Aus dem Französischen übertragen
von Maren Illinger
KOSMOS
Umschlagillustration: Carolin Liepins, München
Innenillustration: Josée Tellier, Montreal
Umschlaggestaltung von init. büro für Gestaltung, Bielefeld
Titel der französischen Originalausgabe:
Le journal d‘Aurélie Laflamme, Les pieds sur terre
© 2011 Les Éditions des Intouchables, Montreal, Quebec, Kanada
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© 2016, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-15012-2
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Für meine Schwester,
das schönste Geschenk,
das meine Eltern mir gemacht haben.
Ich schwebe. Ich genieße diesen Augenblick der Schwerelosigkeit, kurz bevor die Füße zurück auf den Boden kommen, in dem man glaubt zu fliegen.
Ich hüpfe. Das liebe ich. Hüpfen sollte als offizielles Fortbewegungsmittel anerkannt werden. Es ist schneller als Gehen. Und viel angenehmer als Rennen. O.k., zugegeben, für Februar ist es nicht die praktischste Art, sich fortzubewegen. Wenn es kalt und der Schnee überfroren ist, kann man leicht ausrutschen. Und wenn es taut, spritzt man sich Strümpfe und Hosenbeine mit Schneematsch voll.
Trotzdem liebe ich es, zu hüpfen. Leider ist es nicht wirklich, äh, gesellschaftlich akzeptiert, wenn man älter als sechs ist. Und sechs ist schon großzügig bemessen. Mit sechs geht man in die erste Klasse, lernt lesen und ist also schon »groß«. Und wenn man offiziell »groß« ist, darf man nicht mehr hüpfen. Dabei ist Hüpfen ein super Sport! 1) macht es Spaß und 2) ist es ideal, um Herz und Kreislauf zu trainieren. Ich könnte es mir glatt als olympische Sportart vorstellen. Es käme darauf an, so hoch wie möglich zu hüpfen und dabei so schnell wie möglich voranzukommen. Ich persönlich habe beim Hüpfen in diesem kurzen Augenblick, wenn meine Füße nicht den Boden berühren und ich in der Luft schwebe, das Gefühl, die Gesetze der Schwerkraft auszuhebeln. Es ist nur ganz wenig Schwung nötig, um erneut in die Luft zu fliegen. Ich verstehe echt nicht, warum man dabei angestarrt wird, als hätte man nicht alle Tassen im Schrank.
Ich fände es cool, auf einem Planeten zu leben, wo alle ganz selbstverständlich durch die Gegend hüpfen. Es gäbe Leute, die gehen, Leute, die rennen, und Leute, die hüpfen. Es wäre ganz normal. Ganz natürlich. Niemand würde sich wundern. Super ist außerdem an der Hüpferei (o.k., es gibt noch keinen offiziellen Begriff, ich habe ihn erfunden und werde versuchen, ihn ins Wörterbuch zu schleusen, sobald ich dem Rest des Planeten beigebracht haben, dass Hüpfen eine großartige Sportart ist), dass man es ganz automatisch tut, wenn man glücklich ist und vor Freude übersprudelt. Und wenn man nicht glücklich ist oder gerade ein Energietief hat, sorgt das Hüpfen wieder für gute Stimmung. Echt jetzt, wer bitte hat beschlossen, dass es sonderbar ist zu hüpfen, wenn man älter ist als fünf oder sechs? Diese Person, die sich die gesellschaftlichen Regeln ausgedacht hat, war echt lahm!
Es schneit. Ich komme gerade vom Babysitten bei unseren Nachbarn. Und ich hüpfe. Bis zu unserem Haus. Weil mich niemand sehen kann. Dann darf man schließlich hüpfen. Ich muss an Victor denken, den Sechsjährigen, auf den ich aufgepasst habe. Ich habe ihm bei den Hausaufgaben geholfen und er hat mir anvertraut, dass er Schwierigkeiten in der Schule hat. Ich habe ihm verraten, dass ich auch manchmal Schwierigkeiten in der Schule habe und dann immer denke, man habe mir versehentlich Eichhörnchenneuronen eingepflanzt. Er hat mich angesehen, den Kopf schief gelegt und gefragt:
»Was sind Eichhörnchenmormonen?«
Ich: »Neuronen. Das sind sozusagen die Zellen in unserem Gehirn, die machen, dass es funktioniert. Weil ich nicht so toll in der Schule bin. Deshalb habe ich das Gefühl, dass ich das Gehirn eines Eichhörnchens habe.«
Er (noch immer mit schief gelegtem Kopf, schulterzuckend): »Aber Eichhörnchen sind doch schlau!«
Da habe ich erkannt, einfach so, peng, dass im Leben alles auf den Standpunkt ankommt. Für mich sind Eichhörnchen einfach bescheuert. Sie denken nur daran, Eicheln zu sammeln und für den Winter zu verstecken (ich glaube ja, sie vergessen, wo sie sie versteckt haben, aber gut, das ist meine persönliche Meinung, ich habe keine umfassenden Eichhörnchenstudien betrieben, um diese Theorie belegen zu können), und sie erwarten, dass man sie füttert, und wenn man es nicht tut, werden sie aggressiv und sehen so aus, als wollten sie sich gleich auf einen stürzen (deshalb glaube ich auch, dass sie vergessen, wo sie ihre Eicheln versteckt haben). Für Victor sind Eichhörnchen aus denselben Gründen intelligent, eben weil sie Eicheln sammeln, für den Winter aufheben und dann die Menschen davon überzeugen, sie zu füttern, damit sie ihre Vorräte nicht wiederfinden müssen.
Es ist also alles eine Frage der Sichtweise.
Aber das ist nicht der Grund, warum ich hüpfe. Denn trotz der hohen Meinung, die mein sechsjähriger Nachbar von Eichhörnchen hat, werden mich diese Tiere niemals zum Hüpfen verleiten. Ich hüpfe einfach so, ohne Grund, weil es mir als die beste Art der Fortbewegung erscheint, wenn niemand zuguckt.
Ich halte inne, weil mein Handy in meiner Hosentasche vibriert. In letzter Zeit mache ich mir jedes Mal Sorgen, wenn mein Handy vibriert, weil ich Angst habe, dass etwas mit meiner Mutter ist. Schließlich ist sie schwanger. Ich habe immer Angst, dass ihr etwas passiert ist, dass es dem Baby nicht gut geht oder dass … (keine Ahnung, wie ich diesen Satz beenden soll, weil mein Schwangerschaftswissen begrenzt ist). Klar, meine Mutter hat diese ganzen Schwangerschaftsbücher und ich könnte schon jetzt eine vorbildliche große Schwester sein und mehr über das Thema lesen. Aber ich habe keine Lust. Und außerdem hatte ich in letzter Zeit so viel um die Ohren. Es rückt nicht nur das Ende des Schuljahrs näher, sondern auch das Ende meiner gesamten Schulzeit. Es ist echt zeitaufwendig, sich auf die Schule zu konzentrieren. Seit die Ferien vorbei sind, hatte ich kaum eine Minute für mich.
