: Wenn eine Katze ins Haus kommt, geht das alle an. Eine einsame Entscheidung ohne vorherige Rücksprache sorgt für Ärger. Und wird letztlich auf dem Rücken der Katze ausgetragen.

Wer bist Du denn? Der Nase-an-Nase-Kontakt gehört zum Begrüßungsritual der Katze. Die Duftprobe vermittelt ihr erste Informationen von ihrem Gegenüber.

Wer macht was?

Klären Sie jetzt, wer für die neue Mitbewohnerin verantwortlich ist und wer welche Betreuungsjobs übernimmt. Machen Sie sich auch schon Gedanken darüber, was mit der Katze passiert, wenn Sie übers Wochenende weg sind oder Urlaub ansteht. Selbst gute Freunde lassen sich ungern von heute auf morgen einspannen. Und der Platz in der Katzenpension muss frühzeitig gebucht werden.

Allergisch auf Katze?

Allergien sind heute weit verbreitet. Das gilt leider auch für allergische Reaktionen auf Katzen. Im Zweifelsfall bringt ein Test beim Hautarzt Aufschluss.

Ein Platz für die neue Mitbewohnerin

Wo soll der Katzenkorb stehen, wo Fress- und Trinknapf, wo die Toilette? Gibt es genug Platz für den Kratzbaum? Darf die Katze später ins Freie oder auf den Balkon? Dann muss man Katzenklappe und Schutznetze einplanen.

Katze zur Miete

Wer in einer Mietwohnung wohnt, darf eine Katze halten. Dieses Recht gehört zum allgemeinen Wohngebrauch und kann vom Vermieter nicht pauschal untersagt werden (>). Trotzdem: Sprechen Sie vor dem Kauf der Katze mit ihm, um späteren Ärger zu vermeiden.

Money, money ...

Auch wenn die Katze kein großes Loch ins Portemonnaie reißt, ist eine Kostenaufstellung sinnvoll. Zu den laufenden Ausgaben für Futter und Streu kommen Ausstattung und Zubehör, Gesundheitscheck und Impfungen beim Tierarzt, eventuell Behandlungskosten bei Krankheit oder Unfall und Rechnungen von Katzenpension oder Catsitter.

ANPASSEN OKAY – ANSPRÜCHE AUFGEBEN NIE

Die Katze passt sich den unterschiedlichsten Bedingungen an. Verblüffend für ein Tier, das seine Aktivitäten normalerweise mit keinem abstimmt. Doch sie stellt auch Forderungen, auf die man eingehen muss, soll die Freundschaft keinen Knacks bekommen. Dazu zählen in erster Linie die eigene Privatsphäre und ein geregelter Tagesablauf mit festen Terminen für Mahlzeiten und Spielstunden.

DEN MUTIGEN GEHÖRT DIE WELT

Ob sich ein tapsiges Kätzchen später zum Draufgänger, zum stillen Beobachter oder zur Schmusekatze entwickelt, kann man oft schon am Verhalten der Wurfkisten-Crew erkennen: Nähert sich ein fremder Mensch, verdrücken sich manche Jungen in die hinterste Ecke, während andere den Besucher furchtlos mit hoch gerecktem Schwänzchen begrüßen. Die Rambos sind auch bei wilden Kampfspielen immer dort, wo es voll zur Sache geht, ihre sensibleren Geschwister bleiben lieber an Mamas Seite.

INFO

Die Katze ist unabhängig und nicht so anspruchsvoll wie der Hund. Hört man oft, wird deswegen aber nicht richtiger. Katzen stellen Ansprüche. Etwa an den geregelten Tagesablauf oder an die Bereitschaft des Halters, sich nicht nur um ihr leibliches, sondern auch ums seelische Wohlbefinden zu kümmern. Wer in der Katze ein Wohnungsaccessoire sieht, ist schnell mit seinem Latein am Ende. Die Tierheime können ein Lied singen von Menschen und Katzen, die einen echten Beziehungsfehlstart hingelegt haben.

EIGNUNGSTEST FÜR KATZENHALTER

Sechs Fragen an den Katzenfreund. Mit der Bitte um ehrliche Antworten! Wer sich selbst etwas vormacht, bereut es meist schon bald.

1 Kann ich genügend Zeit aufbringen, um mich über viele Jahre regelmäßig und intensiv um eine Katze zu kümmern?

2 Bin ich bereit, meine Wohnung so umzugestalten, dass sie die Ansprüche der Katze erfüllt? Kann ich mit Katzenhaaren auf Sofa und Sesseln leben?

3 Bleibt die Katze nicht länger als vier Stunden täglich allein? Komme ich zu festen Zeiten nach Hause und verspäte mich nur selten?

4 Verzichte ich schon einmal auf einen Wochenendtrip, wenn sich keiner für die Betreuung meiner Katze findet?

5 Kann und will ich alle Kosten übernehmen, die bei der Haltung einer Katze anfallen?

6 Gibt es in meinem Umfeld Menschen, die sich um die Katze kümmern können, wenn ich selbst dazu nicht in der Lage bin?

AUF ALLE FRAGEN SOLLTE IHRE ANTWORT »JA« LAUTEN. BEREITS EIN »NEIN« IST LEIDER EIN »NEIN« ZU VIEL.

WAHLTERMIN
WELCHE KATZE PASST ZU MIR?

Theorie ist gut, Praxis besser: Beobachten Sie die Katzen von Verwandten und Freunden in ihrem gewohnten Umfeld und lassen sich erzählen, was das Leben mit Katze mit sich bringt. Wie viel Zeit können Sie für Mieze reservieren? Speziell Jungtiere brauchen viel Zuwendung. Für berufstätige Singles eine große Hürde.

