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Mit Nervenschmerzen und Restless Legs umzugehen lernen und
ganzheitlich behandeln
Katharina Neustedt
Was ist eine Polyneuropathie? Welche Ursachen können für eine solche Erkrankung vorliegen und mit welchen Symptomen geht diese einher? Wie sehen die herkömmlichen Therapieformen aus, und was kann ich selber für mich tun, damit ich besser mit der Diagnose Polyneuropathie leben kann?
Auf all diese Fragen erhalten Sie in diesem Ratgeber spannende Informationen und Antworten. Bei diesem Buch spielt es keine Rolle, ob Sie selbst an einer Polyneuropathie erkrankt sind oder jemanden in Ihrem Umfeld kennen, der an dieser Erkrankung leidet. Sie erhalten grundsätzliche Informationen gepaart mit wirklich nützlichen Tipps für den Alltag.
Um uns die Definition einer Polyneuropathie genauer anschauen zu können, müssen wir uns zuerst unser Nervensystem anschauen. Unser Nervensystem wird unterteilt, einmal in das zentrale Nervensystem, welches sowohl aus unserem Gehirn als auch aus unserem Rückenmark besteht, und in unser peripheres Nervensystem. Das periphere Nervensystem besteht aus allen Zellen, die sowohl unser Rückenmark als auch unser Gehirn verlassen, und die durch den gesamten Körper führen. Außerdem erfolgt eine Unterteilung unserer Nerven. Diese Unterteilung findet bezüglich der unterschiedlichen Nervenimpulse statt. Impulse an unsere Muskulatur werden von den motorischen Nerven ausgesendet. Unsere sensorischen Nerven sind dazu da, Empfindungssignale auszusenden, wie beispielsweise Berührungen, Schmerzen, Vibrationen oder auch Temperaturunterschiede. Diese Informationen werden dann sowohl an unsere Gelenke als auch an unsere Muskeln weitergegeben. Diesen Vorgang nennt man Tiefensensibilität.
Die dritte Unterteilung spiegelt die autonomen Nerven wider. Unsere autonomen Nerven befinden sich vor allem in unseren inneren Organen und sind für die Regulierung unserer Herzfrequenz lebensnotwendig. Auch die Regulierung unseres Blutdrucks sowie die Schweißproduktion werden von den autonomen Nerven mitbestimmt. Zusätzlich benötigen wir unsere autonomen Nerven auch für die Regulierung der Blase, unseres Verdauungstraktes wie auch der Mann bezüglich der Erektionsfähigkeit. Wenn nun eine Polyneuropathie vorliegt, kommt es zu den unterschiedlichsten Funktionseinschränkungen, vor allem in der peripheren, sensorischen, motorischen und in den autonomen Nerven unseres Körpers aus den unterschiedlichsten Gründen. Häufig betroffen sind hier die längsten Nerven, die sich in unserem Körper befinden. Da vor allem die längsten Nerven in unserem Körper betroffen sind, sind vor allem unsere Zehen, Füße wie auch Unterschenkel am meisten betroffen. Hier wird der Begriff „distal" verwendet. „Distal“ bedeutet, dass es sich um etwas handelt, das weit von unserer Körpermitte entfernt ist. In unserem Beispiel ist es also eine distale Polyneuropathie, wenn die Zehen, Füße und Unterschenkel betroffen sind. Eher selten liegt eine sogenannte manifestierte Polyneuropathie vor. Bei einer manifestierten Polyneuropathie sind alle Symptome recht untypisch, wie beispielsweise eine sehr schnelle und voranschreitende Lähmungserscheinung. Deutlich häufiger kommt die Form der sensorischen Polyneuropathie vor, wobei sich die Symptome erst ganz langsam entwickeln, meistens durch Schmerzen in den Füßen. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Polyneuropathie zu erkranken, liegt bei etwa 2-3 %. Mit steigendem Alter steigt jedoch auch die Wahrscheinlichkeit. Menschen über 55 haben eine Erkrankungswahrscheinlichkeit von ca. 8%.
