AUDRE LORDE, 1934 im New Yorker Stadtteil Harlem geboren, wuchs in schwierigen Verhältnissen auf. Die Beziehung zu ihren Eltern beschrieb sie als kühl, in der Schule fühlte sie sich als Außenseiterin. Zuflucht suchte Lorde in Büchern, vor allem in Gedichten. Schon als Kind beantwortete sie die Frage danach, wie es ihr gehe, oft mit einem Gedicht. Mit zwölf begann sie selbst Lyrik zu schreiben, die später ein wichtiges Element ihrer schriftstellerischen Tätigkeit werden sollte. Lorde war Professorin am Hunter College in New York, wo sie Afro-amerikanische Literatur und Kreatives Schreiben lehrte. In ihren Gedichten, autobiographischen Texten und Essays, die sie zu einer der wichtigsten Feministinnen der 1970er und 1980er Jahre machen sollten, setzte sich Lorde immer wieder mit den Strukturen sozialer Ungleichheit und dem Verhältnis von Rassismus, Sexismus und Homophobie auseinander. Heute ist sie eine Ikone des intersektionalen Feminismus. Lorde starb 1992 auf der Karibikinsel St. Croix, USA.
EVA BONNÉ übersetzt Literatur aus dem Englischen, u.a. von Rachel Cusk, Anne Enright und Michael Cunningham, und lebt in Berlin. Von Audre Lorde hat sie bereits den Essayband Sister Outsider ins Deutsche übertragen, gemeinsam mit Marion Kraft.
MARION KRAFT ist promovierte Literaturwissenschaftlerin, ehemalige Kolleg- und Hochschuldozentin und Autorin. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Schwarzer feministischer Theorie und Literatur. Zu ihren Veröffentlichungen zählt Empowerment und Widerstand. Inspirierende Begegnungen mit Audre Lorde. Als Übersetzerin übertrug sie u.a. eine Sammlung von Audre Lordes Lyrik ins Deutsche.
MIRJAM NUENNING ist Übersetzerin für englischsprachige afrodiasporische Literatur und Gründerin des afrodiasporischen Kindergartens Sankofa in Berlin. Zu ihren Übersetzungen gehören die dinge, die ich denke, während ich höflich lächle … und Synchronicity von Sharon Dodua Otoo sowie Kindred – Verbunden von Octavia Butler.
PASQUALE VIRGINIE ROTTER lebt und arbeitet als Somatic Coach, Autor*, Performer*, Prozessbegleiter* und Healing Being in Berlin und Brandenburg. 2015 übersetzte Rotter eine Sammlung von Audre Lordes Reden und Essays ins Deutsche.
ALEXIS PAULINE GUMBS ist Autorin der in Kürze erscheinenden Biographie The Eternal Life of Audre Lorde. Biography as Ceremony. Zu ihren Veröffentlichungen zählen außerdem Undrowned. Black Feminist Lessons from Marine Mammals und Spill. Scenes of Black Feminist Fugitivity. Sie ist Mitherausgeberin von Revolutionary Mothering. Love on the Front Lines und Redakteurin bei der Zeitschrift Feminist Studies.
CHERYL CLARKE ist Dichterin, Essayistin, Pädagogin und Aktivistin. Viele Jahre lang war Audre Lorde ihre Mentorin. Mit Barbara Balliet ist Clarke Inhaberin eines Secondhand-Buchladens in Hobart, New York, wo sie jeden Sommer das Hobart Festival of Women Writers organisiert.
DAGMAR SCHULTZ studierte und arbeitete in den USA und in Puerto Rico von 1963 bis 1973 und war in der Bürgerrechts-, der Friedens- und der Frauenbewegung aktiv. Sie lehrte nach ihrer Promotion in den USA am John-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin und habilitierte 1989 am Soziologischen Institut der FU. Sie war Professorin an der Alice Salomon Hochschule, Mitgründerin des Feministischen Frauengesundheitszentrums Berlin und des Frauenselbstverlags, später sub rosa Frauenverlag und ab 1986 Orlanda Frauenverlag, den sie bis 2001 leitete.
JOAN E. BIREN oder JEB, die das Coverbild fotografiert hat, ist eine feministische Fotografin und Filmemacherin, die das Leben von LGBTQIA in verschiedenen Kontexten dramatisiert.
Halbwertszeit die Zeit, die radioaktive Atome zum Zerfall brauchen, oder die Zeit, die stabile Atome überleben. Der Begriff wird auch in der Medizin verwendet, um die Verweildauer von Medikamenten im menschlichen Körper zu bestimmen.
Zami Lorde, Zami. A New Spelling of My Name. A Biomythography. Persephone Press, Boston 1982. Deutsche Ausgaben: Lorde, Zami. Eine neue Schreibweise meines Namens. Eine Mythobiografie. Aus dem Englischen von Karen Nölle. Orlanda Frauenverlag, Berlin 1992/Unrast Verlag, Münster 2012. Eine Neuausgabe ist im Carl Hanser Verlag in Vorbereitung.
