»So reagieren alle. Einige von meinen Leuten bleiben nicht einmal im selben Raum wie er. Weil die Stille unerträglich ist.« Gorski lächelte herablassend, als er mich zittern sah.
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Kinsella ist sehr wählerisch, was seine Kommunikation betrifft. Die meisten Menschen schweigt er an. Mir schickt er hin und wieder eine schriftliche Beschwerde, doch gesprochen hat er schon seit Jahren nicht mehr. Das ist ein Ausdruck des Protests, weil er seine Strafe im Gefängnis und nicht hier absitzen will.«
»Er denkt also, er ist geheilt?«
»Er hat bei der Verhandlung steif und fest behauptet, dass Psychopathie ein Persönlichkeitsmerkmal und keine Krankheit ist. Und dass man ihn entlassen soll, weil er schließlich gelernt hat, seine Impulse zu beherrschen. Das Plädoyer von seinem Anwalt war sehr überzeugend.«
»Aber Sie sind anderer Meinung?«
»Selbstverständlich. Er hat in den letzten Jahren nur deshalb keinen Menschen umgebracht, weil er keine Gelegenheit dazu bekommen hat. Sie haben doch bestimmt gehört, was in Highpoint geschehen ist.«
»Er hat jemanden angegriffen, nicht wahr?« Ich erinnerte mich an die Schlagzeile vor ein paar Jahren, doch die Einzelheiten waren mir entfallen.
»Er hat mit seinen bloßen Daumen einem Mitgefangenen das Auge ausgedrückt.« Gorski wartete auf meine Reaktion und wandte sich dann ab. Anscheinend war er fest entschlossen, mich bereits auf meinem ersten Rundgang durch das Laurels aus dem Gleichgewicht zu bringen. Vielleicht wollte er herausbekommen, wie zäh ich war.
Die geschlossene Abteilung war das nächste Highlight. Die fensterlosen Zellen waren mit dunkelgrünem Schaumstoff ausgekleidet, doch die lauten Schreie, die aus einer Zelle in der Nähe drangen, machten deutlich, dass sich nicht jeder der Patienten durch gedeckte Farben beruhigen ließ. Ich lugte durch die Klappe in der Tür und sah einen jungen Mann, der sich gegen die Wand warf, abprallte, zu Boden fiel, eilig wieder aufstand und gleich wieder Anlauf nahm, als hätte er dort eine für uns unsichtbare Tür entdeckt.
»Einer unserer Neuzugänge«, raunte mir der Anstaltsleiter zu.
Nach der Begegnung mit Kinsella und nachdem ich zugesehen hatte, wie ein junger Mann gleich einem Squashball quer durch seine Zelle flog, fragte ich mich langsam doch, ob mein Entschluss, hierherzukommen, nicht ein wenig voreilig gewesen war. Vielleicht hätte ich auch weiterhin im Guy’s meine Kraft darauf verwenden sollen, depressiven Menschen auf dem Weg aus ihren dunklen Löchern beizustehen.
Neben einer schmalen Tür blieb Gorski stehen und hielt mir einen Schüssel hin. »Dies ist Ihr Büro. Judith Miller, meine Stellvertreterin, ist Ihre Supervisorin. Sie werden sie am Mittwoch auf der Personalversammlung kennenlernen.«
Ich fragte mich, wie lange Dr. Miller schon im Laurels war. So abfällig, wie Gorski von ihr sprach, gehörte sie wahrscheinlich eher zur Löwenbändigerinnen-Fraktion.
Ich schob den Schlüssel in das Schloss und stellte fest, dass mein Büro nicht größer als die Besenkammer meines Londoner Apartments war. Durch ein schmales Fenster fiel ein Streifen grauen Lichts, und da der wackelige Schreibtisch praktisch den ganzen Raum einnahm, stand der altersschwache Schreibtischsessel direkt an der Wand. Ehe ich jedoch Gelegenheit bekam, mich zu beschweren, hatte Gorski sich schon aus dem Staub gemacht.
