Vorbemerkung des Autors
Warum sollte der geneigte Leser dieses scheinbar nicht zur Romanhandlung gehörende Buch überhaupt zur Kenntnis nehmen?
Drei Argumente könnten der Ausgangspunkt für Aufmerksamkeit werden…
Zuerst einmal benötigte der Autor für seinen historischen Roman Kenntnisse der belegten und nachgewiesenen Ereignisse, wollte er den Roman nahe der historischen Wahrheit ansiedeln …
Deshalb war er gezwungen, alle möglichen und nützlichen Informationen aus den unterschiedlichsten Quellen, die da wären Museumsbesuche, Fachliteratur, weitere Veröffentlichungen, sowie Wikipedia im Internet zusammenzutragen und zu einer, für den Roman gültigen historischen Arbeitshypothese zusammenzufassen.
Eine Materialsammlung war unbedingt erforderlich, also mussten die erlangten Informationen geordnet und die ‚interessanten’ Aspekte gekennzeichnet werden. In diesem Arbeitsstadium entstand ein eigenes Bild des Lebens dieser Zeit und der Konfrontation der Barbaren mit dem Imperium Romanum.
Warum sollte der Autor diese Materialsammlung in Form eines Kompendiums nicht auch dem interessierten Leser zur Verfügung stellen, wenn dieser doch sonst kaum, ohne größere Anstrengungen, an historisch glaubwürdige Informationen gelangen würde?
Der dritte Aspekt ist vielleicht nur für Leser mit außerordentlich großem historischem Interesse von Bedeutung. Selbst die Beschreibungen im Rahmen dieses Textes sind spannend, erkenntnisreich und mitunter auch manchmal etwas überraschend und bestimmt nicht so trocken, wie der geneigte Leser befürchtet.
Mir hat es Spaß gemacht, dieses Buch zusammenzustellen!
Natürlich wäre es sehr einfach, interessante Textpassagen von Wikipedia abzukupfern, Texte aus der Fachliteratur, dem Reallexikon oder anderen Materialien abzuschreiben und dann zusammenzufügen. Ich gestehe, dass ich zu Anfang meiner Arbeit auch nicht anders verfuhr.
In meiner erstmaligen Veröffentlichung der ersten Romanteile verarbeitete ich derart gewonnene Erkenntnisse in sogenannten Kopftexten, die ich vor jedem neuen Kapitel mit historischen Erkenntnissen, bekannten und belegten Ereignissen oder auch, aus dem Studium der Geschichte gewonnenen Schlussfolgerungen zu einem verständlichen Rahmen meiner Romanhandlungen abbildete.
In diesem Arbeitsprozess formulierte ich gewonnene Erkenntnisse mit eigenen Worten, was nicht bedeutet, dass nicht auch mal ein einfach kopierter Satz darin enthalten sein könnte…
Meine Materialsammlung zur Arbeitshypothese wuchs von Jahr zu Jahr. Der Umfang zwang mich letztlich, eine neue Form der Mitteilung an meine Leser zu finden und eine Kritik veranlasste mich, von der bisher verwendeten Form abzuweichen.
Um dem geneigten Leser trotzdem die Möglichkeit zu bieten, sich in die damalige Zeit hineinzufinden, entschloss ich mich deshalb, alle meine dazu gewonnenen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zum Zeitraum und zu den Orten der Handlung, sowie auch zu den sonstigen Themen wie Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Militär, Kultur, Lebensweise und Religion unter dem Titel
WAS SICH NOCH ZU WISSEN LOHNT …
in einem selbständigen Buchexemplar zusammenzufassen.
Für die Darstellung wählte ich die Form eines Fragenkomplexes, in dem ich dann die oben benannten, nach meiner Meinung relevanten Themen, zu beantworten versuche.
Ich war erstaunt, welchen Umfang selbst dieses Exemplar erreichte und weil auch dieses ‚Buch der Erklärungen’ zusammengestellt, geschrieben gedruckt und verlegt werden musste, komme ich nicht um einen Kostenbeitrag für den interessierten Leser herum. Ich bitte dafür um Verständnis.
Kompendium Teil 6 bis 10 Was sich noch zu Wissen lohnt…
© 2017 G. K. Grasse
Umschlaggestaltung, Illustration: G. K. Grasse
Verlag: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN:
978-3-7439-7921-5 | (Paperback) |
978-3-7439-7922-2 | (Hardcover) |
978-3-7439-7923-9 | (e-Book) |
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Aus dem Lateinischen übernommene Bezeichnungen wurden der deutschen Schreibweise angepasst.
Covergestaltung:
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Dem Romanzyklus liegen die Kriterien der versuchten Einhaltung der historischen Wahrheit und der möglichst verständlichen Darstellung zugrunde.
Historiker, die sich mit dieser Zeit auseinandersetzen, sind sich aufgrund dürftiger Quellenlagen, widersprüchlicher Erkenntnisse und auch abweichender Interpretationen nicht immer in der Publikation zu einzelnen Sachverhalten einig.
Ich möchte vorausschickend erklären, dass diese meine Darstellung, weder alle derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisse in sich vereinigt noch den Anspruch auf Vollkommenheit und detailgetreue Richtigkeit erhebt.
Sicher ist ein ‚Autor’ nur ein Beobachter aller Veröffentlichungen und unternimmt lediglich den Versuch, die Zeit, den Ort und die politische Situation allgemeinverständlich zu beschreiben.