JUNGES BLUT ODER KATZE MIT GESCHICHTE?

Miterleben, wie sich das tollpatschige Katzenkind zu einer selbstbewussten Katze entwickelt – davon träumen viele Katzenfreunde. Ein Kätzchen, das mit 12 bis 16 Wochen ins Haus kommt, geht eine besonders enge Bindung mit seinem Halter ein, erfordert aber auch viel Zeit, Geduld und Engagement. Vor allem in den ersten Wochen. Allein lassen kann man die Kleine in diesem Lebensabschnitt nicht.

Schon das Füttern der jungen Katze kostet Zeit: Ein drei bis vier Monate altes Kätzchen braucht täglich fünf Mahlzeiten.

Die erwachsene Katze hat sämtliche Höhen und Tiefen der Kinder- und Jugendtage inklusive Rowdyzeit hinter sich, ist zuverlässig stubenrein und weiß, was sie will. Nicht immer aber ist ihre Vorgeschichte lückenlos bekannt, was zu Problemen führen kann, wenn die neue Mitbewohnerin auf alten Gewohnheiten beharrt.

FRAU KATZE ODER HERR KATER?

Die meisten Kätzinnen sind immer dort, wo etwas los ist, und interessieren sich für alles und jeden. Sie sind liebevoll, verschmust und oft besonders mitteilsam. Für viele Katzenfreunde geben Nähe und Anhänglichkeit den Ausschlag, sich für eine Kätzin zu entscheiden. Wen diese ständige Präsenz überfordert, kommt mit einem Kater besser klar. Er mag es ruhiger, muss nicht überall dabei sein und geht oft seiner eigenen Wege. Schmusen? Gern, doch alles zu seiner Zeit. Da Katzen ausgemachte Individualisten sind, gibt es natürlich aber auch Kätzinnen, die auf Distanz gehen, ebenso wie auch total verschmuste Kater.

EINE KATZE DER BESONDEREN KLASSE?

Das Aussehen einer Rassekatze wird im Rassestandard festgelegt, der unter anderem Vorgaben für Struktur, Farbe und Zeichnung des Fells macht. Trotz der Persönlichkeitsunterschiede zwischen den Rassen – von den bedächtigen Persern bis zu den lauten und quirligen Siam – verhalten sich die Rassekatzen wie ganz normale Hauskatzen.

SCHON GEWUSST?
TAUB, ABER NICHT SPRACHLOS

Ein Mensch, der ohne Hörvermögen zur Welt kommt, lernt nicht sprechen, weil dazu die Rückmeldung über das Gehör nötig ist. Taube Katzen haben damit kein Problem, sie können sich ebenso gut verständlich machen wie ihre normal hörenden Artgenossen.

NEUE HEIMAT FÜR ÄLTERE SEMESTER?

Etwa ab dem 8. bis 9. Lebensjahr kommt eine Katze in die Jahre. Für den Halter erkennbare Alterssymptome wie ein größeres Ruhebedürfnis und nachlassende Beweglichkeit treten meist aber erst viel später auf. Die ältere Katze hat feste Gewohnheiten und entwickelt häufig ein besonders inniges Verhältnis zu ihrem Lieblingsmenschen. Veränderungen in ihrer vertrauten Umgebung mögen die Oldies ebenso wenig wie Störungen im vorprogrammierten Tagesablauf. Katzen werden heute nicht selten 18 Jahre und älter. Es liegen also noch viele glückliche gemeinsame Jahre vor Ihnen und der Seniorin Ihrer Wahl.

WARUM NICHT IM DOPPELPACK?

Wer mit zwei Jungkatzen aus einem Wurf ins Katzenleben startet, muss sich über den Haussegen keine Sorgen machen: Die beiden verstehen sich meist bestens. Zieht hingegen die zweite Katze erst später ein, reagiert die alteingesessene verständlicherweise nicht immer freundlich, weil sie ihre Vorzugsstellung gefährdet sieht. Ein Kätzchen wird in der Regel akzeptiert, mit dem erwachsenen Neuzugang kann es Ärger geben, weniger bei den Herren, sehr viel mehr bei den Damen.

Zwei Katzen entlasten den Halter. Er muss nicht immer zur Stelle sein, die beiden sorgen selbst für beste Unterhaltung. Die zusätzlichen Kosten für Ausstattung, Futter und den Tierarzt halten sich in Grenzen.

Zwei, die sich zum Fressen gern haben: Für Langeweile bleibt keine Zeit, wenn Wurfgeschwister mit einander aufwachsen.

EIN KÄTZCHEN IST MEIN GRÖSSTER TRAUM

Lina Cornelsen ist 19 und studiert Sinologie im Bachelor-Studiengang an der Uni Frankfurt. Sie wohnt derzeit noch bei ihren Eltern.

Dass ich im Moment noch zögere, hat andere Gründe: Während des Semesters komme ich nur selten zu festen Zeiten nach Hause und habe oft auch abends Seminare. Dann müssten meine Eltern sich um die Katze kümmern. Sie haben auch sofort Ja gesagt. Ein besonders gutes Gewissen habe ich trotzdem nicht, wenn ich ihnen den Job einfach so aufs Auge drücke. Aber ich glaube, zusammen packen wir das. Ins Haus holen werde ich die Kleine am Anfang der Semesterferien. Dann kann ich rund um die Uhr für sie da sein.