Meinem Enkel Alexander Köhn gewidmet.

Impressum

Texte: © Copyright by Inge Grohmann

Umschlag: © Copyright by Andrea Woeste

Layout/Satz: Franz Nagel

Herstellung und Verlag: BoD-Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7448-1168-2

Inhalt

  1. Die Veste Heldburg – strategisch bedeutsam und bevorzugter Aufenthaltsort
  2. Frühe Möglichkeiten der Wasserversorgung auf Höhenburgen
  3. Das Brunnenhaus
  4. Frühneuzeitliche Wasserleitung auf der Burg
  5. Gefahren und Schäden
  6. Die Revitalisierung des Brunnens im Auftrag Herzog Georgs II. von Sachsen-Meiningen
  7. Die technische Nutzung des elektrischen Stroms für die Wasserförderung
  8. Gesicherte Versorgung mit Löschwasser seit 2005
  9. Der Bestand im Brunnenhaus – Zeitzeugnisse der Jahrhunderte
  10. Schlussbemerkungen

Einleitung

Die Veste Heldburg im Freistaat Thüringens beeindruckt schon aufgrund ihrer erhabenen Lage. Die einstige hochmittelalterliche Burg wurde unter wechselnder Herrschaft zum frühneuzeitlichen Bergschloss fortentwickelt und erhielt im Zeitalter des Historismus am Ende des 19. Jahrhunderts ihre letzte entscheidende Prägung. Neben den weithin sichtbaren Wohn-, Repräsentations- und Nutzbauten sind es auch zwei auf den ersten Blick leicht zu übersehende Bauwerke, welche die Veste Heldburg zu einem bedeutenden Zeugnis der Kulturgeschichte machen: ein frühneuzeitliches Zisternensystem und ein Brunnen aus dem 16. Jahrhundert mit einer Tiefe von 110 Metern. Zahlreiche archivalische Quellen bergen interessante, zum Teil bisher noch nicht bekannte Informationen zur Wasserversorgung der Veste Heldburg.1 In Auswertung dieser Dokumente lassen sich die Spuren der Wassergewinnung und -nutzung von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart nachverfolgen. Im Mittelpunkt steht dabei der Burgbrunnen, dessen Geschichte mit diesen Ausführungen erstmals näher beleuchtet wird (Abb. 1).

Abb. 1 Veste Heldburg,
Luftaufnahme von Südwesten


1Zu den vorrangig im Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Meiningen lagernden Akten neu hinzugekommen ist ein durch das Deutsche Burgenmuseum erworbenes, gegenwärtig noch unsigniertes und nicht betiteltes Konvolut, im Folgenden als Aktenkonvolut Heldburg bezeichnet.

1. Die Veste Heldburg – strategisch bedeutsam und bevorzugter Aufenthaltsort

Erstmals wird die Veste Heldburg in einem Urbarium der Grafen von Henneberg im Jahr 1317 als Amts- und Gerichtssitz erwähnt.2 Im Grenzgebiet rivalisierender Territorialherrschaften – der Grafen von Henneberg sowie der Bistümer Würzburg und Bamberg – nahm die Burg eine besondere verteidigungspolitische Stellung ein. Ihre exponierte Lage auf einem 403 Meter hohen Basaltkegel begünstigte ihre Wach- und Schirmfunktion. Infolge machtpolitisch kalkulierter Heiraten gelangte die Veste Heldburg im Jahr 1374 mit anderen hennebergischen Besitzungen als Erbe der Braut an das Haus Wettin. Angesichts der Position der ernestinischen Wettiner gegen die Religionspolitik Kaiser Karls V. (1500–1558) erhöhte sich im frühen 16. Jahrhundert ihre Bedeutung als Schutzschild gegen ein Vordringen des Hochstifts Würzburg. Im Falle eines nahenden feindlichen Ansturms hatte die Veste Heldburg die Aufgabe, durch Feuerzeichen vom Turm entsprechende Signale zu geben, die eine stufenweise militärische Mobilisierung im Bereich der Pflege Coburg auslösen konnten.3 Trotz der räumlich weiten Entfernung besuchten die Kurfürsten von Sachsen mehrfach die Veste. Dazu zählen das Treffen von Führern der reformatorischen Bewegung im Jahr 1520, an welchem die Kurfürsten Friedrich der Weise (1486–1525), Johann der Beständige (1525–1532), Landgraf Philipp von Hessen (1509/1518–1567) sowie Herzog Ernst von Lüneburg (1520–1546) mit ihrem Gefolge und einem Aufgebot von 364 Pferden teilnahmen, oder die Besuche zu Jagden und zum Ausfischen der herrschaftlichen Teiche. Das Interesse für die Burg am äußersten Rand des Herrschaftsgebietes – der sächsischen Ortlande in Franken – findet auch in zahlreichen baulichen Veränderungen des frühen 16. Jahrhunderts seinen Ausdruck.4 Wenige Jahrzehnte später schloss sich die größte Ausbauphase der Frühen Neuzeit an.5 Herzog Johann Friedrich II. der Mittlere (1529–1595) favorisierte den Ausbau der Anlage zur herrschaftlichen Residenz mit einem repräsentativen Renaissancebau.6 Zu gleicher Zeit wurde der 110 Meter tiefe Brunnen in den Fels abgeteuft. Nach den fehlgeschlagenen Bestrebungen des Herzogs zur gewaltsamen Rückgewinnung der Kurwürde, die seine lebenslange Gefangenschaft zur Folge hatten, erhielt die Veste unter seinem Sohn Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg (reg. 1564–1633) die Funktion eines Jagdschlosses. Johann Casimir nutzte 1599 neben der Residenz Coburg auch die Veste Heldburg für die Feierlichkeiten anlässlich seiner zweiten Hochzeit und quartierte hier ein großes fürstliches Aufgebot ein.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg dreimal eingenommen und geplündert. Herzog Ernst I. der Fromme von Sachsen-Gotha (1601–1675) ordnete 1662 aus Furcht vor „anrückender Türkengefahr“7 Verwahrungsbauten an. Das Vorhaben, die Burg zur Festung auszubauen, scheiterte.

