Nr. 748
Raphael, der Unheimliche
Aphiliker und Immune schließen einen Bund – Terra soll evakuiert werden
von KURT MAHR
Überall dort im Kosmos, wohin Teile der Menschheit verschlagen wurden, gibt es Gefahren und Konflikte.
Da ist die SOL. Mit Perry Rhodan und Tausenden seiner Getreuen an Bord, hat sie seit ihrem Start aus dem Mahlstrom der Sterne eine jahrzehntelange Odyssee hinter sich, bis sie sich endlich, nach dem Verlassen der Dakkardim-Zone der Zgmahkonen, den Weg zur Heimatgalaxis freikämpfen kann. Da sind die Terraner und deren Nachkommen, die auf vielen Planeten der Galaxis verstreut leben. Die meisten von ihnen führen ein Sklavendasein, andere wieder müssen sich der Nachstellungen der Laren und ihrer Vollzugsorgane, der Überschweren, erwehren.
Nur die unter Atlans und Julian Tifflors Führung in die Dunkelwolke Provcon-Faust evakuierten Bürger des Neuen Einsteinschen Imperiums (NEI) können sich einer relativ gesicherten Existenz erfreuen.
Jene Milliarden Terraner aber, die mit ihrem Heimatplaneten und seinen Trabanten durch den Soltransmitter gingen und im Mahlstrom landeten, gerieten fast zur Gänze in den Bannkreis der Aphilie, die sie und ihre Kinder in Geschöpfe ohne Nächstenliebe verwandelt hat. Sie müssen jetzt darum bangen, dass Terra in Bälde vom »Schlund« verschlungen wird.
Aufgrund der kritischen Lage schließen die Aphiliker unter Trevor Casalle und die Immunen unter Reginald Bull ein Zweckbündnis. Zusammen arbeiten sie auf das gemeinsame Ziel hin, Terra zu evakuieren.
Doch noch ein Dritter kommt ins Spiel. Dieser Dritte ist RAPHAEL, DER UNHEIMLICHE ...
Die Hauptpersonen des Romans
Reginald Bull – Der Terraner entlarvt die »dritte Partei«.
Vater Ironside – Begründer der LdG.
Trevor Casalle – Der Chef der Aphiliker schließt einen Pakt.
Raphael – Vollstrecker des »Plans der Vollendung«.
Sylvia Demmister und Oliveiro Santarem – Zwei von Reginald Bulls Helfern.
1.
Die Serie der Ereignisse, die sich vor dem Untergang des Planeten Erde abspielte und die unter den Menschen die Kraftreserven all derer aktivierte, denen noch Kräfte geblieben waren, begann mit einem Dialog im innersten Sektor des Befehlszentrums Imperium-Alpha. Die Unterhaltung fand zwischen dem Alleinherrscher Trevor Casalle und seinem inzwischen zum Oberst avancierten Adjutanten Heylin Kratt statt.
»Die Organisation nennt sich Logik des Glaubens, Sir«, erklärte Kratt. »Sie hat vermutlich mehrere Millionen Mitglieder, ihre Stützpunkte befinden sich hauptsächlich in den Ghettozonen der Großstädte.«
Trevor Casalle, hochgewachsen, nickte dazu.
»Das ist logisch, Heylin«, antwortete er. »Um das Ghetto machen unsere Ordnungsbehörden einen großen Bogen. Die Dinge, die sich dort ereignen, sind ihnen zu unberechenbar.«
Heylin Kratt, an die zwei Meter hoch, dabei hager und mit einem dürren Hals, an dem der Adamsapfel ungewöhnlich deutlich hervortrat, nahm diese Äußerung mit der gebührenden Aufmerksamkeit entgegen. Trevor Casalle war das Licht der reinen Vernunft. Beobachtungen, die der Alleinherrscher machte, waren in weit stärkerem Maße vom Glanz der Logik durchdrungen als die anderer Menschen.