Und auch die Weihnachtsferien waren nicht gerade erholsam. Tommy, mein Ex-Nachbar/bester Kumpel, hatte beschlossen, zurück zu seiner Mutter zu ziehen, fünf Stunden weit weg! Nur weil wir uns gestritten hatten und ich ihm – Kleinigkeit – gesagt hatte, dass mein ganzes Pech in Liebesangelegenheiten seine Schuld sei. O.k., doch keine Kleinigkeit. Mein Mund war eben schneller als meine Gedanken. Ich war wütend. Und litt vermutlich unter nicht eingestandenem Liebeskummer. Wegen Nicolas. Meiner ersten großen Liebe. Das erste Mal hat er mit mir Schluss gemacht, weil Tommy mich geküsst hat (ohne meine Einwilligung, darauf bestehe ich). Höchstens drei Sekunden lang. Aber – noch so eine Kleinigkeit – drei Sekunden, die über den Sender MusiquePlus im Fernsehen ausgestrahlt wurden. Ein Jahr und ein paar Zerquetschte später hat Nicolas es geschafft, über dieses (wie gesagt, total unbedeutende) Ereignis hinwegzukommen. Aber er hatte nach wie vor Probleme mit meiner (ich betone, rein freundschaftlichen) Beziehung zu Tommy. Er hat mich gebeten, weniger mit ihm befreundet zu sein. Und ich habe es wirklich versucht. Ich schwöre. Ich habe es versucht. Sehr. Aber Tommy ist einfach mein bester Freund. Der mich versteht, trotz meiner Schwächen. Und der meine Stärken noch stärker macht. Ich habe es also nicht geschafft. Ich musste Nicolas sagen, dass ich seine Forderung nicht erfüllen kann. Nicolas hat das nicht akzeptiert. Also haben wir uns getrennt. Seit diesem Tag spüre ich, dass Nicolas nicht für mich gemacht ist. Nicht, weil er fies ist oder so. Sondern weil er mich nicht akzeptiert, wie ich bin, mit allem, was dazugehört, eben auch einem superguten Freund. Aber in einem, sagen wir mal, emotionalen Moment meines Lebens bin ich explodiert und habe zu Tommy ein paar blöde Sachen gesagt, unter anderem, dass er an mehreren meiner gescheiterten Beziehungen schuld sei. Er hat meine Worte ernst genommen (ohne die extrem dramatische Seite meiner Persönlichkeit in Betracht zu ziehen). Er hat also beschlossen, in den Weihnachtsferien zurück zu seiner Mutter zu ziehen, die in einer anderen Stadt wohnt, die sehr (viel zu) weit weg ist. Als ich ihn gebeten habe zurückzukommen, hat er gesagt, da müsse ich ihn schon abholen. Nichts leichter als das! Ich habe den Bus genommen und bin sofort hingefahren!
Er war ziemlich verblüfft, als ich gekommen bin. Ich hatte ihm ja gesagt, ich würde kommen, aber er hatte nicht geglaubt, dass ich es wirklich tun würde. (Hallo?!?!)
Ich habe Tommy vom Handy aus angerufen und ihm gesagt, dass ich in seiner Heimatstadt (alias dem anderen Ende der Welt) angekommen sei und am Busbahnhof auf ihn warte.
Er sagte, er würde mich mit seiner Mutter abholen.
Als er kam, bin ich ihm sofort um den Hals gefallen. Und ich habe mich in Entschuldigungen für alles verstrickt, was ich zu ihm gesagt hatte. Schreckliche Dinge. Schlicht und ergreifend. Die ich nicht wirklich so gemeint habe.
Er: »Mir tut es auch leid …«
Ich: »Du musst dich doch nicht entschuldigen, also echt! Ich bin die Schurkin in dieser Geschichte!«
Er: »Das sagst du jetzt, aber … wenn ich dir wieder alles verderbe …«
Ich: »Wir vergessen das, o.k.? Du verdirbst gar nichts. Außer wenn du hierherziehst. Dann verdirbst du alles!« (Ich habe mich umgeschaut.) »Ist deine Mutter da? Nicht, dass sie traurig wird, wenn sie mich hört … Das wäre kein guter Start für unsere Beziehung … Außerdem liegt es nicht an dieser Stadt, sondern nur …«
Er: »Sie wartet im Auto.«
Ich: »Ah, o.k., uff! Du kannst einfach nicht auf deiner alten Schule deinen Abschluss machen! Du musst mit uns Abschluss machen. Das Ende der Schulzeit. Der Ball. Alles! Wir sind doch deine Freunde!«
Ich: »Ich will dir nicht das Leben verderben …«
Ich: »Ich habe doch schon gesagt, das war totaler Blödsinn. Bitte glaub mir. Wenn ich mit Nicolas Schluss gemacht habe, dann nur, weil mein Leben einfach blöd ist, wenn du nicht da bist. Lieber verliere ich tausend Nicolas als dich.«
Er hat mich ungläubig angeschaut.
Ich: »O.k., vielleicht nicht tausend. Sagen wir, zehn. O.k., null. Oder jedenfalls nur einen. Mann, ich drücke mich schlecht aus. Ich will einfach nur, dass du zurückkommst. Das ist alles. Du wirst überhaupt nichts verderben. Und wenn doch, kannst du immer noch sagen: ›Du hättest mich ja nicht zurückholen müssen! In your face, Amélie Laflamme!‹«
Er hat O.k. gesagt. Mit einem kleinen Lächeln. Ich war unglaublich erleichtert. Er hat mir gestanden, dass er auch ein bisschen erleichtert sei, weil er ziemlich viel Papierkram hätte ausfüllen müssen, wenn er nach den Ferien wirklich die Schule gewechselt hätte und so weiter. Wir haben gelacht. Es war, als hätten wir uns nie gestritten.
Dann haben wir den Busbahnhof verlassen. Und ich habe seine Mutter kennengelernt. Die ich sofort total toll fand. Sie hat gesagt, dass ihr Sohn ihr viel von mir erzählt habe. Ich hatte Angst, dass es viel Schlechtes war (wegen allem, was ich zu ihm gesagt habe), aber sie meinte, es seien nur gute Sachen (uff).
Er hat mir die Stadt gezeigt. Seine Freunde vorgestellt. Seine alte Schule gezeigt. Und dann sind wir wieder nach Hause gefahren. Wo wir unseren Schulabschluss machen werden. Zusammen. Mit allen unseren Freunden.
Dann hat die Schule wieder begonnen. Und wir haben uns ans Lernen gemacht wie nie zuvor.
Und jetzt ist schon Februar. Wie schnell das geht!
Der Endspurt der Schulzeit hat begonnen. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum ich hüpfe. Oder vielleicht ist es einfach die wachsende Lust auf die Freiheit.
Ich schaue auf mein Handy.
Ruf mich an, wenn du fertig bist.
Von Tommy. Ich lächle.