Die Herzöge des nachfolgenden Fürstenhauses Sachsen-Hildburghausen (1680–1826) residierten anfangs zeitweise auf der Veste und stationierten dort von 1712 bis 1724 die Garde zu Fuß. Nach dieser Zeit wurde die Anlage als Gefängnis genutzt. Eine längere Verfallsperiode schloss sich an, bis die Veste Heldburg ab 1826 ihre schrittweise Instandsetzung durch das Herzogshaus Sachsen-Meiningen erfahren sollte. Unter Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen (1826–1914) wurde die Veste ab 1875 historistisch zur herrschaftlichen Nebenresidenz ausgestaltet und überformt. Nach privater Nutzung durch Nachkommen des Sachsen-Meininger Herzogshauses bis 1945 wurde die Anlage überwiegend als Kinderheim genutzt, bis 1982 ein Großbrand den Französischen Bau vernichtete. Seit 1994 ist die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten Eigentümerin der Veste Heldburg und sorgt für die denkmalgemäße Sanierung, Erhaltung und Nutzung der Anlage. 2016 wurde das Deutsche Burgenmuseum auf der Veste Heldburg eröffnet (Abb. 2).

Abb. 2 Veste Heldburg mit dem Vorwerk Neuhof um 1875


2 Vgl. Fritze, Eduard: Veste Heldburg (unveränderter Nachdruck der Ausgabe Jena 1903), Hildburghausen 1990, p. 2. Eduard Fritze, Oberbaurat des Herzogtums Sachsen-Meiningen, zitiert aus dem Urbar, dass die Veste dort als ein castrum aufgeführt sei, bestehend aus einem Steinhaus mit Ringmauer, Zugbrücke und Wall. Das genannte Urbarium ist seit 1945 verschollen, und es sind daher keine genaueren Angaben zu ermitteln.

3 Staatsarchiv Coburg, LA F 3161.

4 Bereits vor dem Jahr 1500 wurden das kürfürstliche Gemach ausgestattet, zwei Fachwerkgeschosse dem Jungfernbau aufgesetzt und nach 1501 eine Zisterne im Burghof angelegt sowie die Kapelle neu gestaltet. Siehe Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Meiningen (LATh – StAM), Ältere Rechnungen, Amtsrechnung Heldburg 1486– 1567.

5 Vgl. Hagenguth, Claudia: Die Baugeschichte der Veste Heldburg in Mittelalter und Früher Neuzeit, in: Die Veste Heldburg. Burganlage – Bergschloss – Deutsches Burgenmuseum. Beiträge zur Erforschung und Sanierung, Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Bd. 11, Petersberg 2013, p. 17–35.

6 Seit dem 19. Jahrhundert Französischer Bau genannt.

7 Aktenkonvolut Heldburg, Maßnahmen zum Schutz vor der anrückenden Türkengefahr, Verwahrungsbauten in der Stadt und auf der Veste Heldburg 1663, Bl. 2.

