Norbert Wrobel, in Berlin lebend, studierte Medizin und approbierte sich 1984 als Arzt. In einer breit angelegten universitären Grundausbildung an der FU Berlin spezialisierte er sich nachfolgend in den Bereichen Innere Medizin und Intensivund Notfallmedizin, später noch in der Altersmedizin, und ist seitdem in der stationären Krankenversorgung aktiv. Wegen des gesellschaftlichen Wandels, der immer mehr ältere Menschen hervorbringt, werden Mediziner konsekutiv mit neuen, unbekannten und komplexen Problemkonstellationen konfrontiert. Diese unterliegen allerdings bis heute einer veralteten mechanistisch-physikalischen Denkweise, die sich vor mehr als hundert Jahren entwickelt hat. Norbert Wrobel hat sich deshalb vorgenommen, sich von dieser Denkweise zu lösen, um zu erforschen, was tatsächlich "die Welt in ihrem Innersten zusammenhält".

Der Naturwissenschaftler Dipl.-Math. Klaus-Dieter Sedlacek, Jahrgang 1948, lebt seit seiner Kindheit in Süddeutschland. Er studierte neben Mathematik und Informatik auch Physik. Nach dem Studienabschluss im Jahr 1975 und einigen Jahren Berufspraxis gründete er eine eigene Firma, die sich mit der Entwicklung von Anwendungssoftware beschäftigte. Diese führte er mehr als fünfundzwanzig Jahre lang. In seiner zweiten Lebenshälfte widmet er sich nun seinem privaten Forschungsvorhaben. Er hat sich die Aufgabe gestellt, die Physik von Information, Bedeutung und Bewusstsein näher zu erforschen und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Im Jahr 2008 veröffentlichte er ein aufsehenerregendes Sachbuch mit dem Titel »Unsterbliches Bewusstsein – Raumzeit-Phänomene, Beweise und Visionen«.

Inhaltsverzeichnis

     Vorwort des Mediziners Norbert Wrobel

In dem mit dem Mathematiker und Informatiker Klaus-Dieter Sedlacek begonnenen Dialog ging es in einem ersten Schritt um die Erarbeitung der Grundlage der Quantenphysik sowie der Quanteninformationstheorie. Nicht-Lokalität, Fluktuation und Dekohärenz sowie Verschränkung einerseits - Information, Bewusstsein und Evolution andererseits, bildeten die zusammenhängenden Themen, mit denen ein besseres Verständnis der primären Lebensentstehung sowie Phylo- und Ontogenese erarbeitet werden konnten. Das dimensionslose (metrikfreie) Vakuum wurde als Quelle für einen Energieüberschuss ermittelt, mit Hilfe dessen die Existenz der 4-dimensionale Welt, in der wir leben, bis auf weiteres gesichert erscheint. Das Ergebnis ist 2014 als "Leben aus Quantenstaub - Elementare Information und reiner Zufall im Nichts als Baustein einer 4-dimensionalen Quantenwelt“ veröffentlicht worden.

In einem zweiten Schritt ging es zunächst um die Beschäftigung mit dem physikalischen Messprozess, aus der die Erkenntnis gewachsen ist, wonach eine elementare Form von Bewusstsein alles Seienden in der Lage ist, eine materiehaltige Wirklichkeit zu schaffen. Durch informationsverarbeitende Prozesse gelingt es, eine Verbindung von etwas Abstrakten mit faktisch Realem herzustellen. Herausgearbeitet wurde ein Schichtenmodell unterschiedlicher Bewusstseinsformen in gegenseitiger Abhängigkeit, mit Hilfe dessen die „Natürliche Grundlagen einer Theorie des evolutiven Quantenbewusstseins“ formuliert und als „Quantenbewusstsein“ in einem weiteren Buch - ebenfalls im Jahr 2014 - herausgegeben werden konnte.

Mit den hinzugewonnenen Erkenntnissen soll nun abschließend die Frage: „Was ist Krankheit?“ geklärt werden. Aufgrund des gesellschaftlichen Wandels, der immer mehr ältere Menschen hervorbringt (demografischer Wandel), werden die medizinischen Einrichtungen mit neuen, unbekannten und komplexen Problemkonstellationen konfrontiert, etwa: Was sind die Gründe für die Entstehung einer Vielfacherkrankung (Multimorbidität), gibt es besondere Behandlungsgrundsätze, wenn viele Medikamente (Multimedikation) gleichzeitig eingesetzt werden, oder hat der psychosoziale und biografische Hintergrund eine besondere Relevanz für Therapieentscheidungen?

Während vor allem in dem molekularbiologischen, genetischen und epigenetischen Bereich neue Erkenntnisse gewonnen werden, mit Hilfe dessen insbesondere Krebserkrankungen besser behandelt werden können, gilt das unverändert nicht für chronisch (neuro-)degenerative Erkrankungen, allen voran Demenzen. Beiden Hauptkrankheitsentitäten - zuzüglich psychischer Störungen - ist gemein, dass Krankheitsursachen auf elementarer Ebene tatsächlich unbekannt sind, wodurch echte, kausale Therapieansätze erschwert werden. Hinzu kommen Phänomene, deren Entwicklung nicht wirklich zu verstehen ist: In entwickelten Ländern - und zunehmend auch in denen, die sich entwickeln - finden sich immer mehr dickleibige Menschen mit Stoffwechselerkrankungen, die einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden, welche inzwischen gemeinhin als „Zivilisationskrankheit“ bezeichnet werden. Oder Menschen, die sich altersabhängig hinsichtlich ihrer Krankheitszustände immer mehr unterscheiden, d.h., Variabilität und Vulnerabilität - also die Verschiedenartigkeit – nehmen zu. Für die Identifikation ganz individueller Zustände kranker Menschen müssen neue Wege beschritten werden, um wirkungsvoll – ganz speziell nach ihren Bedürfnissen - Unterstützung leisten zu können. Es ist die neue Art einer personalisierten Medizin.

Ich denke, wir haben zu grundsätzlichen Fragen gute Antworten gefunden. Ich wünsche nun dem interessierten Leser großes Erstaunen bei der Lektüre dieses Buches.

Berlin im Frühjahr 2015

Norbert Wrobel

1.  Vorwort des Mathematikers Klaus-Dieter Sedlacek

Mancher Leser mag sich fragen: „Was kann ein Mathematiker bzw. Physiker schon zu einem medizinischen Thema beitragen? Schließlich geht es in der Medizin um den lebendigen Menschen, in der Mathematik nur um abstrakte Dinge und in der Physik um tote Materie.“

Doch stimmt diese Sichtweise?

