Zsolnay E-Book

 

Kirsten Jacobsen

 

Mankell über Mankell

 

Kurt Wallander und der Zustand der Welt

 

Aus dem Dänischen von Lutz Volke

 

Paul Zsolnay Verlag

 

Die dänische Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel Mankell (om) Mankell beim Gyldendal Forlag, Kopenhagen.

 

 

ISBN 978-3-552-05663-3

© Kirsten Jacobsen & Gyldendal 2011

Published by agreement with Gyldendal Forlag, Copenhagen and Leonhardt & Høier Literary Agency A/S, Copenhagen.

Alle Rechte der deutschsprachigen Ausgabe:

© Paul Zsolnay Verlag Wien 2013

Schutzumschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich, nach einer Originalvorlage von Rasmus Kellerman. Coverfoto: © Sara Appelgren

 

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Datenkonvertierung E-Book:

Kreutzfeldt digital, Hamburg

Inhalt

Neu-Delhi, 2011

Göteborg, 2010

Neu-Delhi, 2011

Kurt Wallander, 1991–2009

 

Kenneth Branagh

 

Härjedalen, 2010

Die verschwundene Mutter, 1950

Jaipur und Neu-Delhi, 2011

Norwegen, Siebzigerjahre

Stockholm, 1979

Guinea-Bissau und Sambia, 1971–86

Mosambik, 1986

Göteborg, 2011

 

Desmond Tutu

 

Göteborg, 2011

Kopenhagen, 2011

Maputo, 2011

 

Horst Köhler

 

Tulsa, 2011

Antibes, 2011

Antibes, 2011

Ingmar Bergman, 1998–2007

 

Eva Bergman

 

Antibes, 2011

Mittelmeer, 25. Mai bis 1. Juni 2010

Särö, 2011

Antibes, 2011

 

Jon Mankell

 

Särö, 2011

 

 

Nachbemerkung

Nachweise

Preise

Neu-Delhi, 2011

Ich will das tun, was mir am meisten liegt – nämlich Geschichten erzählen, und ich will auf diese Weise meine Sicht auf die Welt verdeutlichen.

Ich denke, die Art, wie ich erzähle, sagt vielleicht am besten etwas über mich aus.

 

Henning Mankell

 

In seinem Leben wie in seinem Werk steht Henning Mankell mit einem Fuß im Schnee, Schweden, und mit dem anderen im Sand, Afrika. (Foto: Torbjörn Selander)

 

 

 

»Liebe Freunde.«

Ein nüchterner Raum mit fleckigen, gekalkten Wänden, Neonröhren an der Decke und summenden Ventilatoren. Nach der Begrüßung fragt Henning Mankell die indischen Studentinnen und Studenten:

»Wer von euch träumt davon, Schriftsteller zu werden?« Drei, vier Arme gehen nach oben.

»I don’t believe you«, hält ihnen Mankell in flüssigem Englisch entgegen, dem kein schwedischer Akzent anzumerken ist. Er spricht in der University of Delhi, Indiens größter Universität mit 320.000 Studierenden.

Mehrmals hatte Henning Mankell Einladungen zu Gesprächen hier in Delhi und zu einem Literaturfestival an den darauffolgenden Tagen in Jaipur erhalten, doch erst jetzt hat er zugesagt. Und er ist in Umgebungen wie diesen sichtlich in seinem Element, hat die Studenten bereits in seinen Bann gezogen:

»Lasst mich mit einer Geschichte beginnen. Als Einleitung scheint mir das passend und logisch zu sein, denn ich stehe vor euch als storyteller. Wie ihr wisst, habe ich einen Großteil meines Lebens auf dem afrikanischen Kontinent zugebracht, vorwiegend in Mosambik. Ich werde später darauf eingehen, wie es dazu kam.

Zu Beginn der Achtzigerjahre wurde das Land von einem furchtbaren Bürgerkrieg überzogen. Söldnertruppen und bezahlte Banditen, unterstützt vom damaligen Apartheidsregime in Südafrika, taten, was sie konnten, um Verwirrung und Schrecken in Mosambik zu verbreiten. Es waren grauenvolle Zeiten. Es gab keinen Menschen im Land, der nicht schrecklichste Leiden erfahren hatte – auf die eine oder andere Art.

Während des Bürgerkriegs hielt ich mich einmal im Norden von Mosambik auf, in der Provinz Cabo Delgado, an der Grenze zu Tansania. Eines Tages ging ich auf einem schmalen Pfad auf ein Dorf zu. Das Gebiet war zerstört, die Felder abgebrannt, alles um mich herum roch nach Tod und Verelendung und Leiden.

Plötzlich kam mir ein junger Afrikaner auf dem Pfad entgegen. Er war um die fünfzehn Jahre alt, sehr abgemagert und sicherlich ausgehungert. Er war in Lumpen gekleidet, und als ich auf seine Füße blickte, entdeckte ich etwas, was ich im Leben nie vergessen werde:

Er hatte sich Schuhe auf seine Füße gemalt.

