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Ansgar Frenken

Das Konstanzer Konzil

Verlag W. Kohlhammer

1. Auflage 2015

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

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ISBN 978-3-17-021303-6

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pdf:       ISBN 978-3-17-023619-6

epub:    ISBN 978-3-17-023620-2

mobi:    ISBN 978-3-17-026212-6

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Vorwort

 

 

Gerade einmal zwei Jahrzehnte ist es her, dass mit dem ersten Band von Walter Brandmüllers Monographie zum Konzil von Konstanz eine umfangreiche und quellennah geschriebene Gesamtdarstellung erschienen ist. Warum dann ein weiteres Buch über das Konstanzer Konzil?

Vor Brandmüller waren namhafte Gelehrte an diesem höchst ambitionierten Vorhaben gescheitert bzw. nicht dazu gekommen, die von ihnen selbst mehrfach angekündigte Darstellung des Konzils zu realisieren. Kein Wunder, wenn all das berücksichtigt werden soll, was August Franzen (Vorgeschichte, 1964, 4) vor einem halben Jahrhundert aufzählte: Eine Geschichte des Konstanzer Konzils habe »mit der Entstehung des großen abendländischen Schismas zu beginnen«, müsse ideengeschichtlich weit ausgreifen, habe »die ganze Fülle der philosophischen und theologischen Spannungen und kirchlich-politischen Gegensätze, die die Zeit bewegten, mit einzuschließen«. Mühelos ließen sich noch weitere Gesichtspunkte ergänzen. Offenbar waren damit aber nahezu unüberwindliche Hürden aufgebaut, die eine umfassende Darstellung des Konstanzer Konzils verhinderten.

Infolgedessen musste der am Konzil interessierte Leser noch zu Ende des vergangenen Jahrhunderts um mehr als 250 Jahre zurückgehen, um auf eine Gesamtdarstellung dieser Kirchenversammlung zurückgreifen zu können, die diesen Namen zu Recht verdient hätte. Dass die »Histoire du concile de Constance« des Jean Lenfant (Amsterdam 1714, 21727) indes modernen wissenschaftlichen Standards – weder inhaltlich noch von der methodischen Aufarbeitung der Quellen – genügen konnte, versteht sich von selbst. Alle seit Lenfant erschienenen Publikationen zum Constantiense waren aber, zumindest von ihrem Anspruch und ihrem Selbstverständnis her, eher begrenzte Überblicksdarstellungen. Wie manch andere, an dieser Stelle nicht eigens genannte Arbeiten waren diese alle letztlich nur Teilabschnitte in umfassenderen Handbüchern bzw. Teilbände größerer Reihen. Andere hier nicht en détail anzuführende Publikationen beschäftigten sich lediglich mit Einzelaspekten und -fragen zum Konzil, was ihren Wert für dessen Erforschung aber keineswegs schmälert. Ein Ersatz für die ausstehende Synthese konnten sie jedoch weder sein, noch wurde dieser Anspruch je erhoben.

Die Arbeit Brandmüllers, des ehemaligen Augsburger Ordinarius für mittelalterliche und neuere Kirchengeschichte hat demgegenüber das unbestreitbare Verdienst einer umfassenden Schau, die den Ablauf der Ereignisse mit großer Detailgenauigkeit nachzeichnet. »Wer wissen will wer, was, wann, wo getan, gesagt, erwogen hat, erhält reiche und quellenbezogene Auskunft« (J. Miethke, DA 47 [1991] 693). Fakten und Chronologie der Ereignisse waren von ihm gründlich aus den Quellen erarbeitet worden; daneben hatte er außer den gedruckten Quellen noch zahlreiche eigene Funde aus den unterschiedlichsten Archiven und Bibliotheken erstmals auswerten können. Doch wie jedes größere Werk, das mit dem Anspruch antritt, eine erschöpfende Gesamtdarstellung zu liefern, bot auch dieses Buch im Detail wie in seinem Zugriff genügend Reibungsflächen für Diskussionen. Schon unmittelbar nach Erscheinen des ersten Bandes setzte eine kritische Auseinandersetzung mit den von Brandmüller vertretenen Thesen, seinen Ansichten und Wertungen ein. Es waren jedoch weniger einzelne Misshelligkeiten oder Versäumnisse, die beklagt wurden, als die vom Autor gewählte Perspektive. Schon J. Miethke (ebd.) monierte: »Was freilich die Analyse und Wertung des Geschehens anbelangt, erheben sich Bedenken.« Brandmüllers Blick auf das Konzil ist ein bewusst theologischer bzw., wie er selbst schrieb, »der katholische, der überdies in seinen wesentlichen Elementen mit dem der katholischen Kirche von heute identisch ist« (W. Brandmüller, Konzil von Konstanz II, S. XI). Daher bemängelte D. Girgensohn, »daß die Interpretation nach dem Standpunkt […] der katholischen Kirche von heute an mancher Stelle die Erkenntnis des tatsächlichen historischen Zusammenhangs denn doch zu versperren scheint« (QFIAB 79 [1999] 692). Allzu deutlich wird dies etwa bei der Bewertung des ekklesiologischen und dogmatischen Selbstverständnisses der Konstanzer Konzilsväter. Um der Arbeit Brandmüllers bei aller Kritik gerecht werden zu können, muss man seinen Forschungsansatz berücksichtigen, der davon ausgeht, dass Kirchengeschichte letztlich »die Kirche im Lichte ihres [eigenen] Selbstverständnisses zu sehen« hat (Geschichtliche Kirche 416). Diesen Standpunkt mag man teilen oder nicht, bei einer kritischen Würdigung seiner Geschichte des Konzils bleiben der methodologische Zugriff des Autors und dessen wissenschaftstheoretische Voraussetzungen aber mit zu berücksichtigen.

Angesichts der nicht einfach beiseite zu schiebenden Einwände J. Miethkes und D. Girgensohns erscheint es deshalb umso nötiger, das Constantiense ein weiteres Mal kritisch und unvoreingenommen – und dieses Mal aus der Sicht des profanen Historikers – in den Blick zu nehmen. Konstanz war nicht nur eine kirchliche Versammlung, sondern in hohem Maß auch ein politischer Kongress. Nicht nur kirchlich-theologische Probleme wurden hier behandelt, auch die weltlich-profanen Angelegenheiten nahmen einen bedeutsamen Rang im Gesamtrahmen des Konzils ein, ohne dass eine scharfe Trennung beider Sphären immer möglich wäre. Diese Vermischung zwischen geistlicher und weltlicher Sphäre wird in der Person des vielleicht wichtigsten ›Konzilsmachers‹, des römischen Königs Sigmund, allzu deutlich. Er trat nicht nur als advocatus et defensor ecclesiæ auf, sondern lud als oberster Reichsfürst zu Reichs- oder – terminologisch präziser – Hoftagen ein, auf denen die Angelegenheiten des Reichs verhandelt werden sollten. Reichsreform und Kirchenreform waren auf das Engste miteinander verzahnt, nicht nur in den Vorstellungen des Königs. Dass das Ereignis ›Konstanzer Konzil‹ ein wichtiges Kommunikationszentrum und eine bedeutende Drehscheibe für Ideen war, zudem einen zentralen Knotenpunkt in der Vernetzung wichtiger Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Wissenschaft bildete – davon erfährt man in Brandmüllers Darstellung gleichfalls recht wenig. Kaum mehr darüber, welchen Stellenwert das Konzil – zumindest indirekt – für die Entwicklung von Renaissance und Humanismus besessen hat. Erhebliche Fortschritte hat inzwischen die Forschung in der Beschäftigung mit Ritualen, Zeremonien und anderen Formen symbolischer Kommunikation gemacht. Auch dadurch ist der Blick auf das Konzil ein anderer geworden.

