Cover

Wie wäre das Leben, wenn wir nicht gegen das ankämpfen würden, was wir so tagtäglich erleben? Wenn wir gelassen blieben anstatt uns über uns selbst, die Nachbarn und die Kollegen zu ärgern? Wenn wir akzeptieren könnten, dass das Kind schlechte Noten heimbringt, Krankheit und Alter zum Leben dazugehören und geliebte Menschen auch sterben können.

Andreas Knuf beschreibt, wie wir die Fähigkeit entwickeln, unser Leben und uns selbst anzunehmen. Er zeigt auf, welchen Preis wir zahlen, wenn wir den Ereignissen mit Widerstand begegnen, und erforscht, was Annahme eigentlich genau bedeutet. Was hält uns davon ab, das, was ist, zu akzeptieren? Auch wenn wir Akzeptanz nicht willentlich beschließen oder »machen« können, ist es dennoch möglich, eine annehmende Haltung zu kultivieren.

Ein Buch, das deutlich macht, dass wir Glück und Zufriedenheit nicht finden, wenn wir angestrengt versuchen, unser Leben in den Griff zu bekommen. Vielmehr lädt es dazu ein, sich für die Schönheit und die Geschenke im täglichen Leben zu öffnen, Erwartungen loszulassen und allem, was uns widerfährt, mit offenem Geist und weitem Herz zu begegnen. So können sich tiefe Zufriedenheit und inneres Glück von allein einstellen.

Andreas Knuf, geboren 1966, ist Diplompsychologe und Psychologischer Psychotherapeut. Er arbeitet in eigener Praxis in Konstanz und ist daneben in Fortbildung und Supervision tätig. Ausbildungen in Verhaltenstherapie, Körperpsychotherapie und Existenzieller Psychotherapie. Zahlreiche Veröffentlichungen zu psychischen Erkrankungen, Selbsthilfeförderung und Achtsamkeit. Im Kösel-Verlag erschien von ihm bereits Sei nicht so hart zu dir selbst. Selbstmitgefühl in guten und in miesen Zeiten.

Andreas Knuf

Widerstand
zwecklos

Wie unser Leben leichter wird,
wenn wir es annehmen,
wie es ist

Kösel

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Copyright © 2018 Kösel-Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlag: Weiss Werkstatt, München
Umschlagmotiv: © Robert Adrian Hillman / shutterstock.com
Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
ISBN 978-3-641-22558-2
V002
www.koesel.de

Inhalt

Einleitung

Eine Kultur der Nicht-Annahme

Wer will schon gerne annehmen?

Zwölf-Zonen-Matratze und Persönlichkeitsoptimierung

Auf der Suche nach dem Dauerglück

Geht nicht, gibt’s doch

Der schlechte Ruf der Annahme

Die Ablehnung hat ihren Preis

Das Gesetz des Widerstandes

Leid = Schmerz + Widerstand

Ineffektives Handeln

Was ist Annahme?

Nehmen, was gegeben ist

Die vielen Herausforderungen der Annahme

Der Akzeptanz-Modus

Es geht um die Gefühle

Akzeptanz und Handeln

Mit dem Willen allein geht es nicht

Annahme tut uns gut

Was es anzunehmen gilt

Keine Fake-News

Der Wahrheit ins Angesicht schauen

Ist das Hier & Jetzt wirklich so toll?

Das Vergangene ist vergangen ist vergangen

Sein dürfen, wer man wirklich ist

Der Nachbar und die Schwiegermutter

Das Leben ist ungerecht

Himmel & Hölle

Die Hindernisse auf dem Weg zu mehr Annahme

Schluss mit Schönreden, Wegschauen und Nicht-Wahrhaben-Wollen

Schädliche Grundüberzeugungen nicht länger glauben

Sich und andere nicht mehr verurteilen

Gefühle nicht länger wegdrücken

Eine annehmende Haltung kultivieren

Eine meditative Grundhaltung

Demut und Dankbarkeit

Freundlichkeit sich selbst gegenüber

Ach wie gut, dass die Dinge schlecht laufen

Natürliches Handeln

Schluss: Spiritualität und Psychologie

Anhang

Danksagung

Die sieben Mythen zu Akzeptanz und Annahme

Anmerkungen

Literatur zum Weiterlesen

Wir sind hier nicht bei »wünsch dir was«,
sondern bei »so isses«.

Unbekannte Quelle

Einleitung

Esel sind bekanntlich störrisch. Das sieht man auch auf dem Cover dieses Buchs. Wenn der Esel erst mal steht, dann steht er – da hilft auch alles Ziehen und Locken nichts. Er bestimmt, wann es weitergeht, und wer ihn führt, braucht einen langen Atem und viel Geduld. Vor allem aber sollte man nichts erzwingen wollen, denn dann zeigt der Esel so richtig, wer der Boss ist.

