LIZ CLARK

MEIN TRAUM VOM AUSSTEIGEN, SEGELN UND SURFEN

AUS DEM ENGLISCHEN VON LEENA FLEGLER

»Wenn du Schlösser in die Luft gebaut hast, so braucht deine Arbeit nicht umsonst zu sein; dort gehören sie nämlich hin. Und nun gehe daran, die Fundamente unter sie zu bauen.« Henry David Thoreau. SHANNON SWITZER SWANSON

INHALT

Kurze Vorrede

Einleitung

1La Capitana

2Der Traum wird wahr

3Buena manifestación

4Immerwährend wandernde blaue Berge

5Wind in meinem Haar

6Kostbare Lehren

7Abgeschiedene Autonomie

8Die Werft

9Tube-Versuche

10Offenbarungen

11Dunkel und Licht

12Vahine

»Auf See habe ich begriffen, wie wenig der Mensch braucht, nicht wie viel.« Robin Lee Graham. BIANCA LAZARUS

Alles auf eine Karte: fest entschlossen, die Kunst des Backside Tube Riding zu lernen. JEFF JOHNSON

»Ein guter Reisender hat keine festen Pläne und ist nicht erpicht darauf anzukommen.« Laotse. SHANNON SWITZER SWANSON

Autopilot und Windsteueranlage kaputt – das bedeutet lange Stunden am Steuer. BIANCA LAZARUS

KURZE VORREDE

Schon als kleines Kind träumte ich davon, um die Welt zu segeln und zu surfen. Ich war einundzwanzig, als mir eine Sternschnuppe in den Schoß fiel: Durch einen Zufall lernte ich Dr. Arent H. »Barry« Schuyler kennen, einen achtzigjährigen emeritierten Professor, der allen Ernstes willens war, mir für meine Traumreise sein Segelboot zu überlassen. Barry ist nie mit mir auf der Swell segeln gewesen, trotzdem half er mir bei der Instandsetzung des Bootes, bevor ich 2006 in Kalifornien die Segel setzte, und verfolgte meine Reise über die Jahre mittels Telefonaten, Fotos und Briefen. Ohne seine Unterstützung, seine Großzügigkeit und seine Ratschläge hätte diese Reise, die mein Leben verändert hat, niemals stattfinden können. Ohne je viele Worte zu machen, haben Barry und Jean, seine Frau, unzähligen Menschen unter die Arme gegriffen und sich für zahllose Umwelt- und Sozialprojekte engagiert. Mehr als ein Jahrzehnt und gut zwanzigtausend Seemeilen später sind diese beiden bemerkenswerten Menschen noch immer meine größten Vorbilder.

Auch meine Eltern, Russell und Melissa Clark, haben wesentlich dazu beigetragen, dass ich meinen Traum verwirklichen konnte. Sie haben mich zu einem Menschen erzogen, der die Zuversicht hat, alles erreichen zu können. Was immer ich je unternommen habe – ihrer nie versiegenden Unterstützung konnte ich mir stets sicher sein. Ich liebe sie mehr als alles andere auf dieser Welt.

Durch das unvergleichliche Know-how von Marty Spargur, James Lambden und Mike Jansen ist die Swell zu einem dynamischen, hochseetauglichen Gefährt geworden. Die viele Mühe und Gewissenhaftigkeit, die sie jedem noch so kleinen Detail an Bord widmeten, sorgten dafür, dass ich mich jederzeit sicher fühlen konnte und jedes neuerliche Etappenziel erreichte.

Sponsoren für diese Reise zu finden, war nicht ganz leicht, doch Patagonia stand der ersten (weiblichen) Skipperin bei ihrem Segeltörn zu den besten Surfspots der Welt ab der ersten Stunde treu zur Seite. All den Leuten, die dieses Unternehmen so unvergleichlich machen, schulde ich tiefsten Dank für die unerschütterliche Unterstützung und ihre Bemühungen, unseren Planeten zu bewahren und die Welt ein Stück besser zu machen.

Hunderte andere haben über die Jahre ebenfalls auf unterschiedlichste Weise dazu beigetragen, dass meine Reise stattfinden konnte. Ob sich unsere Wege an einem Liegeplatz kreuzten oder sie mich im Internet anfeuerten, ob sie mir bei Reparaturen mit Rat und Tat zur Seite standen, mich irgendwohin mitnahmen, mich finanziell unterstützten oder mir eine warme Mahlzeit, eine hilfreiche Idee, ein Dock zum Vertäuen, eine heiße Dusche, Proviant, Aufmunterung, eine Waschmaschine, einen Schlafplatz, Outdoorausrüstung, Süßwasser für die Tanks, ein Gebet oder eine dringend benötigte Umarmung anboten – danke von Herzen an euch alle! Eure Güte und Großzügigkeit habe ich mir zu eigen gemacht und versuche, sie Tag für Tag an andere weiterzugeben.

Segeln lernen in der San Diego Bay im Alter von acht Jahren. RUSSELL CLARK

EINLEITUNG

Träume wahr zu machen ist ebenso wesentlich für unser persönliches Seelenheil wie für den Willen und Wunsch, aus unserer Welt einen besseren Ort zu machen, davon bin ich zutiefst überzeugt. Auf jeden von uns wartet dort draußen die eine Reise, für die wir bestimmt sind, und der erste Schritt hin zu dieser Reise ist, den eigenen innersten Bedürfnissen nachzuspüren. Auf diese Weise erkennt man etwas, was größer ist als man selbst und was es einem ermöglicht, sich über vermeintliche Hindernisse hinwegzusetzen. Und mit einem Mal eröffnet sich der Weg zu größerer geistiger Freiheit und zu Verbindungen, zu Gemeinsamkeiten mit anderen, die unsere Welt verändern können. Indem ich auf diesen Seiten meine persönliche innere wie äußere Reise schildere, hoffe ich, Sie zu ermutigen, auf Ihre eigenen Sehnsüchte und Träume zu hören, die inneren Fußfesseln abzustreifen und sich ein ums andere Mal statt für die Angst für die Liebe zu entscheiden.

Konkrete Ortsangaben habe ich in diesem Buch bewusst vermieden, weil ich glaube, dass die beste Inspiration keine Adresse und kein Punkt auf der Landkarte ist, sondern die ureigene Vorstellung von dem, was möglich ist.

LA CAPITANA

Gib das Schiff nicht auf

Noch bin ich ganz in der Nähe. Soll ich einfach umdrehen?

Reflexionen ziehen sich über das dunkle, wogende Wasser. Ich sitze auf dem Achterdeck, lasse die Beine über die Reling baumeln und blicke zurück zur erleuchteten Küste. Es ist fast Mitternacht, kühl und mucksmäuschenstill. Die Swell liegt vor Anker und wiegt sich sanft vor einem Inselchen direkt unterhalb der Grenze zwischen den USA und Mexiko. Über San Diego und Tijuana Heiligenscheine aus elektrischem Licht. Keine dreißig Meilen Wasser trennen mich von der Sicherheit des hölzernen Anlegers, an dem wir vor wenigen Stunden noch vertäut waren. Nachdem ich die Leinen der Swell gelöst und zugesehen hatte, wie ein paar meiner Liebsten im Kielwasser zusehends mit der dunstigen Winterskyline verschmolzen, wischte ich mir ein paar Tränen aus dem Gesicht. Heute ist der 13. Januar 2006, und in zwei Wochen ist es drei Jahre her, seit ich das Boot gekauft habe.

