Impressum
Zwischen Verlangen und Liebe
Originalausgabe Juni 2021
Nueauflage : September 2021
Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek:
die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
© P.Point Gwendoline
Text: © P.Point Gwendoline
Idee: © P.Point Gwendoline
© 2021 Gwendoline P Point
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783752618501
Haselnussbraunen Augen, die unter dem Licht der Sonne anmutend schimmern, locken mich in ihren Bann, hypnotisieren mich, lassen mich für einen Augenblick vergessen, wer ich bin. Mein Blick fällt auf seine vollen Lippen, die jede Frau vor Neid erblassen lassen. Ein Lächeln umspielt seine Mundwinkel, als ihm bewusst wird, welche Wirkung er gerade auf mich hat. Sofort wende ich meinen Blick ab. Meine Neugier auf ihn ist jedoch zu groß, also sehe ich erneut zu diesem heißen Typen, der selbstbewusst an der Theke steht und mir mit einem unwiderstehlichen Blick zulächelt.
Sein anzügliches Grinsen entlockt mir ebenfalls ein Schmunzeln. Seine breiten Schultern. Die starken Oberarme. Sein ganzes Erscheinungsbild zieht mich an und weckt ein längst vergessenes Verlangen in mir.
Junge, bist du heiß!
Die Jeans schmiegt sich über seinen knackigen Hintern. Seine Bauchmuskeln zeichnen sich unter dem weißen, enganliegenden Shirt ab.
Ich liebe durchtrainierte Männer mit engen Shirts. Und dieser trägt sogar die richtige Farbe. Scheinbar mag er dieses kühle Wetter.
Bei diesem Gedanken fröstelt es mich, und ich zucke kurz zusammen.
Sichtlich amüsiert darüber nimmt er sich seinen Kaffee und setzt sich an einem Tisch genau mir gegenüber.
Dieser süße Blick. Das Lächeln.
Ich fühle mich wie ein Teenie, der seinem Schwarm ganz allein gegenübersitzt und diesen Moment für sich allein genießen darf.
Seine mandelförmigen Augen fixieren meinen Blick so, als wollten sie mir ein Geheimnis anvertrauen.
Langsam senkt er seinen Kopf zum Becher und formt mit seinem Mund ein O.
Ich kann förmlich seinen Atem spüren, wie dieser meine Wangen wie ein sanfter Kuss berührt.
Vor meinem geistigen Auge sehe ich, wie sich seine Lippen langsam über mein Kinn, den Hals nach unten bewegen. Das Licht lässt seine Unterlippe hell schimmern, als er diese, einen kleinen Spalt weit öffnet. Meine Finger zeichnen die Stelle nach, und mein Atem wird schneller, während sich meine Pupillen weiten und das Feuer, welches tief in mir schlummert, entfacht wird.
Kurz schließe ich meine Augen, atme leise aus, bis ein kleiner Seufzer aus mir herausbricht. Erschrocken reiße ich meine Augen wieder auf und stelle zu meinem Glück fest, dass niemand außer mir dieses leise Geräusch gehört hat. Erleichtert lächle ich ihn an, während sich unsere Blicke erneut treffen. Ein wohliges Gefühl steigt in mir auf.
Ich fühle mich ihm plötzlich so nah, als ob sich unsere Seelen längst miteinander verbunden hätten. Meine Wangen röten sich bei diesem kindischen Gedanken, und ich schüttele diesen mit einer Kopfbewegung ab. Mein Blick ruht auf seinen warmen glänzenden Augen.
Ihr Funkeln erhellt sich mit einem Schmunzeln um ein Vielfaches, was mir ein weiteres Lächeln entlockt. Dieser verführerische Blick fesselt mich. Zieht mich in seinen betörenden schokoladenbraunen Bann. Stück für Stück verfalle ich diesem mir noch völlig unbekannten Mann, der die Wirkung, die er erzeugt, genießt.
Das voll besetzte Café verändert sich. Die Stimmen werden unklarer, leiser, bis sie sich schließlich in einen sachten Wind, der sanft die Blätter eines Baumes durchstreift, verwandeln. Jetzt gibt es nur noch mich und ihn. Dieser kurze Moment gehört ganz uns.
Wieder mustert er mich, beobachtet meine Hände, die mit dem Becher spielen. Ich spüre, wie er mich gedanklich auszieht. Wie sich seine Finger über meinen Körper, auf der Suche nach mehr, ausbreiten. Unter seinem fordernden Blick muss mich zusammenreißen, um die Fassung nicht zu verlieren.
Ich betrachte seine Hand, die um den Becher gelegt ist. Seine Fingernägel zeigen eine perfekte Smile-Linie, und am Rand seines markanten Daumens zeigt sich ein weißer Halbmond. Ich frage mich, wie viel Pflege er seinen Händen widmet, aber noch mehr würde es mich interessieren, wie sich seine perfekt manikürten Finger auf meiner Haut anfühlen würden. Ich neige meinen Kopf zum Becher und schließe kurz die Augen. Mein lockiges Haar legt sich vor mein Gesicht, sodass er mich nicht direkt ansehen kann.
In meiner Vorstellung geht der Film weiter … Ich sehe seine Finger, wie sie meine Oberschenkel streicheln und diese langsam nach oben gleiten. Ein warmes, kribbeliges Gefühl breitet sich über meine Beine aus. Ich blicke auf und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Solche Gedanken kenne ich gar nicht von mir, das ist so gar nicht meine Art. Aber dieser Unbekannte hat etwas an sich, was das alles in mir auslöst.
Ich atme tief durch. Reiß dich zusammen, Sophie! Ist doch nur ein gut aussehender Mann, der dir gegenübersitzt. Kein Grund, nervös zu werden.
Als ich in sein Gesicht blicke, sehe ich, wie er mich betrachtet, und der Ausdruck in seinen Augen ist eindeutig. Er scheint die gleiche Eingebung zu haben wie ich, als müsse er sich ebenfalls zusammenreißen, um keine überstürzten Schritte zu unternehmen.
Mein Verlangen nach mehr drängt regt meine Fantasie weiter an, seine Finger auf den Schenkeln wandern weiter Richtung Mitte, und ehe ich mich versehe, bin ich schon viel zu weit gegangen. Kopfschüttelnd besinne ich mich und stehe auf. Ich schnappe mir meinen Kaffee und schaue ihm direkt in die Augen, während ich an ihm vorbeilaufe. Vor der Theke bleibe ich stehen, krame in meiner Jackentasche nach dem Kleingeld, das ich in dem Glas neben der Kasse als Trinkgeld dalasse.
Mit einem freundlichen Kopfnicken bedankt sich die junge Dame an der Theke, und ich hole mir noch einen letzten verstohlenen Blick.
Wie er mich anlächelt.
Solch eine Aufmerksamkeit von einem Mann hatte ich schon lange nicht mehr.
Das fühlt sich richtig gut an.
Mit einem unglaublichen Freudegefühl im Bauch verlasse ich das Lokal.
Mein Lachen zieht die Blicke der Leute auf sich. Ich genieße jeden Moment. Das warme Kribbeln auf den Beinen breitet sich mit jedem Schritt weiter nach oben aus, bis es schließlich meinen Bauch erreicht und meine Laune noch weiter hebt.