Das vorliegende Buch will und kann nicht Walter Brandmüllers quellengesättigte Monographie ersetzen, dafür reicht schon der relativ schmale Umfang nicht aus. Seine Darstellung des Konzils entlastet den Verfasser dieser Arbeit sogar darin, das von dem Augsburger Kirchenhistoriker aus den Quellen geschöpfte Gerüst an Fakten und die Chronologie der Ereignisse en detail überprüfen zu müssen. Allerdings wird hier der Anspruch erhoben, den Blick auf das Konzilsgeschehen multiperspektivisch zu erweitern sowie einzelne seiner Akzentsetzungen zu hinterfragen und zurechtzurücken. Dass damit auch manche Interpretation und manche Wertung anders ausfallen wird, versteht sich fast von selbst. Im zweiten Teil soll außerdem über die aktuellen Forschungsschwerpunkte und -ansätze sowie die in den letzten Jahren geführten Diskussionen um das Constantiense ein aussagekräftigen Überblick gegeben werden. Dabei wird auch auf die Lücken und Desiderate bisheriger Forschung (Stichdatum Mitte 2013) hinzuweisen sein. Es wäre allerdings geradezu vermessen, diese auf dem begrenzten Raum dieser Arbeit auch füllen zu wollen. Dem Leser – egal ob Studierender, Lehrender oder einfach am Thema Interessierter – soll damit die Möglichkeit eröffnet werden, sich kompetent über den derzeitigen Forschungsstand zum Konstanzer Konzil zu informieren, sich an den aktuellen Forschungsfragen und -problemen zu orientieren und sich auch selbst in die laufenden Debatten und Diskussionen einschalten zu können. Gerade jetzt – anlässlich der Feier der 600. Wiederkehr der hier darzustellenden Ereignisse – sollte dieses Ziel Anreiz genug sein, manch Neugierigen zur Lektüre anzuregen.

Der aufmerksame, kritische Leser dieses Buches mag es selbst beurteilen, ob die gesetzten Ansprüche zufriedenstellend eingelöst werden können. Sollte es diesem Band gelingen, ein neues Interesse für das Thema »Konstanzer Konzil« zu wecken und zu fruchtbaren Diskussionen anzuregen, vielleicht sogar Anstöße für eine weitere Erforschung zu geben, dann wäre ein wichtiges Ziel erreicht.

Abschließend sei Herrn Professor Dr. Johannes Grohe gedankt für manch kritische Anregung, ebenso Herrn Dr. Daniel Kuhn vom Verlag Kohlhammer für seine große Geduld und seine kompetente Betreuung.

Inhaltsverzeichnis

 

 

  1. Vorwort
  2. Teil A: Das Konstanzer Konzil und seine Geschichte
  3. 1 Das Konstanzer Konzil im Blick: Wahrnehmung und Forschungsergebnisse
  4. 2 Die Vorgeschichte des Konzils
  5. 3 Der Verlauf des Constantiense
  6. 3.1 Die Einberufung des Konzils
  7. 3.2 Die Stadt des Konzils
  8. 3.3 Das Konzil zu Konstanz (1414–1418)
  9. 3.3.1 Vom Beginn des Konzils bis zur Flucht des Papstes
  10. 3.3.2 Die Selbstbehauptung des Konzils und seine Neuorganisation bis zur Abreise Sigmunds nach Südfrankreich
  11. 3.3.3 Sigmunds Reise nach Narbonne und die spanische Subtraktionspolitik. Die verunglückte Friedensmission des römischen Königs zwischen Frankreich und England
  12. 3.3.4 Konstanz nach der Abreise Sigmunds
  13. 3.3.5 Vier außergewöhnliche Jahre: Die Stadt und ihre Besucher zwischen Alltag und Festlichkeiten
  14. 3.3.6 Von Sigmunds Rückkehr nach Konstanz bis zur Papstwahl: Nationenstreit – Prioritätsstreit – Konklave
  15. 3.3.7 Von der Wahl Martins V. bis zum Ende des Konzils
  16. 4 Von Konstanz nach Basel
  17. Teil B: Zentrale Aspekte der Forschung
  18. 5 Theologische und ekklesiologische Probleme
  19. 5.1 Zur Papstwahl von 1378
  20. 5.2 Kontroversen um Haec Sancta
  21. 5.3 Das Ende des Pontifikats Johannes’ XXIII. – Absetzung oder Rücktritt?
  22. 5.4 Die ekklesiologische Deutung der Konstanzer Dekrete und die Frage ihrer Bestätigung durch Martin V. und Eugen IV.
  23. 5.5 Zur Frage nach der Ökumenizität des Constantiense
  24. 5.6 Das Nachwirken des Konzils in der Kirchen- und Konzilsgeschichte
  25. 6 Die Causa Hus
  26. 7 Der Primat der Politik – Die Debatten um den Tyrannenmord
  27. 8 Die Causa reformationis auf dem Constantiense: Reformforderungen – Reformbemühungen – Reformergebnisse
  28. 9 Zeremoniell, Ritual und andere Formen symbolischer Kommunikation im politischen Kontext des Konzils
  29. 10 Konstanz als Kommunikationszentrum und Umschlagplatz von Ideen
  30. 11 Das Konzil als politischer Kongress und Forum weltlicher Aktivitäten
  31. 12 Ein kritischer Blick zurück auf die Leistungen des Constantiense
  32. 13 Glossar
  33. 14 Auswahlbibliographie
  34. 14.1 Bibliographien
  35. 14.2 Quellen
  36. 14.3 Literatur zum Konstanzer Konzil
  37. 15 Personen- und Ortsnamenregister

           Teil A: Das Konstanzer Konzil und seine Geschichte

1          Das Konstanzer Konzil im Blick: Wahrnehmung und Forschungsergebnisse

 

 