Frances Louise Clayton, 1937–2019: US-amerikanische Psychologin und langjährige Partnerin von Audre Lorde. Die beiden Frauen lernten sich 1968 kennen, als Lorde Poet in Residence am Tougaloo College in Jackson, Mississippi war.
Hunter [College] High School weiterführende Schule für Hochbegabte in Manhattan, New York City. Audre Lorde machte dort 1951 ihren Abschluss.
Seventeen 1944 in New York City gegründetes Magazin für Teenagerinnen.
mein erstes Buch die Gedichtsammlung The First Cities. The Poet’s Press, New York 1968.
meinen Kindern Jonathan Frederick Ashley Rollins, *1964, und Elizabeth (Beth) Lorde-Rollins, *1963, beide aus der Ehe mit Edward Ashley Rollins.
»Touring« aus The Black Unicorn The Black Unicorn. Poems. W.W. Norton and Company, New York 1978.
»Uses of the Erotic. The Erotic as Power«. Paper für die vierte Berkshire Conference on the History of Women, Mount Holyoke College, 25. August 1978. Erstmals in Buchform in: Lorde, Sister Outsider. Essays and Speeches. Crossing Press, Berkeley/CA 1984. Erstmals auf Deutsch in: Macht und Sinnlichkeit. Ausgewählte Texte von Audre Lorde und Adrienne Rich. Aus dem Englischen von Renate Stendhal. sub rosa Frauenverlag, Berlin 1983. Neu übersetzt von Eva Bonné und Marion Kraft in: Lorde, Sister Outsider. Essays. Carl Hanser Verlag, München 2021.
»Harriet«: erstmals auf Deutsch in: Macht und Sinnlichkeit, Berlin 1983. »Sequelae«: erstmals auf Deutsch in: Lorde, Lichtflut. Neue Texte. Aus dem Englischen von Margarete Längsfeld. Orlanda Frauenverlag, Berlin 1988. »Litanei für das Überleben« (Originaltitel: »A Litany for Survival«): erstmals auf Deutsch in der Übersetzung von Marion Kraft in: Macht und Sinnlichkeit. Erweiterte Neuauflage. Orlanda Frauenverlag, Berlin 1993.
erstmals auf Englisch unter dem Titel »Power«, in: Lorde, Between Our Selves. Eidolon Editions, Point Reyes/CA 1976. In der Übersetzung von Marion Kraft in: Lorde, Die Quelle unserer Macht. Orlanda Frauenverlag, Berlin 1994 / Unrast Verlag, Münster 2020. Am 28. April 1973 erschoss der Polizist Thomas Shea den zehnjähren Clifford Glover in New York City.
die nigerianischen Schriftsteller Chinua Achebe, 1930–2013, Amos Tutuola, 1920–1997, und Cyprian Ekwensi, 1921–2007.
Flora Nwapa, 1931–1993: nigerianische Schriftstellerin. Ama Ata Aidoo, *23. März 1942: ghanaische Schriftstellerin.
Autobiographie von Leslie Alexander Lacy. Scribner, New York 1970.
Ralph Ellison, 1914–1994: afro-amerikanischer Schriftsteller. Autor u.a. von Invisible Man, 1952 erschienen bei Random House, New York. Deutsche Erstausgabe: Unsichtbar. Aus dem Englischen von Georg Goyert. S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 1954. Neuausgabe der Übersetzung von Goyert, grundlegend überarbeitet von Hans-Christian Oeser: Der unsichtbare Mann. Aufbau Verlag, Berlin 2019.
James Baldwin, 1924–1987: afro-amerikanischer Romancier und Essayist. Zu seinen Romanen zählen Go Tell It on the Mountain, If Beale Street Could Talk, Giovanni’s Room, Another Country, in neuer Übersetzung von Miriam Mandelkow zwischen 2018 und 2021 im Deutschen Taschenbuchverlag, München erschienen.
Sula … Solomons Lied Sula. Alfred A. Knopf, New York 1973. Deutsche Erstausgabe in der Übersetzung von Karin Polz 1980 im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg. Song of Solomon. Alfred A. Knopf, New York 1977. Deutsche Erstausgabe in der Übersetzung von Angela Praesent 1979 im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg.
Lorde, The Cancer Journals. Aunt Lute Books, San Francisco 1980. Deutsche Erstausgabe: Auf Leben und Tod. Krebstagebuch. Aus dem Englischen von Renate Stendhal. sub rosa Frauenverlag, Berlin 1984.
buntes traditionelles westafrikanisches Kleidungsstück.
vom Bundesstaat New York finanziertes Programm am City College of New York, das benachteiligte Studierende förderte. SEEK: Search for Education, Elevation, and Knowledge.
Hochschule für Kriminologie in Manhattan, Teil der City University of New York.
1917–2010. Afro-amerikanische Sängerin und Schauspielerin, die sich in der Bürgerrechtsbewegung engagierte und wie Lorde am 28. August 1963 am »Marsch auf Washington« teilnahm.
