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© eBook: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2021 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

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Projektleitung: Ariane Hug

Lektorat: Anne Nordmann

Bildredaktion: Simone Hoffmann

Covergestaltung: ki 36 Editorial Design, Daniela Hofner

eBook-Herstellung: Lea Stroetmann

 

ISBN 978-3-8338-7881-7

1. Auflage 2021

 

Bildnachweis

Illustrationen: Verena Mayer-Kolbinger

Syndication: www.seasons.agency

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LITERATUREMPFEHLUNGEN

Inspirationen und weiterführende Literatur

Baer, Udo/Frick-Baer, Gabriele: Vom Schämen und Beschämtwerden, Beltz

Brisch, Karl Heinz: Schwangerschaft und Geburt, Klett-Cotta

Charf, Dami: Die 3 Quellen echten Lebensglücks. Was wirklich wichtig ist für ein erfülltes Leben, Gräfe und Unzer

Dana, Deb: Die Polyvagaltheorie in der Therapie. Den Rhythmus der Regulation nutzen, Probst

Fritzsche, Kai: Praxis der Ego-State-Therapie, Carl-Auer

Hartman, Woltemade/Fritzsche, Kai: Einführung in die Ego-State-Therapie, Carl-Auer

Heller, Laurence/LaPierre, Aline: Entwicklungstrauma heilen. Alte Überlebensstrategien lösen. Selbstregulierung und Beziehungsfähigkeit stärken, Kösel

Heller, Laurence/Doerne, Angelika: Befreiung von Scham und Schuld. Alte Überlebensstrategien auflösen und Lebenskraft gewinnen, Kösel

Herman, Judith: Die Narben der Gewalt. Traumatische Erfahrungen verstehen und überwinden, Junfermann

Huber, Michaela: Trauma und die Folgen. Trauma und Traumabehandlung, Teil 1, Junfermann

Huber, Michaela: Wege der Traumabehandlung. Trauma und Traumabehandlung, Teil 2, Junfermann

Huber, Michaela: Der geborgene Ort. Sicherheit und Beruhigung bei chronischem Stress, Junfermann

Hüther, Gerald/Weser, Ingeborg: Das Geheimnis der ersten neun Monate. Reise ins Leben, Beltz

Kain, Kathy L. & Terrell, Stephen J.: Bindung, Regulation und Resilienz. Körperorientierte Therapie des Entwicklungstraumas, Junfermann

Karr-Morse, Robin/Wiley, Meredith: Sich krank fürchten. Welche Rolle Kindheitstraumata für Erkrankungen im Erwachsenenalter spielen, Junfermann

Klees, Katharina: Traumasensible Paartherapie. Mit dem Traum(a)-Haus-Konzept aus der Beziehungskrise, Junfermann

Levine, Peter: Sprache ohne Worte. Wie unser Körper Trauma verarbeitet und uns in die innere Balance zurückführt, Kösel

Marks, Stephan: Scham. Die tabuisierte Emotion, Patmos

Maté, Gabor: Im Reich der hungrigen Geister. Auf Tuchfühlung mit der Sucht-Stimmen aus Forschung, Praxis und Gesellschaft, Unimedica

Peichl, Jochen: Jedes Ich ist viele Teile. Die inneren Selbst-Anteile als Ressource nutzen, Kösel

Poole Heller, Diane: Tief verbunden. Wie wir alte Bindungsmuster auflösen und dauerhafte Beziehungen eingehen, Kösel

Porges, Stephen: Die Polyvagal-Theorie und die Suche nach Sicherheit. Traumabehandlung, soziales Engagement und Bindung, Probst

Porges, Stephen/Dana, Deb: Klinische Anwendungen der Polyvagaltheorie. Ein neues Verständnis des Autonomen Nervensystems und seiner Anwendung in der therapeutischen Praxis, Probst

Reddemann, Luise/Dehner-Rau, Cornelia: Trauma verstehen, bearbeiten, überwinden. Ein Übungsbuch für Körper und Seele, Trias