Mit Hilfe von Kräutern und Erdfarben hatte er sich die Schuhe gemalt, die er nicht besaß. Ich dachte: Wie stark sind doch Wille und Kraft des Menschen, wenn es darum geht, seine Würde zu verteidigen, selbst in den schwärzesten Stunden äußerster Not. Das ist seine Art, Würde zu bewahren. Er tut es, indem er Schuhe auf seine Füße malt. Und indem er das tut, setzt er Hoffnung auf die Zukunft. Er ist ein Mann, der sich zur Wehr setzt, a man of resistance.

Ich weiß nicht, wie es weiterging mit dem jungen Mann. Ich kenne seinen Namen nicht. Er ist höchstwahrscheinlich gestorben. Für mich aber lebt er, und er hat mir eines der wichtigsten Dinge im Leben vor Augen geführt: Selbst im tiefsten Elend besitzen wir Menschen eine unglaubliche Kraft, die uns befähigt, unsere Würde zu verteidigen und Widerstand zu leisten.

Vielleicht hat er mich auch daran erinnert, dass wir alle uns eines Tages auf genau diese Fähigkeit besinnen müssen: nämlich dass wir in der Lage sind, eine Kraft zur Verteidigung unserer Würde zu mobilisieren! Um den Mächten Widerstand leisten zu können, die Finsternis und Unterdrückung verkörpern und uns in dieser Welt immer wieder heimsuchen.

Wir besitzen alle die Fähigkeit, Schuhe auf unsere Füße zu malen.

Das Bild dieses jungen Mannes sehe ich vor mir, wenn ich meine Bücher oder meine Theaterstücke oder meine Filmmanuskripte schreibe. Normalerweise schreibt ein Autor wohl das, was er selbst gern liest; aber ich schreibe eben auch für diesen jungen Mann. Er wird immer mein wichtigster Leser sein, obwohl er wahrscheinlich tot ist oder nie lesen gelernt hat.

Was ich euch gerade erzählt habe, ist in Wirklichkeit geschehen, es hätte aber auch eine Geschichte sein können, die meiner Phantasie entsprungen ist. Wie ich es sehe, gibt es für Fiktion nur eine Definition: Fiktion bedeutet, etwas niederzuschreiben, was passiert sein könnte, aber nicht passiert sein muss. Ich denke, man kann das so einfach ausdrücken.«

Göteborg, 2010

So sieht Schweden aus, dachte er. Bäume, Wind, Kälte. Steine und Moore. Ein einsamer Mensch tief im Wald.

 

Die Rückkehr des Tanzlehrers

 

»Kreativität ist der Grundstein in meinem Leben«, sagt Henning Mankell. (Foto: Lina Ikse Bergman)

 

 

 

Warum hat er »Ja« gesagt?

An einem diesigen Augusttag gegen 12 Uhr gleitet die Stena Line durch den wunderschönen Schärengürtel auf die zweitgrößte Stadt Schwedens zu. Die Fähre wendet langsam im Fluss Göta und legt am Masthuggskai an.

Unvermittelt wechselt das Licht, und der Regen hämmert mit solcher Wucht auf das Stahldeck, dass die Tropfen Blasen schlagen. Beinahe wie eine Warnung für uns, die wir auf dem Weg ins Kurt-Wallander-Reich sind, diesen kälteren Teil vom Folkhem (dem »Volksheim« – wie die Schweden ihren Sozialstaat nennen), auch wenn die Jagdreviere des weltberühmten schwedischen Kriminalkommissars hauptsächlich in der Hafenstadt Ystad und den umliegenden Dörfern liegen, auf offenen Feldern und in dichtem Laubwald, knapp vierhundert Kilometer weiter südlich an der Ostsee.

Hier in Göteborg erwartet uns die Begegnung mit dem Erfinder des Kommissars Kurt Wallander: mit Henning Mankell. Mit einem Autor, der sich – nach neun von der Kritik gelobten belletristischen Büchern – zu Beginn der Neunzigerjahre vornahm, seine Landsleute vor dem Rassismus zu warnen. Gleich mit seinem ersten Wallander-Krimi füllte er die Leerstelle hinter dem erfolgreichen Schriftstellerpaar Sjöwall/Wahlöö aus und gab den Startschuss ab für eine Reihe neuer Schwedenkrimis mit neuen Autoren, die jedoch nicht an Mankell heranreichten, weder an seine sprachliche Spannweite noch seine glaubwürdige Personenschilderung.