Ich blinzele erschöpft, während ich immer noch versuche, mir einzureden, dass ich nach den gefühlt endlosen Vorbereitungen aufgeregt und stolz auf mich sein sollte. Doch die Angst und die Beklemmung wollen noch nicht klein beigeben. Meine innere Unruhe scheint regelrecht in den Himmel geschrieben zu sein. Im Norden: Licht, Vertrautheit, Behaglichkeit, Sicherheit, Familie. Im Süden: Dunkelheit, Fremde, Zweifel.

Mein Leben lang habe ich von dieser Reise geträumt, trotzdem bin ich ein nervöses Wrack. Nicht Monsterwellen oder Piraten machen mir Sorgen – es ist der Gedanke, zu scheitern. Der Horizont ruft. Ich will lossegeln, in der Ferne Breaks surfen, fremde Kulturen kennenlernen, das Glück finden – und eine bessere Art und Weise, wie ich im Einklang mit der Natur leben kann. Aber was, wenn ich einen dummen Fehler mache? Was, wenn jemand verletzt wird? Was, wenn ich mental oder körperlich nicht stark genug bin? Wie käme ich je mit der Enttäuschung klar, wenn ich – gegenüber mir selbst und all denen, die mir geholfen haben – eingestehen müsste, dass ich gescheitert bin? Mich beschleicht der blanke Schrecken, und es schnürt mir die Kehle zu, als ich an die unzähligen Leute denke, die mich dabei unterstützt haben, überhaupt bis an diesen Punkt zu kommen. Ich sehe direkt vor mir, wie ich mich lieber irgendwo in der Wüste verkrieche, statt ihnen erneut entgegenzutreten und mitzuteilen, dass ich auf Grund gelaufen oder auf ein Riff gekracht bin. Ja, ich sollte umkehren und noch ein paar realistischere Probefahrten machen, bevor ich wirklich lossegele.

Unverhofft taucht ein Seelöwe zu meinen Füßen auf. Er dreht sich und zieht seine Kreise knapp unter der Wasseroberfläche, spinnt glitzernde, phosphorisierende Bänder durch die dunkle See. Selbstbewusst und sorglos wirbelt und tollt er herum. Meine Schultern entspannen sich ein bisschen.

Mit seinen Kreisen und Achten scheint er meine Angespanntheit fast zu verhöhnen. »Genau das wolltest du doch«, will er mir sagen – noch ein Überschlag, noch ein Looping. »Im Hier und Jetzt leben … die kleinen Wunder der Natur schätzen lernen … dich frei fühlen.«

Er taucht auf, um Luft zu holen, und sieht mich an, als würde er auf eine Antwort warten. Ich weiß, ich weiß … Ich darf nicht umkehren. Das kleine Zeitfenster, das für den Törn gen Süden offen steht, geht schon bald wieder zu. Ich muss einfach mein Bestes geben und die Hürden nehmen, sobald sie sich mir in den Weg stellen. Ich habe eine Heidenangst, trotzdem gibt es nichts, was ich gerade lieber täte.

Die helle Flosse des Seelöwen tänzelt in der Dunkelheit davon.

»Gib das Schiff nur nicht auf«, rufe ich – so wie Barry, wann immer wir uns voneinander verabschiedet haben.

Dezember 1989, Baja California

»Es ist so weit, Schätzchen«, flüstert Dad und streichelt mir über den Rücken. Ich rolle von meiner Pritsche und folge ihm am Maschinenraum vorbei in die Kajüte unseres Segelboots. Es ist drei Uhr nachts.

Er breitet die Karte von Baja aus und legt sie auf den Kartentisch.

»Wir sind jetzt hier«, sagt er leise und zeigt auf ein kleines Bleistift-X. »Und da wollen wir hin.«

Er tippt auf ein Inselchen vor der Küste. Ich blinzele mir den Schlaf aus den Augen.

»Jetzt messen wir erst mal die Entfernung.« Er reicht mir den Kartenzirkel.

Ich ziehe die Bronzespitzen auseinander, halte sie an den Kartenrand und stelle sie so ein, dass sie exakt fünfundzwanzig Seemeilen messen, genau wie Dad es mir beigebracht hat. Dann legt er das Kurslineal an. Ganz vorsichtig, damit die Einstellung nicht verrutscht, setze ich die Spitzen um.

»Eins … zwei … drei … vier und ein bisschen«, zähle ich leise mit.

»Okay, und was ist vier mal fünfundzwanzig?«

Auf einem Blatt Schmierpapier rechne ich es aus. Übertrage die Zwei. Ich mag Mathe.

»Einhundert?«

»Sehr gut, Liebling«, flüstert Dad. »Ungefähr einhundert Seemeilen.«

Ich lege das Loch in der Kompassrose über das X, das unsere Position auf der Karte markiert, und richte den drehbaren Zeiger aus, um den Kurs einzustellen.

»265 Grad?«

»Super, Lizzy. Dann mal los!« Er lächelt mich stolz an.

Er zieht mir Rettungsweste und Haltegurt über, schnallt alles fest und gibt mir ein Küsschen auf die Stirn, bevor wir die Niedergangstreppe hochsteigen. Draußen ist es genauso finster wie zu Hause in unserem gruseligen Flur. Die Sitze sind vom Nieselregen nass. Trotzdem habe ich kein bisschen Angst. Mit Dad bin ich in Sicherheit. Die Zündung knistert, als er den Motor anwirft.

Dad verschwindet in der Dunkelheit, und ich höre, wie das Großsegel am Mast hochfährt. Auf sein Kommando lege ich den Vorwärtsgang ein, während er den Anker einholt.

Nur Minuten später kommt er mit einer Taschenlampe zwischen den Zähnen zurück und verstaut den Ruckdämpfer.

»Bereit für deine erste Nachtwache?«

Meine Hände prickeln. Ich bin nervös, fühle mich aber auch wichtig. Der kalte Wind und hin und wieder ein Regenschwall fahren unter das Segeltuch-Bimini. Dad zieht mir die Kapuze über.

»Bereit, Dad.«

Ich bin neuneinhalb Jahre alt und segle, seit ich ein Baby war, auch nachts mit der Familie nach Catalina. Vor zwei Wochen sind wir in San Diego losgefahren, um in den kommenden sechs Monaten in Mexiko zu segeln.

»Denk dran, du schnallst weder den Lifebelt ab noch verlässt du das Cockpit, egal, was passiert. Wenn du aufs Klo musst, dann weck mich, okay?«

Er stellt den Autopiloten ein, dann hebt er mich auf den Sitz am Steuer und umarmt mich.

