1

Bear’s Hump

Gehzeit 1.00 h

7

Einer der besten Aussichtspunkte auf die Waterton Lakes und Umgebung

Dem großen Geist der Grizzly-Bären verdanken die Menschen ihr Wissen über die Pflanzen, weshalb er vielen Stämmen der nordamerikanischen First Nations heilig war. So hieß der heutige Mt. Crandell bei den Piikani »Grizzly Medicine Mountain« und die Bergschulter war Teil des mächtigen Tieres. Grizzlies sind jedoch seltener Gast auf diesem viel begangenen Weg. Man startet am besten früh morgens oder spät abends, um in Ruhe den Ausblick auf die schier endlos erscheinende Prärie, das »Prince of Wales«-Hotel mit dahinter aufragendem Vimy Peak sowie auf den Waterton Lake bis zum Glacier Nationalpark auf der US-amerikanschen Seite ohne Menschentrauben und in optimalem Licht zu genießen.

Ausgangspunkt: Parkplatz am Visitor Center, 1310 m, am Highway 5 gelegen;1 km nördlich der Bootsanlegestelle in Waterton Park. Höhenunterschied: 210 m. Anforderungen: Kurzer, durchgehend steiler Anstieg auf breitem Pfad. Oben erwartet uns eine ausgedehnte, geländerfreie Aussichtsplattform. Kurzzeitige Kondition für den Aufstieg sowie Schwindelfreiheit auf dem Plateau notwendig. Tipp: Direkt auf der gegenüberliegenden Seite des Highways befindet sich das berühmte, klassische und in märchenhafter Lage optimal in Szene gesetzte »Prince of Wales«-Hotel aus den frühen 1900er-Jahren, dessen Besuch als »Must-Do« in Waterton Lakes ins Programm gehört. Karten: 082H04 (NRC), Waterton Lakes (Gem Trek).

Am Parkplatz des Visitor Centers (1), 1310 m, markiert eine Informationstafel den Beginn des zuerst schmalen Pfades, der sich durch dicht mit Unterholz bewachsenen Fichten- und Kiefernwald windet. Kleine abzweigende Pfade sowie ausgetretene Abkürzungen ignorieren wir und folgen dem breiter werdenden und sich stetig in die Höhe rankenden Aufstieg. Als Folge der häufigen Begehung erodiert der lose Hangbelag massiv. Mit quer gelegten Balken, die sich prima als Treppenstufen nutzen lassen, versucht die Nationalparkverwaltung, diesem Prozess entgegenzuwirken. Um weitere schadhafte Flächenabtragung zu verhindern, soll man auf die Nutzung von Shortcuts verzichten, damit wieder bodenhaltende und hangstabilisierende Vegetation eine Chance hat zu gedeihen. Die letzten Wegbalken überquerend, gelangen wir auf die fast baumfreie, natürliche Aussichtsplattform, den Bear’s Hump (2), 1525 m. Hier eröffnet sich ein grandioses Panorama auf die gewaltige, windumtoste Grenze zwischen steppenartiger Prärie und schneegekrönten Gebirgsmassiven, mit Blick auf das ins Seental geschmiegte Dörfchen Waterton Park. Gleicher Weg zurück.

Auf dem Bear’s Hump, Blick über Waterton Town und Waterton Lake nach Süden.
Ein idealer Aussichtspunkt mit Blick über den Waterton Lake Richtung Goat Haunt.

2

Bertha Lake

Gehzeit 4.00 h

7

Beliebte Wanderung zu einem von Felsmauern umrahmten Bergsee

Dieser Ausflug ins Hängetal des Bertha Lake direkt vor der Haustür Waterton Parks taucht sofort in die pralle Vegetation ein. Mannshoch blühendes Bärengras reizt nicht nur durch seine unbestechliche Fotogenität. Zarte Blattsprößlinge verführen Bären im Frühjahr, seine Rhizome heilten Wunden und wurden in geröstetem Zustand von den First Nations genossen. Die aus ihren Fasern geflochtenen wasserdichten Körbe sind legendär.