Papst und König, Prälaten und Fürsten; feierliche Prozessionen, prachtentfaltende Zurschaustellungen öffentlicher Akte; vor allem aber, und immer wieder, Hus auf dem Scheiterhaufen und dazu jede Menge bunter Wappen – farbenprächtige Bilder prägen in hohem Maß unsere Wahrnehmung des Konstanzer Konzils. Nicht nur die Stadt Konstanz selbst und alle diejenigen, die momentan an die lange zurückliegenden Ereignisse erinnern wollen, wissen diesen Bilderschatz für ihre Zwecke zu nutzen. Denn, wen nicht gerade ein dezidiert theologisches Interesse zur Beschäftigung mit jener längst verflossenen Kirchenversammlung und ihren Beschlüssen veranlasst hat, der dürfte seine erste Begegnung mit dem Konzil in aller Regel den einprägsamen und auf den ersten Blick leicht verständlich erscheinenden Bildern der Richental-Chronik verdanken.1 Die nicht mehr erhaltene »Urfassung« dieser Chronik, geschrieben von dem Konstanzer Bürger Ulrich Richental, entstand nur wenige Jahre nach dem Ende des dargestellten Ereignisses. Das Material hierfür hatte der Verfasser bereits in den Jahren des Konzils gesammelt und bald nach dessen Abschluss zusammengestellt.2 In insgesamt 23 voneinander abweichenden Überlieferungen ist diese Chronik noch heute erhalten; offenbar wurde sie entsprechend den Wünschen und Interessen ihrer Abnehmer angepasst und umgestaltet.3 Nicht viel später als der Text jener »Urfassung« dürften bereits die ersten bildlichen Darstellungen des Konzilsgeschehens entstanden sein; immerhin fünf der überlieferten Handschriftenzeugnisse sind mehr oder weniger stark illustriert.4 Eine zentrale Rolle für die Überlieferung hat insbesondere die heute im Rosgartenmuseum aufbewahrte Konstanzer Handschrift gespielt, verfolgte sie doch ganz offensichtlich die Intention, die offizielle städtische Erinnerung an das Ereignis (von gedachtnusse wegen) zu bewahren.5 Die ältesten farbenprächtigen Druckausgaben der Richental-Chronik reichen – wohl nicht zufällig – bis in das 15. und frühe 16. Jahrhundert zurück.

Diese unsere Vorstellungen vom Constantiense prägenden Darstellungen machen das Konstanzer Geschehen zu einem plastischen, ja geradezu medialen Ereignis.6 Der hohe Wiedererkennungswert dieser Bilder, ihre schiere Allgegenwärtigkeit, besitzt ohne Frage einen stil- und erkenntnisprägenden Charakter für die Wahrnehmung des Ereignisses »Konstanzer Konzil«. Denn die Richental-Chronik ist zweifellos die bekannteste Konzilsquelle, aber nicht unbedingt die zuverlässigste. Sollte man etwa den Versuch wagen, aus diesem Text den genauen Ablauf des Geschehens zu rekonstruieren oder gar die zentralen Aufgaben und Anliegen dieser Kirchenversammlung herausdestillieren zu wollen, lässt die Chronik rasch ihre Grenzen erkennen. Ihr Verfasser, Sohn eines Konstanzer Stadtschreibers, warf quasi von außen – aus der Perspektive eines angesehenen Bürgers der gastgebenden Stadt – einen Blick auf die Ereignisse.7 Was sich im engeren Rahmen der Kirchenversammlung tat, gar hinter den der Öffentlichkeit verborgenen Kulissen abspielte, das ist dem städtischen Bürger Richental möglicherweise entgangen, vielleicht wollte er auch gar nicht darüber berichten. Dagegen informiert er uns ausführlich über das Leben und den Alltag in der Stadt – Nachrichten, die sonst nirgends in den Quellen überliefert worden sind.

Das führt zu der Frage: Was weiß der Konzilshistoriker heute eigentlich über das Constantiense und woher bezieht er sein Wissen über die damaligen Geschehnisse?

Eine erste Rezeption des Konstanzer Konzils und damit der Anfang aller intensiveren Beschäftigung mit dieser Kirchenversammlung und ihren Entscheidungen setzte längst vor Richental ein, genau genommen sogar schon bevor Martin V. am 15. Mai 1418 den Schlusssegen erteilte und tags darauf den Konzilsort in Richtung Italien verließ. Spätestens mit dem Abschluss der Synode brach eine lebhafte und mitunter kontroverse Diskussion darüber aus, wie die zuvor gefassten Beschlüsse und Entscheidungen eigentlich auszulegen und umzusetzen seien, was wiederum der Überlieferung des Konzils und seiner Beschlüsse Vorschub leistete. Vergleichsweise einfach lagen die Dinge beim Dekret Frequens,8 durch welches die Einberufung weiterer Versammlungen programmiert worden war: Festgeschrieben war darin eine periodische Abhaltung von Konzilien mit genauen Zeitvorgaben, wann diese stattzufinden hatten. Komplizierter war die Sachlage schon bei dem zweifellos wirkungsmächtigsten Dekret des Constantiense, bei Haec Sancta,9 in dem das Konzil sein eigenes Selbstverständnis definierte, insbesondere jedoch auch seine Stellung gegenüber dem Papst bestimmt und festgehalten hatte. Die Interpretation dieses umstrittenen Dekrets führte alsbald zu einer massiven Auseinandersetzung, da der dogmatische und kirchenrechtliche Charakter sowie die Reichweite des Dekrets völlig unterschiedlich, ja geradezu gegensätzlich beurteilt wurden. Wenn das Konzil in Basel (1433–1437/49) gerade dieses Dekret rezipierte und es für nötig erachtete, es ein weiteres Mal zu dekretieren, zeigt dies eine Gegenwärtigkeit des Konstanzer Konzils, die weit über das Ende dieser Kirchenversammlung hinausreichte. Mit dem Abschluss des Constantiense stand darüber hinaus die Frage der kirchlichen Reform, die in Konstanz nur in ersten Ansätzen behandelt worden war und auf ihre konkrete Umsetzung noch wartete, auf der Tagesordnung. Das Constantiense hatte erst einen vorsichtigen Schritt, einen zögerlichen Anfang auf diesem schwierigen Weg gemacht; die angekündigte Synode in Pavia (1423) sollte diese Arbeit fortsetzen. Entsprechend wurde um die konkrete Umsetzung des Reformanliegens heftig gerungen. Zuvor hatte bereits eine vor allem in Böhmen geführte, äußerst kontroverse Diskussion um Jan Hus und den Umgang der Konzilsväter mit ihm eingesetzt. Mit allen Mitteln der Information und Desinformation suchten Hus-Anhänger10 wie seine Gegner, nicht zuletzt die Konzilsväter selbst, ihr Verhalten zu legitimieren und für ihre Position zu werben.