»Immer in alle Richtungen den Horizont absuchen«, fährt er fort. »Wenn du irgendwo Licht siehst oder etwas, was dir komisch vorkommt, weck mich einfach auf. Ich bin gleich hier, Schätzchen.«

»Okay, mach ich, Daddy.«

Er legt sich auf die Cockpit-Pritsche. Ich halte nach vorn und in alle Richtungen Ausschau. Für den Moment ist bis zum Horizont nichts zu sehen. Ich berühre meinen BFF-Kettenanhänger, ein halbes Herz, und denke an zu Hause. An Mattie und Trim, unsere Golden Retriever, und an mein Turntraining. An Orangen, die ich mit meiner kleinen Schwester Kathleen draußen im Wäldchen gegessen habe. Und an Flusskrebse, die ich mit meinem großen Bruder James im Canyon gefangen habe.

Der kalte Wind peitscht mir um die Ohren. Verirrte Regentropfen klatschen auf das Segeltuch-Bimini. Beschwingt spähe ich in die Nacht.

Wir sind schon eine Woche an der Küste von Baja unterwegs. Frühmorgens kippt Schwell aus Nord mich und die Crew aus den Betten. In der Kälte und im Dämmerlicht holen Mark und Shannon den Heckanker ein, während ich das Boot steuere. Bald weist der Kompass wieder nach Süden. Der Dieselmotor tuckert vor sich hin, während das Großsegel Probleme hat, auch nur einen Hauch Brise einzufangen. Sobald die Sonne den Frühnebel vertreibt, glitzert sie triumphierend auf der ruhigen See an Backbord. Trotz des groben Weckrufs sind wir gut gelaunt.

Shannon hatte ich unmittelbar vor meiner Reise kennengelernt. Sie war mir sofort sympathisch. Die Blondine ist eine Frau der leisen Töne, top ausgebildet, verfügt über eine fast verbissene Entschlossenheit und ein bildschönes Lächeln. Sie sieht mir aufmerksam zu, als ich ihr zeige, wie man das Fall am Topp des Großsegels befestigt, um das Segel am Mast aufzuheißen, und wie man die Fockschoten richtig um die Winschen wickelt. Uns einen die Liebe zum Meer und die Abenteuerlust, außerdem haben wir beide an der University of California in Santa Barbara Umweltwissenschaften studiert. Weil sie außerdem gern fotografiert, hoffe ich, dass ich ihre Fotos zusammen mit meinen Artikeln irgendwo unterbringen und vielleicht noch ein paar Sponsoren finden kann. Ich bin fest entschlossen, genug Geld zu verdienen, um nicht heimfliegen zu müssen, wenn irgendwann meine Ersparnisse aufgebraucht sind.

Ich bin froh, dass auch mein Mitbewohner vom College, Mark, mit an Bord ist. Seine unerschütterliche Freundschaft und sein Humor haben mich durch drei Jahre voller Klausuren und Lebensprüfungen getragen. Als er andeutete, dass er uns gern auf der ersten Etappe begleiten würde, hab ich freudig Ja gesagt. Wann immer ich gestresst bin oder mich selbst infrage stelle, sorgt Mark mit seinen Sprüchen wieder für gute Laune.

»Hoffentlich sinken wir nicht. Du weißt, Liz, dass ich nicht schwimmen kann«, neckt er mich, während ich nervös die Segelstellung der Swell studiere.

Ein paar Delfine springen in Richtung Boot, um in unserer sanften Bugwelle zu spielen. Wir sehen ihnen vom Vorderdeck zu, wie sie wellenreiten und herumtollen und mich an die unzähligen Stunden erinnern, die ich als Kind im Bugspriet unseres Familienboots vor den Küsten Kaliforniens und Mexikos verbracht habe: mit über die Teakplanken baumelnden Beinen und dem unendlichen Horizont vor Augen – und genau dort fing ich auch an, darüber nachzudenken, eines Tages meinen eigenen Langstreckentörn zu unternehmen.

Ich sah natürlich auch Abfall herumschwimmen, Meerestiere, die sich in den zerrissenen Netzen der Fischtrawler verfangen hatten und die meine Sorge um Umwelt und Natur entfachten. Auch wenn meine Familie nach unserer Rückkehr aus Mexiko erst mal ziemlich klamm war, sah meine Mutter mich mein hart verdientes Schülerjobgeld an Greenpeace spenden. Sie schenkte mir ein »Save Our Seas«-Poster und eine Weltkarte, die ich in meinem Kinderzimmer aufhängte und in die ich Pfeile einzeichnete, die meine zukünftige Reiseroute markieren sollten. Sowohl die Weltkarte als auch das Poster zogen bei jedem Ortswechsel mit um – also ziemlich häufig. Beide zogen immer wieder meinen Blick an: während der Hausaufgaben für die Junior High, nach dem Turntraining oder zwischen all dem Unfug, den ich in meiner Highschool-Zeit trieb. Sogar nachdem eine Freundin mich mit fünfzehn zum Surfen gebracht hatte und das Wellenreiten eine schier fanatische neue Leidenschaft für mich wurde, behielt ich den Traum vom großen Törn und mein Umweltengagement bei.

Als die Delfine in Richtung Westen weitertollen, danke ich ihnen für den Besuch und kehre für ein Update des Logbuchs ins Cockpit zurück. An diesem Nachmittag, an dem uns noch ein bisschen Tageslicht bleibt, nähern wir uns einer Reihe geschichteter Klippen, an deren Innenseiten kleine Wellen entlangrollen. Einhellig beschließen wir zu ankern und tauschen in aller Eile unsere Winterjacken und warmen Stiefel gegen Wetsuits und Neoprenschuhe ein. Sobald der Anker sitzt, stürzen Shannon und Mark zum Vorderdeck, um ihre Boards loszubinden, und paddeln ins Line-up.

Sie sind schon auf halbem Weg in Richtung Ufer, bis ich die Decks in Ordnung gebracht habe und ebenfalls über Bord springe. Das eisige Wasser spült meine angestauten Ängste davon. In meinem Vier-Millimeter-Wetsuit und auf meinem Lieblings-Shortboard bin ich in meinem Element. Braunalgen winken mir aus der aufsteigenden Welle. Grinsend paddle ich auf den Break zu.

Der Wellengang ist nicht überwältigend, trotzdem fühlt sich jeder Glide wie ein Triumph an. Das Surfen – mein Trost, meine Numero uno – hat während der dreijährigen Vorbereitungen auf diese Reise zurückstehen müssen. Fischer in einer Panga winken uns zu, während sie auf ein paar Strandhütten zuhalten, die in der unendlich beige-gelben Baja-Landschaft quietschbunt hervorstechen. Als die Sonne untergeht und der Abend kühl wird, catchen wir noch eine letzte Welle und paddeln dann den langen Weg zurück.

Nach knapp hundert Metern sehe ich hoch. Die Swell wiegt sich brav an ihrem Anker, und die schnittigen, kraftvollen Konturen des Bootskörpers glühen im Abendlicht. Für einen Augenblick verschlägt mir der schöne Anblick den Atem. Ich kann es nicht fassen. Die Swell verschwimmt, als mir Tränen in die Augen steigen.

»Ich bin hier!«, rufe ich in den Himmel. »Das hier ist echt! Daaaaaaanke!« Ich bin mir nicht einmal sicher, an wen der Dank gerichtet ist. Ich glaube nicht an Gott, aber das hier fühlt sich überirdisch an. Ich habe Salz auf den Lippen und einen Sonnenbrand auf den Schultern. Ich paddle noch ein Stück raus statt zurück. Das hier ist mein Traum – und ich bin hellwach!

