1. AUFZUG
Zweiter Knappe:
Dem Balsam wich das Weh.
Gurnemanz (für sich):
Die Wunde ist’s, die nie sich schließen will! –
(Der dritte und vierte Knappe hatten sich zuletzt schon zu Gurnemanz’ Füßen niedergesetzt; die beiden anderen gesellen sich jetzt
gleicherweise zu ihnen unter dem großen Baum.)
Dritter Knappe:
Doch, Väterchen, sag’ und lehr’ uns fein:
du kanntest Klingsor – wie mag das sein?
Gurnemanz:
Titurel, der fromme Held,
der kannt’ ihn wohl.
Denn ihm, da wilder Feinde List und Macht
des reinen Glaubens Reich bedrohten,
ihm neigten sich in heilig ernster Nacht
dereinst des Heilands selige Boten:
daraus er trank beim letzten Liebesmahle,
das Weihgefäß, die heilig edle Schale,
darein am Kreuz sein göttlich Blut auch floß,
dazu den Lanzenspeer, der dies vergoß –
der Zeugengüter höchstes Wundergut –
das gaben sie in uns’res Königs Hut.
Dem Heiltum baute er das Heiligtum.
Die seinem Dienst ihr zugesindet
auf Pfaden, die kein Sünder findet,
ihr wißt, daß nur dem Reinen
vergönnt ist, sich zu einen
den Brüdern, die zu höchsten Rettungswerken
des Grales1 Wunderkräfte stärken
Drum blieb es dem, nach dem ihr fragt, verwehrt,
Klingsorn, wie hart ihn Müh’ auch drob beschwert
Jenseits im Tale war er eingesiedelt;
darüberhin liegt üpp’ges Heidenland:
unkund blieb mir, was dorten er gesündigt;
doch wollt’ er büßen nun, ja heilig werden.
Ohnmächtig, in sich selbst die Sünde zu ertöten,
1 TV: Eingeschoben »heil’ge«
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