Mein Dank geht an Peter Windsheimer für das Design des Titelbildes. Des Weiteren an Ariane und Michael Sauter.
Für Schäden, die durch falsches Herangehen an die Übungen an Körper, Seele und Geist entstehen könnten, übernehmen Verlag und Autor keine Haftung.
Copyright © by Christof Uiberreiter Verlag
Waltrop Germany
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7386-9820-6
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Vorwort:
Wir haben uns entschlossen, dieses äußerst interessante Werk von Hans Müller, einem Gründungsmitglied der „Fraternitas Saturni“, zu publizieren, da diese Schrift sehr viele Analogien zum „Adepten“ aufweist, verschiedene Übungen eingehender erklärt oder eine andere Praktik zur Unterstützung für die eigenen Exerzitien ausführlich beschreibt. Dadurch sieht der Schüler, dass die Übungen aus dem ersten Werk von Franz Bardon alle einen Sinn ergeben, er erkennt, dass selbst der Aufbau der 10 Stufen bewusst gehalten wurde und kann dadurch leichter den Pfad beschreiten, da er Parallelen zu anderen okkulten Systemen herstellen kann. Ihm wird klar, dass der „Adept“ sozusagen das beste praxisbezogene Buch ist, das aus allen verschiedenen Systemen und der eigenen „Erfahrung“ zusammengestellt wurde!
Wenn man dieses Buch „Praktische Anleitungen zur Konzentration“ studiert, sollte man niemals die Grundsätze von Franz Bardons „Adepten“ außer acht lassen, denn dieses Werk ist im Vergleich zu allen anderen vollkommen auf die 4-Poligkeit abgestimmt und fehlerfrei. Somit ein Weg für jeden und für jede Mentalität!
Einleitung:
Wir leben in einer Zeit der Hast und eines rasenden Rhythmus, der vielen nicht die Möglichkeit bietet, Stunden der Ruhe und Sammlung einzuschalten. Unsere Sinnesorgane, die durch neueste Erfindungen immer mehr ersetzt und verfeinert werden, verlieren die Fähigkeit größtmöglichster Auswirkung, wie jedes Organ unseres Körpers, das nicht genügend gebraucht wird. Auf der anderen Seite stürmen täglich und stündlich unzählige Reizungen und Eindrücke auf unsere Sinne ein, von denen nur der kleinste Teil bewusst aufgenommen wird und der größte Teil spurlos vorüber geht, d. h. in unser Unterbewusstsein sinkt, ohne die Bewusstseinsschwelle passiert zu haben.
Es ist klar, dass unter diesen Bedingungen Gedächtnisschwäche, Erinnerungslosigkeit und Zerstreutheit die Folgen sein müssen. Wenig Menschen gibt es, die heute über diese Mängel nicht klagen und mit allen möglichen Mitteln versuchen, sie abzustellen, da der Lebenskampf in jeder Beziehung höchste Anspannung und Tätigkeit unserer Sinne verlangt, um sich durchsetzen zu können.
Bei fast allen Methoden derartiger Schulung wird aber vergessen, dass durch gewaltsame Maßnahmen, die nicht im Sinne des biologischen Gesetzes liegen, nichts erzielt werden kann, oder gerade das Gegenteil erzeugt wird, d. h. eine Mehrbelastung unserer Sinnestätigkeiten. Erschreckend ist die Tatsache, dass gerade bei der heranwachsenden Jugend die Mängel der Sinnestätigkeit festzustellen sind, d. h. oberflächliches Denken, Zerstreutheit, Gedächtnisschwäche und Erinnerungsmangel. Auch hier haben wir die Ursachen in den vorerwähnten Faktoren zu suchen.