Widerstand ist nicht nur zwecklos, wenn es darum geht, einen sturen Esel zu bändigen, unser Leben funktioniert ganz genauso. Sobald wir dem Leben unsere Regeln aufzwingen wollen, sobald wir nicht mit dem Strom des Lebens schwimmen, sondern gegen ihn, geht es uns wie jemandem, der einen störrischen Esel zum Weitergehen zwingen will. Wir verlieren uns in einem mühsamen Kampf, der nicht nur aussichtslos ist, sondern uns auch unbändig anstrengt. Und genau das ist mittlerweile das Lebensgefühl sehr vieler Menschen!

Wie würdest du reagieren, wenn ich dir sage, es gibt einen Weg, diesen vergeblichen Kampf einfach zu beenden? Einen Weg, bei dem du dich nicht weiter anstrengen musst, sondern stattdessen Zufriedenheit und inneren Frieden erfährst? Vielleicht denkst du: Oh je, schon wieder so ein Ratgeber, der viel verspricht und wenig hält. Vielleicht bist du aber auch neugierig geworden und möchtest mehr erfahren. Wenn ich dir nun sage, dass dieser Weg ganz schlicht darin besteht, deinem Leben, so wie es ist, zuzustimmen und nicht länger gegen das zu kämpfen, was dir nicht passt, dann klingt deine Begeisterung wahrscheinlich ziemlich rasch wieder ab. Wir denken uns nämlich fast alle, dass erst etwas anders werden muss, bevor es uns wirklich gut gehen kann. Akzeptanz gehört für die meisten von uns ganz und gar nicht zu unseren Lieblingsbeschäftigungen. Wer hat schon Lust, zu akzeptieren, was einem nicht gefällt und was man sich nicht gewünscht hat: das schlechte Wetter im Urlaub, der Streit in der Familie, der unsensible Ehemann, eine Krankheit oder Behinderung, die Endlichkeit des Lebens.

Dabei ist Akzeptanz eine der wichtigsten Fähigkeiten, um ein zufriedenes Leben führen zu können und mit den Widrigkeiten des Lebens zurechtzukommen. Es gibt wenige menschliche Qualitäten, die einerseits so unbeliebt sind und andererseits dermaßen kraftvoll und lebensverändernd. Wenn wir zur Akzeptanz in der Lage sind, werden wir innerlich freier und unser Leben wird deutlich leichter. Damit es uns gut geht, müssen die Dinge dann nämlich nicht mehr so laufen, wie wir sie gerne hätten, sondern sie dürfen so sein, wie sie nun mal sind. Unsere Zufriedenheit hängt nicht mehr davon ab, ob alles nach unseren Wünschen läuft. Und auch wir selbst dürfen so sein, wie wir nun mal sind, und müssen nicht ständig an uns arbeiten, um endlich halbwegs vorzeigbar zu sein. Der Kampf gegen das Leben und gegen uns selbst findet endlich ein Ende.

Akzeptanz ist darüber hinaus auch die wichtigste Fähigkeit, um die Geschenke des Lebens überhaupt wahrzunehmen. Manchmal nämlich fällt es uns sogar schwer, die angenehmen Empfindungen und die beglückenden Ereignisse in unserem Leben wirklich an uns heranzulassen und anzunehmen. Daher geht es in diesem Buch nicht nur um die Akzeptanz unerwünschter Ereignisse und Empfindungen.

Die Fähigkeit zur Akzeptanz ist in vielen Lebensbereichen gefordert. Da sind natürlich die großen Schicksalsschläge eines Menschenlebens: Ein geliebter Mensch stirbt, man selbst leidet unter einer schweren oder sogar lebensbedrohlichen Erkrankung, ein Kind kommt behindert auf die Welt. Es sind vor allem diese existenziellen Situationen, die unsere Fähigkeit, das was ist, anzunehmen, auf eine harte Probe stellen. Daneben gibt es vieles, was anders läuft, als wir es gerne hätten: Die Ehe geht in die Brüche und die kleinen Kinder pendeln zwischen Mama und Papa, man ist unglücklich im Job und hat keine Perspektive auf eine Veränderung, schmerzhafte Erinnerungen aus der Vergangenheit holen einen immer wieder ein. Und eigentlich fängt es schon bei den vielen kleinen Unannehmlichkeiten und Ärgernissen des Alltags an. Zu akzeptieren, dass die Haut nicht mehr ganz so samtweich und glatt ist wie mit 17 Jahren, dass das Kind nicht die erhofften Schulnoten nach Hause bringt oder ein Sommer manchmal auch Regentage hat, sogar dann wenn wir gerade ein großes Fest planen. Jeden Tag gibt es Dutzende kleinerer und größerer Ereignisse und Empfindungen, die wir anders haben wollen, als sie sind, und gegen die wir ankämpfen.