Ich sehe am Boden im Schnee etwas glitzern. Eine schwarze 1-Cent-Münze. Ich hebe sie auf und stecke sie in mein Portemonnaie, weil ich nach mehreren erfolglosen Versuchen zu dem Schluss gekommen bin, dass 11 Uhr 11 in Sachen Wunscherfüllung doch etwas überschätzt wird. Ich habe den Verdacht, dass die Wünsche nicht unbedingt pünktlich erfüllt werden. Aber schwarze 1-Cent-Münzen zu sammeln bringt doch angeblich Glück. Vielleicht ist es also besser, im Allgemeinen Glück zu haben, als nur bei einem speziellen Wunsch. Es kann jedenfalls nicht schaden, denn schließlich häufe ich so Geld an. Also habe ich in jeder Hinsicht gewonnen. Yeah!
Ich schwanke, ob ich weiterhüpfen oder noch eine Weile stehen bleiben soll. Ich atme die kalte Luft ein, die wie winzige Eiswürfel in meine Kehle dringt. Dann hüpfe ich weiter. Und sollte sich irgendein Neugieriger fragen, was ich da mache, dann ist mir das egal. Ich stehe dazu.
Party bei Vincent Lapointe, einem »Freund« von JF. Ich mache Gänsefüßchen, weil wir vermuten, dass zwischen ihm und JF etwas läuft, denn 1) geht Vincent nicht auf unsere Schule, 2) ist es schon die zweite Party bei ihm in weniger als zwei Monaten, auf die wir gehen, 3) redet JF unentwegt von seinem neuen »Freund«, es gibt kein Thema, zu dem ihm keine Story über Vincent einfällt (er nennt ihn natürlich Vince), und 4) sieht Vince echt gut aus. Ich habe meine Top-Strategie angewendet, um mehr zu erfahren. Ich habe zu JF gesagt: »Wenn er doch nicht schwul ist, sag mir sofort Bescheid, damit ich ihn nach seiner Nummer fragen kann.« JF hat nur geantwortet: »Das traust du dich nicht.« Ende der Diskussion. Und es stimmt: Ich traue mich nicht. Aber dann hat JF hinzugefügt: »Er sieht echt gut aus, was?«, gefolgt von einem kleinen schmachtenden Blick. Hehe!
Sie würden auch wirklich total gut zusammenpassen! JF ist eher so ein Dandy-Typ, elegant und zurückhaltend, und Vince ist ein bisschen »rockiger«. Ich behaupte jetzt nicht, dass Gegensätze sich anziehen (viel zu klischeehaft), aber sagen wir mal, sie ergänzen sich. O.k., JF würde zu allen möglichen Typen passen, ich weiß nicht, warum ich mir eine Lovestory zwischen JF und Vince ausmale. JF hat die Theorie, es liege daran, dass ich selbst gerade keine Lovestory in meinem Leben habe und mich deshalb so für die anderer Leute interessiere.
Seit meiner Trennung von Nicolas ist, abgesehen von einer winzigen Knutscherei mit Jason, einem Typen von meiner Schule, mit dem ich ein paar Kurse, sonst aber nichts gemeinsam habe, wirklich nicht viel in meinem Gefühlsleben passiert. Es stimmt also vermutlich, dass ich mir mit den Liebesgeschichten der anderen die Zeit vertreibe.
Wie mit der von Kat und Emmerick. Sie sind seit letztem Sommer zusammen und Kat sagt immer, ihre Beziehung sei auch nach sechs Monaten noch so leidenschaftlich, weil sie nicht auf dieselbe Schule gingen und sich nicht jeden Tag sähen. Tommy, JF und ich glauben, sie sagt das, um sich selbst davon zu überzeugen, weil sie es in Wahrheit ziemlich schwierig findet, dass sie sich so selten sehen. Ich beobachte sie gerade. Sie stehen mit ein paar anderen Leuten zusammen und unterhalten sich. Manchmal wechseln sie einen verliebten Blick, der diskret genug ist, dass man ihn, wenn man sie nicht genau beobachtet (nicht so wie ich, das Mädchen ohne Gefühlsleben), nicht bemerkt.
Manchmal wird mir schlagartig bewusst, wie viel Zeit seit dem Beginn der Oberschule vergangen ist. Ganz deutlich habe ich den Weg vor Augen, den wir alle zurückgelegt haben. Und ich kann nicht leugnen, dass wir älter geworden sind. Mit einer gewissen Wehmut, zugegeben. In diesen Augenblicken wird mir schwindlig, wenn ich daran denke, was auf uns zukommt. Wenn wir uns in den letzten fünf Jahren so stark verändert haben, sind wir dann in fünf weiteren Jahren Omas und Opas? Gibt es einen Punkt, an dem man aufhört zu wachsen und reifer zu werden? Stehe ich kurz davor, von allen zu verlangen, vor Mitternacht nach Hause zu kommen, ihr Zimmer aufzuräumen und sich gesund zu ernähren? Stehe ich kurz davor, mein Bett zu machen, ohne dass mich jemand dazu zwingt? O neeiiiiin!!!!! Buäääääh!!!!!!!
Ich schweife ab. Zurück zur Gegenwart und vergessen wir meine Angst vor vorzeitiger Alterung. Ich nehme mir eine Handvoll Chips aus der Schüssel, setze mich auf die Lehne des Sofas, das neben dem Tisch mit den Knabbereien steht, und beobachte weiter. Manchmal, wenn die Musik laut ist, beobachte ich die anderen lieber, als mich an den Gesprächen zu beteiligen. Man versteht sowieso kaum was.
Tommy unterhält sich mit Sakina, einem superhübschen Mädchen aus Vincents Clique. Von Zeit zu Zeit wirft er mir einen Blick zu und hebt fragend das Kinn. Das bedeutet: »Alles in Ordnung?«, und ich zeige ihm zur Antwort den erhobenen Daumen. Kat wirft mir auch Blicke zu, weil sie es nicht mag, wenn ich auf Partys in die Rolle der Beobachterin schlüpfe. Sie macht sich Sorgen, dass ich mich langweile oder dass die anderen mich für asozial halten.
Ich nehme mir eine letzte Handvoll Chips und will mich zu der Gruppe gesellen, mit der sich Kat und Emmerick unterhalten.
Auf dem Weg zu ihnen stoße ich mit jemandem zusammen. Ich hebe den Kopf und stammele eine Entschuldigung. O. NEIN. O. SCHEISSE!!!!!!!!!!!!
Mein Erzfeind!!!!!!!!!!!!
Auf einer Party bei Pierre-Luc Fortin habe ich Jean-Benoît Houde getroffen. Jean-Benoît ist, könnte man sagen, eine Legende. Bekannt auf fünf Schulen! Er ist der König des Improvisationstheaters. Er gewinnt mit seiner Truppe jeden Wettbewerb. Letztes Jahr hat er sogar den regionalen Talentwettbewerb mit einer Zaubervorführung gewonnen. Also, zumindest dachte ich, dass es eine Zaubervorführung war. Aber das war es nicht. Es war ein Monolog aus einem Theaterstück. Als wir uns vorstellten, habe ich gesagt: »Ach, jaaaaaa! Du hast doch letztes Jahr den Zauberwettbewerb gewonnen!«
Da hat er mich hyperherablassend angeschaut und gesagt:
»Zauberwettbewerb? Nein.«
Und er sah sich nach einem Ausweg um, um mir zu entkommen.