Yolanda Ríos: Studentin von Audre Lorde am City College of New York, mit der Lorde eine Zeit lang zusammenlebte.
Schwarze und puerto-ricanische Studierende besetzten im April 1969 einige Gebäude des City College aus Protest gegen Zulassungsbeschränkungen der City University of New York.
Campus des City College in der Bronx.
Bewegung afro-amerikanischer Schriftsteller*innen und Künstler*innen zwischen ca. 1920 und 1930, der u.a. Zora Neale Hurston, Langston Hughes, Dorothy West und Alain Locke angehörten.
1930–1965. Afro-amerikanische Dramatikerin und Aktivistin. Zu ihren Werken zählt das Theaterstück A Raisin in the Sun, erschienen 1959 bei Random House, New York, das 1961 mit Sidney Poitier in der Hauptrolle verfilmt wurde.
Art Against Apartheid: in den achtziger und neunziger Jahren aktive antirassistische unabhängige Künstlergruppe mit Sitz in New York City. National Coalition of Black Lesbians and Gays: bundesstaatenübergreifende Organisation, gegründet 1984, die sich für die Rechte afro-amerikanischer Lesben und Schwuler einsetzte; aus der 1978 in Columbia, Maryland gegründeten National Coalition of Black Gays hervorgegangen, 1990 aufgelöst. Dykes Against Racism Everywhere: 1980 in New York City gegründete antirassistische Gruppe lesbischer Frauen. Men of All Colors Together: 1980 in Boston gegründete antirassistische Gruppe schwuler Männer, 1999 aufgelöst.
Betty Powell, *1940: afro-amerikanische Feministin und Mitarbeiterin im Verlag Kitchen Table: Women of Color Press, New York. Barbara Smith, *1946: afro-amerikanische Feministin, Literaturwissenschaftlerin und Verlegerin von Kitchen Table: Women of Color Press, gegründet 1980 in Boston, auf Anregung von Audre Lorde bei einem Telefonat, gemeinsam mit Lorde und der Chicana-Schriftstellerin und Aktivistin Cherríe Moraga, *1952. 1981 zog der Verlag nach New York City um. KTP gilt als erster US-amerikanischer Verlag, der ausschließlich Texte von Frauen of Color veröffentlichte. Die afro-amerikanischen Feministinnen und Autorinnen Gwendolyn Rogers und Raymina Mays sind mit Beiträgen vertreten in dem von Barbara Smith herausgegebenen Sammelband Home Girls. A Black Feminist Anthology, Kitchen Table: Women of Color Press, New York, 1983. Robin Christian und Yvonne Flowers leiteten gemeinsam mit Audre Lorde 1979 einen Workshop auf der Third World Lesbian Writers Conference in New York City.
1917–1993. Südafrikanischer Antiapartheid-Politiker. 1967–1991 Präsident des ANC.
1914–2006. Schriftstellerin, Aktivistin und Politikerin. 1944 gemeinsam mit u.a. Nelson Mandela, Oliver Tambo und Walter Sisulu Gründerin der ANC Youth League.
1953 in New York City von George Houser gegründete gemeinnützige Organisation, die den Widerstand oppositioneller südafrikanischer Gruppen gegen die Apartheid unterstützte und die amerikanische Öffentlichkeit über die politische Situation in Südafrika aufklärte.
Als »constructive engagement« wurde die Haltung der Reagan-Regierung dem Apartheid-Regime in Südafrika gegenüber in den frühen achtziger Jahren bezeichnet. Statt, wie von der UN-Generalversammlung und der internationalen Antiapartheid-Bewegung gefordert, Wirtschaftssanktionen zu verhängen und Südafrika zu isolieren, setzte die US-Regierung (gemeinsam mit der britischen) darauf, dass der Erhalt der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Südafrika die Lage der Unterdrückten im Land verbessern würde.
29. Oktober 1984.
Randolph Evans wurde am 25. November 1976 von dem NYPD-Officer Robert Torsney in Brooklyn, New York City erschossen.
Die 28-jährige Afro-Amerikanerin befand sich in Untersuchungshaft, als sie am 9. Dezember 1987, sechs Tage nach der Tat, ihren Verletzungen erlag.
nationalistische Organisation der Buren. 1918 als Jong Suid-Afrika gegründet. Seit 1993 unter dem Namen Afrikanerbond aktiv.
Daniel François Malan, 1874–1959: 1948–1954 Premierminister der Südafrikanischen Union, führendes Mitglied der burisch-nationalistischen Nasionale Party.
Hendrik Frensch Verwoerd, 1901–1966: 1958–1966 Premierminister der Südafrikanischen Union.
gemeint ist das Massaker im südafrikanischen Township Sharpeville am 21. März 1960. 69 der ca. 6000 Demonstrant*innen, die gegen die diskriminierenden Passgesetze des Apartheidsystems – ohne Pass – vor eine Polizeistation zogen, um sich inhaftieren zu lassen, wurden erschossen, viele weitere verletzt.
