Sandra Olsen

Rettender Engel

Das Studium ist gerettet





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Alle Rechte vorbehalten

Das Studium ist gerettet

 

 

 

 

 

 

 

Wie zu jeder Zeit, so ging auch an diesem Morgen, John Decker, das heißt, Professor Doktor John Decker, außerordentlicher Professor für Geschichte und Literatur, zur Mensa an der Uni, um seine Tasse Kaffee zu trinken. 

 

Nach seiner Einschätzung war der Kaffee, eines der wirklich gutschmeckenden Dinge, in der Mensa, in der Tat konnte er es kaum glauben, dass sie in der Uni-Kantine, für die Studenten, einen so guten und schmackhaften Kaffee servierten. 

 

Normalerweise gab es in solchen Einrichtungen immer einen Kaffee, der wie folgt zubereitet wurde.

 

Zehn Liter Wasser zum Kochen bringen und dann eine Kaffeebohne so in die Sonne halten, das ihr Schatten in den Topf mit kochendem Wasser fiel.

 

Dieser Zustand musst drei Minuten aufrechterhalten werden, und dann war der Kaffee fertig.

 

Aber seit der neue Koch eingestellt worden war, hatte sich die Zubereitung erfreulicherweise geändert, und der Kaffee, er bekam Geschmack, was sich schnell unter den Studenten herumsprach und der Run auf den Kaffee verstärkte.

 

Ja sogar die Lehrkräfte ließen sich jetzt in der Mensa sehen und genossen das aromatische  Getränk.

 

John liebte starken Kaffee, und deswegen trank er gerne Espresso.

 

Am Liebsten war ihm daher immer, ein dreifacher Espresso. 

 

Er sagte es lachend und sprach immer, der Espresso sei der „Treibstoff für seinen Motor."

 

Deswegen holte er sich auch heute wieder seinen Espresso und sah an einem Tisch im Hintergrund, eine Gruppe seiner Studenten sitzen. 

 

Er ging mit seinem „Treibstoff“ in der Hand, in Richtung dieser Gruppe.

 

Die Universität, eine staatliche Schule, war klein genug, um gute Beziehungen zwischen Mitgliedern der Fakultät und ihren Studenten, zu ermöglichen. 

 

Es war diese Art von Atmosphäre, die er liebte, als John Decker mit seinem dreifachen Espresso, in Richtung des Schülertisches ging und wusste, dass er willkommen war.

 

Sie begrüßten ihn herzlich und reagierten positiv, als er fragte, ob für ihn noch ein Platz frei sei und er sich ihnen hinzugesellen dürfte.

 

Zwei der Mädchen waren seine Schüler, Laura Pfeffer und die hübsche Lucy Feller. 

 

Das andere Mädchen und ein Junge aus dieser Gruppe, sie waren ihm gut genug bekannt.

 

„So, wie geht es allen?“ fragte er und nippte vorsichtig an seinem Espresso, der sehr heiß war.

 

„Gut, Dr. Decker“, sagte eines der Mädchen und fügte dann mit einem Lächeln hinzu, „obwohl das Lesen, des von ihnen uns zugewiesenen Materials, eine lästige Pflicht ist, versuchen wir das Beste daraus zu machen.“

 

Die ganze Gruppe lachte darüber, denn sie wussten, dass Decker Spaß verstand.

 

„Hey“, beschwerte er sich zwischen einem weiteren Schluck Kaffee, „gib mir eine Pause, bevor ich antworte, muss ich meinen Geist wach rütteln.“

 

Sie lachten wieder alle und er schloss sich ihnen beim Lachen an.

 

Eine kleine Gruppe von ihnen blieb am Tisch sitzen, um sich weiterhin angenehm zu unterhalten, als die Studenten nacheinander zu den Klassen gingen, deren Vorlesung sie besuchen wollten.

 

Ganz zum Schluss blieb Prof. Dr. John Decker, dann mit Lucy Feller noch alleine zurück am Tisch.

 

Er hatte bereits bemerkt, dass das Mädchen, an diesem Morgen sehr still und interveniert war, ja sogar 'ungewöhnlich leise' für ihre Art, mit den anderen zu kommunizieren.

 

Da er sich immer Sorgen um seinen Studenten machte, wollte er der Sache auf den Grund gehen.

 

Er glaubte nicht, dass sie von den anderen gemobbt wurde, denn so etwas gab es auf seiner Uni nicht, da war immer jeder, für jeden da.

 

„Also, Lucy, sag mir bitte, wie geht es dir?“, fragte er leise, sodass es am Nebentisch nicht zu hören war.

 

„Oh, okay, Dr. Decker“, sagte sie mit ziemlich entmutigter und niedergeschlagener Stimme.

 

Er lächelte sie aufmunternd an und fragte noch einmal, was los sei, ob sie Probleme an der Schule hätte, die man lösen könnte. 

 

„Es ist alles in Ordnung Dr. Decker, mir geht es gut!“

 

„Nun, Lucy, warum glaube ich das nicht wirklich, ist etwas falsch gelaufen oder was drückt dich, heraus damit, du weißt, ich gebe nicht nach?“

 

Es sollte hier wahrscheinlich erwähnt werden, dass die Kleinheit der Universität, und die familienmäßige Atmosphäre, die dort herrschte, einen solchen privaten Austausch zwischen Fakultät und Studenten, zu einer Häufigkeit solcher privaten Gespräche kommen lässt, und wirklich nichts Ungewöhnliches war.