Ausgangspunkt: Parkplatz Bertha Lake am Ende des Städtchens Waterton Park, 1290 m. Bei der Einfahrt vom Highway 5, geradeaus auf der Evergreen Avenue bleiben, bis knapp 200 m vor Sackgassenende rechts der Parkplatz abzweigt (direkt gegenüber vom Campingplatz). Höhenunterschied: 730 m. Anforderungen: Überwiegend bequemer, vielfältiger und gut ausgebauter Wanderweg in dichter Vegetation; stetig ansteigend, sodass grundlegende Kondition und Trittsicherheit erforderlich sind. Das Seeufer kann zur Zeit der Schneeschmelze sehr schlammig sein. Einkehr/Unterkunft: Restaurants, Lodges und Campingplatz in Waterton Park. Variante: Es führt ein schmaler, wilder Pfad 4,6 km direkt um den See herum. Karten: 082H04 (NRC), Waterton Lakes (Gem Trek).

Am Parkplatz in Waterton Park (1), 1290 m, schlagen wir links den Wanderweg ein und steigen moderat durch üppiges Buschland mit tollen Wildblumen und Himbeerbüschen parallel zum Waterton Lake südlich bergan. Beim ersten großen Aussichtspunkt (2) Richtung Goat Haunt, 1400 m, lassen wir unseren Blick weit ins von Schneebergen umhüllte, lange Tal des Waterton Lake bis zur US-Grenze und darüber hinaus schweifen. Nun biegen wir rechts nach Westen ab und halten uns 50 m weiter an der Kreuzung geradeaus. Der schmale Pfad geleitet uns 20 Min. im vegetationsreichen Tal des mit Bärengras gespickten Bertha Creeks weiter sanft hinauf, mit teilweise freier Sicht auf die gegenüberliegende Talseite. Anschließend queren wir die Brücke über die Lower Bertha Falls (3), 1470 m, die durch den kantig geschichteten Felsgraben sprudeln. Die folgenden 2,8 km führen uns durch mannshohe Himbeersträucher auf breitem Weg in steilen Kehren durch Koniferenwald bergan, der an einigen Stellen so licht ist, dass man die entfernten Upper Bertha Falls nicht nur hören, sondern auch sehen kann. Sobald sich allerdings der breite Weg ebnet, erreichen wir in 5 Min. den Bertha Lake (4), 1770 m. An der Gabelung rechts haltend und durch sumpfiges Gebiet den Abfluss querend, lädt 300 m weiter ein idyllischer Picknickplatz am See zum Verweilen ein. Wer mag, kann auf einem gut 4 km langen, wilden und schmalen Pfad den See umrunden. Gleicher Weg zurück.

Das zur Ordnung der Lilienartigen zählende Bärengras gedeiht hier vortrefflich.
Der Bertha Lake, eingebettet in die Kesselsteilwand des Mt. Richards.

3

Carthew Alderson Trail

Gehzeit 7.00 h

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Aussichtsreiche, quicklebendige Traverse durch alle Lebensräume der Region

Die 20 km lange Tour überquert die Buchanan Ridge und führt durch eine mannigfaltige, einzigartige Berglandschaft, in der sich Schneehühner, Bighorn-Schafe und unzählige Schmetterlinge tummeln. Im kargen, rötlich schimmernden Gestein eingebettete paradiesische Seen und Moosoasen, umrahmt von bunten Wildblumen, schaffen ein Höchstmaß an Naturerlebnis. Nach einem langen Abstieg durch den Wald warten die Cameron Falls mit einer geologischen Besonderheit auf: sie legen das älteste sichtbare Sedimentgestein der kanadischen Rockies frei.