Das ist auch der Grund dafür, dass er in einem BBC-Porträt von seinem britischen Schriftstellerkollegen John Harvey zum Master of Crime Fiction ernannt wurde. Allerdings scheut er, was seine Person betrifft, die Öffentlichkeit und hat jedes Mal »Nein« gesagt, wenn er gebeten wurde, an Veranstaltungen wie dieser teilzunehmen – unabhängig davon, ob sie von nationalem oder internationalem Charakter waren.

 

Das Hotel liegt an Göteborgs prachtvoller Kungsportavenue.

Ein helles Vestibül, der Rundhorizont hinter der Rezeption mit einem Material bekleidet, das an goldene Elefantenhaut erinnert. Die Reisenden, überwiegend Männer in leichten Trenchcoats, kommen und gehen mit ihren Rollkoffern oder umfangreichem Golfgepäck.

Ungefähr fünf Minuten vor dem verabredeten Zeitpunkt tritt er durch die Schwingtür ein. Leicht zu erkennen, zumal sein Gesicht markanter ist als auf vielen Fotos. Ein charismatischer, sonnengebräunter, adretter Mann mit grauweißem, halblangem Haar. Er trägt einen klassischen Baumwollmantel mit verdeckter Knopfleiste.

»Henning Mankell«, sagt er, lächelt kurz und reicht die Hand.

Ich registriere, dass er seinen Nachnamen hervorhebt und die Betonung auf die erste Silbe legt, sodass es wie Onkel klingt und nicht – wie die meisten annehmen – wie Pedell.

»Ich sitze gewöhnlich dahinten in der Ecke, aber da haben heute die Handwerker zu tun, sodass wir wohl besser in die Bar gehen?«

Er wählt einen Tisch hinten am Fenster mit Blick auf eine Rasenfläche und bestellt Kaffee, Tee und Mineralwasser.

»Was hast du mit mir vor?«, fragt er und duzt mich unbekümmert, wie es in Skandinavien üblich ist.

»Ich will ein Buch über dich schreiben.«

»Das ist klar, und wir haben uns deine Arbeiten gründlich angesehen. Sonst würde ich nicht hier sitzen.«

»Der Schwerpunkt soll auf deinen Büchern liegen, weniger auf den Theaterproduktionen«, sage ich.

»Ich habe fast die Hälfte meines Lebens mit der Theaterarbeit zugebracht«, erwidert er.

»Aber es ist schwierig, Theatererlebnisse von verschiedenen Inszenierungen und aus unterschiedlichen Ländern zu vermitteln, weil es ja kaum möglich ist, einen Referenzrahmen zu finden. Theatervorstellungen leben vom Augenblick, deine Bücher jedoch kann man sich ausleihen oder kaufen, falls man sie nicht sowieso schon kennt«, antworte ich.

»Alle?«, Mankell sieht mich an und sagt dann:

»Die enorme Bedeutung des Theaters außerhalb deiner und meiner privilegierten Welt besteht darin, dass man große Werke Analphabeten in Afrika, in Indien, in Südamerika, in China nahebringen kann. Menschen, die nicht lesen gelernt haben, sind durchaus in der Lage, die sprachliche Magie bei Shakespeare und in den klassischen griechischen Dramen nachzuempfinden, bei Tennessee Williams, Henrik Ibsen, Strindberg, Dickens, Holberg und Dario Fo. Das Theater kann folglich auf mehr Menschen einwirken, als Bücher das können, und es kann selbst in die entferntesten Winkel und Flüchtlingslager gelangen.«

 

Auf diese Art hatte ich noch nie über Theater nachgedacht, nicht aus dieser globalen Perspektive.

Den Mantel hat er über eine Stuhllehne am Nachbartisch geworfen, sein iPhone meldet sich in regelmäßigen Abständen, aber er nimmt es nicht aus der Tasche. Offensichtlich will er sich nicht ablenken lassen. Das lose herabhängende ultramarinblaue Hemd passt zu seinen Augen. Er legt einen in hellbraunes Leder gebundenen Kalender auf den Tisch und vermittelt ein Gefühl von Anwesenheit und Intensität. Gleichzeitig geht aber auch eine gewisse Rastlosigkeit von ihm aus. Ein richtiges Alphatier, das aber auch Entgegenkommen zeigt.

»Wie lange wirst du mich brauchen?« Er blickt in seinen Kalender.

»Die Zeit, die du mir gewährst.«

»Da musst du schon genauer sein.«

Ein paar Gäste auf dem Gang zur Toilette entdecken zu ihrer Verwunderung, an wem sie gerade vorbeigehen. Er lässt sich in keiner Weise ablenken.

»Wir werden schon klarkommen«, meint er Tee trinkend. »Legen wir gleich los.«

Smalltalk ist seine Sache nicht. In diesem Punkt sind wir uns einig.