Einer Behauptung, der Autor könnte weder die Komplexität noch die detailgetreue Tiefe erreichen, um die Zusammenhänge exakt zu erklären, könnte hier nicht widersprochen werden.
Trotzdem benötigt der Autor für die Absicht, einen historischen Roman zu verfassen, zumindest eine Arbeitsgrundlage bzw. eine Hypothese. Die dafür genutzte vereinfachte Form historischer Grundlagen könnte ein Historiker fordern, nicht zu veröffentlichen, weil diese zu banal wären …
Jedem Autor steht dichterische Freiheit zu, die im breiten Spektrum wissenschaftlicher Widersprüchlichkeit und natürlich auch mit der Darstellung eines eigenen Verständnisses der historischen Situation, ausgenutzt wird.
Was der Historiker zu verurteilen veranlasst sein könnte, wird der Leser möglicherweise freudig zur Kenntnis nehmen.
Er wird des Autors vereinfachtes Verständnis historischer Zusammenhänge, um sich ein eigenes Bild dieser Zeit und der im Roman geschilderten Ereignisse zu erstellen, möglicherweise gern aufnehmen.
Mit anderen Worten ausgedrückt, wird der Leser und nicht der Historiker, den Stab über dem Autor brechen …
Hinter einer „Legende“ verbirgt sich im allgemeinen Verständnis eine von „Ruhm“ und „Ehre“ berichtende Geschichte. Das Wort „Legende“ leitet sich von „legenda“ (das Vorzulesende) ab und ist somit, in seiner Überlieferung, an eine schriftliche Vorlage gebunden.
Doch wo sollte im schriftunkundigen Barbaricum eine solche Legende niedergeschrieben worden sein?
Die Herkunft der „Legende vom Hermunduren“ kann deshalb nicht auf eine konkrete Quelle oder ein Schriftstück bezogen werden. Dennoch schildert sie in ihrer Form ein Geschehen, dem eine historische Wahrheit zugebilligt werden könnte …
Angelehnt an historische Ereignisse dieses Zeitabschnittes, begleitet die Handlung die Anfänge des Verfalls Roms, dessen Imperium im Jahr 69 n. Chr. auf eine erste Krise zusteuerte.
Unter Nutzung bekannter historischer Daten, Personen, Überlieferungen und Zusammenhänge unternimmt der Autor den Versuch der Darstellung des Lebens der Hermunduren und ihres Kampfes gegen römische Interessen.
Die Erkenntnisse historischer Forschungen zu den ‚Barbaren’ sind nicht allumfassend und können keinesfalls als ‚lückenlos’ beschrieben werden. Schriftliche Aufzeichnungen aus dem ‚Barbaricum’ dieser Zeit existieren nicht und die Schilderungen der Herren Tacitus, Strabon, Velleius, Plinius oder auch anderer Zeitzeugen, schließen eine ‚gefärbte’ Darstellung im römischen Sinne, nicht gänzlich aus. Und nur deren Dokumente blieben, zumindest zu Teilen, erhalten.
Die in den Roman eingebundenen historischen Ereignisse sind überliefert, wenn auch manches dieser Ereignisse in schöpferischer Freiheit vom Autor abgewandelt oder ausgeschmückt wurde. Der Roman erzählt eine Geschichte, die so oder auch so ähnlich und bestimmt auch ganz anders abgelaufen sein könnte…
Ein historischer Roman bedarf umfangreicher Datenermittlungen in historischen Quellen, die mühevoll und zumeist nicht ohne Hilfe erfolgreich zu gestalten sind. Der Autor kämpfte immer auch mit der Tatsache, dass er gemachte Fehler selbst schwer erkennen konnte.
Deshalb gilt sein Dank allen Helfern und Kritikern und damit all denen die, in gleich welcher Form, am Roman mitgewirkt haben!
Der Roman „Die Legende vom Hermunduren“ ist ein Fortsetzungsroman, dessen bisher erschienene Titel
Teil 1 | „Botschaft des Unheils“ |
Teil 2 | „Zorn der Sippen“ |
Teil 3 | „Schatten des Hunno“ |
Teil 4 | „Pakt der Huntare“ |
Teil 5 | „Dolch der Vergeltung“ |
im Jahr 2017 überarbeitet und in dieser Form neu verlegt wurden.
Auch die Fortsetzungen
Teil 6 | „Die Verlorenen“ |
Teil 7 | „Adler der Evocati“ |
Teil 8 | „Fluch des Tribuns“ |
Teil 9 | „Der Frieden Roms“ |
Teil 10 | „Herz der Hermunduren“ |
knüpfen an die vorangegangenen Handlungen an und schildern die Erlebnisse der Haupthelden in den Wirren der nachfolgenden Zeit.
Diese Fortsetzungen sind fertig gestellt und erscheinen gegenwärtig, in einem zweiten Komplex der ‚Legende’.
Doch auch mit Teil 10 ist das Ende der ‚Legende’ noch nicht erreicht … Nur brauchen diese neueren Manuskripte noch etwas mehr Zeit …
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen …
„Roman Empire 69“ von User:Steerpike and en:User:Andrei nacu - Combination of File:Roman Empire 69AD.PNG and File: Roman Empire 120.svg. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 nl über Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Roman_Empire_69.svg#/media/File: Roman_Empire_69.svg
Das Schreiben eines historischen Romans unterliegt einigen Zwängen, die jeder Autor zu berücksichtigen hat.
Zuerst einmal ist er kein authentischer Zeitzeuge!