Ausgangspunkt: Bootsanlegestelle des Cameron Lake, 1680 m. Zum Parkplatz davor führt der 16 km lange Akamina Parkway, der 300 m südlich des Visitor Centers in Waterton Park nach Westen abbiegt. Endpunkt: Cameron Falls an der Evergreen Avenue in Waterton Park, 1310 m. Höhenunterschied: Aufstieg: 910 m, Abstieg: 1280 m. Anforderungen: Technisch einfache, aber lange Tageswanderung mit moderaten Auf- und Abstiegen, wobei sich der Abstieg in die Länge zieht. Der Vorteil der angegebenen Richtung liegt sowohl im kürzeren Anstieg als auch im Transferangebot für diese Streckenwanderung. Einkehr/Unterkunft: Restaurants, Lodges und Campingplatz in Waterton Park. Backcountry Campingplätze (Parks Canada, Tel. +1 403 859 5133, www.pc.gc.ca/en/pn-np/ab/waterton/activ/camping/arrierepays-wilderness-camping). Transfer: Am Besten fährt man morgens mit dem vorher gebuchten Cameron Express Hiker Shuttle vom Tamarack Outdoor Store in Waterton Park zum Trailhead am Cameron Lake (Tel. +1 403 859 2378, www.hikewaterton.com). Variante: Aufgrund vorhandener Wildcampingplätze zur Mehrtagestour ausbaubar. Karten: 082G01 und 082H04 (NRC), Waterton Lakes (Gem Trek).

Die Traverse durch einen Teil des Wateron Lakes Nationalparks beginnt an der Bootsanlegestelle Cameron Lake (1), 1680 m. Hier links den schmalen Teerweg am Bootsverleih vorbei bis zur Infotafel und weiter durch Beerenbüsche, Weiden und Douglasien auf dem Kiesweg in wenigen Kehren 4,3 km hinauf zu einem Plateau, in dessen Senke das Wasser im Summit Lake (2), 1950 m, zusammenfließt. Kurz nach dem See, an der Abzweigung zum grenzüberquerenden Boundary Trail, halten wir uns links und steigen den schmalen, von Bärengras eingebetteten Pfad am Südhang des Mount Carthew bergan. Zunehmend öffnet sich die Sicht auf die umliegenden Berge, Waldweidenröschen und niedrige Bodendecker lösen die vorherige Vegetation ab, bis wir in wenigen, von orangefarbenen Wegmarkern gekennzeichneten Serpentinen und etwas steilerem Gefälle den Pass namens Carthew Summit (3), 2310 m, erreichen. Ein kurzer Abstecher rechts auf die Felsnase entlohnt mit umfassenden Ausblicken auf die gletscherbedeckten Gipfel des Glacier National Park. Ab jetzt wandern wir hinab, folgen dem Trail nordöstlich ins friedvolle Tal der Quellseen des Carthew Creek. Von der Gabelung zum tiefblauen Alderson Lake (4), 1880 m, welcher definitiv einen Besuch lohnt, gelangen wir nach einem 7 km langen, von Nutka-Himbeeren (Thimbleberries) und Holunder gesäumten Waldweg zurück nach Waterton Park und zu den Cameron Falls (5), 1310 m. Das letzte Wegstück führt am Zaun eines Wasserfalles entlang, nach dem wir uns links halten, um zum Aussichtspunkt am Straßenrand zu gelangen.

Am Südende des Cameron Lake grasen oft Grizzlies die Hänge nach leckeren Kräutern ab.
Bunte Wildblumen bieten eine hervorragende Kulisse für den Mt. Chapman.
Der tiefblaue Alderson Lake.
Ein sehr neugieriges Weißschwanz-Schneehuhn im Sommergewand. Die kleinste Art der Gattung ist vom Wildhuhn deutlich durch die weiß befiederten Füße zu unterscheiden.
Der Fels der Cameron Falls zählt zu den ältesten sichtbaren Gesteinen der Rockies, etwa 1,5 Milliarden Jahre alt.

4

Crypt Lake

Gehzeit 6.30 h

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Weltberühmter Abenteuerpfad in märchenhafter Botanik

Ein absolut genialer Tagesausflug, der für Abwechslung sorgt: Bootsfahrt über den Waterton Lake, gemütliche Waldwanderung, charakteristische Wasserfälle, bunte Wildblumenwiesen (inklusive der bizarren, artenreichsten Blütenpflanzen der Welt: Orchideen), Tunneldurchquerung, kurzer Klettersteig am steilen Abgrund sowie ein schnuckeliger See direkt am 49. Breitengrad, der Grenze zur USA. Nicht ohne Grund zählt National Geographic diese Wanderung zu einer der 20 aufregendsten der Welt!