1958–1983. Afro-amerikanischer Künstler, der am 15. September 1983 wegen eines Graffiti in der U-Bahn-Station First Avenue in New York City verhaftet wurde und am 28. September in der Haft starb. Sein Tod löste in den USA eine heftige Debatte über Polizeigewalt aus.
*1947. Der US-Amerikaner, auch bekannt als »Subway Vigilante«, schoss am 22. Dezember 1984 in der New Yorker U-Bahn auf vier Afro-Amerikaner, die ihn ausrauben wollten. Der Fall spaltete die US-amerikanische Öffentlichkeit.
vom englischen König Edward II eingesetzter Gerichtshof, ca. 1390–1641, dessen Urteile unanfechtbar waren und in geheimen Verhandlungen vorbereitet wurden.
südafrikanischer Slangausdruck für junge männliche Gangmitglieder, Kriminelle.
Pieter Willem Botha, 1916–2006: 1978–1984 Premierminister Südafrikas, 1984–1989 Staatspräsident der Republik Südafrika.
1930–1988. Von Reagan eingesetzter konservativer Vorsitzender der US-Kommission für Bürgerrechte, der sich u.a. gegen Fördermaßnahmen für Minderheiten verwahrte. Pendleton hatte das Amt von 1981 bis zu seinem Tod inne.
1954–2010. US-amerikanische Soziologin, die sich mit Standardisierung und Informationsstrukturen in modernen Gesellschaften befasste und dabei auch auf feministische Theorien zurückgriff, lehrte zuletzt an der School of Information Sciences der University of Pittsburgh.
aus: Lorde, »Letter to the Editor«, in: Gay Community News 7, 37, 12. April 1980, S. 4.
in San Francisco beheimatete, lesbische SM-Organisation, 1978 gegründet, 1983 aufgelöst.
aus: Fromm, Wege aus einer kranken Gesellschaft. Eine sozialpsychologische Untersuchung. Aus dem Englischen von Liselotte und Ernst Mickel. Deutscher Taschenbuchverlag, München 2003, S. 20.
»Toward a Black Feminist Criticism«, in: Conditions Two, Oktober 1977, S. 25–44.
William H. Rehnquist, 1924–2005.
Im Juni 1986 wurde die 35-jährige Bürgerrechtlerin Jacqueline Peters in Lafayette, Kalifornien erhängt aufgefunden. Timothy Lee war im November des Vorjahres in Concord, Massachusetts erhängt aufgefunden worden.
1913–1980. US-amerikanische Schriftstellerin, Journalistin und politische Aktivistin.
Figur in Zami, Lebenspartnerin der Hauptfigur Audre.
King. A Filmed Record … Montgomery to Memphis: US-amerikanischer Dokumentarfilm von Sidney Lumet und Joseph L. Mankiewicz aus dem Jahr 1970, der sich mit dem Leben und Wirken Martin Luther Kings befasst.
»Report says U.S. Hunger is widespread and rising«, The New York Times, 7. Februar 1984.
in: The Collected Poems of Audre Lorde. W.W. Norton and Company, New York 1997. Auf Deutsch erstmals erschienen unterdem Titel »Umrisse«, in: Lorde, Lichtflut. Berlin 1988.
Nach Zami Lordes zweites biomythographisches Werk, das von den Diskriminierungserfahrungen einer Schwarzen Künstlerin am Connors State College in Warner, Oklahoma erzählt. Lorde arbeitete bis zu ihrem Tod im Jahr 1992 an diesem Stoff. Ein Kapitel aus Deotha erschien in: Lorde, »I teach myself in outline«. Notes, Journals, Syllabi, & an Excerpt from Deotha. Hrsg. von Miriam Atkin und Iemanjá Brown, Lost & Found. The CUNY Poetics Document Initiative, Series 7, New York 2018.
Gruppe Schwarzer karibischer Frauen, in den frühen achtziger Jahren gegründet von u.a. Gloria I. Joseph (s. nächste Anm.), die politische Bildungs- und Aufklärungsarbeit leisteten und sich für die Finanzierung von Frauenprojekten einsetzten. Benannt nach Sojourner Truth, ca. 1798–1883, einer afro-amerikanischen Abolitionistin und Frauenrechtlerin.
Gloria I. Joseph, 1927/28–2019: afro-karibische Schriftstellerin, Mitgründerin des Black Studies Department an der School of Social Science des Hampshire College in Amherst, Massachusetts, und bedeutende Vertreterin des internationalen Schwarzen Feminismus. Zu Josephs Publikationen zählen: Common Differences. Conflicts in Black and White Feminist Perspectives. Co-Autorin: Jill Lewis. South End Press, Boston 1986; und The Wind is Spirit. The Life, Love, and Legacy of Audre Lorde. Villarosa Media, New York 2016. Lorde und Joseph lernten sich 1981 in St. Croix kennen, anlässlich eines von Joseph organisierten Schriftstellerinnen-Symposiums, und gründeten bald das Netzwerk Sisterhood in Support of Sisters in South Africa.