 

Wie sich schnell herausstellt, ist Henning Mankells Kalender so voll mit Terminen für Auslandsreisen und Verabredungen wie die Regale mit Wallander-Titeln bei seinen Fans überall in der Welt: von Japan, China, Korea, Vietnam, Thailand über den Nahen Osten bis Osteuropa, Skandinavien, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien und weiter in die USA, nach Kanada und Brasilien.

Wie schafft es dieser rastlose Mann, auch nur eine einzige Zeile zu schreiben?

Er scheint meine unausgesprochene Frage im Bruchteil einer Sekunde decodiert zu haben und nimmt die Antwort vorweg:

»Ich will dir von einem Mythos über einen kleinen Vogel vom Amazonas erzählen. Von der Sekunde an, in der er seine Flügel ausbreitet und den ersten Flügelschlag tut, ist er gezwungen zu fliegen. Setzt er sich, stirbt er. Natürlich ist das unmöglich, denn ein Vogel muss sich auch mal niederlassen, unter anderem, um Eier zu legen und Junge auszubrüten. Aber es handelt sich ja um einen mythologischen Vogel. Ich identifiziere mich mit diesem mythologischen Vogel, der so lange fliegen muss, bis es nicht mehr geht. Wenn die Kräfte verbraucht sind und er sich setzen muss, um auszuruhen, ist Schluss.

Glücklicherweise war ich nie abhängig von einem festen Arbeitsplatz. Von Beginn an war mir klar, dass es diesen bestimmten Schreibtisch an einem bestimmten Platz vor einem bestimmten Fenster mit einer bestimmten Blumenvase davor nicht gibt. Ich musste lernen, mich an allen möglichen Orten auf meine Arbeit zu konzentrieren, und weil ich dazu in der Lage bin, kann ich mich, wo auch immer, total von meiner Umgebung abschirmen. Das gewährt mir eine große Freiheit.

Ich fühle mich wie ein Nomade. Ich kann im Flieger schreiben, im Hotelzimmer, allein oder im Beisein anderer, an jedem Flecken der Erde. Ich kann hier mit dir am Tisch sitzen und ein Kapitel beenden, dann aufstehen, mich an einen anderen Tisch setzen und das nächste Kapitel beginnen.«

Er fügt hinzu, da ich augenscheinlich weder meine Skepsis, noch meinen Neid oder meine Bewunderung verbergen kann:

»Der seltsamste Arbeitsplatz, den ich je hatte, war in Stockholm. Ich war jung, knapp zwanzig Jahre alt, arm und hatte eine leere Wohnung gemietet. Keine Möbel, keine Beleuchtung, kein Bett. Ich schlief auf dem Fußboden und entdeckte, dass im Backofen eine kleine Birne anging, wenn man die Klappe öffnete. Dieses Licht war meine Lampe und die Backofenklappe mein Tisch. Da habe ich dann gearbeitet.

Kreativität ist der Grundstein in meinem Leben. Ein sinnliches Gefühl. Ein Wort + ein Wort + ein Wort ergibt einen Satz. Und ein Satz + ein Satz + ein Satz wird zu einer Geschichte. Ich glaube an Geschichten. Der Leser wird zum Fest geladen, sitzt mit am Tisch und ist bei der Mahlzeit dabei.«

»Der dänische Schriftsteller Klaus Rifbjerg hat das künstlerische Schaffen eine Sublimierung der erotischen Kraft genannt«, unterbreche ich.

»Klar, im menschlichen Leben gibt es nichts Größeres als die Erotik. Und Schreiben kann auch so etwas wie eine erotische Spannung erzeugen«, antwortet er, sich zurücklehnend, und fährt sich mit den Fingern durch die Haare:

»Ich will nicht das Wort Glück gebrauchen, denn das ist heute zu einem Klischee verkommen: Glück–Unglück. Für mich ist Schreiben Sinnerfüllung. Und ich verspüre eine große Freiheit dabei. Das ist der Kern der Kreativität: dass man sich verwandeln kann. Irgendjemand hat ausgerechnet, dass ich in meinen Büchern in zirka zweitausend unterschiedliche Personen geschlüpft bin.

Ein kleines bisschen von mir selbst findet sich natürlich in allen wieder, ob es nun Kinder sind, Frauen, Alte, Chinesen, Afrikaner, Dänen oder wer noch zum Teufel. Ich bin ein Teil – groß oder winzig klein – all dieser Tausende von Charakteren. Ich verpflanze Bausteinchen meines Ichs in diese vielen verschiedenen Gestalten. Genauso ist es.«

Henning Mankell spürt, dass es gerade diese Arbeitsmethode ist, von der ich mehr wissen will, und fährt fort:

»Am Anfang meiner Bücher steht immer eine Frage, die ich an mich selbst richte: Wie kann es sein, dass …? Ich denke darüber nach, untersuche das Problem, und am Ende weiß ich Bescheid. Wenn ich alles weiß, beginne ich zu schreiben. Manchmal schreibe ich den Schluss zuerst, manchmal den Mittelteil, und ein andermal gehe ich chronologisch vor. Ich glaube an das Ideal der Aufklärungsepoche. Du kannst mich durchaus einen Enzyklopädisten nennen. Ich glaube an das Rationale, an den vernunftbegabten Menschen, an das Wissen.

