Mit Grundrezepten
zum Nachkochen
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© 2013 Anaconda Verlag,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München.
ISBN 978-3-73069-042-0
V002
www.anacondaverlag.de
Vorwort
Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen
Das Lexikon von A–Z
Die wichtigsten Grundrezepte
1. Eierpfannkuchen (salzig)
2. Eierpfannkuchen (süß)
3. Hackmasse
4. Hefeteig (salzig)
5. Hefeteig (süß)
6. Kartoffelklöße (½ + ½)
7. Kartoffelklöße (roh)
8. Mürbeteig (salzig)
9. Mürbeteig (süß)
10. Reibekuchenmasse
11. Semmelknödelmasse
12. Spätzleteig
13. Vanillesoße
Stichwortverzeichnis
Literaturverzeichnis
Die deutsche Regionalküche begeistert mich schon seit meiner Kindheit, als mich meine in Schlesien geborene Mutter bereits mit lokalen Spezialitäten verwöhnte. Nie vergessen werde ich die immer perfekt zubereiteten Mahlknedle mit brauner Butter und Pflaumenkompott, Reibekuchen mit selbst gemachtem Apfelmus, süßsaures Lungenhaschee mit frischem Kartoffelpüree und Kopfsalat, Kartoffeleintopf mit Kochwürstchen und Pflaumenkuchen, saure Nierchen mit handgemachten Bandnudeln und Brockelbohnengemüse in Béchamelsoße oder Königsberger Klopse mit Reis und frischem Rote-Bete-Salat. Sowohl diese schönen Kindes- und Jugenderinnerungen als auch das sich daran anknüpfende ungebremste Interesse an meinem Kochberuf haben mich im Laufe der Zeit dazu inspiriert, die deutsche Regionalküche möglichst gesamthaft zu entdecken und die neuen Kenntnisse schriftlich zu fixieren, denn nicht nur ich, sondern möglichst alle Liebhaber der deutschen Regionalküche sollten sich an diesem Nachschlagewerk erfreuen. Mehr als positiv finde ich, dass die deutsche Regionalküche immer wieder in Radio- und TV-Sendungen von namhaften Köchinnen und Köchen angepriesen und vorgekocht wird, auch viele Hotel- und Restaurantküchen bemühen sich mittlerweile, die deutsche Regionalküche in leicht abgewandelter und zeitgemäßer Form wieder aufleben zu lassen! Aufgrund der Vielzahl von Rezepturen der gesamtdeutschen Regionalküche habe ich mich entschlossen, »nur« sogenannte Besonderheiten mit eigenartigen oder fast unaussprechlichen Namen in mein Werk einzubringen. So halten Sie nun keinen unhandlichen und unüberschaubaren »Wälzer« in Händen, sondern eine erlesene Auswahl meiner Lieblingsfundstücke. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim (Wieder-) Entdecken der deutschen Regionalküche!
Roxheim im März 2013
Lothar Bendel
Hinweis zur Benutzung
Wenn Sie auf der Suche nach einer bestimmten Gerichtbezeichnung im Lexikonteil nicht fündig werden, suchen Sie im Stichwortverzeichnis am Ende des Buches. Dort ist angegeben unter welchem Schlagwort Sie die Erklärung zu Ihrem Suchbegriff im Lexikonteil finden können. Die wichtigsten Grundrezepte für Soßen, Teige und Massen sind zur Vermeidung von ermüdenden Wiederholungen in alphabetischer Reihenfolge am Ende des Buchtextes gelistet.
aachen. |
aachenerisch |
abgek. |
abgekürzt |
abk. |
abkürzend |
allgäu. |
allgäuerisch |
altdt. |
altdeutsch |
alte Bez. |
alte Bezeichnung |
amerik. |
amerikanisch |
aschaffenb. |
aschaffenburgisch |
bad. |
badisch |
bad.-württemb. |
baden-württembergisch |
balt. |
baltisch |
bamberg. |
bambergisch |
bayer. |
bayerisch |
belg. |
belgisch |
berg. |
bergisch |
berlin. |
berlinerisch |
Bez. |
Bezeichnung |
böhm. |
böhmisch |
brandenbg. |
brandenburgerisch |
brem. |
bremisch |
°C |
Grad Celsius |
ca. |
circa |
cm |
Zentimeter |
dl |
Deziliter |
dt. |
deutsch |
dt.-schweiz. |
deutsch-schweizerisch |
düsseldorf. |
düsseldorferisch |
e. V. |
eingetragener Verein |
egerld. |
egerländisch |
ehem. |
ehemals |
eifl. |
eiflerisch |
EL |
Esslöffel |
elsäss. |
elsässisch |
engl. |
englisch |
erzgeb. |
erzgebirgisch |
fachspr. |
fachsprachlich |
fälschl. |
fälschlicherweise |
fränk. |
fränkisch |
fries. |
friesisch |
früh. Bez. |
frühere Bezeichnung |
frz. |
französisch |
g |
Gramm |
gieß. |
gießenerisch |
harz. |
harzisch |
helgold. |
helgoländisch |
hess. |
hessisch |
hochdt. |
hochdeutsch |
hohenloh. |
hohenlohisch |
hunsr. |
hunsrückerisch |
ir. |
irisch |
ital. |
italienisch |
Jh. |
Jahrhundert |
jüd. |
jüdisch |
kärntner. |
kärntnerisch |
koblenz. |
koblenzerisch |
köln. |
kölnisch |
küchenspr. |
küchensprachlich |
l |
Liter |
landsch. |
landschaftlich |
leipzig. |
leipzigerisch |
lübeck. |
lübeckisch |
magdeburg. |
magdeburgisch |
mainfränk. |
mainfränkisch |
mainz. |
mainzisch |
maurerspr. |
maurersprachlich |
mecklenb. |
mecklenburgerisch |
mecklenb.-vorp. |
mecklenburg-vorpommerisch |
mittelelb. |
mittelelbisch |
mittelfränk. |
mittelfränkisch |
ml |
Milliliter |
mm |
Millimeter |
moselfränk. |
moselfränkisch |
moselld. |
moselländisch |
Msp. |
Messerspitze |
münchner. |
münchnerisch |
mundartl. |
mundartlich |
naheld. |
naheländisch |
niederl. |
niederländisch |
niederrh. |
niederrheinisch |
niedersächs. |
niedersächsisch |
norddt. |
norddeutsch |
nordrh.-westf. |
nordrhein-westfälisch |
norw. |
norwegisch |
oberfränk. |
oberfränkisch |
oberpfälz. |
oberpfälzisch |
österr. |
österreichisch |
ostdt. |
ostdeutsch |
ostfries. |
ostfriesisch |
ostpreuß. |
ostpreußisch |
pfälz. |
pfälzisch |
plattdt. |
plattdeutsch |
poln. |
polnisch |
port. |
portugiesisch |
preuß. |
preußisch |
prignitz. |
prignitzerisch |
region. |
regional |
rhein. |
rheinisch |
rheingau. |
rheingauerisch |
rheinhess. |
rheinhessisch |
rheinld. |
rheinländisch |
rhön. |
rhönerisch |
roxhm. |
roxheimerisch |
ruhrdt. |
ruhr(gebiets) deutsch |
rumän. |
rumänisch |
russ. |
russisch |
s. o. |
siehe oben |
s. u. |
siehe unten |
saarld. |
saarländisch |
sächs. |
sächsisch |
sachs.-anh. |
sachsen-anhaltinisch |
salzbg. |
salzburgerisch |
scherzh. |
scherzhaft |
schles. |
schlesisch |
schwäb. |
schwäbisch |
schweiz. |
schweizerisch |
siegerld. |
siegerländisch |
slaw. |
slawisch |
span. |
spanisch |
steierm. |
steiermärkisch |
stuttg. |
stuttgarterisch |
südbad. |
südbadisch |
süddt. |
süddeutsch |
sudetendt. |
sudetendeutsch |
südhess. |
südhessisch |
thüring. |
thüringisch |
tirol. |
tirolerisch |
Tkw. |
Tiefkühlware |
TL |
Teelöffel |
türk. |
türkisch |
u. v. a. m. |
und vieles andere mehr |
uckermärk. |
uckermärkisch |
ugspr. |
umgangssprachlich |
ukrain. |
ukrainisch |
ulm. |
ulmerisch |
ung. |
ungarisch |
urspr. |
ursprünglich |
vogtländ. |
vogtländisch |
vorp. |
vorpommerisch |
westerwäld. |
westerwäldisch |
westf. |
westfälisch |
wetterau. |
wetterauisch |
wiener. |
wienerisch |
z. B. |
zum Beispiel |
(Aal grün)
Typische Leibspeise aus Berlin, die man aus grob zerteilten Aalstücken zubereitet, welche zunächst in siedendem Wasser, Weißwein, Lorbeerblatt, Salz, Pfeffer, Zitronensaft und Zwiebelwürfelchen gegart werden. Der entstandene Sud wird mit einer hellen Mehlschwitze gebunden, mit zerkleinerten Dill-, Kerbel-, Pimpernell- und Kerbelblättchen verfeinert und schließlich mit einem Gemisch aus Eigelb und Sahne legiert. Die beliebteste Beilage hierzu sind neue Kartoffeln und Gurkensalat.