In unserer Kultur geht die Fähigkeit zur Annahme mehr und mehr verloren. Statt Akzeptanz herrscht eine Optimierungs- und Selbstoptimierungskultur vor, die uns antreibt, die Lebenssituation und die eigene Person immer weiter zu perfektionieren. Annahme hat da bei vielen Menschen eher einen schlechten Ruf, weil sie mit Passivität und Resignation gleichgesetzt wird. Das Leben darf nicht mehr so fließen, wie es fließt, sondern es soll gefälligst unseren Regeln folgen. Wir glauben, einen Anspruch darauf zu haben, dass es uns gut geht und das Leben rundläuft. So tun wir uns schwer, mit Verlusten und Misserfolgen, Krankheit und Alter, mit unerfüllten Sehnsüchten und schweren Schicksalsschlägen umzugehen. Denn diese können ohne eine annehmende Haltung nicht bewältigt werden. Auch verschiedene psychische Erkrankungen werden begünstigt, wenn der Widerstand gegen eine vorhandene Lebenssituation und eigene Empfindungen zu stark bleibt. Überhaupt bewirkt Widerstand oft eine getriebene Daueraktivität sowie chronisches Erleben von Unzufriedenheit und Anspannung.

Dieses Buch möchte eine Hilfestellung bieten, um akzeptierender mit sich selber, mit dem Leben und mit anderen Menschen umgehen zu können. Ich habe in Therapiegesprächen, aber auch in meinem eigenen Leben immer wieder erfahren, wie wenig wir heute darüber wissen, wie das praktisch geht. Die immer wieder gehörte Empfehlung »Das musst du jetzt aber mal annehmen« zeigt dieses Unwissen. Annahme können wir nicht machen, sie unterliegt nicht unserem Willen, sie ist noch nicht einmal eine Handlung. Akzeptanz ist eher ein Geschenk, aber keines, das wir zufällig bekommen oder eben nicht. Vielmehr können wir Bedingungen schaffen, die es wahrscheinlicher machen, dass sie sich einstellt. Wer hinreichend über den Tod eines geliebten Menschen getrauert hat, der wird den Verlust schließlich annehmen können. Wer den Schmerz über unerfüllte Sehnsüchte nicht beiseite drängt, der wird sich von diesen lösen können und offen für andere, neue Lebensmöglichkeiten werden. Akzeptanz ist die Folge einer gelungenen innerpsychischen Auseinandersetzung mit Lebensereignissen und Eigenschaften. Diesen Prozess versuche ich in diesem Buch möglichst konkret und nachvollziehbar zu beschreiben, sodass er sich auf das eigene Leben übertragen lässt.

Dabei helfen verschiedene Übungen, die dir im Buch immer wieder begegnen werden. Sie sind in den Text eingebaut und nicht durch Kästchen oder Ähnliches sichtbar gemacht. Das ist zugegebenermaßen etwas gemein, denn du kannst das Kästchen mit der Übung dann nicht einfach überspringen, sondern musst die Übung zumindest lesen. Dadurch erhöht sich die Chance, dass du sie auch ausprobierst, was für die Wirkung des Buches wünschenswert ist. Du kannst den Text aber auch einfach so lesen. Dann nutzt du das Buch in erster Linie, um die Inhalte theoretisch zu verstehen – ein erster und wichtiger Schritt. Im Text findest du öfter ein Pausenzeichen (), das dich einlädt, kurz innezuhalten, vielleicht sogar für einen Moment das Buch beiseite zu legen und das Gelesene auf dich wirken zu lassen. Diese Pausen helfen dir, das Gelesene zu vertiefen und mit deinen eigenen Gedanken und Lebenserfahrungen zu verbinden.

Hoffentlich wird es mir nachgesehen, dass ich dich als Leserin oder Leser in diesem Buch duze. Ich tue das, obwohl wir uns wahrscheinlich nicht persönlich kennen und mir das »du« nie angeboten wurde. Nach meiner Erfahrung ermöglicht das »du« jedoch einen direkteren und tieferen Zugang zu den Inhalten des Buches und unterstützt den Prozess, den es anstoßen möchte.

Beginnen wir also mit unserer gemeinsamen Reise, auf der wir eine Tugend vertiefen, die unser Leben ganz sicher leichter und anstrengungsloser macht.

Andreas Knuf

Konstanz, im Frühjahr 2018