Konzentration heißt Sammlung. Alle Kräfte auf einen Punkt sammeln zu können, das ist Konzentration. Das gilt aber nicht nur vom Denken oder für eine bestimmte Arbeit, sondern das gilt vom Denken, Fühlen, Wollen und Handeln (= vier Elemente. Der Hrsg.) und allen, was damit verbunden ist. Wer also lernen will, sich zu konzentrieren, muss lernen, sich in all diesen Fähigkeiten zu sammeln, d. h. seine Kräfte durch den geschulten Willen in einem einzigen Strom zusammen zu halten, um sie für die eine oder andere Fähigkeit fruchtbringend und schöpferisch benutzen zu können.
Die Mittel zur Erreichung eines solchen praktischen Könnens sind nicht so einfach und erfordern große Kenntnis psychologischer Art dieser Fähigkeiten und Ausdauer, um die notwendigen Übungen im Sinne einer biologischen Entwicklung durchzusetzen. Es kommt nicht so sehr darauf an, täglich stundenlange Übungen zu machen, sondern es kommt darauf an, seine ganze Lebensweise in genanntem Sinne einzurichten, damit Psyche und Körper auf die geschulten Willens-Impulse reagieren. Es ist erstaunlich, wie leicht und sicher dann unsere Sinne arbeiten und wie richtig es ist, dass eine natürliche Konzentrationsfähigkeit niemals verbunden sein kann mit irgendeiner forcierten Anstrengung oder Anspannung in irgendeiner Art und Weise. Wir müssen nur den Sinnen die Möglichkeit geben, sich voll zu entfalten, müssen sie von allen Hemmungen, Aufreibungen und Widerständen befreien und die Reflexwirkung zwischen Sinn und Körper erleichtern, indem wir auch den Körper so entwickeln und bilden, wie es notwendig ist. Gewiss kann man durch bestimmte Konzentrationsübungen in der einen aber anderen Hinsicht unterstützend und erleichternd einwirken, aber ein Erfolg lässt sich immer nur auf der eben entwickelten Basis erzielen. Es ist ein Fehler, wenn angenommen wird, man brauche nur am Tage fünf bis zehn Minuten eine mechanische Konzentrationsübung zu machen und nach einiger Zeit ist man dann ein Meister der Konzentration. Das würde gegen alle Entwicklungsgesetze verstoßen und die Misserfolge der vielen Menschen, die sich mit solchen Übungen monatelang abquälen, geben ja den sprechendsten Beweis dafür.
Es ist nicht meine Absicht, die Schüler mit langen theoretischen und psychologischen Auseinandersetzungen zu quälten, denn diese sind bei weitem nicht das Wichtigste, wenn auch durchaus notwendig ist, dass man über die einfachsten psychologischen Vorgänge unserer Sinnestätigkeiten unterrichtet sein muss. Die Hauptsache ist, dass der Schüler weiß, wo die Fehlerquellen liegen, wo er mit unterstützenden Maßnahmen einzusetzen hat und wie er praktisch zu einem erfolgreichen Konzentrieren im Denken, Fühlen und Handeln kommt. Das soll die Aufgabe dieses kleinen Büchleins sein. Es ist aus der Praxis für Praxis geschrieben und ich habe die Ansichten und Methoden neuerer Psychologen und Forscher, welche auf praktischer Grundlage beruhen, in Betracht gezogen, so dass also ein Studium umfangreicher Werke dieser Art nicht notwendig ist bzw. nur für die Menschen in Frage kommt, welche tieferes psychologisches und wissenschaftliches Interesse haben an dieser wichtigen Frage. Die Konzentrationsfähigkeit ist eine wichtige Lebensfrage für jeden, beruflich und außerberuflich, denn sie hat ja die engsten Beziehungen zu allen Zielen und zu einer fruchtbaren Arbeitsfähigkeit. Das gilt im Besonderen für die heranreifende Jugend. Neue Erziehungsmethoden streben darnach mit möglichst wenig Kraftaufwand größte Nutzanwendung und Ertüchtigung für das praktische Leben zu erzielen. Um so mehr, da an jeden Einzelnen die Zeiterfordernisse immer größere Belastungen stellen und für die Jugend Zeitersparnis Lebenserfolg bedeutet. Wer also diesen neuen Rhythmus der Zeit nicht versteht, sich ihm nicht anpasst und seine Sinnestätigkeit nicht schult, dass er sie wunschgemäß gebrauchen kann, darf sich nicht wundern, wenn er Misserfolge zu verzeichnen hat und sein Leben nicht vorwärts kommt. Ich stehe nicht an, zu behaupten, dass auch viele nervöse und psychische Erkrankungen auf Konzentrationsmangel der einen oder anderen Fähigkeit zurückzuführen sind.