Katharina Oguntoye, *1959: afro-deutsche Schriftstellerin, Historikerin, Aktivistin und Dichterin. May Ayim, 1960–1996: afro-deutsche Dichterin, Pädagogin und Aktivistin. Auf Anregung von Audre Lorde (»Stellt euch einander und der Welt vor!«) veröffentlichten Oguntoye und May gemeinsam mit Dagmar Schultz 1986 in Schultz’ Berliner Orlanda Frauenverlag das Buch Farbe bekennen, das erste Buch, das rassistische Alltagserfahrungen afro-deutscher Frauen beschrieb und entscheidenden Einfluss auf die Politisierung der afro-deutschen Bewegung hatte.
Dagmar Schultz: Vita, s. S. 3.
Die Erste Internationale Feministische Buchmesser fand vom 7. bis 9. Juni 1984 in der Jubilee Hall in Covent Garden statt. Neben Audre Lorde waren u.a anwesend: die US-amerikanische Schriftstellerin und Feministin Adrienne Rich, 1929–2012, und Ellen Kuzwayo.
Gedenkstätte Plötzensee. Ehemaliges Gefängnis in Berlin- Charlottenburg. Zwischen 1933 und 1945 wurden dort über 2800 Todesurteile vollstreckt.
1984 in den Niederlanden von den afro-niederländischen Aktivistinnen Tania Leon und Gloria Wekker gegründetes Frauenkollektiv, das seinen Namen Lordes Buch Sister Outsider entlehnte.
Roman, erstmals 1968 im Mitteldeutschen Verlag Halle/Saale erschienen.
1936–2002. Afro-amerikanische Dichterin, Essayistin und Aktivistin, die sich in ihrem Werk mit Themen wie Race und Gender und Fragen der Repräsentanz auseinandersetzte.
Raja Lubinetzki, *1962: afro-deutsche Lyrikerin, Künstlerin und Aktivistin.
Our Dead Behind us. Poems. W.W. Norton and Company, New York 1986.
»What My Child Learns of the Sea«, in: The First Cities, New York 1968. In der Übersetzung von Marion Kraft erschienen in: Die Quelle unserer Macht. Berlin 1994/Münster 2020.
Die Wurundjeri sind eine Aboriginal-Volksgruppe, die vor der britischen Kolonisation primär in der Gegend um Melbourne lebte und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Hauptlast der Besiedlung trug: Die Population sank rapide, hauptsächlich aufgrund eingeschleppter Krankheiten, aber auch durch Tötungen.
auch bekannt als »Operation Urgent Fury«. Am 25. Oktober 1983 besetzten US-amerikanische Truppen die Karibikinsel. Als Begründung führte die US-Regierung unter Ronald Reagan an, nach dem Putsch gegen Premierminister Maurice Bishop und dessen Ermordung drohe sich Grenada in einen sowjetisch-kubanischen Stützpunkt zu verwandeln, die dort lebenden US-Bürger*innen schwebten in Lebensgefahr. 19 US-Soldaten starben, 109 wurden verwundet. Zahl der Opfer auf grenadischer Seite: 45 Landsleute und 25 Kubaner starben, mehr als 400 Verwundete. Die Vereinten Nationen verurteilten die Invasion.
Octavia Butler, 1947–2006: vielfach ausgezeichnete afro-amerikanische Science-Fiction-Autorin, die sich in ihrem Werk mit feministischen Themen und Fragen von Race befasste. Andrea Canaan, *1950: afro-amerikanische feministische Schriftstellerin und Aktivistin.
Akasha Gloria Hull, *1944: afro-amerikanische Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin (mit dem Schwerpunkt Women’s Studies), Aktivistin und gemeinsam mit Patricia Bell-Scott und Barbara Smith Herausgeberin des richtungsweisenden feministischen Sammelbands All the Women Are White, All the Blacks Are Men, But Some of Us Are Brave. Black Women’s Studies. Feminist Press, New York 1982, der sich ante litteram mit dem Phänomen der Intersektionalität befasste. Erlene Stetson, *1949: Herausgeberin u.a der Anthologie Black Sister. Poetry by Black American Women. 1746–1980. Indiana University Press, Bloomington 1981.
Lorde studierte ab 1955 am Hunter College in New York City und schloss ihr Studium dort 1959 mit dem Bachelor in Literature and Philosophy ab. 1961 erwarb sie den Master in Bibliothekswissenschaften an der Columbia University, New York.
Memorial Sloan Kettering Cancer Center. Private Krebsklinik in Manhattan.
Gloria I. Joseph, Audre Lorde und Johnnetta Cole, 1987–1997 erste Präsidentin des Spelman College in Atlanta, gründeten 1984 mit anderen afro-amerikanischen Frauen die Sisterhood in Support of Sisters in South Africa (SISA), eine gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, die Unterdrückten in Südafrika finanziell zu unterstützen und in den USA über die dortige Situation aufzuklären.
