Inhalt

Vorwort

Bilder und Beschreibungen von Münzen und Medaillen des Hauses Nassau sind relativ verstreut, Fachliteratur ist nur mit einigem Aufwand zugänglich und darüber hinaus selten. Dies war der Hintergrund für diese Darstellung, die vor allem dem Münzsammler und natürlich auch dem Münzhändler eine schnelle und preiswerte Hilfe geben möchte, die sich weniger als wissenschaftliches Werk, sondern eher als katalogähnliche Darstellung versteht.

Beim Haus Nassau handelt es sich um ein altes und weit verzweigtes Adelsgeschlecht, bei dem schon die Auflistung der verschiedenen Linien eine Herausforderung darstellt. Im Ergebnis umfasst die Prägetätigkeit vergleichsweise wenig Münzen und erstreckt sich zu einem großen Teil auf das Gebiet des heutigen Bundeslandes Hessen. Insofern ist dieser Band als Ergänzung zum im gleichen Verlag vorgelegten Band „Hessen. Münzen und Medaillen“ zu verstehen.

Teilweise werden nur münzprägende Herrscher aufgelistet, teilweise waren aus rechtlichen Gründen keine Bilder verfügbar. Insofern wird mit diesem Band keine Vollständigkeit reklamiert. Wie immer ist die gewählte Auflösung der Bilder ein Kompromiss aus wirtschaftlichen Erwägungen und der immer erstrebenswerten Detailschärfe. Bedauerlich ist der Verzicht auf farbige Abbildungen. Die Produktionskosten von Büchern mit farbigen Darstellungen liegen leider immer noch so hoch, dass ein vertretbarer Verkaufspreis nicht möglich ist.

Fremdsprachliche Texte bzw. Textpassagen wurden nicht übersetzt, da insbesondere die Beherrschung der englischen Sprache von einem Fachpublikum erwartet werden kann. Die geschichtlichen Darstellungen sind i. d. R. an die „Wikipedia“ angelehnt, sofern andere Quellen nicht angegeben sind. Eine große Hilfe waren auch die Übersichten auf https://www.tacitus.nu/historical-atlas/regents/germany/. Neben der geografischen und historischen Zuordnung der Münzen besteht der Hauptzweck dieser Darstellung darin, eine Hilfestellung bei der Bestimmung der Münzen zu geben.

Die Preise der abgebildeten Münzen ergeben sich i. d. R. aus dem Auktionsergebnis oder im Fall nicht verkaufter Münzen aus dem Schätzwert. Alle Preisangaben sind selbstverständlich ohne Gewähr. Die Quellen der Abbildungen sind jeweils angegeben.

Ich danke den nachfolgend genannten Münzhandlungen bzw. Auktionshäusern für ihre Erlaubnis zur Verwendung des Materials. Ohne sie wäre dieser Katalog nicht möglich gewesen:

A. Tkalec AG, Zürich (Schweiz)

Auktionshaus Münzhandlung Sonntag, Stuttgart (AMS)

Classical Numismatik Group, Lancaster (USA)

Dr. Busso Peus Nachf. e. K., Frankfurt

Emporium, Hamburg

Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Osnabrück / Lübke+Wiedemann KG, Stuttgart

Goldberg Coins & Collectibles, Los Angeles (USA)

Leu Numismatik, Zürich (Schweiz)

Münzen & Medaillen GmbH, Weil am Rhein

Münzenhandlung Harald Möller, Espenau

Münzenhandlung Manfred Olding, Osnabrück

Münzhandlung Ritter GmbH, Düsseldorf

NAC Numismata Ars Classica AG, Zürich

Numismatik Lanz, München

Sincona Swiss Internation Coin Auction AG, Zürich

Solidus Numismatik e. K., München

Teutoburger Münzhandel GmbH, Borgholzhausen

Konstanz, im November 2020

Dr. Manfred Miller

Nassau (1255-1912)

Das Haus Nassau war ein weit verzweigtes deutsches Adelsgeschlecht von europäischer Bedeutung, dessen Anfänge bis ins 11. Jahrhundert reichen. Das Haus teilte sich im 13. Jahrhundert in eine nördliche und eine südliche Hauptlinie und seit dem Spätmittelalter in zahlreiche weitere Linien auf. Der südlichen Linie entspross der 1292 gewählte römisch-deutsche König Adolf von Nassau1.