Er kann demnach nicht wissen, ob seine Schilderungen den Tatsachen nahe kommen, diese sogar treffen oder auch völliger Unsinn sind…
Wenn das stimmt, dann ist doch ein Autor historischer Romane nicht sehr weit von dem Autor entfernt, der seiner Phantasie, bei einem phantastischen Roman, keinerlei Zügel anlegt. Der Autor eines phantastischen Romans kann tatsächlich in Zeit und Raum schweifen, ohne sich durch Regeln oder Einschränkungen eingrenzen zu müssen.
Also, wo liegt der Unterschied?
Der Autor eines historischen Romans muss, will er sein Werk als dieses anerkannt finden, Erkenntnisse der historischen Forschung beachten, in der Grundtendenz seines Romans berücksichtigen und sollte dort, wo er die dichterische Freiheit zur Gestaltung ausnutzt, möglichst eng bei den bekannten und überlieferten Tatsachen bleiben bzw. auch die Erkenntnisse historischer Forschungen einbinden und vor allem möglichst nicht verfälschen. Letzterer Anspruch ist nur sehr schwer zu erfüllen, waren doch auch die Forscher, bei den bekannten Ereignissen, nicht Augenzeuge und demgemäß gewinnt manches Forschungsergebnis mehrere Deutungen, die sich mitunter sogar deutlich widersprechen.
Damit ist ein erster Grundsatz historischer Romane die Orientierung an der anerkannten historischen Wahrheit!
Nun ist das mit den Quellen dieser Wahrheit so eine Sache… Sucht der Autor ein bestimmtes Detail, muss er wissen, wo er suchen sollte. Doch genau das ist ihm unbekannt und zumeist kennt er auch den, der helfen könnte, nicht. Also beginnt der Autor seine Suche in einem weiten Feld und hat, abhängig von seinem Glück oder seiner Methode, Erfolg oder auch nicht… Damit ist ein zweiter Grundsatz angedeutet! Der Autor ist zur Suche nutzbarer Fakten verpflichtet und hat er Erkenntnisse gewonnen, sollte er diese in einer weiteren Quelle prüfen.
Diese Suche artet bisweilen in Verzweiflung aus, weil es einfach nicht gelingt, bisheriges Wissen durch exakte Quellen zu hinterlegen. Diese Suche erfordert sehr viel Zeit und Konzentration, erbringt aber auch einen Vorteil. Oft begegnet der Autor dabei Wissenswertem, was er zu einem späteren Zeitpunkt nutzen kann.
Weniger anregend ist es für einen Autor, stößt diese Suche auf ein Wissen, dass bereits fehlerhaft verarbeitet oder gar veröffentlicht wurde. Jeder Autor kann zumeist ein Lied davon singen und verfällt in Panik, ist er dann gezwungen, einen auf derartiger Grundlage gemachten Fehler zu korrigieren.
Historische Forschung an sich ist selten fehlerbehaftet. Aber sie füllt auch nicht jede Lücke unseres Wissens. So sucht auch ein Autor mitunter erfolglos oder auch über einen langen Zeitraum.
Der Autor eines historischen Romans benötigt Sachkenntnisse, die Fähigkeit des interessanten und spannenden Schreibens und natürlich eine Geschichte, die es zu erzählen lohnt.
Dieser dritte Grundsatz zwingt zur Anpassung der Romanhandlung an historische Ereignisse!
Eine der Tücken dabei ist es, eine Handlung selbst als erzählenswert einzuschätzen, sich um die Darstellung zu bemühen und letztlich versagt ihm der Leser seine Zuneigung und ignoriert das fertige Werk.
Mitunter benötigt ein fertiges Werk Zeit zur Anerkennung. Auch berühmte Schriftsteller brauchten mehrere Anläufe, bis die Leser Zugang zu ihren Romanen fanden.
Ein weiterer Grundsatz scheint mir die Eingrenzung der Phantasie zu sein. Ein Gedanke der Handlung kann noch so verführerisch sein und darf dennoch nicht im Roman berücksichtigt werden, wenn dieser mit der historischen Wahrheit eigentlich nichts zu tun hat.
Oder gibt es da mögliche Aufweichungen?
Nach meiner Meinung gibt es Grenzbereiche, deren sich ein Autor bedienen darf.
Manche historische Überlieferung kommt aus dem Nebulösen, wird von Wissenschaftlern kontrovers diskutiert und demzufolge auch nicht von allen anerkannt. Diesen Freiraum nicht zu nutzen, käme einer verlorenen Gelegenheit gleich. Die historische Forschung kann nicht jede Vergangenheit lückenlos darstellen. Warum sollte der Autor solch eine Lücke nicht ausnutzen?
Letztlich bleibt die dichterische Freiheit. Berühmte Schriftsteller vergangener Zeiten nutzten, bei aller Detailtreue an historische Überlieferungen, auch dieses Element.
Die Handlungen meiner historischen Romane sind auch von solchen dichterischen Freiheiten gekennzeichnet.
Die erste solche freie Erfindung ist der ‚Mondstein’.
Diese Art Felsen gibt es im heutigen Territorium in Deutschland öfter und so gab es diese auch schon zur Zeitenwende. Denn nichts ist so beständig wie harter Stein. Nur leider gab es in der näheren Umgebung, der von mir als Lebensraum der hermundurischen Sippen erkannten Gebiete, keinen exakt solchen Felsen. Natürlich habe ich die von mir gewählten Territorien angesehen und nach Besonderheiten abgesucht, die in der Handlung Berücksichtigung finden könnten.
