Rolf Steinert

Enzyklopädie Drechseln

Fachbegriffe des Drechslerhandwerks und angrenzender Bereiche der Holzbearbeitung und Holzgestaltung von A wie Ablaufsicherung bis Z wie Zylinderschleifmaschine

Technik, Handhabung, Oberfläche, Gestaltung, Zubehör – mehr als nur eine Definition.

Inhalt

Drechseln von A – Z

Anhang 1
Arbeits- und Gesundheitsschutz in Werkstätten der Holzbearbeitung mit speziellen Hinweisen für das Holzdrechseln

Anhang 2
Winkel und Schneidenformen an Drechselwerkzeugen

Anhang 3
Hand-Abziehsteine und -Feilen für Drechsler und Holzbildhauer

Anhang 4
Bleichen von Hölzern (nach Zuelch, Industrial Coatings GmbH, Osterode)

Anhang 5
Oberflächenbehandlung im Trommelverfahren

Anhang 6
Besonderheiten für das Herstellen von Drechslerarbeiten im Außenbereich

Anhang 7
Holzarten

Anhang 8
Technische Zeichnungen

Vorwort

Die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten hat gezeigt, dass sich das Wissen um alte Handwerkstechniken und die Aneignung von Fähigkeiten und Fertigkeiten in diesem Bereich nicht mehr allein aus der traditionellen Berufsausbildung weitertragen. Viele Menschen aus allen Lebensbereichen interessieren sich dafür und eignen sich über Kurse und moderne Kommunikationswege Wissen und Fertigkeiten an. Das ist eine positive Entwicklung, die dem Handwerk neue Impulse geben kann. Da aber die Kurse sehr unterschiedliche Qualität haben und die Kursleiter oft selbst aus der Laienbewegung kommen, entstehen teilweise Fehlorientierungen und Unsicherheiten – vor allem auch in der Terminologie. Fachgespräche zwischen Fachleuten und Amateuren sind dadurch erschwert. Der Informationsbedarf ist aber sehr groß. Deshalb haben die Autoren diese Publikation erstellt.

Als Fachhändler und Profis auf diesem Gebiet erreichen uns täglich viele Fachfragen, die wir nun bereits über mehrere Jahrzehnte persönlich oder per E-Mail nach bestem Wissen und Gewissen beantworten, die aber immer nur eine Person – den Fragesteller – erreichen. Mit dieser Publikation werden solche Fragen nochmals aufgegriffen, beantwortet und in erweitertem Umfang dargestellt.

Das Drechslerhandwerk

Drechseln oder Holzdrechseln (-drehen) – im Englischen Woodturning – ist das älteste mechanische Handwerk. Dabei entstehen an der Maschine des Drechslers mithilfe von Handwerkzeugen durch spanende Bearbeitung rotationssymmetrische Teile. Die Formung des Werkstückes erfolgt im Prinzip frei nach dem Willen des Drechslers bzw. nach Vorgaben eines Auftraggebers, jedoch in der Regel ohne Schablone oder ähnliche mechanische Zwänge. Lediglich die Rotationsform durch die Drehbewegung des Werkstückes bildet eine Ausgangsbasis. Ein geeignetes Werkzeug wird auf eine Schiene vor dem Werkstück aufgelegt und von Hand frei geführt. So wird schneidend (schälend) Span für Span vom Werkstückrohling abgetragen bis die gewünschte Form erreicht ist.

Für seriell gleiche Formen gibt es handwerkliche oder maschinelle Hilfsmittel, die die Arbeit des Drechslers erleichtern und die Maßhaltigkeit der Werkstücke garantieren. Automaten decken den Bedarf an großen Stückzahlen gleicher Teile. Drechseln und Drehen sind aber nicht nur handwerklich-mechanische, sondern im gleichen Maße künstlerisch-formgestalterische Aufgaben. Die Möglichkeit der freien Formung beim Handdrechseln zwingt automatisch zur Suche nach ästhetisch guter Formgestaltung. Des Weiteren wird der Drechsler dazu gezwungen, sich mit den Besonderheiten des Werkstoffes Holz intensiv auseinanderzusetzen, sich in dieses Stück Natur einzufühlen. Deshalb nehmen Einblicke in die innere Struktur der Hölzer und die damit zusammenhängenden Eigenschaften in diesem Buch einen Raum ein. Die Bearbeitung des Holzes ist nicht nur eng begrenzt auf das Spanen an der Drechselbank. Es werden auch weitere Formen der Holzbearbeitung und Oberflächengestaltung dargestellt. Dabei beziehen sich alle Erläuterungen und Abbildungen auf den Stand der technischen Entwicklung im Zeitraum der Entstehung dieses Buches.