Ich (verlegen): »Ach so, tut mir leid … Was war es denn?«
Er: »Ein Monolog aus einem Theaterstück.«
Offenbar so von meiner Anwesenheit genervt, dass er sich nicht mal die Mühe machte, einen vollständigen Satz mit Subjekt, Verb und Objekt zu bilden. Je abschreckender er mich zu finden schien, desto mehr wollte ich ihm zeigen, dass ich keine dumme Tussi war, und je mehr ich ihm zeigen wollte, dass ich keine dumme Tussi war, umso mehr verhedderte ich mich.
Ich: »Ach ja! Das war es … Das habe ich verwechselt … wegen deines Zauberhuts.«
Er: »Ich hatte keinen Zauberhut.«
Ich: »Also, jedenfalls, herzlichen Glückwunsch. Das erinnert mich daran …«
Und dann … habe ich ihm ausführlich erzählt, wie ich den Lieblingspreis beim Gedichtwettbewerb gewonnen habe. Sehr ausführlich. Ich merkte, dass meine Geschichte zu lang war und er nicht wusste, wie er sich aus dem Staub machen sollte. Ich fuchtelte viel zu viel mit den Händen herum. Auf meiner Stirn standen Schweißperlen. Und je mehr ich versuchte, mich kurzzufassen, desto mehr Details fügte ich hinzu.
Schließlich habe ich ihm die Hand gereicht (die Hand gereicht!!!!!!!) und seine geschüttelt (und seine geschüttelt!!!!!!!!!!!!!!!) und gesagt: »Also, ich bin übrigens Amélie!«
Er hat wortlos meine Hand genommen und sich weiter umgeschaut. Dann ist einer seiner Freunde gekommen und hat gesagt: »Alter, ich habe dich schon überall gesucht!«
Schwer beleidigt konnte ich mir folgenden Kommentar nicht verkneifen: »Du hast wohl so einen Status, dass du dich nicht mal vorstellen musst, wenn du jemanden kennenlernst. Und du glaubst, dass alle von dir beeindruckt sind. Tja, sorry, aber ich finde jemanden mit deinem Verhalten überhaupt nicht beeindruckend. Du kannst dir noch so viel auf deine Theatermonologe einbilden, ich habe jedenfalls gedacht, dass du gezaubert hast!«
Und dann bin ich abgedampft.
In der Hoffnung, ihn nie wiederzusehen.
Ich hatte auch wirklich geglaubt, ihn nie wiederzusehen, weil jemand mir gesagt hatte, dass er nur auf der Party war, weil er mit dem Freund eines Freundes von Pierre-Luc Fortin befreundet sei, und normalerweise nicht auf solche Partys gehe. Weil er normalerweise mit seinem (älteren) Bruder und dessen Freunden in Bars geht.
Jean-Benoît: »He, hallo!«
Ich (sehe woandershin): »Hallo …«
Jean-Benoît: »Wir haben uns doch neulich getroffen, oder?«
Ich: »Hm … kann mich nicht erinnern.«
Lügen erscheint mir als die einzige Lösung.
Jean-Benoît: »Doch, klar! Natürlich! Du dachtest, ich würde zaubern.«
Ich: »Wenn ich dich getroffen hätte, müsste ich mich doch daran erinnern.«
Jean-Benoît: »Vielleicht warst du betrunken.«
Ich (genervt): »Vielleicht irrst du dich ja auch.«
Jean-Benoît: »Nein, es war vor ein paar Wochen. Du warst echt sonderbar …«
Ich: »Ahhh! Ich verstehe, warum du glaubst, dass du mich getroffen hast. Ich habe eine Zwillingsschwester. Wir sehen uns wirklich ähnlich. Sie ist in der Tat sonderbar. Du musst sie getroffen haben.«
Lügen ist nicht meine größte Stärke.
Jean-Benoît: »Bist du genauso sonderbar wie sie?«
Ich: »Ichhhhhh! Nein, überhaupt nicht! Sie ist die Sonderbare …«
Schuldig des Hochverrats an mir selbst.
Jean-Benoît: »Ach ja? Wie heißt du denn?«
Ich: »Simone … Sandrine! Äh … Simone-Sandrine …«
Seufz …
Jean-Benoît: »Simone-Sandrine?«
Ich: »Ja, ich weiß … Meine Eltern sind auch sonderbar. Meine ganze Familie ist sonderbar. Nur ich bin normal. Hehe, ein schwarzes Schaf!«
Seufz x 1000.
Jean-Benoît: »Na, das freut mich.«
Und selbstverständlich stellt er sich nicht vor. Weil er eine Legende auf mindestens fünf Schulen ist, meint er, es nicht nötig zu haben.
O.k. Ich geb’s zu. Ich habe keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe, mich als jemand anderen auszugeben. Das ist mir einfach so rausgerutscht. Spontan, es war der einzige Ausweg, der mir eingefallen ist. Ich weiß, nicht gerade brillant, mich als mein eigener Zwilling auszugeben, aber ganz ehrlich, gab es eine andere Lösung? O.k., es gab sicherlich viele andere Lösungen. Aber in dem Augenblick ist mein Gehirn nicht darauf gekommen.
Ich nehme Kat beiseite. Sie wendet ein, dass sie gerade mitten in einer Diskussion ist. Ich präzisiere, dass es sich um einen Notfall höchster Wichtigkeit handelt.
Ich ziehe sie in eine Ecke und sage:
»Vor Jean-Benoît Houde musst du mich Simone-Sandrine nennen.«
Kat: »Häh?!? Warum?«
Ich erkläre es ihr.
Kat: »Du hast dich als deine eigene Zwillingsschwester ausgegeben???!!!!?????!!!!!«
(Die Satzzeichen zeigen, dass sie mich schwer verurteilt.)
Ich: »Was hätte ich denn sonst machen sollen?????«
(Die Satzzeichen zeigen, dass ich selbst fünf Minuten nach dem Ereignis noch immer keine anderen Optionen sehe.)
Kat: »Ihn ignorieren. Weitergehen. Ihm sagen, es stimmt, dass ihr euch getroffen habt, und einmal sei mehr als genug. So ein Blödmann! Der hält sich ja für obertoll!«
Ich: »Hmja … daran habe ich nicht gedacht. Du weißt doch, dass mein Gehirn auf so was Schlagfertiges nicht kommt!«
Kat: »Wie kann es sein, dass es auf so was nicht kommt und sich stattdessen eine Zwillingsschwester und eine neue Persönlichkeit ausdenkt?«
Ich: »Das weiß ich doch nicht! Genau das ist ja mein Problem: Ich habe keine Kontrolle über meine Gehirnzellen! Glaubst du nicht, dass mein Leben viel einfacher wäre, wenn ich sie unter Kontrolle hätte?!«
Tommy kommt zu uns und sagt:
»He, da drüben ist ein Typ, der zeigt auf dich und nennt dich Simone-Sandrine. Was soll das denn?«
Kat: »Amélie hat Jean-Benoît Houde erzählt, dass sie eine Zwillingsschwester hat!«
Tommy: »O Mann!«
Er lacht los. Ein Lachen voller Spott.
