Joachim Stiller
Der Heilige Gral
Gedichte 2
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Der Heilige Gral
Impressum neobooks
Sonett (für Andre und Karin)
Was sich neckt, das liebt sich,
So sagt’s des Volkes Mund;
Sie sind wie zwei Geschwister,
Und so tun’s die Spatzen kund
Sie spielen und sie streiten,
Sie kratzen und sie beißen,
Sie sticheln und sie necken,
Woll’n nur die Liebe wecken.
Was sich neckt, das liebt sich,
So sagt’s des Volkes Mund,
Und so tun‘s die Spatzen kund.
Was sich neckt das liebt sich,
Sie lieben sich geschwisterlich,
Und keiner kann’s begreifen.
Der Stein der Weisen
Ein Stein,
So schwarz wie die Kohle,
So grün wie das Gras,
So leicht wie die Luft,
Und so hell wie der Mond,
Der über allen Wipfeln tront;
Er ist der Stein der Steine,
Und er wird werden der Deine.
Jadebild
Du göttlich schönes Antlitz,
Geweihtes Bild aus Jade;
Wenn es Dich nicht gäbe,
Wär es um Dich schade.
Die Quadratur des Kreise
Sie spielen mit Ihnen.
Spielen Sie mit ihnen.
Sie tun gerade so,
Als wenn Ihr Versprechen,
Ein Unfall gewesen wäre.
Mein herz, so weiß
Ich bin so weiß, wie eine Taube,
Und sitze in der Gartenlaube;
Ich will nun endlich nichts mehr tun,
Will mich von diesem Tag ausruhn
Brieflein
Ich will lieb sein,
Schreib ein Brieflein;
An die Liebste, nu,
Und das bist Du.
Ich bin jung
Kugelschreiber,
Alte Weiber;
Hotzenplotz,
Alter Klotz;
Tannebaum,
Ohne Schaum;
Leere Tasse,
Halt die Fresse;
Ich bin jung
Und mache Stunk.
Die Liebe (für Erich Fried)
Wer sagt, hier herrsche die Liebe,
Lügt, oder ist im Irrtum:
Liebe herrscht nicht.
Der Schoß ist fruchtbar, noch (für Bertolt Brecht)
Du alte Judensau,
Aus Dir werd ich nicht schlau;
So hörte man es vor,
Nur sechzig Jahren, hier.
Sie kamen all ums Leben,
Doch wer soll uns vergeben;
Der Schoß ist fruchtbar, noch,