Dieses E-Book ist die digitale Umsetzung der Printausgabe, die unter demselben Titel bei KOSMOS erschienen ist. Da es bei E-Books aufgrund der variablen Leseeinstellungen keine Seitenzahlen gibt, können Seitenverweise der Printausgabe hier nicht verwendet werden. Stattdessen können Sie über die integrierte Volltextsuche alle Querverweise und inhaltlichen Bezüge schnell komfortabel herstellen.
unsere Welt steht vor großen Herausforderungen und wie kaum ein anderes Kulturtier ist die Biene ein Seis-mograf und ein Beziehungsstifter zu unserer Umwelt. Das Aufzeigen der ökologischen Zusammenhänge und das Erleben mit allen Sinnen durch die Bienen bietet eine große Chance, Engagement gegen das Artensterben, den Klimawandel und andere Krisen zu wecken!
Nachfolgendes Buch ist die Ergänzung des Buches „Ökologische Bienenhaltung – die Orientierung am Bien“. Wir von proBiene haben uns lange überlegt, ob wir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung veröffentlichen, da die Bienenhaltung eine Beziehungsarbeit ist und die Be-triebsweise individuell gestaltet werden muss. Nicht jede imkerliche Maßnahme ist überall anwendbar und auch wir entwickeln uns stetig weiter.
Sehen Sie den Inhalt dieses Buches als Beispiel für eine Betriebsweise und als Hilfe, Ihre eigene zu finden, die sich immer weiterentwickelt. Denn unser Handeln in der Imkerei sollte sich am Bien orientieren und nicht an strikten Vorgaben und Rezepten.
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Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und mit den Bienen!
Tobias Miltenberger
© Benedikt Adler/proBiene
© Benedikt Adler/proBiene
Wie bei jeder Anschaffung eines Tieres, sollte man sich bewusst sein, dass auch die Haltung von Bienen bestimmte Voraussetzungen erfordern. An erster Stelle stehen das persönliche Interesse und die Motivation, eine Beziehung mit den Bienen und ihrer Umwelt einzugehen. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass auch körperliche Arbeit anfällt, bei der man sich aber auch Unterstützung holen kann. Hier geht es um das Heben oder Versetzen der Beuten, die Honigernte, Futter anrichten, Beuten befördern und weitere körperliche Tätigkeiten. Im engen Familien- und Freundeskreis sollte das Vorhaben mit den Bienen besprochen werden, da diese besonders im Frühjahr viel Zeit und Aufmerksamkeit benötigen. Rücksichtnahme und Austausch sind wichtig. Oft werden wir gefragt, ob es bei der Haltung von Bienen überhaupt möglich ist, in den Urlaub zu fahren. Sicher wird niemand die Bienen mitnehmen, aber planen sollte man den Urlaub im Jahresverlauf dann, wenn die Bienen weniger Aufmerksamkeit bedürfen. Oder man hat Bekannte, Freunde oder andere Imkerinnen/Imker, die ab und an ein Auge auf die Bienen haben und wissen, worauf sie achten müssen.
Wir sind für die gesamte Bienenpopulation verantwortlich. Geht es meinen Völkern schlecht, kann sich das auch auf die anderen in der Umgebung auswirken.
Als Imkerin bzw. Imker treten wir durch unsere Bienen mit unserem Umfeld in Austausch: Wo stehen die Bienen? Gibt es dort Nachbarn? Ein Austausch mit anderen ist wichtig, um das Umfeld zu informieren, aber auch Rücksicht auf Ängste oder Bedenken nehmen zu können. Auch mit anderen Bienenhaltern ist ein Austausch gewinnbringend. Mit der Natur und den Bienen zu arbeiten bedeutet, nicht unter einer Glasglocke zu sitzen, sondern mit der Umwelt in Austausch zu treten. Da die Bienenvölker sich mit anderen mischen und damit keine geschlossene „Herde” bilden, sind sie im stetigen Austausch mit den Bienenvölkern der näheren Umgebung.