Der Film in meinem Kopf läuft weiter, bis mich die Glockenschläge aus meinem Tagtraum entreißen.
Mir wird bewusst, wie spät es bereits ist, und mit schnellen Schritten laufe ich nach Hause.
Zu Hause angekommen, werde ich mit einem „Hi“ begrüßt.
Mein Mann Alex kommt auf mich zu und gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, auf die Stelle, die sich vor ein paar Minuten wegen eines anderen Mannes errötet hat.
Ich ziehe meine Jacke aus. „Hi, wie war dein Tag?“
„Geht so, immer dasselbe.“ Dann verschwindet er in der Küche.
Ich folge ihm. „Was essen wir zu Abend?“
„Was auch immer du kochen willst, ich schließe mich dir an“, kommt seine Antwort prompt.
War ja klar, dass ich wieder kochen muss. Obwohl du seit Stunden zu Hause bist!
Meine Superlaune verflüchtigt sich. Vielen Dank auch!
Mit unterdrückter Wut gehe ich zum Kühlschrank, schnappe mir einige Zutaten und beginne zu kochen. Der feine Herr setzt sich derweil gemütlich auf die Couch und guckt fern.
Meinen Zorn lasse ich am Gemüse aus. Die Schale reiße ich mit dem Kartoffelschäler förmlich ab, bevor ich die Karotte auf das Brett knalle, um sie zu schneiden. Mit jedem Messerschnitt hämmere ich die Klinge immer fester auf das Brett, sodass Alex aus dem Wohnzimmer fragt, was genau ich da gerade dermaßen malträtiere.
„Pass auf, dass du die Küchenablage nicht auch noch zum Abendessen verarbeitest“, versucht er sich als Komiker.
„Ja, ja du mich auch“, zische ich.
Vergeblich versuche ich mich aufs Kochen zu konzentrieren, doch immer wieder sehe ich ihn vor mir: die braunen Haare, die leicht wirr nach oben stehen. Seine mandelförmigen, braunen Augen, die mich mit dieser überirdischen Anziehungskraft beherrschen. Die meine Gedanken kontrollieren.
Was hat dieser Typ bloß an sich, dass ich wieder an ihn denken muss?
Egal, ich habe jetzt keine Zeit dafür und muss weiterkochen.
Ich konzentriere mich mit aller Macht auf die Zubereitung des Abendessens. Nach einer Weile komme ich mit zwei Tellern aus der Küche.
Beim Abendessen versuche ich Alex` Monolog zu folgen, aber in meinem Kopf beginnt der Film von vorn. Ich sehe mich in diesem Café sitzen. Wie ich ihn beobachte, während er seinen Kaffee genießt ...
„Sophie, hörst du mir zu?“
„Was? Ähm ja, klar sehe ich auch so“, lüge ich in der Hoffnung, er möge mich nicht durchschauen.
„Hast du mir überhaupt zugehört? Hast du ein Wort verstanden, von dem, was ich dir gesagt habe?“, hakt er wütend nach.
„Oh, bitte entschuldige, ich hatte einen schrecklichen Tag. Können wir morgen weiter darüber reden?“, frage ich, während ich aufstehe.
Er sieht mich mit fragendem Blick an. wendet „Na schön.“
Sichtlich von mir enttäuscht, wirft er seine Serviette auf den Tisch und trägt seinen Teller in die Küche.
Ich nehme mein Weinglas und nehme einen letzten großen Schluck.
Alex Teller ächzt regelrecht, als er ihn in die Spüle fallen lässt.
Es ist ganz klar, dass ich mich beim Essen falsch verhalten habe, aber dass er gleich so reagieren muss, verstehe ich jetzt nicht so ganz.
Mit stampfenden Schritten kommt er aus der Küche, bleibt neben mir stehen und sagt: „Ich wünsche dir viel Spaß beim Abwasch.“
Sofort steigt wieder die Wut in mir hoch, aber ich raste jetzt nicht aus, diese Genugtuung werde ich ihm nicht geben. Stattdessen antworte ich mit sarkastischem Unterton: „Vielen Dank, den werde ich ganz bestimmt haben!“, nehme meinen Teller vom Tisch und begebe mich in die Küche, um den Abwasch zu erledigen. Mit jeder Minute, die verstreicht, frage ich mich immer mehr, ob es Alex` schuld oder meine war, dass der Abend heute so verlaufen ist.
Immerhin bin ich es doch, die in Gedanken bei einem anderen Mann ist und ihm nicht zuhört.
Nach getaner Arbeit in der Küche entschließe mich, zu Alex auf die Couch zu gehen, um mich für mein Benehmen zu entschuldigen.
Er sieht sich einen alten Bud Spencer Film an. Ohne Worte zu verlieren, setze ich mich zu ihm, und er legt seinen Kopf auf meinen Schoß.
Gedankenverloren spielen meine Finger mit seinen Haaren, während er sich weiter den Film ansieht. In meinem Kopf läuft derweil eine ganz andere Szene. Ich sehe dunkelbraune Augen, welche sich auf mich niederlegen. Ein Lächeln, das mich mit seiner Lässigkeit zu einem Schmunzeln verführt. Breite Schultern … Reiß dich zusammen, Sophie!
Alex döst derweil langsam ein. Ich schaue zu ihm runter und sehe, wie sich seine Lider immer wieder schließen und er sie dann wieder aufreißt, um nicht einzuschlafen.
„Wollen wir ins Bett?“, frage ich, während meine Finger über seine Stirn fahren.
„Ja, komm, gehen wir.“
Ich mache den Fernseher aus.
Unfähig, zu schlafen, liege ich da, und ein Gedanke nach dem anderen peinigt mich.
Verwirrung und Begehren: Seine mandelförmigen Augen, die mich fixieren. Das süße Lächeln, Lippen, die ich auf meinen ersehne. Die Wärme seines Körpers auf meiner Haut.
Woher kommt das alles jetzt? Begehre ich einen Mann, den ich nicht mal kenne? Und wenn ja, wieso?
„Nein, jetzt reicht's, ich muss schlafen“, flüstere ich, darauf bedacht, Alex nicht aufzuwecken.
Ich schließe meine Augen und drehe mich auf die Seite. Vergeblich versuche ich, Ruhe zu finden. Wälze mich hin und her.
Alex` leises Schnarchen lässt mich keinen Schlaf finden, also kreisen die Gedanken weiter, wie eine tanzende Motte im Licht.
Immer noch verfolgt mich sein fesselnder Blick. Die perfekt geformten Lippen. Der super Knackarsch ... Bis sich mein Kopf langsam abkühlt und ich in meinen ersehnten Schlaf falle.
Am nächsten Morgen macht es sich bemerkbar, dass ich nicht gut geschlafen habe, und dementsprechend ist auch meine Laune.
Meinen Kaffee trinke ich im Stehen. Ich habe nicht sonderlich Lust, zur Arbeit zu gehen.
Aber was sein muss, muss eben sein.
Auf dem Weg zur Arbeit achte ich genau darauf, ob ich diesen heißen Typen rein zufällig wiedersehe, jedoch ohne Erfolg.
Deprimiert gehe ich ins Büro und meiner Arbeit nach.
Nach guten achteinhalb Stunden ist dieser schier endlose Arbeitstag zu Ende.