Wenn wir uns die Entwicklung der Biologie, Biochemie, Mikrobiologie, Genetik und Biophysik der letzten 25 Jahre anschauen, dann kann man wohl mit Fug und Recht sagen, es gibt kein anderes naturwissenschaftliches Fachgebiet, das eine derartige Wissensexplosion durchgemacht hat. Es fand eine noch nie dagewesene Expansion unseres Wissens statt, die geradezu revolutionär ist.1 Höhepunkte dieser Entwicklung sind die komplette Sequenzierung des Humangenoms oder die Ergebnisse der Stammzellenforschung.

Die Entwicklung hat zu neuen Möglichkeiten in der Diagnostik und Therapie in der Humanmedizin geführt. Bald im Wochenrhythmus erscheinen Pressemeldungen, in denen mitgeteilt wird, dass z.B. das erste Medikament zur Heilung einer bestimmten Erbkrankheit zugelassen wurde, dass neue Strategien und Therapieansätze für bestimmte Krankheiten entwickelt wurden, die bisher als nicht behandelbar galten oder auch nur dass die molekularen Ursachen dieser Krankheiten gefunden wurden.

Um es populär auszudrücken: „Die Humanmedizin ist auch nicht mehr das, was sie einmal war.“ Ohne Mikrobiologie, Stammzellenbiologie, Biochemie oder Biophysik läuft da nichts mehr. Gerade die Biophysik verbindet die Elemente aller aufgezählten Fächer mit der Medizin. Sie ist es, die sich mit der Struktur, den Eigenschaften, der Funktion und Dynamik biologischer Systeme befasst.

Ihr Ziel ist die Aufklärung fundamentaler Prozesse der Grundlagen des Lebens, sie benutzt physikalische Denkansätze und kombiniert sie mit den Konzepten und Arbeitsweisen aus Physik, Chemie und Biologie. […] Biophysikalische Forschung führt zu vielen Anwendungen in den Lebenswissenschaften und in der Medizin.2

Diese letzte Aussage liefert gleichzeitig die Erklärung, was ich als Mathematiker und Physiker zu medizinischen Themen beitragen kann. Ich hatte ganz einfach großen Spaß daran gefunden, mich in Biologie, Biochemie, Mikrobiologie usw. fortzubilden, das neue Wissen mit meinem schon vorhandenen zu verbinden und es anzuwenden.

So konnte ich zu diesem von Norbert Wrobel initiierten Buch einige Beiträge für die Kapitel 3 und 4 liefern. Das Kapitel 3 behandelt die molekularbiologische Perspektive, während im Kapitel 4 die Themen aus der Perspektive der Quanteninformationstheorie angegangen werden.

Aufgrund der Themenfülle der Biophysik usw. kann ein Buch wie dieses natürlich niemals vollständig sein, aber es kann dem Leser als Wegweiser zum Kosmos der Biologie und Medizin dienen und ihn von dort aus an die vorderste wissenschaftliche Front geleiten. Die vielen „Abstracts“ und Links zu den Originalpublikationen werden dabei sicher helfen.

So bleibt mir nur noch übrig, dem Leser viel Entdeckerfreude beim Durcharbeiten der zahlreichen Themen zu wünschen.

Spanien im Frühjahr 2015

Klaus-Dieter Sedlacek

1     Vgl. Buselmaier (2007), Biologie für Mediziner, 10. Aufl., Springer, S. V

2     Vgl. Mäntele (2012), Biophysik, S. 11

2.  Krankheit: Ein Phänomen der lebendigen Welt?

2.1  Prolog – Epilog

- Prolog -

„Der alte Herr hätte, ganz in Gedanken, in der Leipziger Straße fast das Aussteigen vergessen. Schnell sprang er noch ab, als die Straßenbahn schon wieder anfuhr, denn er wollte zu einer wissenschaftlichen Sitzung. Er stürzte und brach sich den Oberschenkelhals. Davon hat er sich nicht mehr erholt. Mit 81 starb der Pathologe Rudolf Virchow nach monatelangem Krankenlager zu Hause am 5. September 1902.“

Sein Ehrengrab findet sich heute im Alte St. Matthäus Kirchhof in Berlin-Schöneberg.

Ernst Haeckel, ein Schüler Virchows, verband die Biologie in vielerlei Hinsicht mit der Kunst. Durch die scheinbare Geometrie in der Natur wurde seine künstlerische Begabung stark angesprochen. Mit seinen Abbildungen von Plankton und Quallen stellte er die biologische Welt in eindrucksvoller Schönheit dar. Zugleich führten ihn Parallelen zwischen Ontogenese und Phylogenese zu der Erkenntnis, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen ontogenetischen und evolutionären Prozessen gibt.

In ganz bedeutender Weise ergänzte er die Arbeiten Charles Darwins.

Nach Charles Darwin wendet die Evolution bei ihrer Suche drei Grundprinzipien an: Die Mutation ist ein ungerichteter Suchprozess und erzeugt Varianten und Alternativen. Durch die Rekombination langer Nukleotidketten werden zwischen den homologen Chromosomen der Eltern Erbinformationen ausgetauscht, wodurch bereits bewährte Genkombinationen im Sinne eines Optimierungsvorganges neu gemischt werden.

Vor allem aber, und hauptsächlich, soll die Selektion die Bewegungsrichtung der Evolution als einen deterministischen Vorgang bestimmen.

Dass die Evolution allerdings ein von Rückkopplungen beeinflusster Prozess ist, blieb in seiner Überlegung unberücksichtigt: Lebewesen passen sich nicht nur an ihre Umwelt an, sondern sie verändern den von ihnen eingenommenen Lebensraum durch ihre bloße Existenz.

Die Entwicklungsdynamik einer Population mit begrenztem Lebensraum lässt sich z.B. nach Pierre-François Verhulst mathematisch beschreiben, ohne hier auf die Bedeutung der Variablen einzugehen:

x n+1 = r x nr x n 2

Durch Anwendung dieser Formel lässt sich zeigen, dass zufällige Störungen, die den Lebensraum ganzer Populationen verändern, oder Rückkopplungseffekte zwischen Lebewesen und Umwelt auslösen, aus der Selektion einen nicht-deterministischen Vorgang machen.

Nicht eine vorhersagbare, sondern eine durch zufällig geringfügige Änderungen der Randbedingung generierte, gravierend andere Ordnung entsteht:

Eigentlich herrscht Chaos.

Wir sprechen von nicht-deterministischem Chaos, wenn sein unvorhersehbarer Zustandswechsel von objektiven Zufallsfaktoren abhängt.