An fehlenden finanziellen Mitteln sollte das Bienenprojekt nicht scheitern! Bienenbehausungen können auf einfachste Weise selbst gebaut werden. Von gebrauchten Beuten raten wir jedoch ab, da sich dort verschiedene Stoffe (z.B. Rückstände von Medikamenten) ablagern können und somit in den eigenen Betrieb gelangen. Diese sind nicht sichtbar und auch nicht erwünscht. Günstige Varianten und Eigenanfertigungen erfordern vielleicht mehr Zeit, machen aber auch viel Freude. Betriebsmittel können mit anderen Imkerinnen und Imkern geteilt oder vielleicht auch ganz darauf verzichtet werden. Eine Honigwabe beispielsweise, kann einfach austropfen oder gepresst werden und muss nicht in die Schleuder …
Für uns ist hier wichtig zu betonen, dass die Haltung von Bienen keine reine Betrachtung von Natur und Bienen ist, sondern wir tragen die Verantwortung. Wir versuchen, die Bienen möglichst wenig zu stören, sie aber so viel wie nötig zu betreuen. Wir gehen mit einer offenen Haltung auf sie zu, treten in eine Beziehung, geben ihnen unsere Fürsorge und bekommen Geschenke wie Honig, Propolis und Wachs zurück. Wir Imker sehen es als unsere Aufgabe, eine gute Beziehung zu unseren Bienen zu pflegen. Die Haltung von Bienen ist ein Geben und Nehmen, eine Beziehung zwischen Mensch und Tier, die, wie auch im zwischenmenschlichen Bereich, stetig gepflegt werden will. Der Bien, der so sensibel auf seine Umwelt reagiert, spiegelt uns diese Beziehung wider. Fehlt ihm etwas bzw. ist er schwach oder krank, müssen wir uns überlegen, was wir an der Beziehung ändern können. Vielleicht haben wir uns zu wenig um einen Bien gekümmert oder das Trachtangebot ist zu gering. In jedem Fall liegt es an uns, nach dem Wohl der Bienen zu schauen.
BIENENALLERGIE ODER ANGST
Eine Bienenallergie bedeutet nicht, dass es ausgeschlossen ist, Bienen zu halten. Allerdings sollte dies mit dem Arzt, am besten mit einem Allergologen, besprochen werden. Eine bestehende Angst vor Bienen kann man durch das Tragen eines Schleiers und das nähere Kennenlernen nehmen.
© Benedikt Adler/proBiene
Zu Beginn sind einem die Bienen fremd, aber das ist immer der Anfang einer Beziehung.
Allgemeingültige Vorgaben über rechtliche Verordnungen bezüglich Bienenhaltung gibt es nicht. Im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) stehen einige Paragrafen, des Weiteren beschreibt z.B. das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Vorgaben zur Bienenhaltung. Im Folgenden besprechen wir die wichtigsten Vorgaben.
Die Bienen zählen nicht als Haustier, aber auch nicht als Wildtier, da sie juristisch Eigentum des Besitzers sind. Durch den freien Flug haben Imker jedoch nicht die volle Verfügungsmacht und müssen sich bewusst sein, dass Bienen eben auch auf Nachbargrundstücke oder Ähnliches fliegen. Nachbarn müssen hinnehmen, dass Bienen auf ihr Grundstück fliegen (schließlich haben sie durch die Bestäubung auch etwas davon), bei starker Beeinträchtigung jedoch, müssen die Nachbarn dies nicht unbedingt dulden. Die Beeinträchtigung durch Bienenflug kann dann ärgerlich werden, wenn die Bienen in einer kleinen Wohnparzelle nur durch den Garten des Nachbarn fliegen. Dies kann durch das Setzen hoher Hecken (zwei bis drei Meter) oder andere Hindernisse vermieden werden, sodass die Bienen steil nach oben und über das Nachbargrundstück hinwegfliegen müssen. Uns sind jedoch keine Fälle bekannt, dass eine Bienenhaltung wegen des Nachbarrechts nicht möglich war. Meist begegnen uns die Menschen mit Interesse und sind unseren Bienen gegenüber wohlgesonnen.
Ist das Halten von Bienen ortsüblich, haben Nachbarn die Bienenhaltung von 10 – 15 Völkern an einem Standort hinzunehmen (§ 906 BGB). Zu Beginn kann man sich bei der Gemeinde informieren, was ortsüblich ist. Die Ortsüblichkeit kann sich im Laufe der Jahrzehnte auch ändern, doch nahezu in jeder Gemeinde ist die Bienenhaltung ortsüblich.
