Der Mythos. Eine wahnsinnige Vorlesung.
Das Buch ist biographisch, als auch wissenschaftlich motiviert und erzählt von der letzten möglichen öffentlich gemachten Vorlesung einer bedeutenden sowjetischen Kulturforscherin Sophia Zalmanovna Aggranovitsch. Die stilistische Ausführung des Werks, das unorthodoxe exzentrische Layout wollen klassisch in einer Art Entsprechung von Form und Inhalt der Wissenschaftlerin Tribut zollen. Inhaltlich wurden die Sachverhalte der Vorlesungen von Aggranowitsch wesentlich erweitert und selbstständig systematisiert, stellen also unsere eigene Leistung dar.
Den wissenschaftlichen Apparat einzufügen war ganz unsere Initiative.
Wir hatten auch zum Ziel, die Person der Wissenschaftlerin, ihre Verve und Kolorit einzufangen, diese Exzentrizität aber sowohl dem akademischen, wie auch einem breiteren Publikum zur Verfügeng zu stellen.
Die „Assistenzfiguren“ und Orte sind zum Teil frei erfunden.
Wir bedanken uns ausdrücklich bei der Rektorin der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Samara für die freundliche Genehmigung, die Verdienste von Sophia Aggranovitsch würdevoll darzustellen.
1. Auflage 2021
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
© 2021 Ewgenij Naschpitz-Tumarkin
Herstellung und Verlag: BoD- Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7543-6261-7
In einem Irrenhaus (unser Irrenhaus, um genauer zu sein) unweit der Stadt H. wurde eine sechzigjährige Frau freiwillig eingewiesen, welche von sich behauptete, die Weisheit zu sein. Sie sprach in mehreren Stimmen, behandelte viele Sachverhalte, die sich teilweise logisch widersprachen, richtete sich an verschiedene Personen und gab den Anschein, sie würde mit einem Kreis von Menschen sprechen, sie beim Namen zu kennen und mit ihnen zu Tische zu sitzen. Ferner hat sie den Vorsatz geäußert, Sigmund Freud „die Ohren abzuschrauben“ und dafür ein bisschen im Gefängnis zu sitzen. Da Sigmund Freud leider bereits verstorben ist, gaben wir der Polizei keine Notiz diesbezüglich.
Auf begründete Nachfrage gab das Standesamt zur Notiz, die Frau sei 1996 nach Deutschland eingereist, ansonsten waren keine Ortswechsel bekannt. Sie ging keiner Arbeit nach und schien versorgt zu sein. Daher sahen wir keinen Anhalt, die Frau mit Medikamenten zu trätieren.
Wahrscheinlich ist sie mit den jüdischen Kontingentflüchtlingen eingereist, sie galt als Waise, hatte weder Vater noch Mutter: ein trauriges Kriegsschicksal. Sie war weder Russin, noch Jüdin, noch Kosmopolitin:
Sie wurde auch, wie man bei uns sagt, in einer somatischen Klinik „abgefangen“ und zu uns gebracht. Eigentlich litt sie an einem Lungenemphysem und bekam unwillkürliche rezidivierende Hustenanfälle, die sich besonders in Frühjahr und im Herbst periodisch verschlechterten. Ob sie noch am Leben ist, kann ich nicht sagen, wünsche ihr aber beste Genesung. Seit ich der Geschichte zugehört habe, wusste ich selbst nicht mehr Sachverhalt von Wahn zu unterscheiden, hoffe aber in den nächsten Tagen wieder zur oberärztlichen Routine zurückzufinden. Es geht zunächst um eine wilde, ja verheerende Beschreibung der Psychoanalyse und später wird der Text im Fluss der Gedanken breiter, so dass die Verleger, also ich und mein Assistenzarzt, Mühe hatten, eine druckfähige Ordnung zu finden. Dabei handelte es sich allen Anschein um eine Vorlesung, welche sie an einer nicht zu kennzeichnenden Universität gehalten hat. Vor allem geht es um Fragmente von nationalen Mythen und Mythos überhaupt, welche Erzählerin noch nicht zu einer Gesamttheorie verbinden konnte. Auch scheinen religiöse bzw. anthropologische Überzeugungen der Vortragenden tendenziös die Ideologie des Kommunismus und des objektiven Idealismus zu repetieren. Sie war links, so!