Im Gegensatz dazu entsteht die Unvorhersehbarkeit beim deterministischen Chaos nicht durch einfache Zufälle, sondern allein durch die Eigendynamik solcher Systeme.

Die Unvorhersehbarkeit biologischer Systeme, wie etwa das Zusammenspiel der Zellen eines Individuums, oder die Entwicklung von Organen, resultiert zum einen aus der Fülle an beeinflussenden Faktoren, zum anderen aus der strukturbestimmten Nichtmessbarkeit bestimmter Elementarzustände, ganz in Analogie zu der Heisenberg’schen Unbestimmtheitsrelation.

Aber auch im Gegensatz zum platonischen Weltbild repräsentiert sich die Natur in einer tatsächlich unvollkommenen Geometrie einzig zu dem Zweck, eine möglichst große Formenvielfalt hervorzubringen.

Als selbstähnliche Erscheinungen exprimiert sie sich als ein sogenanntes Fraktal, wie es Benoit Mandelbrot in seiner Ausarbeitung „Die Fraktale Geometrie der Natur“ beschrieben hat: sich wiederholende Grund-Muster im Wechsel zwischen Regularität und Irregularität und gebrochener, nicht ganzzahliger Dimension.

Als Beispiel lässt sich der Fingerabdruck eines Menschen aufzählen. Bei der Vererbung dieses Merkmals werden anstelle komplexer Baupläne fraktale Erzeugungsfunktionen weitergegeben. Dies ist deshalb vorteilhaft, weil dadurch die Erbinformation sehr viel kompakter dargestellt werden kann, und weil schon kleine Mutationen große phänotypische Veränderungen hervorbringen können.

Die Quantenmechanik führt zu der Erkenntnis, dass im Inneren des Atoms Prozesse nach einem gewissen Zufallsprinzip unterliegen, und deshalb nicht vorherzusehen sind.

Die Zustände von Elementarteilchen können deshalb auch nicht exakt, sondern nur mittels Aufenthaltswahrscheinlichkeiten beschrieben werden. Dies bewirkte bei Albert Einstein eine Erschütterung, nicht nur des festen Glaubens an die unbegrenzte Erklärungsmacht der Naturwissenschaft, sondern auch an den religiösen Glauben an Gott und an einen Gottesplan, was er nicht hinnehmen wollte.

In einem Brief an Max Born, einem der Protagonisten der Quantenmechanik, schreibt Albert Einstein am 4. Dezember 1926:

"Die Theorie liefert viel, aber dem Geheimnis des Alten [Gottes] bringt sie uns doch nicht näher. Jedenfalls bin ich überzeugt davon, dass der [Gott] nicht würfelt."

In der griffigen Kurzvariante "Gott würfelt nicht" verbindet sich dieses Zitat fortan mit dem großen Physiker3.

Detlev Ganten4 beschäftigte sich am Beispiel der Ernährung mit dem „Steinzeitmenschen in uns“:

Insbesondere bei der Salz- und Wasseraufnahme und den möglichen gesundheitlichen Störungen, etwa der Entwicklung eines Bluthochdrucks, könnten grundsätzliche Fragen zur evolutionären Entwicklung des Menschen abgeleitet werden.

In diesem Kontext - und ergänzend, ließe sich die Frage nach einer scheinbar unzügelbaren Adipositas5-Entwicklung von vielen Menschen in ökonomisch entwickelten Ländern gleichgeartet beantworten:

Womöglich hatten Steinzeitmenschen, die, bei einem knappen Angebot, bei erfolgreicher Nahrungsaufnahme schnell Fett ansetzen konnten, einen Überlebensvorteil, der evolutionär bis heute nachwirkt.

Karl Max Einhäupl6 hat seine Auffassung zur Entstehung der primär degenerativen Demenz vom Alzheimertyp wie folgt zum Ausdruck gebracht:

Er vermutet primär genetische Hintergründe in Verbindung mit Umwelteinflüssen beziehungsweise individuellen Verhaltensmustern, die konsekutiv zu Arteriosklerose und einer Minderdurchblutung im arteriellen Gefäßgebiet führen.

In der Gesamtheit wird ein neurodegenerativer Prozess initialisiert.

Charles Darwin hat mit seiner fundamentalen Arbeit die einzigartige Schönheit der Natur samt ihrer Entwicklungsgeschichte logisch aufgezeigt.

Was er jedoch nicht klären konnte, ist die Frage nach dem „Wie“.

Allem Anschein nach bedient sich die Natur Rückkoppelungsprozessen, die es ihr erlaubt, über den Weg eines nicht-deterministischen Chaos wohl schneller und effektiver zu neuer Ordnung zu kommen.

Ganz im Gegensatz zu Albert Einsteins Vermutung scheint dabei die Natur bei Ihrer Weiterentwicklung unentwegt zu würfeln und ist andauernd darauf bedacht, mit einer ihr eigenen „Genetik“ im Sinne einer „downward causation“ (Campbell) immer das „Bessere“ finden zu wollen.

Sie bedient sich dabei einer kombinierten Suchstrategie mit einer gleichzeitigen Tiefen- und Breitensuche, um die Evolutionszeit zu minimieren.

Um eine möglichst schnelle Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen zu erreichen, müssen somit die Generationsfolgen - über die Reproduktionszeit kurz, und die Individuenanzahl über die Reproduktionsrate hochgehalten werden.

Mit dem besseren Wissen über das Wesen der Evolutionsprozesse, und mit Hilfe der modernen Gentechnik ist es nunmehr möglich, den natürlichen Selektionsstand einer Population besser zu begreifen.

Die demografische Entwicklung hat inzwischen dazu geführt, dass sich in den Populationen in den ökonomisch entwickelten Ländern die Reproduktionszeit enorm verlängert hat, während zugleich die Reproduktionsraten deutlich abgefallen sind.

Womöglich demaskiert sich dieser beobachtbare Prozess als das Ende der „natürlichen“ Evolution: Zulasten der Reproduktion werden Individuen immer älter.

Heutzutage zeichnen sich in der medizinischen Versorgungsrealität die weiter oben beschriebenen Phänomene weltweit und auf breiter Front ab:

Die höchsten Zuwachsraten in der stationären Krankenhausbehandlung finden sich in den höchsten Altersgruppen (80 Jahre und darüber), Tendenz weiter steigend. Der ältere Patient ist in allen Versorgungsstufen zum Normalfall geworden.

Daraus resultiert eine spezifische Problemlage hinsichtlich seiner individuellen Unterschiedlichkeit: Die altersabhängige Variabilität und Vulnerabilität7 nimmt zu.