Auf dem Weg nach Hause kuschle ich mich in meinen Mantel. Laut Wetterprognose sollte das Wetter endlich wieder wärmer werden. Aber weit gefehlt. Der Wind bläst mir die stechend kalte Luft ins Gesicht, sodass ich meine Nase regelrecht in den Schal hineinbohre.
Ein wärmender Tee wäre jetzt genau das Richtige.
Ich laufe zum Café, das sich bei mir um die Ecke befindet.
Wieder zurück an den Ort, wo ich den Mann getroffen habe, der mir letzte Nacht den Schlaf geraubt hat. Von Weitem sehe ich die Lichter des Lokals, die sich beim Näherkommen erhellen und größer erscheinen. Vor der Tür bleibe ich stehen, und Nervosität steigt in mir auf.
Was, wenn er dasitzt, womöglich am selben Tisch wie gestern?
Aufgeregt gehe ich die Stufen rauf und öffne die Tür. Die Stimmen im Lokal, die wirr durcheinander sprechen, lassen mich wissen, dass das Café gut besucht ist.
Ich stelle mich an die Theke und bestelle mir einen Tee zum Mitnehmen. Mein Blick scannt jeden Tisch ab, bereit, Alarm zu schlagen, sobald Mr. Unwiderstehlich in Sicht ist. Mit jedem Tisch, den ich sehe, erhöht mein Puls. Am letzten Tisch angelangt, bleibt das Signal jedoch aus, und eine Woge der Enttäuschung überflutet mich. Ich blicke zu Boden, dann wende ich mich der netten Dame zu, die mir meinen Tee reicht.
Mit gemischten Gefühlen verlasse ich das Lokal und gehe nach Hause.
Dort angekommen, begrüße ich meinen Mann, der zu meinem Erstaunen in der Küche steht und etwas zubereitet.
„Du kochst?“, frage ich mit großen Augen.
„Ah, das... Nein, ich habe mir kurz was Kleines aufgewärmt. Ich dachte, du kochst uns bestimmt was Leckeres zu Abend.“
Wieder verschlechtert sich meine Laune abrupt.
Demotiviert, frustriert und wütend bereite ich das Abendessen zu und kann es kaum erwarten, dass dieser Tag endlich zu Ende geht.
Lieblos richte ich die Teller an, und gemeinsam essen wir zu Abend.
„Na ja, gerade hübsch sieht es nicht aus“, bemerkt er, „aber wenn man Hunger hat, isst man alles.“
Diesem Kommentar begegne ich lediglich mit einem Augenrollen.
Koch das nächste Mal doch selbst.
Wie jeden Abend beginnt Alex über seinen Arbeitstag zu jammern, auch dass es einige Veränderungen im Betrieb geben wird, aber ich höre ihm nicht wirklich zu.
Ich bemühe mich sehr, ihm zu folgen, aber diese Gespräche fangen an mich zu langweilen. Es ist immer dasselbe, viel Gerede um nichts. Immer wieder aufs Neue beteuert er, wie sehr ihn seine Arbeit nicht mehr glücklich mache, und dass er sich eigentlich eine andere Arbeit suchen sollte, aber das ginge ja nicht, weil er und sein Kumpel alles in die Firma gesteckt hätten, bla ...
Ich habe es so satt, immer dasselbe hören zu müssen.
Dann ändere doch endlich was, statt immer nur davon zu jammern!
Kommentarlos lasse ich sein Gerede über mich ergehen und nicke von Zeit zu Zeit, um Interesse vorzutäuschen.
Die nächsten Tage verlaufen immer wieder gleich: Arbeiten. Abendessen zubereiten.
Alex` Lamentieren während des Essens überstehen und dann irgendwann ins Bett fallen und hoffen, die nächsten Tage mögen besser werden als der jetzige. Aber wie es scheint, haben sich die Hoffnung und das Glück gemeinsam auf eine lange Reise begeben und werden so schnell nicht zu mir zurückkehren, denn auch der heutige Abend verläuft wieder gleich. Wie ein Hamster im Rad versuche ich meiner Situation zu entfliehen, jedoch ohne Erfolg. Klar, wie auch? Schließlich trage ich auch nichts zur Veränderung bei, also wie sollte ein Abend anders verlaufen, wenn ich mich der Situation anpasse und mit nichts dagegenhalte?
Die Zeit läuft weiter, und nach einer Woche hat sich wie erwartet weder etwas verändert, noch habe ich wieder einen Gedanken an Mr. Unwiderstehlich verschwendet.
Ich scheine vergessen zu haben, dass ich vor einigen Tagen wie gefesselt von einer Person gewesen bin, die Gefühle in mir geweckt hat, die Alex bis heute nicht mal annähernd auslösen konnte.
Gelangweilt spaziere ich am See entlang und entdecke die Bank, an der ich Alex kennengelernt habe.
In der hintersten Ecke meiner Erinnerung kommt ein Hauch von Glücksgefühlen hervor, der an eine schöne Zeit erinnert. Wenn man jung und unerfahren ist, ist es, als wäre man ein weißes ungeschriebenes Blatt Papier, auf dem so viele Dinge zum ersten Mal zu einem Gedicht aufgetragen werden müssen. So wie die Liebe.
Im Verlauf des Lebens kann man versuchen, weiter so zu lieben, ja, aber es wäre dann, als versuche man auf derselben Stelle, auf der schon zu oft gelöscht, durchgestrichen und neu geschrieben wurde, die Liebe neu zu definieren. Es ist nie wieder dasselbe, als die Feder zum ersten Mal das Pergament berührte.
Gehört das womöglich zu einer langjährigen Beziehung dazu, dass man sich einerseits so aneinander gewöhnt, dass Routine und Langeweile zum Alltag gehören?
Andererseits dann der guten alten Zeit hinterhertrauert, anstatt sich um den anderen zu bemühen?
Ich gehe weiter und passiere wieder das Café, dabei verschwende ich keinen Gedanken mehr an den Mann, der Schuld an meinem jetzigen Dilemma hat.
Andererseits trifft ihn keine Schuld, dass es zwischen Alex und mir nicht mehr läuft.
Zügig gehe ich weiter, überquere die Straße und gehe die Treppe hinauf.
Beim Aufschließen der Tür halte ich kurz inne.
Auf einen weiteren Abend voller Enttäuschungen.
Vertieft in meinem Gedankenstrudel, entgeht mir, dass ich wie ferngesteuert das Abendessen vorbereite. Unbewusst ignoriere ich, dass mich mein Mann mit fragendem Blick ansieht und auf eine Antwort wartet.
„Oh, bitte entschuldige, hast du was gesagt?“, frage ich ihn schon fast mit einem schlechten Gewissen.
„Ich wollte wissen, ob wir am Samstag ins Kino wollen.“
„Ähm ... Ja ... Ja, klar.“
„Ist auch alles in Ordnung bei dir? Du wirkst so abwesend.“
„Nein, alles okay, hab nur gerade etwas Stress bei der Arbeit.“
Wieso lüge ich ihn an, anstatt zu sagen, was mich bedrückt?
Was ist los mit mir?
Nach dem Abendessen entschuldige ich mich und gehe raus an die frische Luft.