Den Rest des Nachmittags verbrachte ich mit dem vergeblichen Versuch, mein Outlook-Konto in Betrieb zu nehmen. Irgendwer hatte mir einen Stapel Unterlagen hingelegt, darunter eine Liste der verschiedenen Therapiegruppen und die Termine der Treffen des Pflegeteams. Ich wühlte die Papiere durch, suchte nach bekannten Namen und vermutete, dass Gorski Einzelsitzungen mit seinen schlimmsten Psychopathen für mich vereinbart hatte, um zu sehen, wie nervenstark ich war.
Der Gemeinschaftsraum des Northwood-Personals war etwas völlig anderes als das Café im Guy’s. Das Café war permanent bis auf den letzten Platz besetzt, und es ging so laut her, dass man sein eigenes Wort fast nicht verstand, wohingegen hier nur eine Handvoll Menschen an den Tischen saßen und schweigend in ihre Kaffeebecher starrten. Was, da sie den ganzen Tag lang in Alarmbereitschaft waren, falls mal wieder irgendwo die Hölle losbrach, durchaus zu verstehen war.
Als ich durch den Raum ging, sahen ein paar von ihnen auf, bevor sie abermals in ihre Grübeleien versanken, und ich fragte mich, wie sie sich von der pausenlosen Anspannung befreiten, wenn sie nach der Schicht nach Hause fuhren. Vielleicht hörten sie ja laut Nirvana und sprangen mit wild wippenden Köpfen in den Wohnzimmern herum.
Ich holte mir etwas aus dem Getränkeautomaten, trat ans Fenster und erkannte, dass die Aussicht ebenfalls ein Grund für die gedrückte Atmosphäre war. Es schneite immer noch, die Suchscheinwerfer auf der Außenmauer tauchten das gesamte Areal in gleißend helles Licht, und neben dem Eingangstor parkte ein Krankenwagen, mit dem offenkundig gerade jemand eingeliefert worden war. Das Grundstück war so gut gesichert wie die Kriegsgefangenenlager für die alliierten Offiziere während des Zweiten Weltkrieges: Ein paar Wachmänner mit Bajonetten und Gestapo-Wappen an den Mützen hätten die Szene komplett gemacht. Wieder sah ich mich in der Cafeteria um, doch niemand blickte noch mal auf.
Auf dem Weg zurück in mein Büro passierte ich drei Pfleger mit einem Gefangenen im Schlepptau, der aus Leibeskräften schrie. Er sah aus wie die Illustration in einem alten Lehrbuch über Geisteskrankheiten. Denn alles an dem Mann war ungepflegt, von den Rissen in den Ärmeln bis zu dem verfilzten Bart.
»Ich gehöre nicht hierher«, schrie er die Männer an. »Sie wollen mich umbringen.«
Er zupfte nervös mit seinen klauengleichen Händen an seiner Garderobe, und ich fragte mich, warum er wohl hier gelandet war. Ein ums andere Mal bemühte sich einer der Pfleger, seinen Arm zu packen, und von weitem sah es aus, als würde er versuchen, inmitten eines ausgewachsenen Sturms eine Vogelscheuche festzuhalten, ehe sie von dannen flog.
Es war dunkel, als ich ging. Jemand hatte in der Zwischenzeit die Wege frei geschaufelt, aber auf dem Parkplatz lag noch immer dicker Schnee. Ein Lieferwagen schob sich vorsichtig mit durchdrehenden Reifen Richtung Straße, ehe er im Wald verschwand. Mein Toyota war bis unters Dach mit Kisten beladen, und ich freute mich, die Sachen, die ich in den nächsten Monaten in Northwood bräuchte, endlich in dem Cottage abzuladen, das vorübergehend mein Zuhause sein sollte. Doch als ich den Motor starten wollte, tat sich nichts. Er räusperte sich nicht einmal. Ich trommelte mit meinen Fäusten auf das Lenkrad und stieß eine Reihe lauter Flüche aus. In meiner Eile, den Termin mit Gorski wahrzunehmen, hatte ich vergessen, das Licht auszuschalten.
Eisige Luft wehte mir entgegen, als ich wieder aus dem Wagen stieg, und während ich im Kofferraum das Überbrückungskabel suchte, nahm ich in der Ferne die Lichter des Krankenhauses wahr.