Wie man an der mit wenigen Strichen gezeichneten Frührezeption unschwer erkennen kann, waren die drei Causae des Konzils mit dem Ende dieser ersten allgemeinen Kirchenversammlung auf Reichsboden am 15. Mai 1418 keineswegs erledigt. Ihre Rezeption in der unmittelbaren nachkonziliaren Phase blieb aber größtenteils noch auf die damals aktuellen Auseinandersetzungen beschränkt und war dementsprechend gekennzeichnet von Parteilichkeit und Polemik. Es ist indes kein Zufall, dass die Auseinandersetzungen zwischen den Konzilsbefürwortern und den Anhängern des dem Konzil äußerst reserviert gegenüberstehenden Papstes Eugen IV. auf dem in Konstanz bereits festgesetzten, übernächsten Folgekonzil in Basel das Bedürfnis weckten, die Texte mit den Dekreten des Constantiense zur Hand zu haben. Viele Teilnehmer der zurückliegenden Synode waren inzwischen gestorben, die Zahl der direkten Zeitzeugen wurde immer kleiner. Fragestellungen, die bereits in Konstanz eine wichtige Rolle gespielt haben, wie etwa das Verhältnis zwischen Papst und Konzil, wurden jetzt, im Kontext des Basiliense, erneut gestellt. In das zeitliche Umfeld dieser Folgesynode gehört daher auch die Entstehung der ältesten Zusammenstellung der Konstanzer Dekrete, die später Eingang in die einschlägigen Konziliensammlungen finden sollte. Das Scheitern des Basiliense und der Sieg des Papsttums über die Konzilsidee ließen dann aber das Interesse am Konstanzer Konzil in den nachfolgenden Jahrzehnten erst einmal deutlich zurückgehen – und mit ihr die Produktion von Constantiensia, von Quellen des Konstanzer Konzils.

Erst mit Erfindung des Buchdrucks machte die Konstanz-Forschung einen entscheidenden Schritt vorwärts. 1483 besorgte der Augsburger Verleger Anton Sorg die früheste gedruckte Ausgabe der Konzilschronik des Ulrich Richental. Nur wenig später erschienen weitere Texte, die in einem direkten, unmittelbaren Zusammenhang zum Konzil standen: Reden, Predigten und Traktate, so 1483 eine erste Teilausgabe der Werke des Theologen Jean Gersons. Konzilsakten im eigentlichen Sinne wurden allerdings erstmals im Jahre 1500 von Heinrich Gran im elsässischen Hagenau verlegt, weitere Druckausgaben dieser Akten lassen sich in rascher Folge an unterschiedlichen Orten 1506, 1510, 1511 und 1514 nachweisen, was auf ein wiederauflebendes Interesse am Constantiense im Kontext der beiden konkurrierenden Konzilien von Pisa II (1511/12) und Lateran V (1512–1517) hinweist.11 1524 fanden diese sog. Hagenauer Akten ihre Aufnahme in die schmale, gerade einmal zwei Bände umfassende Konziliensammlung des Pariser Kanonikus Jacques Merlin (Bd. 2);12 über diese Ausgabe sollten sie in alle später zusammengestellten und immer umfangreicheren Konziliensammlungen gelangen. In vielem stellte die kurz nach der ersten Auflage des Binius (1606 – Bd. 3/2)13 in den Jahren 1608–1612 erschienene Editio Romana ein Novum dar, berücksichtigte diese doch das Constantiense, obwohl es nicht zu den ökumenischen Konzilen gezählt wurde. Abweichend von der Konzilsliste des einflussreichen Kardinals Roberto Bellarmin fand es in dieser offiziösen Sammlung allgemeiner Konzilien seinen Platz, wenn auch außerhalb der Zählung.14 Verglichen mit den älteren Sammlungen enthielt die Editio Romana aber keine neuen Quellen zum Konstanzer Konzil. Mit der Aufnahme in diese Sammlung war jedoch eine weitere intensive Beschäftigung mit der Konstanzer Kirchenversammlung quasi gesichert, selbst wenn ihr der kanonische Charakter als ökumenisches Konzil abgesprochen wurde.

Binius wiederum fand maßgeblich Berücksichtigung in der Konziliensammlung der beiden französischen Jesuiten Philippe Labbé und Gabriel Cossart (1672 – Bd. 12). Über Hardouin und Coleti führte von ihnen eine direkte Linie zu der monumentalen Sammlung des Luccheser Erzbischofs Giovanni Domenico Mansi (1784/85 – Bde. 27/28). Diese mehrfach nachgedruckte Quellensammlung ist bis heute – trotz ihrer bekannten Schwächen – die am meisten verbreitete und damit auch die meist verwendete.15

Ein Meilenstein für die wissenschaftliche Erforschung des Konstanzer Konzils war schließlich die Herausgabe des Magnum Oecumenicum Constantiense Concilium durch den Helmstädter Professor Hermann von der Hardt, ohne Zweifel die wichtigste ältere Quellenpublikation zum Konstanzer Konzil. In sechs schweren Foliobänden erschien dieses monumentale Werk in den Jahren 1697–1700.16 Was war das Neue daran? Mit Ausnahme der Münchner Hofbibliothek hatte der protestantische Gelehrte alle wichtigen Bibliotheken des deutschsprachigen Raumes größtenteils selbst aufgesucht und nach Constantiensia gründlich durchforstet. Seine Funde wiederum fanden Eingang in seine Quellenedition. Ohne zu übertreiben, kann man sagen, dass auf der Basis dieser Publikation ein Großteil aller späteren Forschung fußt.

Eine weitere wichtige Wegmarke bei der Erforschung des Konstanzer Konzils kann mit dem Erscheinen der Acta Concilii Constanciensis (1896–1928) angesetzt werden. Federführend verantwortlich für diese zu großen Teilen aus neuen Funden zusammengestellte vierbändige Quellenedition war der seit 1899 in Freiburg lehrende Mediävist Heinrich Finke. Zum ersten Mal wurde eine Edition vorgelegt, die weitgehend den auch heute noch gültigen Standards historischer Forschung verpflichtet ist, selbst wenn die Publikationsform mit ihren zahlreichen Auslassungen, den berüchtigten drei »…«, nicht durchgängig befriedigen kann.17 Nicht zuletzt leidet darunter der Gebrauchswert der ACC, sofern nicht gleichzeitig auf wichtige Referenzwerke wie etwa die Quellensammlungen von der Hardts und Mansis zurückgegriffen werden kann. – Im Geist des damals in Deutschland vorherrschenden Historismus durchwühlte der katholische Gelehrte die Archive insbesondere in Italien und Spanien, immer auf der Suche nach bislang noch Unentdecktem. Im Archivo de la Corona de Aragón in Barcelona stieß er auf den Briefwechsel zwischen den in Konstanz weilenden Gesandten und der Krone Aragón, der der Forschung einen gänzlich neuen Blick auf das Geschehen in der Konzilsstadt eröffnete. Die Quellen seiner spanischen Funde, die weit über das im Archivo de la Corona de Aragón liegende Material hinausgingen, wurden von ihm zum größten Teil im vierten Band der ACC publiziert. Hervorzuheben sind außerdem die in Band 2 abgedruckten »Tagebücher«, an erster Stelle das des Kardinals Fillastre, die zu einem Stützpfeiler aller späteren Konstanz-Forschung werden sollten. Von überragender Bedeutung ist daneben das umfangreiche Predigtmaterial, das Finke schwerpunktmäßig ebenfalls im zweiten Band der ACC abdruckte und durch ein alphabetisches Verzeichnis für den Benutzer erschloss.