Ziellos schlendere ich durch die Straßen, und jeder Schritt, der mich von der Wohnung entfernt, bringt meine innere Ruhe wieder ins Gleichgewicht. Sobald ich alles um mich herum ausblende, vergeht die Zeit wie um Flug.
Das Vibrieren meines Handys in der Jackentasche reißt mich wieder zurück in die Gegenwart und erinnert mich daran, wer ich bin, nämlich die Ehefrau des größten Kontrollfreaks, der auf Erden wandelt. Ein Blick auf das Display bestätigt meine These.
Alex: Schatz, komm bald nach Hause, ich vermisse Dich.
So eine Klette, lass mich doch einen Moment durchatmen!
Ich schlendere von einem Schaufenster zum anderen und lasse mich wieder von meiner Ruhe umgeben, bis ein Pub meine Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Mein Unterbewusstsein zwingt mich regelrecht, da reinzugehen.
Soll ich wirklich rein, ganz allein? Sieht doch armselig aus, eine Frau ohne Begleitung in einer Kneipe.
Aber mein Innerstes will da rein. Immer noch besser als zurück nach Hause zu kehren und dem Geschwafel von Alex ausgesetzt zu sein. Also ziehe ich die Tür auf und betrete den kleinen Gang. Ein dicker roter Vorhang, der von beiden Seiten bis zur Mitte zugezogen ist, trennt die Garderobe von der Bar. Dahinter erklingt die markante Stimme von Brian Johnson, der vollen Hingabe den Song Thunderstruck aus tiefster Seele von sich gibt.
Langsam schiebe ich den Vorhang auf, gehe einige Schritte und bleibe einen Moment stehen.
Die Anzahl der Gäste ist um diese Uhrzeit überschaubar. Umso verwunderlicher ist es, wie eingenebelt es hier drin ist. Der penetrante Geruch von Nikotin steigt in mir in die Nase, sodass ich versucht bin, auf dem Absatz kehrtzumachen. Ich entschiede mich jedoch, zu bleiben, und suche mir einen Platz in der Nische gleich beim Eingang.
Meine Jacke lege ich neben mich auf die halbrunde rote Lederbank und lasse meinen Blick durch das Lokal schweifen.
Das dumpfe Licht der Straßenlaterne und die Kerzen auf den Tischen reflektieren die kleinen Staubkörner, die in dem grau-blauen Nebel herumtanzen.
Mein verkniffener Gesichtsausdruck zeigt eindeutig meine Abneigung dem Rauch gegenüber, der sich hier drin durchzieht und sich lediglich beim Öffnen der Tür verflüchtigt.
Mein Blick wandert von der Eingangstür zur Bar rüber, dann auf die Tische in der Kneipe. Es scheint weder ein Konzept noch eine Logik dahinterzustecken, in der die Plätze aufgestellt wurden. Mein Blick wandert weiter bis zum Tisch neben mir, da höre ich von der gegenüberliegenden Ecke der Bar eine tiefe, sexy Stimme.
Ungläubig, ob ich mir womöglich nur einbilde, ein bekanntes Gesicht zu sehen, schärfe ich meine Sinne, lehne mich nach vorn und versuche in der spärlich ausgeleuchteten Ecke das Gesicht einzuordnen. Und da sind sie wieder, zu einem Lächeln gezogenen vollen Lippen, mandelförmige Augen, die die Zeit stehen bleiben lassen.
Augenblicklich ziert ein verlegenes Lächeln mein Gesicht, und die Röte, die mir ins Gesicht schießt, bringen meine Wangen zum Glühen.
Als mir bewusst wird, dass er mich wahrscheinlich ebenfalls entdeckt hat, beginnt mein Herz zu rasen.
Oh Gott, ich muss hier raus!
In die Ecke gedrängt, will ich mich von der Bank heben, da kommt die Bedienung zu meinem Tisch und fragt, was ich trinken möchte.
„Ähm ... ein Glas ... Mineralwasser, bitte.“
„Sehr gerne“, antwortet sie mit einem Lächeln und geht wieder.
In der Zwischenzeit ist der süße Kerl auch schon an meinem Tisch angelangt.
Mit offenem Mund mustere ich ihn von oben bis unten. Heute Abend trägt er ein dunkelblaues Sakko mit der farblich passenden Anzughose und dazu ein weißes Hemd. Die dunkelblaue Krawatte ist zu einem raffinierten Kreuzknoten geknüpft.
Sehr anspruchsvoll, Mr. Sexy. Etwas zu förmlich für eine Bar. Womöglich ist er in einer Führungsposition und hatte noch im Büro etwas zu tun.
Ich schaue ihm in die Augen, und die Zeit scheint still zu stehen.
Mit seiner tiefen Stimme sagt er: „Guten Abend. Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?“
Dabei wippt er, mit den Händen in den Hosentaschen, leicht vor und zurück. „Es sein denn, Sie wollen lieber allein sein …“ Leise sage ich: „Nein, bitte setzen Sie sich“, räuspere und setze mich aufrecht hin.
Erfreut nimmt er neben mir Platz, während ich hoffe, dass er meine Aufregung nicht spüren kann.
„Sind wir uns nicht letztens in diesem kleinen Café begegnet?“, fragt er schmunzelnd.
Positiv überrascht darüber, dass er sich an mich erinnert antworte ich: „Ach, das wissen Sie noch?“
Und ich dachte immer, ich sei unscheinbar und man würde sich nur an mich erinnern, wenn ich in meiner Ungeschicklichkeit was anstelle.
Mein Lächeln verrät mich, und ich weiß, dass er mich durchschaut hat.
„Ich habe Sie sofort erkannt, als Sie zur Tür reingekommen sind.“
Gott, diese Stimme.
Junge, bist du heiß.
„Ich habe gehofft, Sie wiederzutreffen“, fügt er mit verführerischer Stimme hinzu.
Erfreut über seine Aussage, lächle ich ihn an, schaue ihm tief in seine funkelnden Augen und sage: „Ach ja?“
Nickend nähert er sich mir und zieht eine Augenbraue nach oben.
Ich liebe es, wenn Männer das tun. Einfach unwiderstehlich, dieser Blick!
Sofort schaudert es mich bei diesem Geständnis, und ich ziehe reflexartig meine Ärmel über die Hände.
In diesem Augenblick berühren sich unsere Finger einen Augenblick zu lang, und ich spüre, wie sich seine Wärme unverzüglich auf meine Hände überträgt. Mit einem Schmunzeln versuche ich das Gefühl, das in mir hochkommt, zu unterdrücken, aber seine Ausstrahlung löst die sexuelle Spannung überhaupt nicht, im Gegenteil, sein Lächeln scheint meine Lust erst recht zu entfachen, und das kleine Teufelchen in meinem Kopf, zeigt sein wahres Gesicht. Los, küss ihn!
Während sich meine Lippen öffnen, erhöht sich mein Herzschlag, was meine Wangen weiter zum Erröten bringt.
Seine Augen funkeln vor Verlangen. Nichts als ein kleines Leuchten. So unscheinbar.
So bedeutungslos, könnte man meinen. Für mich jedoch ist es eine Bestätigung, dass wir in diesem Augenblick ein und dasselbe fühlen.
Ich spüre, wie mein Blut die Adern durchströmt und mein Verlangen nach seinen vollen Lippen steigt. Diesem starken Gefühl kann ich mich nicht widersetzen.