Spitzer, Manfred: Einsamkeit, die unerkannte Krankheit. Schmerzhaft, ansteckend, tödlich, Droemer

Treleaven, David: Traumasensitive Achtsamkeit, Arbor

Van der Kolk, Bessel: Verkörperter Schrecken. Traumaspuren in Gehirn, Geist und Körper und wie man sie heilen kann, Probst

Walker, Pete: Posttraumatische Belastungsstörung überwinden. Vom Überleben zu neuem Leben, Unimedica

Wallin, David J.: Bindung und Veränderung in der psychotherapeutischen Beziehung, Probst

Zanotta, Silvia: Wieder ganz werden. Traumaheilung mit der Ego-State-Therapie und Körperwissen, Carl-Auer

Ergänzende Links zu Übungen und Meditationen

Auf meiner Autorenseite des Gräfe und Unzer Verlages findest du folgende Ressourcen:

  • Meditation »Dein geborgener Ort« (Audio)
  • Landkarten für deine Innenwelt:
    • Landkarte der inneren Anteile
    • Nervensystem Mapping mit der polyvagalen Leiter

Auf meiner Webseite www.verenakoenig.de findest du viele weiterführende und unterstützende Ressourcen, wie geführte Meditationen, kostenlose Audiokurse, traumasensible Onlinekurse, Videos zur Regulation des Nervensystems und Informationen zu meinen Ausbildungskursen in Neurosystemischer Integration.

Endlich selbstbestimmt leben!

Es gibt traumatische Erfahrungen, die wir leicht als solche erkennen. Ein Unfall, der Verlust eines geliebten Menschen, körperliche Misshandlung. Doch das Traumaspektrum umfasst noch viel mehr. Die frühkindliche Erfahrung, dass die eigenen Bedürfnisse nicht gesehen werden, der Verlust von Vertrauen in eine Bindungsperson, das Unterdrücken unseres Selbstausdrucks.

Die Auswirkungen auf unser Leben und Fühlen sind oft so fundamental, dass sie uns daran hindern, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen. Nicht selten signalisiert uns unsere Umwelt, dass wir uns nur ein wenig mehr zusammenreißen müssten, um wie gewünscht zu funktionieren.

Verena König räumt mit solchen destruktiven und falschen Erwartungshaltungen auf. Klar, präzise und dabei voller Wärme und Empathie beschreibt sie in ihrem Buch die theoretischen und neurobiologischen Grundlagen von Traumata und ihre Auswirkungen: Was genau ein Trauma überhaupt ist, wie es entsteht und auf wie vielfältige und unerbittliche Weise sich Traumafolgen in unserem Leben und unserer Gesellschaft unerkannt auswirken. Schnell wird deutlich: Was wir brauchen, um zu selbstbestimmten, ausgeglichenen Menschen zu werden, sind nicht Zwang oder Druck, sondern zuerst einmal ein tiefes Verständnis für unsere eigene Innenwelt. Damit wird es möglich, uns selbst anzunehmen, wie wir sind und uns mit Wohlwollen und (Selbst-)Mitgefühl zu begegnen.

Das Buch liefert praxiserprobte Übungen, die helfen, in herausfordernden Situationen gelassen zu bleiben und unser Nervensystem zu regulieren. Wenn wir uns den Schatten der Vergangenheit liebevoll und achtsam zuwenden, können sie unser Glück nicht länger aus dem Verborgenen heraus torpedieren und wir sind in der Lage, endlich Selbstbestimmtheit und echte Verbundenheit zu erfahren.

Verena König ist Traumatherapeutin und Begründerin der traumasensiblen Coaching- und Therapiemethode Neurosystemische Integration NI.

Sie arbeitet im Einzel- und Gruppensetting in ihrer Praxis und Akademie im Odenwald, und bietet über ihren sehr erfolgreichen Podcast und praxisnahe Onlinekurse Zugang zu fachlich fundierten Informationen rund um das Thema Trauma und seine Folgen.