Doch welcher Teil unserer Nervenzellen wird denn nun genau geschädigt? Für diese Frage müssen wir uns einmal die Nervenzellen an sich anschauen. Unsere Nervenzellen setzen sich aus einem Nervenfortsatz und einem Zellkörper zusammen. Der Nervenfortsatz ist häufig bis zu 1 m lang. Bei den Nervenfortsätzen, auch Axone genannt, handelt es sich um eine Art Kabel. Diese Nervenkabel werden mit einer Art isolierter Schicht vor äußeren Einflüssen geschützt. Diese isolierte Schicht wird Myelinschicht genannt. Doch die Myelinschicht dient nicht nur als Schutz, sondern hat ergänzend noch eine weitere wichtige Aufgabe, die elektrische Nervensignalweiterleitung.
Durch die Myelinschicht werden elektrische Signale weitergeleitet. Prinzipiell lässt sich sagen, dass eine Polyneuropathie dann vorliegt, wenn zur selben Zeit mehrere periphere Nerven innerhalb unseres Körpers nicht mehr richtig ihrer Arbeit nachgehen können. Hierfür können die unterschiedlichsten Ursachen vorliegen, die im entsprechenden Kapitel genauestens bezeichnet werden. Beispielsweise können Infektionen, ganz bestimmte Arzneimittel, Toxine oder auch Krebserkrankungen zu einer Vielzahl von Fehlfunktionen innerhalb unseres peripheren Nervensystems die Ursache sein.
Häufig kommt dann zuerst der Empfindungsverlust oder auch eine Art Schwächegefühl, das sowohl Füße als auch die Hände, Beine und Arme oder auch den Rumpf betreffen können. Ob eine Polyneuropathie vorliegt, lässt sich durch die Diagnostik herausfinden. Hierfür werden sowohl Bluttests als auch Urintests gemacht, Nervenleitungsuntersuchungen durchgeführt und ein sogenanntes Elektromyographieergebnis erzielt. Außerdem werden zwei Formen der Polyneuropathie voneinander unterschieden. Bei der ersten Form handelt es sich um die akute Polyneuropathie, bei der der Beginn einer Polyneuropathie akut und plötzlich auftritt, wohingegen bei der chronischen Polyneuropathie die Entwicklung sehr langsam fortschreitet und häufig über Monate oder sogar Jahre hinweg sich erst langsam entwickelt. Grundsätzlich können bei einer Polyneuropathie die unterschiedlichen Abschnitte innerhalb einer Nervenzelle, die sich in unserem Körper befindet, geschädigt werden. Hierbei kann sowohl die Nervenfaser als auch die isolierte Schicht, die sich um die Nervenfaser herum befindet, beschädigt sein.
Wichtig bei einer Polyneuropathie ist es, die Ursachen herauszufinden und diese zu beheben. Lediglich die Symptome zu behandeln ist wenig zielführend, wenn die Ursachen nicht behoben oder entdeckt werden. Deshalb wird als erstes die Analyse der Ursachen bei der Polyneuropathiebehandlung in den Fokus gesetzt. Außerdem werden zwei Polyneuropathiearten aufgrund ihrer Entstehung deutlich voneinander differnziert angesehen.
Bei der einen handelt es sich um die demyelinisierende Polyneuropathie. Hierbei ist die schützende Markschicht, die sogenannten Myelinschicht, von einem Zerfall betroffen, wohingegen es sich bei der axonalen Polyneuropathie um eine Störung im Axon (dem Nervenfortsatz) handelt.
Die beiden Formen der Polyneuropathie können tatsächlich auch in Kombination auftreten. Wenn es zu einer kombinierten Polyneuropathie kommt, werden sowohl die Markschicht als auch die Nervenfortsätze verletzt.
Der Verlauf und die Prognose einer Polyneuropathie:
Viele Patienten machen sich Sorgen und fragen sich, ob eine Polyneuropathie überhaupt heilbar ist. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Polyneuropathie sich wie fast jede Krankheit verhält. Je eher sie erkannt und dementsprechend auch behandelt werden kann, desto besser sieht die anschließende Prognose aus. Das schwierige bei einer Polyneuropathie ist, dass die Symptome sich oft erst schleichend entwickeln und es sich so bei einer Diagnosestellung bereits um eine fortgeschrittene Polyneuropathieerkrankung handelt.