Ich: »Na, wir werden uns ja sowieso nicht wiedersehen … Aber im Ernst, was hat er über mich gesagt? Ich meine, über Simone-Sandrine?«
Kat stößt plötzlich einen unterdrückten Schrei aus und stößt uns mit dem Ellbogen an. Wir drehen uns in die Richtung, in die sie zeigt. Wir sehen, dass JF Vince küsst. Tommy dreht sich wieder um und sagt:
»O nein, bäh, das will ich nicht sehen!«
Kat: »Eiiifersüüüüchtig!«
Ich: »Oooohhhhh! Ich wusste es! Ich wusste, dass zwischen Vince und JF was läuft! Ich bin die Beste!«
Jean-Benoît kommt zu uns rüber und sagt zu mir, dass er jetzt auf eine andere Party geht, aber dass es cool wäre, wenn wir uns wiedersehen, falls meine »Schwester« mir nicht zu viel Schlechtes über ihn berichtet hat. Ich werde rot und gebe ihm meine Handynummer.
Kat: »Du hast ihm deine Nummer gegeben?!«
Ich: »Ich konnte doch nicht Nein sagen! Er hat sich mit Amélie verkracht, nicht mit Simone-Sandrine!«
Kat: »Und wie willst du deine doppelte Persönlichkeit managen?«
Ich: »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Notfalls gehe ich einfach nicht ans Telefon. Simone-Sandrine ist vielleicht total beschäftigt, immer unterwegs.«
Tommy: »Weißt du, je besser ich dich kenne, umso seltsamer finde ich dich, Laf.«
Ich: »He, so schlimm bin ich gar nicht!«
Vermerk an mich selbst: Aufhören zu denken, dass ich einen gewissen Grad an Reife erreicht habe. Oder dass ich an vorzeitiger Alterung leide. Lieber versuchen, eine Behandlung für meine Gehirnprobleme zu finden (die zweifellos genetisch bedingt sind), bevor sie mir mein letztes Schuljahr verderben.
To do: Die Ansage auf meiner Mailbox ändern … nur für den Fall, dass mein »Feind« mich anruft.
Vermerk an mich selbst: Zugang zu einer zweiten, besseren Persönlichkeit zu haben, ist aufregend!!!
Ein Rätsel hat sich gelöst. Dank Sybil. Seit zwei Tagen sucht François ein verwaschenes blaues T-Shirt, das er angeblich seit seinem ersten Jahr auf dem College hat. Ein altes T-Shirt mit dem Bild einer obskuren Band darauf, die er damals gut fand. Sybil hat es gefunden. Ganz unten im Müll.
Nicht dass sie danach gesucht hätte. Nein. Sie hat anscheinend beschlossen, sich ihr Futter im Müll zu suchen. Keine Ahnung, warum. Vielleicht glaubt sie, dass sie verhungert oder so. Meine Mutter hat die Theorie, dass François ihr heimlich Essen zusteckt und dass sie jetzt, wo sie daran gewöhnt ist, ihr Katzenfutter langweilig findet und wie jeder Süchtige im Müll wühlt. O.k., meine Mutter wirft alle Süchtigen in einen Topf. Es würde mich schon überraschen, wenn beispielsweise ein Computerspielsüchtiger im Müll wühlt. Was sollte er da suchen? Einen alten Joystick? Meine Mutter macht echt unglaubliche Verallgemeinerungen! Aber seit sie schwanger ist und die Hormone über ihre Vernunft gesiegt haben, widersprechen wir ihr nie. Wir nicken heftig und bestätigen alles, was sie sagt. Trotzdem glaubt sie manchmal, dass wir uns über sie lustig machen. Dann bricht sie in Tränen aus und François und ich sind völlig ratlos. Auch wenn ich es anfangs nicht wirklich eilig hatte, einen Bruder oder eine Schwester zu bekommen (ich bin sicher, dass es ein Bruder wird), denke ich mittlerweile das Gegenteil. Ich kann es kaum erwarten, dass er oder sie da rauskommt (er, das steht fest, ich bin sicher, dass ich eine Gabe habe, das Geschlecht eines ungeborenen Babys vorherzusagen, und außerdem hat man angeblich, wenn man richtig rät, einen Wunsch frei!), damit meine Mutter wieder normal wird.
Aber zurück zu dem alten T-Shirt. Ich schlummerte friedlich. O.k., eigentlich gar nicht so friedlich, denn ich träumte, dass Nicolas mit Audrey Villeneuve zusammen war (ein Mädchen aus meiner Schule, das mir auf die Nerven geht, weil es zu perfekt ist, kotz!). Der Traum hat mich genervt, nicht nur, weil Nicolas mit Audrey zusammen war, sondern auch, weil mir das im Traum etwas ausmachte. Obwohl es mir nichts ausmachen sollte, weil ich ihn nicht mehr liebe. (Es wäre übrigens nett, wenn mein Gehirn diese Nachricht endlich mal lesen würde! Ungefähr so, Botschaft vom Herz ans Gehirn: »Keine Gedanken mehr über Nicolas schicken. Geschichte ist überholt. Keine Liebesreste mehr vorhanden.« Aber es scheint eine Weile zu dauern, bis das angekommen ist.)
Ich schweife wieder mal ab.
Also, ich schlummerte semi-friedlich, als ich meine Mutter und Nicolas hörte … Quatsch! Doch nicht Nicolas, François! Mann, mein Gehirn ist echt nicht auf der Höhe, das ist ja unglaublich! Also, meine Mutter und François brüllten sich wegen besagtem T-Shirt an und ich hörte, wie mein Name gerufen wurde. (Das Verb »brüllen« erscheint mir angebrachter, aber es soll ja niemand denken, dass ich übertreibe, also nehme ich das gemäßigtere »rufen«, auch wenn ich eigentlich »brüllen« sagen müsste.)
Ich bin mit einem Schlag aufgewacht, aus dem Bett gesprungen und wäre mehrere Male fast gestolpert, weil ich die Haare vorm Gesicht hatte und nicht sah, wohin ich lief. Ich bin so schnell wie möglich die Treppe hochgerannt und völlig benommen in der Küche angekommen, wo ich gegrunzt habe: »Mama! Schreib mir eine SMS, statt so zu schreien! Die Technik hat sich seit der Steinzeit weiterentwickelt!«
Dann wurde meine Stirn ganz kalt und ich habe plötzlich nur noch weiße Punkte gesehen. Ich habe mich an der Schranktür festgehalten.
François hat gefragt: »Ist alles in Ordnung, Amélie?«
Ich: »Mir ist ein bisschen schwindlig … Ich sehe alles weiß …«
Meine Mutter: »O MEIN GOTT, SIE WIRD OHNMÄCHTIG!!!!!«
Und dann kriege ich plötzlich einen Schwall eiskaltes Wasser ins Gesicht. Wutentbrannt streiche ich mir meine (jetzt nassen) Haare aus dem Gesicht und sehe meine Mutter, die mit einem leeren Glas in der Hand vor mir steht.
Ich: »WAS MACHST DU DA??!!!«
Meine Mutter: »Ich weiß nicht … Du wärst fast ohnmächtig geworden … Ich habe reagiert …«
Ich: »INDEM DU MIR EIN GLAS WASSER INS GESICHT GEKIPPT HAST???«
François prustet los. Gefolgt von meiner Mutter. Sie erstickt fast vor Lachen und entschuldigt sich dabei.