Berlin
(saarld. Appelklotz)
Gehaltvoller Snack, der aus dünn ausgerollten Brotteiglappen (Hefeteig, Mürbeteig oder fertige Brotbackmischung) besteht, in die man jeweils einen kleinen, geschälten, entkernten und mit gemahlenen Nüssen, Zucker und Zimt gefüllten Apfel wickelt, der danach auf einem leicht gebutterten Backblech etwa 20 Minuten lang bei 200 °C gegart wird.
Rheinland-Pfalz
Bekannter Hefeteigblechkuchen aus dem Saarland, der mit Äpfeln und Rosinen belegt und mit Zucker bestreut wird.
Saarland
(Abberngulasch, Kartoffelgulasch mit Stadtwurst)
Breiartige Spezialität aus Franken, die aus weich gekochtem, püriertem Suppengemüse, Kartoffel- und Bauchspeckwürfeln zubereitet wird. Am besten komplettiert man sie mit Stadtwurst (einer mit Mayoran gewürzten fränkischen Fleischwurst) oder mit Wiener Würstchen und frischem Brot.
Bayern
Werden tradtionell an Halloween gegessen. Es handelt sich um Bockwürstchen, deren Spitzen derart mit geschälten Mandeln bestückt werden, dass sie Fingernägeln ähneln. Um das Ganze noch vor dem Verzehr möglichst gruselig zu gestalten, garniert man die Würstchen zu guter Letzt noch mit ein paar Spritzern Ketchup-»Blut«.
Deutschland
Soße, die sowohl zu warmem als auch zu kaltem Fisch serviert werden kann. Sie wurde vom ersten Küchenchef des legendären Berliner Luxushotels Adlon kreiert, das im Jahre 1907 von dem gebürtigen Mainzer Lorenz Adlon gegründet wurde. Original Adlon-Sauce sollte aufgeschlagenes Eigelb beinhalten, das mit Butter, Zitronensaft, Salz, Pfeffer und Fleischbrühe ergänzt und nach dem Erkalten zusätzlich noch mit Sardellenpaste, deutschem Kaviar und Senf verfeinert wird.
Berlin
Möglichst frischer hausgemachter Hefezopf, der nach alter Tradition zum Adventsnachmittag zusammen mit dem Heißgetränk Sterntaler (s. u.) aufgetischt wird.
Deutschland
Spezialität aus dem Aachener Raum, die mit feinen Lauchstreifchen zubereitet wird, welche mit kleinwürfeligen Fleisch-, Schinken- und Wurstresten in heißem Butterschmalz angebraten und dann mit einem verquirlten Mix aus kalter Milch, Salz, Pfeffer, Eiern und gehackter Petersilie angegossen werden. Schließlich rührt man die Eimasse bei mäßiger Hitze so lange, bis sie komplett gestockt ist.
Nordrhein-Westfalen
Rheinische Kartoffelzubereitung, die nicht nur sehr gut als Beilage zu Fleisch-, Fisch- oder Eiergerichten schmeckt, sondern auch der Resteverwertung dient. Salzkartoffelreste vom Vortag werden mit etwas Milch und Mehl vermengt, dann zerdrückt oder zerstampft, mit Salz und Muskat gewürzt und schließlich mit bemehlten Händen zu Kügelchen geformt, die in heißem Öl goldgelb gebraten werden.
Nordrhein-Westfalen
Nicht nur in Rheinland-Pfalz beliebter Nachtisch, der aus ausgehöhlten Äpfeln gemacht wird, die man mit einer Marmeladen-, Marzipan-, Haselnuss- oder Rum-Masse füllt, in Blätterteig (engl. puff paste) einschlägt und schließlich im Backofen goldbraun ausbackt. Anschließend wird das Ganze mit Puderzucker bestäubt und mit heißer Vanillesoße serviert.
Rheinland-Pfalz
(Äppelranzer)
Kulinarische Besonderheit aus Hessen, die man mit Apfelspalten zubereitet, welche auf ausgewalkten Roggenbrotteig drappiert und gezuckert werden, bevor sie im Ofen bei 200 °C etwa 10 Minuten vorgebacken, dann mit Rosinen bestreut und mit Schmand bestrichen und abermals 10 Minuten weitergebacken werden. Schlussendlich bestreut man die portionierten Stücke mit etwas Zimt und genießt sie am besten, solange sie noch warm sind.
Hessen
(Äppelschräubchen, sächs. Ringtaler)
Geschälte Apfelscheiben, die man zunächst in Mehl wendet, dann in einen festen, süßen Pfannkuchenteig tunkt, der zuvor mit ein wenig abgeriebener Orangenschale und Rum verfeinert wurde. Schließlich frittiert man sie so lange in heißem Fett, bis sie ein appetitliches hellbraunes Aussehen haben. Nachdem man die gebackenen Apfelscheiben auf Krepppapier hat abtropfen lassen, bestäubt man sie noch mit einer Puderzucker-Zimt-Mischung und verzehrt sie alsbald.
Hessen
Eine Spezialität aus dem Westerwald, die man mit ausgehöhlten, geschälten Äpfeln zubereitet, welche in Brotteig gehüllt und dann im Backofen gegart werden.
Rheinland-Pfalz
Rheinländische Erbsensuppe, die mit eingeweichten grünen Trockenerbsen gemacht wird, die man zusammen mit Schweinepfoten, Suppengrün, Knoblauch und Kartoffelwürfeln gart, mit Salz, Pfeffer, Muskat, einem Schuss Essig und Bohnenkraut würzt und meist mit Wiener Würstchen und Bauernbrot auftischt.