Die Diagnose wird häufig erst relativ spät gestellt, so dass die Prognose sich dementsprechend verschlechtert. Das liegt vor allem daran, dass Patienten die ersten Anzeichen nicht richtig deuten oder sie erst gar nicht wahrnehmen. Wenn es zu einer späten Entdeckung der Polyneuropathie kommt, sind die Nerven meist irreparabel beschädigt. Irreparabel heißt hierbei, dass eine Schädigung der Nervenzellen nicht mehr umkehrbar ist. Damit ist eine Heilung nicht mehr komplett möglich. Nichtsdestotrotz wird nach der Diagnosestellung versucht, die individuell richtige Behandlung zu finden, um weitere Nervenschäden, die durch die Polyneuropathie verursacht werden, weitestgehend zu verhindern und auch bereits bestehende Symptome mit einer Behandlung zu verbessern. Eines der grundsätzlichen Probleme bei einer Polyneuropathie ist, dass immer mehreren Nerven betroffen sind. Wir benötigen jedoch gesunde Nerven in unserem Körper, damit unsere Wahrnehmungen auch richtig funktionieren können. Unsere Nerven sind nämlich unter anderem in der Lage, sowohl Berührungen als auch Wärme und Kälte festzustellen.
Besäßen wir in unserem Körper keine Zellen, die für diese Empfindungen zuständig sind, würden wir beispielsweise auf eine heiße Herdplatte fassen und uns die Hand verbrennen, dies aber nicht spüren. Dies würde selbstverständlich zu schweren Verletzungen führen, da wir eine Schmerzempfindung nicht spüren könnten. Dadurch, dass unsere Nerven innerhalb unseres Körpers für eine Menge an unterschiedlichen Funktionen verantwortlich sind, kann eine Polyneuropathie auch extrem unterschiedliche Symptome hervorrufen. In welchem Ausmaß eine Nervenschädigung auftritt, hängt hierbei häufig von der Ursache ab.
Die Ursachen sind wegweisend bei einer Polyneuropathie. Aktuell sind Hunderte unterschiedlicher Ursachen für eine Polyneuropathieerkrankung bekannt. Am häufigsten kommt die diabetische Polyneuropathie vor. Diese Nervenschädigungen entstehen durch die Zuckerkrankheit (Diabetes). Die alkoholische Polyneuropathie, die, wie der Name schon vermuten lässt, durch Alkohol ausgelöst wird, kommt an zweiter Stelle der Häufigkeit vor.
Bei der diabetischen Polyneuropathie spielt es keine Rolle, ob der Patient Typ 1-Diabetiker oder Typ 2-Diabetiker ist. Denn in beiden Fällen kann eine Polyneuropathie auftreten. Den Statistiken nach zu urteilen betrifft eine Polyneuropathie fast jeden zweiten Diabetiker im Laufe seines Lebens und hierbei ist ganz entscheidend, inwieweit die Diabeteserkrankung aktuell behandelt wird. Auch wenn sich Diabetiker meistens in medizinischen Therapien befinden, gibt es dennoch Patienten, deren Blutwerte als relativ schlecht eingestellt gelten. Gerade diese Patienten erkranken häufig besonders früh und besonders schwer an einer diabetischen Polyneuropathie.
Hierbei ist noch nicht abschließend geklärt, welche Mechanismen genau dazu führen, dass der dauerhaft zu hohe Blutzucker eine Nervenschädigung zur Folge hat. Hierbei gibt es nämlich mehrere Möglichkeiten. Zum einen ist es so, dass der zu hohe Blutzucker unsere Nerven direkt schädigen kann. Experten gehen davon aus, dass die Zuckermoleküle sogenannte reaktive Verbindungen bilden. Diese reaktiven Verbindungen greifen dann die Nervenzellen an und können Sie über die Zeit irreparabel schädigen.