Die Sonne scheint, und der Wind ist genau richtig für unsere nächste Etappe in Richtung Süden. Ich genieße die frische Nachmittagsluft, als wir unter vollen Segeln in die breite Bucht vor San Quintín einfahren. Mark steht in der Pantry und macht für uns Marmeladenbrote, während Shannon neben mir im Cockpit sitzt und Fotos schießt von den Farbabstufungen im Sand und den flachen, grasbewachsenen Dünen abseits des Hafens. Mit einem Mal entdecke ich keine fünfzig Meter vor dem Bug weiße Gischt, wo Wellen über eine nicht verzeichnete Sandbank rollen. Das Echolot springt von 45 Metern auf sechs, fünf und schließlich dreieinhalb, und ich reiße das Boot nach Steuerbord. Mir schlägt das Herz bis zum Hals, doch zum Glück bringt uns der neue Kurs zurück in tiefes Wasser.

Mark reckt den Kopf aus dem Niedergang – auf seinem Shirt ein lila Schmierer. »Himmel, Liz, du hättest auch einfach nach extra Marmelade fragen können.«

Ich werfe einen Blick zurück zu der Stelle, wo ich die Gischt entdeckt habe, doch inzwischen ist das trüb grüne Wasser dort vollkommen ruhig und die Sandbank nicht mehr zu erahnen. Während wir auf das südliche Ufer der Bucht zusteuern und ich – noch immer mit Herzrasen – von meinem Brot abbeiße, bin ich einfach nur dankbar für das glückliche Timing: Wenn diese Welle auch nur ein paar Sekunden später über die Sandbank geschwappt wäre, wäre die Swell wahrscheinlich auf Grund gelaufen. Zufall? Pures Glück? Schicksal?

April 2001, Santa Barbara

Meine Seminare an der UCSB sind für heute vorbei. Als ich im Hafen von Santa Barbara übers Deck laufe, liegt der Geruch der Ebbe in der kühlen Frühlingsluft. Nach einem Auslandssemester in Australien musste mein Dad mir versprechen, dass er die Endless Summer aus San Diego hochbringen und ich an Bord wohnen dürfen würde. Nur so konnte er mich zur Rückkehr und zum Fertigstudieren bewegen.

Für mich war Down Under nicht nur das Surfparadies: Dort hatte ich in der kleinen Küstenstadt, in der ich studierte, auch eine Art allgegenwärtigen Respekt gegenüber der Natur erleben dürfen. Die Gleichgültigkeit in Umweltfragen hier in den USA war im Vergleich dazu ernüchternd. Es frustriert mich, wie hiesige Unternehmer lediglich auf Profit aus sind und dafür unsere elementaren Ressourcen opfern – saubere Luft, sauberes Wasser und gesunde Böden, Flüsse und Meere. Wie kann es sein, dass Schüler und Studenten hierzulande nichts über die Ökosysteme dieser Erde lernen, die doch unsere Lebensgrundlage sind?

Als ich die Stelle hinter mir lasse, bis zu der mich die Hafenpolizei sehen kann, setze ich mein Skateboard ab und skate den restlichen Weg über den Zement. In einer Stunde muss ich zur Arbeit. Meine Freundin Katie hat mich am Morgen schon vor Sonnenaufgang abgeholt, um surfen zu gehen, deshalb will ich mich noch kurz aufs Ohr legen. Katie und ich sind zwei echte Tangfliegen – kaum von den Stränden wegzukriegen. Wir lieben alles, was mit Surfen zu tun hat – selbst den Geruch unserer Wetsuits, wenn wir ins Wasser gepinkelt haben, das schnelle Umziehen hinter Handtüchern auf dem Parkplatz, den Teer und die Algen in den Haaren. Der einzige Wermutstropfen sind die vielen anderen wellenhungrigen Surfer im Line-up. Das ist auch das Tolle an einem eigenen Boot.

Am vergangenen Wochenende bin ich mit Freunden auf der Endless Summer zu einer Stelle gesegelt, wo keine Straße hinführt. Es war mein erster Ausflug ohne meinen Bruder oder Dad an Bord. Vor der Steilküste erwischten wir einen langen Righthander – und zwar als Einzige weit und breit.

All das befeuert meinen Traum vom Segeltörn. Was könnte schöner sein, als auf dem Meer aufzuwachen, die Welt zu bereisen, die perfekte Welle zu finden, ohne dass massenhaft andere da wären, und dieser kurzsichtigen Gesellschaft, die unsere Erde zugrunde richtet, einfach davonzusegeln?

Als es so weit ist, schlüpfe ich in eine schwarze Hose und eine weiße Bluse. Seit Kurzem habe ich einen Studentenjob auf einer schicken Yacht namens Tamara, die ganz in der Nähe liegt. Heute Abend findet dort ein Society-Event für wichtige Leute aus Santa Barbara statt.

An der Bar im Achterdeck befülle ich vorsichtig Champagnergläser. Ich bin drauf und dran, mit dem Tablett loszuziehen, als eine hinreißende, ältere Diva in einem schillernd fuchsienfarbenen Hosenanzug auf mich zukommt.

»Darf ich mir ein Glas runternehmen, Liebes?«

»Natürlich.«

»Studieren Sie hier in Santa Barbara?«

»Ja, ich stehe kurz vor dem Abschluss in Umweltwissenschaften.«

»Oh, dann müssen Sie Dr. Barry Schuyler kennenlernen! Er hat das Institut mitbegründet.«

Mit meinen kippelnden Gläsern folge ich ihr zu einem vornehm aussehenden älteren Gentleman. Er sieht athletisch aus, trägt ein schickes blaues Sakko und eine kantige Metallbrille. Das schüttere Haar hat er sich akkurat zurückgekämmt.

»Barry, du musst Liz kennenlernen – sie ist demnächst mit ihrem Studium in Umweltwissenschaften fertig.«

»Schön, Sie kennenzulernen, Dr. Schuyler«, sage ich. »Möchten Sie vielleicht auch ein Glas Champagner oder einen Appetizer?«

»Danke, meine Liebe, ich bleibe beim Wein.« Er hebt sein Glas. »Sind Sie mit Ihrem Studium zufrieden? Ich hab das Institut 1969 nach der Santa-Barbara-Ölpest zusammen mit ein paar Kollegen gegründet.«

»Danke. Es ist ein tolles Studienfach«, sagte ich. Dann unterhalten wir uns eine Weile über meine Lieblingsseminare und über das Segeln. Irgendwann hält er inne.

»Im September rund um Vollmond mache ich immer einen Wochenendtrip mit Freunden und Studenten raus nach San Miguel Island«, sagt er. »Wollen Sie diesmal nicht mitkommen?«

»Gern«, antworte ich, ohne zu zögern. »Das wäre toll.«

Wellen und Klausuren kommen und gehen. Fast jedes Wochenende fahre ich zu irgendeinem Surfwettkampf entlang der kalifornischen Küste. Der letzte in dieser Saison sind die NSSA Nationals, und dort schnappe ich mir sogar einen Sieg. Hier und da denke ich über eine Karriere als Profisurferin nach, dann wiederum bin ich dafür wohl nicht ehrgeizig genug. Das Aufspüren neuer Surfspots, wie ich es immer in den Sommerferien in Baja, auf Barbados, in Costa Rica, El Salvador und Hawaii gemacht habe, liegt mir viel mehr. Dad spendiert mir die Studiengebühren, sodass ich das Jahr über Geld für meine Reisen ansparen kann.