Mein Oberkörper drängt sich ihm entgegen, wie in Zeitlupe bewege ich mich nach vorne. Nach und nach lässt auch er den Abstand zwischen uns kleiner werden. Der Duft seines Aftershaves betört mich. Ich liebe den Geruch von Sandelholz mit einem Hauch von Kirsche.
Während sich mein Blick zu seinen Lippen senkt, erhöht sich mein Puls und beschleunigt sich weiter, als sich seine Lippen langsam öffnen.
Ich halte inne. Ich atme seinen Duft tief ein, während sich seine Wärme mir entgegen drängt.
Mir ist bewusst, dass sich unsere Lippen gleich zum ersten Mal berühren werden.
Mein Herz schlägt fester gegen meine Brust, und mein Innerstes zerreißt es beinahe, als ich seine Hand an meinem Arm spüre.
Oh Gott, gleich werden sich seine Lippen auf meine legen.
„Ihr Wasser, bitte sehr“, erklingt die Stimme der Bedienung, die unseren Moment damit zerstört.
Nein, so eine verdammte Scheiße, wieso gerade jetzt?
Ich bedanke mich, innerlich jedoch verfluche ich sie.
Unverzüglich suche ich erneut Kontakt zu seinen braunen Augen, die mich mit diesem Glanz ansehen, und wieder bin ich hin und weg.
Tief einatmend, lächle ich ihm zu.
Auf einmal schießt mir ein Gedanke durch den Kopf, und mir wird bewusst, dass ich kein Teenie mehr bin, der gerade seinen ersten Kuss bekommt. Alex! Der zu Hause sitzt und sich wo möglich Sorgen um mich macht, wo ich denn so lange bleibe.
Erschrocken sehe ich in sein fragendes Gesicht und sage: „Ich … Ich muss gehen, tut mir leid!“ Und während ich aufstehe, krame ich mein Portemonnaie in meiner Tasche hervor und schmeiße das Geld, regelrecht auf den Tisch.
Mit großen Augen sieht er mir zu, wie ich aus dem Lokal stürme. Weit weg höre ich ihn etwas sagen, ich verstehe jedoch kein Wort davon.
Ich laufe weiter und schimpfe laut mit mir selbst. „Was habe ich mir nur dabei gedacht! Und was soll das Verlangen, ihn zu küssen! Ich kenne diesen Kerl nicht einmal.“
Wütend auf mich selbst und mit einem unermesslich schlechten Gewissen betrete ich die Wohnung, wo ich mit einem warmherzigen „Hey, wie war`s an der frischen Luft?“ empfangen werde.
Mit einem Nicken ziehe ich die Jacke aus und verschwinde in Windeseile ins Bad.
„Was hast du getan? Wie konntest du es denn nur so weit kommen lassen?“, flüstere ich in den Spiegel, während ich mir das Gesicht wasche. Obwohl noch gar nichts passiert ist, fühle ich mich ganz schlecht.
Wenige Minuten später verlasse ich mit einem Seufzer das Bad und flüchte mich in Alex' warmen Arme, wo ich einfach nur alles vergessen will, was gerade passiert ist.
Ich schaue ihm tief in die Augen und fange an, ihn sanft zu küssen. Er scheint sich über meine Aktion zu freuen, denn er antwortet mir mit stürmischen Küssen und weckt in mir das Verlangen, weiterzumachen. Ich will mehr! Und das gebe ich ihm auch unmissverständlich zu verstehen.
Seine immer größer werdende Erregung zeigt mir wiederum seine Bereitschaft.
Hastig öffne ich seinen Gurt samt Knopf der Hose.
Unter wilden Küssen befreit er sich vom Shirt, zieht mich auf seinen Schoß und öffnet mir die Bluse.
Seine Hände fahren mir über die nackte Haut und hinterlassen eine Gänsehaut. Mein Puls erhöht sich, mein Atem wird flach, und ehe ich mich versehe, habe ich nur noch meine High Heels an.
Die Tatsache, dass er mich so schnell auf Kurs gebracht hat, entfacht in mir ein Feuer, was schon lange erloschen war. Mein Körper brennt förmlich vor Lust.
Mit einem tiefen Blick in seine Augen sage ich: „Ich will dich jetzt und hier“, und kaum haben diese Worte meine Lippen verlassen, spüre ich schon, wie er sanft in mich gleitet. Mit jedem Zentimeter steigt meine Lust ins Unermessliche.
Sanft berührt er meinen Hals, während die andere runter zu meiner Brust fährt.
Liebevoll küsst und massiert er diese und streichelt dabei meine harten Nippel.
Normalerweise liebe ich es, wenn er zärtlich ist, nur heute brauche ich was anderes als liebevoll und zart. Ich war böse und muss dafür bestraft werden!
„Alex ... gib`s mir richtig“, befehle ich schon fast.
Schwer atmend antwortet er: „Kannst du haben.“
Aber seine Bewegungen werden weder schneller noch spüre ich Härte in seinem Tun.
Enttäuscht mache ich weiter, und jedem Gedanken, der mich abzulenken versucht, will ich jetzt einfach keine Beachtung schenken. Fester bestimme ich das Tempo, bis sein Atem schneller wird. Auf einmal stößt er fester zu. Überrascht davon, passe ich mich seinem Rhythmus an, bis ich meinen Höhepunkt erreiche. Nach einigen Bewegungen erreicht Alex ebenfalls das Gesegnete und lockert seinen Griff nach und nach.
Ich habe zwar meinen Höhepunkt erreicht, aber voll und ganz befriedigt bin ich noch lange nicht.
Nach meinem Orgasmus meldet sich mein schlechtes Gewissen.
Schlagartig wird mir bewusst, was ich getan habe. Nicht nur dass ich heute beinahe einen anderen Mann geküsst hätte, jetzt versuche ich, meine Gewissensqual mit Sex zu besänftigen.
Heute bin ich mit meiner besten Freundin verabredet.
Lisa ist eine Frau, die genau weiß, was sie will, und steuert ihr Leben in diese Zielrichtung. Ich bewundere ihren Ehrgeiz. Ihre Stärke, sich bei allem durchzusetzen.
Sie wäre eine perfekte Vorgesetzte. Stets korrekt und freundlich gegenüber ihren Angestellten, aber bestimmend und fordernd, um die Interessen der Firma zu vertreten. Schon als wir zusammenwohnten, hat sie mich immer wieder geschult und mich auf ein bevorstehendes Bewerbungsgespräch vorbereitet. Sie sagte mir immer: „Jeder von uns muss arbeiten, um sich sein Lebensunterhalt zu verdienen, aber niemand sollte sich unter Wert verkaufen.“
Ich liebe sie dafür, wie sie ist. Immer ehrlich und sagt, was ihr nicht passt. Obwohl sie mir gegenüber immer versucht, nicht ganz so streng zu sein, bekomme auch ich mein Fett bei ihr weg. Was mir sicherlich nicht schadet. Oftmals nimmt sie sich zurück, obwohl es ihr auf der Zunge brennt.
Wir sitzen gemeinsam in einem gemütlichen Café am Rande der Stadt.