Ausgangspunkt: Bootsanlegestelle und Trailhead Crypt Lake am gegenüberliegenden Seeufer von Waterton Park, 1287 m. Mit dem Boot erreichbar. Höhenunterschied: 1010 m. Anforderungen: Sehr gut ausgebauter Pfad, jedoch steiler Anstieg am offenen Hang: gute Kondition und Trittsicherheit nötig, Sonnenschutz bei heißem Wetter. Durchgang durch einen 25 m langen, schmalen, niedrigen Tunnel (Taschenlampe empfehlenswert) sowie eine kurze, gut gesicherte Kletterpassage an der Karstufe vor dem Crypt Lake. Schwindelfreiheit für diese Passagen notwendig. Transfer: Per Wanderer-Boot-Shuttle vom Hafen in Waterton Park zu erreichen mit Waterton Shoreline Cruise Co. (Tel. +1 403 859 2362, cruise.info@watertoncruise.com), per Kanu oder über den 14 km langen Wishbone Trail. Hinweis: Achtung! Es gibt keine Übernachtungsmöglichkeit, bei der letzten Bootsrückfahrt muss man wieder am Ausgangspunkt sein. Aufgrund hoher Nachfrage den Transfer im Voraus buchen. Zugleich empfiehlt es sich, den kleinen Parallelweg zum Hell Roaring Canyon, wie hier im Folgenden beschrieben, erst auf dem Rückweg einzuschlagen, denn: 1. weiß man, wieviel Zeit noch bleibt, 2. ist der Pfad recht steil und wild, sodass man sich bergab leichter tut. Karten: 082H04 (NRC), Waterton Lakes (Gem Trek).

Nach 15-minütiger Fahrt mit dem Hiker-Boat zum Ausgangspunkt Crypt Landing (1), 1287 m, steigen wir sofort auf dem in dichtes Unterholz eintauchenden Serpentinenwaldweg bergan. Bei beiden folgenden Weggabelungen, nach 400 m und 2,3 km, halten wir uns jeweils links und lassen den Parallelpfad zum Hell Roaring Canyon erst einmal unberührt. Alsbald gelangen wir ins Tal des Hell Roaring Creek, dessen märchenhaft bunte, mit anmutigen Orchideen bestückten Lichtungen seinem Namen trotzen. In drei großen Wasserfällen bricht er seinen Weg durch’s Tal. Eine Viertelstunde nach dem oberen Abzweig zum Hell Roaring Canyon (2), 1500 m, gelangen wir zu den anheimelnden Twin Falls (3), 1501 m. Den schmalen, flach verlaufenden Hangweg schlendern wir eine halbe Stunde weiter bis zu den Burnt Rock Falls. Ab hier kommen wir zunehmend in alpines Terrain und beginnen den zähen Aufstieg am westlichen Schutthang der Vimy Ridge. Nach dem ehemaligen Campingplatz (WC) quert der Weg einen Bach. Wir halten uns rechts und gehen am Steilhang entlang auf den Tunnel zu. Über die Eisenleiter geht’s hinauf und hinein in den schroffen, engen und niedrigen Durchbruch. Auf der anderen Seite wartet ein super Ausblick, dem wir aber den Rücken kehren und scharf links auf dem gesicherten Steig die Talschwelle erklimmen. Etwa 200 m nach dem Steig teilt sich der Pfad, rechts geht’s zum Aussichtpunkt auf die Crypt Falls, links erreicht man über die letzte Hürde den Crypt Lake (4), 1981 m. Gleicher Weg zurück bis zum oberen Abzweig Hell Roaring Canyon (2), 1500 m. Wir biegen hier links in den sehr schmalen, steilen und dicht verwachsenen Steig ein, der uns – am schönen Canyon vorbei – hinab und auf den Hauptweg zum Ausgangspunkt zurückführt.