Eines Tages ruft überraschend Mom an und erzählt, dass sich ein gewisser Dr. Schuyler aus meinem Institut gemeldet und mich auf einen Törn eingeladen hat. Ich bin verdutzt. Ich hatte ihm nicht mal meinen Namen oder meine Nummer aufgeschrieben.

Keine Ahnung, wer sonst noch dabei ist. Möglicherweise wird es ein bisschen komisch. Andererseits war ich noch nie auf San Miguel, und angeblich soll es dort großartig sein. Ich rufe zurück und nehme seine Einladung an.

Fröhlich steuert Dr. Schuyler uns durch den Santa-Barbara-Kanal. Das Boot verfügt über einen Autopiloten, und es sind zig helfende Hände an Bord, aber es ist ihm deutlich anzusehen, wie sehr er es genießt, selbst auf das Inselchen in der Ferne zuzuhalten.

Als er eine Pause einlegt, setzt er sich zu mir. »Erzählen Sie mal, Lizzy, was haben Sie nach dem Abschluss vor?«, fragt er, ohne den Blick vom Wasser abzuwenden.

»Ich will segeln«, antworte ich. »Ich will einen Langstreckentörn über den Pazifik machen, vielleicht sogar um die Welt.«

Er reißt den Blick kurz vom Horizont los und sieht mich konzentriert an. »Davon hab ich auch geträumt, aber dann kamen mir vier Kinder, mein Beruf als Highschool-Lehrer, später als College-Dozent und meine Doktorarbeit in die Quere. Außerdem mag Jean, meine bessere Hälfte, Pferde lieber als Segelboote.« Er holt tief Luft und blickt wieder aufs Wasser. »Sie, meine Liebe, sollten das wahr machen. Warten Sie nicht damit, bis Ihnen gewisse Verantwortlichkeiten im Leben einen Strich durch die Rechnung machen.«

Mark, Shannon und ich sitzen auf einer riesigen Düne auf der Höhe von Santa Maria, nachdem wir die Küste von Baja California inzwischen 600 Seemeilen weit abgesegelt sind. Die bergige Wüstenlandschaft rund um die weitläufige Bucht ist ein Traum. Dieselben Winde, die uns hergebracht haben, haben auch diese ausschweifenden Dünen geschaffen. Einzelne Windstöße wehen den Sand um unsere Knöchel auf. Die Swell wiegt vor Anker auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht leicht vor und zurück. Sie ist hier das einzige Segelboot. Dass wir so lange schweigen, ist ungewöhnlich für uns, doch immer wieder verschlagen uns die überwältigende Schönheit der Natur und die unbebaute Weite die Sprache.

Dieser verwaiste Küstenstreifen hat jetzt schon diverse Herausforderungen für uns bereitgehalten, aber ich lerne auch von Tag zu Tag dazu. Meine erste Prüfung – in Mechanik – stand mir am Morgen nach unserer Beinahe-Kollision mit der Sandbank bevor. Wir wollten den Anker lichten, ich drehte den Zündschlüssel herum – und nichts passierte. Ich versuchte es wieder – vergebens. Nachdem ich den halben Tag damit zugebracht hatte, Handbücher zu wälzen und das Problem zu identifizieren, und mich dabei um ein Haar durch einen Stromschlag hingerichtet hätte, rief ich per Satellitentelefon Mike an, meinen Kumpel und Mechaniker. Er löste zu guter Letzt unser Rätsel um den Nullleiter, und wir konnten unsere Reise entlang der Küste fortsetzen.

Auf jeder einzelnen Etappe wichen wir Hummerfallen und Schleppnetzen aus, führten diverse ziemlich knappe, heikle doppelte Ankermanöver aus, ließen in brechenden Wellen das Dingi zu Wasser oder holten es ein und entkamen nur um Haaresbreite einer Kollision mit einem Kreuzfahrtschiff. Eines Abends gerieten Mark und ich in Panik, als wir mit einem Mal ein grelles Licht am Horizont entdeckten, bis mir dämmerte, dass das bloß der Mars war, der über dem Wasser aufging, und kein Schiff auf dem Weg nach Norden.

Mit jedem Handgriff, den ich zum ersten Mal tätigte, und mit jedem dummen Fehler habe ich dazugelernt. Und auch wenn Mark und Shannon beide nicht sehr viel Segelerfahrung haben, holen sie mich in Stressphasen wieder ein bisschen runter, während sie gleichzeitig meine superstrengen Regeln befolgen – wie beispielsweise das stündliche Update des Logbuchs während des Wachdiensts oder dass sie an Deck bei jedem Wetter jederzeit ihre Lifebelts am Strecktau befestigt haben. Trotz ermüdender Wachschichten, kulinarischer Herausforderungen auf See und eingeschränkter Möglichkeiten zu baden, beengter Schlafverhältnisse, Tauen, an denen wir zerren, und Segeln, die gebändigt werden müssen, ist meine Crew immer noch richtig guter Dinge.

Noch während wir auf der Düne schweigend beieinandersitzen, beschließe ich, der Stille ein Ende zu setzen, und stecke Mark eine Handvoll Sand in die Hose. Er jagt Shannon und mir hinterher, und wir kullern die Düne hinunter, verschlucken uns am Sand und an unserem Gelächter. Nachdem er ins kalte Wasser gewatet ist, um sich den Sand abzuwaschen, packen wir unsere Sachen und machen uns auf den Rückweg zum Dingi. Unterwegs finde ich einen perfekt runden, untertellergroßen Sanddollar an einer Stelle, die bei Flut überspült ist. Ich stecke ihn in die Tasche, um ihn vom nächsten Hafen aus an Barry zu schicken. Jetzt, da meine Nerven sich endlich wieder beruhigt haben, dämmert mir langsam, was für ein gewaltiges Geschenk er mir gemacht hat.

Juni 2002, Santa Barbara

Ich bin es leid, in der Wohnung meines Bruders an die Zimmerdecke zu starren, und drehe mich auf die Seite. Auf der Küchenuhr ist es 13.30 Uhr, und ich liege immer noch herum. Ich bin jetzt seit einem knappen Monat zurück in den USA, nachdem ich im Dezember als Crewmitglied der Tamara losgesegelt war. Die Besitzer der Megayacht hatten sich sehr zu meinem Entsetzen als eine Art Kommune entpuppt, und das zweiundsiebzigjährige Oberhaupt der gut fünfzig Kopf starken Truppe hatte wohl gehofft, dass ich Teil seines Bord-Harems aus sieben schwangeren »Ehefrauen« würde. In der Bucht von Acapulco heuerte ich ab und war froh, mich stattdessen einem befreundeten Einhandsegler auf seiner Vierunddreißig-Fuß-Yacht anschließen zu können. Vier Monate lang segelten Rick und ich auf der Suche nach Surfspots und Abenteuern südwärts (und wir fanden so einige), nur dass er mich bei jedem Handgriff, den ich an Bord tat, zurückpfiff und lieber wollte, dass ich kochte oder putzte. Mein Selbstvertrauen verkümmerte so sehr, dass ich bei meiner Rückkehr überzeugt davon war, meinen eigenen Langstreckentörn im Leben nicht in die Tat umsetzen zu können.