Ausgelassen erzählt sie mir, was sie so getrieben hat, „Ich war gestern Abend im Kino.“
„Uuhhh, du hattest also ein Date“, unterbreche ich sie.
„Nein. Ich war allein im Kino.“
Mit offenem Mund sehe ich sie an. „Du gehst allein ins Kino?“
„Na ja, da ich endlich diesen Horrorfilm sehen wollte und ich weiß, wie wenig du mit dieser Art von Filmen etwas anfangen kannst, war ich allein, ja.“
„Hast du dich danach nicht gefürchtet, allein nach Hause zu gehen?“
„Nein, denn siehst du, das ist der Unterschied zwischen uns beiden. Ich weiß, dass das nur ein Film ist und nichts Reales dran ist, während du dir einbildest, der Zuschauer würde sich, indem er sich diesen Film anschaut, über die Angst lustig machen und somit das nächste Ziel für den Tod wäre.“
„Ich weiß, es klingt irgendwie kindisch und nicht von dieser Welt, aber ich kann nach einem Horrorstreifen wochenlang nicht mehr ruhig schlafen und sehe in jedem Schatten ein Monster, das mit seinen langen, toten Finger nach mir greifen will.“
Ich schüttele mich, „Können wir jetzt bitte das Thema wechseln?“, bitte ich sie.
„Sicher doch“, schmunzelt sie. „Weichei“, flüstert sie.
Ich sehe ihr strahlendes Lächeln, und es erfüllt mich mit Freude, sie so glücklich zu sehen, „Du scheinst sehr zufrieden zu sein.“
„Ja das bin ich. Ich dachte, nach der Trennung vor fünf Monaten könnte ich nie wieder lächeln ... Aber sieh mich an, ich kann es doch“, vor Freude reißt sie die Arme auseinander und strahlt bis über beide Ohren.
Das war eine harte Zeit für Lisa. Er war ihre große Liebe, und sie hätte alles für ihn getan.
Er jedoch hat sich entschieden, sein ganzes Leben seiner Karriere zu widmen, und gegen Ende der Beziehung sah er in ihr lediglich nur noch eine harte Konkurrenz, die zwischen ihm und dem Platz im Vorstand stand, als er sich eingestehen musste, dass er nicht mal ansatzweise diesen Job bekäme, solange Lisa ihre Stelle mit ihrer Leidenschaft ausüben wird. Da sah er sich „gezwungen“, mit der Eigentümerin der Firma zu schlafen. Kurzum, er hatte seine Beziehung geschrotet für nichts, denn einen knappen Monat nachdem er seinen langersehnten Job bekommen hatte, lief alles aus dem Ruder, und er wurde entlassen. Er verließ das Büro mit geknicktem Ego und verschwand von heute auf Morgen aus der Stadt und aus Lisas Leben.
Ich rate ihm, nie wieder zurückzukehren, denn sollte ich ihm begegnen, dann werde ich ihn eigenhändig zu den Fischen schlafen legen!
„Es freut mich sehr. Um ehrlich zu sein, beneide ich dich etwas“, und als diese Worte meinen Mund verlassen, spüre ich einen Funken von Abneigung Alex gegenüber.
„Warum solltest du mich beneiden? Du bist glücklich verheiratet mit Alex, und in deinem Job läuft es besser denn je ... Oder?“, mustert mich mit einem fragenden Blick und scheint erst jetzt zu merken, dass mich etwas bedrückt.
Mein Neid ihr gegenüber, dass sie niemandem Rechenschaft schuldet und alles tun und lassen kann, wie sie will, lässt mir einen Kloß im Hals entstehen.
Ich räuspere mich und rutsche auf meinem Sitz nach oben.
Sanft streichelt sie meinem Arm. „Hey, was ist denn los? Hast du dich mit Alex gezofft?“
„Du wirst nicht glauben, was ich getan habe.“
Mit großen Augen sieht sie mich an, und ich sehe, welche Gedanken ihr im Kopf schwirren. „Was hast du getan?“
„Oh nein, nicht das, was du denkst.“
Tief einatmend sammle ich mich und beginne zu erzählen. „Ich war letztens in diesem süßen kleinen Café bei mir um die Ecke, und da hatte ich eine Begegnung mit einem Mann.“
Immer noch fragend sieht sie mich an. „Eine Begegnung?“
„Ja“, ich nähere mich ihr und sehe ihr tief in die Augen, die vor Neugier funkeln, „und seitdem geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Überall wo ich hingehe, suche ich seine Augen in der Menschenmenge, und wenn jemand meinen Namen ruft, wünsche ich mir, er wäre es, was völlig unlogisch ist, weil er meinen Namen gar nicht kennt“
„Du machst dich verrückt und mich gleich mit“, erleichtert atmet sie aus, „ich dachte schon, du hättest eine Affäre angefangen und fragst mich um Rat.“
„Na ja.“
„Du hast doch eine Affäre“, flüstert sie wütend.
„Was? Nein!“, zische ich leise zurück. „Eigentlich war es ganz harmlos. Er setzte sich mir gegenüber. Haben einander gemustert ... Vielmehr hat er mich mit seinem Blick hypnotisiert. Mit jeder Sekunde, die ich in seine unwiderstehlichen Mandelaugen sah, stieg ein Gefühl in mir auf, das längst in Vergessenheit geraten war.“
„Wow, der muss ja unglaublich sein.“
Verträumt wende ich meinen Blick ab. „Ja das ist er.“
Erfreut lächelt sie mir zu.
„Das ist aber noch nicht alles“, gestehe ich.
„Da kommt noch mehr?“
Mein Nicken bestätigt ihre Ahnung, „Ich war in einem Pub. Allein ... Und als ich so in Gedanken war, da hörte ich eine Stimme, die mich aufhorchen ließ.“
„Lass mich raten.“
Nickend bestätige ich ihr: „Wieder diese Augen. Das Lächeln. Da war ich wieder eine Gefangene von diesem einnehmenden Gefühl. Als er sich zu mir setzte, spürte ich diese Anziehung.“
Mit ernster Miene sehe ich in ihre Augen, die vor Spannung glühen, dann wende ich meinen Blick kurz über meine linke Schulter und sage. „Ich wollte ihn küssen.“
Ihre Kinnlade fällt nach unten. „Du wolltest ihn küssen?“
Kopfnickend bestätige ich es erneut.
„Mein Oberkörper drängte sich nach vorne, während er sich mir näherte. Ich spürte seine Wärme, roch sein Aftershave, und mein Verlangen, ihn zu küssen, stieg ins Unermessliche“, schildere ich verträumt. «Es überwältigte mich einfach. Ich weiss es klingt nicht normal, und dennoch wollte ich ihn einfach nur küssen.»
„Ja, und dann?“, drängt sie ungeduldig.