»Alles in Ordnung?«, fragte eine Stimme, und ich richtete mich eilig wieder auf.
Ein fremder Mann blickte auf mich herab, doch es war zu dunkel, um zu sehen, ob seine Miene eher besorgt oder belustigt war.
»Meine Batterie hat schlappgemacht.«
»Bleiben Sie hier. Ich hole meinen Wagen.«
Wenig später stellte er seinen Geländewagen direkt vor meinem Toyota ab und nahm mir das Überbrückungskabel aus der Hand. Am liebsten hätte ich gesagt, dass ich es auch allein anschließen könnte, doch zumindest hatte ich auf diese Art Gelegenheit, ihn mir etwas genauer anzusehen. Er war mittelgroß und muskulös und hatte sich die Mütze so tief in die Stirn gezogen, dass seine Haarfarbe nicht zu erkennen war. Das Einzige, was ich erkennen konnte, waren sein festes Kinn, die breiten Wangenknochen und der ausdruckslose Blick. Ich hatte keine Ahnung, ob er es genoss, dass er den edlen Ritter spielen konnte, oder ob ihm diese Rolle eher auf die Nerven ging.
Wortlos wartete er ab, bis der Motor wieder ansprang. Und während ich selbst eiskalte, nasse Füße hatte, weil eisiges Wasser durch die Sohlen meiner Schuhe drang, hatte er es in seinem dicken Mantel und den Wanderstiefeln offensichtlich mollig warm. Vor allem hatte ich bisher noch kaum jemand getroffen, der so in sich zu ruhen schien.
»Sie sind die Neue, stimmt’s?«
»Stimmt.« Ich nickte mit dem Kopf. »Ich führe Recherchen im Laurels durch.«
»Sie Glückliche. Da sind Sie ja ganz dicht an unseren Weltklasse-Freaks und -Psychos dran.« Sogar bei diesem Satz blieb seine Miene völlig ausdruckslos.
»Gehören Sie zum Ärzte- oder Pflegerteam?«
Er stieß ein kurzes Lachen aus. »Gott, nein, dann brächte ich wahrscheinlich früher oder später einen von den Männern um. Ich bin ein einfacher Fitnesstrainer, weiter nichts.«
Einfach sah er ganz bestimmt nicht aus. Seine Augen waren so hell, dass sie fast farblos waren, und machten mich aus irgendeinem Grund nervös.
Stotternd sprang mein Wagen an, und er nahm das Überbrückungskabel wieder ab.
»Sie haben mir das Leben gerettet. Dafür bin ich Ihnen etwas schuldig.«
»Spendieren Sie mir einfach irgendwann mal einen Drink. Hat Ihnen schon jemand erzählt, was mit Gorskis letztem Gast geschehen ist?«
»Nein, bisher noch nicht.«
»Ist vielleicht auch besser so.« Er hob die Hand zu einem kurzen Gruß und ging davon.
Ich war so glücklich, dass mein Wagen wieder lief, dass ich seine letzten Worte umgehend vergaß. Und ehe mir auffiel, dass ich nicht mal wusste, wie er hieß, war er schon verschwunden.
Charndale wirkte wie eine Geisterstadt auf mich. Ich passierte einen Pub, ein Postamt sowie eine Reihe kleiner, hinter Holzzäunen versteckter Häuser, ohne dass ich auch nur eine Menschenseele sah.
Als mir bewusst wurde, wie winzig diese Ortschaft war, fragte ich mich, ob ich wohl für das Dorfleben geeignet war. Ich hatte unter anderem deshalb diesen Forschungsauftrag angenommen, um mir zu beweisen, dass ich auch ein Leben außerhalb von London führen konnte. Ich hatte nach dem Engel-Fall versucht, das Grauen, das ich miterleben musste, zu vergessen, und fast jede Nacht einen mit meiner Freundin Lola draufgemacht. Deshalb musste ich jetzt endlich wieder lernen, auch einmal allein zu sein, nur war mir das Leben auf dem Land vollkommen fremd. Bisher hatte ich dort höchstens hin und wieder meine Ferien verbracht, war tagsüber gewandert und abends zum Essen in meine Pension zurückgekehrt.