Der weiße Frauenschuh blüht in eleganter Pracht am Wegesrand.
Auf diesem schmalen Steig wird die steil abfallende Talstufe überwunden.
Das gegenüberliegende Ufer der »kleinen Perle« Crypt Lake markiert die Grenze zur USA.

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Vimy Peak

Gehzeit 9.30 h

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Durch Savannenlandschaft auf den Scheidegipfel zwischen Prärie und Schneebergen

Was mit einem Streifzug durch die artenreiche, im Juni in voller Pracht stehende Prärie beginnt, gipfelt in der Besteigung des felsigen Hausberges von Waterton Park, der herrliche Blicke auf den Kontrast zwischen Prärie und Rockies freigibt. Die Gipfel im Park zählen zu den sogenannten »umgekehrten Gebirgen« der Lewis-Überschiebung, weil ältere Gesteine über jüngeren Schichten liegen.

Ausgangspunkt: Parkplatz Wishbone Trail am Chief Mountain International Highway, 1290 m. 800 m nach der Brücke über den Waterton River rechts auf Hwy. 6 abbiegen, 500 m später ist links ein kleiner Parkplatz. Höhenunterschied: 1200 m. Anforderungen: Langer Hin- und Rückweg im ebenen und offenen Präriegelände. Der zunächst gemütlichere Anstieg im Wald beginnt sich nach der Pferderaststation in einen steilen Aufstieg zu wandeln und eskaliert in sehr steilen und nicht markierten Geröll-Serpentinen am exponierten Felshang, die sich zum blockigen Gipfelziel schlängeln, kleine Kraxelpartie inbegriffen. Gipfelwanderung auf sehr schmalem Grat. Aufgrund der Tourlänge und Beschaffenheit der Wege sind gute Ausdauer, ausgeprägte Trittsicherheit sowie absolute Schwindelfreiheit erforderlich. Variante: Vom Gipfel den steil abfallenden Grat weiter vor zum nördlichen Punkt mit direkter Sicht auf die Stadt. Tipp: Die ersten 7 km bis zum Fuße des Anstieges kann man mit dem Fahrrad zurücklegen, dann hat man später ausreichend Zeit, die fernen Ausläufer des langen Gipfelkammes zu erkunden. Karten: 082H04 (NRC), Waterton Lakes (Gem Trek).

Vom Parkplatz, die Landstraße überquerend, schlagen wir den ebenen, von Fahrradfahrern und Reitern genutzten Wishbone Trail (1), 1290 m, ein. Er führt durch eine savannenartige Landschaft, die ab und an von Espenhainen unterbrochen wird und im Frühling vor Wildblumen nur so sprüht. Das Ziel dauerhaft vor Augen, queren wir nach guten 5 km das breite Kiesbachbett des Sofa Creek (2), 1310 m, und achten etwa eine Viertelstunde später auf eine unscheinbare Weggabelung, bei der wir geradeaus weiterwandern. An der folgenden markierten Kreuzung Crypt Lake (3), 1300 m, zweigen wir links ab und folgen dem Vimy Peak Trail durch dichtes Rosen- und Himbeerbuschwerk über den Sattel und an der Pferderaststätte vorbei. Über kleine Bäche und auf einem tief eingegrabenen Pfad gelangen wir steiler hinauf zur Krummholzzone. An der Talstufe des Vimy Basin (4), 2070 m, halten wir uns rechts und steuern direkt auf den vor uns liegenden Gipfel zu. 400 m weiter steht man vor der Entscheidung: entweder geradeaus den supersteilen, sandigen Kiessteig oder weiter links den ebenso beschaffenen Zickzackpfad erklimmen, um auf dem weißen Gesteinsband ein Stück sanft steigend auf die nördliche Seite des Berges zu gelangen. Das letzte Stück entpuppt sich als genüssliche Kraxelpartie hinauf zum Vimy Peak (5), 2380 m. Gleicher Weg zurück.