Yolanda Ríos, s. Anm. zu S. 34.
1902–1989. Afro-amerikanische Tänzerin, Bürgerrechtlerin und LGBT-Aktivistin, Mitgründerin der Lesbian Herstory Archives in Harlem, New York City.
Alexis De Veaux, *1948: afro-amerikanische Schriftstellerin und Illustratorin. De Veaux leitete das Department of Women’s Studies an der State University of New York at Buffalo und veröffentlichte u.a. Warrior Poet. A Biography of Audre Lorde. W.W. Norton and Company, New York 2004.
Clare Coss, *1935: US-amerikanische Dramatikerin, Therapeutin und Aktivistin. Blanche Wiesen Cook, *1941: US-amerikanische Historikerin und Schriftstellerin, die u.a. eine mehrbändige Biographie über Eleanor Roosevelt veröffentlichte.
Adrienne Rich, die jamaikanisch-amerikanische Autorin Michelle Cliff, 1946–2016, und Gloria I. Joseph.
Dichlordiphenyltrichlorethan.
*1944. Trinidadische Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin. Ihr Roman Crick Crack, Monkey, erstmals 1970 bei Heineman in London erschienen, gilt als Klassiker der westindischen Literatur.
s. Anm. zu S. 102.
Zamani Soweto Sisters Council, autonome Selbsthilfegruppe Schwarzer Frauen in Südafrika. Gegründet 1979.
Die in Johannesburg geborene südafrikanisch-jüdische Filmemacherin Betty Wolpert drehte u.a. 1981 mit Ellen Kuzwayo einen Dokumentarfilm über die Selbsthilfebewegung Schwarzer Frauen in Soweto: Awake from Mourning, und 1987 mit der Schwarzen Südafrikanerin Joyce Seroke eine Dokumentation über das Leben Schwarzer Jugendlicher unter der Apartheid: Mama I’m Crying.
s. Anm. zu S. 36.
Sisterhood in Support of Sisters in South Africa, s. Anm. zu S. 108.
zu Barbara Smith und Cherríe Moraga s. Anm. zu S. 36. Myrna Bain, 1939–2007: afro-amerikanische Hochschullehrerin und Aktivistin, die wie Smith, Moraga und Lorde bei KTP involviert war und mehrere Jahrzehnte lang Black Studies an der City University of New York lehrte.
Protesttag der Aboriginals, ursprünglich am 26. Januar 1938, gegen die britische Kolonisation Australiens, auch Day of Mourning genannt.
1933–1986. Dichterin, Drehbuchautorin, Aboriginal-Aktivistin. Wichtige Figur in der Bürgerrechtsbewegung der Aboriginals in den siebziger und achtziger Jahren.
Originaltitel: As the World Turns. US-amerikanische Seifenoper, 1956–2010.
Clement Staff, 1911–1958: Audre Lordes langjährige Psychoanalytikerin in New York City.
Originaltitel: Terms of Endearment. US-amerikanisches Filmdrama von James L. Brooks aus dem Jahr 1983 mit Shirley MacLaine, Debra Winger und Jack Nicholson in den Hauptrollen.
Theophilus Eugene »Bull« Connor, 1897–1973: US-amerikanischer Politiker und Verwaltungsbeamter, bekannt als Befürworter der Segregation und für sein gewaltsames Vorgehen gegen friedliche Demonstrant*innen der Bürgerrechtsbewegung in seiner Funktion als Polizeichef von Birmingham, Alabama.
s. Anm. zu S. 50.
eigentlich Mary Thomas, ca. 1848–1905: ehemals versklavte Frau, die 1878 eine Arbeiter*innenrevolte auf St. Croix anführte.
s. Anm. zu S. 109.
*1942. US-amerikanische Herausgeberin und Verlegerin. Gründete 1984 den feministischen, lesbischen Verlag Firebrand Books, den sie bis 2000 leitete.
31. Mai und 1. Juni 1921 in Tulsa, Oklahoma. Nach einem – inzwischen unauffindbaren – Zeitungsbericht über den vermeintlichen Vergewaltigungsversuch eines Schwarzen jungen Mannes aus Tulsa an einem weißen Mädchen bewaffneten sich einige Schwarze Bewohner Tulsas aus Angst vor weißer Lynchjustiz. Es kam zur Konfrontation. Ein weißer Mob setzte das Stadtviertel Greenwood in Brand, etwa 300 Menschen starben, es wurden nur Schwarze festgenommen.
gewalttätiger Umsturz durch weiße Suprematisten in Wilmington, North Carolina am 10. November 1898. Ein weißer Mob vertrieb die ordnungsgemäß gewählte Regierung, afro-amerikanische Oppositionelle und Kleinunternehmer, zerstörte deren Geschäfte und das Gebäude der afro-amerikanischen Lokalzeitung. Zwischen 60 bis 300 Schwarze kamen ums Leben.