Wilhelm der Schweiger von Nassau-Dillenburg, Prinz von Oranien, aus der nördlichen Hauptlinie trat 1568 an die Spitze der niederländischen Unabhängigkeitsbewegung. Seither stellten die Nassau-Oranier, während des Achtzigjährigen Krieges mit Spanien und danach, mit einigen Unterbrechungen die Statthalter der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen. Einer von ihnen, Wilhelm III. von Oranien, bestieg von 1689 bis 1702 zugleich den Thron von England, Schottland und Irland. Nachdem mit ihm die Ältere Nassau-Oranier-Linie 1702 ausstarb, stellte die Linie Nassau-Dietz als Jüngeres Haus Oranien ab 1747 die Erbstatthalter der Niederlande sowie ab 1814/15 die Könige der Niederlande.

Die niederländischen Nassauer starben in männlicher Linie 1890 aus und regierten in weiblicher Linie bis zur Abdankung von Wilhelmina 1948. Das heutige niederländische Königshaus wurde danach über weitere weibliche Erbfolgen fortgesetzt.

Ab 1806 stellten die Nassauer aus der Weilburger Linie die regierenden Herzöge des deutschen Herzogtums Nassau, verloren dieses aber 1866 an Preußen. 1890 erbten sie jedoch den Thron des Großherzogtums Luxemburg, der zuvor mit dem niederländischen Thron in Personalunion verbunden war, da in Luxemburg die weibliche Thronfolge nicht vorgesehen war. Die Nassau-Weilburger stellten in der Folge bis zum Tode Wilhelms IV. von Luxemburg, mit dem 1912 das Haus Nassau im Mannesstamm erlosch, die Großherzöge von Luxemburg, mit seinen Töchtern regierte es noch bis 1964 in weiblicher Linie. Danach wurde es ebenfalls über Nachfahren der weiblichen Linie fortgesetzt. Die Mitglieder des luxemburgischen Hauses führen jedoch, wie auch die Mitglieder des niederländischen Königshauses, bis heute unter anderem den nassauischen Prinzentitel im Namen.

Stammwappen der Grafen von Nassau (Ottonische Linie )

Stammwappen der Grafen von Nassau (Walramische Linie)

Der 1093 genannte Dudo von Laurenburg ist vermutlicher Stammvater des Hauses. Die Burg Laurenburg, wenige Kilometer flussaufwärts von Nassau an der Lahn gelegen, war der Herrschaftssitz des Geschlechts, zuvor vermutlich der Ort Lipporn. 1159 wurde die Burg Nassau zum Sitz des Geschlechts, das sich seither nach dieser Burg nannte.

Die Grafen von Laurenburg und Nassau erweiterten unter den Brüdern Arnold I. von Laurenburg (1123–1148) und Ruprecht I. (1123–1154), dessen Sohn Walram I. (1154–1198) sowie Walrams Sohn Heinrich II., dem Reichen (1198–1247) stetig ihren Besitz im Raum zwischen Taunus und Westerwald an der unteren und mittleren Lahn. Vor 1128 erhielten sie vom Hochstift Worms, welches in der Gegend zahlreiche Rechte besaß, die Vogtei über das Walpurgisstift Weilburg und schufen so eine Verbindung zwischen ihrem Erbe an der unteren Lahn und ihrem Besitz um Siegen. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts wurde diese Verbindung gefestigt mit dem Erwerb der so genannten Hessisch-Thüringischen Reichslehen, nämlich der Herborner Mark, der Kalenberger Zent und des Gerichts Heimau (Löhnberg). Eng damit verbunden war die „Herrschaft zum Westerwald“, die ebenfalls zu dieser Zeit in nassauischen Besitz gelangte. Ende des 12. Jahrhunderts konnte mit dem Reichshof Wiesbaden ein wichtiger Stützpunkt im Südwesten erworben werden.

Heinrichs II. Söhne Walram II. und Otto I. teilten 1255 ihre Lande in zwei Teile und ihr Haus in zwei Linien, die nach ihnen Ottonische und Walramische Linie genannt werden. Grenzlinie war im Wesentlichen die Lahn, wobei Otto den nördlichen Landesteil mit Siegen, Dillenburg, Herborn und Haiger und Walram den südlich des Flusses gelegenen Teil der Grafschaft mit Weilburg und Idstein erhielt. Der Teilungsvertrag heißt Prima divisio. Beide Linien wurden in den nächsten Jahrhunderten vielfach geteilt (s. u.).