Auf schmalem Pfad zwischen Espenhainen und Grasland hinauf zum Vimy Peak.
In der Krummholzzone am Rande des Vimy Basin erscheint der Gipfel greifbar nah.
Blick vom Vimy Peak auf den vorgelagerten Grat und die Waterton Lakes.

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Goat Lake

Gehzeit 4.45 h

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Vom farbenprächtigen Red Rock Canyon zum idyllischen Seenjuwel

Der rote Argillit des farbenprächtigen Canyons am Beginn der Wanderung entstand vor vielen Jahrmillionen, als eisenhaltiger Schlamm durch Sauerstoffkontakt oxidierte. Heute gewährt er uns in seiner versteinerten Form Einblicke in längst vergangene geologische Epochen, als dieser Landstrich unter einem flachen Meer verborgen lag. Der Wegabschnitt im breiten Tal des Bauerman Creek gestaltet sich recht unspektakulär. Man wird jedoch nach dem Anstieg im alpinen Geröllgelände ausgiebig belohnt: mit einem zauberhaften Bergsee, seinen vorgelagerten, hinreißenden Wasserfällen und der Chance, die geländegängigen, wuschelfelligen Schneeziegen zu sehen.

Ausgangspunkt: Hinterer Parkplatz am Red Rock Canyon, 1510 m, am Ende des 14 km langen gleichnamigen Parkways. 2,8 km nördlich des Waterton Visitor Center auf der Park Entrance Road links in den Parkway abbiegen. Höhenunterschied: 530 m. Anforderungen: Zu Beginn leichte Wanderung auf breitem Wiesenweg, anschließend steigt man auf einem etwa 2 km langen Geröllanstieg über einen alpinen Rutschhang, wofür Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig sind. Unterkunft: Backcountry Campingplatz (Parks Canada, Tel. +1 403 859 5133, www.pc.gc.ca/en/pn-np/ab/waterton/activ/camping/arrierepays-wilderness-camping). Variante: Man kann auf dem steilen Geröllhang im nordwestlichen Talende des Goat Lake Basins zur Avion Ridge westlich des Newman Peak hinaufkraxeln (hierfür sind Schwindelfreiheit, Kraxelerfahrung und Orientierungssinn erforderlich). Karten: 082G01 (NRC), Waterton Lakes (Gem Trek).

Wir überqueren die Brücke über den knallig pink-farbenen Red Rock Canyon (1), 1510 m, und wandern 4,5 km auf der relativ ebenen, alten Fuhrstraße, dem heute auch von Radfahrern und Reitern genutzten Snowshoe Trail. Dabei kreuzen wir zwei größere Bäche, die meist durch querliegende Balken und große Steine trockenen Fußes passierbar sind. Zwischen Waldrand und Wiesen schlendern wir bis zur markierten Kreuzung, an der wir uns rechts dem Aufstieg zuwenden. Im Unterholz gedeihen hier filigrane Zwergorchideen, deren hauchzarte Blüten deutlich beweisen, das wahre Schönheit im Detail zu finden ist. Der nun schmale Wanderpfad verläuft zuerst weiterhin zwischen Wald und Wildblumenlichtungen, aber bringt uns bereits nach einigen Kehren zum gerölligen Rutschhang des Newman Peak, 2515 m, an dessen Südflanke wir – von toller Berglandschaft umrahmt – dem Talschluss entgegensteigen. Nach einer Stunde Aufstieg im freien Gelände überwinden wir nahe den Wasserfällen die letzten Serpentinen und gelangen 500 m weiter auf dem flachen, an idyllischen Strömen vorbeiführenden Wurzelwaldweg der Talschwelle zum Goat Lake (2), 2020 m. Gleicher Weg zurück.

Der Red Rock Canyon imponiert mit seinen krassen Magenta-Tönen.

7

Elk Lakes

Gehzeit 8.00 h

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Versteckte Perlen zwischen Bergen, Wald und Weiden

Die abseits vom Massenverkehr gelegenen Elk Lakes bestechen durch ihre anmutige Einbettung in schneebedeckte Berge. Bereits der lange Weg zum Ziel durch das breite, von einstigen Gletschern ausgeformte Tal wartet mit üppiger Vegetation in dichten Wäldern und saftigen Matten auf.