Neben Finkes Acta waren in forschungsgeschichtlicher Hinsicht noch ein paar andere, seit Mitte des 19. Jahrhunderts gemachte Quellenfunde von größerem Wert. Zu erwähnen ist hier insbesondere die reichhaltige Korrespondenz der Wiener Konzilsgesandten mit ihrer Universität18, außerdem die Briefsammlung des Deutschen Ordens19 sowie verschiedene Quellenbestände reichsstädtischer Herkunft (Regensburg, Nürnberg20). Gedruckt wurde nun auch das Concilium Constantiense des Andreas von Regensburg sowie die Denkwürdigkeiten des Eberhart Windecke.21 Tschechische Forscher machten sich verdient um die Aufarbeitung zentraler ›Hussitica‹ -Bestände.22 Dazu kommen die nicht weniger reichen Funde aus italienischen Archiven, aus Florenz, Siena und Venedig,23 die hier aber nicht im Einzelnen aufgeschlüsselt werden können. – Eine lange vernachlässigte Fundgrube für die Konzilserforschung stellen zudem die vielen Sermones* bzw. Predigten dar, die teilweise bereits in älteren Quellensammlungen abgedruckt waren, allerdings häufig in nur bruchstückhafter oder – nach heutigen Vorstellungen – unzulänglicher Form. Seit Kurzem liegt zu ihrer Erschließung ein wichtiges Hilfsmittel in einem von den einschlägig ausgewiesenen Amerikanern Phillip H. Stump und Chris Nighman zusammengestellten, benutzerfreundlichen Verzeichnis vor,24 das den Anstoß für weitere Forschungen geben sollte. Auch zur Reformfrage erschienen zuletzt wichtige Quelleneditionen: Stump ordnete dazu das Material aus den Reformkommissionen des Konzils neu und ergänzte es um weitere Stücke; Jürgen Miethke veröffentlichte (zusammen mit Lorenz Weinrich) eine Reihe Reformtraktate und -vorschläge, die die Diskussionen auf dem Constantiense beeinflusst hatten bzw. diese widerspiegeln.25 Ein bislang nur wenig ausgewertetes Feld stellt dagegen die deutschsprachige, zumeist literarische Textproduktion im Umfeld des Konzils dar, soweit man von den beiden »Leuchttürmen«, der Chronik Richentals und den Liedern des Oswald von Wolkenstein26 absieht. Die insgesamt noch unbefriedigende Editionslage korrespondiert dabei mit einer bescheidenen Aufarbeitung, jedenfalls soweit es die Relevanz dieser Texte für das Konzil betrifft.27

Auch wenn für die Zukunft die eine oder andere Entdeckung von Einzeldokumenten oder kleineren Quellenbeständen nicht auszuschließen ist, so dürfte das grundlegende Material zur Rekonstruktion des Konzils heute aller Wahrscheinlichkeit nach bekannt sein.

Anders sieht es allerdings mit der Wahrnehmung des Konzilsereignisses aus: Neue Perspektiven und Fragestellungen, mit denen die bekannten Quellen konfrontiert werden, ebenso veränderte methodische Zugriffe auf das vorliegende Basismaterial können hier durchaus den Blick für Neues eröffnen und zur Korrektur bisheriger Einschätzungen führen. Entsprechend werden auch künftige Generationen das Constantiense mit eigenen Augen sehen und ihre Geschichte des Konstanzer Konzils schreiben. Eine abschließende und letztgültige Geschichte dieser Kirchenversammlung wird es nicht geben können.

Was für die Forschung grundsätzlich gilt, gilt in noch höherem Maß für die Interpretation und Beurteilung der Ereignisse. Diese fanden nie im wertfreien Raum statt, das Erkenntnisinteresse am Constantiense wurde immer auch von den Werten und Voreinstellungen der jeweiligen Autoren geleitet und war von den zeitgenössischen Debatten und den gerade aktuellen Ereignissen mehr oder weniger stark beeinflusst. Zeigen lässt sich dies exemplarisch an der Interpretation des Konstanzer Dekrets Haec Sancta, mit dem das Konzil auf die Situation nach der Flucht Papst Johannes’ XXIII. reagierte. Haec Sancta stand – vor allem für die theologisch bzw. kirchenhistorisch ausgerichtete Forschung – gleichsam stellvertretend für das Constantiense; umgekehrt wurde das Konzil bis in die Gegenwart häufig nur noch durch eine Blickverengung auf das kontroverse Dekret wahrgenommen. Alles andere trat dahinter zurück. Im Kontext der jeweils geführten Diskussionen über die Stellung des Konzils vor dem Hintergrund des aktuellen Geschehens und zu Fragen der Ekklesiologie und Kirchenverfassung im Allgemeinen wurde das Constantiense dabei oftmals aus seinem historischen Zusammenhang herausgerissen und für die gerade ausgefochtene Auseinandersetzung instrumentalisiert.

Ein solches Schlüsselereignis für die Rezeption des Constantiense war die Einberufung des Zweiten Vatikanums am 25. Januar 1959. Schon zuvor hatte der Roncalli-Papst durch seine Namenswahl als »zweiter« Johannes XXIII. die Legitimität seines auf dem Konstanzer Konzil abgesetzten Namensvorgängers Baldassare Cossa ex cathedra in Frage gestellt, ohne aber die »historische Streitfrage autoritativ entscheiden zu wollen«.28 Dass Roncallis Namenswahl wie die bald darauf erfolgende Konzilseinberufung theologische Konsequenzen haben würde, wurde schnell klar. Jedenfalls geriet das Dekret Haec Sancta, das für das Verhältnis von Papsttum und Konzil als einschlägig angesehen wurde, in den Fokus der Forschung. Die wiedergewonnene Aktualität des Constantiense, vor allem aber dessen perspektivische Verkürzung auf die Interpretation von Haec sancta spiegelt der 1965 entstandene Forschungsbericht des Freiburger Kirchenhistorikers August Franzen zum Konstanzer Konzil wider:29 Allein zwei Drittel des Aufsatzes sind nahezu ausschließlich dieser Thematik gewidmet.

So lässt sich denn in den frühen 1960er Jahren »eine [deutliche] Verschiebung der Forschung vom Historischen zum Theologischen« beobachten.30 Der Eindruck, dass es sich dabei bei manch einem Autor eher um einen Stellvertreterkampfplatz handelte, in Wirklichkeit aber – versteckt im historischen Gewand – um tagesaktuelle Zielsetzungen ging, ist indes nur schwer zu zerstreuen. Zweifellos gilt dies für die Arbeiten von H. Küng, P. de Vooght, G. Alberigo bis hin zu W. Brandmüller, um nur einige der Autoren zu nennen, die mit ihren Arbeiten ein lebhaftes und bisweilen überaus kontroverses Echo auslösten. Allesamt einflussreiche Theologen und in der Mehrzahl auch ausgewiesene Kirchenhistoriker standen ihre Namen für sehr unterschiedliche, ja gegensätzliche Positionen.31 Ihre vornehmlich theologisch inspirierten Arbeiten zur Interpretation und Wertung von Haec Sancta sowie die in jenen Jahren zum Thema ›Konziliarismus‹ entstandenen Werke lassen die unter Zuhilfenahme der kirchlichen Tradition geführten Diskussionen im Umfeld des Zweiten Vatikanums (1962–1965) ebenso deutlich erkennen wie sie die kirchenpolitischen Positionen ihrer streitbaren Autoren sichtbar machen.32 Allerdings ist der Erkenntniswert dieser Arbeiten für die Erforschung des Konstanzer Konzils trotz des erheblichen Aufwands an Scharfsinn und Gelehrsamkeit als eher gering zu veranschlagen.33

Für die Wiederbelebung der Erforschung der spätmittelalterlichen Konzilien war die damalige Diskussion trotzdem von unabschätzbarer Bedeutung. Gerade W. Brandmüller ist es durch die Schaffung eines organisatorischen und finanziellen Rahmens gelungen, der Konzilsforschung insgesamt einen wichtigen Impuls zu geben.34 Die Arbeiten von H. Müller, J. Helmrath, A. Frenken u. a. sind in diesem Kontext zu verorten.