Da männliche Stammhalter ausblieben, stehen die königlichen Staatshäupter der Niederlande seit 1890 in weiblicher Folge der Ottonischen Linie, die großherzoglichen Staatshäupter von Luxemburg seit 1912 in weiblicher Folge der Walramischen Linie. Beide regierenden Häuser stehen aber in der Tradition des Hauses Nassau, das in beiden Staaten gesetzlich das Staatsoberhaupt stellt, und führen immer noch dessen Namen.


1 https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Nassau

Die Ottonische Linie (1255–1890)

https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Nassau

Die Ottonische Linie2 wurde nach Graf Ottos Tod 1289 zunächst von dessen Söhnen gemeinsam geführt und 1303 geteilt in

  • Nassau-Beilstein, ältere Linie (1341–1561), fällt an Dillenburg
  • Nassau-Dillenburg, ältere Linie (1341–1606)

Die ältere Dillenburger und die Bredaer, später Oranische Linie

Nassau-Dillenburg erwarb unter Johann I. (1362–1416) durch die Heirat seines ältesten Sohnes Adolf 1386 die Grafschaft Diez, 1403/1404 durch die Heirat seines jüngeren Sohnes Engelbert I. mit Johanna von Polanen (1392–1445), zahlreiche Güter am Niederrhein, vor allem Breda, de Lek, Oosterhout und Niervaart. So wurde das Haus Nassau bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu einem der großen Grundbesitzer in den Niederlanden. 1417 erbte Engelbert von einer Tante außerdem die Grafschaft Vianden und von seinem Bruder Adolf 1420 Nassau-Dillenburg und die halbe Grafschaft Diez. Unter der Regierung seines Sohnes Johann IV. (1442– 75) verlagerte sich der Schwerpunkt der Herrschaft mehr und mehr in die niederländischen Besitzungen. Diese fielen dessen Sohn Engelbert II. (1475–1504) zu, währenddessen Bruder Johann V. (1475–1516) Dillenburg erhielt. Da Engelbert keine Erben hinterließ, folgte ihm sein Neffe, Johanns V. Sohn Heinrich III. (1504–38), der den Einfluss Nassaus in den Niederlanden noch erheblich ausweiten konnte. Durch die Heirat mit Claudia von Chalon und Orange erwarb er das Fürstentum Oranien in Südfrankreich; beider Sohn Renatus (1519–44) führte als erster Nassauer den souveränen Titel „Prinz von Oranien“.

Heinrichs Bruder Wilhelm, genannt der Reiche (1516–1559), erbte das Dillenburger Land und führte dort bis 1536 die Reformation ein. Als die Bredaer Linie erneut erlosch, trat wieder der älteste Dillenburger Prinz das dortige Erbe an. Dies war Wilhelms des Reichen Sohn Wilhelm I. (der Schweiger) (1545–1584), der „Wilhelmus von Nassauen“ des gleichnamigen Volkslieds und der späteren niederländischen Nationalhymne. Als Statthalter der Niederlande führten er und seine Söhne Philipp Wilhelm (1609–1618), Moritz (1618–1625) und Friedrich Heinrich (1625–1647) diese im Befreiungskrieg von 1568 bis 1648 in die Unabhängigkeit und errangen mit seinem Urenkel Wilhelm III., dem „letzten Oranier“, 1688 die englische Krone. Sein niederländisches Erbe fiel an die Linie Nassau-Diez (siehe unten).

Der jüngere Bruder Wilhelms von Oranien, Johann VI., genannt der Ältere von Dillenburg (1559–1606), konnte nach dem Erlöschen der älteren Beilsteiner Linie 1561 wieder die gesamten ottonischen Stammlande in seiner Hand vereinigen. 1584 gründete er die lange Zeit überregional bedeutsame reformierte Hohe Schule Herborn. Nach seinem Tod wurde das Land jedoch erneut geteilt und es entstanden die Linien

  • Nassau-Siegen, reformierte Linie (1623–1734), 1664 gefürstet, fällt an Siegen (katholisch)
  • Nassau-Siegen, katholische Linie (1623–1743), 1652 gefürstet, 1743 an Diez

Die Linie Nassau-Diez und das Haus Oranien

Die Linie Nassau-Diez beginnt mit Johanns VI. Sohn Ernst Casimir (1607–1632), der ab 1620 Statthalter von Friesland, ab 1625 auch von Groningen und Drente war. Er hielt sich fast ausschließlich in den Niederlanden auf, wie auch seine Nachfolger Wilhelm Friedrich (1632– 1664), der 1655 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde, Heinrich Casimir (1664–1696) und Johann Wilhelm Friso (1696–1711). Letzterer wurde 1702 von Wilhelm III. von England zum Generalerben der oranischen Linie eingesetzt; seine Nachkommen trugen ab 1713 den Titel „Prinzen von Oranien“; sie waren ab 1747 Erbstatthalter der Vereinigten Provinzen und ab 1815 Könige der Niederlande, von 1815 bis 1890 auch Großherzöge von Luxemburg.