Ausgangspunkt: Elk Pass Day Use Area, 1720 m, an der südlichen Schleife des Kananaskis Lakes Trail. Von der Kreuzung des Transkanada Highways etwa 50 km auf dem Highway 40 fahren und dem Abzweig Richtung Kananaskis Lakes weitere 12 km folgen. Höhenunterschied: 600 m. Anforderungen: Zu Beginn breite, alte Forstwege, später schmale, wurzelige und oft sumpfige Pfade, in ständigem Auf- und Ab. Ein ausgeprägter Orientierungssinn hilft bei der oft schlechten Markierung des Trails, zudem ist eine gute Ausdauer für diese lange Wanderung erforderlich. Unterkunft: Elk Lakes Cabin (Alpine Club of Canada, Tel. +1 403 678 3200, www.alpineclubofcanada.ca), Backcountry Campgrounds (BC Parks, Tel. +1 519 826 6850, www.env.gov.bc.ca), Frontcountry Camping (Kananaskis Country Campgrounds, Tel. +1 403 591 7226, www.kananaskiscountrycampgrounds.com). Variante: Für den Ausbau zur Mehrtageswanderung geeignet, was den Besuch der Petain Falls ermöglicht (1.30 Std. vom Nordende des Upper Elk Lakes). Karten: 082J11 (NRC), Kananaskis Lakes (Gem Trek).

Am Parkplatz der Elk Pass Day Use Area (1), 1720 m, folgen wir dem zu Beginn straff ansteigenden, breiten Kiesweg in den Wald hinein und bleiben die ersten 4,5 km auf diesem unverkennbaren Forstweg. Nach dem ersten Kilometer folgen wir 5 Min. einer Stromleitung, tauchen abschüssig wieder in den Wald, halten uns in der Senke rechts, passieren zwei Brücken über den Fox Creek und folgen am Anstieg dem Wanderer-Symbol, rechts haltend. In der anschließenden Lichtung gelangen wir an eine mit einer Bank versehenen Kreuzung, an der wir geradeaus dem breiten Wiesenweg Richtung Moose Pass den Vorzug geben. Erst etwa 300 m weiter, an dem blauen Schild »Elk Lakes« biegen wir rechts ins wildere Gelände ein und gelangen hinter der Provinzgrenze an die offizielle Tafel des Elk Lakes Provincial Park (2), 1920 m. Der rechts abzweigende Wurzelpfad bringt uns nach etwa 20 Min. zum Fox Lake am Fuße des gleichnamigen Berges, an dessen Ostflanke wir die nächsten 45 Min. nach einem kurzen Anstieg bergab wandern, bis uns die neue Wegführung nach Osten leitet. An der nächsten Gabelung, wenige Minuten später, wenden wir uns wieder nach rechts und kommen über eine breite, gut ausgebaute Brücke an einen weiteren Scheidepunkt. Wir nehmen zuerst den rechten Kiesweg für einen Abstecher zum Upper Elk Lake (3), 1760 m, und schlagen anschließend den linken hageren Stichweg zum 70 m höher gelegenen Viewpoint Lower Elk Lake ein, den wir in etwa einer halben Stunde erreichen. Nun geht’s wieder über die Brücke zurück zur Gabelung, an der wir unseren Rundweg rechts fortsetzen. Etwa 300 m weiter spazieren wir bereits am idyllischen Lower Elk Lake entlang. Gerade wenn wir die Elk Lakes Cabin entdecken, weist uns ein Säulenschild daraufhin, nun den Pfad links einzuschlagen. Der etwa 4 km lange Aufstieg im Koniferenwald, der ab und an von offenem Marschland unterbrochen wird, bringt uns zur Tafel (2) an der Provinzgrenze zurück. Wir wandern den bekannten Pfad etwa 500 m hinab und folgen der breiten Forststraße nach rechts zum Elk Pass (4), 1960 m. Wir wenden uns nach links, dem freien Blick auf den Kananaskis Lake folgend, und wandern etwa eine Dreiviertelstunde auf dem grasigen Wegstreifen unter der Stromleitung (»Hydroline-Trail«). Anschließend biegen wir links in den Wald ein. Wir folgen dem steilen Kiesweg bis zur Kreuzung, wo wir auf den uns bekannten Hinweg stoßen. Rechts abbiegend geht’s zurück zum Ausgangspunkt (1).