Neuere genetische wie auch molekularbiologische Untersuchungen haben Möglichkeiten geschaffen, individueller auf die Problemlage einzelner Individuen eingehen zu können.

Vor genau diesem Hintergrund erwächst die absolute Notwendigkeit - zugleich aber auch die große Schwierigkeit - eine individualisierte (personalisierte) Medizin zu entwickeln.

- Epilog -

Ernst Haeckel hingegen bescherte die ganz besondere, selbstähnliche Geometrie der Natur, die sich uns als Fraktal exprimiert, die Möglichkeit, die weltbekannten „Kunstformen der Natur“8 zu schaffen.

2.2  Biomedizinische, physikalische und informatische Grundlage

In seiner bisherigen Entwicklung hat sich der Mensch über eine abiotische Lebensentstehung und einem letzten, universellen und gemeinsamen Vorfahren (LUCA), aus einer eukaryotischen Zelle hin zu einem organisierten Konglomerat aus Billionen von Zellen entwickelt.

Er besteht überwiegend aus Wasser und ist auf einer (sub-)atomaren Skala eigentlich hohl.

Basierend auf dem Genom von Archaeen und Proteobakterien hat sich ein statistisches, physikalisches Informationssystem entwickelt, das es ihm erlaubt, sich auf der molekularbiologischen Daseinsebene zu einem lebendigen Geschöpf mit Ober- und Unterbewusstsein zu entwickeln, welchem seine Subjekthaftigkeit irgendwie bewusst ist.

Er lebt in einer materiehaltigen Wirklichkeit mit physikalischen Raum- und Zeitdimensionen, welche durch informationsverarbeitende Prozesse erzeugt wird.

Strukturell ist er ein sich selbstorganisierendes, dissipatives Nichtgleichgewichtsystem und eine lebendige Raum-Zeit-Konstruktion.

Über ein ausgeklügeltes Energiemanagement versucht er unentwegt, dem thermodynamischen Gleichgewicht zu entgehen und sichert so seine Existenz durch Vermeidung eines Wärme- oder Kältetodes.

In jedem Moment seines Daseins existiert ebenfalls eine - vom physikalischen Standpunkt aus betrachtet, dimensionslose Wirklichkeit aller denkbarer Möglichkeiten, deren Informationsgehalt abstrakt im metrikfreien Vakuum verzeichnet ist.

Rein zufällig, in Verbindung mit informationsverarbeitenden Prozessen - eine Art Bewusstsein auf elementarer Ebene vorausgesetzt, kondensieren elektromagnetischeWellen, erzeugen Raum und Zeit, und damit die Welt, in der er lebt. 9 10

Unter normalen Bedingungen fühlt er sich gesund und wird eine Abweichung davon als eine Störung - welcher Art auch immer - registrieren.

Die Manifestation der Abweichung in der ihm eigenen, wahrgenommenen Realität, könnte als Krankheit bezeichnet werden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als einen Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens, und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen11.

Demnach ist Gesundheit mehr als ein Fehlen von Krankheit und von allen Lebensbezügen (körperlich, seelisch, geistig und sozial) abhängig. Ausgehend von dieser Definition, lässt sich ein biopsychosoziales Krankheitsmodell entwickeln, wobei die Hierarchie dieser Stufenleiter zu berücksichtigen ist.

Die systematische Einteilung von Krankheiten wird Nosologie (Krankheitslehre) genannt.

Bei der Beschreibung einer Krankheit muss zwischen ihren Ursachen (Krankheitsursache, Ätiologie) und ihren sichtbaren Anzeichen (Symptomen) unterschieden werden.

Außerdem können sich unterschiedliche Verläufe zeigen: Eine akute Krankheit setzt plötzlich und heftig ein. Eine chronische Krankheit beginnt langsam und verläuft schleichend.

Manche Krankheiten verlaufen in Schüben, d.h., es wechseln sich Phasen der Besserung mit Phasen der Verschlechterung ab, oder sie treten nach scheinbarer Ausheilung erneut auf.

Die moderne Einteilung der Krankheiten im medizinischen Krankheitsmodell kann grob organbezogen nach den Hauptdiagnosegruppen MDC (Major Diagnostic Categories) erfolgen.

Das am meisten verbreitete Klassifikationssystem ist hingegen die ICD (International Classification of Diseases) der WHO12.

Im "Leben aus Quantenstaub" ist Krankheit wie folgt definiert worden:

"… Wenn eine Abweichung von der Regelhaftigkeit der Lebensvorgänge nicht mehr unmittelbar durch einen biologischen Regelkreis aufgefangen und wieder einreguliert werden kann, dann handelt es sich um Krankheit.

Das Ausmaß ist ein abstrakter, geistiger Wert.

Lebensvorgänge können als Prozesse aufgefasst werden: In einem biologischen System, auf das sich der jeweilige Lebensvorgang bezieht, wird Materie, Energie oder Information umgeformt, transportiert oder gespeichert (=Definition Prozess).

Wenn bei einem der Systemelemente Abweichungen vorkommen, dann kann das als Krankheit gelten.

Weil Lebensvorgänge Prozesse sind, kann Krankheit ebenfalls als ein Prozess aufgefasst werden.

Da in einem Prozess regelmäßig Information umgeformt, transportiert oder gespeichert wird, liegt in der Beobachtung und Einordnung der sich verändernden Information einer der Schlüssel zum tieferen Verständnis für das Wesen der Krankheit." 13

Es stellt sich nun die Frage, wie eine "Abweichung" auf der Realitätsebene festgestellt und damit normiert werden kann.

Wenn das „Regelhafte“, etwa die Energiegewinnung aus dem metrikfreien Vakuum14 zur Aufrechterhaltung des Lebens aufzufassen ist, könnte "Sterben" als eine signifikante Abweichung interpretiert werden.

Eine Zelle stirbt ab bei unzureichender Energiezufuhr und irregulärem Entropieexport. Thermodynamisch würde sich ein Gleichgewicht einstellen und mit dem "Wärmetod" enden15.

Im evolutionären Kontext ist Sterben hingegen eine Notwendigkeit16.

Der Teilprozess "Selektion" darf keinesfalls nur als eine Auswahl der Fittesten, oder als eine optimale Anpassung an Umweltbedingungen aufgefasst werden. Mit dazu gehört die Elimination (=Sterben) der weniger gut Angepassten. Sollten solche Individuen weiterleben, füllte sich die Umwelt bald mit ihnen an, und die Weiterentwicklung würde zum Erliegen kommen.

Von den Anfängen des Lebens an ist deswegen Sterben notwendiger Teil des Evolutionsprozesses geworden.