1806 verloren sie die Herrschaft über ihre deutschen Länder, als die vereinigten Fürstentümer Diez, Dillenburg, Hadamar und Siegen an das napoleonische Großherzogtum Berg und im Wiener Kongress an die walramische Linie Nassau-Weilburg fielen (siehe unten). Die ottonische Linie bekam dafür das Großherzogtum Luxemburg als Kompensation. Die Linie starb zwar 1890 mit König Wilhelm III. (1849–1890) im Mannesstamm aus, was zur Thronbesteigung der Weilburger Linie in Luxemburg führte, der niederländische Thron wurde jedoch in weiblicher Linie vererbt und die Mitglieder des niederländischen Königshauses führen, neben dem niederländischen Prinzentitel, bis heute auch den Titel Prinz bzw. Prinzessin von Oranien-Nassau.


2 https://de.wikipedia.org/wiki/Haus_Nassau

Die Walramische Linie (1255–1912)

Kleines Thronsiegel König Adolfs von Nassau aus dem Jahre 1298

Der Walramischen Linie entstammte Walrams II. Sohn Adolf von Nassau (1277–1298), der 1292 zum deutschen König gekrönt wurde. Ihm folgten seine Söhne Ruprecht VI. (1298–1304) und Gerlach I. (1305–1361). 1328 fiel die Herrschaft Merenberg, 1353 die Grafschaft Saarbrücken durch Heirat an das Haus.

1355 wurde die Linie von Gerlachs Söhnen Adolf I. (1344–1370), Johann I. (1344–1371) und Ruprecht VII. (1361–1390) geteilt in:

  • Nassau-Sonnenberg (1355–1405), fiel 1405 zu gleichen Teilen an Nassau-Wiesbaden-Idstein und Nassau-Weilburg-Saarbrücken
  • Nassau-Wiesbaden-Idstein (1355–1480), 1480 erneut geteilt in
  • Nassau-Idstein, ältere Linie (1480–1509), fiel 1509 an Nassau-Wiesbaden
  • Nassau-Wiesbaden (1480–1605), erbt 1509 Idstein, fiel 1605 an Nassau-Weilburg
  • Nassau-Weilburg-Saarbrücken (1355–1442), 1442 erneut geteilt in
  • Nassau-Saarbrücken, ältere Linie (1442–1574), 1547–1559 geteilt, fiel 1574 an Nassau-Weilburg
  • Nassau-Weilburg, ältere Linie (1442–1627)

Graf Philipp III. (1523–1559) führte 1526 die Reformation in seinem Herrschaftsgebiet ein. Die Saarbrücker Linie fiel 1574 an Weilburg zurück und so konnte Philipps III. Enkel Ludwig II. (1593–1627) 1605 mit dem Erbe der Wiesbaden-Idsteiner Linie wieder alle walramischen Linien in seiner Hand vereinigen. Nach seinem Tode wurde das Land jedoch erneut geteilt, und es entstanden die Linien:

  • Nassau-Idstein, jüngere Linie (1629–1721), fiel 1721 an Nassau-Ottweiler
  • Nassau-Saarbrücken, jüngere Linie (1629–1640), 1640 geteilt in
  • Nassau-Saarbrücken (1640–1723), fiel 1723 an Nassau-Ottweiler
  • Nassau-Ottweiler (1640–1728), erbte 1721 Nassau-Idstein, 1723 Nassau-Saarbrücken, fiel 1728 an Nassau-Usingen
  • Nassau-Usingen, (1640–1816), 1688 gefürstet, erbte 1728 Nassau-Idstein, Nassau-Ottweiler und Nassau-Saarbrücken, wurde 1735 wiederum geteilt in
  • Nassau-Usingen-Saarbrücken (1735–1797), fiel 1797 an Nassau-Usingen
  • Nassau-Usingen (1735–1816), 1806 Herzogswürde, mit Nassau-Weilburg vereinigt und 1816 von diesem beerbt
  • Nassau-Weilburg, jüngere Linie (1629–1912)

Die jüngere Weilburger Linie und das Herzogtum Nassau

Die Linie erhielt 1688 unter Johann Ernst (1675–1719) die Fürstenwürde, die jedoch erst sein Sohn Karl August (1719–1753) 1739 annahm.