„Dann hat uns die Bedienung unterbrochen ... Zum Glück. Dann, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, bin ich nach Hause, und da angekommen, habe ich, keine Ahnung, warum, ob es wegen des schlechten Gewissens war oder um mich selbst zu bestrafen, mit Alex geschlafen. Und obwohl es gut war, hätte ich mich danach am liebsten übergeben. Seitdem bin ich mir in vielem nicht mehr sicher, was Alex betrifft. Keine Ahnung, was ich jetzt mit all dem anfangen soll.“
„Wow, und ich dachte, der Horrorfilm sei gruselig gewesen, aber du, du verursachst mir gerade eine Gänsehaut“, dann prustet sie los: „Schwierige Situation. Immerhin bist du verheiratet.“
„Ich weiß, das macht es noch komplizierter.“
„Was die Sache mit dem Sex betrifft, denke ich, dass du es getan hast, weil du die Beziehung mit Alex nicht einfach so in den Wind schießen willst.“
„Ja, kann schon sein.“
„Oder, der Typ in der Bar hat dich so heiß gemacht, dass du einfach nur vögeln wolltest, egal wen.“
Mit einer Schnute sehe ich sie an. „Wirklich? So schätzt du mich ein?“
Obwohl ihre Vermutung wahrscheinlich nicht mal so daneben ist.
Ihre Fingernägel klopfen nervös auf den Tisch, dann sagt sie: „Sieh mal, ihr seid schon eine Weile zusammen, da ist es doch normal, dass sich die Routine in den Alltag eingeschlichen hat. Da kommt ein Flirt mit einem anderen Mann einem Abenteuer gleich.“
„Kann schon sein aber, sich einem fremden Mann so hingezogen zu fühlen, finde ich schon etwas heftig.“
Prüfend sieht sie mich an. „Ja, schon, aber wenn man sich in einer Beziehung nicht umeinander bemüht, sucht man sich die Bestätigung woanders.“
„Du weißt gar nicht, wie gut du es hast, weil du frei bist. Immerhin kannst du machen, was du willst … Du steckst nicht in der Falle.“
Schockiert sieht sie mich an. „So fühlst du dich? Wie eine Gefangene?“
„Keine Ahnung … Manchmal, in letzter Zeit … Irgendwie schon, ja.“
Wieder sehe ich sie an. „Ich meine nur, du hast die Wahl.“
„Aber die hast du doch auch“, beharrt sie.
Nachdenklich lege ich meine Stirn in Falten.
Stimmt das? Hat sie recht? Habe ich eine Wahl?
Liebevoll tröstet sie mich: „Du verdienst es, jemanden zu haben, mit dem du gerne zusammen bist. Der dich liebt, auch dann, wenn du dich selbst hasst.“
In ihrem Blick erkenne ich, wie sie einen Gedanken hat, jedoch nicht weiß, wie sie diesen ansprechen soll.
„Spuck es schon aus“, fordere ich.
„Liebst du denn Alex immer noch von ganzem Herzen?“
Wie ein Messerstich fühlt sich diese Frage an, und vor meinem geistigen Auge sehe ich mein Herz bluten.
Ob ich Alex noch liebe?
In diesem Moment beginnt das Chaos in meinem Kopf, sich mit meinen Gefühlen zu vermischen, und eine gefährliche Mixtur braut sich zusammen.
Was soll die Frage?
Und als ich so darüber nachdenke, werde ich stetig unsicherer, ob sich meine Liebe für Alex verändert hat oder nicht.
Kopfschüttelnd sehe ich sie an. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.“
Verlegen sehen wir uns an. Schon fast peinlich, wissen wir beide nicht, was wir jetzt sagen sollen.
Wir analysieren das Ganze mehrmals, und immer wieder lande ich mit meiner Erzählung bei dem knackigen Hintern und dieser Stimme, bei der es mir immer wieder heiß den Rücken runter läuft.
Ohne eine Lösung zu sehen, greife ich nach meiner Jacke. „Ich muss hier raus. Ich ruf dich später an“, verspreche ich ihr und verlasse das Lokal.
Auf dem Weg ins Städtchen höre ich noch immer Lisas Worte in den Ohren. Liebst du ihn denn immer noch von ganzem Herzen?
Je mehr ich über diese Worte nachdenke, desto mehr krümmt sich mir der Magen.
Was wenn ich ihn wirklich nicht mehr liebe? Was wenn ich mich entscheide zu gehen?
War die ganze Beziehung für nichts? Soll ich bleiben, und hoffen, dass sich alles wieder einrenkt?
Und da ist es wieder, das Lächeln, das mich in seinen Bann zieht, mich zum Lächeln bringt und meine Gedanken beherrscht.
Diese Stimme, bei der sich meine Nacken Haare stellen und ich eine Gänsehaut bekomme.
Ich muss ihn wiedersehen! Es ist ja auch nichts Schlimmes dabei, sich mit jemandem zu unterhalten, den man noch nicht kennt.
Jetzt rede ich mir das Ganze auch noch schön.
Ich bin in meinen Gedanken so vertieft, dass ich die Zeit vergesse. Ein Blick auf die Uhr bringt mich auf den Boden der Tatsachen zurück.
„So ein Mist, ich komme zu spät zu meiner Verabredung mit Alex!“
Soll ich wirklich hin, oder soll ich mich mit einer Entschuldigung rausreden und zu Hause auf ihn warten? Nein, besser nicht, da er sonst wieder reden will, da gehe ich lieber ins Kino, da müssen wir nicht miteinander sprechen.
Unverzüglich mache ich mich auf dem Weg ins Kino und schaffe es gerade noch, bevor der Film anfängt.
Alex steht bereits vor dem Eingang. In seinem Lächeln sehe ich, wie sehr er sich auf diesen Abend freut, „Hi, mein Schatz, ich dachte schon, du kommst nicht.“
Ja, das wollte ich auch nicht, aber jetzt bin ich ja da.
„Hi, ja, musste mich beeilen, entschuldige bitte.“
Und während ich ihm das etwas hektisch sage, gebe ich ihm einen Kuss.
„Aha? Wo warst du denn?“, fragt er mich mit gerunzelter Stirn.
Und schon geht das Verhör los!
„Ich war mit Lisa etwas trinken und habe dabei völlig die Zeit vergessen“, antworte ich.
„Wo habt ihr euch denn getroffen und wann?“
Echt jetzt? So genau willst du es wissen?
„Wir haben uns vor einigen Stunden im kleinen Café am Stadtrand getroffen.“
„Aha“, er senkt den Kopf, und seine Stimme klingt wehmütig. „Warum sprichst du mit ihr und lässt mich außen vor? Bin ich der Grund, warum ihr so lange im Gespräch verwickelt wart?“
„Was? Nein! Ich habe Lisa seit Tagen nicht mehr gesehen, da ist es doch normal, dass wir uns die Seele rausquatschen, was denkst du wieder?“
Noch immer sieht er mich mit seinen Welpen Augen an. „Ganz ehrlich? Ich dachte, weil du in letzter Zeit mir gegenüber so abwesend bist, hättest du mich heute vergessen und mich hier stehen lassen.“
Er sieht mich wie ein angeschossenes Reh an und hält dabei meine Hand ganz fest.
„Wie könnte ich nur unseren Abend vergessen? Ich freue mich auch schon richtig auf den Film“, lüge ich und halte meine Hand an seiner Wange, in der Hoffnung, ihn damit zu besänftigen.
Immer wieder dieselbe Opfermasche. Der kleine Alex, der sich wie immer im Stich gelassen fühlt und in jedem Tun eine Intrige gegen sich sieht.
Hand in Hand gehen wir rein, holen uns Popcorn und setzen uns dann auf unsere Plätze.