»Das Wissen über Trauma hat die Kraft, die Welt zu verändern« ist der Leitsatz, mit dem Verena König seit fast 20 Jahren ihre Praxis betreibt und Menschen traumasensibel ausbildet.

Mehr unter: www.verenakoenig.de

»Da die Symptome sehr vielschichtig und vielfältig sein können, ist Traumaheilung tatsächlich ein Weg wahrer Transformation und Bewusstwerdung, der unglaublich wertvolle Geschenke bereithalten kann.« Was Verena König in ihrem so reichen und liebevoll geschriebenen Buch beschreibt, ist tatsächlich ein wertvolles Geschenk. Die Autorin schildert nämlich nicht nur die Entstehung und Folgen einer Traumatisierung auf behutsame Weise, sondern auch einen Heilungsweg, der sorgsam und vorsichtig gegangen werden kann.

Die im Titel gestellte Frage »Bin ich traumatisiert?« kann man sich im Laufe der Lektüre selbst beantworten. Denn die Erläuterungen der zahlreichen Folgen, die entstehen können, wenn eine Belastung sich in ein Trauma verwandelt, sind einleuchtend erklärt. Auch die langfristigen Folgen unbearbeiteter Traumata wie ein Leben auf der Flucht vor sich selbst, im Kampf-Modus, in Erstarrung oder der Wiederholung traumatisierender Beziehungserfahrungen, und die transgenerationale Übermittlung von Schweigen und Einsamkeit werden einfühlsam beschrieben.

Wer sich dann fragt: »Das kenne ich ja alles von mir und meiner Familie – aber wie kann es sich denn ändern?«, bekommt in diesem Buch einen Weg aufgezeigt, der in einfachen und einleuchtenden Worten theoretisch erklärt und praktisch viele Übungsvorschläge und Inspirationen zur Innenarbeit enthält. Der Heilungsweg nach einer traumatischen Erfahrung oder gar zahlreicher Traumata in der Kindheit ist manchmal lang und gewunden. Da ist es wichtig, an Wegbiegungen oder wenn gar nichts mehr zu gehen scheint nachschauen zu können, was man selbst schon an guten Möglichkeiten zur Verfügung hat, wozu dieses Buch inspiriert. Auch die Verzagten können sich Ermutigung sowie Trost und Anregungen für einen (noch) achtsameren Umgang mit sich selbst holen.

Ja, es stimmt: Die Arbeit am Verstehen und Heilen der eigenen Verwundungen »hat den Status einer Priorität in unserem Leben verdient«. Verena König macht zahlreiche Vorschläge, um die eigenen seltsamen Gefühle und teils unverständlichen körperlichen Reaktionen nach einer Traumatisierung geduldig und behutsam zu untersuchen und in eine gesündere Richtung zu verändern. Diese Vorschläge sind liebevoll eingebettet, wie es für sie als erfahrene »Reisebegleiterin« auf dem Heilungsweg typisch ist.

So wünsche ich Ihnen, dass Sie – unabhängig davon, wie Sie die Titel-Frage für sich selbst beantworten – eine Fülle von Anregungen finden, die Ihnen und den Menschen in Ihrem Umfeld, die von Trauma betroffen sind, weiterhelfen können.

Michaela Huber, Psychotraumatologin

Endlich! Ein erfrischender und klarer Blick auf die Theorie von Trauma und Bindung. Dieses Buch ist weit mehr als eine weitere Aufbereitung bereits bekannter Informationen über Traumata und ihre Folgen. Es ist eine behutsame Erinnerung daran, was wir als Menschen wirklich zum Überleben brauchen: Bindung, Liebe und Geborgenheit.

Es kultiviert nicht nur ein Wiedererwachen dessen, was wir sind – unser Selbst –, sondern zeigt auch, dass dieses Selbst zahlreiche Facetten hat, die alle zu unserer Einzigartigkeit beitragen.