Dessen Enkel Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg (1788–1816) vereinigte sein Land mit Nassau-Usingen 1806 zu einem Gesamtstaat, den er gemeinsam mit Friedrich August von Nassau-Usingen (1803–1816) regierte. Im selben Jahr traten die beiden Staaten dem Rheinbund bei, wobei Friedrich August als Oberhaupt des Hauses die Herzogswürde erhielt. Dessen Residenz war bereits 1744 von Usingen nach Biebrich in seine Sommerresidenz Schloss Biebrich verlegt worden. Nach dem Tod Friedrich Wilhelms verlegte dessen Sohn Wilhelm seine Residenz von Schloss Weilburg ebenfalls nach Biebrich. Bis zur Fertigstellung des Stadtschlosses 1841 in Wiesbaden blieb es Hauptresidenz der nassauischen Fürsten und Herzöge. Danach diente es bis 1866 erneut nur als Sommerresidenz.

Wappen des Herzogtums Nassau

Das 1806 entstandene Herzogtum Nassau wurde für den Verlust der linksrheinischen Landesteile (Saarbrücken) an Frankreich territorial erheblich entschädigt. 1813 und endgültig im Wiener Kongress kamen die Fürstentümer Nassau-Diez, Nassau-Hadamar und Nassau-Dillenburg der oranischen Linie hinzu, wodurch erstmals seit 1255 alle deutschen nassauischen Länder – mit Ausnahme Nassau-Siegens – wieder in einer Hand vereinigt waren. Erbe beider verbliebenen walramischen Linien – der Usinger und der Weilburger – war Wilhelm von Nassau-Weilburg, der als Wilhelm I. (1816–1839) Regent des Herzogtums wurde. Regierungssitz war Wiesbaden, das schon seit 1734 usingische Residenz gewesen war. Wilhelms Sohn Adolph (1839– 1866) verlor jedoch sein Land nach dem Deutschen Krieg im Jahr 1866 durch Annexion an das Königreich Preußen, weil er sich im Krieg auf die (unterlegene) österreichische Seite gestellt hatte.

Nachdem das Haus Oranien-Nassau in den Niederlanden im Mannesstamm ausgestorben war, wurde der in Nassau entthronte Adolph 1890 auf Grund eines 1783 geschlossenen Erbvertrags Großherzog von Luxemburg. 1912 erlosch mit dem Tod seines Sohnes Wilhelm IV. (1905– 1912) zwar auch die walramische Linie im ebenbürtigen Mannesstamm, über die weibliche Thronfolge herrschen die Nachfahren der Linie Nassau-Weilburg dort weiterhin. Wilhelm hatte sechs Töchter, die durch ihre Mutter, die portugiesische Infantin Maria Anna von Braganza, katholisch getauft wurden, wie der überwiegende Teil der luxemburgischen Bevölkerung. Großherzogin Charlotte, Tochter Wilhelms IV., heiratete Prinz Felix von Bourbon-Parma. Heute nennt sich die luxemburgische Fürstenfamilie daher „Luxemburg-Nassau aus dem Hause Bourbon-Parma“. Infolge der Weltwirtschaftskrise geriet auch die großherzogliche Familie in finanzielle Nöte, weshalb Charlotte sich 1934 gezwungen sah, das Großherzogliche Palais in Luxemburg und das Schloss Berg an den luxemburgischen Staat zu verkaufen, der ihr im Gegenzug entsprechende Wohnrechte einräumte; ferner veräußerte sie 1935 die alten nassauischen Residenzschlösser in Weilburg und Biebrich an den Preußischen Staat und zuletzt 1953 das bayerische Schloss Hohenburg in Lenggries.

Im September 2010 wurde die Thronfolge des Familienpakts von 1783 so neu geregelt, dass in Zukunft jeweils die Erstgeborenen den Thron besteigen, unabhängig davon, ob es sich um einen Sohn oder eine Tochter handelt. Der heutige Großherzog Henri führt unter anderem den Titel „Herzog von Nassau“, die Kinder seines jüngeren Bruders Jean, der 1986 auf sein Thronfolgerecht verzichtete, führen gemäß großherzoglichem Erlass vom 27. November 2004 nicht mehr den luxemburgischen Prinzentitel, sondern nur noch die Titel und Namen mit der Anrede „königliche Hoheit“, wobei diese sich auf die bourbonische Herkunft bezieht.