Nordrhein-Westfalen
(Agathenbrote, österr. Brotstrützeln)
Traditionelles Gebäck, das einst am Agathentag (5. Februar) gebacken, anschließend in der Kirche geweiht und nach dem Gottesdienst vor dem Gotteshaus verkauft wurde. Agathenstriezel haben eine längliche Form und bestehen aus dünnen, zuerst vierfach, dann dreifach und schließlich zweifach übereinandergelegten Hefeteigzöpfen.
Deutschland
(Alte Wurst)
Nationalspeise aus dem Werraland. Es handelt sich hierbei um eine kalt angeräucherte und danach luftgetrocknete Wurstsorte, die Schweinemett, Rückenspeck (ohne Schwarte) und Schweinehirn beinhaltet und nur mit Knoblauch, Salz, Salpeter, schwarzem Pfeffer, Weinbrand und Zucker angemacht wird. Ahle bedeutet alt und bezieht sich auf die für den späteren Verkoster relativ lange Wartezeit, die zwischen der Anfertigung, dem Räuchervorgang, der Lufttrocknung und dem eigentlichen Verzehr entsteht. Rings um Kassel werden kleine Würfelchen der Ahle Worschd gerne als Kartoffelkloßfüllung (½ + ½, s. Grundrezept 6) verwendet. Meist wird noch Specksoße dazu gereicht.
»Dürre Runde« nennt man eine ringförmige, gedörrte Variante der Ahle Worschd. Sie wird in die dünnen Kranzdärme des Rindes gefüllt.
»Stracke« sagt man im Oberhessischen zur Ahle Worschd, wenn sie ein gestrecktes, gerades oder salamihaftes Aussehen hat. Die Stracke wird in den Mitteldarm des Rindes gefüllt. Ihr Durchmesser sollte etwa 4 bis 5 cm betragen.
Hessen
Rautenförmiges Gebäck aus Lebkuchenteig, das traditionsgemäß zu Allerheiligen (1. November) zubereitet wird. Nach dem Backen werden Allerheiligenspitzen meist noch aufwendig verziert.
Deutschland
Süßer Hefezopf, der vor dem Backen in der Bratröhre mit Eigelb bestrichen und mit Hagelzucker bestreut wird. Nach einer alten Regel darf dieses Gebäck nur an Allerheiligen gebacken werden. In Niederösterreich werden Allerheiligenstriezel nicht mit Hagelzucker, sondern mit Mohn bestreut.
»Stritzerln« nennt sich ein zopfartiges Schmalzgebäck aus Hefeteig, das in Bayern traditionell nur zu festlichen Anlässen und an Allerheiligen zubereitet werden darf.
Bayern
(gieß. Leidweck, Sälen, süddt. Sälewegge, Seelen, Seelenbrätchen, Seelenbrötchen, Seelenbrot, Seelenspitzen, Seelenweck, Totenbrot)
Süßes Hefegebäck, das vom Aussehen her einem Baguette nicht ganz unähnlich ist. Meist wird es längs aufgeschnitten und dann, mit Butter und Marmelade beschmiert, verzehrt.
Im Bayerischen Wald legt man den Verstorbenen traditionsgemäß vor der Beerdigung ein Seelenbrot ins Grab. Bis Anfang der 1950er-Jahre gab es den schönen Brauch, Menschen, die man besonders mochte, am Allerseelentag eine Seele zu schenken.
Aus dieser Zeit stammt auch die Redewendung für eine liebe Person »Das ist die gute Seele des Hauses«.
Baden-Württemberg
(Seelenzopf)
Bereitet man in Baden-Württemberg traditionsgemäß an Allerseelen (2. November) zu. Es handelt sich um ein zopfartiges Weizen- und/oder Dinkelteiggebäck, dessen Masse sowohl süß, als auch salzig angemacht werden darf. In der Augsburger Gemarkung ist es seit jeher Brauch, den Verstorbenen der Familie an Allerseelen jeweils einen Allerseeelenzopf aufs Grab zu legen.
»Briegel« nennt man in den östlicheren Regionen des Schwabenlandes eine zwar etwas kürzere, dafür aber wesentlich breitere Variante des relativ lang gezogenen Allerseelenzopfs.
Baden-Württemberg
(Almmues, Rahmkoch)
Aus der bayerisch-österreichischen Umgebung bekannter heißer Brei von zähflüssiger Konsistenz, der mit Mehl, Butter, Eiern, Anis, Zucker, Weinbeeren, Zimt und Rum gemacht wird und meist im erkalteten Zustand – dann häufig scheibchenweise – verzehrt wird.
Bayern
Brandenburgisches Traditionsgericht, das zu Ehren des früheren Preußenkönigs Friedrich II. (auch bekannt als Alter Fritz oder Friedrich der Große) so benannt wurde, denn der Alte Fritz hatte sich darum verdient gemacht, die Kartoffel in Deutschland als Volksnahrungsmittel durchzusetzen. Dieses Gericht besteht aus Kartoffelreibekuchen (s. Reiberdatschi), die mit angemachtem Hackfleisch gefüllt werden.
Brandenburg
Breiiges Eintopfgericht, das eingeweichte Trockenerbsen, würfeliges Dörrfleisch, Zwiebeln, Mehl, Essig, Zucker, Salz und Pfeffer beinhaltet.
ehemalige DDR
(Amerikanisches Brötchen, amerik. black and white cookies)
Auf einer Seite gewölbtes Rührteiggebäck, das auf der ebenen Seite mit weißer Zuckerglasur abgedeckt ist. Dass die Glasur dieser Näscherei gelegentlich auch halb braun aufgetragen wird, soll auf die dunkle Hautfarbe der US-GIs anspielen. »Amerikaner« wird dieses Backwerk genannt, weil es nach dem Ersten Weltkrieg zur Verpflegung der amerikanischen Besatzungstruppen gehörte und seither von vielen deutschen Bäckereien aufgrund der schwierigen Aussprache nicht als »black and white cookies«, sondern der Einfachheit halber als »Amerikaner« vermarktet wird.
»Spinnennetz« sagt man zu den Amerikanern an Halloween, wenn sie mit flüssiger Kuvertüre derart auf der Oberseite verziert wurden, dass sie einem Spinnennetz ähneln.
Berlin
Dreischichtige und dreifarbige (rote, gelbe und grüne) Götterspeise (s. u.). Rot mit Himbeergeschmack, gelb mit Zitronenaroma und grün mit Waldmeistergeschmack.
Schleswig-Holstein
(König-Ludwig-Kaffee)
Kaffeeartiges Getränk, das aus Malz, Zichorienwurzeln und karamellisiertem, flüssigem Zucker (frz. couleur, dt. Kulör) hergestellt wird.
Deutschland
Nationalgetränk »Angelns«, einer Landschaft zwischen der Flensburger Förde und der Schlei. Es gibt davon eine heiße und eine kalte Variante, die jeweils mit Zucker und Zitronensaft vervollkommnet wird: Die heiße besteht zu einem Teil aus heißem Wasser und zum anderen Teil aus warmem (nicht kochendem!) Rum; bei der kalten Abwandlung wird Limonade mit Korn im Verhältnis 3:1 vermischt. Mancherorts wird die kalte Version sogar im Verhältnis 1:1 mit Zitronenbrause vermischt und danach mit reichlich Eiswürfeln ergänzt.