Eine deutlich längere Halbwertzeit für die wissenschaftliche Erforschung des Konstanzer Konzils als die stark ideologisierte »Haec Sancta-Diskussion« der 1960er Jahre hatte die bereits in den 1940er und 1950er Jahren insbesondere im anglo-amerikanischen Bereich verstärkt einsetzende kanonistische Forschung. Es dürfte an dieser Stelle ausreichen, die Namen Walter Ullmann und Brian Tierney zu nennen, die Bahnbrechendes für die Erforschung des Schismas und seiner Beendigung geleistet haben. Ullmann trug entscheidend dazu bei, die durch das Konstanzer Konzil aufgeworfene Problematik der Papstabsetzung aufzuhellen, indem er auf die kanonistische Entwicklung seit dem Hochmittelalter verwies: Kanonisten* des 14./15. Jahrhunderts konnten eine Reihe von Umständen herausarbeiten, unter denen der Rücktritt, aber auch die Absetzung eines Papstes prinzipiell denkbar sind. Damit verlor der Konziliarismus den ihm bis dahin anhaftenden Geruch von Häresie.35 Allerdings gewann diese in der kanonistischen Überlieferung zunächst nur theoretisch angelegte Möglichkeit erst im Kontext des nicht enden wollenden Schismas und der nahezu aussichtslos erscheinenden Versuche, die Spaltung doch noch zu überwinden, eine ungeahnte Aktualität. Einer der Wegbereiter war Francesco Zabarella, dessen enorme Bedeutung für die Überwindung des Schismas zunehmend erkannt wurde.36

Weit weniger als bei den Theologen wurde das Forschungsinteresse dezidiert historisch ausgerichteter Wissenschaftler von den jeweils aktuellen Auseinandersetzungen im kirchlichen Raum berührt. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt ihr Augenmerk zunächst einer systematischen Verbreiterung der Quellengrundlage für die Erforschung des Konstanzer Konzils. Erst danach sollte es dann – so die Vertreter historistisch orientierter Forschung – möglich sein, eine wertfreie Geschichte des Konstanzer Konzils zu schreiben. Nicht die Interpretation und Wertung sollte im Vordergrund stehen, sondern die schiere Präsentation des Materials, das – im idealen Fall – für sich selbst sprechen und sich selbst erklärend sein sollte. Dieser selbstgesetzte Anspruch macht diese Arbeiten trotz aller gegen sie vorzubringender Kritik nicht überflüssig; sie sind auch heute noch eine reichhaltige Fundgrube für Informationen aller Art.

Neben Heinrich Finke ist in diesem Zusammenhang auf den Wiener Historiker Joseph von Aschbach und seine Geschichte Kaiser Sigmunds (1838–1845) hinzuweisen, der für die darin enthaltene Darstellung des Konstanzer Konzilsgeschehens systematisch Frankfurter und Wiener Archivalien ausgewertet hat.37 Diesem Ansatz, auf der Basis neu erschlossener Quellen historiographische Werke zu schreiben, folgte einige Jahrzehnte später ein Kreis deutschsprachiger katholischer Forscher, die sich ihren Ruf in der Wissenschaft und ihre Anerkennung in der damaligen akademischen Welt erst mühsam erkämpfen mussten. Gebrandmarkt durch die vermeintliche Inferiorität katholischer Wissenschaftler im preußisch-protestantischen Deutschland, versuchten sie im Gegenzug mittels ihrer streng dem Historismus verpflichteten Forschung, durch Auffinden neuer Quellen und quellennaher Analyse »unter möglichst weitgehender Hintansetzung eigener Wertvorstellungen die historische Wahrheit zu erschließen«. Der bereits genannte Freiburger Mediävist Finke, der durch sein unermüdliches Suchen und Aufspüren von Constantiensia die Quellengrundlage für die weitere Erforschung dieser Kirchenversammlung erheblich verbreitern konnte, ist eine der markantesten Verkörperungen dieser Forschungsausrichtung.38 Die von ihm erhoffte und auch mehrfach angekündigte Gesamtdarstellung hat Finke allerdings nicht geschrieben.

Aller Selbsteinschätzung zum Trotz war die wissenschaftstheoretisch und methodisch dem Historismus verpflichtete Forschung keineswegs wertfrei und nicht weniger erkenntnisgelenkt wie andere Forschungsrichtungen, was sich nicht zuletzt bei Finke selbst zeigen lässt. Aufgewachsen in der Kulturkampfzeit und geprägt von der Vorstellung der katholischen Unterlegenheit ging es ihm – hierin in der Nachfolge Johannes Janssens stehend und ähnlich dem Zeitgenossen, dem Papsthistoriker Ludwig von Pastor – um den Nachweis, dass das Spätmittelalter nicht als eine Epoche des Niedergangs und des von der protestantischen Geschichtsschreibung oftmals kolportierten Verfalls der spätmittelalterlichen Kirche zu interpretieren ist, dem erst die Reformation und Luther eine Wendung zum Besseren entgegensetzen konnten.39 Daher war es sein Anliegen, die dieser Epoche vorhergehende Zeit, das »Zeitalter der Vorreformation«, wie er diesen Zeitabschnitt bezeichnenderweise benannte, gründlich aufzuarbeiten und daran die einseitig verengte Interpretation der damals vorherrschenden Forschung protestantischer Provenienz aufzuzeigen. Das Konstanzer Konzil war in diesem Kontext nur ein, wenn auch sehr wichtiges Bruchstück. Insofern überrascht es nicht, dass die Erforschung des Constantiense zu einem wichtigen Thema vor allem der deutschen Historiografie geworden war.