Für die Handlung war der Mondstein von eminenter Bedeutung und so blieb ich bei dieser Erfindung. Natürlich hätte ich die Handlung weiter nördlich ansiedeln und dann dort auch geeignete Felsen finden können. Schon in 50 km Entfernung wären Möglichkeiten gegeben, dann aber wäre mir der Main zu weit entfernt gewesen und auch den hätte ich in seinem Flussverlauf nicht so einfach verlegen können. Dann schon lieber der Stein…
Die Historie belegt, dass der Stamm der Hermunduren im Maingebiet siedelte. Es gibt aus dieser Zeit eine Fülle hermundurischer Grabstätten (Sieben Hermundurengräber mit unterschiedlicher Entfernung entlang des Flussverlaufes des Mains zwischen Schweinfurt und Würzburg).
Diese offensichtliche dichterische Freiheit kann ich nicht verschweigen, selbst wenn ich es vermieden habe, die Lokalisationen der Siedlungen meiner Hermunduren so exakt zu beschreiben, dass sie auch gefunden werden könnten.
In einer Ortsangabe aber bin ich präzis geblieben. Dabei handelt es sich um den Zusammenfluss von Main, Fränkischer Saale und Sinn in Gemünden am Main. Dieser konkrete Ort bot für das von mir dort platzierte Römerlager beste Voraussetzungen.
Die Römer dort das Territorium der Hermunduren betreten zu lassen, zwang sich einfach schon aus den Zusammenflüssen auf. Selbst die Römer, vor gut 2000 Jahren, waren in der Lage einen Ort mit strategischer Bedeutung zu erkennen. Eine Ortsbesichtigung, das Kennenlernen der Frühjahrshochwasserfläche, die Lage der Insel (obwohl diese so wohl zur damaligen Zeit nicht bestand), die umliegenden Bergkuppen und natürlich auch die Lage des Geländes, boten sich nachhaltig an. Als ich mir das Territorium genau besehen hatte, stand meine Entscheidung. Der Platz für ein Römerlager war vorhanden. Allein die Größe des gegenwärtig dort befindlichen Sportplatzes hätte allemal ausgereicht… Somit komme ich zur zweiten wesentlichen Erfindung.
Der Stamm der Chatten tauchte um 10 v. Chr. zuerst im Gebiet der Lahn auf, um sich dann der Täler von Eder, Fulda und Lahn ganz zu bemächtigen. Die neuen Siedler schienen gegen eine Aufnahme der keltischen Vorbevölkerung oder auch suebischer Sippen keinen Widerspruch eingelegt zu haben.
Die Historie billigt dem ursprünglichen Stamm der Chatten lediglich eine Größe von ‚wenigen hundert Kriegern’ zu. Dennoch entwickelte sich dieser Stamm in der Folgezeit nahezu sprunghaft und wurde, selbst für die Römer, zu einer massiven Bedrohung.
Die historische Wissenschaft klassifiziert die Chatten nicht als heterogenes Ganzes und dies läst die Existenz von Teilstämmen zu. Weil der Ursprung der Chatten im Dunkel der Vergangenheit blieb, nahm ich die Lücke in der historischen Wissenschaft wahr und gab einem Teilstamm eine eigene Geschichte.
Ein Urahn, der ‚Mattios’ genannt wurde, begründete, nach meinen Vorstellungen, diesen Teilstamm. Dessen Siedlungsgebiet zwischen den Hauptstamm der Chatten und die Hermunduren zu legen, drängte sich fast von selbst auf.
Die dritte Erfindung kommt im Teil 7 meiner Romanhandlung hinzu.
Evocatus ‚der Berufene’ war ein ausgedienter und erneut freiwillig wieder aufgenommener Legionär. Mit einer ‚Honesta Missio’, einer ehrenvollen Entlassung in der Tasche, fand trotzdem nicht jeder Langgediente das Leben im Imperium Romanum, das er sich für die Zeit, nach seiner Verpflichtung, erwünscht hatte. Was lag näher dorthin zurückzukehren, wo einst Anerkennung und Achtung warteten.
Ein Evocatus verdiente besser, besaß eine höhere Stellung, oft die Autorität eines Centurionen und war generell von kräftezehrenden Aufgaben freigestellt.
Einige der Evocati stiegen zum Centurio auf, andere wurden Richter in Militärtribunalen. Evocati spielten im Machtgefüge der Legionen eine wichtige Rolle. Es gab auch Evocati unter den Prätorianern. Derartige ‚Evocati Augusti’ sind verdiente Veteranen und als solche für ‚herausragende’ Aufgaben geeignet. Unzweifelhaft sind diese Männer Rom treu, verschwiegen und bereit zu jeder Tat.
Dies brachte den Gedanken hervor, unter diesen Veteranen einen Geheimbund anzusiedeln. Rom, Kaiser und Senat, brauchten treue Männer. Die zahlreichen Morde, der Kampf untereinander um Macht und Herrschaft, bedurfte ‚Williger’, die diese ‚Pflichten’ übernahmen und ohne Skrupel ausführten.
Ein zum Mord Gedungener war ein unzuverlässiger Gefährte. Zahlte ein Anderer mehr, war das Leben schnell bedroht und das zuvor zugesicherte Schweigen auch schnell wieder vergessen. Weder Kaiser noch Senat bedienten sich dieser Unzuverlässigen.
Entweder der Befehl des Kaisers reichte aus, wie sollte das aber bei einem Auftragsmord ohne Verurteilung gehen, oder die gezahlte Summe musste so heftig sein, dass das Schweigen Bestand besaß.