Verena König bietet damit einen dringend benötigten konkreten Fahrplan sowohl für Kliniker, die mit Traumata arbeiten, als auch für diejenigen, die unter Traumata leiden.

Woltemade Hartman, Ph.D., klinischer Psychologe und Psychotherapeut, Direktor des Milton H. Erickson-Instituts Südafrika

Das Wissen über Trauma hat die Kraft, die Welt zu verändern.1

Mit diesem Buch hältst du eine Einladung in den Händen. Ich möchte dich einladen, den Blick auf dich und die Menschheit zu weiten und dich der Annahme zu öffnen, dass es nie zu spät ist für ein glückliches Leben und eine friedliche Welt. Ich lade dich ein, dich zu erinnern. An deine Würde und die Würde aller Wesen. Ich will dich ermutigen, zuversichtlich zu sein, auch wenn es in dir und um dich oft düster aussieht.

Auf dieser Welt geschehen tagtäglich unbegreifliche Grausamkeiten, die intelligente Lebewesen sich und anderen Geschöpfen antun. Sich das zu vergegenwärtigen, kann fassungslos machen. Wie kann es sein, dass wir als verstandesbegabte Spezies in der Lage sind, unsere Welt wider besseres Wissen zu zerstören? Wie kommt es dazu, dass trotz unserer technischen Möglichkeiten und ethischen und moralischen Werte so viele Menschen auf der Flucht sind wie noch niemals zuvor in der Menschheitsgeschichte? Wieso müssen unsere Kinder uns mit lauten Parolen und weltweiten Demonstrationen vor Augen führen, dass wir jetzt etwas tun müssen, damit sie nicht von einer menschengemachten Katastrophe ihre Zukunft gestohlen bekommen?

Wieso befindet sich die Menschheit in einem Zustand, der angesichts ihrer Potenziale beschämend unmenschlich ist?

Wie innen, so außen

Ein ähnlich trostloser Zustand herrscht häufig auch in unserer Innenwelt. In ihr ist es oft nicht viel friedvoller als in der Welt da draußen. Im Gegenteil, manchmal geht es im Innern sogar noch wilder und roher zu. Wenn wir uns gegenseitig bei unseren inneren Dialogen zuhören könnten, wären wir erschüttert, wie rau und unfreundlich der Ton oftmals ist. Die meisten Menschen würden mit niemandem sonst so sprechen wie mit sich selbst. Wieso ist in vielen Menschen so viel Selbstabwertung und Selbstverurteilung, ja manchmal sogar Selbsthass? Wieso gibt es in unserer Welt so viele Minderwertigkeitsgefühle und Einsamkeit, so viel Angst und Leid, das sich scheinbar nicht lösen lässt? Menschen können blind und sogar grausam sein, gänzlich abgeschnitten von ihrer Güte und Empathie.

Trotz aller Schatten unserer Gegenwart, die uns oft ohnmächtig, klein und hilflos zurücklassen, bin ich zuversichtlich. Denn so unbegreiflich all das auch scheinen mag – durch die traumatherapeutische Brille betrachtet, ist es das nicht. Ungelöste, nicht verarbeitete traumatische Erfahrungen haben Folgen, die häufig nicht einfach nachvollziehbar sind. Wenn wir die Auswirkungen von Trauma auf die menschliche Psyche verstehen, halten wir einen Schlüssel in den Händen, der uns die Tür zu einer Welt öffnet, in der Menschlichkeit und Verbundenheit die Basis für unsere Entscheidungen bilden. Wenn dieses Wissen zu Bewusstsein wird, also vom Kopf auch ins Herz rutscht, haben wir die Chance, unseren Kindern eine Zukunft zu schenken, die ihrer würdig ist.

Frieden in der Welt beginnt im Innern eines jeden Einzelnen.