*1947. Afro-amerikanische Politaktivistin. In den siebziger Jahren wegen Mordes verurteilt, nach Kuba geflohen. Auf der Liste der meistgesuchten Terrorist*innen des FBI.
*1948. Afro-amerikanische Dichterin, Kinderbuch- und Short-Story-Autorin, deren Lyrik u.a. in der von Barbara Smith 1983 herausgegebenen Anthologie Home Girls erschien.
Im Juni 1981 hielt Audre Lorde bei der National Women’s Studies Association Conference in Storrs, Connecticut den Eröffnungsvortrag »Uses of Anger. Women Responding to Racism«. Erstmals in Buchform erschienen 1984 in: Lorde, Sister Outsider. Erstmals auf Deutsch unter dem Titel »Vom Nutzen unseres Ärgers«, in: Macht und Sinnlichkeit. Berlin 1993. Neuübersetzung von Eva Bonné und Marion Kraft unter dem Titel »Vom Nutzen der Wut. Wie Frauen auf Rassismus reagieren«, in: Lorde, Sister Outsider. München 2021.
s. Anm. zu S. 21.
Der Verlag Frauenoffensive wurde 1974 als erster feministischer Frauenbuchverlag im deutschsprachigen Raum in München gegründet und 2016 aufgelöst. Dort erschien 1978 Rich, Von Frauen geboren. Mutterschaft als Erfahrung und Institution und 1980 Rich, Der Traum einer gemeinsamen Sprache. Gedichte 1974–1977.
The Eternal Life of Audre Lorde. Biography As Ceremony. In Vorbereitung bei Farrar, Straus and Giroux, New York.
Viertägige Konferenz im Oktober 1990 in Boston, an der 1200 Aktivistinnen aus 23 Ländern teilnahmen.
Von einer kleinen Insel aus betrachtet, sind die Sterne am Himmel so zahlreich wie die Sandkörner am Strand. Audre Lorde verfasste den Epilog zu Ein strahlendes Licht unter dem Himmel dreier kleiner Inseln: Carriacou, Anguilla und St. Croix.
»Manchmal habe ich das Gefühl, auf einem anderen Stern zu leben als dem, den ich aus Gewohnheit mein Zuhause nenne«, schrieb sie in diesem Nachwort. Kurz zuvor hatte sie ihren Wohnsitz in die Karibik verlegt.
Auf einem Stern leben. Auf zweien. Oder dreien. Fügen wir den vielen identitätsbestimmenden Selbstbezeichnungen der Schwarzen, lesbischen, feministischen, sozialistischen Kriegerin und Dichterin Audre Lorde eine weitere revolutionäre Dimension hinzu: Sie verweigerte sich der astronomischen Unterscheidung von Planeten und Sternen.
Bei einem Planeten handelt es sich, einfach ausgedrückt, um festes Gestein, das einen Stern umkreist. Ein Stern hingegen ist eine gasförmige Kugel, die im Laufe ihrer Evolution Strahlung abgibt. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn jeder Planet, auch unsere Erde, besteht aus Sternenstaub; Sterne sind seine Vorfahren. Am Fuße des Unterwasservulkans Kick’em Jenny vor Carriacou, dem Geburtsort von Audre Lordes Mutter, und auch im Akkretionskeil von Barbados, dem größten Riss in der Erdkruste direkt unter dem Geburtsort von Audre Lordes Vater, ist die Radioaktivität der Erde messbar, der langsame Zerfall instabiler Isotope. Zurzeit setzt die Wissenschaft weltraumtaugliche Roboter ein, um Proben aus dem Meeresboden zu entnehmen und herauszufinden, wie lange instabile Uran-Isotope brauchen, um ihre Eltern-Tochter-Halbwertszeit[1] zu durchlaufen und sich in jene stabilen Mineralien zu verwandeln, die wir als »Sediment« oder »Erde« kennen. Am Meeresgrund wird die Erde immer noch zu sich selbst. Oder, wie ihre karibische Tochter Audre Lorde schreibt:
»Doch nur Erde und Himmel sind ewig, und der Ozean verbindet sie.«
In der Highschool schrieb Audre Lorde als junge, neugierige Dichterin und Science-Fiction-Fan ein Gedicht mit dem Titel »On Reading a Science Report on Life on Other Planets«. Es endet mit den Zeilen:
So sind wir durch die Ewigkeit gegangen
Von Zeit durch Zeit – von Werden zu glorreichem Werden.
Und jetzt, da uns Unsterblichkeit verwehrt,
flüstern wir vom Leben auf anderen Erden.
Als die erwachsene Audre Lorde viel später über ihr Leben nachdachte und ihre mythische Biographie Zami[2] schrieb, überarbeitete sie das Gedicht, um erzählerische Spannung zu erzeugen, und sie setzte es in einen Kontext. In Zami, nach Lorde ein fiktives, auf persönlicher und gesellschaftlicher Erfahrung beruhendes Werk, kritzelt Audres beste Freundin und erste große Liebe Genevieve, die später Selbstmord begeht, die – leicht abgeänderte – Strophe aus Audres Teenager-Gedicht wieder und wieder in ihr Notizbuch:
und im kurzen Moment, der heute heißt,
lässt wilde Hoffnung die Träumerin erbeben,
denn ich habe flüstern hören,
auf anderen Sternen gibt es Leben
Angesicht der eigenen Sterblichkeit werden andere Erden zu anderen Sternen, wird das Kollektiv zur einzelnen Träumerin. Und die Erde, dieser Urstern, fordert uns zu ständiger Veränderung heraus.