2. Frühe Möglichkeiten der Wasserversorgung auf Höhenburgen

Eine entscheidende Voraussetzung für das Leben auf einer Höhenburg ist die Versorgung mit Wasser. Man benötigte es zum Trinken und zur Zubereitung der Speisen einschließlich des Brauens, für Hygiene, Reinigung und Wäsche, zum Tränken der Tiere wie auch zur Schwemme der Pferde, für verschiedene Bauarbeiten, zum Bewässern der Gärten und Obstanlagen sowie als Löschwasser im Brandfall. Man war sich darüber im Klaren, dass die Burg bei Belagerung schon nach wenigen Tagen aufgegeben werden müsste, wenn hinter ihren Mauern das Wasser ausgegangen war. Die Burgmannschaft, die im Normalfall aus 15 bis 20 Personen bestand und zu der eine entsprechende Anzahl von Pferden und weiteren Tieren gehörte, war vermutlich noch im ausgehenden Mittelalter in der Lage, die Burg mit ausreichend Wasser zu versorgen. Problematisch wurde es bei größeren fürstlichen Ausrichtungen oder während laufender Baumaßnahmen. So finden sich in alten Küchenbüchern Abrechnungen, nach denen im zweiten Halbjahr 1486 monatlich zwischen 100 und 1.000 Mahlzeiten an Bauleute, darunter jeweils 30 bis 45 Fuhrleute, und ebenso Futter für die Gespanne auszureichen waren.8 Bedeutend höher war die Zahl der Bauleute in den Jahren 1558 bis 1564, als mitunter täglich mehr als 100 Personen auf den Baustellen der Burganlage tätig waren.

Aufgrund der Lage der Veste Heldburg auf einem Bergkegel vulkanischen Ursprungs, 403 Meter über dem Meeresspiegel und zudem mehr als 100 Meter über dem Wasserspiegel des Landflüsschens Kreck, gestaltete sich die Wasserversorgung schwierig. Von den häufig genutzten Möglichkeiten schied die Frischwasserversorgung von einer naheliegenden Quelle aus, da es eine solche nicht gab. Ebenso war die Versorgung über eine Fernleitung von einem noch höher liegenden Wasserdargebot in angemessener Entfernung ausgeschlossen, weil die Veste der höchste Punkt in der näheren Umgebung war. So blieben drei Möglichkeiten: der Transport des Wassers vom Fuß des Burgberges durch Lastenträger, das Sammeln von Oberflächenwasser in einer Zisterne und schließlich die Grabung eines Tiefbrunnens.

2.1. Wassertransport mit Lasttieren

Als Lastenträger wurden meist Esel benutzt. Bezüglich der Veste Heldburg gibt es dafür zahlreiche Hinweise. So wird in den jährlichen Amtsrechnungen seit 1486 in den Auflistungen des Gesindes jeweils ein Eseltreiber genannt, dessen Dienst zu vergüten war.9 Bis zum Jahr 1511 erhielt ein Eseltreiber noch ein Ort10, 50 Jahre später bekam er jährlich sechs Gulden, hatte aber nun noch andere Aufgaben zu erledigen, denn er musste „[…] den Mist ufm Acker zum Hundshauck zuwerfen, das Graß auffn Wiesen und die Frucht vorhurten, im stadel das getreyde legen und mit dem Esel Wasser uffs Schloß fhüren.“11

Auch 1553 wird das Tragtier erwähnt: „Esel ist sehr altt, uf dem Hause, wirdt zum wassertragen gebraucht“.12 Ein Eselstall wird schon in den älteren Amtsrechnungen im Zusammenhang mit Reparaturen seit 1501 erwähnt.13 Später wurde ein Raum im Heidenbau so bezeichnet. Zu dieser Zeit dürften Esel jedoch nur noch dann zum Wassertragen gebraucht worden sein, wenn die Brunnenförderung ausgefallen war.14

Im Zehendregister der Stadt Heldburg werden im Jahr 1584 als Flurstück der Eselspron und im Erbzinsbuch des Jahres 174615 die Weinberge am Eselsgraben ob der

Ziegelhütte genannt. Es ist anzunehmen, dass mit Eselspron und Eselsgraben die Quelle und der an ihr entsprungene kleine Bach gemeint waren, aus welchem das Wasser für den Eseltransport geschöpft wurde. Das Eselsgässchen ist ein relativ kurzer Weg zur Veste, der seinen Anfang in der ehemaligen Eselswiese nimmt (Abb. 3). In einem Brief des Erbprinzen Ernst Friedrich von Sachsen-Hildburghausen an die Stadt Heldburg vom Jahr 171116 wird die Eselsgasse erwähnt, welche als Transportweg für das Wasser gewählt wurde. Als Tragtiere wurden zu jener Zeit Maultiere benutzt, die größere Lasten tragen konnten und umgänglicher waren.

