Ralf Falbe
Unterwegs auf drei Kontinenten
35 Storys und TopTen-Listen mit Bonusmaterial
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Unterwegs auf drei Kontinenten - Reisereportagen
1 Haitauchen in Südafrika (2007)
2 Salvador da Bahia ungeschminkt (2008)
3 Die Schlei – Deutschlands schönster Fjord (2009)
4 Die Warane von Komodo - Unterwegs in Ostindonesien (2005)
5 Sylt – 10 Geheimtipps für das perfekte Wochenende (2009)
6 Arembepe – Auf den Spuren von Janis Joplin und Jimi Hendrix (2009)
7 Costa do Dendé – Bahias unbekannte Sonnenküste (2009)
8 Kambodscha – Boomtown Sihanoukville (2006)
9 Outdoor-Eldorado Litoral Norte (2009)
10 Top Ten Bahia (2009)
11 Alltag in der Favela – Parallelwelten in Salvador da Bahia (2010)
12 Der schönste Strand Brasiliens – Jericoacoara (2010)
13 Aufbruch im Sertão – Brasiliens Hinterstube (2010)
14 Brasilien nach der Wahl (2010)
15 Auf Fitzcarraldos Spuren – Amazoniens wilde Inselwelten (2012)
16 Belém – Tor zum Amazonas (2012)
17 Last Frontier: Amazoniens unbekannte Surfspots (2012)
18 Lençóis Maranhenses – Brasiliens unbekannte Sahara (2012)
19 Parnaiba-Delta in Brasilien: Outdoor-Eldorado für den Aktivurlaub (2012)
20 Traumpfade Deutschland – Malerweg Elbsandsteingebirge (2012)
21 24 Stunden in Belfast (2012)
22 Stairway to Heaven – Rafting in Westnorwegen (2013)
23 Surf City Itacaré – Bahias Goldküste (2013)
24 Tanz den Vàclac Havel - Aktivurlaub im Altvater-Gebirge (2013)
25 Jüdisches Leben in Wien – Wege der Erinnerung (2014)
26 Overland - Mit dem Linienbus von Bahia nach Rio Grande do Norte (2008)
27 Mountainbiking in den Alpen (2014)
28 24 h in Manila (2015)
29 Erledigt auf Boracay (2015)
30 Die Pilger vom Heiligen Berg Athos (2014)
31 Kultobjekt Jeepney – Mit dem Kleinbus durch die Philippinen (2015)
32 Das Herz von Israel (2015)
33 Inselwelten der Ägäis – Zwischen Lesbos und Lemnos (2015)
34 WM 2014 ungeschminkt (2014)
35 Top Ten: Die 10 besten Tauchspots in Asien (2008)
Impressum neobooks
Viele der Reisereportagen wurden in Tageszeitungen und Magazinen wie „Die Rheinpfalz“, „Bieler Tagblatt“, „Liboriusblatt“, „Burkana Magazin“, „Topicós Magazin“ der deutsch-brasilianischen Gesellschaft oder „BUSFahrer Magazin“ abgedruckt. Die Fotos erschienen in „Smithsonian Digital Magazin“, „Press Association“, „Sächsische Zeitung“, „Neue Zürcher Zeitung NZZ Online“ uvm.
Aktuelle Fotostrecken, Videos und Reportagen im Travel Webzine: www.reisejournal.me.
Copyright by Ralf Falbe 2015, www.ralffalbe.com, Hamburg 2015.
Kapstadt. Drehort unzähliger Heimatfilme des ZDFs. Aber auch kulturell-wirtschaftliche Achse des neuen Südafrikas und Ausgangspunkt für europäische Touristen, die hier ihre ganz persönliche „Jenseits von Afrika“ - Romantik suchen. Viele steigen zunächst in der Long Street ab, wo sich die preiswerten Backpackerherbergen angesiedelt haben und wo man auch zu später Stunde noch unbehelligt die Kantsteine und Spelunken unsicher machen kann. Ein weiterer Vorteil sind die vielen preiswerten Restaurants, der kurze Weg zum Busbahnhof und die hohe Dichte an Reisebüros, die sich auf die europäischen Rucksacktouristen spezialisiert haben. Das legendäre „Cage Diving“, das Tauchen mit dem Großen Weißen Hai, ist unser Ziel.