Es ist eine zwangsläufige Erscheinung, dass ein Kaiser nur Wenigen vertraute und sich Männer für Taten aussuchte, die aus den unterschiedlichsten Motiven heraus verschwiegen waren. Blieb das Schweigen ewig geschuldet, weil es mit einem Schwur oder stetigen Vorteil verbunden war, war die Treue des Mannes auch nicht durch höchste Summen käuflich.
Evocati und Evocati Augusti gehörten zu dieser Kategorie Mensch. Das Töten gelernt, treu dem Herrn wie ein Hund, dauerhaften Vorteil genießend und dennoch zu wissen, dass jede Tat das Verzeihen des Höchsten beinhaltet, waren gerade diese Männer bestens geeignet. Was lag näher, als dem Goldring der Evocati und der Vitis in stilisierter Form noch einen Armreif anzudichten und einer Geheimorganisation Figur und Bild zu verleihen.
Betrachtet der Leser die zahlreichen Morde in Roms Historie war eine versierte Tötung unabdinglich, denn sonst zog der erste Tote eine Kette notwendiger Folgetode nach sich. Es musste somit Experten geben und wo sollten diese gefunden werden, wenn nicht unter den Veteranen der Evocati…
Historische Situation - Standortbestimmung
Nr. | Seite | Historische Situation Kelten, Germanen und Römer |
1 | 15 | Die Politik der Römer in Gallien und im Barbaricum um die Zeitenwende bis zur Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr. und sich abzeichnende Tendenzen des Verfalls der Macht der julischclaudischen Dynastie |
2 | 18 | Die Lage der Stämme der Kelten, vorrangig im vom Imperium Romanum besetzten Gallien und Voralpenraum, um die Zeitenwende bis zur Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr. |
3 | 22 | Die Lage der Stämme der Germanen um die Zeitenwende bis zur Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr. |
1. Die Politik der Römer in Gallien und im Barbaricum um die Zeitenwende bis zur Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr. und sich abzeichnende Tendenzen des Verfalls der Macht der julisch-claudischen Dynastie
Mit dem Abbruch sämtlicher Militäraktionen in das Barbaricum hinein, um 16 n. Chr., überließ Kaiser Tiberius die Germanen tatsächlich ihren inneren Streitigkeiten.
Will man die Situation dieser Jahre für die Römer im Barbaricum beschreiben, muss zuerst die Grenze gezogen werden, an der sich die feindlichen Lager trafen. Diese Grenze bildeten der Rhein und die Donau. Stromab im linksrheinischen Gebiet befestigten die Römer erobertes Territorium durch die Errichtung von Kastellen, dem Bau von Straßen und Wegen, sowie die Gründung von Siedlungen, die langsam zu Städten wuchsen.
Gleiche Vorgehensweisen prägte das Verhalten der Eroberer im Gebiet südlich der Donau.
Die wichtigstem Militärlager der Römer befanden sich in Noviomagus (Nijmegen), Vetera (Xanten), Colonia (Köln), Castra Bonnensia (Bonn), Mogontiacum (Mainz), Argentoratum (Straßburg), Augusta Rauricorum (Basel), Vindonissa (Windisch) und Augusta Vindelicorum (Augsburg).
Bemerkenswert hinsichtlich der Lage gewählter Standorte zur Errichtung von Militärlagern war die Flussnähe und nicht selten ein Standort in der Nähe von Mündungen größerer Zuflüsse in den Rhein und die Donau.
Stromab im rechtsrheinischen Gebiet, mit der natürlichen südlichen Grenze in Form der Donau, lebten die Stämme der Barbaren. Vom Oceanus Germanicus (Nordsee) aus beginnend mit den Friesen bis zu den nördlich der Donau siedelnden Markomannen und Quaden. Charakteristisch war die dichtere Besiedlung im nördlich des Mains gelegenen Territorium, in dem wesentlich mehr Stämme lebten als zwischen Main und Donau.
Diese Siedlungsdichte der Stämme veranlasste die Römer in der vergangenen Periode zur vordringlichen Eroberung dieser Gebiete und damit der Unterwerfung dort lebender Stämme. Davon betroffen waren neben den Friesen, den Sugambrern, den Tenkterer besonders die Chatten.
Feldzüge ins innere des Barbaricum führten die Römer zu den Bructerern, Cheruskern, Angrivariern, Chasuariern, Marser, Angeln und Hermunduren durch. Diese Vorstöße erbrachten Kenntnisse zum Land und zu dessen Besiedelung.
Von 54 bis 68 n. Chr. war Nero als letzter römischer Kaiser der julischclaudischen Dynastie im Amt.
Der Brand Roms im Juli 64 n. Chr. leitete die letzte Phase seiner Herrschaft ein. Diesem Brand, dem zehn der vierzehn römischen Stadtteile zum Opfer fielen und der drei davon gänzlich vernichtete, folgte ein umfangreicher Wiederaufbau, der mächtige Kosten verschlang. Nero ließ Tempel im Reich plündern und raubte im jüdischen Krieg Judäa aus.
Neben dem umfassenden Aufbauprogramm innerhalb der Stadt, mit breiteren Straßen und Brandschutzmaßnahmen für neu errichtete Häuser, dachte Kaiser Nero auch an seine Bedürfnisse. In seiner Geltungssucht verschwendete er immense Summen zum Bau des ‚Domus Aurea‘ (Goldenes Haus) als riesiges, prunkvolles Anwesen mit großen Kunstschätzen und technischen Raffinessen. Die Last des Aufbaus trugen auch und vor allem die römischen Bürger.