Im Übrigen werden Märchen analysiert. Als wissenschaftliche Arbeit dürfte die Schrift kaum für die Studierenden relevant sein, der Künstler und manch ein verschrobener Typ werden allerdings nicht enttäuscht werden. Daher war ich auch selbst sehr an einer Drucklegung interessiert gewesen. Ehrlich gesagt, war ich selbst fasziniert von ihren Schlussfolgerungen, ihren Verbindungen zur modernen und klassischen Literatur und sogar zum Antiken Griechenland. Ich habe sie gut behandelt, ihr ein Einzelzimmer zugewiesen und während sie erzählte, hielt und streichelte ein Assistenzarzt ihre innere Unterarmfläche, um sie zu beruhigen.
Sie werden mit dem Wissen konfrontiert, das sie bereits ahnten.
Wenn Sie Schriftsteller oder Künstlerin sind, werden Sie hier wertvolles finden, Sie werden die inneren Kräftelinien von fiktionalen Werken kennenlernen, ohne die jede Literatur und jede Metapher fad und tot ist.
Sie werden sich sicherlich fragen, was aus dieser Frau geworden ist? Die Antwort werden wir vielleicht am Ende dieser Schrift bekommen.
Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre (und bleiben Sie gesund. (Nicht, dass ich es ernst meinte, ich wäre sonst meinen Job los!)
Prof. Dr. mult. Dr. h.c. Zimmerling-Winzer, Leitender Oberarzt
Sondervotum: Sie sprach wie ein Medium. Manchmal konnte man deuten, was sie sprach, manchmal blickte sie ins Leere. Das Manuskript haben wir im Layout impressionistisch mit vielen Initialen gestaltet, weil dies ihren Vortragstil gut verkörpert. (Zwar war ich für eine konventionellere Gestaltung gewesen, aber mein Chef wollte es anders.)
Dem Leser bitten wir um Nachsicht für diese Layout- Exzentrizität, weil diese begründet ist.
Stattdessen haben wir ihre Worte dort mit Zitaten untermauert, um ihre unerkannte Qualität einer großen Wissenschaftlerin deutlich werden zu lassen. Ein Prophet gilt nicht im eigenen Land, daher gaben wir uns Mühe, das Werk auch gut für mögliche Übersetzungen in Fremdsprachen zu gestalten. Wir verzichteten weitgehend auf wissenschaftliche Fachsprache, denn wir sind überzeugt, dass man mit jedem Menschen, auch mit einem Autisten über Philosophie reden kann. Warum dies so ist, das wissen wir noch nicht, doch jeder füllt sich bei einem philosophischen Ansprechen berufen, sofort zu antworten, denn der Mensch ist ein geistiges Wesen.
P.S. Menschen, die sich nicht für Psychoanalyse interessieren, können ab S.31 zu lesen beginnen.
Ich hielt es noch für angebracht, eine Art Einleitung zu dem exzentrischen Text zu schreiben und konventionell darzulegen, worum es dieser Professorin überhaupt ging.
Der Ansatz für die Architektur des gesamten Textes bietet wohl das platonische „Gastmahl“ und andere Gespräche, welche zu fröhlichem und ernsten Miteinander gehalten zu werden pflegten. Keineswegs ist der Aufbau harmlos. Oft ähnelt er auch den Aufbauschemata von Marquis de Sade. Die Sprache ist manchmal jugendlich, manchmal salopp.
Es scheinen sich mehrere Personen die folgenden Texte gesagt zu haben. Zunächst behandelt eine gewisse Judith die Psychoanalyse ab.
Von einer Bewertung dieses Pamphlets möchte ich Abstand nehmen, wenn auch ein psychotisch konsistentes, aber subjektives Weltbild skizziert wird. Dabei wird nosologisches Wissen aus der Wissenschaft der Psychiatrie wild verbaut. Beachtlich ist die Einsicht in die Innenwelt der sog. „Hysterikerinnen.“ Auch die Kenntnis von Sigmund Freud ist erbaulich.