Haie sind gefährlich. Haie töten Menschen. Wer hat nicht den Kinoreißer „Der Weiße Hai“ gesehen? Damals wurden Originalszenen in Südaustralien gedreht, obwohl gerade Gaansbai bei Kapstadt als weltbester Spot für Sichtung des Großen Weißen gilt. Ein paar Fakten: Pro Jahr gibt es etwa sechs Tote durch Haiangriffe, aber pro Jahr werden auch mehr als 100 Millionen Haie durch Menschen getötet! Berüchtigt wurde das „Mexiko-Massaker“ in dem Schutzgebiet Islas las Revillagedos, wo profitgierige Fischer vor den Augen korrupter Beamter den kompletten Bestand wegfischten – nicht zuletzt, um die begehrten Haifischflossen nach Fernost zu exportieren. In Folge hat sich auch der Tauchsportverband PADI stark gemacht im Kampf für die Haie – Suppe, Flosse oder Gebiss sollen bald der Vergangenheit angehören. Der Australier Rodney Fox wurde 1963 Opfer eines Haiangriffs und gilt seitdem als Experte und vehementer Schützer des Großen Weißen: In dem Unterwasserstreifen „Deep Blue, White Death“ von 1968 filmte er bereits Weiße Haie aus einem Käfig heraus und war später auch bei der Verfilmung des Schockers „Der Weiße Haie“ als Berater tätig. Noch in den 80er Jahren war dieser spektakuläre Nervenkitzel, zusammen mit einem Großen Weißen im „Big Blue“ zu treiben, nur wenigen Auserwählten mit gefülltem Bankkonto zugänglich. Die Zeiten ändern sich: Heute spaziert man in ein Reisebüro in Kapstadt, zahlt umgerechnet zwischen 80,00 und 90,00 Euro, und findet sich am nächsten Morgen in der Bucht von Gaansbai wieder.
Zunächst wird gemeinsam gefrühstückt, die Gruppe beschnuppert sich, es sind etwa ein Dutzend ausländische Haifreunde in der Runde. Das Geschäft mit den knorpeligen Räubern scheint zu brummen. Mit Traktoren werden draußen die hochseetauglichen Boote in den rauen Südatlantik gehievt, der Tidehub ist zuweilen gewaltig. Insgesamt sechs Boote laufen an diesem Morgen aus. Ziel: Der sechs Seemeilen entfernte, 100 Meter lange Kanal von Dyers Island, als „Shark Alley“ weltberühmt geworden. Heimat und Futterstelle von Pelzrobben und unzähligen Weißhaien, diesen monströsen Fressmaschinen mit perfekter Präzision. Die Stimmung an Bord ist gespannt, fast alle spähen angestrengt nach der berühmten Dreiecksflosse, wollen „ihn“ als erstes sichten. Es sind Haifreaks und Fotografen unter der Gruppe, aber auch normale Backpacker auf dem Wege nach Botswana oder Mosambik.
Der Anker fällt, das Boot schaukelt in der Dünung. Die Crew beginnt mit ihrem Spiel: Es wird reichlich Fischblut und Thunfisch im Wasser verteilt, eine Robbenattrappe aus Holz treibt im Schlepp und der Käfig wird zu Wasser gelassen. Die ersten tauschen nervöse Blicke, andere können es kaum erwarten und springen über die Bordwand in den schaukelnden Käfig, der am Boot festgemacht ist. Es werden heute andere Zellen verwendet als in den alten Filmen, in denen einsame Taucher auf den Meeresgrund absacken und dabei von tollwütigen Bestien attackiert werden. Nein, in der Neuzeit verwenden die geschäftstüchtigen Südafrikaner Gehäuse, die bis zu sechs Personen auf einmal fassen und die nur noch an der Oberfläche neben dem Boot treiben. Der Vorteil ist offensichtlich: Der Adrenalinkick wird massentauglich, ist für Schnorchler auch ohne Tauchausbildung möglich, kostet den Veranstalter weniger bei mehr zahlenden Gästen. Ob die Haie das auch zu schätzen wissen?