Mein Traum ist geplatzt. Mir rollt eine Träne über die Wange. Ich verspüre nur noch Aussichtslosigkeit. Meine Freunde treten allmählich ihre ersten festen Stellen an – aber allein bei der Vorstellung werde ich trübsinnig. Seit George W. Bushs Wahl zum US-Präsidenten bin ich überdies zusehends enttäuscht von der Richtung, die dieses Land einschlägt. Ich meine – das Kyoto-Protokoll nicht zu ratifizieren? Den Endangered Species Act, das wichtigste Gesetz zum Schutz gefährdeter Tierarten, auseinanderzunehmen? Den Clean Air (Gesetz zur Luftreinhaltung) sowie den Clean Water Act (Schutz von Oberflächengewässern) auszuhöhlen? Ich mag nicht mehr und will aussteigen. Nur wie? Ich bin pleite.

Trotz meines jämmerlichen Zustands war James, mein Bruder, so großzügig, mich bei sich aufzunehmen. Meine Klamotten liegen im Kofferraum meines Wagens, damit sie in seiner kleinen Wohnung nicht stören. Immer wenn er morgens zur Arbeit aufbricht, tätschelt er mir aufmunternd den Kopf, während ich auf seiner Couch liegen bleibe und mit leerem Blick an die dick beigefarben verspachtelte Gipskartondecke starre.

»Warum gehst du heute nicht an den Strand, Lizzy?«

»Weil die Wellen Mist sind.«

»Weißt du, es ist auch gar nicht so schlimm, sich einen Job zu suchen. Man kann auch trotz Arbeit leben.«

Ich bringe nicht mal eine Antwort hervor. Stumme Tränen laufen mir übers Gesicht, ich drücke fest seine Hand und hoffe nur, dass er ahnt, wie sehr ich seine Unterstützung zu schätzen weiß. Ein Handkuss, und er ist weg.

Ein düsterer Monat zieht ins Land, bis ich eines Tages anlässlich einer Party zum Nationalfeiertag zusammen mit ein paar Freunden die Lobby des Santa Barbara Yacht Club betrete. Dr. Barry Schuyler und Ehefrau Jean stehen festlich gekleidet im Eingangsbereich.

»Lizzy! Wie schön, Sie wiederzusehen, meine Liebe!« Er lächelt mich an und trägt dann ganz beiläufig etwas an mich heran: »Ich suche jemanden, der mein Boot einmal um die Welt segelt. Interessiert?«

Ich hab ein flaues Gefühl im Bauch, und für einen Augenblick herrscht Stille. Ich wünschte mir, ich könnte rufen: »Ja! Natürlich!«, aber meine Unsicherheit hält mich zurück.

»Danke, Dr. Schuyler, aber … ich bin mir nicht sicher, ob … ich das kann.« Fast bleiben mir die Worte im Hals stecken.

»Kommen Sie doch einfach mal vorbei. Mein Boot liegt hier in der Marina, Liegeplatz I-23. Eine kleine Slup namens Freya.«

Ein paar Tage später, zurück auf der Couch meines Bruders, bin ich nur noch mit dem Angebot des Professors beschäftigt. Hat er das ernst gemeint? Will er mir wirklich sein Boot überlassen? Da muss doch ein Haken dran seinund den muss ich finden! Ich gebe mir einen Ruck und fahre zum Hafen. Als ich dort ankomme, steht Dr. Schuyler am Dock neben seinem Boot. Es ist derselbe Bootstyp, mit dem auch die Heldin meiner Kindheit, Tania Aebi, mit achtzehn Jahren um die Welt gesegelt ist. Ich bin sofort Feuer und Flamme.

»Hallo, junge Dame«, sagt er freundlich. »Haben Sie sich mein Angebot durch den Kopf gehen lassen?«

»Hallo, Dr. Schuyler. Und ja, tatsächlich.«

»Sagen wir doch Du. Komm an Bord, setz dich, und wir unterhalten uns ein bisschen.«

Der Rundgang über die Freya ist schnell gemacht, weil sie so klein ist. Aber sie ist gut in Schuss, gemütlich und gut ausgestattet. Wir sitzen im Cockpit, als er mir erzählt, was ihm vorschwebt. Er erklärt mir, dass er und Jean sich für allerhand hiesige Wohltätigkeitsorganisationen und nationale NGOs engagieren; trotzdem habe er – mit fast achtzig! – das Gefühl, dass ihn sein Lebenstraum, der Langstreckentörn, immer noch nicht losgelassen hat. Er will ihn stellvertretend durch das Segelabenteuer von jemand anderem miterleben. Wenn er seinen Traum schon nicht selbst verwirklichen kann, dann will er zumindest jemand anderem helfen, ihn zu verwirklichen.

Es kommt mir vor, als wäre dies alles zu gut, um wahr zu sein. Ich muss es versuchen!

Nachdem sich Barry auch mit meinem Vater beratschlagt hat, gibt der grünes Licht, und wir fangen an, Pläne zu schmieden. Barry listet auf, was alles erst noch erledigt werden muss – völlig vernünftige Dinge wie Kurse bei einem Segelmacher, einem Rigger und einem Bootsmechaniker und das Studium der wichtigsten Meeresströmungen und Windmuster. Seinem Wunsch, mich regelmäßig aus den Häfen rund um die Welt bei ihm zu melden, will ich nur zu gern nachkommen. Er hilft mir finanziell, das Boot für die Ozeanüberfahrt flottzumachen, danach muss ich selbst sehen, wie ich die Reise finanziere.

Meine depressive Stimmung ist jetzt, da mein alter Traum wieder Aufwind bekommt, augenblicklich verflogen. Barry und Jean bieten mir sogar an, bei ihnen einzuziehen, bis ich wieder auf eigenen Beinen stehe. Im Handumdrehen habe ich einen Job als Barkeeperin in einem Hafenrestaurant an Land gezogen und verbringe jeden freien Tag beim Segeln oder Werkeln an Bord der Freya. Barry und ich belegen einen Amateurfunk-Kurs, damit wir über Funk in Verbindung bleiben können, sobald ich losgereist bin. Ich segle die Freya an der Küste auf und ab, um auf den kürzeren Trips neues Selbstvertrauen zu gewinnen. Von meiner Größe und Körperkraft her passen das Boot und ich gut zusammen, und im Nu bin ich, was mein Kapitäninnenpotenzial angeht, wesentlich optimistischer.

Dann erwischt mich im Spätsommer auf dem Weg von Cojo Point nach San Miguel Island vor dem berüchtigten Point Conception eine Welle über dem Heck, das Cockpit überschwemmt, und panisch schöpfe ich Wasser aus der Kajüte. Und weil mir das allein schon in mittelschwerem Wasser passiert ist, bin ich schlagartig nervös, wenn ich an die Ozeanpassage mit der Freya denke. Sie ist winzig – ich kann in der kleinen Kajüte nicht mal aufrecht stehen. Mein Surfbrett oder einen Freund unterzubringen wird womöglich schwierig, und irgendwie habe ich mir meinen Traum anders vorgestellt.