So ist also die Konzentrationsfähigkeit für jedermann eine Hauptbedingung und ich wünsche, dass die Schüler auf Grund meiner praktischen Erfahrungen Erfolg haben werden in ihren verschiedenen Betätigungszweigen.
Die Forschungsergebnisse neuerer Psychologen und Forscher zeigen immer mehr, eine wie enge Wechselbeziehung zwischen Psyche und Körper besteht. An Hand hypnotischer Experimente hat man festgestellt, dass auch die Gefühlskräfte in uns, wie z. B. Vorstellungs- und Einbildungskraft bei richtiger Führung und unter teilweiser oder ganzer Ausschaltung des Oberbewusstseins tief eingreifende organisch Veränderungen herbeiführen können. So gibt es also praktisch die Möglichkeit, von innen, also von der Psyche aus, auf den Körper und von außen, also vom Körper auf die Psyche einzuwirken. Das können wir zu allererst praktisch zunutze machen. Wenn wir den heutigen Zeitmenschen beobachten, können wir immer wieder feststellen, dass vor allem ein Mangel in der Atemtätigkeit besteht. Wir finden überall, und die Jugend ist davon auch nicht ausgeschlossen, einen verflachten oder einen angespannten Atem. Wir wissen aber, dass dieser Atem – Odem – oder wie die Griechen sagen, Psyche, der wichtigste Faktor für unser Leben, unser Dasein ist. Der Atem ist sozusagen der Motor, der dem Körper physisch und physisch die notwendigen Kräfte zuführt, und für den entsprechenden Austausch sorgt. Ein mangelhafter Atmen, das sagt uns eine einfache Überlegung, muss also ein Mangel an Kraftaufnahme oder Austausch bedingen. Der Inder sagt: „Atem ist Leben“ und nach der esoterisch – okkulten Weltanschauung hat der Atem eine viel tiefere Bedeutung, wie es uns die Wissenschaft sagt. Wir müssen also als erstes praktisch lernen, richtig tief und voll zu atmen, d. h. also unsere Atemkräfte zu sammeln, zu konzentrieren. Man kann in dieser Beziehung von einem konzentrierten Atem sprechen. Ich kann leider dieses weite Gebiet des Atmens nur flüchtig streifen und nur das Notwendigste davon mitteilen. Es kommt ja auch nicht auf die Theorie, sondern auf die Praxis an. Immer wieder bitte ich die Schüler, nicht zu überlegen oder zu kritisieren, sondern die angegebenen Maßregeln und Übungen auszuführen. An den Wirkungen wird jeder erkennen können, ob sie nutzbringend sind oder nicht. Ganz kurz will ich erwähnen, dass es vier Atem-Arten gibt:
Der letztere ist das von uns erstrebte Ziel. Der Schlüsselbein-Atem als alleinige Funktionsart würde die Lunge ungenügend mit Luft füllen, den Körper in seiner Haltung unschön verändern und eine Überspannung der Außenmuskulatur erzeugen, also die Wechselwirkung zwischen Körper und Seele ungenügend gestalten.
Die Rippenatmung ist ebenso ungenügend, denn sie führt leicht durch Überspannung zur Lungenerweiterung. Diese Art wird häufig gepflegt durch forcierte Übungen, durch falschen Sport und falsches Training und reißt die Lunge gewaltsam auseinander. Dadurch leidet die Elastizität der Lungenzellen und die Folge ist Lungenerweiterung, so wie Herzerweiterung durch übermäßige belastende Tätigkeit. Also auch diese Atmung ist, einseitig betrieben, ungenügend.