Ich (immer noch wütend): »He, das ist nicht komisch! Ich habe geschlafen! Du hast mich richtig brutal fies geweckt!«
Meine Mutter: »Oh, es tut mir so leid! HAHAHAHAHAHA! Aber wenigstens bist du nicht ohnmächtig geworden! Es hat funktioniert! HAHAHAHAHAHAHAHA!«
Ich: »Ja genau. Ha. Ha. Ha. Sehr. Lustig. Daaaanke.«
Ich bin selten so wütend und beleidigt gewesen. Ich gehe zum Waschbecken und nehme ein Geschirrtuch, um mich abzutrocknen. Dabei trete ich auf etwas Weiches und Klebriges.
Ich: »IIIIGITT! Was ist das denn?«
Meine Mutter: »Tja, das wollten wir dir sagen! Sybil wühlt immer häufiger im Müll und heute Morgen war es der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat! Ohne Wortspiele machen zu wollen, haha!«
Ich (gehe nicht auf die pseudo-komische Anspielung ein): »Wie das?«
François: »Weil sie die Schuld deiner Mutter an einer schändlichen Tat bewiesen hat!«
Ich: »Häh?«
François: »Und statt ihre Schuld zuzugeben, beschuldigt deine Mutter deine Katze, dass sie im Müll wühlt!«
Ich: »O.k., ich bin erst seit fünf Minuten wach. In diesen fünf Minuten wäre ich fast ohnmächtig geworden, habe ein Glas Wasser ins Gesicht bekommen und bin auf was Ekliges getreten! Könnt ihr bitte genauer sein?«
François hebt einen alten Lappen vom Boden auf, zeigt ihn mir und sagt: »Sie hat mein T-Shirt von einem unvergesslichen Konzert meiner Lieblingsband im College weggeworfen!«
Ich: »Den alten Lappen da?«
François: »Das war kein alter Lappen, bevor Sybil ihn ganz unten im Müll entdeckt hat! Und sie«, (er zeigt auf meine Mutter) »hat es weggeworfen!«
Meine Mutter: »Du hast es nie getragen! Ich dachte, du merkst es gar nicht!«
François: »Ist das deine Entschuldigung? Dass ich es nicht merken würde? Ein Glück, dass Sybil da ist! Sonst hätte ich es nicht nur nicht gesucht, sondern auch nie gefunden!«
Sybil nähert sich unauffällig dem Müll und schnappt sich ein altes Stück Fleisch von zweifelhaftem Aussehen, doch im selben Moment schubst meine Mutter sie mit dem Bein weg und sagt: »Du, verschwinde!«
Ich: »He! Nicht so grob!«
Ich nehme Sybil auf den Arm, lasse sie aber gleich wieder los, weil ihre Pfoten wirklich dreckig sind.
Meine Mutter und François sehen mich an und ich frage: »Und warum habt ihr mich geweckt?«
Meine Mutter: »Damit du der Katze beibringst, nicht mehr im Müll zu wühlen!«
François (zu meiner Mutter): »Damit du weiter hinter meinem Rücken meine Sachen wegschmeißen kannst! Damit du deine kriminelle Laufbahn fortsetzen kannst!«
Ich: »Kriminell?! Sag mal, hast du auch Schwangerenhormone oder hast du zu viel CSI geguckt?«
François: »Viele meiner Freunde sind Väter geworden und haben ihre ganze Unabhängigkeit verloren! Dieses T-Shirt ist meine Jugend, meine Freiheit!«
Meine Mutter: »Es passt dir nicht mal mehr! Und es ist hässlich!«
François: »Na und? Ich habe ja wohl das Recht, es zu behalten, wenn ich will!«
Ich: »Er hat recht, Mama …«
François: »Siehst du!«
Meine Mutter: »Ich wollte nur ein bisschen Platz schaffen für das Baby.«
François: »Platz schaffen mit einem T-Shirt, das ganz hinten im Schrank lag?«
Meine Mutter schaut zu Boden.
François: »Was? Noch was anderes?«
Meine Mutter: »Gut, also, ich habe eine Tüte mit Sachen gepackt, die ich einer Wohltätigkeitsorganisation geben will …«
François: »Und warum ist mein T-Shirt dann im Müll?«
Meine Mutter (beschämt): »Ich fand es zu hässlich, um es weiterzugeben …«
François: »Also so was!!!«
Meine Mutter: »Arme Leute haben auch ihren Stolz!«
Ich: »Ich verstehe echt nicht, was ich damit zu tun habe!«
Meine Mutter: »Ich habe doch gesagt, ich will, dass du der Katze beibringst, nicht mehr im Müll zu wühlen!«
François: »Nein! Ich will, das Sybil weiter im Müll wühlt! Dann muss ich es nicht selbst tun, wenn ich etwas suche!«
Ich stelle fest, dass meine Anwesenheit hier völlig überflüssig ist. Ich werfe einen Blick auf Sybil, die dabei ist, sich heftig zu putzen. Ich beschließe, es ihr gleichzutun. Also, nicht genauso, aber duschen zu gehen. Es ist ziemlich unangenehm, nass zu sein und Schmodder aus dem Mülleimer am Fuß zu haben.
Ich komme aus meinem Bad. Das zu meinem Zimmer gehört. Wo ich meine Ruhe habe, wo niemand mich anschreit, weil ich nicht geputzt habe. Im Keller. Fernab von allem. Da sehe ich meine Mutter auf meinem Bett. Sie weint. Also echt, in diesem Haus jagt ein Drama das nächste.
Ich: »Mama, warum weinst du?«
Meine Mutter (weinend): »Ich habe a-halles verdor-hor-ben! Ich bin so schli-hi-himm!«
Ich habe meiner Mutter vorgeschlagen, ein neues T-Shirt der Band zu kaufen, die François so mag. Und die Gelegenheit zu einem Mutter-Tochter-Tag zu nutzen, weil ihr das immer Freude macht. An einem solchen Tag, anlässlich ihres Geburtstags im letzten Oktober, hat meine Mutter übrigens erfahren, dass sie schwanger ist. Ihre Tage waren verspätet, sie hat einen Schwangerschaftstest gemacht und die Neuigkeit erfahren. Sie hat es mir nicht gleich gesagt. Sie hatte Angst vor meiner Reaktion. Sie wusste selbst nicht, was sie davon halten sollte. Als ich es mehrere Wochen später erfahren habe, war ich logischerweise nicht megabegeistert. Nicht dass ich mich nicht für meine Mutter gefreut hätte oder für François oder auch für mich. Ich glaube, ich hatte Angst, meinen eigenen Platz zu verlieren. Und ich war vielleicht auch ein bisschen eifersüchtig. Auf dieses Baby, mit dem ich meine Mutter würde teilen müssen, das aber auch einen lebendigen Vater haben würde. Ich war eifersüchtig auf die Familie, die sie sein würden, in der ich mich vielleicht ein bisschen wie ein Eindringling fühlen würde. Aber gut, der Vorteil der Reife ist, zu wissen, dass all diese Gefühle ein bisschen irrational sind und meine Mutter mich nicht vergessen wird, nur weil sie ein Baby hat. Es wird einfach nur anders werden. Wir reden oft darüber. Ich weiß, dass meine Mutter und François mich so sehr wie möglich in dieses Abenteuer einbeziehen wollen. Manchmal ein bisschen zu sehr, meiner Meinung nach, aber das behalte ich lieber für mich.