Des Weiteren ist der Blutzucker in der Lage, die kleinen Blutgefäße in unserem Körper zu schädigen. Eine Folge hiervon kann sein, dass unsere Nerven schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Hierunter leidet vor allem die Funktionsfähigkeit unserer Nerven. Auch ein Absterben unserer unterversorgten Nerven ist möglich. Der Verlauf der diabetischen Polyneuropathie ist meist schleichend. Dies bedeutet, dass sich Symptome häufig erst langsam und mit der Zeit einstellen. Grundsätzlich muss man feststellen, dass eine Nervenschädigung bei jedem Patienten anders verläuft. Deshalb lässt sich nicht pauschal sagen, in welcher Art und in welcher Stärke die Symptome auftreten.
Der zweithäufigste Grund für eine Polyneuropathieerkrankung ist der Alkohol. Hierbei handelt es sich bei der Ursache nicht um gelegentlichen Alkoholkonsum, sondern um den chronischen Alkoholabusus. Hierbei gilt ebenfalls, dass die ganz genauen Mechanismen, warum unsere Nerven hierbei geschädigt werden, noch nicht abschließend untersucht wurden. Experten gehen davon aus, dass der Alkohol direkt in der Lage ist, unsere Nerven anzugreifen. Das direkte Angreifen des Alkohols auf unsere Nerven gilt als hauptverantwortlich für eine Polyneuropathie bei Alkoholikern.
Hinzu kommt, dass Menschen, die umgangssprachlich als Alkoholiker bezeichnet werden, auch oft eine Mangelernährung aufweisen. Alkoholiker ernähren sich häufig aus den unterschiedlichsten Gründen, meist jedoch aufgrund der finanziellen Situation, sehr einseitig oder mangelhaft. Dies hat zur Folge, dass unter anderem ein Vitamin B 12-Mangel entsteht. Wir benötigen jedoch das Vitamin B 12 für die Funktion unseres Nervensystems. Also könnte auch ein Vitamin B 12-Mangel bei einem Alkoholiker eine Nervenstörung oder Schädigung begünstigen.
Ein Vitamin B 12-Mangel kann auch ohne Alkoholismus zu Polyneuropathie führen. Dies kann beispielsweise bei Veganern oder auch nach einer Magenoperation der Fall sein.
Auch Nierenerkrankungen, Lebererkrankungen oder eine Störung der Schilddrüsenfunktion, wie beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion, können Ursache für eine Polyneuropathie sein. Besonders erhöht wird das Risiko, an Polyneuropathie zu erkranken, durch Gifte wie beispielsweise Blei oder Arsen und Medikamente, vor allem durch Medikamente gegen Krebs.
Es gibt jedoch auch einige Bakterien und Viren, die eine Infektion auslösen können, die zu einer Polyneuropathie führen können, beispielsweise das pfeiffersche Drüsenfieber, HIV, Diphtherie, Gürtelrose und so weiter.
Neben der diabetischen Polyneuropathie und der alkoholischen Polyneuropathie werden die in der Häufigkeit folgenden Polyneuropathieerkrankungen durch Gifte oder auch Erkrankungen ausgelöst. Nur in ganz seltenen Fällen kann eine Nervenschädigung tatsächlich genetisch bedingt sein. Es gibt beispielsweise Erkrankungen, die angeboren sind, und die durch eine Polyneuropathie begleitet entdeckt werden. Bei ca. 80% aller Patienten lässt sich die Ursache für eine Polyneuropathie feststellen. Lediglich bei 20% aller Betroffenen bleibt die Ursache weitgehend ungeklärt.
Eine Polyneuropathie die durch Schwermetalle, Medikamente oder sonstige Nervengifte entstanden ist, nennt man toxische Polyneuropathie. Von einer urämischen Polyneuropathie spricht man, wenn der Patient unter einer bereits lang bestehenden Niereninsuffizienz leidet. Vor allem Patienten, die regelmäßig zur Blutwäsche, der sogenannten Dialyse, gehen müssen, sind hiervon häufig betroffen. Das kommt daher, dass sich bestimmte Substanzen im Blut ablagern, die dort nicht hingehören. Diese sollten eben nicht in unserem Blut bleiben, um unserem Körper keinen Schaden zufügen zu können. Wie jedoch anhand dieser Substanzen, die sich im Blut ablagern, schlussendlich eine Polyneuropathie entsteht, ist nicht bekannt. Bekannt ist jedoch, dass in etwa ein Viertel aller Dialysepatienten an einer urämischen Polyneuropathie leidet.