Diese letzte Phase seiner Macht war, durch zwei weitere wesentliche Einflüsse seitens Nero, selbst verschuldet und führte letztlich zu seinem Machtverlust.
Einerseits glaubte er sich als Herrscher Roms zur Kunst berufen und widmete die meiste Zeit seiner künstlerischen Vervollkommnung, statt sich, politisch wirkungsvoll und zum Nutzen Roms, mit der Politik des Imperiums zu befassen.
Die andere Aktivität betraf die Ausübung persönlicher Macht, die in der Verfolgung unliebsamer Zeitgenossen und auch oft im Zwang der Selbsttötung Betroffener mündete. Sein Stiefbruder Britannicus soll auf sein Betreiben hin vergiftet worden sein, seine intrigante Mutter Agrippina ließ er ermorden und auch sein früherer Lehrer Seneca war einer der Betroffenen. Die Führung von Hochverratsprozessen und deren Hinrichtungen, verbunden mit der Einziehung des Vermögens Betroffener, dienten auch der Finanzierung der gewaltigen Bauprojekte.
Um 68 n. Chr., nach jahrelangen Künstlerreisen aus Griechenland zurückkehrend, verbunden mit persönlichen Auftritten und Siegen in künstlerischen und sportlichen Wettbewerben, verlor er die Achtung seiner Klientel (Anhänger) gänzlich. Der ausgelebte Verfolgungswahn, mit Hinrichtungen in der römischen Oberschicht und auch bei Verwandten, verbunden mit seinen Ausschweifungen, beförderten Hass und Verachtung für den Princeps.
Die Oberschicht und das Volk Roms wandten sich vom Kaiser ab und der Widerstand begann sich auszuprägen.
Rom lebte mit und wurde getragen von deren Sklaven!
Dies war eine Tatsache. Wer in Wirtschaft, Handwerk und Versorgung, sowie für das Vergnügen Sklaven benötigte, brauchte Quellen für deren Verfügbarkeit. Rom brauchte immer Sklaven!
Werden jedoch keine Kriege geführt und somit keine Gefangenen zu Sklaven gemacht, brauchte das Imperium andere Quellen. Verschuldungen römischer Bürger reichten nicht aus, den großen Bedarf zu decken.
Die Bürger Roms, lebten sie auch in den Provinzen, genossen Rechte, die eine Versklavung erschwerten. Wohl vermochte Rom Einheimische in deren Provinzen zum Sklaven herabzuwürdigen, aber auch das brachte keine Deckung des gewaltigen Bedarfes.
Warum also, trotz Koexistenz und Förderatenverträgen mit den Barbaren, nicht dort nach geeignetem Material suchen?
Germaninnen besaßen ‚Goldhaar’, waren schön und begehrt. Germanische Krieger verfügten über größere Körper, einen kräftigeren, urwüchsigen Körperbau und galten als mutig, entschlossen und äußerst kampffähig. Latifundias verlangten für die Arbeit auf den Feldern ständig nach dieser Ware, Privathäuser forderten die schönen germanischen Weiber, Hurenhäuser hatten immer Bedarf an ‚Frischfleisch’ und die Arenen forderten immer neue tollwütige Kämpfer.
Wo ein Bedarf existiert, entsteht auch ein Gewerbe!
‚Sklavenjagd’ entwickelte sich zum einträglichen Geschäft. Von Händlern organisierte Banden von Jägern drangen in das Barbaricum ein und holten sich, was gebraucht wurde. Das Geschäft florierte und wie Erfolge sich einstellten, erweiterten sich Markt und Handel.
Doch nicht jeder Beutezug brachte Erfolg. Die Barbaren wussten sich zu wehren. Wer fragte schon nach vernichteten Sklavenjägern, wenn der nächste Beutezug die Verluste des Vorangegangenen ausglich?
Wer zog da eigentlich als Jäger ins Barbaricum?
Die Antwort ist vermutlich einfach. Jeder der Willens war und sich Vorteile davon versprach. Der Händler oder der das Projekt im Vorhinein Finanzierende unterzog sich nicht dieser Gefahr. Er schickte erprobte, abenteuerlustige, verrohte Gesellen oder auch ausgediente Legionäre. Zeigten sich erfahrene Legionäre bereit, wuchs die Erfolgsquote. Waren diese Männer, wenn sie nach ihrer Entlassung aus dem Dienst in der Legion keinen Halt in der Gesellschaft fanden, doch die Fähigsten und Erfahrendsten und somit Bestens geeignet.
Galt das für Ausgediente, musste dies auch für aktive Legionäre richtig sein!
Deshalb könnte so manche lokale Auseinandersetzung mit germanischen Sippen zur Eintreibung von Sklaven gedient haben. Warum sollten derartige belanglose Ereignisse den Weg in die Geschichtsbücher finden?
2. Die Lage der Stämme der Kelten, vorrangig im vom Imperium Romanum besetzten Gallien und Voralpenraum, um die Zeitenwende bis zur Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr.
Das gesamte Territorium, das im Norden von Nordsee und Ärmelkanal, im Osten vom Rhein, im Süden von den Alpen und dem Mittelmeer und im Westen von den Pyrenäen und dem Atlantik begrenzt wurde, bezeichnete Rom als Gallien.
In diesem Gebiet lebte eine Vielzahl keltischer Stämme.