 

Lucy lächelte ihn dann an und sagte:

 

„Oh, da ist etwas, was meine Mutter mir am Telefon gesagt hat, aber ich hasse es, ein Beschwerdeführer zu sein.“

 

„Ich weiß einfach nicht, was ich jetzt tun soll?“

 

„Nun, wenn ich deine Intimsphäre betrete oder mich außerhalb der Grenzen des Anstandes bewege, sag es mir einfach und ich werde nicht mehr fragen“, sagte er leise.

 

„Nein, Herr Dr. Decker“, fuhr Lucy fort, „das ist es nicht, ich bin halt nur total verärgert, über das, was ich von meiner Mutter erfahren habe.“

 

„Möchtest du es mit mir teilen?“, fragte er „vielleicht kann ich dir helfen und kenne sogar eine Antwort, oder eine Lösung.“

 

Zum Zeitpunkt dieses Gespräches in der Mensa, war Doktor John Decker 36 Jahre alt, und seit gut 7 Jahren an der Fakultät fest angestellt.

 

Gleich, nachdem er seine Doktorarbeit beendet hatte, fand er diese Anstellung und wurde dann zum Professor ernannt.

 

Dr. John Decker war einer der beliebtesten Lehrkräfte an dieser Uni und außerdem auch noch ein begehrter Junggeselle.

 

Besonders die weiblichen Studenten umschwärmten ihn und fanden es als Belohnung, wenn er sich mit ihren privat befasste.

 

Er blieb aber immer auf angemessene Distanz und ließ sich nie etwas zu Schulden kommen.

 

John war halt ein ziemlich gutaussehender Mann, im heiratsfähigen Alter und behielt sich vor, seine weibliche Begleitung immer selbst auszuwählen, was ihn unter den Frauen noch begehrter machte.

 

Er hatte dunkles, lockiges, von grauen Strähnen durchzogenes Haar und ein ziemlich „raues“ Gesicht, was ihm der Dreitagebart einbrachte.

 

Lucy Feller war klein, schmal und sportlich muskulös, aber wunderschön, stellte er fest.

 

Was würde so einem wunderbaren und zarten Wesen, so auf dem Magen liegen, dass es ihr die ganze Stimmung verhageln würde.

 

Sie hatte dunkles Haar, das kurz und gelockt war, und den Körper einer Leistungssportlerin.

 

Natürlich war John Decker, wie bereits gesagt, sehr streng mit sich selbst, in Bezug auf die Beziehungen zu den Studenten, und ganz besonders zu den Studentinnen. 

 

Es war ein Bereich von vielen Möglichkeiten, die sich ihm immer wieder boten, die er aber einfach niemals zulassen würde, niemals. 

 

Obwohl er dachte, wenn die Möglichkeit jemals erlaubt wäre, würde es Lucy Feller sein, die ihn anziehen würde, sie war nicht nur hübsch, sondern auch sehr intelligent. 

 

Er behielt diese Informationen für sich und verschloss sie tief in seinem Inneren.

 

Decker stammte aus einer ziemlich langen Ahnenreihe von Unternehmern und Geschäftsleuten. 

 

Als einziger Sohn, bereits schon etwas älterer Eltern, hatte er von ihnen, bereits zu Lebzeiten, ein gutes Vermögen erhalten. 

 

Dies war fast niemandem an der Universität bekannt, aber Dr. John Decker war ziemlich reich, ja, das konnte man so sagen. 

 

Er hatte ein Gespür für richtige Investitionen und hatte genommen, was seine Mutter und sein Papa ihm nach bestandener Doktorarbeit zugesteckt hatten.

 

Nach ihrem vorzeitigen Tod hinterließen sie ihm noch mal eine riesige Summe an Bargeld, das er gewinnbringend angelegt hatte.

 

Seine Eltern waren beide durch einen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, was ein harter Schlag für John war.

 

Lieber hätte er auf die Erbschaft verzichtet, und stattdessen noch viele glückliche Jahre mit seinen Eltern verbracht.

 

Aber das Schicksal wollte es anders und deren Tod kam viel zu früh.

 

Da er mit seinem Vermögen richtig wirtschaftete, hatte sich das Vermögen fast verdoppelt.

 

Als Professor verdiente er wiederum so viel, sodass er dieses Vermögen nicht anrühren musste, um zu leben, er konnte sich auch so, alles leisten, was sein Herz begehrte.

 

 

 

2. Kapitel

 

 

 

 

 

 

 

Ihre Mutter hatte Lucy immer unterstützt, denn sie wollte immer, dass sie studieren und ihren eigenen Weg gehen sollte, ohne irgendwie von einem Mann abhängig zu sein.

 

Die Firma, in der ihre Mutter arbeitete, sie hatte offenbar wegen der weltweiten Pandemie, geschlossen und ist dabei bankrottgegangen, jedenfalls ist das Unternehmen jetzt insolvent und alle Mitarbeiter wurden entlassen. 

 

Es war abzusehen und wirklich keine Überraschung, dass es aufgrund des langen Lockdowns so kommen würde.

 

„Jetzt ist es wohl so, dass ich mein Studium abbrechen muss, weil meine Mutter es sich nicht mehr  leisten kann, mich weiterhin, studieren zu lassen“, sagte Lucy etwas mehr, als traurig.

 

„Ich habe ein Stipendium, das es mir ermöglichte, ein Studium aufzunehmen.“