Einige Personen leiden auch unter einer hereditären Form der Polyneuropathie. Hierbei wird unterschieden, auf welche Bereiche unseres Körpers die Polyneuropathie sich auswirkt:
Auf die motorischen Nerven: Unsere motorischen Nerven kontrollieren unsere Muskelbewegungen.
Auf unsere Hirnnerven: Diese kontrollieren unser Gesicht, die Augen, die Nase, die Ohren, die Muskeln im Kopf, die alle zusammen mit dem Gehirn verbunden sind.
Auf die sensorischen Nerven: Die sensorischen Nerven sind dafür zuständig, die sensorischen Informationen weiter zu leiten.
Hierbei ist auch eine Kombination von mehreren Nervenbereichen, die geschädigt sein könnten, möglich.
Auch eine Autoimmunerkrankung kann zu einer Nervenschädigung führen. Bei einer Autoimmunerkrankung richtet sich immer das eigene Abwehrsystem gegen den eigenen Körper. Dies kann unter anderem Gefäßentzündungen, Nervenschädigungen wie auch Autoimmunerkrankungen an sich zur Folge haben.
Obwohl die Ursache bei einer Polyneuropathie eine der entschiedensten Rollen spielt und obwohl die Diagnostik bereits so fortgeschritten ist, wird bei fast jedem fünften Patienten die Ursache für eine Polyneuropathieerkrankung nicht entdeckt. In diesen Fällen kann leider nicht an der Ursache gearbeitet werden, sondern lediglich an den Symptomen des Patienten.
Dadurch, dass es unterschiedliche Formen einer Polyneuropathieerkrankung gibt, gibt es selbstverständlich auch unterschiedliche Symptome. Welche Symptome genau bei einem Menschen mit einer Polyneuropathieerkrankung auftreten hängt von den geschädigten Nerven ab. Hierbei unterscheidet man drei unterschiedliche Störungsbereiche, die motorische Störung, die autonome Störung und die sensible Störung.
Außerdem ist es möglich, die Polyneuropathiesymptome bezüglich ihrer Verteilung einzuteilen.
Hierbei wird unterschieden zwischen der sogenannten symmetrischen Polyneuropathie, einer asymmetrischen Polyneuropathie, einer distalen Polyneuropathie und letztendlich einer proximalen Polyneuropathie.
Unter einer asymmetrischen Polyneuropathie versteht man Symptome, die häufig sowohl die Füße als auch die Arme betreffen. Wenn jedoch die Symptome lediglich auf einer Körperseite auftauchen, liegt eine asymmetrische Polyneuropathie vor.
Von einer distalen Polyneuropathie spricht man ebenfalls, wenn Symptome in den Füßen und den Händen auftreten, also in Körperregionen, die weit vom Rumpf entfernt liegen. Der Gegenspieler hierzu ist die proximale Polyneuropathie, die deutlich seltener vorkommt als die distale Polyneuropathie. Bei der proximalen Polyneuropathie gibt es die Nervenschädigung in Rumpfnähe, bzw. in rumpfnahen Körperteilen.
Dass Nerven besonders empfindlich und sensibel sind, wissen die Meisten. Unsere Nerven, die zu unserem Gehirn hinführen, informieren unser Gehirn beispielsweise über Schmerzreize, über Berührungen, über Temperaturen oder auch über Druck- und Vibrationsgefühle. Bei einer Polyneuropathie liegt eine Störung in dieser Sensibilität vor. Hierbei leidet vor allem die Wahrnehmung dieser Reize. Meist beginnt alles im Zehenbereich, denn unsere Zehen sind häufig zuerst betroffen. Doch auch Arme, Beine, Hände und Füße können als erste Symptome wahrgenommen werden. Beispielsweise kann sich dies durch ein Kribbeln oder durch einen sowohl stechenden als auch brennenden Schmerz äußern.