»Der Anführer der Organisation«, fuhr Kratt schließlich fort, »ist ein Mann unbekannter Herkunft, offenbar immun, der sich ›Vater Ironside‹ nennt. Man sagt, er sei ein Mönch. Ich allerdings weiß nicht, was ein Mönch ist.«
»Einer, dessen Beruf es ist, an die Existenz eines übergeordneten Wesens zu glauben und diesen Glauben unter den Menschen zu verbreiten«, erklärte Trevor Casalle. »Es gibt nicht viele von ihnen, aber sie sind gefährlich.«
»Die ehemalige ›Organisation Guter Nachbar‹, wie die Emotio-Narren ihre Bewegung nannten, scheint als solche nicht mehr zu existieren«, erläuterte Heylin Kratt weiter. »Sie ist mit der Logik des Glaubens verschmolzen und verfolgt dieselben Ziele.«
»Aus Mangel an Substanz wahrscheinlich«, mutmaßte der Alleinherrscher. »Die Mehrzahl der OGN-Mitglieder ist uns damals, bei dem Angriff auf Porta Pato, mit Hilfe eines Transmitters entkommen. Wir vermuteten Goshmos Castle als Fluchtziel, aber mittlerweile wissen wir, dass wir uns getäuscht haben.«
»Von Reginald Bull wird allerdings behauptet, er befinde sich noch auf der Erde«, fügte Heylin Kratt hinzu.
»Das ist es, worauf es ankommt!«, erklärte Trevor Casalle mit Nachdruck. »Wie zuverlässig ist diese Behauptung? Haben Sie die Daten gesammelt und dem Zentralrechner vorgelegt?«
»Selbstverständlich, Sir«, antwortete Kratt. »Die Wahrscheinlichkeit, dass Bull sich noch auf der Erde aufhält, wird mit dreiundsiebzig Prozent angegeben.«
»Das genügt«, entschied Casalle. »Was weiß man über seinen Aufenthaltsort?«
»Nichts Direktes, Sir. Es ist lediglich bekannt, dass er sich gewöhnlich dort befindet, wo auch Vater Ironside sich aufhält. Und Ironside ist gegenwärtig in Shanghai.«
»Ich wünsche, dass das Ghetto in Shanghai von nun an mit aller Sorgfalt überwacht wird«, sagte Casalle.
»Das ist bereits angeordnet, Sir.«
»Ich will zu jedem Zeitpunkt wissen, wo Ironside sich aufhält. Wenn Reginald Bull gesichtet wird, wünsche ich, darüber unverzüglich informiert zu werden.«
»Das wird geschehen, Sir«, versprach Heylin Kratt. »Dies Mal wird es uns gelingen, zwei feindliche Organisationen mit einem Schlag zu vernichten.«
Trevor Casalle musterte seinen Adjutanten mit eigenartigem Blick.
»Darum geht es dies Mal nicht, Heylin. Wir wollen sie nicht vernichten, sondern mit ihnen zusammenarbeiten.«
*
Des Nachts blickten die Menschen zum Himmel auf und sahen die blitzdurchzuckte Finsternis des Schlunds, und das Grauen griff nach ihren Bewusstseinen.
Früher hatte sich das helle Band der Sternenbrücke über das nächtliche Firmament gezogen. Die Sternenbrücke war ein Steg aus stellarer Materie, der zwei sich voneinander entfernenden Galaxien, von denen die eine nur auf der Nord-, die andere nur auf der Südhalbkugel der Erde zu sehen war.
Der Schlund jedoch hatte einen großen Teil der Sternenbrücke ausgeblendet. Wie ein hässlicher schwarzer Fleck war er zunächst unter den glitzernden Punkten der Sterne erschienen. In den vergangenen Tagen und Wochen hatte er ständig an Größe zugenommen. Er schien schwärzer zu sein als die Finsternis des Alls, wenigstens glaubten die Menschen, seine Umrisse auch dort noch zu erkennen, wo früher gar keine Sterne gewesen waren.
Im Innern der Schwärze tobten Blitze gewaltigen Ausmaßes und unterschiedlicher Färbung. Manchmal waren sie so grell, dass es wie blutroter Schein oder wie fahles Grün über die Nachtseite der Erde huschte. Die Regierung gab jeden Tag einen neuen Erlass heraus, der besagte, dass der Menschheit von dem Schlund keine Gefahr drohe. Aber die Menschen, früher gewohnt, jede Aussage der Machthaber bedingungslos zu akzeptieren, glaubten diesen Erlassen nicht mehr. Diejenigen unter ihnen, die ein wenig Mathematik und Geometrie verstanden, hatten sich ausgerechnet, dass entweder der Schlund mit ungeheurem Tempo am Wachsen sei oder die Geschwindigkeit, mit der die Erde sich auf das unheimliche Gebilde zubewegte, von Tag zu Tag größer werde.