Nach Finkes Tod (1938) kam, trotz seiner großen Schülerschar, die historische Forschung zum Constantiense weitgehend zum Erliegen. Über die Gründe mag man spekulieren. War mit der Konzilsforschung, zumindest außerhalb der Theologie, keine Reputation mehr zu gewinnen? Symptomatisch war die Distanz der Profanhistoriker zu diesem Gegenstand noch auf der ersten Reichenauer Tagung des die deutsche Mediävistik repräsentierenden Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte (1964) zu spüren, die – zumindest auf den ersten Blick – dem Konzil gewidmet war. Geschickt die Aufmerksamkeit des Jubiläumsjahres ausnutzend, war die Intention der Veranstaltung jedoch eine völlig andere, als sie zu suggerieren schien. Ganz deutlich machte dies bereits der Leiter des Arbeitskreises, Th. Mayer, in seinem Vorwort zum Tagungsband: »Es geht hier nicht um das Konzil selbst, sondern um die Welt, in der es stattfand.«40

Die zunehmende Distanz zwischen der historischen Erforschung und der theologisch inspirierten Beschäftigung mit dem Constantiense – wie sie nach außen stärker wahrgenommen wurde, als sie es wohl tatsächlich war – schlug sich in den beiden von H. Boockmann und R. Bäumer gehaltenen, geradezu paradigmatischen Vorträgen auf dem 29. Historikertag in Regensburg (1972) nieder.41 Nicht nur in den Personen der Vortragenden, auch thematisch machten diese beiden Vorträge sichtbar, wie stark die Konstanz-Forschung, zumindest im deutschsprachigen Raum, zwischen Kirchen- und Profanhistorikern in den vorangegangenen Jahrzehnten auseinandergedriftet war. Ein wenig später erschienener, gleichfalls von R. Bäumer in der Reihe »Wege der Forschung« herausgegebener Aufsatzband (1977) versuchte indessen die beiden Seiten wieder stärker zusammenzuführen.42 Geradezu auffällig war allerdings das spärliche Interesse, das dieser Band unter Rezensenten gefunden hat – ein klares Indiz für die Abwendung der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vom Thema »Konstanzer Konzil« in den 1970er und 1980er Jahren, zumindest im deutschsprachigen Raum.

Angesichts des Fehlens einer umfassenden, aus den Quellen erarbeiteten Darstellung kam den verschiedenen Handbuchbeiträgen, die seit dem späteren 19. Jahrhundert erschienen, eine immens wichtige Rolle zu. Sind sie es doch, die in einem hohen Maß das Bild des Konstanzer Konzils in weiten Kreisen der Fachwissenschaften wie der interessierten Öffentlichkeit geprägt haben. Ohne einen Anspruch auf enzyklopädische Vollständigkeit anstreben zu wollen, seien einige der verbreitetsten deutschsprachigen Handbuchbeiträge erwähnt und in ihrer Bedeutung für die Konstanz-Forschung kurz charakterisiert.43 Am Anfang steht die Darstellung Hefeles,44 die Anfang des 20. Jahrhunderts in französischer Übersetzung weit über den deutschsprachigen Raum hinaus ihre Wirkung entfaltete. Lange Zeit war »der Hefele« schlechthin die Referenzquelle für die Konzilshistoriographie. Für den deutschsprachigen Raum sind die von den beiden Finke-Schülern Hollnsteiner und Heimpel stammenden Beiträge zu nennen. Heimpels Darstellung in L. Justs Handbuch der Deutschen Geschichte ist allerdings infolge seiner Konzeption für ein nationalgeschichtliches Werk im Wesentlichen verkürzt auf die deutsche Perspektive, ebenso wie auch die Beiträge Baethgens und zuletzt Boockmanns in den unterschiedlichen Auflagen von Gebhardts Handbuch der deutschen Geschichte, dem Pendant zu dem von L. Just verantworteten Handbuch.45 Einen wichtigen Platz nahm darüber hinaus in der breiteren Wahrnehmung der Beitrag K.A. Finks in dem von H. Jedin herausgegebenen Handbuch der Kirchengeschichte ein.46

Den gewaltigen Fortschritt, den die Konstanz-Forschung in den letzten beiden Jahrzehnten gemacht hat, spiegelt der vor wenigen Jahren erschienene Beitrag J. Helmraths im Rahmen eines dezidiert kirchenhistorischen Handbuchs wider. Der von dem ausgewiesenen Basiliense-Experten verfasste, konzis informierende und schlüssig wertende Handbuchabschnitt zeigt die perspektivische Veränderung bzw. -erweiterung der aktuellen Forschung ebenso wie den in der jüngeren Vergangenheit erzielten Erkenntnisfortschritt in aller Deutlichkeit. Gerade im direkten Vergleich mit den älteren Arbeiten von Hollnsteiner und Fink wird dieser Gewinn erst richtig sichtbar.47 Ähnliches gilt für den von H. Boockmann und J. Dormeier neu-verfassten Abschnitt in der jüngsten Auflage des Gebhardt.48

In der Rückschau scheinen die letzten Jahre vor der Jahrtausendwende einen erneuten Einschnitt bei der Erforschung des Constantiense zu markieren, was sich in einigen markanten Veröffentlichungen widerspiegelt. Damals erschien zunächst die nach mehr als zwei Jahrhunderten erste aus den Quellen erarbeitete Gesamtdarstellung aus der Feder des katholischen Theologen Walter Brandmüller,49 nachdem der Autor kurz zuvor mit ähnlicher Schwerpunktsetzung bereits in seinen Lexikonartikeln für die Theologischen Realenzyklopädie (1990) und das Lexikon des Mittelalter (1991) einen knappen Überblick über das Konzil gegeben hatte.50 Dieses Werk bezeichnete insofern einen Epocheneinschnitt, als der damalige Augsburger Kirchenhistoriker das ihm bekannte Material in seiner ganzen Breite in seine zweibändige Monographie einzubeziehen suchte. Fakten und die Chronologie des Geschehens werden in übersichtlicher Form präsentiert, unterschiedliche Stimmen kommen zu Wort. Gleichzeitig steht er aber mit seinem bewusst gewählten theologischen Ansatz, der das Geschehen aus einer (römisch-)katholischer Sicht bewertet, noch ganz in der Tradition der Auseinandersetzungen rund um das Zweite Vatikanum. Die dadurch zwangsläufig gegebene Verengung des Blickwinkels wurde daher mehrfach von der Kritik moniert.51 Nicht zuletzt aufgrund eigener Quellenfunde in italienischen Archiven hatte sich Brandmüller zudem dafür entschieden, das Konzil aus einer »italienischen« Perspektive zu beschreiben. Damit stellte er der seit Finke dominierenden Darstellung aus spezifisch »deutscher« Sicht eine kontrastierende gegenüber: »Deutschland war nun einmal nicht das Zentrum der Ereignisse, wenngleich Konstanz eine deutsche Stadt war«.52 Mit diesem Perspektivenwechsel, der für die Vorgeschichte des Konzils mit durchaus einleuchtenden Gründen vorgenommen wurde, gelang es ihm dennoch nicht, alle seine Kritiker zu überzeugen.53 Als Gesamtdarstellung bleibt dieses Werk jedoch – trotz aller kritischen Einwände – unverzichtbar und vorläufig auch unerreicht.