Diese keltischen Stämme, zusammenfassend unter ‚Gallier’ bezeichnet, besiedelten das heutige Frankreich, Teile der Schweiz, Luxemburg, das südöstliche Belgien, das Saarland und Teile des linksrheinischen Rheinland-Pfalz’ sowie Teile Hessens (Region Mittelhessen).
Roms Einfluss auf das Leben der in Gallien lebenden Kelten nahm mit Caesars Eroberung dramatische Formen an.
Die Kelten ergaben sich nicht kampflos!
Roms Eroberungen in Gallien begannen um 125 v. Chr. Das erste Ziel war die Mittelmeerküste und das Tal der Rhône. Die erste Provinz Roms auf gallischen Territorium wurde um 121 v. Chr. geschaffen (Gallia Narbonensis).
In der Folge stoppten Einfälle der Germanen (Kimbern, Teutonen) von 113 bis 101 v. Chr. weitere römische Eroberungen.
Den entscheidenden Schlag gegen die Kelten in Gallien führten die Legionen des Gaius Iulius Caesar von 58 bis 51 v. Chr. Die letzte und entscheidende Schlacht wurde um die gallische Stadt Alesia geschlagen. Caesar vernichtete die Streitmacht des Vercingetorix und beendete den von ihm geführten gallischen Krieg (De Bello Gallico). Roms Legionen traten als Eroberer auf und vollbrachten ein strategisches, taktisches und logistisches Meisterstück, das einzig auf dem militärischen und politischen Genie Caesars und der eigenen Kampffähigkeit beruhte.
Um mehr über diesen Gallischen Krieg zu erfahren, bleibt dem Leser nur der Griff nach Caesars eigener Beschreibung der Kampfhandlungen in ‚De Bello Gallico’.
Was auch Caesar in seiner Beschreibung dieses Krieges nicht explizit nannte, war die deutliche Überlegenheit der Anzahl gallischer (keltischer) Krieger, die sich den römischen Legionen, über Jahre hinweg, in den Weg stellten. Eine Eroberung wäre gnadenlos gescheitert, wären sich die Kelten Galliens einig gewesen!
Weil dies nicht der Fall war, zahlten die gallischen Stämme der Kelten einen ungeheuren Blutzoll. Dieser Krieg soll mehreren Millionen Galliern den Tod gebracht haben.
Ganze Stämme wurden, teilweise bis zur völligen Vernichtung, zerschlagen, Territorien verwüstet und die Lebensweise der Kelten in der weiteren Abfolge wesentlich verändert.
So eroberte Caesar Stammesgebiet auf Stammesgebiet, unterwarf Stamm für Stamm und verleibte dem Moloch Rom ein riesiges Territorium ein.
Rom sah sich, in der Folge der Jahre veranlasst, das riesige Gallien in drei Provinzen aufzuteilen. Es nahm nicht nur durch diese territoriale Aufteilung, die ausgeübte militärische Machtkomponente und die in den ersten Jahren nach der Eroberung ausgeführte Unterdrückung Einfluss auf das Leben der Kelten, es übernahm die gesellschaftliche Organisation insgesamt, korrumpierte Teile der keltischen Stammesspitzen und brachte, mit seiner Lebensweise, neue Formen und Inhalte in das gesellschaftliche Sein hinein.
Dieser als ‚Romanisierung’ bezeichnete Vorgang beinhaltete den Spracheinfluss und die Aufnahme der römischen Zivilisation.
In der bisherigen Gesellschaft der Kelten veränderten sich die sozialen und materiellen Lebensbedingungen, auch technische Erkenntnisse des römischen Fortschritts wirkten sich aus. Die Arbeitsteilung und eine weitere Spezialisierung fand Eingang in den wirtschaftlichen und handwerklichen Bereich. Siedlungen wuchsen bis zu Städten, folgten dem römischen Vorbild und brachten letztlich auch wirksamere hierarchische Strukturen innerhalb ihrer Organisation hervor.
Die Veränderungen bei den Galliern beschränkten sich also nicht nur auf eine sprachliche Anpassung, sondern führten auch zu einer grundsätzlichen Umgestaltung der bisherigen Gesellschaft und deren Kultur.
Rom nutzte den entstandenen Freiraum zur Organisation der Gesellschaft und brachte seine Vorstellung von der Ordnung ein. Das bedeutete, es unterwarf jede gesellschaftliche Sphäre deren eigener Zivilisation.
Das geschah über unterschiedlichste Vorgehensweisen. Erst einmal wurde eine Zivilverwaltung aufgezwungen, die in der fremden Amtssprache des ‚Latein’ die Gallier zwang, sich anzupassen. Gallische Eliten wurden mit dem römischen Bürgerrecht geködert. Die Vorteile der römischen Zivilisation bewirkte ebenso eine Öffnung und reichte dies nicht aus, so blieb letztlich noch der Zwang.
Weil aber die Elite der Gallier zur römischen Zivilisation drängte, reichte im Grunde genommen deren Druck gegenüber den Stammesangehörigen schon aus…
In diesem Zusammenhang ist darauf zu verweisen, dass dem Menschen die Neugier als Charaktereigenschaft eigen ist und er sich deshalb auch dem ‚Neuen’ öffnete. Weil dieses zumeist gewaltige Vorteile gegenüber den bisherigen Lebensbedingungen beinhaltete und einen Bruch mit der althergebrachten Stammeshierarchie erforderte, nutzte ein Teil der Kelten auch diese Möglichkeiten.
Vermutlich entwickelte sich eine gewisse parallele Welt zwischen der bisherigen Stammeskultur und der von den Römern vorgegebenen Lebensweise, in der jeder Gallier ‚seinen’ Weg finden konnte.