Die Bauch-Atmung kann als Übung sehr fruchtbringend sein, aber dauernd gewaltsames Pressen durch Atmen mit Zwerchfell und Bauchmuskeln würde bald körperliche Störungen, wie Kopfschmerz, Schwindel, Appetitlosigkeit und Erbrechen erzeugen. Dadurch wird verständlich, wenn Menschen, die die an sich wundervollen Atemübungen falsch oder forciert betreiben, statt Erfolg Schädigungen erzielen.
Die Tiefatmung, welche alle anderen genannten Atem-Arten in sich harmonisch vereinigt ohne Überspannung und forcierte Anstrengung, ist die natürlichste und fruchtbringendste Art des Atmens. Sie sammelt in sich alle Atemkräfte in einem Punkte und ist somit der konzentrierte Atem, den wir besonders pflegen müssen.
Aus dem Gesagten geht schon hervor, dass wir praktisch beim Atmen jede übermäßige Anspannung und Forcierung besonders vermeiden müssen. Nicht atmen wollen durch Zwang, sondern atmen lassen durch das natürliche Bedürfnis des Körpers, sei der erste Grundsatz.
Dieses Atmenlassen kann nur geschehen, wenn der Schüler die körperliche und geistige Passivität, das heißt: „Erschlaffung“, beherrscht. Darüber könnte ich schon ein ganzes Buch schreiben. Wieder lehrt uns die Beobachtung im Alltagsleben, dass die Menschen diese Fähigkeit bewusster Erschaffung (Passivität) geistig und körperlich nicht erlangen können oder nur mit großer Anstrengung und Mühe. Aber auch hier ist jeder Forcierung vom Übel.
So wäre die erste Übung, die wir täglich ungefähr ein Vierteljahr lang auszuführen hätten, eine bewusste Passivität, erst einmal körperlicher Art. Wir beginnen mit fünf Minuten täglicher Übung und steigern nach eigenem Ermessen bis zu 30 Minuten. Hier ist mir immer wieder gesagt worden, dass der heutige Mensch mit seinen großen Berufsbelastungen keine Zeit hätte, täglich stundenlang Übungen zu machen. Das ist eine Ausrede, die man psychoanalytisch leicht entkräften kann. Man würde immer wieder als Wurzel die Bequemlichkeit oder das Trägheitsprinzip finden. Erstens handelt es sich nicht um stundenlange Übungen und zweitens vergeuden die Menschen im Allgemeinen täglich soviel Minuten unnütz und zwecklos, dass wenn man sie aneinander reihen würde, die Übungszeit von ca. einer halben Stunde weit überschritten würde. Es ist dabei wünschenswert, durch Übungen, die man freiwillig und mit Freude einschaltet, sich zu zwingen, seine Zeit richtig einzuteilen, um für die Gesundheit der Seele und des Körpers genügend Muße zu haben. Übrigens sollte jeder mit allen Mitteln die Zeit erübrigen können, wenn es sich darum handelt, seine Arbeits- und Leistungsfähigkeit, sowie seine Gesundheit zu steigern. Das ist eine ebensolche Bedingung wie die tägliche Nahrungsaufnahme, zu der auch jeder Mensch mehr oder weniger Zeit finden muss.
Erwähnen möchte ich hier zu Anfang gleich Folgendes: Wer diese Übungen und Ratschläge befolgen will, fasse den festen Entschluss und führe ihn gegen sich, gleichsam als Selbstschulung, unnachsichtlich durch. Jede Unterbrechung, wenn sie nicht durch Krankheit bedingt ist, ist nicht nur Stillstand, sondern Rückschritt. Denn wir wissen psychisch, dass zu jedem neuen Anfang ein Anlauf mit doppelten Kräften notwendig ist. Man dulde also gegen sich keine Schwäche durch Körper oder Seele und halte immer den Zweck, das Endziel vor Augen.