Einen Tag nachdem Audre Lorde die Diagnose Leberkrebs endgültig akzeptiert hatte, schrieb sie in ihr Tagebuch: »Ich fühle mich wie auf einem einsamen Stern gefangen.« Einsam, weil sie sich zur alternativen Krebsbehandlung in eine abgelegene Schweizer Klinik begeben hatte. Sie war dort nicht nur die einzige Schwarze Patientin, sondern auch von ihren Unterstützerinnen in den USA getrennt. Nicht einmal ihre Partnerin Frances[3] war an ihrer Seite, als Audre Lorde die ärztliche Prognose hörte, denn Besuch war in der Klinik nur zum Abendessen erlaubt. Das Gefühl der Isolation erinnerte sie daran, welchen Einfluss die Gemeinschaft auf ihre Lebensqualität hatte, und es bestärkte sie in der Entscheidung, die ihr verbleibende Zeit an einer strengen Ethik der Liebe auszurichten, wie sie sie in diesem Buch umreißt.
Für Audre Lorde war das Leben auf Erden vor allem ein strahlendes Licht. Und der Krebs, diese Halbwertszeit, die sie von innen heraus verwandelte, machte ihr die Grenzen des Strahlens eindringlich klar.
Über die Klarheit ihres Lebens mit dem Krebs schrieb sie, was ich das Leitmotiv ihrer Tagebucheinträge aus dem Jahr 1986 nennen möchte: »Es ist eine durch die unnachgiebige Rückeroberung dessen, was ich ein strahlendes Licht nenne, intensivierte Zeit – das unausweichliche Wissen, tief in den Knochen, um meine eigene körperliche Begrenztheit.« Mit anderen Worten: Audre Lorde lebte nicht bloß auf einem Stern, sie war selbst einer. Kein Star im Sinne der Prominenz, die sie als außergewöhnliche, lesbische Dichterin errang, sondern in einem Sinne, in dem wir alle Sterne sind: Wir verändern uns ständig und strahlen hell, ehe wir verglühen.
Audre Lordes Reaktion auf das Leben mit Krebs war, das Licht, das sie in den Knochen spürte, zu bündeln. Ein berühmter Tagebucheintrag lautet: »Ich werde Feuer schreiben, bis es mir zu den Ohren, den Augen, den Nasenlöchern, ja überall herauskommt. Bis jeder meiner Atemzüge brennt. Ich werde erlöschen wie ein verdammter Meteor.« Und genau das tat sie. Ihre letzten Lebensjahre waren von einer weiß glühenden Energie erfüllt. Als sie im November 1992 schließlich ihre »körperliche Begrenztheit« erreicht hatte, verließ sie dieses Leben, auf dem Höhepunkt eines Meteoritenschauers. Bei ihrem Abschied bohrten sich winzige Stückchen Weltraumgestein in die Erdatmosphäre und gingen in Flammen auf. Sie erlosch unter einem Ansturm von Sternschnuppen.
Wahrscheinlich lesen wir dieses Buch, weil Audre Lorde eine wichtige Figur der Geschichte ist, eine Kraft im Universum, eine einflussreiche und poetische Philosophin, die mit ihrem Mut in Leben und Werk als revolutionäre Schwarze, lesbische, sozialistische und feministische Dichterin unser Verständnis vom Sinn des Daseins verändert hat. Wir lesen, weil sie so hell gebrannt hat. Weil wir mehr über ihr Leben erfahren wollen. Weil sie in unserer Erinnerung und in unserer Vorstellung leuchtet wie ein strahlender Stern.
Doch ich möchte vorschlagen, dass wir diesen klassischen, heiligen Text aus einem viel wichtigeren Grund lesen: Wir selbst sind Sterne, die auf einem Stern leben. Wir sind brennende, veränderliche Wesen, die innerhalb eines nur scheinbar in Stein gemeißelten Kontextes existieren, denn in Wahrheit verändert dieser Kontext sich ständig, geologisch ebenso wie gesellschaftlich.
Wenn wir Audre also nun zu verschiedenen Auftritten als Rednerin und zu Feiern begleiten, mit denen ihr die geliebte Community schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt hat; wenn wir spüren, wie einflussreich Audre Lordes Kritik an ihrer Heimat USA war, einem Land, das sich noch bei jedem Befreiungskampf auf diesem Planeten »auf die falsche Seite geschlagen« hat; wenn wir jubeln, weil ihr Sohn Jonathan, der Astronomiestudent, auf seinem College-Campus die US