Endlich zieht ein grauer Schatten seine Bahnen um das Boot, das Adrenalin steigt. Mittendrin statt nur dabei. Die erste Gruppe im Käfig fuchtelt nervös mit beschlagener Taucherbrille und Unterwasserkameras herum, manch einer hat in der Aufregung glatt vergessen, die richtigen Batterien einzulegen. Nach dem Schichtwechsel schlägt das grünblaue Wasser über unseren Köpfen zusammen, dann das unbeschreibliche Gefühl, diesem gigantischen Räuber der Meere mit seinem beeindruckenden Riesenmaul einmal im unendlichen, diffusen Blau gegenüberzustehen – er ist plötzlich da, anscheinend aus dem grauen Nichts der unendlichen See aufgetaucht. Das Mekka der Haitaucher hat Wort gehalten. Der wuchtige Riese verharrt lässig vor den Aluminiumstäben und es scheint, als mustere er uns eine Unendlichkeit lang abschätzig mit seinen regungslosen, starren Augen. Dann dreht er gelangweilt ab, nicht ohne noch durch seinen kraftvollen Schwanzschlag dem schlingernden Käfig einen Abschiedshieb zu verpassen, und zeigt uns kurz seinen weißen Bauch.
Oben bemüht sich die Crew, den Hai mit einem hölzernen Robbenköder aus der Reserve zu locken und der zahlenden Belegschaft eindrucksvolle Fotomotive zu bieten. Der Weißhai zeigt seine berühmten Zähne und die Kameras in der Runde klicken. Wir sind unter Profis. Man doziert über die Sippe der Weißhaie und wir erfahren, dass einige dieser bis zu sieben Meter langen Tiere regelmäßig zwischen Südafrika und Australien pendeln – einigen Exemplaren wurden Sender eingepflanzt. Die Ehrfurcht vor diesen beeindruckenden Kreaturen steigt ins Unermessliche.
Wir werden gut bedient, bekommen zwei Tauchdurchgänge für unser Geld, sind alle komplett „gestoked“ und fahren am Nachmittag wieder zurück nach Gaansbai. Wir haben ihn gesehen – den König der Meere.
Gut zu wissen:
Anreise: Lufthansa oder South African Airways direkt nach Kapstadt. Entweder auf eigene Faust mit dem Leihwagen nach Gaansbai (ca. drei Stunden Fahrt) oder über einen Tauchanbieter den Transfer mitbuchen. Individualreisende können auch mit dem Baz Bus, www.bazbus.com, weiterreisen.
Weiße Haie: Käfigtauchen vom Boot aus, beste Zeit Februar bis September. Zu buchen z. B. bei „White Shark Ecoventures“, www.thelongstreettravelcentre.co.za oder über „Detour Traveller´s Shop“, www.detourafrica.co.za, in der Long Street, Kapstadt.
Reiseführer: „Südafrika, Namibia & Mosambik“, cybertours-x Verlag, hilfreicher Band für preisbewusste Individualtouristen mit vielen Adressen, Busfahrplänen und günstigen Unterkünften.
Information: Getaway: Going places – doing things in Africa, www.getawaytoafrica.com
„Ó paí,ó“ – so heißt ein brasilianischer Spielfilm über den touristischen Stadtteil Pelourinho („Schandpfahl“) und seine Bewohner in Salvador da Bahia; zu erstehen u. a. als Raubkopie für fünf Real bei den Straßenhändlern vor dem Lapa Shopping Center, unweit des Praça Piedade im Zentrum Salvadors. Ein Streifen, der anders als die mit Preisen ausgezeichneten Filme „Tropa de Elite“ oder „Cidade de Deus“ eher weniger auf spektakuläre Szenen von Bandenkriminalität setzt, sondern humorvoll den Alltag in diesem Viertel und dieser Stadt skizziert:
Trotz Minimo Salárío (Mindestverdienst, etwa 400 Real monatlich inklusive freier Kost und Logis) mogelt man sich erfolgreich durch den Alltag, sucht seinen persönlichen Jeitinho (Trick des Überlebens), lebt für den Augenblick und den nächsten Karneval - es wird auf den Straßen zugleich gestorben und geliebt und getanzt. Es ist die Energie der Menschen, die niemanden kalt bleiben lässt. Jorge Amado, Salvadors berühmtester Schriftsteller, bemerkte dazu einmal: „Das Volk ist stärker als die Armut. Auch wenn das Überleben vor lauter Schwierigkeiten und Grausamkeiten fast unmöglich erscheint, das Volk lebt, kämpft, lacht, gibt nicht auf.“
Man tut gut daran, hinter die Kulissen zu schauen, denn aufgrund der günstigen Flugverbindungen nach Salvador da Bahia boomt die Stadt als neues Tor zu Brasilien. Und die europäischen Touristen gelangen alle früher oder später in den Stadtteil Pelourinho, sind hier doch die bedeutendsten Kolonialbauten, Museen, Kirchen und eine komplette historische Barockstadt aus der Portugiesenzeit zu besichtigen.