Als ich Barry von meinen Bedenken erzähle, versteht er mich sofort – und eine Woche später trägt er einen neuen Vorschlag an mich heran: Wenn ich ein größeres Boot und eine Handvoll Sponsoren finde, stockt er die Summe auf, damit ich mir das Boot kaufen kann.

Mein Vater, der gerade einen größeren Geschäftsabschluss getätigt hat, will ebenfalls Geld zuschießen, und bald finden wir ein neues Boot – nur ein paar Reihen von der Freya entfernt: eine CAL 40, Baujahr 1966, wie Barry schon mal eine hatte, von der er begeistert war und weiß, dass sie ozeantauglich ist. Er versichert mir überdies, dass ein Rigger sie an meine Statur von knapp fünfzig Kilo auf gut eins sechzig anpassen kann. Als ich das Boot erstmals sehe, bin ich wie vom Donner gerührt: Darüber wölbt sich ein Regenbogen.

Am 14. Februar 2003 unterschreibt Barry die Unterlagen, die mich zur überglücklichen Bootsbesitzerin machen. Jetzt sind der emeritierte Professor und die junge Träumerin so weit, einander zum Traum von der großen Reise zum Horizont zu verhelfen.

Der Wind aus Nordwest fegt konstant und kalt über das Achterdeck der Swell. Die Nachtwache um drei Uhr ist eine eisige Angelegenheit. Es ist unsere letzte Nacht auf See, bevor wir Cabo San Lucas anlaufen. Ich ziehe mir die Mütze tief in die Stirn und danke dem beißenden Rückenwind, in dem sich unsere Geschwindigkeit zwischen sechs und acht Knoten einpendelt. Ich lehne am Plichtsüll aus Teakholz und atme die Umgebung in mich ein.

Hoch über mir steht der fast volle Mond und erhellt die bergigen Konturen der südlichen Baja in Richtung Hafen. Das ausgebaumte Großsegel und die weißen Deckkanten leuchten im silbrigen Licht. Das leise Pfeifen des Windes und das Rauschen des Wassers entlang des Rumpfs klingen wie Musik im Vergleich zum Dröhnen des Dieselmotors. Noch 60 Meilen, bis wir das Kap erreichen.

Allein habe ich Zeit, nachzudenken. Es fühlt sich immer noch surreal an, dass ich tatsächlich hier an Bord meines eigenen kleinen Bootes stehe. Das alles wirkt so undenkbar – viel zu speziell, als dass es bloß ein glücklicher Zufall gewesen sein kann. In der Rückschau sehe ich allerdings, wie ich nur durch eine Serie aus Widrigkeiten genau hier habe landen können: Ich habe den enttäuschenden Job auf der Tamara lange verflucht, doch nur dank eines Abends, an dem ich Drinks auf dem Achterdeck servierte, durfte ich Barry kennenlernen; und trotz des entmutigenden Törns mit Rick hat mich die Erfahrung genau das gelehrt, was ich wissen musste, um die Swell für meine begrenzte Körperkraft und Größe ausstatten zu können. Ich weiß immer noch nicht, wie ich klarkommen soll, sobald meine Ersparnisse aufgebraucht sind. Ehrlich gesagt hatte ich noch keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen.

März 2003, Santa Barbara

Barry schätzt, dass es etwa ein Jahr dauert, um das Boot für die Reise flottzumachen, und trommelt einen Trupp aus einheimischen Experten zusammen. Ich verbringe jede freie Stunde an der Seite von Mike, dem Bootsmechaniker, Rigger Marty, Elektriker James und Segelmacher Bennet, von denen ich alle möglichen Tricks und Kniffe zu Werkzeug, Klebstoffen, Harzen, Metallen und Eisenwaren lerne, zu Leinen und Segelausrüstung, Knoten, Holz, Hinterlegplatten, Kabeln und wie man elektrische Installationen plant, repariert, Probleme identifiziert, auf seine Bedürfnisse umbaut und überhaupt all das, was alt und marode ist, gegen etwas Haltbareres, Besseres austauscht. Vier, fünf Abende die Woche jobbe ich an der Bar des Hafenrestaurants und lege jeden Cent Trinkgeld für meine Reise beiseite.

Einmal in der Woche treffen Barry und ich uns auf dem Parkplatz des Santa Barbara Yacht Club und schlendern dann beieinander untergehakt in den Speisesaal im zweiten Stock. Dort stehen wir immer erst kurz am Fenster und lassen einträchtig schweigend den Blick übers Wasser schweifen. Insgeheim fühle ich bereits die Last unseres gemeinsamen Traums auf meinen Schultern. Sobald wir sitzen, zieht er einen großen Umschlag mit relevanten Artikeln sowie diverse Bücher hervor, in denen er Seiten markiert hat. Die gehen wir gemeinsam durch, während er hoheitsvoll an seinem Weißwein nippt. Wir wollen beide so wenig Aufwand wie möglich betreiben, aber ganz gleich, wie sehr wir uns bemühen: Das Boot für die Reise fit zu machen wird zur immer größeren Herausforderung und unsere To-do-und Einkaufsliste für den Umbau zusehends länger. Selbst wenn das Essen serviert wird, diskutieren wir weiter über die aktuellen Maßnahmen und Fragen.

Der Umbau nimmt jede freie Minute in Anspruch. Kaum gehen wir eine Reparatur an, stoßen wir auf drei weitere Probleme. In einem Zwölf-mal-drei-Meter-Boot ist jede Entscheidung ein Kompromiss. Das Boot soll mein Dach über dem Kopf sein, mein Transportmittel und die Kapsel, in der ich überlebe. Wenn ich mehr Wasser mitführen will, muss ich auf einen zweiten Dieseltank verzichten; ein kleiner Kartentisch hieße, die Backbord-Segelkoje einzubüßen. Was nehme ich lieber mit: ein Ersatz-Großsegel oder mein geliebtes 5’9’’er Squash-Tail-Surfboard? Es gibt endlos viele Alternativen und keine einzige simple Lösung.

Und was die Sicherheit angeht – brauche ich eine Notfunkbake und ein Rettungsfloß? Eine manuelle und eine elektrische Leckpumpe? Einen Treibanker und Sturmsegel? Rettungswesten? Feuerlöscher? Eine Signalpistole und Leuchtfackeln? Einen Wasseraufbereiter? Ein Ersatz-GPS? Wasserdichte Taschen? Ist die Elektrik sicher geerdet? Wie empfange ich den Wetterbericht? Sind die wichtigsten technischen Systeme ausreichend betriebs- und ausfallsicher? Ist meine Tetanusimpfung noch wirksam? Brauche ich noch eine Rundumleuchte? Reffleinen und Lifebelts? Einen Bilgenalarm? Einen Erste-Hilfe-Kasten? Unterwasser-Epoxid? Wie wäre es mit einem Blitzableiter? Mit einer Tauchausrüstung für den Notfall? Mit einem Bolzenschneider für die Takelung, falls sie herunterkracht?