In diesem Zusammenhang kann Alterung als ein weiterer, wichtiger, die Lebenszeit regulierender, Prozess aufgefasst werden.

Aus der Sicht von Steuerungsprozessen unterliegen Abläufe in der biologischen Welt einfachen bis komplexen Regelkreisen.

Beim Menschen gibt es eine tief gestufte Hierarchie solcher Regelkreise.

Die oberste Stufe wird hierbei durch das Oberbewusstsein (= (Ich/Selbst-) Bewusstsein, nachfolgend als Oberbewusstsein bezeichnet) repräsentiert.

Eine Stufe tiefer erfolgt die Steuerung autonom durch das zentrale Nervensystem: zum Beispiel die Regulation von Blutdruck oder Blutzucker.

Eine weitere Stufe darunter werden dezentral Funktionen einzelner Organe geregelt, so etwa der Augeninnendruck oder die Synthese wichtiger Stoffe in der Leber.

Abgestuft reichen weitere Regelungsstufen hinab bis auf die Ebene einzelner Zellen.

Nach dem Prinzip „übergeordnete steuern untergeordnete Regelkreise“, erlangt der oberste Regelkreis indirekt Einfluss, herab bis auf die untersten Stufen.

Jeder übergeordnete Regelkreis muss nicht vorbestimmte Entscheidungen treffen - wie bei einer Abstimmung -, wenn es zu Konflikten auf untergeordneter Ebene kommt.

Konflikte entstehen dann, wenn unterschiedlichen nicht gleichzeitig erfüllbaren Bedürfnissen durch untergeordnete Regelkreise nachgegangen wird (ähnlich wie eine Art Neigung, ein bestimmtes Ziel zu verfolgen).

Sollte es in einem Konfliktfall unterschiedlicher Bedürfnisse zu einer gleich starken Bewertung kommen - als Ausdruck einer nicht determinierten Entscheidung, zum Beispiel durch einen übergeordneten Regelkreis - sind die Kriterien für Bewusstsein auf einer elementaren Ebene erfüllt.

Biologische Regelkreise sind also zum Teil dem Unterbewusstsein untergeordnet, wenn sie nicht sogar das gesamte Unterbewusstsein repräsentieren.17

In der Sprache der Informatik benötigt sämtliche Software eine Hardware als (Informations-)Träger, und diese funktioniert nur dann regelhaft, wenn die Hardware in Ordnung ist.

Als hardwarenahe Software gibt es die „Treiber“.

Die Betriebssystemsoftware steuert alle grundlegenden Funktionen und ist den Treibern übergeordnet.

Unter dieser Voraussetzung kann eine Software höhere Anwendungsaufgaben bearbeiten. Abweichungen oder Fehler entstehen bei Mängeln der Software oder defekter Hardware oder beidem zusammen.

Aus Sicht der Biologie können in Analogie die untersten Regelkreise auf Zell- oder Zellverbandsebene mit Treibern gleichsetzt werden.

Biologische Regelkreise - in der Interaktion mit Treibern - sind mit einem Betriebssystem zu vergleichen.

Auf der obersten Regelkreisstufe ist die Anwendungssoftware zu finden.

Der größere Teil der Software dürfte in biologischen Strukturen, wie der DNA, gespeichert sein.

Auf einer elementaren Ebene werden biophysikalische Funktionen durch Software gesteuert, die irgendwie in einem besonderen Speicher, mutmaßlich das metrikfreie Vakuum18, verzeichnet sind.

Das ganze System mit seiner hierarchischen Organisation, den Abstimmungen zwischen den einzelnen Regelkreisen, dem biologischen Träger und der Kommunikation zwischen seinen Elementen ist komplex.

Deswegen muss immer wieder mit Abweichungen gerechnet werden, die nicht mehr, oder nicht ad hoc, einreguliert werden können.

Beispielhaft seien Porphyrine genannt.

Porphyrine sind organisch-chemische Farbstoffe und ein wichtiger Bestandteil der Atmungskette in den Mitochondrien oder des Blutfarbstoffes.

Kleinste Störungen in der Produktionslinie der Porphyrine, etwa durch Einbau eines falschen Metall-Ions, ziehen katastrophale Folgen nach sich: Es kommt zu Funktionsstörungen von Gehirn oder anderen Organen, mit der Gefahr eines lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbruches.

Augenfällig verursacht also eine signifikante Abweichung der normalen Steuerung von biologischen Regelkreisen eine Störung, welche als Krankheit aufgefasst werden könnte.

Eine Störung mit Krankheitswert ist jedoch sehr viel mehr als nur eine Abweichung in biologischen Regelkreisen.

Es stellt sich daher die Frage, welche Mechanismen einem Krankheitsentstehungsprozess in einer physikalisch geprägten Welt zugrunde gelegt werden können, und, wie dieser Prozess durch elementare Information und reinem Zufall,19 moduliert wird.

3     Albert Einstein, Brief an Max Born, 4. Dezember 1926, Einstein-Archiv 8–180, zitiert nach Alice Calaprice

4     Präsident World Health Summit, Charité

5     Adipositas (Fettsucht) ist eine Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit, die durch eine über das normale Maß hinausgehende Vermehrung des Körperfettes gekennzeichnet ist.

6     Neurologie, Charité

7     In der Medizin bezeichnet Vulnerabilität die Anfälligkeit für eine bestimmte Erkrankung.

8     Haeckel (1904) http://caliban.mpizkoeln.mpg.de/haeckel/kunstformen/Titel_200.jpg

9     Wrobel, Sedlacek (2014), Leben aus Quantenstaub

10   Wrobel, Sedlacek (2014), Quantenbewusstsein

11   WHO (1948) http://www.who.int/about/definition/en/print.html

12   ICD (1994) http://www.who.int/classifications/icd/en/

13   Wrobel, Sedlacek (2014), Leben aus Quantenstaub, S. 17 ff

14   a.a.O. S. 22 ff

15   a.a.O. S. 31

16   Monod (1970), Zufall und Notwendigkeit

17   Wrobel, Sedlacek (2014), Quantenbewusstein, S.126 ff

18   Wrobel, Sedlacek (2014), Leben aus Quantenstaub, S. 116

19   Wrobel, Sedlacek (2014), Quantenbewusstsein, S. 131 ff

3.  Molekularbiologische Perspektive

3.1  Biologische Regelkreise

Ein Organismus – wie etwa der Mensch – besteht aus einem Konglomerat aus Billionen von Zellen, die sich irgendwie organisieren müssen. Ein Einzeller agiert stets autark, um zu überleben. Eine einzelne Zelle hingegen muss sich einem übergeordneten Ziel eines Zellverbands unterordnen. Wie der Zellverband einzelne Zellen beeinflusst, ist unter dem Stichwort "Der biologische Regelkreis" bekannt.