Die Entwicklung in unserer Welt schreitet mit Riesenschritten voran. Aber schreiben wir heutzutage bessere Liebesgedichte als seinerzeit Petrarca? Nein! Der Mensch ist zur Langsamkeit geboren. Die Stärke der Demokratie liegt gerade darin, dass sie langsam ist. Die Langsamkeit passt besser zu uns. Dennoch gilt in unserer Zeit derjenige als effektiv, der schnelle Entscheidungen fällt. Afrikaner dagegen bezeichnen jemanden, der schnelle Beschlüsse fasst, als einen dummen Menschen.

Wir alle wissen, dass das Land der Kindheit, das wir bewohnt und geliebt haben, verschwunden ist; ich aber glaube, es ist als mentaler Schatten in uns vorhanden. Wir sprechen viel über das Haus unserer Kindheit … ich glaube nicht, dass es physisch vorhanden sein muss. Wir reden auch viel über unsere Wurzeln. Verwurzelt kann man an mehreren Stellen sein. Man kann das mentale Land in seinem Inneren hegen und pflegen wie den Boden, auf dem wir schreiten.

Experten behaupten, dass nur die rechte Hirnhälfte sich weiterentwickeln kann. Die linke, der Sitz der Gefühle, habe bereits ihr Maximum erreicht. Und diese Erkenntnis, muss ich sagen, finde ich beunruhigend«, meint Mankell.

 

Leidenschaftliche Verehrer glauben zu wissen, dass ihn sehr viel mehr beunruhigt als das Entwicklungspotential der linken Hirnhälfte. Zum Beispiel die Frage, die in vielen seiner Romane gestellt wird und die in konzentrierter Form in folgendem Zitat aus dem Kriminalroman Der Chinese zum Ausdruck kommt:

 

Wie hatte es so weit kommen können, dass das demokratische System durch ein wankendes Rechtssystem gefährdet wurde?

 

Gesellschaftskritik und Kampf für eine gerechte Welt, sowohl in lokaler wie globaler Hinsicht, zieht sich wie ein flammender Appell durch sein gesamtes Schaffen, radikaler und nachhaltiger als bei anderen, die sich in seinem Kielwasser aufhalten. Unter anderem handeln die Kurt-Wallander-Bücher – über den Krimiplot sowie die elende Befindlichkeitskurve und das Gefühlsleben der Titelgestalt hinaus – immer auch von der Stärke und Verletzlichkeit der Demokratie und des Wohlfahrtsstaats, vom Verlust von Geborgenheit, von menschlicher Isolation und dem Mangel an Solidarität. In der Essenz vom Abgesang des Wohlfahrtsstaats.

»Wallander und du, ihr liegt nicht auf der gleichen politischen Linie?«, frage ich.

»Nein, und das letzte Buch mit Wallander, Der Feind im Schatten, handelt ja gerade davon, dass er zugibt, kein politisches Wesen zu sein«, entgegnet Henning Mankell.

»Er hat verloren oder von sich aus einen ungeheuer wichtigen Teil des Lebens aufgegeben, nämlich den, dass man, weil man in einer Art Kontrakt mit anderen Menschen steht, ein politisches Wesen ist. Dem entzieht sich Kurt Wallander. Und davon handelt das Buch. Aber ja, er hat bestimmt bei Wahlen seinen Stimmzettel abgegeben, doch Politik war für ihn meistens ein Irritationspunkt, und er konnte sich gewaltig aufregen, wenn die Steuern erhöht wurden, und die meisten Politiker hielt er für dümmer als andere Menschen.

Er hat sich nie als einen Teil der politischen Landschaft begriffen. In diesem Punkt gibt es natürlich einen großen Unterschied zwischen ihm und mir. Das war auch so beabsichtigt, denn die meisten Menschen sehen sich nicht als Teil der politischen Landschaft. Sie verdrängen, dass sie das aber zwangsläufig sind. So entsteht eine der größten Bedrohungen der Demokratie. Und immer mehr wollen nicht einsehen, dass sie es sind, die eine Demokratie ausmachen. So ist es in vielen Teilen der Welt. Ich würde behaupten, dass dieser Prozess in Schweden in den Sechzigerjahren begonnen hat. 1963 wurden bei uns die Kommunen zusammengelegt, was auf einen Schlag bedeutete, dass die Beschlüsse für ein betreffendes Gebiet zehn schwedische Meilen (zirka einhundert Kilometer) weiter entfernt gefasst wurden. Damit verschwand für die Menschen das Gefühl von Nähe und des sich-Identifizieren in Bezug auf die politischen Beschlüsse. Und darum sage ich, dass der entscheidende Umschwung in der schwedischen Politik stattfand, als wir von den vielen kleinen Kommunen zu Großkommunen übergingen.«

»Du bist im Milieu der Fünfzigerjahre aufgewachsen, in Sveg in Härjedalen, mit einem Vater, der allein für dich und deine beiden Geschwister zu sorgen hatte«, werfe ich ein.