Als wir nach Hause gekommen sind, trug François sein T-Shirt (glücklicherweise hatte er es gewaschen) und es war so klein, dass man seine Plauze sehen konnte (ein grauenhafter Anblick, den ich hoffentlich schnell wieder vergesse!). Er hat uns angesehen und wir sind alle drei in Lachen ausgebrochen. Er hat sich lang und breit bei meiner Mutter entschuldigt, aber auch gesagt, dass er selbst über das Leben und Sterben seiner Erinnerungen entscheiden möchte. Sie hat sich ebenfalls entschuldigt und ihm sein neues T-Shirt überreicht. Er hat sich sehr gefreut. Ich habe nicht erwähnt, dass es meine Idee war.
Habe ich was verpasst? Bin ich hier die Erwachsene oder was? Bekommt meine Mutter ein Kind oder wird sie ein Kind? Schwer zu sagen. Aber wie ich schon meinem Gehirn erklärt habe, meine vermeintliche Reife muss mir nicht zu sehr zu Kopfe steigen, da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben. Das beweist der Quasi-Anfall, den ich beim Einkaufen hingelegt habe, um Gummibärchen zu bekommen, und die Art, wie ich meine Mutter manipuliert habe, damit sie mir welche kauft. (Ich habe es ausgenutzt, dass sie François gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte, um ihr meinerseits ein schlechtes Gewissen zu machen, weil sie mir ein Glas Wasser über den Kopf gekippt hat. Also nicht weiter schlimm. So gemein war das gar nicht. Es ist schließlich auch nicht so cool, von einem Glas Wasser geweckt zu werden, stimmt’s?)
Als François und meine Mutter anfingen, sich in Babysprache zu unterhalten (Verliebtensprache = bäh!), habe ich sie bei ihrer Versöhnung allein gelassen und bin in mein Zimmer gegangen. Gefolgt von Sybil. Der ich erklärt habe, es wäre freundlich, wenn sie das nächste Mal, wenn sie im Müll wühlt, wartet, bis ich aufgestanden bin, um mir ein weiteres Glas Wasser im Gesicht zu ersparen und alles, was dann folgt.
Vermerk an mich selbst/Betrachtung über ein altes T-Shirt: Wenn François so ein Drama wegen eines alten T-Shirts macht, das ihn ans College erinnert, handelt es sich vielleicht um eine eher aufregende als beängstigende Zeit. Versuchen, mich daran zu erinnern, wenn ich meine Anmeldungen ausfülle, um jegliche unnötige Panik zu vermeiden.
Es ist komisch, aber auch, wenn ich Nicolas technisch gesehen nicht mehr liebe, habe ich seinen Stundenplan noch im Kopf. Im Augenblick habe ich zum Beispiel Mathe und er Physik. Kat, die ein paar Kurse mit ihm hat, erzählt mir manchmal von ihm. Aber ich habe sie gebeten, es zu lassen. Ich will nicht wissen, mit wem er redet, was er tut, was er sagt. Ich persönlich bin anscheinend in der Lage, ihn zu vergessen, aber mein Gehirn klammert sich an bestimmte Details, wie seinen Stundenplan. Ziemlich blöd, denn wenn ich mir vorstelle, dass Gehirne begrenzten Speicherplatz haben, dann hindern mich vielleicht unnütze Informationen wie der Stundenplan meines Ex daran, neue Kenntnisse aufzunehmen. Und das könnte dazu führen, dass ich in meinem letzten Schuljahr mit Pauken und Trompeten durchfalle. Hm, wie löscht man eine Erinnerung aus dem Gehirn? Versuch: Ich könnte es austricksen, indem ich ihm falsche Informationen zukommen lasse. Zum Beispiel sage ich meinem Gehirn in diesem Moment, dass Nicolas nicht Physik hat, sondern Geschichte. Nein, nicht Geschichte. Bio! Ah, ja, das ist gut! Jedes Mal, wenn mein Gehirn mir einen Gedanken über Nicolas’ Stundenplan schickt, werde ich ihm eine Fehlinformation zurückschicken! Das wird alle Daten durcheinanderbringen und nach einer Weile wird mein Gehirn verwirrt sein und sich nicht mehr trauen, mich an Nicolas’ Stundenplan zu erinnern, weil es nicht mehr die richtigen Verknüpfungen herstellt!
O. Mein. Gott. Das ist es! Jetzt ist es erwiesen! Ich bin ein Genie!
To do (Vermerk für meine autorisierte Biografie): Den heutigen Tag als Datum eines historischen Ereignisses festhalten.
Madame Tanguay, die Mathelehrerin, schreckt mich mit der Frage auf: »Amélie, du scheinst gerade auf einem anderen Stern zu sein, würdest du uns deine Gedanken mitteilen?«
Schnell, Amélie. Denk schnell. Ich teile lieber nicht der ganzen Klasse mit, dass ich ein Genie bin. Sonst halten mich alle für eine Angeberin! Aber ich könnte von meiner Genialität Gebrauch machen, um mich aus der Affäre zu ziehen!
Ich: »Ich habe gerade gedacht, dass ein Ergebnis x die Summe einer Konstanten und einer Variablen sein kann und dass sich, wenn man die Gleichung auf eine Weise löst und anschließend leicht abwandelt, das Ergebnis ändern kann. Oder so ähnlich.«
Madame Tanguay: »Wir machen aber gerade Trigonometrie, nicht Algebra. Komm bitte zurück in den Unterricht.«
Vermerk an mich selbst: Versuchen, diese Blamage nicht in meinem Gehirn abzuspeichern, das sowieso schon voll unnützer Informationen ist.
Vermerk an mich selbst Nr. 2: Alle Genies wurden zu ihren Lebzeiten verkannt.
Seit ich geträumt habe, dass Nicolas mit Audrey zusammen ist, hasse ich sie. Ich hatte ja schon vorher die Neigung (ja, ich habe gerade Französisch und gebrauche große Worte, um meine Gefühle zu beschreiben!), sie zu hassen, weil mein Französischlehrer sie absolut perfekt findet und perfekte Leute mich nerven!