Der Regelkreis stellt ein universelles Prinzip dar und kommt immer dann vor, wenn ein Ziel (Normalwert) oder ein Gleichgewicht angestrebt wird, das sich aufgrund von Störeinflüssen oder infolge labiler bzw. indifferenter Gleichgewichtssysteme nicht von alleine einstellt.

Regelkreise gibt es in der Technik, insbesondere aber auch in der Biologie. Ein biologisches System bleibt nur deswegen intakt, weil vorhandene Regelkreise lebensgefährlichen Störeinflüssen entgegenwirken. Zum Beispiel erreicht eine mit Geißeln ausgestattete Mikrobe höchstens zufällig den Ort der Futtersubstanz, würde seine Fortbewegung trotz aller Störeinflüsse nicht durch einen Regelkreis immer wieder zum Zielort ausgerichtet.

Ein Regelkreis benötigt mindestens drei Komponenten, um zu funktionieren. Einmal den Regler selbst, der durch Steuerungsinformationen in Form elektrischer oder biochemischer Signale oder durch Licht und Quantenverschränkung Sorge dafür trägt, Zielwerte korrekt anzusteuern. Zielwerte sind entweder abgegriffene Normalwerte eines biologischen Systems oder auch Metazielwerte20 des Zellverbandes, dem eine Zelle angehört.

Eine Zelle wird als eines seiner primären Ziele den Erhalt seines Lebens anstreben, wie es analog ein Zellverband für den Erhalt seines Verbandes tut. Doch zwischen den individuellen Zielen kann es unter Umständen zu Konflikten kommen. Um etwa den Verband als Ganzes zu erhalten, können einzelne Zellen bei Nahrungsmangel absterben. Dadurch ist gewährleistet, dass alle anderen Zellen biologische und chemische Stoffe in ausreichender Menge erhalten.

Eine zweite, wichtige Komponente eines Regelkreises schließt die Gruppe der Effektoren ein, die den Zustand eines Systems ändern kann. In Zellen und Zellverbänden werden diese Stellglieder aktiviert durch Veränderung der Zellaktivität und der Durchlässigkeit der Zellmembran. In vier Bereichen besteht eine Möglichkeit, Änderungen vorzunehmen:

Damit der Regler überhaupt sinnvolle Steuerungsinformationen für die Effektoren ausgeben kann, benötigt er Informationen über den aktuellen Zustand des Systems. Diese Informationen liefern ihm in biologischen Systemen die Rezeptoren.

Um den Regelkreis komplett zu machen, bedarf es noch des Informationsaustausches zwischen den drei Komponenten. Unserer bisherigen Erkenntnis nach erfolgt der Informationsaustausch elektrisch (Nervenzellen), biochemisch (etwa durch Hormone), durch Licht oder durch Quantenverschränkung. Jede dieser Formen ist gleichzeitig mit einer Energieübertragung verbunden.

Interessant wäre es nun herauszufinden, welche Zellbestandteile, beispielsweise die eines Prokaryonten, den weiter oben erwähnten Komponenten eines Regelkreises zugeordnet werden können.

Beweglichkeit ist Mikroben nur dann nützlich, wenn sie auf irgendeine Weise erkennen, wohin sie migrieren sollen. Wenn ein entsprechender Regelkreis existiert, sorgt dieser dafür, das gewählte Ziel tatsächlich auch zu erreichen. Damit eine Mikrobe die Konzentration von Futterstoffen in der Umgebung feststellen kann, bedient sie sich der Zellmembran als Vermittler. Wahrscheinlich ist die Zellmembran nicht an allen Stellen gleich durchlässig. Je nach ihrer räumlichen Ausrichtung wird sie deshalb unterschiedliche Konzentrationen feststellen. Welcher Bestandteil eines einfachen Prokaryonten nun für die Rezeptoren-Komponente zuständig ist, kann leicht entschieden werden. Da es im einfachsten Fall nur vier grundsätzliche Bestandteile gibt, nämlich die Zellhülle, das Zytoplasma/ Protoplasma, das Chromosom und die Ribosomen, müsste nur überprüft werden, welche Aufgabe jedem dieser Strukturen zukommt.

Abb. 1: Verallgemeinerte grafische Darstellung eines biologischen Regelkreises (Grafik: Sedlacek, frei nach Thews & Vaupel: Vegetative Physiologie)

Die Aufgabe des Genoms ist es, für die Replikation der Zelle zu sorgen. Über das Zytoplasma/Protoplasma werden Stoffe transportiert, es ist deshalb als Medium für die Informationsübertragung geeignet. Als Rezeptor zur Bestimmung der aktuellen (Futter-)Stoffkonzentration kommen nur die Ribosomen infrage. Von den Ribosomen ist bekannt, dass sie Ort der Proteinsynthese sind. Ferner kommen ihnen zahlreiche, weitere Aufgaben zu. In dem gewählten Beispiel können nur sie die Aufgabe eines Reglers und die von Effektoren übernommen haben, die für Aktivitätsänderungen der Zelle zuständig sind. Über das Zusammenwirken von Steuerungsinformation und Stellglieder erreicht eine Mikrobe dann den Ort hoher Futterkonzentration.

Ribosomen sind also nicht nur Ort der Proteinsynthese, sondern repräsentieren auch den biologischen Regelkreis mit der Funktion, ein „gewähltes Ziel“ zu erreichen.

Wir wollen nun einen Schritt weitergehen und uns vorstellen, es gäbe bei den Ribosomen einerseits einen Regelkreis für die Migration zu einem Ort hoher Futterkonzentration, andererseits aber auch einen Regelkreis für eine bestimmte Neigung, sich Lichtquellen anzunähern (Phototaxis). Zu Zielkonflikten kann es dann kommen, wenn die entsprechenden Reiz-Orte weiter auseinanderliegen. Soll die Mikrobe dem Ort einer höheren Futterkonzentration oder dem der Lichtquelle zustreben? In solch einem Fall wird eine Entscheidung durch einen übergeordneten Regelkreis benötigt. Ohne diesen wäre die Alternative nur die, keine Entscheidung zu treffen. Dann würde sich die Mikrobe ziellos und zufällig hin und her bewegen, ohne jemals - oder höchstens zufällig - eines der beiden möglichen Ziele zu erreichen.