Laut piepsend zeigte mir mein Navy an, dass ich nach links in einen schmalen Weg einbiegen müsste, der vollkommen unbeleuchtet war, und meine Beklommenheit nahm zu. Ich hatte nur mit Mühe eine Unterkunft gefunden – und vielleicht war dieses Cottage ja nur frei gewesen, weil es so abgelegen war. Ich fuhr durch eine schmale Öffnung in der kahlen Hecke, hinter der das Ivy Cottage lag. Am Ende einer schmalen Gasse hob sich das weiß gekalkte Häuschen im Licht des Mondes vor dem schwarzen Hintergrund der Bäume ab.
Ich ließ die Scheinwerfer des Wagens an, um nicht ganz im Dunkeln bis zum Haus zu laufen, doch die Schlüssel, die ich von der Maklerin bekommen hatte, hätte ich gar nicht gebraucht. Denn als ich die Tür berührte, schwang sie leise quietschend auf, als hätte sich der Ort nach einem Gast gesehnt. Die Putzfrau hatte offenbar vergessen abzuschließen, was mir wieder einmal zeigte, wie fern ich an diesem Ort der Großstadt London war. Dort hätte jemand in der Zwischenzeit wahrscheinlich alles, was nicht niet- und nagelfest war, eingesammelt und sich aus dem Staub gemacht.
Da es im Flur genauso kalt wie draußen war, bildeten sich kleine, weiße Wölkchen vor meinem Gesicht, als ich meine Kisten aus dem Wagen in die Wohnung trug. Dann entdeckte ich den Thermostat und stellte ihn auf maximale Wärme ein.
Die Zimmer hatten eine gute Größe, zeugten aber mit den Spitzendeckchen auf den Tischen und dem Teppich, der im Stil der 60er so bunt gemustert war, dass man von seinem Anblick Kopfschmerzen bekam, vom eher fragwürdigen Geschmack der Eigentümerin. Doch wenigstens mein neues Schlafzimmer versprühte einen altmodischen Charme. Das Bett hatte ein eisernes Gestell, und die Tapete mit dem Rosenmuster klammerte sich sicher schon seit mehreren Jahrzehnten an den Wänden fest.
Ich hängte meine Kleider in den Schrank und spähte aus dem Fenster. Alles, was ich sehen konnte, waren einen Reihe Kiefern und der Vollmond, der, umrahmt von einem gelben Dunstschleier, an einem unvorstellbar klaren Himmel hing. Die wunderbare Aussicht machte die schreckliche Kälte in dem Häuschen wieder wett. In London war der Himmel wegen all der Lichter nie wirklich zu sehen, wohingegen ich hier die Sternbilder ganz deutlich erkennen konnte.
Mit einem lauten Stöhnen riss der Boiler mich aus der Betrachtung des Naturschauspiels. Es klang, als würde er auf Hochtouren laufen, doch die Heizkörper waren noch immer nur lauwarm.
Hier war wirklich nichts auch nur annähernd heimelig, dachte ich, als ich wieder in die untere Etage kam. Immer noch im Mantel, hockte ich mich auf den Rand der Couch. Der riesengroße, schwarze Fernseher war mindestens 30 Jahre alt, und die Lautstärkeregelung war unberechenbar. In den Nachrichten wurde berichtet, dass die zehnjährige Ella Williams Freitagnachmittag vor ihrer Grundschule gekidnappt worden war. Auf dem Foto wirkte sie erheblich jünger, und ihre Mitschüler zogen sie wahrscheinlich oft wegen ihrer braunen Ringellöckchen und dem Kassengestell auf, hinter dem ein paar wache, neugierige Augen blitzten. Dann wurde ihr Großvater gezeigt – ein gebrechlich aussehender, grauhaariger Mann, der sich bemühte, nicht in Tränen auszubrechen, als er von der Kleinen sprach. Ella war bereits das vierte Mädchen aus Nordlondon, das in den letzten zwölf Monaten verschwunden war. Die beiden ersten Mädchen, die vor einem Jahr gekidnappt worden waren, hatte man nach Monaten tot aufgefunden, doch das dritte Opfer wurde noch gesucht. Sarah Robinson, die nach ihrem Verschwinden vor drei Wochen auf den Titelseiten aller Zeitungen zu sehen gewesen war. Mit ihrem goldenen Haar, türkisfarbenen Augen, der samtweichen Haut und dem strahlenden Lächeln sah die Kleine wie eine Prinzessin aus. Unglücklich studierte ich das Bild. Ich hatte mir geschworen, meine Arbeit für die Polizei endgültig zu beenden, doch die seltenen Fälle, wenn ein Kind noch lebend aufgefunden wurde, waren unglaublich befriedigend.