Ein von Wanderern beschrifteter Wegmarker vor der offiziellen Provinzgrenze Alberta – British Columbia.
Rastplatz am Nordufer des Upper Elk Lake.
Blick vom Viewpoint auf den Lower Elk Lake.
Auf dem Weg zurück queren wir reizvolle Lichtungen mit dichtem Weidenbewuchs.

8

Rawson Lake

Gehzeit 2.15 h

7

Malerischer See im engen Talkessel

Während im Tal die Blicke weit über den Upper Kananaskis Lake hinüberschweifen können zum Mt. Indefatigable (2670 m), der den Namen eines kanadischen Kriegsschiffs aus dem ersten Weltkrieg trägt, stößt man beim schnuckeligen Rawson Lake schnell an die Felswand des Mt. Serrail (3174 m), dessen Flanken das kleine Seenjuwel eng umfassen.

Ausgangspunkt: Upper Lake Day Use Area, 1740 m, an der südlichen Schleife des Kananaskis Lakes Trail. Von der Kreuzung des Transkanada Highway etwa 50 km auf dem Highway 40 fahren, dem Abzweig Richtung Kananaskis Lakes weitere 12,5 km folgen und links auf die 800 m lange Zufahrtsstraße abbiegen. Höhenunterschied: 300 m. Anforderungen: Gemütliche Waldwanderung auf gut gekennzeichnetem, breitem Wurzelweg, bei Regen etwas schlammig. Unterkunft: In der Umgebung: Kananaskis Country Campgrounds (Tel. +1 403 591 7226, www.kananaskiscountrycampgrounds.com). Variante: Für einen Blick von oben auf die andere Talseite wandert man auf dem linken Uferweg des Rawson Lake, an dem offiziellen »Trail End«-Schild vorbei und wendet sich am Südende des Sees nach Nordwesten. Hier kraxelt man den über 350 m hohen Kamm hinauf (absolute Trittsicherheit erforderlich). Vorsicht: hoch frequentiertes Bärenterritorium! Karten: 082J11 (NRC), Kananaskis Lakes (Gem Trek).

Vom unteren Parkplatz der Upper Lake Day Use direkt am Upper Kananaskis Lake (1), 1740 m, wandern wir den erdigen breiten Uferweg etwa einen Kilometer bis zu den Sarrail Creek Falls entlang. Zwischendurch bieten sich immer wieder Abstecher hinab zum kiesigen Ufer des Upper Kananaskis Lake an. Wenige Minuten nach der kleinen Brücke über den Sarrail Creek schwenken wir links in den aufsteigenden Serpentinenweg ein. Im fruchtbaren Koniferenwald wandern wir noch etwa eine Dreiviertelstunde auf ausgetretenem Pfade über Stock und Stein bergan. An einigen zu feuchten Stellen wurden der Länge nach halbierte Stämme als Schlammbrücken eingesetzt, um relativ trockenen Fußes zum eingekesselten Rawson Lake (2), 2030 m, zu gelangen. Der erste grandiose Einblick in den kleinen, von steilen Wänden umrahmten Seentrog soll uns nicht davon abhalten, dem Wurzelpfad linker Hand zu folgen, von dem mehrere wilde Abzweige zum Seeufer mit neuen, hinreißenden Aussichten führen. Am Hinweisschild endet der offizielle Wanderweg, aber mit hinreichender Vorsicht und Vorabinfo bezüglich der aktuellen Grizzly-Aktivitäten lohnt es sich durchaus, im hinteren Taltrog das Naturparadies ausgiebig zu erkunden.

Am Ufer des Upper Kananaskis Lake.