Existiert dagegen ein übergeordneter Regelkreis und fällt dieser eine nicht determinierte Entscheidung (=elementar bewusst), dann wären die Kriterien eines primären Bewusstseinsprozesses erfüllt. So etwas wie primäres Bewusstsein könnte dann - als übergeordneten Regelkreis - bestimmten Ribosomen zugeordnet werden.

Bei der Überlebensfrage kann immer auf einen übergeordneten Regelkreis verwiesen werden, der bei Zielkonflikten Entscheidungen trifft und dafür sorgt, dass die Aufgaben (Ziele) einer Zelle erfüllt werden. Hauptziel der Zelle ist es, sich zu replizieren. Alle anderen Ziele, wie etwa die Futtersuche sind dem untergeordnet.

Gehört die Zelle jedoch einem Zellverband an, so hat das Überleben oder die Replikation des ganzen Zellverbands Vorrang vor den Interessen der einzelnen Zelle. Die Steuerung erfolgt über die im Zellverband ansässigen Regelkreise. Beim Säugetier ist das zentrale Nervensystem (ZNS) Zentrum des obersten Regelkreises. Eine Stufe höher angesiedelt ist das bei Primaten vorkommende Oberbewusstsein – das eines Menschen.

Käme es zu Kommunikationsstörungen, würden Regelkreise nicht mehr richtig arbeiten und Fehler auftreten. Die Ziele würden nicht mehr erreicht.

Überlebenstrategie eines Trompetentierchens (Stentor)

In einem aufregenden Video21 lässt sich visuell die Überlebensstrategie eines einzelligen Trompetentierchens (Stentor)22 nach den oben geschilderten Grundprinzipien nachvollziehen:

Was auffällt, ist die unglaubliche Synchronisation aller in diesen Vorgang eingebundenen Strukturen (Protoplasma, Membranen, Wimpern). Es ist überhaupt nicht vorstellbar, wie eine das Leben des Stentors sichernde Kommunikation auf eine klassischmechanische Weise erfolgen konnte. Um die Cloud-Technologie als Metapher zu bemühen, müsste gefolgert werden, das "Programm" für die Ausführung des "Fressens durch eine Amöbe", des "Gefressen-Werdens eines Stentors" und des "Überlebens in dieser ausweglosen Situation durch Stentor" müsste - unserer Sprach- und Denkweise (Syntax, Semantik) gemäß - im metrikfreien Vakuum als Information verzeichnet worden sein. Anders ausgedrückt: Jeder biologische Regelkreis funktioniert immer durch eine immanente Wechselbeziehung zwischen realer Welt und dem metrikfreien Vakuum. Stentor ist deswegen dem Tod entwichen, weil das Programm "Überleben in auswegloser Situation" aufgerufen worden ist.

Was das Überleben von Zellen anbetrifft, so gibt es - wie die Krebszelle - einige, die scheinbar unsterblich sind. Die Kommunikation in der Wechselbeziehung zwischen realer Welt und dem metrikfreien Vakuum muss gestört sein. Hingegen folgt ein programmierter Zelltod einem geordneten, evolutionären Prinzip.

Lässt sich daraus folgern, dass Krebszellen sich zwar evolutionär erfolgreich zum "ewigen Leben" weiterentwickelt haben, sie aber zugleich einem Zellverband zum "Opfer fallen", weil der für eine derartige Situation einen programmierten Zelltod vorhandener, normaler Zellen des Verbandes vorgesehen hat?

Abb. 2: Der Überlebenskampf eines Stentors in drei Phasen grafisch dargestellt nach einem YouTube-Video. Grafik: Sedlacek

Hier kommt es regulatorisch zu einem Konflikt über- und untergeordneter Regelkreise mit dem Ergebnis eines lebensbedrohlichen Zustandes. Lässt sich dieser auflösen?

Abb. 3: Übergeordneter biologischer Regelkreis: Es gibt prinzipiell keinen Unterschied zwischen einem biologischen Regler, der Normal- oder Metaziel-Werte ansteuert und einem Regler der Entscheidungen trifft (=Regelzentrum). Grafik: Sedlacek

Verhaltens- und Überlebensprogramme

Wo genau mag der Stentor sein Überlebensprogramm für ausweglose Situationen gespeichert haben? Ein Gehirn hat dieses Lebewesen nicht.

Und so ist wohl der Schluss gerechtfertigt: Das metrikfreie Vakuum, welches offensichtlich physikalische Verhaltensprogramme der Quantenebene abstrakt vorhält, enthält auch das ausführbare Verhaltensprogramm, das sich in einem realen, biologischen Raum manifestiert.

Zur Lösung regulatorischer Konflikte dient immer der übergeordnete Regelkreis. Und wenn es zu Konflikten zwischen übergeordneten Regelkreisen kommt, dann braucht es eine weitere übergeordnete Hierarchie-Ebene mit Regelkreisen, um Konflikte von Regelungen darunter liegender Ebenen zu lösen.

Ein übergeordneter biologischer Regelkreis ist im Prinzip gleich wie der Grundtyp aufgebaut. Die Effektoren sind nun die untergeordneten Regelkreise. Die Rezeptoren stellen das Konfliktpotenzial fest und der Regler muss entscheiden, welche Regelkreise in ihrer Aktivität gehemmt werden, damit das Konfliktpotenzial reduziert wird.

Beim Menschen ist demnach das Zentrale Nervensystem der Regler (=Regelzentrum) eines übergeordneten Regelkreises der höchsten Hierarchie-Ebene unterhalb des Oberbewusstseins.

3.2  Oberbewusstsein sticht Unterbewusstsein: Die Bluthochdruck-Epidemie

Regulation des Blutdrucks

Regelkreise, übergeordnete einbezogen, sind als ein universelles Prinzip aufzufassen (vgl. Kap. 3.1).

Das den Blutdruck steuernde System ist für eine sehr wirkungsvolle Regulation ausgelegt:

  • Kurzfristig (Peripher-Barorezeptoren, Zentral-Medulla Oblongata)

  • Mittelfristig (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System)

  • Langfristig (Druckdiurese, ADH)

Schutz vor Bluthochdruck

In einer crossselektionalen, populationsbezogenen Studie wurden vier alters- und geschlechtsbezogene Proben (Völker) verglichen. Diese repräsentieren unterschiedliche zivilisatorische Entwicklungsstufen. Ein traditioneller Lebensstil (kein Kontakt mit der Zivilisation, Ernährung auf der Basis komplexer Kohlenhydrate und Gemüse, hoher Energieverbrauch) kann wohl gegen Bluthochdruck, Hypercholesterinämie und Diabetes schützen.

Pavan (1999),
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10459871 engl.