Man kann tapsige Reisegruppen aus Spanien, Portugal, Argentinien, Holland oder Deutschland beobachten, die mit eigenem Sheriff und Reiseleiter über das Kopfsteinpflaster der Gassen geschleust werden, unangenehm berührt von zahnlosen Bettlern mit aufgeblähten Bäuchen (fast immer ein Zeichen von Wurmbefall und auf verunreinigtes Trinkwasser zurückzuführen) und aufdringlichen Schmuckverkäufern, die bunte Candomblé-Bändchen als gratis Presente anbieten und doch nur ihre überteuerten Holzketten verkaufen wollen. Auch in Brasilien wird ein Geschenk gewöhnlich mit einem Gegengeschenk beantwortet.
Capoeira-Tänzer und Frauen in traditionellen Kostümen posieren für zehn Real vor den ausländischen Digitalkameras und Camcordern, oftmals routiniert wie Heidi Klum. Später verweilt man in einem dieser romantischen Cafés in der Altstadt, sitzt auf Plastikhockern, die schief auf dem Kopfsteinpflaster aufliegen und lauscht versonnen den brasilianischen Liedermachern mit ihrer Akustikgitarre. Die Kellner in den blütenweißen Hemden servieren den Touristen aus Übersee überteuertes Bier für fast 8 Real (inklusive Zuschlag für die Musiker und Service) und ernten dafür ein schüchternes „Obrigado“. Die Romantik bröckelt dann doch irgendwann. Zu späterer Stunde wechseln nämlich Ware und Gäste, es erscheinen die Mariposa de la Noite, die Garotas de Programa, die auf Gringofang gehen und sich hier vor der Nachtschicht für fünf bis zehn Real die Nase pudern – Kokain kostet in Brasilien nur einen Bruchteil des europäischen Marktpreises. Man kennt sich, Kellner und Mädchen zwinkern einander zu, es gibt wenig neue Gesichter in der vertrauten Szene und die Toilette ist oft besetzt.
In der schmuddeligen Gasse hinter den Touristenrestaurants wanken betäubte Gestalten durch die junge Nacht. Die unverwüstlichen Klassiker von Bob Marley, neben Nelson Mandela und Malcom X einer der Helden des schwarzen Salvadors, wehen über das raue Kopfsteinpflaster. Musicá de Malandros – Gangstarap für die einen, Befreiungsmusik für die anderen. Am Morgen erscheint hier regelmäßig ein Trupp städtischer Angestellter mit einem Hochdruckreiniger und kärchert die Reste der vergangenen Nacht in das Universum.
Nebenan beklagt ein Münchner Kneipenwirt, seit 13 Jahren im Pelourinho beheimatet, dass seine Gäste selbst Glühbirnen und Klopapier vom Lokus klauen würden. Ab sofort, so sein Plan, wird die Toilette so eng zugemauert, dass sich nur noch eine Person hereinzwängen kann. Warum? Nun ja, auf diese Weise gäbe es keine ausschweifenden Sex- und Drogenpartys mehr auf der Klobrille, also weniger Diebstähle und keine lästigen Polizeikontrollen, die mit aufgehaltener Hand nach „Bakschisch“ verlangen. Denn als Gringo, das ist klar, zahlt man hier immer für andere mit - Brasilien eben.