Schleswig-Holstein
Bettelmann (s. u.), der statt der Zwetschgen mit Apfelspalten zubereitet wird.
Nordrhein-Westfalen
(Äppelferz)
Gebäck, das aus süßem ausgerollten Hefeteig hergestellt wird, der zunächst in 25 cm lange Stücke geteilt, danach zu Knoten geformt, dann gehen gelassen und schließlich in heißem Schmalz ausgebacken wird. Vor dem Verzehr wird das Backwerk in einem Gemisch aus Zimt, Vanillezucker und Zucker gewendet und möglichst noch warm verzehrt.
Hessen
Hessische Variante des bekannten Kirschenmichels (s. Kerscheplotzer), die jedoch statt der Kirschen, mit geschälten und entkernten Apfelscheibchen und statt der Mandeln mit gemahlenen Walnüssen zubereitet wird. Dazu passt heiße Vanillesoße.
Hessen
Nachspeise, die aus geschälten, entkernten und in Läuterzucker (Zuckerlösung aus Wasser und Zucker) gegarten Äpfeln besteht, welche zuerst mit gehackten Haselnüssen, gemahlenem Piment, Zimt, Sultaninen und Vanillezucker gefüllt, dann in eine gebutterte Auflaufform gesetzt und schließlich mit einer Mischung aus geschlagenem Eiweiß und dem zuvor erwähnten Läuterzucker per Spritzsack umkränzt werden, bevor sie im 150 °C heißen Ofen so lange gebacken werden, bis sie sich hellbraun verfärbt haben.
Deutschland
(Schusterpfanne)
Mit Kümmel gewürzte Köthener Spezialität aus Kartoffeln, Birnen und Schweinebauch, die zwar allesamt in ein und derselben Pfanne gegart, jedoch nicht miteinander vermengt werden sollten.
Thüringen
Schweinebraten aus Apolda mit gitterartig eingeritzter Schwarte, der gemeinsam mit unzerkleinerten, geschälten Kartoffeln und naturbelassenen Birnen in einem Bräter in der Röhre gegart wird.
Thüringen
Spezialität aus Norddeutschland, die Fleisch von gekochtem und in kleine Stücke zerteiltem Hammelkopf beinhaltet, das gemeinsam mit Apfelspalten angebraten und sogleich aufgetischt wird.
Hessen
(Kartoffeldätscher, Röhrendätscher, Röhrentetscher)
Gebackene Teilchen, die aus einer Masse zubereitet werden, die gekochte, gepresste Kartoffeln (thüring. Ardäpfel), Eier, Mehl und etwas Salz beinhaltet. Nachdem diese gleichmäßig dick ausgerollt und in 10 cm breite Quadrate geschnitten wurde, legt man die Stücke vorsichtig auf ein leicht gefettetes Backblech und lässt sie bei etwa 180 °C ca. 10 Minuten lang in der »Röhre« garen. Vor dem Servieren können die einzelnen Stücke mit Butter oder Sirup bestrichen und mit Zimt oder Zimtzucker bestreut werden. Nicht selten werden die Ardäpfeldätscher auch zusammen mit Apfelmus als Beilage zu gebratenem Fleisch aufgetischt. Mancherorts wird der Kartoffelteig auch auf Backblechen ausgerollt und – je nach Geschmack – mit gemahlenem Mohn, Kümmel, Schnittlauch oder Zwetschgen belegt, bevor er in den vorgeheizten Backofen kommt.
Thüringen
Urtümliche Hannoveraner Spezialität mit in Gemüsefond gekochten Erbsen (niedersächs. Arften) und Möhrenwürfeln, in deren Sud Fleisch- und Mehlklößchen (Klöße: niedersächs. Klümpe) gegart werden, welche mittels eines Kaffeelöffels innerhalb des Handballens in Form gebracht wurden. Mit reichlich gehackter Petersilie obenauf und separat servierten Salzkartoffeln (saarld. Salzwassergrumbeere) wird das Ganze in Suppentellern aufgetischt.
Niedersachsen
(Armer Mann, Brot im Pelz, Brotkrapfen, Brudernudeln, ung. Bundáskenyér, schweiz. Fotzelschnitten, amerik. French toast, Gebackener Weck, russ. Grenki, Güldene Schnitten, Kartäuserklöße, Kartäuserknödel, frz. pain perdu, engl. Poor Knights of Windsor, port. Rabanadas, Reitzerl, saarld. Roschdische(r) Ridder, norddt. Rostige Ritter, Schnittlen, Semmelfische, Semmelschnitten, span. torrijas, niederl. wentelteefje)
Aus römischen Zeiten überliefertes Gericht, das man aus altbackenen Milchbrötchen- oder Weißbrotscheiben (noch besser schmecken Rosinenbrötchen!) zubereitet, die, nachdem ihre Kruste mit einer Reibe oder einem scharfen Messer entfernt wurde, kurz in mit Vanillezucker, Zucker, Eigelb und Salz vermischter Milch, dann in geschlagenem Eiweiß (Eischnee) und schließlich in Weißbrotkrumen gewendet werden. Dann brät man sie in heißem Butterschmalz goldbraun und bestäubt sie anschließend mit Puderzucker (amerik. confectioners’ sugar, bayer. / österr. / schweiz. Staubzucker) oder wendet sie in Zimtzucker. Dazu kann sowohl Pflaumenkompott als auch Frucht-, Weinschaum- oder Vanillesoße gereicht werden. In Portugal gelten die Armen Ritter als traditionelles Weihnachtsessen; hierzulande sind sie jedoch eine beliebte Leckerei für zwischendurch, die einst jedoch vornehmlich nur um »Mariä Lichtmess« (2. Februar) zubereitet wurde.
»Reiche Ritter« nennt man die Armen Ritter, wenn die erwähnten Weißbrot- oder Rosinenbrotscheiben vor dem Braten mit Konfitüre, Quark oder Nuss-Nugat-Crème gefüllt werden.
Deutschland
(Asch(en)braten)
Schweinekamm-Steaks, die mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver gewürzt, mit Zwiebel- und Speckscheiben verfeinert, dann in Alufolie fest eingepackt und schließlich in der heißen Glut eines offenen Grills im Freien gegart werden. In Thüringen isst man Kartoffelsalat dazu.
Thüringen
(Aschklöße, Aschkuchen)
Beilage, die man aus einer Kartoffelkloßmasse (½ + ½, s. Grundrezept 6) zubereitet, welche man mit Speckwürfeln ergänzt und auf einer gefetteten Backform verteilt. Dann wird sie mit Semmelscheiben belegt, danach mit einer verquirlten Eier-Milch-Salz-Mischung übergossen und schlussendlich im Backofen gegart. Meist werden Aschkließe in Brötchengröße als Beilage zu Braten, Wild oder Fisch serviert. Das obligatorische Getränk dazu: frisch gebrühter Kaffee.