Entsetzen breitete sich unter den Menschen aus. Die Geißel der Aphilie hatte sie mit dem Verlust der Emotionen geschlagen. In ihrem Bewusstsein gab es nur noch zwei Kräfte: die Logik und den Instinkt. Jetzt, da die Logik ihnen sagte, dass der Sturz ihres Planeten in die Finsternis des Schlundes sich nicht werde vermeiden lassen, meldete sich der Urinstinkt zu Wort, der jedes Wesen lehrt, sich nach dem Leben zu sehnen und den Tod zu fürchten. Mit Panik sahen die Menschen das Ende auf sich zukommen, und da war nichts mehr in ihren Herzen, womit sie die entsetzliche Furcht hätten mildern können.
Es kam zu Unruhen. Die Menschen in ihrer Panik rebellierten. Sie hätten nicht sagen können, gegen wen sich ihre Rebellion richtete. Sie wurden einfach wild, zogen in brüllenden Horden durch die Straßen der Städte und zerstörten alles, was ihnen in den Weg kam. Je größer der Schlund sich mit seinen grässlichen Blitzen am Nachthimmel abzeichnete, desto mehr wurden die panikerfüllten Aufstände der Menschen zu einer Sache des Alltags.
Die Regierung sah sich schließlich gezwungen einzugreifen. Sie tat es mit der durch keinerlei Sentiment gemilderten Härte der reinen Vernunft. Die Stadt La Paz im bolivianischen Hochland wurde mit Mann und Maus dem Erdboden gleichgemacht. Die Nachrichtensendungen brachten den Vorgang in großer Aufmachung: als Warnung für alle, die sich von ihrer Furcht in ähnlicher Weise hinreißen zu lassen gedachten. In Istanbul landeten drei Divisionen von Ka-zwos mitten in einer Bürgerrevolte und erschossen alles, was ihnen vor die Läufe kam. Resultat: über zwanzigtausend tote Menschen und knapp achthundert zerstörte Roboter.
Aber die Regierenden hatten die Macht der Angst unterschätzt. Vor ihrer Wucht barsten die Dämme der Vernunft. Menschen, deren gesamtes Denken von der nackten Angst beherrscht wird, lassen sich durch die Androhung von Strafe nicht mehr zügeln. Tag für Tag kam es von neuem zu Rebellionen, und das Blutbad, das die Regierung anrichtete, um die Dinge wieder unter Kontrolle zu bekommen, nahm gigantische Ausmaße an.
Nur eine kleine Gruppe von Menschen brachte es fertig, in dieser Zeit der blutigen Unvernunft den Verstand beisammenzuhalten. Gewiss: Die Zahl ihrer Mitglieder ging in die Millionen. Aber was war das schon im Vergleich zu den rund zwanzig Milliarden Menschen, die insgesamt auf der Erde lebten?
Vater Ironsides »Logik des Glaubens« war ständig am Werk, um die Angst der Menschen zu lindern und die Exekutionskommandos der Regierung an der Ausübung ihrer entsetzlichen Aufgabe zu hindern. Ironsides Männer und Frauen, selbst Aphiliker, jedoch durch Ironsides Lehre von den Vorzügen der Verträglichkeit zusammengebunden, arbeiteten immer ungehemmter und mit um so größerer Bewegungsfreiheit, je mehr die aphilische Regierung damit zu tun hatte, Revolten zu bestrafen und zu verhindern.