Die Ortschaft scheint irgendwo zwischen Neapel und Salerno gelegen zu sein. Der genaue Standpunkt ist allerdings schwierig ausfindig zu machen. Es ist die Rede von einer oben gelegenen Abtei, auch von einem lokalisierbaren alten Weinberg an der Grenze zu Kalabrien. Aber bestimmend für die Atmosphäre ist durchgehend die Bucht von Neapel.
Der zweite Teil erscheint mir wesentlich mehr einer Einführung würdig zu sein, und umsomehr begreife ich meine Mängel als Herausgeber.
Es spricht eine gewisse „Sophia,“ welche im Verlauf des Textes andeutet, sie sei die „Weisheit.“ Sie bietet einen sehr dichten informativen Text, wenngleich dieser lückenhaft und fragmentarisch erscheint. Er vermag einen Leser zu bereichern und zu inspirieren.
Es geht offenbar zuerst um die Bausteine einer Wissenschaft vom Mythos, ihre Abhandlung und ihre Grundkonstanten, oder vielmehr um „Mittelbegriffe“ wie die mythologische Universalie und mythologische Trope.
Die mythologische Universalie ist ein Objekt, und die Trope ist die Verwendung dieses Objektes in einem transtextuellen Verhältnis.
Z.B., wenn Shakespeare schreibt: „Rosenkrantz und Güldenstern,“ dann ist dem gebildeten Publikum des elisabethanischen Zeitalters klar, dass die katholische Kirche und die bürgerlichen Gilden Hamlet alleine lassen.
Sie haben vor, sich mit jeder Unrechtherrschaft, welche zweifelhafte Stabilität garantiert, zu arrangieren. Dies ist eine metaphorisch-metonymische Verwendung im eigentlichen Sinne. Eher ein Codewort, als eine Metapher.
Die mythologische Universalienbewegung passiert anders. Es gibt ein in den Kulturschichten sedimentiertes Objekt, eine mythologische Universalie, z.B. „Der Faden.“
Ein Faden lässt mit sich sehr viel machen und er ist nicht Apriori entstanden. Er ist als der Konvergenzpunkt von menschlicher vektorähnlicher Intentionalität, z.B. des geraden Blicks, des radialen Blicks, des verdinglichten Zeitstrahls, etc. auslegen.
Er lässt sich sogar ausweiten und generiert selbst Tropen wie: der Blick, der Radius des Pfeil-Vektors, der Blick im Verhältnis zum in der Ferne aufleuchtenden Kerzenlichts und so weiter.
Er ist selbst zugleich die hylé, (ὕλη, stoffliches Substrat, formbarer Urstoff, Altgr., Anm. d. Verf.), der stoffliche metonyme Träger dieser intentionalen Gesten als Knoten, Quasten an der Uniform des Soldaten und des Offiziers, des Prälaten und des Kardinals.
Er ist ein materielles Zeichen für den Pfeil des Amors, dessen Vektor er als stofflicher Träger ist.
Ferner liefert die Rednerin ein System von Kategorien, welche sie bzgl. ihrer Zahl und Ordnung nicht begründet oder auseinander herleitet. Die wichtigsten Begriffe operandi stammen aus der Linguistik und sind „Semantisierung“ und „Desemantisierung,“ welche mit den Begriffen: „Archaik“ und „Moderne“ enggeführt werden. Führt ein Vorgang zu einer Spezialisierung oder einer Vereinfachung oder Aufgabenteilung einer Tatsache, (oder einer Gebrauchssache) so sieht sie einen Vorgang der Desemantisierung am Werk. Dieser Vorgang ist aber eher als eine Einbahnstraße zu verstehen.
Die Archaik ist demnach hoch semantisiert und ihre Inhalte treten gar nicht als Teile in Erscheinung. Z.B. wissen wir immer noch nicht genau, warum der Übergang zwischen Wachen und Schlafen für das Individuum ungreifbar, außerhalb seines Bewusstseins, ist. Allerdings immer dann, wenn ein Vorgang in die technische, ja cartesianische Zerstückelung eingetreten, der Vorgang der Desemantsierung dennoch noch nicht abgeschlossen ist, entsteht ein „archaisches Vakuum“ und das unaussprechbar Archaische sucht sich durch Sprache oder andere Körperfunktionen, z.B. durch Gesten oder Primärkörperfunktionen Ausgang nach außen, in einen anderen Raum der logischen Möglichkeiten bzw. Anwendungen.
