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© 2012 (Erstauflage), Claus Bernet
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Berlin, 3.4.2015, 5. Aufl.
Herstellung und Verlag:
Bod - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-8482-2200-1
Unter den Holzschnitten und Kupferstichen gibt es wahre Meisterwerke, die das Bild vom Himmlischen Jerusalem maßgeblich bestimmt haben. Das liegt wohl vor allem daran, dass einige dieser Werke in Bibeln zu finden sind – und Bibeln waren lange Zeit das einzige und wichtigste Buch in vielen Haushalten. Heute, in einer Zeit der medialen Bilderflut, kann man sich das gar nicht mehr vorstellen, dass viele Menschen über Generationen hinweg nur sehr selten einmal eine bildliche Darstellung des Himmlischen Jerusalem sehen durften.
Vor allem in den ersten Jahrzehnten nach der Reformation entstanden zahlreiche Meisterwerke, ich erinnere an Künstler wie Hans Holbein d. J., Jean Duvet, Hans Bol oder Raphael Sadeler d.J. Der künstlerischen Freiheit waren allerdings Grenzen gesetzt, v.a. Bibelillustrationen des 16. und frühen 17. Jahrhunderts sehen bzgl. der Stadtpräsentation sehr ähnlich aus; es war durchweg üblich, Tradition über Innovation zu stellen.
Von vielen Schnitten und Stichen gibt es auch kolorierte Ausgaben; manchmal wurden Bücher bereits koloriert angeboten, manchmal wurden sie von ihren Besitzern nachträglich koloriert. Ein Beispiel sind hier die verschiedenen Ausgaben der Zwinglibibel, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts überaus gerne mit leuchtenden Farben verschönert wurden.
Insgesamt wurden im nord-, west- und mitteleuropäischen Raum zahlreiche Holzschnitte und Kupferstiche zu dem Thema Neues Jerusalem geschaffen, vor allem in der Frühen Neuzeit. Drucke von Seiten der Ostkirche sind hingegen ebenso eine Ausnahme wie Arbeiten aus Lateinamerika, wo bis ins 19. Jahrhundert vornehmlich aus Druckereien in Spanien oder Portugal bestellt wurde (v.a. Mystica-Ciudad-Editionen). Um einmal eine Zahl zu nennen: das erste Himmlische Jerusalem in einer Bibelausgabe Nordamerikas wurde nicht eher als im Jahre 1796 gedruckt, also kurz vor dem 19. Jahrhundert.
Ohne Varianten und Zweitauflagen kann die Zahl aller Holzschnitte (einschließlich Blockbücher) und Kupferstiche mit etwa 330 beziffert werden, in freilich sehr unterschiedlicher Qualität. Von diesen 330 Abbildungen findet man 230 in Bibelausgaben, den Rest fast ausschließlich in Frömmigkeitsliteratur (vor allem auf Zweiwege-Bildern und auf Maria-Immaculata-Darstellungen). Der ganz überwiegende Teil von Abbildungen entstand im deutschen Sprachraum, wo das Himmlische Jerusalem sicherlich die prominenteste Stadtdarstellung überhaupt gewesen war. Man findet das Himmlische Jerusalem hier in fast allen bedeutenden Bibelausgaben, etwa im Emser-Testament, der Merian-Bibel, der Stimmer-Bibel, der katholischen Clementine-Bibel oder auch in der Biblia Ectypa. Daneben muss noch der niederländische Raum genannt werden, wo einige bedeutende Epigramme und pietistische Arbeiten mit dem Himmlischen Jerusalem entstanden, oftmals in origineller, eigenständiger Art und Weise.
Blockbücher werden kolorierte Holzschnitte in der Zeit vor dem Buchdruck genannt. Blockbücher erzählen in einer Mischung von Text und Bild (in Holz graviert) die Bibel, bzw. hier die Apokalypse. Jedes dieser Exemplare ist ein Unikat, allein schon wegen der individuellen Kolorierung. Die Illustrationen sind sich vom Motiv aus gesehen jedoch recht ähnlich und lassen sich in sechs Gruppen einteilen. Dabei gehen alle sechs Varianten auf eine heute verlorene Handschrift oder Blockbuchausgabe zurück.
Ihre weite Verbreitung ist darauf zurückzuführen, dass Priester solche Textbücher zur Predigtvorbereitung und zum Unterricht in immer größerem Umfange benötigten. Teure Handschriften kamen hier nicht in Frage, wohl aber preiswerte Blockbücher. Die Gottesstadt ist in den Blockbuchausgaben durch mehrere Gebäude, die von einer hohen Mauer und Türmen umgeben sind, skizziert. Die Hälfte der Bildfläche nimmt allerdings eine Schrifttafel mit einem Apokalypsetext aus der Vulgata (Apok. 21, 1-6) ein. Auf einem weiteren Blatt wird Johannes erneut sitzend gezeigt, neben ihm zwei Bäume und das Wasser des Lebens, kaum zu erkennen und eher wie ein Spruchband ohne Text aussehend. Ein weiterer Baum, der Baum des Lebens, befindet sich in der Stadt, dessen Äste die Bauten der Stadt überragen. Zwischen den Ästen züngeln auch Flammen umher, als würde die Stadt brennen – eine Anlehnung an den brennenden Dornbusch, was auch die Anwesenheit Gottes anzeigt.
Paul Kristeller: Die Apokalypse. Älteste Blockbuchausgabe. In Lichtdrucknachbildung, Berlin 1916.
Lamberto Donati: Osservazioni sperimentali sull’ Apocalisse xilografica (I-II-III), in: La Bibliofilia, 58, 1956, S. 85-124.
Elke Purpus, Cornelia Schneider: Die Szenenabfolge der Blockbuch-Apokalypse, in: Blockbücher des Mittelalters, Mainz 1991, S. 59-74.
Elke Purpus: Die Blockbücher der Apokalypse, Berlin 1995.
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