Die Arbeit, die die Leute von der LdG in diesen Wochen leisteten, würde in keiner Chronik je erwähnt werden; denn die Erde hatte ihre letzte Chronik längst hervorgebracht. Aber darum ging es Ironside nicht. Er wollte Trost spenden und Schmerzen lindern. Nach dem Lohn dieser Welt fragte er nicht. Es genügte ihm schon, zu sehen, dass einer, der von selbstlosem Liebesdienst bisher wenig gehalten hatte, Seite an Seite mit ihm kämpfte und keine Gefahren scheute, um Dinge zu vollbringen, die er noch vor wenigen Monaten als »gehaltlose Sentimentalität« verächtlich abgelehnt hätte: Reginald Bull, Streiter gegen die Angst.
Das Hauptquartier der LdG befand sich jeweils dort, wo Vater Ironside und Reginald Bull sich aufhielten. Die beiden Männer hatten es sich angewöhnt, beweglich zu sein. Ihre Anwesenheit war überall dort erforderlich, wo die Regierung mit ihren blutigen Befriedungsmaßnahmen Schwerpunkte setzte.
Gegenwärtig war das Hauptquartier der LdG in Shanghai.
*
Das Ghetto von Shanghai war eine Trümmerwüste, aus der hier und dort die Überreste einzelner Hochbauten wie Mahnmale hervorragten. Wie überall, hatte auch hier die LdG umfangreiche unterirdische Anlagen geschaffen, in denen sie ihren Aktivitäten nachgehen konnte, ohne vom Gegner eingesehen zu werden.
Reginald Bull und Vater Ironside waren vor etlichen Wochen hier eingetroffen und hatten die Einsätze der LdG-Truppen geleitet, die sich hauptsächlich gegen Strafexpeditionen der Regierung entlang der Küste der Chinesischen See richteten. Zwei Tage zuvor war es in der Stadt Wenchou, etwa vierhundert Kilometer südlich von Shanghai, zu einer Revolte gekommen. Nichts Gutes ahnend, hatte Reginald Bull einen Stoßtrupp von knapp eintausend Mann zusammengestellt und auf die Reaktion der Regierung in Terrania City gewartet. Am Tag nach der Revolte war ein Konvoi von Lastengleitern gemeldet worden, der sich von Westen her Wenchou näherte. Reginald Bull hatte seine Truppen in Marsch gesetzt. Unmittelbar vor der Stadt stießen sie mit dem Gegner zusammen. Die Ladung der Lastengleiter bestand aus insgesamt fünfhundert K2-Robotern, die mit den Rebellen von Wenchou kurzen Prozess hatten machen sollen. Sie kamen nicht dazu. Reginald Bulls Stoßtrupp, mit wendigen, stark bewaffneten Fahrzeugen ausgestattet, stürzte sich auf den Konvoi. Nur zwei feindlichen Gleitern gelang die Flucht, die übrigen wurden vernichtet.
Am Tag danach kehrten die Kämpfer nach Shanghai zurück. Am Abend saßen Ironside und Bull in ihrem Quartier beisammen. Ironside, der einem guten Tropfen ebensowenig abgeneigt war wie Reginald Bull, hatte aus einem längst verlassenen Lager eine Flasche echten schottischen Whiskys aufgetrieben.
»Garantiert zwanzig Jahre alt«, schmunzelte er, als er das Etikett des Glassitbehälters las. »Werden wohl noch vierzig hinzukommen. So lange liegt das Gelände schon in Trümmern.«
Reginald Bull nahm einen Schluck aus seinem Becher.
»Hat dem Zeug nicht nennenswert geschadet«, erklärte er anerkennend.
»Wie hat sich Vailenstain gehalten?«, fragte Ironside unvermittelt.
»Wie ein Ritter ohne Furcht und Tadel«, antwortete Bull, der an Ironsides Gedankensprünge mittlerweile so gewöhnt war, dass er sich nicht mehr über sie wunderte. »Ich weiß nicht, was in dem Kerl steckt, aber er geht 'ran wie ein Berserker. Fast möchte man meinen, er hätte überhaupt keine Angst.«
»Was bei einem Aphiliker natürlich völlig unmöglich ist«, gab Ironside zu bedenken.
Bull lachte.
»Was heißt: bei einem Aphiliker? Sehen Sie mal fünfzig Lastengleiter in dichter Formation auf sich zukommen und fühlen Sie, ob nicht auch Ihnen, dem Immunen, das Herz in die Hosen rutscht.«
Ironside antwortete nichts darauf. Er starrte vor sich hin auf die Tischplatte.
