Mitte des 5. Jahrhunderts war Childerich König der Franken. Er war ein üppiger, schwelgerischer Mensch und gereichte deshalb den Franken zu großem Ärgernis. Darum wollten sie ihn töten. Er aber entfloh und ließ einen ihm treu ergebenen Mann zurück, der ihm versprach, die Gemüter der erzürnten Franken wieder zu besänftigen und ihn zurückzurufen, wenn es Zeit wäre. Als sie sich trennten, zerbrachen sie eine Goldmünze in zwei Teile, von denen jeder von ihnen einen mit sich nahm. Der Freund Childerichs sagte zu ihm: »Wenn ich dir meine Hälfte schicke und du die Stücke zusammenfügst und erkennst, dass es wirklich meine Hälfte ist, so kannst du getrosten Mutes ins Vaterland zurückkehren.«
Childerich ging nach Thüringen und lebte dort verborgen bei König Bisinus, während die Franken den Römer Ägidius zum König nahmen. Nach acht Jahren sandte der Freund Childerichs seine Boten mit der Hälfte der Goldmünze nach Thüringen, denn die Gemüter der Franken hatten sich unterdessen beruhigt und viele aus dem Volk wünschten ihren alten König wieder zurück. Childerich zögerte nicht, kehrte in sein Vaterland zurück und wurde wieder als König anerkannt. Mit ihm kam auch Basina, die bisherige Königin der Thüringer, die ihren Gemahl verlassen hatte, weil sie Childerich liebte. Childerich nahm sie zur Frau und der Sohn beider war Chlodwig.
Nach Childerichs Tod folgte ihm sein Sohn in der Herrschaft nach und sann gleich darauf, sein Reich zu vergrößern. Nach dem Sturz des Römischen Reichs in Italien durch Odoaker war in Gallien noch eine römische Herrschaft unter Syagrius übrig, der sich zum König ausrief. Chlodwig schickte ihm seine Herausforderung und überließ es dem Gegner, Ort und Zeit des Kampfplatzes beider Heere zu bestimmen. Syagrius nahm den Fehdebrief an. Chlodwig verbündete sich mit seinem Vetter Nagnachar und besiegte Syagrius im Jahr 486. Der Besiegte floh nach Toulouse zu den Westgoten, aber Alarich, der damals dort König war, fürchtete den Krieg mit Chlodwig und lieferte Syagrius auf die Aufforderung der Franken aus. Chlodwig ließ den Gefangenen in einen Kerker setzen und bald darauf heimlich erwürgen.
König Chlodwig hasste die Christen und wollte dem alten Heidentum treu bleiben. Er zerstörte viele Kirchen. Einmal hatten seine Franken aus einer Kirche unter anderen kostbaren Gegenständen einen Krug von wunderbarer Größe und Schönheit geraubt. Der Bischof dieser Kirche sandte daraufhin einen Boten an den König und ließ ihn bitten, dass, wenn er auch alles andere behielte, seiner Kirche wenigstens der Krug zurückgegeben werden möchte. Der König aber erwiderte dem Boten: »Folg uns nach Soissons, denn dort soll die ganze Beute verteilt werden. Wenn mir das Los den Krug zuspricht, so soll er deinem Bischof wieder zurückgegeben werden.« Als nun in Soissons alle Beute auf einen Haufen zusammengebracht war, sprach der König: »Ich bitte euch, meine tapferen Krieger, dass ihr mir außer dem mir zukommenden Anteil auch jenen Krug da abtretet.« Darauf erwiderten einige: »Ruhmvoller König, was du erblickst, ist dein. Nimm dir heraus, was du willst, denn es ist vergeblich, sich deiner Macht zu widersetzen.« Als diese so sprachen, erhob aber ein anderer Franke seine Stimme und sprach: »Du sollst nichts bekommen, als was dir das Los als deinen rechtmäßigen Anteil zuspricht.« Und zugleich schlug er mit der Streitaxt an den Krug. Alle erstaunten, aber der König verbarg seinen Zorn über die Beleidigung und übergab den Boten des Bischofs den Krug.
Ein Jahr darauf berief Chlodwig zur gewöhnlichen Zeit der großen Volksversammlung im Monat März sein Volk zu einer Heerschau, um ihre Waffen zu prüfen. Als er die Reihen durchschritt, kam er auch zu dem, welcher an den Krug geschlagen hatte, und sprach zu ihm: »Keiner hat so ungeschickte Waffen hergebracht wie du, denn weder dein Speer noch dein Schwert noch deine Streitaxt sind etwas nütze.« Mit diesen Worten warf er die Streitaxt jenes Mannes auf die Erde. Dieser bückte sich, um sie wieder aufzuheben, im selben Augenblick aber erhob der König seine Streitaxt und schlug ihn in den Kopf, indem er sprach: »So hast du es in Soissons mit dem Krug gemacht.« Der Mann war tot und der König entließ die anderen. Alle aber fürchteten sich vor der Gewalttätigkeit des Königs.
Nach einigen Jahren seiner Herrschaft schickte Chlodwig Abgesandte nach Burgund, um bei König Gundobald um seine Schwester Chlothilde zu werben, welche man ihm als eine sehr schöne und kluge Jungfrau geschildert hatte. Gundobald, der selbst arge Frevel gegen seine Geschwister verübt hatte, wagte nicht, sich mit dem Frankenkönig zu verfeinden, und gab ihm seine Schwester zur Frau. Chlothilde bedrängte ihren Gemahl, sich taufen zu lassen. Chlodwig wollte nicht, gestattete aber, dass sein Sohn getauft würde. Dieser starb gleich nach der Taufe. Da sagte der König erzürnt: »Wenn der Knabe den Göttern meines Volkes geweiht worden wäre, so wäre er nicht gestorben.« Doch Chlothilde tröstete ihn und er erlaubte, dass auch der zweite Sohn getauft wurde. Auch dieser erkrankte, blieb aber am Leben. Dennoch konnte die Königin nicht erreichen, dass auch Chlodwig sich taufen ließ, bis einmal ein Krieg mit den Alemannen ausbrach. Als bei einer Schlacht die Franken anfingen zu weichen und es schon abzusehen war, dass das ganze Heer der Franken vernichtet würde, erhob Chlodwig weinend die Hände zum Himmel und flehte: »Jesus Christus, den Chlothilde den Sohn des lebendigen Gottes nennt, der du den Unglücklichen helfen und denen, die auf dich vertrauen, den Sieg gewähren sollst, ich flehe dich an um deine Hilfe: Wenn du mir den Sieg gewährst und wenn ich die Macht erfahre, welche Chlothilde und die anderen Christen von dir aussagen, so will auch ich an dich glauben und mich auf deinen Namen taufen lassen. Denn ich habe meine Götter angerufen, aber keine Hilfe bekommen, darum glaube ich nun, dass sie keine Macht haben, da sie denen nicht helfen, welche sie anflehen. Dich rufe ich jetzt an und will auf dich vertrauen, damit ich gerettet werde vor meinen Feinden.« Als er dieses sprach, wandten sich die Alemannen zur Flucht. Als ihr König fiel, kamen einige zu Chlodwig und baten: »Lass des Mordens jetzt genug sein, wir wollen dir gehorchen.« Da gebot Chlodwig dem Kampf Einhalt. Er sammelte sein Volk und nachdem auch der Ostgotenkönig Theoderich zum Schutz der Besiegten seine Boten mit Bitten und Warnungen geschickt hatte, kehrte Chlodwig heim, um der Königin zu erzählen, dass er durch die Anrufung des Christengottes den Sieg erhalten habe.