Barry hilft mir dabei, mich zu fokussieren. Wir wissen beide, dass das Boot zuvorderst eine stabile Außenhülle, eine sichere Takelung und einen verlässlichen Motor braucht. Er lässt es aus dem Wasser ziehen und den Rumpf untersuchen. Die undichte Reling wird heruntergerissen und rundumerneuert. Mike überprüft den Motor, verstärkt die Ruderachse für den Fall einer Kollision und spendiert mir einen stabileren Ausleger, der noch in seiner Werkstatt lag. Außerdem müssen die Wanten und Stage ausgetauscht werden.

Sobald das Boot wieder im Wasser liegt, bringt Mike mir bei, wie man derlei Drähte ausmisst, zuschneidet und montiert. Ich hieve mich am Mast hoch, um jeden einzelnen eigenhändig zu ersetzen.

Marty übernimmt die Dutzende Umbauten, um das Boot auf meine Körpergröße und -kraft anzupassen. Er besorgt jede Menge Material und riggt das Innere des neuen Auslegers komplett neu auf, damit das Umsetzen der Segel einfacher wird, und setzt außen lauter kleine Winschen und robuste Blöcke an, um das Reffen zu erleichtern. Er repariert und erneuert die Elemente am Masttopp, installiert Hochleistungs-Positionslampen und ein abnehmbares zweites Vorstag für die Sturmfock. Pedantisch verstärkt er jeden potenziellen Schwachpunkt in der Takelung, ersetzt abgenutzte Fallen, Schote und Metallteile, außerdem bringt er mir nützliche Knoten und ein paar ziemlich clevere Hebeltricks bei. Im Cockpit und am Mast werden selbstholende Winschen montiert. Für die Langstrecken wird am Achterdeck eine Windfahne für die Selbststeueranlage installiert.

Bennet bringt im Cockpit einen Spritzwasserschutz und ein Sonnensegel an. Die Fenster werden ausgetauscht, Luken neu versiegelt, und ein Weltempfänger, ein UKW-Funkgerät, ein GPS-Kartenplotter und neue Positionslichter werden installiert. James montiert überdies einen kleinen Wasseraufbereiter und größere Klampen an Deck. Das Großsegel und die Rollgenua sind in passablem Zustand, allerdings braucht der Buganker sowohl eine neue Kette als auch neues Geschirr. Und wenn man so reisen will wie ich, dann ist auch achtern ein Anker notwendig – und somit brauchen wir einen Ersatzanker, Ersatzgeschirre, Ersatzketten, Schäkel, Kettenwirbel, Ankerewichte und Scheuerschutz. Ich gehe besser nicht davon aus, dass es überall Ersatzteilläden gibt oder Leute, die ich herbeiwinken könnte und die mir bei Reparaturen helfen; also benötige ich überdies Unmengen von Ersatzteilen, Handbücher und Werkzeug, damit ich die wichtigsten Dinge selbst reparieren und instand halten kann. Aus einem Vorbereitungsjahr werden im Handumdrehen zwei.

Für ein Dauerleben an Deck installiert James zudem einen zusätzlichen Wassertank und Sonnenkollektoren mitsamt neuem Batteriespeicher sowie einen kleinen Kran, um den Außenborder des Dingis anzuheben und runterzulassen. Dazu kommen Wasser- und Kraftstoffpumpen, neue Innenleuchten, ein Kältekompressor und ein 110-Volt-Wechselrichter fürs Laden der Kamerabatterien und meines Laptops. James baut mir zudem ein neues Schaltpult mit Monitoren, die die Batterieladestände anzeigen, und ersetzt den größten Teil der alten Kabel und Sicherungen. Der Herd ist in gutem Zustand, allerdings muss die Propangasflasche vom Vordeck verlegt werden, weil dort das Rettungsfloß hinkommt.

Mein Zimmermannsfreund Jaime baut mir einen festen Navigationstisch mitsamt Regalen. Bei einem Wochenendbesuch meines Vaters montieren wir zusammen eine faltbare Dusche aufs Achterdeck und einen Häcksler für den Fäkalientank.

Mein »Deal« mit Barry sorgt im Hafen für Diskussionen. Einige halten mich für komplett untauglich. Andere streiten über einzelne Instandsetzungsmaßnahmen. Viele bezweifeln, dass ich jemals loskomme. Diverse Einzelprojekte am Laufen zu halten, dabei niemandem auf die Füße zu treten und den Zweiflern gar nicht erst Gehör zu schenken, kommt für mich einer ständigen Herausforderung gleich. Doch Barrys Zutrauen in mich ist ungebrochen.

»Schon mal über Selbstverteidigung nachgedacht?«, fragt er eines Nachmittags.

Ich halte inne und denke kurz nach. Eine Schusswaffe? Nein. Pfefferspray? Kann bestimmt nicht schaden. Ein schwerer Rohrschlüssel? Eine Machete? Pfeil und Bogen? Ein Nunchaku? Voodoopüppchen?

»Mädchen, denk einfach mal über einen Kampfsport nach.«

Ich setze es auf die Liste.

Irgendwann frage ich ihn: »Was hältst du von Swell?« Auch wenn sich unter Seefahrern der Aberglaube hält, dass die Umbenennung eines Schiffes oder Bootes Unglück bringt, hat dieses hier schon mehrere Umtaufen miterlebt, und als Hommage an unser gemeinsames Vorhaben fände ich einen neuen Namen schön.

»Swell … Swell … Hmm. Klingt gut. Erinnert mich an Joshua Slocums Spray. Und es hat etwas mit deiner Surfleidenschaft zu tun.«

»Außerdem heißt swell auchtollodergroßartig– undanschwellen‹, ›anwachsen‹.«

»Stimmt.« Er grübelt ein bisschen. »Und du müsstest es nirgends erklären. Gefällt mir. Swell soll es sein! Wann ist die Taufe?«

Noch weitere zweieinhalb Jahre lang arbeite ich auf dem Boot und an der Restaurantbar, bis endlich die Abreise naht. Auf dem Rücken liegend streiche ich die letzte Ecke der Vorderkajüte – die letzte Schicht Lack für Wände und Decken im Innern der Swell. Ich ruhe mich kurz aus, blicke zufrieden nach oben und krabbele anschließend hinaus, um auf die Uhr zu sehen. In sechs Minuten beginnt meine Restaurantschicht!

Ich schleudere den Pinsel in die Büchse mit Verdünner und sprinte übers Dock durch das schwere Stahltor vor der Marina. Hechte in meinen Wagen, wühle zwischen Klamotten, Ersatzteilen für das Boot, Quittungen und Surfboard-Finnen auf dem Rücksitz ein paar halbwegs saubere Restaurantkleidungsstücke heraus, sehe mich schnell um, ob auch keiner da ist – die Luft ist rein. Ich streife die Jeans ab und springe in meine Anzughose, ziehe mir das farbbekleckste Shirt über den Kopf und die zerknitterte Restaurantbluse über. Schnell noch Deo unter die Achseln, ich schmettere die Autotür zu und renne auf das zweistöckige weiße Gebäude zu, das am nordwestlichen Ende des Hafens steht.

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