Thüringen
Selbst gemachter Schnaps aus Richelsdorf, bei dem man zuvorderst Zucker mittels eines Trichters in eine Flasche gibt, diese mit Heidelbeeren und Johannisbeeren oder Sauerkirschen füllt und schließlich mit Doppelkorn aufgießt. Gut verschlossen sollte die Mischung zwar an einem hellen Ort mindestens drei Monate ruhen, bislang war jedoch noch keiner der Verantwortlichen imstande, diese Zeitspanne durchzuhalten, ohne zwischendurch – wenigstens einen winzigen Schluck – zu kosten.
Hessen
(Prophetenkuchen)
Kuchenartiges Gebäck aus Ostdeutschland, das möglichst noch ofenwarm aufgetischt und verzehrt werden sollte. Schaumig geschlagene Butter wird mit Eigelb, Mehl und Rum vermengt, dann auf ein gebuttertes Backblech gestrichen und schließlich im Ofen gebacken, währenddessen sich eine interessante, hügelige Teiglandschaft bildet, die vor dem Auftragen noch mit Puderzucker bestäubt wird.
ehemalige DDR
(Augsburger Zwetschgendatschi, Datschiburger)
So nennen die Einwohner der Fuggerstadt Augsburg ganz stolz einen auf süßem Hefeteig basierenden Zwetschgenkuchen (pfälz. Quetschekuche, thüring. Quetschgerschkuche, österr. Zwetschgendatschi), der von den meisten Bäckereien der Augsburger Umgebung zur Zeit der Zwetschgenernte als Blechkuchen zubereitet und vorzugsweise mit geschlagener Sahne serviert wird. Das Wort »Datschi« wird vom Süddeutschen »detschen« für »flach drücken« abgeleitet.
Bayern
Eierpfannkuchen, die mit Marmelade bestrichen und zusammengerollt in eine gebutterte Auflaufform gelegt, mit Zimt und Zucker bestreut, mit flüssiger Sahne übergossen und schließlich im vorgeheizten Backofen bei 180 °C gebacken werden.
Bayern
Spezialität aus dem Odenwald. Auf einen Teller gibt man festes Kartoffelpüree, das mit einem Esslöffel ausgestochen und danach mit heißer Butter übergossen wird, die zuvor mit feinen Semmelbröseln angereichert wurde. Nebenbei brät man Birnenscheiben, die nach dem Schälen quer durchgeschnitten werden sollten, damit schöne runde, talerartige Tranchen entstehen. Diese werden mit Zimt und Zucker bestreut und zusammen mit frischer, warmer Blutwurst zu den Ausgeschöpften gelegt.
Hessen
(Ausgezogene Koichl, bamberg. Hutkrapfen, Kirchweihnudeln, Kirtanudla, Knieküchla, Knienudeln, Krampfen, Schmalzküchle)
Knierundes, goldbraunes Schmalzgebäck auf süßer Hefeteigbasis, das seinen bayerischen Namen der Tatsache zu verdanken hat, dass der Teig nach dem »Gehen« mit den Fingerspitzen derart auseinandergezogen wird, dass rundherum eine hutartige Krempe entsteht und das mittlere Stück aber dünn bleibt. Nach dem Frittieren in heißem Butterschmalz werden die Auszogne, die traditionsgemäß nur zur Kirchweih, während der Erntezeit oder an hohen Festtagen zubereitet werden, mit Marmelade bestrichen oder mit Puderzucker bestäubt. Mancherorts wird der Hefeteig zusätzlich noch mit Rosinen ergänzt.
»Dutschen« nennt man die Auszogne, wenn sie nach dem Backen gar keinen Wulst aufweisen; also misslungene Exemplare! »Evangelische Koichl« nennt man die Auszognen in manchen Gegenden Bayerns, wenn sie relativ klein sind, quadratisch geformt werden und ein dickliches Mittelteil aufweisen.
»Katholische Koichl« sagt man zu den Auszognen hingegen, wenn sie relativ groß und rundlich sind und einen dünnen Mittelteil aufzeigen.
Bayern
Frühstücksei, das weich gekocht sein soll.
»Vater Unser« hingegen nennt man ein hart gekochtes Ei.
Bayern
Mentholhaltige Bonbonvariante aus Bremen, die der Bremer Konditor Adolf Friedrich Bruns im Jahre 1886 erfunden hat. In den nachfolgenden Kriegsjahren wurde die Produktionsstätte der Babbeler durch Bomben zwar zerstört, seit 1953 werden sie jedoch von Herrn Bruns’ Nachfahren wieder nach alten Rezepten und in gewohnter Qualität hergestellt. Die ersten Hustenlutschstangen der Welt sind 15 cm lang, braun, mit Pfefferminzöl verbrämt und grundsätzlich in feines Pergamentpapier eingewickelt. Bis zum heutigen Tag sind die Babbeler nur innerhalb der Bremer Stadtgrenze und zwar nur in Apotheken, Drogerien oder Teeläden erhältlich!
»Hall die Babbel!« (Halt Deinen Mund!) lautet eine plattdeutsche Redensart und das trifft auch sicherlich ein, während man die köstliche Lutschstange aus Bremen verzehrt!
Bremen
(fachspr. Backerbsen, schles. Mehlerbsen, frz. profiteroles)
Kleine, in Fett gebackene Brandteigkügelchen, die vorwiegend als Suppeneinlage Verwendung finden.
Baden-Württemberg
Im Backofen (früher im »Backes«) gebratener Schweinekamm, der zuvor mit Kartoffel- und Räucherspeckwürfelchen gefüllt wurde.
Hessen
Kulinarische Besonderheit aus Rheinland-Pfalz, die rohe, gewürfelte Kartoffeln beinhaltet, die man gemeinsam mit gepökeltem Schweinekamm, Zwiebeln Brühe und kräftigem Weißwein in einen Bräter gibt, mit Salz, Pfeffer, Muskat, Mayoran, Knoblauch und Lorbeerblatt würzt und alsdann im Backofen gart, nachdem man die Oberschicht zusätzlich noch leicht mit Zimt bestreut hat, sodass sich während des Garvorgangs eine leckere Kruste bildet.
Früher brachte man den Bräter zum sogenannten »Backes« (thüring. Backs), einem geräumigen, öffentlichen Backofen, den meist auch der ortsansässige Bäcker mit Backwaren bestücken durfte.
Rheinland-Pfalz
(preuß. Kakalinski)
Ursprünglich aus Ostpreußen stammendes Kartoffelgericht, das aus Reibekuchenmasse besteht, die auf ein mit Schmalz eingefettetes Kuchenblech verteilt, mit Speckwürfelchen und Majoran bestreut und dann im auf 180 °C vorgeheizten Backofen gegart wird.
Mecklenburg-Vorpommern
(schweiz. Gugelhopf, elsäss./österr. Gugelhupf, norddt. Napfkuchen, berlin. Nappsülze, Reindling)
Mit Rosinen ergänzter Napfkuchen, von dem es zwar unzählige Rezepturen gibt (mit Hefe, ohne Hefe, stark gezuckert, schwach gezuckert u. v. a. m.), allen Bäben und/oder Gugelhupfen gemein ist jedoch die typische kapuzenartige Backform, denn mit »Gugel« war einst eine »Kapuze« gemeint.
Sachsen
(Bärenjäger, ostpreuß. Meschkinnes)
Hochprozentiger Wodka (auch Doppelkorn oder Rum), der mit Zimtstange und Zitronenschale gewürzt und hälftig mit je ⅓ Blütenhonig und ⅔ Honiglikör aufgefüllt wird. Die Ursprünge dieses »geistvollen« Getränks liegen in Ostpreußen. Es sollte nicht zu kalt gelagert werden, weil sonst der darin enthaltene Honig stockt.