Und etwas reagiert in uns auf diese Entwicklung. Exemplarisch steht dafür. der Besen.
Unsere Patientin hat vieles geschafft und wenig systematisiert. Sie konnte verborgene Kräftelinien mancher Romane und Gemälde offenlegen. Um dies zu erfahren, müssen Sie das Buch lesen, aber auch gehörig Phantasie mitbringen, um in diesem Universum ein bisschen zu leben und ihm den logischen Raum zu geben, den er verdient.
Ich wünsche dem Leser viel Vergnügen und verspreche, dass er nach der Lektüre, wenn nicht klüger, so doch reicher seiner Seele gegenüberstehen werde. Ich wünsche dem ambitionierten Schriftsteller und Literaten und Kunstwissenschaftler dieses postmoderne Werk möge ihn auf den Pfad der Tat setzten ohne die Kritiker zu scheuen. Niemand hat auch nur einem Kritiker ein Denkmal gesetzt!
Habt Mut, dieses Buch ist für Euch!
Kroll, Assistenzarzt
P.S. Mitschrift ist beigefügt.
…Dies liegt zum Teil daran, dass man die archaische Bedeutung des Ding-und Sinnzusammenhangs, welcher bei allen Kulturen eine vergleichbare Logik aufweist, verloren hatte. Wir bewegen uns durch die Welt wie Teilchen in der Brown’schen Molekularbewegung, was dazu führt, dass wir weder stehen noch gehen: unsere Lage ist höchstens prekär.
Da entstand die Idee, eine lustige Vorlesung zu halten, welche feste ernste Abstoßungspunkte bieten kann, indem sie ihre Entstehung reflektiert, den Leser und den Autor nicht überfordert, eine Universal-Dramaturgie schreibt, um sich in einer durch und durch digitalisierten Welt Europas und Asiens zu den verborgenen Tatsachen der uns umgebenden Welt durchzuringen. So gelange man, so die Idee dabei, aus der Garagestube des Bastlers auch an die Herzen der Menschen und bereite den Lesern eine gute Unterhaltung mit einem Mehrwert.
Die Dichter, selber Nomaden, sprachen stets zu den Herzen der Menschen dadurch, indem sie den Dingen ihre archaische, frühere, alte Bedeutung teilweise zurückgaben. So eröffneten sie das Verborgene, indem sie sich selbst allerdings in die Nähe der Psychose brachten, wo ihr Gesprächsinhalt den Kontakt mit dem Realen verlor und niemanden mehr mit ihnen sprach.
Ihre Aufgabe war es allemal, für etwas, wofür es keine Worte gab, Worte zu finden. Dafür war es notwendig, Sätze zu generieren, oder gar längere Texte; dies geschah, weil unbedingt der Andere das erfahren musste, was zu erfahren galt: denn daran hing das Leben oder das Verenden der Gattung Mensch oder zumindest des eigenen Stammes.
Dabei ist das Lesen dieses Buches nicht ungefährlich, vor allem für die Autoren, wenn sie nicht von den Meeresstürmen, welche die Götter dem abtrünnigen Pythagoreer sandten, nicht bereits vor dem Schreiben kapitulieren. Es ist gefährlich, weil es vom Leser den Glauben erheischt. Und jeder Glaube ist gefährlich.
Wir werden daher nicht formal erklären, warum das so oder so ist. Weitgehend verzichten wir auf Zitate.
Wir wollen exemplarisch an wenigen explizit antisystematischen, das bedeutet nicht: unsystematischen, ausgewählten Dingen und sprachlichen Konzepten ihre archaische Bedeutung hinweisen und so Brücken bauen.
Ein Blick auf die Internetlandschaft und man erfährt, es wimmelt von Wölfen, Elfen, Orkhs, Muggs, Obscurs, (weniger von Muggls), Drachen, Hasen, Schlangen, Skorpionen und anderem Getier.