2.2. Zisternen als Wasserspeicher und ihre Nutzung

Zisternen gehören zu den ältesten Anlagen zur Aufbereitung und Speicherung des Trinkwassers. Wurde Frischwasser antransportiert, so war es sinnvoll, neben dem unmittelbaren Verbrauch einen Vorrat anzulegen, wofür ein entsprechendes Behältnis benötigt wurde. Eine sonnengeschützte, möglichst kühle Lagermöglichkeit musste vorhanden sein, um das Wasser genießbar zu halten.

Abb. 3 Veste Heldburg, Eselsgässchen am Burgberg

Die Bezeichnung Zisterne kommt aus dem Lateinischen cista und bedeutet Kiste. Sie konnte durch die Zufuhr sauberen Wassers, das über Lastenträger oder über Leitungssysteme beigebracht wurde, gefüllt werden. Oberflächenwasser von Dächern und Hofflächen wurde meistens in offenen oder verdeckten Rinnen und Kanälen eingeleitet. Häufig war es von Vogeldreck und anderem Schmutz verunreinigt. Das Wasser musste sich in solchen Fällen selbst reinigen, indem sich die Verschmutzungen auf dem Grund absetzten. In regelmäßigen Abständen war dann die Ablagerung auf dem Grund zu entfernen. Ein derartiger Wasserspeicher wird als Tankzisterne bezeichnet.17

Bei längerer Lagerung verschlechterte sich die Qualität des Wassers, sodass die Nutzung zum Trinken oder zur Zubereitung der Speisen nicht unbedenklich war. Um Oberflächenwasser effektiv nutzen zu können, wurden Filterzisternen angelegt. In ihnen ließ sich das Wasser besser reinigen und genießbar machen. Das Prinzip der Filterzisterne ist sehr alt und wird auch heute noch angewandt. Es ist anzunehmen, dass die ersten Zisternen der Veste Heldburg Tankzisternen waren. Erst ab der Mitte des 16. Jahrhunderts wird eine Kombination aus Filter-und Tankzisterne nachgewiesen.

Die Amtsrechnung des Jahres 1490 listet Arbeiten an der Zisterne der Veste Heldburg auf.18 Wo sich diese befand, ist dabei nicht genannt und konnte auch bei den bisherigen Forschungen nicht ermittelt werden. Neun Jahre später wurde damit begonnen, ein neues Zisternenbecken aus dem Fels zu hauen. Die Abrechnungen für die Zeit von 1501 bis 1509 weisen Kosten für Bergleute und Handreicher in Höhe von 142 Gulden aus. Darin sind die Schmiedekosten für das Schärfen der Werkzeuge oder für den oberen Kranz nicht enthalten und müssten noch dazu gerechnet werden. Den Kosten zufolge könnte die Zisterne ein beachtliches Fassungsvermögen gehabt haben.19 Als Zubehör werden im Jahr 1509/1510 zwei Eimer und Gelte20 aufgelistet.21 Das Verzeichnis im Jahr 1541 nennt zwei Eimer und eine eiserne Kette, woraus eine Wasserentnahme mit der Haspel zu vermuten ist.22 In den Jahren 1558 bis 1559 erfolgten erneut Arbeiten für eine Zisterne.

Abb. 4 Planskizze der Zisterne, 1665

Der Kostenvoranschlag lautet: „[…] 60 fl – Zum andern zu der Cistern das steinwergk zubrechen und zuhauenn vnd den Kastenn und mit allen zuverfertigen vnd ein gewelb zumachen darin sich das wasser in die Cisternen diseliert, kann einer C fl verdienen.“23 Zu diesen 160 Gulden kamen noch die Schmiedekosten für das Anfertigen von mehreren Dutzend Klammern und das Schärfen der Werkzeuge. Allein für Pech zum Abdichten wurden weitere 142 Gulden verausgabt.24

Vergleicht man die abgerechneten Kosten dieser Arbeiten mit denen aus den Jahren 1501 bis 1509, stellt sich die Frage, ob es sich nicht vielmehr um die Ergänzung der Tankzisterne durch ein Filterbecken als um eine völlig neue Anlage aus Filter und Tank handelte. Mehr Aufschluss dazu könnte eine Überprüfung der Steinmetzzeichen an den Werksteinen geben.25 Eine Planskizze ist der Amtsbeschreibung aus dem Jahr 1665 beigefügt (Abb. 4).26

Mitgeteilt wird dazu: „Eine Cistern so anno 1501 erbauet worden, so 28 Schuch tief undt 12 Schuch weit ist.“ Irrtümlicherweise hat Wilhelmi das Jahr 1501 angegeben. Es war ihm offenbar entgangen, dass in der Mitte des 16. Jahrhunderts größere Arbeiten an der Zisterne ausgeführt wurden, die zu den genannten Abmessungen führten.