Meine Zuversicht entspringt nicht einer blühenden Fantasie oder gar Naivität, sondern sie basiert auf meiner jahrelangen Erfahrung als Traumatherapeutin. Mir wird das große Privileg zuteil, dass sich mir unzählige Menschen mit ihren teilweise erschütternden Lebensgeschichten anvertrauen. Und so erlebe ich mit meinen Klientinnen und Klienten jeden Tag aufs Neue, welche Macht tiefe Verletzungen über die Gegenwart haben können und wie erlösend es ist, wenn sich der Klammergriff der Vergangenheit langsam löst und das Hier und Jetzt zu atmen beginnt.

Den inneren Kampf beenden

In der Rolle der Therapeutin werde ich nicht nur Zeugin von Lebensgeschichten, die ich mir nicht hätte vorstellen können, sondern ich bezeuge auch ein enormes Ausmaß an Kraft, Lebenswillen und Mut. Es ist mir klar geworden, dass es etwas in uns geben muss, das größer und stärker ist als all die Belastungen der Vergangenheit und Gegenwart zusammen. In den Heilungs- und Entwicklungsprozessen meiner Klienten erlebe ich immer wieder, dass das Begreifen von Traumadynamiken eine große Wirkung hat. Wenn wir Verständnis für unsere eigene Innenwelt, für das eigene »So-Sein« und für unsere scheinbar destruktiven Muster entwickeln, endet der Kampf gegen uns selbst. Was für ein wichtiger Schritt. Solange wir Symptome bekämpfen und uns selbst verurteilen und abwerten, bekämpfen wir unser eigenes Inneres und das Leben ist unendlich anstrengend.

Menschen beginnen in dem Augenblick zu heilen, in dem sie sich gesehen fühlen.

Verstehen und Erkenntnis allein bringen noch keine Heilung, aber sie öffnen eine Tür zu Wohlwollen und Selbstachtung und damit zu Frieden im Innern und Frieden in der Welt.

ALLES, WAS DU FÜHLST, ERGIBT SINN

So verrückt und irrational viele unserer Taten, Gewohnheiten, Muster und Symptome auch erscheinen mögen, in Wahrheit sind sie allesamt logisch. Die menschliche Psyche folgt immerzu und enorm zuverlässig einem übergeordneten Prinzip: dem Überleben. Sowohl unser Körper als auch unser Geist sind vollkommen darauf ausgerichtet, dass wir möglichst unversehrt durchs Leben kommen.

Um wirklich zu verstehen und zu begreifen, wieso wir zutiefst sinnhaft agieren, auch wenn es anders aussieht, werde ich dir einiges über unsere Biologie und Neurobiologie erzählen und dich mitnehmen in das Leben einiger Klientinnen und Klienten. Außerdem möchte ich dich einladen auf eine Reise zu dir selbst, bei der ich dich immer wieder inspirieren werde, dich dir zuzuwenden und dich zu reflektieren. Denn ich habe große Achtung vor den Selbstheilungskräften, die uns Menschen innewohnen und die wir so erwecken.

Ein positiver Ausblick

Je nachdem, um was für eine Traumatisierung es sich handelt, erholen sich ein bis zwei Drittel der Menschen davon, ohne Folgestörungen zu entwickeln. Die anderen und jene, die sehr früh oder besonders schwer traumatisiert wurden, brauchen Unterstützung, um ihre Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. Das ist kein Makel und keine Schande. Im Gegenteil, diesen Bedarf an Unterstützung zu erkennen und die Folgen von Traumatisierungen anzuerkennen, würdigt den Menschen in seiner fühlenden Natur. In jedem Fall ist es lohnenswert, sich auf den Weg zu machen, denn es gibt Wertvolles zu entdecken, einiges loszulassen und viele Potenziale zu entfalten.

Ich wünsche mir, dass dieses Buch für dich ein Wegbegleiter sein darf, der, treu an deiner Seite, die Fragen stellt, die dein Herz und deinen Geist öffnen. Möge es dir auch die Antworten anbieten, die dir helfen, mehr Frieden und Lebendigkeit in deinem Inneren zu finden.