Mecklenburg-Vorpommern
(Beas)
Likör aus Schwarzen Johannisbeeren vom Niederrhein. Zu seiner Herstellung füllt man eine Schnapsflasche zu einem Viertel mit frischen Johannisbeeren, streut 200 g Zucker darüber und füllt mit Korn auf. Das Schwierigste daran ist, dass man mindestens 6 Wochen warten sollte (müsste, könnte), bevor man die nunmehr tiefrote Flüssigkeit trinken darf.
Nordrhein-Westfalen
(Dätscher)
Kleine, hefehaltige Eierpfannkuchen aus dem Fränkisch-Schwäbischen, die – je nach Geschmack – mit Salz, Muskat und/oder Kümmel gewürzt und mit Schmand, Schinkenwürfeln, Petersilie, gehackten Zwiebeln und/oder Schnittlauchröllchen bedeckt werden. Seit altersher sind Bätscher, die ursprünglich eine ovale oder spitz zulaufende Form hatten, eine traditionelle Beilage zu Wildgerichten.
Bayern
(Bäbbelkes, Bollebäusches, Bollebäuskes, Bomböschen, Ölkräbbelchen)
Rundliches, mit Rosinen ergänztes Hefegebäck, das in heißem Schmalz goldbraun frittiert und vor dem Servieren zusätzlich noch mit Puderzucker bestäubt wird. Laut einer alten Tradition, dürfen Ballebäuschen – die den sogenannten Berlinern (s. u.) übrigens nicht ganz unähnlich sind (lediglich etwas kleiner!) – nur an Silvester verzehrt werden.
Nordrhein-Westfalen
Dicke Kartoffelklöße aus dem Odenwald, die aus gekochten, erkalteten Pellkartoffeln, Grieß, Mehl, Eiern, Salz und Muskat zubereitet und während des Abdrehens mit angefeuchteten Händen zusätzlich noch mit angerösteten Weißbrot- oder Weckwürfelchen (thüring. Büffchen, österr. Croutonen, frz. crôutons, fränk. Klößbröckäla, Klößbrot, österr. Knödelbrot, hunsr. Krachelcher, bad. Krache(r)le, bad. Krächerle, Semmelwürfelchen, Weckbröckele) gefüllt werden. Nach dem Garen in siedendem Salzwasser werden Balleklöß mit in heißer Butter geschwenktem Paniermehl (österr. Brösel, schweiz. Brösmel, frz. chapelure, türk. Graten, ulm. Mutschelmehl, Panierbrot, Reibbrot, österr. Semmelbrösel, berlin. Semmelkrumen, bayer. Semmelmehl, schwäb. Weckmehl) übergossen und danach mit gehackter Petersilie bestreut.
Hessen
(Luther(i)sche)
Knorrige, ca. 90 g schwere Wurstsorte im Schweinedarm aus dem Raum Memmingen, die fein gemahlenes Rindfleisch, erbsengroße Schweinefleischstückchen, Salz, Pfeffer und Knoblauch enthält. Meist werden die Balzheimer zwar heiß mit Sauerkraut und Brot verzehrt, manche essen sie jedoch auch kalt zum Abendessen; dann sollte man sich jedoch vorher sicherheitshalber das Gebiss richten und verstärken lassen!
Bayern
Typisch bayerisches Gericht aus der kalten Küche, das zu gleichen Teilen aus Ochsenmaulsalat, Presskopf und Fleischwurst besteht, die mit Zwiebeln, Essig und Öl angemacht werden. Dazu passt Butter und Brot sowie Bier oder Wein.
Bayern
Bayerische Besonderheit, die aus ausgehöhltem Stangenweißbrot (frz. baguette, französisches Weißbrot, Meterbrot) zubereitet wird, welches man – mit einem Mix aus Käse, Schinken, Eigelb, Zwiebeln, Champignons und Gewürzen gefüllt – bei mittlerer Temperatur im Ofen nachbackt.
Bayern
Fränkische Spezialität aus Bamberger Zwiebeln (birnenförmige, festfleischige, milde Speisezwiebelsorte), die in Fleischbrühe vorgegart, dann ausgehöhlt, hinterher mit angemachtem Hackfleisch gefüllt und schließlich im Ofen gegart werden. Währenddessen übergießt man sie ab und zu mit der Kochbrühe und Bamberger Rauchbier. Dazu gibt es meist Kartoffelbrei und Sauerkraut.
Bayern
Fingerartig geformte, in Schmalz gebratene Kloßmasse aus dem thüringischen Schleiz, die aus gekochten Kartoffeln, Apfelwürfelchen, Eiern, geschlagenem Eiweiß, Mehl und Zucker gemacht wird. Vor dem Verzehr werden die Bamser in heißer Butter und Zimtzucker gewendet.
Thüringen
Niedersächsisches Gebäck, das aus einem Teig gemacht wird, der aus 374 g geschmeidiger Butter, 250 g Zucker, 2 Eiern, 1 Prise Salz, 500 g Mehl und 1 Päckchen Backpulver besteht. Nachdem man die Butter mit dem Zucker, den Eiern und dem Salz schaumig gerührt hat, gibt man das Mehl dazu, das man zuvor mit dem Backpulver vermischt hat. Wenn man alles gut miteinander verknetet hat, legt man den Teig für etwa 30 Minuten in den Kühlschrank. Danach formt man daraus gleichmäßig große Kugeln, die man hälftig in Hagelzucker wendet und dann mit der gezuckerten Seite nach oben auf ein gefettetes Backblech legt. Bei 175 °C werden die Kugeln schließlich etwa 12 Minuten lang gebacken.
Niedersachsen
Kuchen, der traditionell am Herz Jesu Fest (3. Freitag nach Pfingsten) kostenlos an Kinder verteilt wird, die an der Herz-Jesu-Prozession teilnehmen. Erwachsene, die den Batzekuchen einst kaufen wollten, mussten für eine Portion einen Batzen bezahlen, woraus der Name des flachrunden, oberseits viermal kreuz und quer eingeschnittenen Kuchens entstand, der aus jeweils nur 100 g Hefeteig geformt wird und reichlich Rosinen beinhalten sollte.
Deutschland
Süßes, hasenförmiges Gebäck aus der Region Freiberg, das mit Mandeln gespickt wird. Ihren Namen hat diese sächsische Spezialität einem erfinderischen Koch namens Bauer zu verdanken, der dieses Schmankerl dem Markgrafen Friedrich und dem Kaplan der Ortschaft vorsetzte, die zwar unbedingt einen Hasenbraten verzehren wollten, aufgrund der Fastenzeit und aus religiösen Gründen jedoch auf den Verzehr von Fleisch verzichten sollten.
Sachsen
Gebäck, das aus vier runden, aneinander gebackenen Hefeteigfladen besteht, die zusätzlich noch mit Rosinen gespickt werden. Nach einem alten Brauch wird das Baumwollbrot zum Josefitag am 19. März (Festtag der Zimmerleute) gebacken, an dem es in der morgendlichen Messe geweiht und anschließend zerkleinert an die Anwesenden verteilt wird.