 

 

Sveg in den Fünfzigerjahren – »Wir alle wissen, dass das Land der Kindheit, das wir bewohnt und geliebt haben, verschwunden ist; ich aber glaube, dass es als mentaler Schatten weiterhin in uns vorhanden ist«, sagt Henning Mankell. (Privatfoto)

 

Hennig Mankell blickt mich an, als wollte er mich fragen, worauf ich eigentlich hinauswill, dann aber sagt er:

»Ich wurde in Stockholm geboren, aber die komplizierte und unglückliche Ehe meiner Eltern stellte meinen Vater vor die Aufgabe, die Erziehung alleine zu übernehmen. Das war durchaus ungewöhnlich im Schweden der Fünfzigerjahre, zumal in einer Position wie der seinen, aber meine Mutter hatte uns verlassen.

Mein Vater war Richter, also Teil der höchsten juristischen Instanz. Um unser Leben erträglicher zu machen, hat er sich nach Sveg versetzen lassen, in einen kleinen Ort, von dem er wohl meinte, dort Familie und Beruf besser unter einen Hut bringen zu können. Das war für ihn ein schwerwiegender Beschluss, denn damit verließ er alles, was er kannte, liebte und was ihn interessierte, unter anderem die Welt der Musik. Aber die Entscheidung war natürlich richtig. In einer kleinen Stadt war es leichter, den Alltag als alleinerziehender Vater zu bewältigen.

Ich kam also, als ich gerade mal ein Jahr alt war, nach Sveg, und das Erste, woran ich mich erinnere, ist Schnee. Schnee ist für mich die erste wirkliche Erinnerung meines Lebens. Das erste Bild, das ich in mir hervorrufen kann. Die Gardinen im Schlafzimmer wurden beiseitegezogen, und in der Nacht hatte es geschneit. Draußen alles weiß. Der Schnee hinterließ bei mir einen gewaltigen Eindruck. Der Schnee und die Dunkelheit. Das Weiße und das Schwarze. Das Weiche und das Kompakte.«

»Was für eine Bedeutung hat dieser Hintergrund für dich?«

»Ich will dir von einem Erlebnis berichten, das ich als Kind hatte«, sagt Henning Mankell und beugt sich vor.

»Eines Tages waren mein Vater und ich im Auto unterwegs. Plötzlich bremste er sehr vorsichtig, mitten auf der öden Landstraße. ›Sieh mal dorthin‹, sagte er leise, ›dort zu dem Stein!‹ Ich drehte meinen Kopf in die Richtung und sah es: ein lodjur! Diese Großkatze, die in schwedischen und norwegischen Wäldern vorkommt. Mit spitzen Ohren.«

»Ein Luchs?«

»Ja. Ein unglaublich seltenes Tier, und dann sieht man solch ein Tier mit eigenen Augen …! Wir saßen ganz still im Auto, andächtig, und sahen es an. Es blickte zurück, drehte sich um und sprang vom Stein, graziös, wie nur ein Katzentier springen kann, und verschwand im Wald. Das ist einer der magischen Augenblicke meines Lebens. Dieses Gefühl, dass es mitten im Wald ein geheimes Leben gibt, bedeutet viel für mich.

 

 

»Henning ist ein sehr engagierter und großzügiger Mensch, aber in ihm verbirgt sich ein einsames Kind«, sagt sein Verleger Dan Israel über Henning Mankell, mit dem ihn eine 35-jährige Freundschaft verbindet. (Privatfoto)

 

Viele, viele Jahre später, eines Nachts in der Kalahariwüste unter blauem Mondlicht, blickte ich in die Landschaft und dachte: Hier sieht es genauso aus wie in Sveg! Eine Winternacht in Härjedalen mit blauem Mondschein auf weißem Schnee gleicht der Kalahariwüste. Auf diese Weise tragen alle Landschaften alle anderen Landschaften in sich. Man findet die dichten Wälder in Afrika wieder und die öden Weiten in Härjedalen.