ZUM UMGANG MIT DIESEM BUCH

In Teil eins werde ich dir theoretische Grundlagen zum Verständnis von Traumata an die Hand geben. In Teil zwei tauchen wir in die oft unerkannten Folgen von Traumatisierungen ein, während du in Teil drei erfährst, was auf einem Heilungsweg unterstützend wirkt. Teil vier beinhaltet konkrete Übungen und Inspirationen.

Möglicherweise wirst du beim Lesen einige Erkenntnisse über dich und deine Geschichte gewinnen und beginnen, so manches in einem anderen Licht zu sehen. Vielleicht wird dir das eine oder andere aus deinem Leben erst beim Lesen bewusst. Erkenntnisse sind oft befreiend, aber manchmal auch ernüchternd und hart. Gönne dir Zeiten der Integration zwischen den Kapiteln und gehe achtsam mit dir um. Lass dir Zeit, dich mit den Fragen zu beschäftigen, und schenke dir Ruhe und Raum für die Übungen. Erlaube deinem Körper, dem Verstand und deinen Erkenntnissen zu folgen, und übergehe seine Signale bitte nicht. Konkret heißt das, dass genau in den Momenten, wenn du einen Sog beim Lesen spürst und nicht aufhören magst, eine Pause guttut. Es kann auch hilfreich und bereichernd sein, wenn du Erkenntnisse und Fragen, die unterwegs auftauchen, mit einem vertrauten Menschen reflektierst. Vielleicht magst du sie in einem Notizbuch festhalten. Unser Gehirn neigt dazu, Informationen auszusortieren, die nicht in vertraute Muster passen. Ich bin sicher, wenn du Teile dieses Buches ein zweites Mal liest, wirst du Dinge entdecken, die dir vorher entgangen sind.

»The slower you go, the faster you grow.« Indem du bewusst und achtsam mit dir umgehst, schaffst du Raum für heilsame Veränderung.

Ich werde in meinem Text sowohl von Klientinnen als auch von Klienten, von Kolleginnen und von Kollegen sprechen und sowohl Männer als auch Frauen damit meinen. Direkte Zitate von Kolleginnen und Kollegen sind als solche gekennzeichnet. Nicht immer kenne ich die Urheber gewisser Begriffe oder Sätze. Sollte daher an irgendeiner Stelle ein Quellenhinweis fehlen, bitte ich das zu verzeihen und den Verlag darüber zu informieren.

Nun wünsche ich dir ein inspirierendes Leseerlebnis mit wohltuenden und heilsamen Begegnungen mit dir selbst.

ESSENZ: DAS, WAS DU AN DIR AM MEISTEN ABLEHNST, WAR VERMUTLICH EINMAL LEBENSRETTEND

Alles an dir hat dein Wohlwollen verdient. Fast jedes Verhaltensmuster, das dir heute Schwierigkeiten macht und das du »loswerden« möchtest, war früher einmal eine lebensrettende Strategie. Um die Wunden der Vergangenheit zu heilen, geht es nicht darum, dass du dich veränderst. Es geht nicht darum, dass du ein Leben führst wie jeder andere Mensch oder dass du etwas leistest. Sondern es geht darum, dass das, was in dir versehrt wurde, endlich einen Platz in Sicherheit und Wohlwollen bekommt. Dann wird es friedlich, dann wird es freundlich, dann wird es lebendig in dir. Dann wird der Schmerz milder und schwächer. Um dem Versehrten Platz geben zu können, ist es wichtig, dass du begreifst und wirklich anerkennst, dass mit DIR alles in Ordnung ist. Höre auf, dich mit Selbstablehnung zu verletzen. Auch das, was heute dysfunktional und hinderlich wirkt, hat seine Berechtigung, weil es früher wichtig war.

Indem du in dir selbst Wohlwollen und Geborgenheit findest (Schritt für Schritt), können diese Muster sich verändern und das, was hinter ihnen an Licht und Einzigartigkeit liegt, beginnt zu strahlen.