Deutschland
Berühmte Suppenzubereitung aus dem Schwarzwald, die mit einer kräftigen Fleischbrühe zubereitet wird, in die man mit dünnem Strahl eine Masse einlaufen und aufkochen lässt, die einem Pfannkuchenteig nicht ganz unähnlich ist. Dieser Teig beinhaltet warme Butter, Mehl, Eier, Semmelbrösel, Sahne, Salz, Pfeffer, Muskat und gehackte Petersilie.
Baden-Württemberg
(Bafesen, bayer. Bawesen, österr. Baweusen, Bofesen, Ehhaltenschmaus, Pafesen, Pavesen, österr. Pofesen, bayer./österr. Povesen, Zwetschgenbavesen)
So nennt man Arme Ritter (s. o.), wenn die Brotscheiben oder Rosinenbrötchen vor dem Ausbraten zusätzlich noch mit Zwetschgenmus oder Zwetschgenkompott gefüllt werden.
Bayern
(Bayerische Rahmsulze, frz. crème bavaroise)
Weltbekannte Süßspeise, die im 14. Jahrhundert von der bayerischen Prinzessin Isabeau de Bavière kreiert worden sein soll. Als Königin von Frankreich vermachte sie später den Franzosen die folgende Rezeptur:
3 Eigelb werden mit 300 ml Milch, dem Mark einer Vanilleschote und 50 g Puderzucker vermengt und im heißen Wasserbad zu einer konsistenten Masse aufgeschlagen; danach rührt man die Masse kalt, indem man die Schüssel in kaltes Eiswasser stellt. Hinterher rührt man 300 g geschlagene Sahne und 4 Esslöffel Himbeergeist unter die Eimasse, die zuvor mit 5 Blatt eingeweichter Gelatine vermengt wurde. Die entstandene Masse wird dann in Portionsgläser oder -formen gefüllt und mindestens 4 Stunden lang im Kühlschrank aufbewahrt. Schließlich richtet man die zwischenzeitlich fest gewordene Süßspeise auf Tellern an, indem man sie aus der Form stülpt, dann mit Erdbeersoße (300 g Erdbeeren mit 2 Esslöffeln Puderzucker und dem Saft einer Zitrone pürieren) umkränzt.
Bayern
(Lehrerstippe, Schneiderstippe)
Würzige Soße, die man in Berlin meist in Verbindung mit Kartoffelpüree oder Quetschkartoffeln (statt mit heißer Milch werden Quetschkartoffeln mit Buttermilch – nicht selten sogar mit Fleischbrühe – vermengt) und weich gekochten Eiern verspeist. Beamtenstippe wird aus angebratenen Zwiebelwürfeln, feinwürfeligen Braten- und Wurstresten oder Hackfleisch, Mehl, Fleischbrühe, saurer Sahne, Salz, Pfeffer, Muskat und Schnittlauchröllchen hergestellt.
Unter dem Begriff »Stippe« oder »stippen« versteht man in Norddeutschland und in Berlin das »Eintunken«.
Berlin
(schweiz. Soßengummeli, hess. Scheibenbroi, koblenz. Schröddele)
Gehören seit dem 17. Jahrhundert zum festen Bestand der Berliner Regionalküche – auch wenn sie sich sehr französisch anhören und ursprünglich sogar tatsächlich aus Frankreich kommen. So werden sie gemacht: Kochende Milch wird mit einem Brühwürfel, angeschwenkten Zwiebelwürfelchen, Salz, Pfeffer und Muskat verfeinert und mit einer Mehlschwitze angedickt über Pellkartoffelscheiben gegossen und im Ofen kurz nachgegart. Meist werden sie gemeinsam mit Buletten (s. Frika(n)delle), Spiegeleiern, gebratenen Blut- oder Leberwurstscheiben und Gurkensalat verzehrt.
Berlin
(Bröselkuchen, ostdt. Brünkelkuchen, Knast(er)kuchen, Konfirmationskuchen, Konfirmationskung, hunsr. Krimmelkuche, Krümelkuchen, Leidessen, saarld. Ribbelkuche, naheld. Riwwelekuche, schles. Sträßelkuacha, Streuselkuchen, Trauerbrot)
Streuselkuchen, der als sogenannter »Leichenschmaus« bei Beerdigungen, meist zusammen mit Kaffee aufgetischt wird; auch an Hochzeiten, Kirmesfeiern, Taufen, Konfirmationen und Kommunionen erwartet man vielfach, dass Streuselkuchen serviert wird!
Deutschland
(Birnenbeschlag, Birnen im Teig)
Spezialität aus Schleswig-Holstein, die man mit Speckscheiben zubereitet, mit denen man eine Auflaufform auskleidet. Diese werden dann mit gedünsteten Birnenhälften und ausgewalktem, süßem Rührteig oder Hefeteig belegt und danach im Backofen gebacken. Dazu gibt es Birnenkompott, dessen Saft leicht mit Stärkemehl angedickt wird.
Schleswig-Holstein
Berliner Variante des berühmten Borschtsch (russischer Eintopf mit Kohl und Fleisch), die sich aus gekochtem Rindfleisch, Markknochen, Suppengemüse, Kartoffelwürfeln, pürierter Rote Bete, angerösteten Zwiebel- und Speckwürfelchen, etwas Majoran, Kümmel, Salz, Piment und einem Klecks saurer Sahne sowie einer Rindermarkscheibe obenauf zusammensetzt.
Borschtsch wird in der Regel mit Rote Bete, Rindfleisch, Weißkohl, Karotten, Tomaten und Zwiebeln zubereitet. Vor dem Anrichten wird er üblicherweise noch mit Schmand und gehacktem Dill vervollständigt.
Berlin
Isst man nach der traditionellen Karsamstagsbeichte. Hier das Rezept für 12 Waffeln: 125 g Butter werden mit 50 g Zucker schaumig geschlagen. Dazu gibt man 1 Päckchen Vanillezucker, 3 Eigelb, ½ Fläschchen Rumaroma, 125 g Mehl, 125 g Gustin, 2 Esslöffel Backpulver und ca. 500 ml Buttermilch. Die 3 zuvor abgetrennten Eiweiße werden separat zu Schnee geschlagen und dann unter die Masse gehoben, welche dann in einem zuvor gut gefetteten Waffeleisen goldgelb ausgebacken wird. Vor dem Verzehr werden die Waffeln entweder mit Puderzucker bestreut oder mit heißen Sauerkirschen gefüllt.
Deutschland
Nennt man am Untermain gebratene Kartoffelplätzchen, die aus geriebenen, gekochten Kartoffeln vom Vortag bestehen und nur noch mit Kartoffelmehl, Salz und Muskat gewürzt werden müssen. Als Beilage gibt es entweder Apfelbrei, Kompott oder Kopfsalat dazu.
Hessen
(schweiz. Ankeschnitte, siegerld. Dong, Knäfte, rhein. Knifte, Schnitte, Stulle)
Sagt der Berliner zum Butterbrot.
Berlin
Westfälische Speisenzusammenstellung, die wie ein Buffet angerichtet wird und Folgendes beinhalten sollte: Konfitüre, Schnittkäse, Schinken, Wurst, Milchreis mit Zimt und Zucker, Honig, Apfel- und Rübenkraut auf Rosinenstuten, Waffeln mit Butter und Quark. Als krönender Abschluss wird traditionell westfälischer Korn gereicht.
Nordrhein-Westfalen
Brotscheibe, die nur mit Rübenkraut bestrichen wird.