Ich blickte wieder auf den Fernseher und sog hörbar die Luft ein. Don Burns stand vor dem Polizeirevier King’s Cross und füllte mit seinen breiten Schultern fast den ganzen Bildschirm aus. Er hatte noch mehr abgenommen, seit ich ihn vor einem halben Jahr zum letzten Mal gesehen hatte, sah aber noch immer wie ein Rugby-Spieler aus. Allerdings wie einer, dessen Team nach hartem Kampf geschlagen worden war. Auch wenn es vollkommen idiotisch war, wünschte ich, der Fernseher verfügte über einen Pausenknopf, um ihn mir genauer anzusehen. Die Kälte hatte seine Haut gebleicht, und seine dunklen Haare waren ungekämmt, doch irgendwas an ihm zog meinen Blick auch weiter magisch an. Ich wünschte mir mit einem Mal, ich hätte seine Einladung zum Abendessen nach dem Engel-Fall nicht ausgeschlagen, aber mir war klar gewesen, dass er noch einmal die Einzelheiten durchgehen wollte, und ich hätte es in dem Moment noch nicht ertragen, noch mal auf die grauenhaften Erlebnisse einzugehen. Und bis ich mich erholt hatte, war zu viel Zeit vergangen, um ihn noch zurückzurufen und die Einladung zu akzeptieren.
Inzwischen hatte auch er sein Selbstvertrauen wiedergefunden. Er blickte völlig reglos in die Kamera, und mir fiel wieder ein, weshalb ich so große Stücke auf ihn hielt. Weil man sich darauf verlassen konnte, dass er niemals irgendwelchen Mist erzählte. Weil er einfach immer völlig ehrlich war.
Wie es aussah, hatte er inzwischen eine neue Partnerin. Eine große, schwarzhaarige Frau in einem makellosen, sicher alles andere als billigen Kostüm, die sich so nah an seiner Seite hielt, als wäre sie mit ihm verwachsen. Was ich ein wenig übertrieben fand.
Plötzlich zog sich mein Brustkorb zusammen. Entweder die Kälte machte mir zu schaffen, oder es war die Erinnerung an meinen letzten Fall mit Burns, die wieder hochkam. Alles hatte damit angefangen, dass man in der U-Bahn einen Mann vor einen Zug gestoßen hatte. Was der Auftakt zu der schlimmsten Mordserie, die ich jemals erlebt hatte, gewesen war.
Doch diesmal hatte ich eine perfekte Ausrede, falls mich die Polizei um Hilfe bat. Wegen meines Forschungsauftrags hier in Northwood hatte ich ganz einfach keine Zeit.
Ich ging in die Küche und stellte den Wasserkessel auf den Herd. Bisher hielten sich die negativen und die positiven Eindrücke von meinem neuen Wirkungsort die Waage. Mein Wagen war nicht angesprungen, aber aus dem Nichts war urplötzlich ein Retter aufgetaucht, und in meinem neuen Heim kam ich mir wie in einem Iglu vor, dafür aber war der Nachthimmel beeindruckend schön.
Ich hörte das Zischen einer Glühbirne, und plötzlich lag der Flur in vollkommener Dunkelheit. Ich tastete mich bis zur Haustür, um sie abzusperren, doch der Mechanismus war kaputt. Ich würde mich darum kümmern müssen. Wütend riss ich an der Tür, und als sie aufging, hörte ich ganz in der Nähe eine Eule schreien. Ihr Ruf war so laut und rein, dass ich unmöglich hätte sagen können, ob er Begrüßung oder Verwünschung war.