An den strategischen Punkten wacht durchaus das Auge des Gesetzes über den europäischen Touristenstrom, oftmals mit blinkenden Digitalkameras und kostbaren Uhren behangen. Aber auf diese unmotivierte Truppe ist nicht wirklich Verlass, zu gering ist das Einkommen (etwa 800 bis 1.000 Real monatlich), zu verbreitet die Korruption, zu groß das Desinteresse, einem beklauten Touristen beizustehen: Wer sich ein Flugticket nach Brasilien leisten kann, der kann sich auch eine neue Kamera kaufen.
Ein weiteres Problem ist die schwerfällige Justiz Brasiliens – nur rund 10% aller Gewalttäter werden rechtskräftig verurteilt. Also stehen die Uniformierten – wenn sie nicht gerade wieder streiken oder dunkelhäutige Verdächtige verhaften - sonntags grinsend in ihrer Wache und amüsieren sich über die Schlangen von herausgeputzten Touristen, die für ein Konzert der Sambagruppe Olodum neben der Casa de Journalista anstehen. Der Eintrittspreis beträgt dreißig Real und wird ohne mit der Wimper zu zucken gezahlt. Eine Summe, für die sich die Mädchen in der schmuddeligen Cidade Baixa (Unterstadt) bereits verkaufen oder gut gelaunte Drogenhändler bis zu fünf Gramm Kokain verhökern. Daneben die zerlumpten Dosensammler, die das zerdrückte Leergut der Touristen einsammeln und in riesigen Plastiksäcken hinter sich herziehen (manchmal auch mit Diebesgut gefüllt), und die für dreißig Real wohl bald eine Woche lang arbeiten müssten. Und auch der strubbelige Straßenjunge ist wieder da, der immer mit den drei Kokosnüssen vor den Touristen jongliert und auf diese Weise hin und wieder ein durchaus attraktives Einkommen erzielt. Sein Freund ist ein einäugiger Straßenhändler, ein Cachaçeiro (Säufer) mit schmierigem Handkarren, der einzelne Zigaretten, Streichhölzer und Bonbons für wenige Centavos anbietet. Eine Welt, in der die großen Fische die kleinen auffressen.
Und so ist es hier im Pelourinho der auffällige Kontrast zwischen Arm und Reich, der sich immer wieder unerfreulich bemerkbar macht. Normale Baianos lassen sich hier denn auch so selten wie möglich blicken, gilt der Stadtteil doch als touristisches „Disneyland“, in dem alles völlig überteuert ist und sich nächtens nur verdorbene Mitmenschen herumdrücken.
Bereits die Wikinger kannten den Seeweg der Förde, wie zahlreiche Funde in der Schlei belegen. Die Siedlung Haithabu bei Schleswig wurde in den Jahren 2005 – 2008 nach archäologischen Funden an historischer Stelle rekonstruiert, nicht zuletzt unter Mitwirkung örtlicher Handwerksbetriebe. Der Nachbau von insgesamt sieben Gebäuden und einer Landungsbrücke dokumentiert den Besuchern auf eindrucksvolle Weise die Lebenswelt dieser frühstädtischen Handelsstation aus dem Jahr 833 n. Chr. bis in das 10. Jahrhundert. Charakteristisch ist die Ausrichtung der Häuser auf den zentralen Bohlenweg, der einst parallel zum Noorufer verlief, und von dem kleinere Wege auch zur rekonstruierten Hafenanlage führen. Dort fanden sich mehrere Landebrücken, die alle weit in das Haddebyer Noor hinausragten. Die Anlage ermöglichte so auch den tiefgängigen Handelsschiffen ein schwimmendes Anliegen, wurden zuvor doch die leichteren Kriegsschiffe einfach ans Ufer gezogen oder an kleinen Steganlagen festgemacht. Die originalgetreu aufgebaute Handelssiedlung besteht aus Versammlungshaus, Landebrücke, Herberge für Handelsreisende, Haus des Fischers, Haus der Händler, Haus des Holzhandwerkers, Haus des Kammmachers und Haus des Tuchhändlers. Die lehmverputzten Flechtwandhäuser dominieren, aber man findet auch Blockhauskonstruktionen aus übereinander geschichteten Kanthöüäßüääöäüäüä