Der Drechslerberuf ist in Deutschland ein Vollberuf mit dreijähriger Lehrzeit. Das Drechseln wird aber mehr und mehr auch zu einer sinnvollen, kreativen Freizeitbeschäftigung, der sich Menschen aus allen Bevölkerungsschichten und Berufszweigen mit steigender Begeisterung widmen. Damit wird diese Handwerkstechnik nicht nur weitergetragen, sondern erfährt neue vielfältige Impulse, wie das schon in der Vergangenheit seit vielen Jahrhunderten durch Seiteneinsteiger der Fall gewesen ist. Das Drechseln an der Handdrechselbank ist für den Berufsdrechsler nur noch in wenigen Fällen reiner Broterwerb – nur wenige Drechselkünstler verdienen ihren Lebensunterhalt mit dem Drechseln. Vielfach dient die Drechselbank der Herstellung von Mustern und Modellen. Umso bedeutungsvoller sind die Aktivitäten der Amateure. Foren und virtuelle wie reale Treffs für den Gedankenaustausch und für praktisches Arbeiten bilden eine stetige Quelle für Ideen und weiterführende Anregungen. Diese Publikation soll auch für diesen Zweck ihren Beitrag leisten.

Zielstellung

Die Auswahl der hier erläuterten Begriffe erfolgte aus der Erfahrung von Fachleuten aus der Praxis sowie den oft gestellten Fragen der Amateure. Der Sprachstil passt sich dem unterschiedlichen Leserkreis an. Eine rein wissenschaftliche Darstellung (Fachlatein) wurde weitestgehend vermieden, ohne jedoch auf Allgemeinplätze abzugleiten. Fachbegriffe werden ausreichend gut erläutert, damit auch bei Beratungsgesprächen zwischen Fachleuten und Amateuren ein hohes Verständigungsniveau erreicht werden kann. Vor allem aber soll verdeutlicht werden, dass es beim Drechseln nicht einfach um das Heranführen eines profilierten Werkzeuges an das sich drehende Holz gehen kann, wenn eine Form oder ein Profil entstehen soll. Die fachgerechte Führung der Werkzeuge lösen einen spanenden Vorgang aus, der eine glatte Fläche zum Ziel hat, ohne mit nachfolgendem Schleifmittel Mängel in der spanenden Formung ausgleichen zu müssen. Mit Text und umfangreichem Bildmaterial wurde zumindest versucht, dieses Anliegen zu verdeutlichen.

Suchmethode

Die Begriffe sind alphabetisch geordnet. Querverweise sind mit einem Pfeil (→) gekennzeichnet. Diese Begriffe finden Sie im Alphabet auch als eigenes Stichwort. Bei für diese Publikation besonders wichtigen Begriffen wurde zur besseren Verständlichkeit vom Grundprinzip der alphabetischen Ordnung der Begriffe insofern abgewichen, als dass die zu einem Hauptthema gehörenden Begriffe und Sachverhalte direkt in den Zusammenhang einbezogen wurden (z. B. unter Drechselbank – Bankbett, Spindelstock, Reitstock, usw.).

Anhänge

Für eine bessere Übersichtlichkeit wurden einzelne Bereiche aus der laufenden alphabetischen Auflistung herausgenommen oder nur kurz benannt und dafür ausführlicher in einzelnen Anhängen dargestellt. Dazu gehören Hinweise zum Arbeits- und Gesundheitsschutz, zu Winkel- und Schneidenformen an Drechselwerkzeugen, zu Abziehsteinen, zu Oberflächenmitteln und Auftragsmethoden, zu Besonderheiten für Drechslerarbeiten im Außenbereich, eine Auflistung wichtiger Holzarten für den Drechsler und Beispiele von technischen Zeichnungen.

Die Autoren

Der federführende Autor, Rolf Steinert, ist Drechslermeister und Dipl.-Ing. für Holztechnik. Er hat viele Jahre an der Fachschule für angewandte Kunst Schneeberg gelehrt und gründete nach langjähriger leitender Tätigkeit in der gewerblichen Wirtschaft im Jahre 1990 zusammen mit seiner Frau die Fachhandelseinrichtung „Drechselzentrum Erzgebirge“. Die Fachbücher „Der Drechsler“ und „Drechseln in Holz“ stammen bereits aus seiner Hand.

Sein Sohn, Martin Steinert, ist Maschinenbauer mit Erfahrungen in der Holztechnik. Er arbeitet seit dem Eintritt in das Drechselzentrum Erzgebirge als Prokurist und als technischer Berater und hat wesentlichen Anteil an der redaktionellen Bearbeitung des Textes zu diesem Buch.

Sein Sohn, Roland Steinert, ist Dipl.-Ing. für Holztechnik und seit 2008 Inhaber und Geschäftsführer des Drechselzentrum Erzgebirge. Er hat mit seinem internationalen Fachwissen das Buchprojekt wesentlich bereichert und eine Vielzahl hervorragender Zeichnungen beigesteuert.

Mirko Reichl war als Fotograf fleißig und hat die Bildbearbeitung vorgenommen.

Christiane Steinert, die Ehefrau von Rolf Steinert, hat wichtige Arbeit beim Redigieren des Textes geleistet.

Die Autoren wünschen sich eine aufgeschlossene und kritische Leserschaft. Hinweise und Anregungen für mögliche weitere Auflagen werden dankbar entgegen genommen.

Dem Verlag, vor allem dem Lektor Dirk Hennies, sei Dank für seine Geduld und großzügige Unterstützung.

Dank gilt auch den vielen Unterstützern aus der Industrie, dem Handwerk und den Museen, die Bildmaterial beigesteuert haben. Eine Auflistung der Urheber befindet sich im Anhang.