Ein rational denkender Mensch mag da verzweifeln, denn die menschliche Würde scheint im Angesicht der digitalisierten Welt nicht mehr ertragbar geworden zu sein.
Kaum wachte der Mensch aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit auf, schon trug er sein Schlafzimmer in einen Zoo. Die Kinder wie die Heranwachsenden betrachten Bären in einem Zoo als Kuscheltiere. Man verwechselt gerne das Symbolische und das Reale.
Umberto Eco stellte sich manchmal (vergebens zwar) als Gesellschaftskritiker und schrieb bereits darüber in seinen früheren Kolumnen, genannt: „Streichholzbriefe“ folgendes. Das folgende hat sich bereits vor einiger Zeit in New York zugetragen.
„Central Park, zoologischer Garten. Einige Kinder spielen beim Becken der Eisbären. Einer der Jungen fordert die anderen heraus, ins Becken zu springen und zwischen den Bären hindurchzuschwimmen. Um die Freunde ins Wasser zu treiben versteckt er ihnen die Kleider, die Jungs tauchen ein, plantschen um einen friedlich dösenden riesigen Bären herum, necken und foppen ihn, der Bär wird ärgerlich, hebt eine Tatze und verschlingt oder vielmehr zerfleischt zwei Kinder, die Reste läßt er zerstückelt liegen. Die Polizei kommt herbeigeeilt, sogar der Bürgermeister erscheint, man diskutiert, ob der Bär getötet werden muß, man gibt zu, dass es nicht seine Schuld war, es werden ein paar eindrucksvolle Artikel geschrieben. Sieh da, die Kinder hatten spanische Namen: Puerto-Ricaner also, womöglich dunkelhäutige, vielleicht vor kurzem erst angekommen, jedenfalls erpicht auf Bravourstücke, wie es bei allen Jugendlichen vorkommt, die sich in den Armenvierteln zu Banden zusammenrotten. (…) An diesem Punkt habe ich mich gefragt, ob die Kinder gerade deshalb ins Becken gesprungen sind, weil sie dem Fernsehen glaubten und zur Schule gingen. (…)“ i
Nicht jeder kann die nordische Mythologie oder die Mythologie der Völker studieren, (wo klar wird, dass Bären keine Kuscheltiere sind) um die Sachlage auch nur ein wenig in den Griff zu bekommen, um hinter der Logik des Wahns (Psychose) die richtigen Narrativa, die Kräftelinien der Werke zu sehen. Nun sollen unsere medizinischen partiellen und berechtigten Betrachtungen diese sehr wichtigen humanistischen Studien nicht ersetzen. Wir singen über Philosophie, wie die Troubadours es getan haben, wenn wir hier in der Klinik gerade nichts zu tun haben und nicht wieder eine ältere Klarinettenspielerin eingewiesen wird.
Um uns herum steht ein alter Brunnen, Wasserspeier, Zitronenbäume, ein Feigenbaum, der unverschämt viele Früchte trägt, um quasi sogar Jesus davon zu überzeugen, seine Worte zu überdenken.
Es laufen gebildete Katzen durch den Garten und werden vom strengen Dackel Titus an die paulinische Dialektik erinnert.
Wir erfuhren, dass der Besuch jener einer alten Dame bevorstand. Eine intern ernannte Professorin aus der russischen Provinz kam auf die großzügige Einladung ihres ehemaligen Schülers, eines postsowjetischen „NouveauRiche“ und „Parvenü“ (wovon es auch heutzutage nicht wenige gibt) der oben bei C. ein casinetto kaufte, in die Nähe des am Fuße des Hügels gelegenen Dorfes S. bei Salerno und Neapel, wo unser gastronomisch- philosophisches Seminar stattfand. Man sagte uns, die Frau würde unablässig von der Schönheit Italiens schwärmen, darüber hinaus aber sehr gebildet, belesen und eine nicht zu bremsende Marxistin zu sein.
Man war dann immer gerührt, wenn eine Atheistin Gefühle in Anbetracht von etwas Großem und Schönem zeigte, aber Maxim Gorki würde man nicht gerne zu Tisch haben. Man erkundigte sich