Nordrhein-Westfalen
Kalte Reibekuchen (s. Reiberdatschi), die man im Ruhrpott Bergmannsschinken nennt, weil sie einst sehr gerne von den Bergleuten unter Tage verzehrt wurden.
Nordrhein-Westfalen
(Berliner Ballen, Berliner Krapfen, berlin. (Berliner) Pfannkuchen, port. bolas de Berlin, frz. boule de Berlin, schweiz. Eieröhrli, bayer. Fastnachtsküchle, österr. Faschingskrapfen, bad. Fasnetküchle, saarld. Heefmeisja, Kanonenkugeln, Krabben, hess./pfälz. Kräbbel, süddt./österr./thüring. Krapfen, Krappla, saarld. Kröbbelchen, Kröppel, rheinld. Össelkes, sächs./thüring./vorpom. Pfannkuchen, aachen. Puffeln, Schmalzgebackenes, Schmalzlerchen, Schmalznudeln, Siedegebäck)
Bekanntes, faustgroßes Faschingsgebäck aus Hefeteig, das sowohl mit Pflaumenmus oder Konfitüre als auch mit Apfelmus gefüllt werden kann. Nach dem Frittieren werden die Berliner üblicherweise in Kristallzucker gewendet.
Die Geschichte der Berliner: Laut einer Legende wurden die Berliner im Jahre 1756 von einem Berliner Konditor kreiert, der als Kanonier unter Friedrich dem Großen dienen sollte, sich jedoch als wehruntauglich erwies, aber als Feldbäcker beim Regiment bleiben durfte. Als Dank dafür erfand er die ersten Berliner, gab ihnen die rundliche, kanonenkugelige Form und buk sie, da er keine Backröhre zur Verfügung hatte, in einem Kochtopf mit heißem Fett. Die Bezeichnungen »Berliner Pfannkuchen«, »Berliner« oder »Pfannkuchen« stammen noch aus Zeiten, als die Berliner Einwohner zunächst voller Stolz Wert darauf legten, dass dieses Schmalzgebäck als Berliner Spezialität Einzug findet; später dann vereinfachte und verkürzte man den Namen dann (möglicherweise aus Faulheit!), indem man z. B. das Wort Berliner oder Pfannkuchen einfach wegließ. Als obligatorisches Getränk gibt es zu den Berlinern meist Kaffee.
Berlin
Berliner Variante des Schlesischen Himmelreichs (s. u.), nur statt der Kartoffelklöße beinhaltet die Berliner Abart süße Hefeklöße, statt mit Lebkuchen wird das gedünstete Backobst mit Speisestärke angedickt und das gekochte Dörrfleisch fällt ganz weg!
Berlin
Angebratene Filetspitzen vom Rind, die zunächst mit Magerspeck- und Zwiebelwürfelchen scharf angebraten, danach mit Bratensaft, und Schnittlauchröllchen angereichert und zum Schluss noch mit einem Rührei (bayer. Eierschmalz, bayer./österr. Eierspeis) komplettiert werden. Dazu gibt es »nur« frisches Stangenweißbrot.
Berlin
Erfrischende Süßspeise, die man mit Eigelben (österr. Eidotter) zubereitet, welche zunächst nur mit Zucker aufgeschlagen werden. Währenddessen erwärmt man Weißwein, der dann mit eingeweichter Gelatine so lange verrührt wird, bis diese sich vollends aufgelöst hat. Sobald sich diese Flüssigkeit auf Zimmertemperatur abgekühlt hat, rührt man sie sorgfältig in die Eimasse und stellt das Ganze für etwa 20 Minuten in den Kühlschrank. Währenddessen wird Eiweiß (österr. Eiklar) steif geschlagen, dann mit Vanillezucker verfeinert und schließlich nach und nach unter die zwischenzeitlich gut abgekühlte Ei-Wein-Masse gehoben. Diese luftige Mischung kommt dann entweder in speziell dafür erhältliche Portionsringe oder in vorgekühlte Kaffeetassen, in denen sie schließlich so lange gekühlt werden müssen, bis die Masse relativ fest wird, trotzdem aber sehr »luftig« bleibt. Vorzugsweise wird »Berliner Luft« mit kalter Beerensoße (z. B. aus Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und/oder Johannisbeeren) serviert.
Berlin
Paniertes Schnitzel, das zuvor aus einem mehrstündig gewässerten und ca. 3 Stunden in Gemüsesud gekochten und enthäuteten Kuheuter geschnitten wurde. Als Beilage (Zukost, österr. Zuspeise) gibt es in Berlin zwar meist Salzkartoffeln und grüne Bohnen oder Kopfsalat in zitronen- und zuckergewürzter Sahne dazu, nicht selten wird jedoch auch Kartoffelsalat favorisiert.
Berlin
(Berliner Sekt, Berliner Weiße, Tradition, Kühle Blonde)
Lieblingsgetränk der Berliner im Sommer. Es handelt sich hierbei um ein erfrischendes, leicht schäumendes, obergäriges Weizenbier (alte Bez. Weißbier, bayer. Weizen) mit einem kleinen Schuss Waldmeister (grün) oder Himbeersirup (rot), das klassischerweise aus riesigen, halbkugelförmigen Weißbierschalen mit Stiel (möglichst nicht mithilfe eines Strohhalms getrunken) geschlürft wird, wozu man (aufgrund des relativ hohen Gewichts und des Glasumfangs) etwas Übung in der Balance-Technik braucht. Das Wort »Weiße« leitet sich von Weizen ab. In früheren Zeiten wurden die Krüge (altdt. Kruken), in denen das Weißbier gelagert wurde, in kühlem Sand eingegraben, damit die Behältnisse nicht explodieren konnten. Über ein Jahr lang musste das Getränk dann ruhen, bevor es schließlich unter den Namen »Sandweiße«, »Riesling des Nordens« oder als »Champagner des Nordens« (so nannte es Napoleon!) vermarktet wurde.
»Berliner Weiße Edeldufte« lautet eine Zubereitung, die – außer dem Bier – noch Himbeersirup und Cherry-Heering-Likör (jeweils ⅓) enthält.
»Berliner Weiße Fliegender Holländer« nennt man eine ähnliche Zubereitung, bei der das Bier jedoch mit Apricotlikör ergänzt wird. »Berliner Weiße Klostertrunk« sagt man zu dem gleichen Biertyp, wenn er mit Escorial oder Kartäuser (Kräuterlikör) ergänzt wird. »Berliner Weiße mit Strippe« oder »Berliner Weiße mit Punkt« nennt man das gleiche Bier, wenn es mit einem ordentlichen Schuss 38%igem Berliner Kümmelschnaps (Gilka, Nordlicht mit Luft) vermischt wurde.
»Berliner Weiße Spezial« heißt eine Abart der Berliner Weiße, bei der die Bierschale erst mit 1 Glas Rotwein angegossen, dann mit Zucker und Zitronensaft verrührt und schließlich mit Berliner Weißbier aufgefüllt wird.
»Berliner Weiße Spezial-Flip« nennt sich eine ähnliche Zubereitung, bei der jedoch zuvorderst 1 Glas Weinbrand in die Weißbierschale kommt, der dann mit 1 Eigelb und etwas Zucker verrührt und schließlich mit Berliner Weißbier aufgefüllt wird.