Im Jahr 1560 war der Auftrag erteilt worden, den Burghof zu ebnen und dafür einen Kostenanschlag einzureichen.27 Am 13. September 1562 schrieb der Baumeister Nickel Gromann an den Amtsschosser Nickolaus Merten, dass auf Befehl des Herzogs der Hof gepflastert werden solle. Die Aufgabe für drei Steinmetze lautete: „[...] von der kleinen Schnecken an bis in die Zistern sol ein gerin gemacht werden, das gleiche von der silberkammer neben dem Gartten hin auch in die Zistern leitten, von solchen gerin soll es nach der Kochen steigen [...]“.28/29 Nach dem Kostenanschlag von Meister Paulus sollten Steinbrecher dafür 50 Werksteine brechen, Steinmetzen sollten diese zuhauen und ausformen. Für die Länge des Gerinnes waren 100 Ellen berechnet. Hinzu kamen das Öffnen des Pflasters, das Verlegen der Rinnsteine und das nachfolgende Schließen des Pflasters, wofür insgesamt 40 Gulden vorgesehen waren. 30

Abb. 5 Veste Heldburg, Filterbecken der Zisterne

Bei den Grabungen im Jahr 1999 konnte eine zusammenhängende Übersicht des Systems der einstigen Wasserführung nicht mehr nachvollzogen werden, da im Bodenbereich des Burghofs bereits in früheren Zeiten Störungen erfolgt waren. Zu erkennen war noch eine Rinne, die vom Heidenbau mit Unterbrechung zur Hofzisterne führte, eine andere verlief für eine kurze Strecke in Richtung des 1550 errichteten Küchenbaus, die dritte nahm den Anfang an der Mauer des Französischen Baus und verlief neben der neuen Zisterne Richtung Burghof. Von hier aus führte eine vierte Rinne zum Südtor.

Bei der Zisterne im Burghof der Veste Heldburg handelt es sich für diese Zeit um ein modernes System, bestehend aus einer rechteckigen, sehr sorgfältig aus Formsteinen gemauerten Filterkammer und einem angeschlossenen runden, aus Formsteinen ebenso korrekt gemauerten Tank. Die verwendeten Sandsteine sind auch jetzt noch, nach mehr als 450 Jahren, in erstaunlich gutem Zustand (Abb. 5).

Bei der Sanierung der Anlage im Jahr 2000 wurden Filterkammer und Tank gemessen.31 Die Filterkammer hat sonach eine Gesamttiefe von 5,21 Metern. Der obere Bereich mit den Seitenmaßen 1,47 mal 1,30 Meter und einer Tiefe von 1,10 Meter diente der Vorreinigung. In diesem befindet sich ein Tonnengewölbe mit einer Öffnung für den Wassereinlass. Darauf konnten Reisig oder anderes Material aufgelegt werden, um so zunächst das eingeführte Wasser vom gröbsten Schmutz – Geäst, Laub und Vogeldreck – zu reinigen. Die Öffnung im Gewölbe ist gerade so weit, dass sie einen Einstieg von Personen für den Wechsel der Filtermasse im unteren Bereich der Filterkammer ermöglichte, welcher mitunter alle zwei Jahre notwendig war. Die Filterkammer hat hier eine Weite von 2,54 Metern (Abb. 6).

Abb. 6 Veste Heldburg, Einlass der Zisterne

Der Filter war nach dem Eintrag auf der Zeichnung zur Amtsbeschreibung von 1665 „Mitt Steinen belegt gantz numb undt Sandt beschütt das es vollens durchseit“. 0,53 Meter über der Sohle der Kammer befand sich die Öffnung für den Durchlass zum Tank, der sich nach dem Prinzip kommunizierender Röhren mit gefiltertem Wasser füllen konnte. Als oberer Abschluss wurde die rechteckige Öffnung der Filterkammer nach der Sanierung auf Niveau des Burghofes mit Sandsteinen neu eingefasst 32