In Naturvölkern ist das Phänomen eines zu hohen Blutdrucks praktisch unbekannt.23 In vergleichenden Untersuchungen gegenüber entwickelten Völkern wurden vor allem übermäßiger Salzbzw. Kohlenhydratkonsum in Verbindung mit Bewegungsarmut für einen steigenden Blutdruck verantwortlich gemacht. Durch weitere metabolische Störungen kommt es nach und nach zu einer feingeweblichen Veränderung der arteriellen Gefäßwand, die zunehmend ihre Elastizität verliert und schließlich arteriosklerotisch versteift. Stellt sich darüber hinaus eine Durchblutungsstörung ein, kann Herzinfarkt oder Schlaganfall resultieren. Beide Entitäten werden in der Klasse der Herzkreislauferkrankungen geführt. Zahlenmäßig stehen diese in entwickelten Ländern sowohl in der Mortalitäts- wie auch Letalitätsstatistik jeweils an erster Stelle. Für Herzinfarkt bzw. Schlaganfall hat sich inzwischen der Begriff „Zivilisationskrankheit“ eingebürgert.

Abb. 4: Mechanismus der Blutdruckregulation. CC-BY-SA 2.5 Hank van Helvete

Ontogenetisch dürfte das Unterbewusstsein bei allen Völkern gleich entwickelt sein. Es kann dem Primärbewusstsein24 zugeordnet werden, über das jedes Lebewesen verfügt. Es steht in Einklang mit den natürlichen Lebensprozessen im Sinne eines harmonischen Regelkreises. Das hoch entwickelte Primärbewusstsein, was nachfolgend als Unterbewusstsein bezeichnet wird, regelt alle Vorgänge in einer gegebenen Umgebung, die zur Aufrechterhaltung des Lebens dort nötig ist. Übergeordnet ist ihr ein Regelkreis auf ZNS-Ebene und damit auf der Ebene des Oberbewusstseins.

Aktuell kann eine sich als ein evolutionärer Nachteil herausstellende Entwicklung registriert werden: Ganz offensichtlich wird das Unterbewusstsein durch ein „unnatürliches" Verhalten vom Oberbewusstsein (vgl. Kap. 3.1, S. → ff) „gemaßregelt“. Umgekehrt scheint Unterbewusstsein - eine sich unter „natürlichen“ Bedingungen entwickelte Bewusstseinsform - in der Lage zu sein, das, was als Zivilisationskrankheit bezeichnet wird, abzuwenden. Evolutionär betrachtet wirken sich demnach die enormen Vorteile, welche die Entwicklung des Oberbewussteins für den Menschen gebracht hat, in diesem Fall nachteilig aus: Durch seine zugrundeliegende Dominanz wird das Krankheitsgeschehen, nämlich die Entwicklung eines die Gesundheit störenden, erhöhten Blutdrucks, überhaupt erst ausgelöst.

An der kurz-, über mittel- bis langfristigen Regulation auf makroskopischer (Daseins-)Ebene sind vorwiegend Rezeptoren bzw. Hormone beteiligt. Auf der mikroskopischen Skala, also auf einer intra- bzw. interzellulären Ebene, muss es zwingend - aufgrund der an diesem Prozess beteiligten, sehr großen Anzahl von Zellen in Billionenhöhe - weitere Regulationsmechanismen geben.

Die WHO geht davon aus, dass inzwischen rund 1 Milliarde Menschen die gesundheitsschädliche Störung eines zu hohen Blutdrucks aufweisen25. Viel bedrohlicher ist aber der Umstand einer sehr schnellen Entwicklung dieser Transformation zu werten: Demnach entwickeln Naturvölker, und hier insbesondere auch deren Nachwuchs, sehr schnell das gleiche kardiovaskuläre Risiko wie das der entwickelten Völker, wenn sie deren Lebensstil und Essgewohnheit übernehmen26.

Dieses Phänomen findet sich in entwickelten Ländern – und zunehmend auch in denen, die sich entwickeln: Immer mehr dickleibige Menschen mit Bluthochdruck und Stoffwechselerkrankungen erleiden einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Das ist gemeinhin das, was als „Zivilisationskrankheit“ bezeichnet werden kann.

Diese Entwicklung ist nicht wirklich zu verstehen und wirft viele Fragen auf:

  1. 1. Gibt es für das Oberbewusstsein – im Gegensatz zu dem elementaren Bewusstsein – keine informationsverarbeitenden Prozesse als Ausdruck einer Wechselwirkung mit dem metrikfreien Vakuum27?

  2. 2. Die in dieses Geschehen eingebundenen Zellen in Billionenhöhe müssen - wie auch immer – über eine Kommunikation synchronisiert werden. Sind auf dieser Basis Gegenregulationen vorstellbar?

  3. 3. Bedeutet das in der Gesamtschau nicht, dass Krankheiten, wie etwa Herzinfarkt oder Schlaganfall, willentlich durch eine ganz offensichtliche, regulatorische Dysfunktion seitens des Oberbewusstseins – als oberste Regulationsinstanz - entstehen können?

Schichtenmodell verschiedener Bewusstseinsformen in gegenseitiger Abhängigkeit

Zur Beantwortung der ersten Frage muss das Zusammenwirken der einzelnen Bewusstseinsformen verständlich gemacht werden. In Abb. 5 sind die Bewusstseinsformen, ihre Träger und ihre Aufgaben dargestellt. Die Angaben zum Oberbewusstsein, Unterbewusstsein und Primärbewusstsein entsprechen weitgehend dem wissenschaftlich anerkannten Stand. Zusätzlich hinzugefügt ist eine unterste Bewusstseinsschicht mit der Bezeichnung Elementarbewusstsein28.

Abb. 5: Schichtenmodell verschiedener Bewusstseinsformen in gegenseitiger Abhängigkeit. Grafik: Sedlacek

Dieses Schichtenmodell kann zu einigen der aufgeworfenen Fragen Antworten liefern. Das Oberbewusstsein baut auf drei darunter liegende Schichten, also auf einer Art Fundament, auf. Ohne ein solches Fundament wäre kein Bewusstsein auf der Basis eines biologischen Trägers möglich. Das Oberbewusstsein benötigt zu seiner Existenz Unterbewusstsein, Primärbewusstsein und Elementarbewusstsein.

Die einzelnen Schichten sind über ein Kommunikationssystem verbunden, und die Informationsübertragung erfolgt auf elektrischem oder biochemischem Weg, sowie durch Licht oder Quantenverschränkung. Für die Informationsübertragung sind biologische Regelkreise, wie zum Beispiel die des