»Sie haben etwas gegen Ozur Vailenstain, nicht wahr?«, erkundigte sich Bull.
Ironside zuckte mit den Schultern. Er war ein großer, breitschultriger Mann mit einem kantig geschnittenen Schädel, dessen eisgraues Haar er zu Stoppeln geschnitten trug. Aus seinen Augen leuchtete ein intensives Feuer. Der Mund war dünnlippig und vermittelte mitunter den Eindruck der Bitterkeit. Ironside trug die Kleidung seines Ordens, die Kutte der Franziskanermönche.
»Es ist nicht meine Art, etwas gegen jemand zu haben«, antwortete er ernst. »Es ist etwas anderes. Der Mann kommt mir ... nun, unheimlich vor. Ich fröstele in seiner Nähe.«
Bull füllte seinen Becher von neuem.
»Sie sollten mehr von diesem Zeug trinken. Dann frösteln Sie nicht mehr.«
Aber Ironside ließ sich von der guten Laune Bulls nicht anstecken.
»Es erscheint mir fast schon wie ein Wunder, dass wir solange unbehelligt geblieben sind«, sagte er. »Stellen Sie sich doch vor: es gibt bei uns so gut wie keine Sicherheitsvorkehrungen. Jeder, der sich unserer Organisation anschließen will, wird ohne weiteres zugelassen. Ist es überhaupt denkbar, dass die Leute in Terrania City nicht schon längst versucht haben sollten, Agenten bei uns einzuschleusen?«
»Welchen Grund hätten sie dafür gehabt?«, hielt Reginald Bull ihm entgegen. »Im großen und ganzen hat sich die LdG in den vergangenen Monaten ruhig verhalten und nichts unternommen, was den Plänen der Regierung direkt zuwiderläuft.«
»Und Parkutta? Porta Pato?«, fragte Ironside.
Bull schüttelte den Kopf.
»Unmittelbar nach Porta Pato war Casalle sicherlich bereit, seine ganze Polizeimacht auf Ihre Organisation zu hetzen. Nicht aus Rachsucht ... denn die kennt er nicht. Sondern um zu verhindern, dass die LdG der Regierung nochmals eine solche Schlappe zufügte wie die von Porta Pato. Aber es rührte sich nichts. Die LdG machte nach außen hin den Eindruck, als gebe sie sich mit dem einmal Erreichten zufrieden. Damit entfiel die Gefahr, dass die Aphiliker ein zweites Mal mit ihr zusammengeraten und abermals eine Niederlage einstecken würden.«
»Sie mögen recht haben«, gab Ironside zu. »Aber jetzt? Was sagt die Regierung heute zu unserer Aktivität? Die LdG hat mittlerweile mehr als zehntausend K2-Roboter auf dem Gewissen. Wo die Regierung eine Strafexpedition ansetzen will, schlagen wir zu und ...«
»Die Leute in Terrania City«, fiel ihm Bull ins Wort, »haben im Augenblick ganz andere Sorgen, als sich um uns zu kümmern. Die Ordnung ist zerbröckelt, die Menschen werden aufsässig. In der Hauptstadt hat man keine Zeit mehr, an uns zu denken. Worauf wollen Sie überhaupt hinaus? Halten Sie Vailenstain für einen aphilischen Agenten?«
Vater Ironside hob abermals die Schultern.
»Warum nicht?«, fragte er.
*
Später am Abend hielt Reginald Bull sich im Rechenzentrum auf. Die LdG hatte sich mit Rechnern, die in den ehemaligen Bürogebäuden des Ghettos gefunden worden waren, ziemlich komfortabel eingerichtet. Von diesem Rechenzentrum aus liefen abhörsichere, prozessrechnergesteuerte Kommunikationskanäle zu allen Teilen der Erde und hinauf zum Mond. Bull war gekommen, um sich über die Vorgänge des heutigen Tages in anderen Weltteilen zu informieren. Während er an seiner Konsole saß und Nachricht um Nachricht aus dem Online-Speicher abrief, gingen ihm Vater Ironsides merkwürdige Bemerkungen nicht aus dem Kopf.