Vor allen Dingen Missempfindungen im Allgemeinen stellen ein deutliches Problem dar. Auch Taubheitsgefühle kommen nicht selten bei einer Polyneuropathierrkrankung vor. Häufig ist eines der größten Probleme das Auftreten des Taubheitsgefühls in den Beinen.
Betroffene Patienten haben häufig Koordinationsschwierigkeiten und dadurch starke Probleme beim Gehen, Stehen oder auch Laufen. Durch das Temperaturempfinden, das bei einer Polyneuropathie gestört ist, können enorme Verletzungen die Folge sein. Wenn wir uns beispielsweise die Hand in einer Tür klemmen, spüren wir den Schmerz sofort und versuchen, die Tür wieder zu öffnen, um die Hand zu befreien. So bleibt der Finger oder die Hand nur kurz gequetscht. Wenn bei einer Polyneuropathie jedoch die Schmerzempfindlichkeit enorm geschwächt oder nicht mehr vorhanden ist, kann die eingeklemmte Hand oder der eingeklemmte Finger relativ schmerzfrei sein. Hierdurch haben wir nicht das Gefühl, dass etwas wirklich Schlimmes passiert ist oder dass wir damit zum Arzt müssten. Auch die Dauer, bis wir feststellen, dass unsere Hand oder unser Finger eingeklemmt ist, ist deutlich länger ohne eine vernünftig funktionierende Schmerzempfindung. Bei dem Beispiel der eingeklemmten Hand ist es so, dass uns selbstverständlich nach kurzer Zeit trotzdem auffällt, dass unsere Hand oder unser Finger eingeklemmt ist, da wir uns nicht fortbewegen können. Jedoch gibt es eine Vielzahl an Situationen, in denen wir erst zu spät mitbekommen könnten, dass wir uns verletzt haben, wenn keine Schmerzreizung stattfindet.
Auch die fehlende Temperaturempfindlichkeit stellt ein großes Problem dar, beispielsweise für Menschen, die in Skigebieten wohnen. Wenn uns ein Zeh einfriert, merken wir dies sofort. Wenn Patienten jedoch mit einer Polyneuropathie Gefahr laufen, dass ein Zeh einfrieren könnte, kann dies lange Zeit unentdeckt bleiben und letzten Endes gegebenenfalls auch zu einer Zehamputation führen. Vor allem leiden Patienten unter dem Verlust ihrer Kraft. Das liegt daran, dass unsere motorischen Nerven Befehle von unserem Gehirn in unseren Skelettmuskel leiten. Durch diese Befehle wird der Muskel dazu angehalten, sich zusammen zu ziehen. Wenn jedoch eine motorische Polyneuropathie vorliegt, sind diese Nerven geschädigt, die diese Befehle weiterleiten können. Dadurch verlieren Patienten in den betroffenen Bereichen ihres Körpers häufig die Kraft, da die Muskulatur keine Informationen vom Gehirn erhält, dass dieser sich zusammenziehen soll. Auch Muskellähmungen und Muskelkrämpfe können hierdurch die Folge sein. Prinzipiell gilt, dass grundsätzlich Gewebe in unserem Körper, das über eine längere Zeit nicht mehr aktiviert oder nur unzureichend benutzt wird, sich zurückbildet. Das bedeutet, dass dieses schrumpft und auch komplett verschwinden kann. So kann es also bei einer motorischen Polyneuropathie zum Muskelschwund kommen, und dies vor allem in der Skelettmuskulatur, da die Muskulatur sich dort besonders schnell zurückbilden und verschwinden kann.
Symptome einer Polyneuropathie im Bereich der autonomen Nerven:
Unsere autonomen Nerven sind vor allem für die Steuerung der Funktionen innerhalb unserer inneren Organe verantwortlich, beispielsweise für unsere Lunge, unser Herz oder auch für unseren Magen-Darm-Trakt. Auch die Blase und die Geschlechtsorgane fallen unter die steuernde Funktion des autonomen Nervensystems. Dies bedeutet, dass all diese Organe nicht dem körpereigenen Willen unterworfen sind.