Ich bin immer auf Landschaften aus, ich bin fasziniert von ihnen und von dem, wie sie auf Menschen einwirken. Was eine offene Landschaft für Menschen bedeutet, eine Gebirgslandschaft oder eine mit dichtem Wald, und ich trage sie alle in mir. Wenn ich träume, verschmelzen die Landschaften. Ich kann träumen, dass ich durch die Wüste oder durch dichten Busch in Afrika gehe und die Hitze kaum auszuhalten ist, und plötzlich bin ich in einem von Norrlands Kiefernwäldern, und immer noch ist da diese teuflische afrikanische Hitze, und ich habe großen Durst …«

»Die Personen in deinen Büchern träumen viel und haben oft grausame Träume, darüber müssen wir später noch sprechen, aber lass uns fortfahren mit der Kindheit in Härjedalen …«

»Ich lebte also in Sveg bis zum Teenageralter. Dann zogen wir um, Richtung Süden, nach Borås, das war 1960. Der Grund war, dass meine ältere Schwester das Gymnasium besuchen sollte, und es gab keins in Sveg. Aber die elf, zwölf Jahre, die ich dort lebte, haben kräftige Spuren bei mir hinterlassen.

Man könnte sagen, dass ich meine Waldquote wirklich erfüllt habe. Aber wenn ich zurückkehre, fühle ich mich immer noch sehr zu Hause. Die unendlichen Wälder geben ein tiefes Gefühl von Geborgenheit. Dieses Gefühl, dass man sich nur drei Meter vom Wegrand entfernen muss, um im Wald zu verschwinden. Um ganz weg zu sein, in einer anderen Welt zu leben, tief im Wald.

Wenn ich an Härjedalen denke, dann fällt mir oft ein Gedicht von Tomas Tranströmer ein:

 

Mitten im Wald liegt eine unerwartete Lichtung, die nur von dem gefunden werden kann, der sich verlaufen hat.

 

Diese Zeilen drücken genau das aus, was ich meine. Sie fassen in unglaublich schönen Worten und auf eine rätselhafte Weise meine Kindheit zusammen. Aber soll es nicht für heute genug sein?«

 

Als ich nicke, zieht Henning Mankell das Handy aus der Manteltasche und überfliegt die Meldungen. Es klingelt, er geht ein wenig beiseite und antwortet. Alles um ihn herum scheint getimet zu sein. Der sechsunddreißigjährige Robert Johnsson ist zu uns gestoßen und übernimmt das Telefongespräch. Ein großer, schlanker Mann, der Kompetenz und Zuvorkommenheit ausstrahlt.

Robert Johnsson ist ein Teil des vierblättrigen Kleeblatts, das alle Details in Henning Mankells weltweiten Aktivitäten koordiniert: den Kalender, die Verlagsverträge, die Buch-, Theater- und Filmrechte, die Millionenspenden, darunter die Finanzierung eines ganzen SOS-Kinderdorfs in Mosambik, die Reisen, die internationalen Kulturarrangements, die Promotion, die Preisverleihungen usw.

Die anderen Teile des Kleeblatts sind Dan Israel, Henning Mankells Freund seit 35 Jahren, Verleger und Leiter ihres gemeinsam betriebenen Leopard Förlag in Stockholm, Anneli Høier, seit den Neunzigerjahren seine literarische Agentin in Kopenhagen, und Inke Nordström, verantwortlich für die ökonomischen Belange, wohnhaft in Malmö.

In den letzten Jahren ist Henning Mankells jüngster Sohn, Jon Mankell, zum Bindeglied zwischen dem Kleeblatt und der skandinavischen Produktionsgesellschaft Yellow Bird geworden, die hinter den schwedischen und englischen Fernsehserien um Kurt Wallander steht – und im Übrigen auch hinter der Millennium-Trilogie nach Stieg Larssons drei Bestsellern.

Diese Menschen, denen Henning Mankell unbedingtes Vertrauen entgegenbringt, sind sein Filter gegen eine sich mehr und mehr aufdrängende und Forderungen stellende Umwelt. Robert Johnsson und ich sprechen eine Reihe von Terminen für die nächsten Treffen mit Mankell ab.

Dann gehen alle ihrer Wege.

 

Es hat aufgehört zu regnen, doch der Himmel hängt weiter tief über Göteborg, und die Sicht auf den Schärengürtel ist nicht klarer als beim Anlegen des Schiffs.

Ich bin einem Mann begegnet, der lokal wie global verankert ist. Ein nach vorn schauender Schriftsteller und großer Menschenkenner, der in einer phantasiebeflügelnden Bildsprache, aber auch mit großer Bestimmtheit schreibt, denkt und spricht. Ein Mann, der es hasst, Zeit zu vergeuden.

Wie es Kurt Wallander so häufig passierte, schleicht sich bei mir ein Gefühl von Schwindel ein, vom Polizeikommissar beschrieben in Mörder ohne Gesicht:

 

Ein Durchbruch, dachte er. In allen Ermittlungen, die erfolgreich abgeschlossen werden, gibt es einen Punkt, an dem wir die Wand durchbrechen. Wir wissen nur nicht so genau, was wir dahinter zu sehen bekommen. Aber irgendwo dort wird sich die Lösung finden.