Zeitgleich mit dem Erscheinen von Brandmüllers Arbeit lassen sich in den 1990er Jahren Impulse für eine andere Rezeption des Constantiense erkennen. Neue Ansätze historischer Grundlagenforschung, die auch einige der jüngeren Arbeiten zum Konzil befruchteten, haben in der aktuellen Konstanz-Forschung sichtbare Spuren hinterlassen. Als »Brennpunkt der Weltgeschichte«, wie die Kirchenversammlung bezeichnet wurde, wurde sie nun zu einem »polyvalenten« Ereignis, das weit über die engeren Grenzen der historischen Konzilienforschung ein neues Interesse bei einer wachsenden Zahl auch jüngerer Forscher weckte. Ihr Forschungsfeld erstreckte sich von den – mitunter als Außenpolitik apostrophierten – internationalen Beziehungen zwischen Herrschern und Reichen bis hin zur Geschichte der Diplomatie und des Gesandtschaftswesen. Prosopographische Forschungen, die den personellen und ideellen Verknüpfungen der Teilnehmer und der Bildung von Netzwerken nachgingen, fanden mehr Aufmerksamkeit. Ein gesteigertes Interesse galt der Kommunikation und der Nachrichtenübermittlung, wie auch die öffentliche Wahrnehmung des Konzilsgeschehens stärker in den Fokus der Forschung rückte. Zunehmend weitete sich der Blick. Über das engere Konzilsgeschehen – sozusagen seine Primärfunktion – hinaus richtete er sich auf all das, was rund um die Kirchenversammlung geschah und als bemerkenswert erachtet wurde. Nicht zuletzt wurde das Konstanzer Konzil damit auch zu einem fruchtbaren Spielfeld der Zeremonial-, Ritual- und Kommunikationsforschung.

Zwei erst kürzlich publizierte Beiträge zeichnen gleichermaßen die Grundprobleme und die sich abzeichnenden Tendenzen der gegenwärtigen Forschung nach. Bei dem einen Werk handelt es sich um Heribert Müllers in der Enzyklopädie Deutscher Geschichte erschienenen Band »Die kirchliche Krise des Spätmittelalters«, der in knappen Zügen und klaren Akzentuierungen ein Bild des aktuellen Forschungsstands zum Constantiense nachzeichnet.54 Der zweite ist ein Vortrag der Freiburger Mediävistin Birgit Studt, dessen programmatischer Titel lautete: »Das Konstanzer Konzil und die gegenwärtige Forschung«.55 In diesem Vortrag benennt B. Studt vier Schwerpunkte, auf die sich die aktuelle Forschung konzentriert: 1. Das Konstanzer Konzil als Ereignis – Geschehen und Geschichte, 2. Die Wahrnehmung des Konstanzer Konzils in der zeitgenössischen Historiographie, 3. Politik und Ritual, und 4. Das Konzil als politische Versammlung. Gewiss umfasst dies nicht alles und jedes, was in den letzten Jahren zum Konstanzer Konzil publiziert wurde; Schwerpunktbildungen werden allerdings umso klarer herausgearbeitet.

Trotz des Schließens mancher Forschungslücke, die noch bestehenden Defizite und Desiderate werden vor allem dann deutlich, wenn man die jüngere Erforschung des Constantiense mit der des Basler Konzils vergleicht, welche in den letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwung erlebte. So sei beispielhaft darauf hingewiesen, dass es eine systematisch angelegte Studie, die nach der synodalen Praxis fragt, für Konstanz nach wie vor nicht gibt. Selbst Vorstudien dazu sind bislang Mangelware.56 Wenn H. Müller hofft, dass die 600-Jahrfeier des Konzils auch für neue wissenschaftliche Aktivitäten Anlass genutzt wird, so lässt sich dem nur beipflichten.

Abschließend bleibt noch festzuhalten, dass im Rahmen dieses knappen Überblicks zum Gang der Forschungsgeschichte die Nennung mancher wichtiger Arbeiten zu Einzelaspekten der Konstanzforschung, zu Detailfragen etc. unterbleiben musste. Dies sagt natürlich noch nichts über deren Wert und deren Bedeutung für die Forschung aus. An passender Stelle wird darauf hinzuweisen sein, wobei Lücken aufgrund des beschränkten Gesamtumfangs dieses Bands nahezu unvermeidlich sind. Der Anspruch enzyklopädischer Vollständigkeit, der über die Aufnahme aller dieser Arbeiten in die Bibliografie hinausgeht, kann nicht das Ziel dieser Arbeit sein. Das Spektrum der Konstanzforschung in seiner ganzen Breite auch nur annähernd abzubilden, ist im Rahmen dieser knappen Übersicht nicht zu leisten.

1    H. Heimpel monierte in diesem Zusammenhang eine »manifeste »Bildlastigkeit« der älteren Richental-Forschung« (wiedergegeben nach Buck, Chronik S. XV mit Anm. 13). Zur Bedeutung der Bilder vgl. Thomas Cramer, Bilder erzählen Geschichte. Die Illustrationen in Ulrich Richentals Chronik als Erzählung in der Erzählung, in: Harald Haferland – Michael Mecklenburg (Hg.), Erzählungen in Erzählungen. Phänomene der Narration in Mittelalter und Früher Neuzeit, München 1996, 327–349; zuletzt: Buck, Figuren, Bilder, Illustrationen 411–443. – Zur Chronik allgemein: »Ulrich von Richenthal, Chronik des Konstanzer Konzils, http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_04485.html, 2013–03-04«.

2    Einen profunden Überblick über den aktuellen Forschungsstand gibt: Buck, Chronik S. XIII–LIII [Kap. »Zur Konzilschronik Ulrich Richentals«]. Ob die angenommene »Urfassung« überhaupt existiert bzw. in welcher Form sie vorgelegen hat, ist nicht eindeutig geklärt.

3    Verzeichnis der Handschriften zuletzt in Buck, Chronik S. LVIIIf. – Zur Bearbeitung: Gisela Wacker, Ulrich Richentals Chronik des Konstanzer Konzils und ihre Funktionalisierung im 15. und 16. Jahrhundert. Aspekte zur Rekonstruktion der Urschrift und zu den Wirkungsabsichten der überlieferten Handschriften und Drucke, (Diss.) Tübingen 2002 [»w210.ub.uni-tuebingen.de/volltexte/2002/520/pdf/Band_1.pdf«].

4    Thomas Martin Buck, Zur Geschichte der Richental-Edition, in ZWLG 59 (2000) 433–448.

5    Vgl. Buck, Chronik 3 Anm. 3. Ein Faksimile-Druck dieser im Konstanzer Rosgartenmuseum aufbewahrten Handschrift ist – pünktlich zu den aktuellen Feierlichkeiten – unlängst erschienen (zitiert als: Richental-Faksimile).

6    Zum Ereignisbegriff vgl. Rathmann, Geschehen; Ders., Schlacht 51–56.

7    Matthiessen, Richentals Chronik 71–191, 323–455; vgl. auch Dieter Mertens, Art. »Richental, Ulrich«, in: VL2 8 (1992) 55–60. – Als einstiger clericus Constantiensis war er allerdings durchaus an religiösen und liturgischen Fragen interessiert, worauf zuletzt Maurer, Städtisches Ereignis 149–172, hier 162, hingewiesen hat.

8    COD¾ 438 f.

9    Cod¾ 408 f.; dazu Ansgar Frenken, Art. »Sacrosancta«, in: LexMA 7 (1995, ND 2002) 1248 f. Zuletzt Decaluwé, Three Ways 122–139.

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