Das Ganze kommt mir surreal vor, als wäre ich gefangen in einem anderen Körper und müsste, um die Tarnung aufrechtzuerhalten, diesem albernen Kinobesuch mit Alex beiwohnen.
Die Lichter gehen aus, und die Leinwand zeigt die üblichen Werbespots, ehe der Film anfängt.
Ich bekomme einen Kuss von Alex. „Viel Vergnügen, Süße.“
„Danke dir auch“, antworte ich wie vorprogrammiert.
Die Leinwand verdunkelt sich, und die Filmmusik spielt das Intro. Den ganzen Film hindurch versuche ich vergebens, die Gedanken in meinem Kopf zu verdrängen. Auch Lisas Stimme lässt sich nicht mit einem wütenden Befehl ersticken, und der Gedankenkreis beginnt erneut von vorne. Während Alex neben mir ausgelassen über die Komödie lacht, werde ich von funkelnden, braunen Augen heimgesucht, die mein Begehren entfachen.
Wie in Trance lasse ich mich von meinen Gedanken, in die Welt von Mr. Sexy entführen. Mit dem Blick zur Leinwand gerichtet, scheine ich für Alex, physisch gesehen, da zu sein, aber gedanklich ... Da bin ich bei einem anderen Mann, dessen Blick mich alles rundherum vergessen lässt und einem Lächeln, das mich mitreißt, ebenfalls zu grinsen. Kurz sammle ich mich wieder und versuche mich daran zu erinnern, wann mich Alex das letzte Mal zum Lächeln gebracht hat. Mit Sicherheit hat mir Alex zu Anfang unserer Ehe alles bedeutet, und ich hatte auch das starke Verlangen, immerzu an ihn zu denken – aber heute? Heute sieht es eher so aus, als hätte sich einiges verändert, nur wollte ich es nicht sehen. Mein Innerstes versucht, sich diesem zu widersetzen, und sucht nach einer Erklärung, damit unsere Ehe nicht zu scheitern droht.
Aber sollte eine Ehe tatsächlich so laufen, dass zu Beginn der Beziehung alles zu gelingen scheint und jedes Problem gemeinsam ohne Weiteres gelöst wird, jedoch so, wie sich die Zeit verändert, sich auch das Paar verändert? Was sich noch vor geraumer Zeit unsterblich zu lieben schien, heute nur noch nebeneinander her lebt und nicht sieht, wie sich der andere entwickelt hat?
Liegt es womöglich daran, dass unser Altersunterschied von fast 10 Jahren uns jetzt zum Verhängnis wird?
Vielleicht passt es heute nicht mehr so zusammen wie zu Anfang unserer Beziehung.
Wie kann es sein, dass ich mir meiner Gefühle Alex gegenüber nicht mehr sicher bin, bloß wegen eines scheinbar harmlosen Flirts mit einem anderen Mann? Das kann doch nicht möglich sein.
Aus Angst, mein Kopf könnte demnächst mit meinen Gefühlen eine Auseinandersetzung anfangen, versuche ich mich auf den Film zu konzentrieren.
Nicht, dass Alex noch misstrauischer wird, wenn ich nicht die passende Antwort zu seinen Fragen zum Film gebe.
Nach dem Kino gehen wir am See entlang spazieren, an dem See, wo alles begann. Ich sehe alles vor mir, als wenn es gestern gewesen wäre: Ich saß auf der Bank und war etwas deprimiert, weil ich den Job in einer anderen Stadt nicht bekommen hatte.
„Ich war denen wahrscheinlich zu trampelig“, redete ich mit mir selbst und machte dabei Fratzen. „Verstehe ich völlig, ich bin manchmal auch ein ungeschicktes Landei.“
Und als ich in Gedanken um diesen Job trauerte, lief Alex an der Bank vorbei, setzte sich dann neben mich, sah mich an und fragte ganz lieb: „Warum denn so traurig?“
Ich sah ihn mit großen Augen an und sagte: „Weil ich ein Trampeltier bin, dem einfach nichts gelingen will.“
Tränen schossen mir in die Augen. Er stand auf, ging vor mir in die Hocke, nahm meine Wange in seine Hand, sah mich mit einem Lächeln an und begann mit mir zu reden.
„Ich sage dir jetzt, was Pech ist.“ Er erzählte mir von seinem schlimmsten Tag, als er seine Schwester verlor. Ich hörte ihm zu, diesem mir zu diesem Zeitpunkt völlig fremden Mann. Damals hatte er noch kein einziges graues Haar. Keine Falten um die Augen, und auch sonst wirkte er viel athletischer als heute. Wie ein Schwamm sog ich alles auf.
Wir unterhielten uns einige Stunden und verabredeten uns noch am selben Abend zu unserem ersten Date. Damals waren wir so richtig ineinander verschossen. Obwohl mich einige in meinem Umfeld zu warnen versuchten, weil er um einige Jahre älter ist als ich, ging ich zu diesem Date.
Bei dem Gedanken wird mir ganz warm ums Herz. Ich atme tief durch und schaue zu Alex, der mich an der Hand hält.
Auf dem Rückweg scheint ihn etwas zu beschäftigen. Ich will ihn gerade darauf ansprechen, da bleibt er plötzlich stehen, sieht mir in die Augen und fragt: „Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist? Ich spüre, dass dich etwas beschäftigt. Du weißt, du kannst mir alles sagen.“
In diesem Augenblick schießen mir wieder Lisas Worte durch den Kopf.
Für eine Sekunde schließe ich meine Augen, verdränge diesen Gedanken und schaue wieder zu Alex.
Am liebsten würde ich ihm alles sagen, nur was soll ich ihm schon sagen? Dass ich mir nicht sicher bin, ob ich ihn noch von ganzem Herzen liebe? Oder dass ich nicht weiß, ob ich diese Beziehung noch will? Dass er sich verändert hat und ich mich von ihm erstickt fühle? Nein.
„Es ist alles in Ordnung, ich habe bei der Arbeit so viel zu tun, und meine Verantwortung in meiner Position verlangt gut überlegte Entscheidungen, daher bin ich mit meinen Gedanken woanders. Ich will nicht, dass du das Gefühl hast, es liegt an dir.“
Ich gebe ihm einen langen Kuss, und somit ist das Thema vorerst beendet.
Das Wochenende verlief sehr aufreibend, und ich habe immer mehr das Gefühl, dass sich zwischen mir und Alex etwas verändert hat. Vielleicht haben sich nur meine Gefühle für ihn verändert. Erstaunlich, was ein Flirt – oder wie man das immer bezeichnen will, was zwischen mir und diesem Unbekannten geschehen ist – alles auslösen kann.
Ich denke, jetzt ist es Zeit, dass ich mir klarmachen muss, was ich will.
Voller Tatendrang begebe ich mich ins Café, in der Hoffnung, Mr. Sexy wiederzutreffen.
Aufgeregt bestelle ich mir einen grünen Tee und setze mich ans Fenster.
Die wenigen Gäste sind in ihre Gespräche verwickelt, und sowohl die Ruhe hier als auch die Hektik auf der Straße machen das Warten unerträglich.
Mein Blick durchstreift die Menschenmenge draußen, um ihn endlich zu finden.
Nach einer guten Stunde gebe ich die Hoffnung auf ein Wiedersehen auf und verlasse das Café.