Person-die-Audrey-perfekt-findet: »Audrey hat so schöne Haare!«
Ich: »Hmja. Auch nicht schöner als die anderer Leute.«
Person-die-Audrey-perfekt-findet: »Ja, aber Audreys Haare glänzen im Licht!«
Ich: »Ja … wie bei allen Leuten, denen Licht auf die Haare scheint.«
Person-die-Audrey-perfekt-findet: »Ja, aber Audreys Haare riechen so gut.«
Ich: »Wie die Haare aller Leute, die Shampoo benutzen.«
Person-die-Audrey-perfekt-findet: »Ja, aber die von Audrey sind so seidig.«
Ich: »Wie die Haare aller Leute, die Spülung verwenden.«
Person-die-Audrey-perfekt-findet: »Aber die von Audrey machen ein außergewöhnliches Geräusch, sie machen swoush-swoush, wenn sie beim Gehen von einer Seite auf die andere fliegen.«
Ich: »O.K., O.K., AUDREYS HAARE SIND PERFEKT UND DIE HAARE ALLER ANDEREN AUF DER WELT SIND SCHEISSE!!!!!«
Mann. In einigen Stunden, drei Tagen, einem Monat werde ich meine Gedanken vielleicht bereuen und Audrey wird vielleicht sogar meine beste Freundin sein (pfff! Bestimmt nicht!), aber im Augenblick geht sie mir (vor allem mit ihren Haaren) echt auf den Wecker!
Es ist gar nicht meine Art, Leute so zu verabscheuen, aber bei ihr, ich weiß auch nicht, ich kann nichts dagegen tun. Vielleicht liegt es daran, dass mein Französischlehrer, Monsieur Brière, sie so verehrt. Alles, was sie tut, scheint aus purem Gold zu sein. Was sie schreibt und was sie sagt.
Ha, genau wie bei der Frage, die er vor fünf Minuten gestellt hat: »Wie wollt ihr auf der Welt eine Spur hinterlassen?«, da hat sie gesagt: »Ich möchte berühmt werden und meine Berühmtheit dazu nutzen, mich für den Umweltschutz einzusetzen.«
Monsieur Brière: »Sehr gut.«
Sehr gut? Wie soll ihr denn Berühmtheit helfen, sich für den Umweltschutz einzusetzen? Wenn sie sich für den Umweltschutz einsetzen will, muss sie sich einfach nur umweltfreundlich verhalten! (Und zum Beispiel weniger Shampoo verwenden! Hehe!) Sie nervt mich! Abgründig!
Monsieur Brière: »Und du, Amélie? Wie möchtest du deine Spur hinterlassen?«
Ich: »Ich weiß nicht.«
Monsieur Brière: »Du weißt es nicht?«
Ich: »Nein.«
Monsieur Brière: »Du hast keine Ambitionen?«
Ich: »Ich kann doch Ambitionen haben, ohne die Ambition zu haben, ›eine Spur zu hinterlassen‹.«
Monsieur Brière: »Du möchtest keine Spur hinterlassen, um deine Anwesenheit auf dieser Erde zu markieren?«
Ich: »Ich habe das Gefühl, dass ich ein ganz normales Leben führen werde. Und irgendwann werde ich sterben. Und wenn ich tot bin, werde ich nicht zurückkommen und herumspuken, um mich zu vergewissern, dass die Menschen sich an mich erinnern. Ich hoffe einfach, ein schönes Leben zu haben, während ich lebe.«
Monsieur Brière nickt und fragt einen anderen Schüler, wie er seine Spur hinterlassen will, ohne meine Antwort überhaupt zu kommentieren.
Eines Tages, wenn auch nicht sofort, werde ich herausfinden, was ich im Leben machen will. Ich weiß noch nicht, was das sein wird, aber ich werde es herausfinden. Ich werde diesen Beruf ausüben, so gut ich kann. Das hoffe ich jedenfalls. Vielleicht wird es etwas Großartiges, ich glaube aber eher, dass es etwas ganz Einfaches sein wird. Ich werde versuchen, glücklich zu sein, und alles tun, um meine Umgebung glücklich zu machen. Und ich werde auch ab und zu Fehler machen, ökologische und andere, denn niemand ist perfekt. N-I-E-M-A-N-D.
Mein Vater hat überhaupt keine Spur auf der Welt hinterlassen. Er hat ein normales Leben geführt und er ist gestorben, viel zu jung, keine Frage, um Zeit zu haben, all seine persönlichen Ziele umzusetzen. Ich weiß nicht, was seine Ambitionen waren. Ich werde nie erfahren, ob er gerne eine Weltreise gemacht hätte, ob er den heimlichen Wunsch hatte, als Freiwilliger in Entwicklungsländern zu arbeiten, ob er weitere Kinder wollte, ich weiß nicht mal, wie ich diese Aufzählung beenden soll. Weil ich nie mit ihm darüber geredet habe. Über diese Art Dinge redet man mit seinen Kindern nicht, denke ich. Und ich war erst neun, als er gestorben ist. Die einzigen übrigen Mitglieder seiner Familie sind meine Großmutter Laflamme, meine Mutter und ich. Und wenn wir irgendwann gestorben sind, wird sich niemand an ihn erinnern. Sogar ich vergesse ihn manchmal gegen meinen Willen ein bisschen. Aber ist das so schlimm? Ist es schlimm, dass mein Vater keine »historische« Spur auf diesem Planeten hinterlassen hat? Er hat sicherlich das Leben mehrerer Menschen geprägt, die ihm begegnet sind. Er hat mein Leben geprägt, denn ich denke an den meisten Tagen mindestens einmal an ihn. Auch wenn manchmal ein paar Tage ohne einen Gedanken an ihn vergehen. Auch wenn es manchmal vorkommt, dass ich sein Foto anschaue, ohne es wirklich zu sehen, weil es zur Einrichtung gehört.
Ich habe irgendwo gelesen, dass bestimmte Vögel, die bei der Geburt von ihren Eltern getrennt werden, den Gesang ihres Vaters nachahmen können, ohne ihn je gehört zu haben. Als wäre er ihnen in den Genen mitgegeben. Mein Vater hat mir vielleicht etwas hinterlassen, genetisch gesehen. Stärken und Schwächen. Verhaltensweisen, die ich eines Tages annehmen werde, ohne zu wissen, warum, von denen ich glauben werde, sie seien persönlich, die aber eigentlich von ihm stammen. Die Spur, die er hinterlassen hat, ist in mir, und sie ist rätselhaft, weil ich niemals wirklich werde sagen können, was von mir kommt, was von meinem Vater und was von meiner Mutter. Es gibt bestimmt irgendeine mathematische Formel, um dieses Phänomen zu erklären. Oder eine biologische. Oder sogar eine chemische.
Ich berühre den Meteoriten, den ich um den Hals trage, an der Kette, die meine Mutter mir zu Weihnachten geschenkt hat. Das ist jetzt mein Tick, wenn ich nervös oder gerührt bin. (Das und Schokoladeessen, auch wenn mein Konsum leicht zurückgegangen ist.)
Ich schaue zu Jason rüber, einem Jungen aus dem Kurs. Ich hätte etwas mit ihm anfangen können, aber ich war, äh, noch nicht bereit. Es war gleich nach der Trennung von Nicolas. Er hat es gemerkt. Mit ein bisschen Nachhilfe von Tommy, der ihm von meinem Liebeskummer erzählt hat, was der Auslöser unseres Streits war. Aber Schwamm drüber. Jason hat seine Mutter verloren. Ich frage mich, ob er ähnliche Gedanken hat wie ich. Er wurde gerade von Monsieur Brière aufgerufen und nach seinen Ambitionen gefragt und er hat geantwortet, dass er Filme machen will.