 

In meinem Kopf wirbeln die Bruchstücke durcheinander. Sie müssen sich zusammenfügen zu einem großen und komplizierten Muster, zu einem Gesamtbild von Henning Mankell als Schriftsteller und Mensch.

Ich weiß, es braucht Phantasie und Ausdauer, um das Bild zu erkennen. Und im selben Augenblick schält sich ein Baustein heraus: die »Geburt« von Kurt Wallander, sein konfliktreiches Leben, sein schweres Schicksal. Den zentralen Platz, den dieser Baustein einnimmt, muss ich finden.

Als einen Anfang.

Neu-Delhi, 2011

Whatever I write, reality is always worse.

 

I dont believe in evil people, but in evil circumstances.

 

Henning Mankell

 

 

 

In seinem mit Auszeichnungen bedachten kleinen Buch Der Chronist der Winde, das 1996 auch für den renommierten schwedischen Literaturpreis, den Augustpreis, sowie für den Preis des Nordischen Rates nominiert wurde, dichtet Henning Mankell ein wenig weiter an seiner Schuhgeschichte:

 

Ich schlafe immer in meinen Schuhen, sagte der Mann. Sonst ist die Gefahr groß, dass jemand sie stiehlt. Um meine Schuhe zu stehlen, muss der Dieb leider auch meine Füße abhacken. Das wäre ein großes Unglück.

 

In der indischen Universität spricht er weiter über Kurt Wallander, die Figur, die ihn zu einem der berühmtesten Schriftsteller Schwedens werden ließ und weltweit zu einem der meistgelesenen. Henning Mankells Bücher sind in mehr als vierzig Sprachen erschienen und wurden in etwa einhundertzwanzig Ländern mit annähernd vierzig Millionen Exemplaren verkauft:

»Wie ihr wisst, habe ich seit den Neunzigerjahren eine Serie sozial- und gesellschaftskritischer Kriminalromane mit Kommissar Kurt Wallander geschrieben«, erzählt er dem indischen Publikum.

»Später habe ich erfahren, dass viele Leser versuchten, meine Bücher als eine Art Wegweiser zu benutzen. Sie meinten, sie wüssten nun genau, wo in Schweden die verschiedenen Handlungen und Verbrechen stattgefunden haben. Und einige Orte existieren ja tatsächlich. Aber da die Leser anhand meiner Bücher auf die Jagd nach Straßen und Orten gehen, sind sie irritiert, wenn sie einige finden, andere wiederum nicht. Und dann müssen sie enttäuscht feststellen: ›Hier ist es, und trotzdem ist es nicht hier!‹

Damit haben sie recht. Ich habe nämlich, bevor ich anfing zu schreiben, Recherchen auf zweierlei Weise angestellt. Zuerst habe ich mir Klarheit darüber verschafft, was ich unbedingt wissen sollte, und danach eine Art negativ research gemacht. Das heißt, ich beschrieb sehr authentisch eine bestimmte Stelle in der Landschaft, dann jedoch entfernte ich einen kleinen See, verschob die Straße, änderte die Architektur eines Hauses oder platzierte eine Kirche dorthin, wo eigentlich keine Kirche steht usw.

Wenn die Leser mit meinen Büchern in der Hand an diesen Orten herumsuchen, müssen sie einsehen, dass Romane keine Landkarten sind, und so verstehen sie, dass es einen Unterschied gibt zwischen dokumentarischem Realismus und Fiktion.«

 

Henning Mankell erzählt noch weiter und beantwortet danach fast zwei Stunden lang Fragen. Er trägt seine unumstößlichen Botschaften vor: Kampf gegen Analphabetismus als Allerwichtigstes, auch im Kampf gegen Aids, und er hebt hervor:

»Während wir hier miteinander sprechen, sind mehr als eintausend afrikanische Kinder an Malaria gestorben. Das müsste nicht sein.«

Er schließt mit der Frage an die Anwesenden, ob jetzt noch mehr als zu Beginn davon träumen, Schriftsteller zu werden. Es ist so. Er schreibt viele Autogramme, verlässt dann aber schnell den Ort und kehrt in sein Hotel zurück, das vornehme Taj Palace. Dort wird er auch die Theaterregisseurin Eva Bergman, seine Frau seit 1998, treffen.

Am Abend arbeitet er. Wie immer. Er bereitet sich auf ein Gespräch beim Literaturfestival in Jaipur in zwei Tagen vor.

Kurt Wallander, 19912009

Es erstaunte ihn einen Augenblick, dass er überhaupt nicht an seinen Vater dachte, als er sich nun wieder in der Nähe des Todes befand. Aber im Innersten wusste er, warum er es nicht tat. Er hatte es schon so oft erlebt. Tote Menschen waren nicht nur tot. Sie hatten nichts Menschliches mehr an sich.

 

Die fünfte Frau