Rom und damit vor allem Kaiser Augustus gliederte Gallien nach seinen Vorstellungen und machte die neu geschaffenen Provinzen zum Bestandteil des Imperium Romanum. Vier gallische Provinzen, Narbonensis, Aquitania, Lugdunensis und Belgica bereicherten Rom.
Die römische Eroberung Galliens unter Caesar, deren spätere Fortsetzung unter Kaiser Augustus, mit der Eroberung in Raetien und des Noricum, prägte die Entwicklung der Kelten in der Folgezeit.
In der ersten Periode bestanden die keltischen Lebensweisen fort.
Nach der Zeitenwende vollzog sich eine Romanisierung, die letztlich in eine gallorömische Kultur im Westen und in eine norisch-pannonische Kultur im Osten aufspaltete.
Das war die Situation der Kelten in Gallien und im Voralpenraum Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr. Geburt.
Weil Rom zur Aufrechterhaltung seiner Ordnung in eroberten Gebieten militärische Macht benötigte, forderte es von Unterworfenen die Gestellung von militärischen Hilfstruppen, den Auxiliareinheiten, die es dann in fremden, zu meist weit entfernt liegenden Gebieten zur Niederhaltung der dort lebenden Bevölkerung einsetzte. Der Zwang zum Dienst an Rom war eine zweischneidige Angelegenheit und in der Ausführung von Klugheit geprägt. Einerseits nahm Rom jedem Stamm seine kriegerischste Elite, die kampffähige und willige Jugend, und gab dem Stamm, nach weit über zwanzig Jahren, den gleichen Krieger als ‚domestizierten’ Stammesangehörigen zurück, der nur noch das Ziel verfolgte, als Bürger des großen Rom von den Vorteilen Nutzen ziehen zu dürfen, die er selbst in anderen Territorien zwangsweise stützte.
Häufig beeinflussten diese Veteranen der Auxiliartruppen, die selbst aus den gallischen Stämmen hervorgegangen waren und durch ihren Dienst in Roms Truppen das römische Bürgerrecht erlangten, den gesellschaftlichen Wandel.
Die Eheschließung eines derartigen Veteranen mit einer Einheimischen brachte ihr und den daraus hervorgehenden Kindern römisches Recht. Eine ebenso wichtige Rolle in diesem Prozess fiel den regionalen Oberschichten zu.
Denn Rom hatte Einiges zu bieten, was als Ansporn für die Aufnahme von Sprache und Zivilisation gelten durfte.
Dabei nutzte Rom prinzipiell die Grundregel ‚divide et impera’ (Teile und Herrsche), bevorzugte einzelne Stämme (Haeduer, Remer) und vernichtete gnadenlos, was sich nach der Eroberung wieder zu erheben versuchte (Arverner, Eburonen).
3. Die Lage der Stämme der Germanen um die Zeitenwende bis zur Mitte des 1. Jahrhundert n. Chr.
Um 12 v. Chr. begann das Römische Imperium Interesse für das Land rechts des Rheins zu bezeugen. Ausgangspunkt dieser militärischen Bestrebungen waren Militärlager entlang des Rheins (Mainz, Xanten, Neuss). Rom drang von Norden über die Mündungen der Flüsse und die Nordsee in das Land vor, unterwarf die Friesen, die Chauken und kämpfte gegen die Sugambrer, die Chatten und Cherusker.
Auch die Flüsse Main und Lippe boten einen verhältnismäßig leichten Zugang für den Nachschubtransport in die Tiefe des Barbaricum. Diese territorialen Gegebenheiten schienen römische Absichten zur Ausweitung der Hegemonie zu begünstigen.
Die ersten Kampfhandlungen waren durch wechselhafte Erfolge gekennzeichnet und es gelang keiner der kämpfenden Seiten maßgebliche Vorteile zu erringen.
Drusus als römischer Feldherr, erfolgreich ins Barbaricum vordringend, verstarb um 9 v. Chr., nach einem Sturz vom Pferd, an Knochenbrüchen und deren Entzündung.
Sein Bruder Tiberius übernahm die Heerführung. Er siedelte die Sugambrer, nach deren Niederwerfung, in linksrheinischem Gebiet an und weckte das Interesse, anderer schwächerer Stämme, an Förderatenverträgen mit Rom.
Eine Niederlage der Markomannen gegen Drusus, vor 9 v. Chr., und deren nachfolgende Kapitulation gegenüber Tiberius, zwang diesen Stamm vermutlich zum Verlassen ihres ursprünglichen Lebensraumes. Dieses Siedlungsgebiet der Markomannen, als ursächlich ‚Grenzmänner’, lag vor Marbods Existenz, zwischen Kelten und Sueben, in einer ‚unbekannten Grenzmark’.
Die Lage wurde dem mittleren Rhein-Main-Gebiet zugeordnet.
Marbod, der König der Markomannen, schien so, wie Arminius von den Cheruskern, seine Jugendjahre in Rom verbracht und dort vieles für seine Zukunft gelernt zu haben. Marbod lebte von 30 v. Chr. bis 37 n. Chr.
Die Markomannen zogen sich um Christi Geburt nach Böhmen zurück und erstarkten dort. Marbod nutzte das entstandene Machtvakuum und brachte sich, möglicherweise ohne römisches Zustimmung, an die Spitze des Machtgefüges seines Stammes.
Römische Zeitzeugen (Velleius) bescheinigen die Konsolidierung der neuen Herrschaft innerhalb von 5 Jahren.