Imkerinnen und Imker haben das Recht, fremde Grundstücke bei der Verfolgung eines Schwarms zu betreten und diesen einzufangen. Entstehen dabei Schäden, müssen diese ersetzt werden. Lassen sich Schwärme in der Nähe eines Bienenstands nieder, ist der Eigentümer des Bienenstands zu informieren (ansonsten gilt es als unkollegial). Werden Schwärme weit entfernt von Bienenständen und ohne „Verfolger“ (Besitzer) gesichtet, sind sie herrenlos und gehören demjenigen, der sie findet (§§ 961 – 964 BGB).
Damit die Ausbreitung von Seuchen eingedämmt werden kann, müssen Bienenvölker nach § 1a der Bienenseuchenverordnung dem zuständigen Veterinäramt mit Beginn der Tätigkeit gemeldet werden (Anzahl Völker und Standort).
Bei in Verkehr bringen von Honig oder anderen Bienenprodukten, ist die Lebensmittelverordnung zu beachten. Einzelne Aspekte zum Honig finden sich hier.
Bienenvölker können sich heutzutage nicht selbst überlassen werden. Durch die Einschleppung der Varroamilbe in den 70er-Jahren aus Asien nach Europa und die bestehende Nahrungsknappheit für Honigbienen, sind sie auf uns angewiesen und bedürfen unserer Aufmerksamkeit, Zuneigung, Pflege und Notfütterung. Zu Beginn der Haltung ist mit einer intensiven Zeit von Mai bis Juli zu rechnen. Hier gilt es, wöchentlich in die Völker zu schauen. Anfänger benötigen für die Kontrolle eines Volkes etwa eine halbe Stunde, ohne Anfahrtszeit. Dabei ist das erste Jahr sowohl für Neulinge als auch für die Bienen eine Herausforderung und erfordert viel Kraft. Gerade die Suche nach Antworten auf Fragen kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Für erfahrene Imker ist die intensivste Zeit die Schwarmzeit (siehe Schwarm und Vermehrung). Der betriebene Aufwand ist aber von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.
© Benedikt Adler/proBiene
Wir empfehlen mit mehreren Völkern zu starten.
Die Kostenaufstellung soll keinesfalls abschrecken, manches kann man sich sicher mit Freunden und Bekannten teilen oder auch ausleihen. Wir möchten hier einen Überblick über benötigte Gerätschaften mit ungefähren Kosten geben. Die aufgelisteten Gerätschaften sind im Imkerfachhandel erhältlich. Manches kann auch gebraucht gekauft werden, wie z.B. die nötigen Geräte für die Honiggewinnung.
Die Tabelle gibt einen Überblick über die Kosten, die bei einem Neubeginn mit zwei Schwärmen anfallen.
EINMALIGE KOSTEN
BETRIEBSMITTEL |
|
GESAMTPREIS € |
|
2 Schwärme |
360 |
1,5 Zander Beute |
Boden und Windel, Fluglochkeil |
66 |
|
2 Bruträume |
60 |
|
20 Brutraum-Rähmchen |
30 |
|
2 Schiede |
12 |
|
2 Pflanzsteine à Beute |
20 |
|
Smoker |
70 |
|
Schleier |
50 |
|
Stockmeißel |
10 |
|
Schwarmfangbox |
25 |
|
Weisel/Einweiselungskäfig (Königinnenkäfig) |
2 |
Wachs |
Sonnenwachsschmelzer |
130 |
|
Wachstöpfe (Alu- oder Edelstahleimer) |
60 |
|
Gussform für Honigmittelwände/Anfangsstreifen |
200 |
|
Trafo mit Schutzkleinspannung (auch im Imkereifachhandel erhältlich) |
80 |
|
Wabendrahtspanner |
15 |
Honiggewinnung |
4 Honigzargen |
40 |
|
Honigrähmchen (20 Stk.) |
20 |
|
Entdeckelungsgabel |
20 |
|
Entdeckelungsgeschirr |
140 |
|
Schleuder |
1300 |
|
Honigeimer |
10 |
|
Doppelsieb |
25 |
|
„Auf und Ab“-Honigrührer |
40 |
Kosten notwendiger Betriebsmittel |
|
2785 |
WIEDERKEHRENDE KOSTEN
|
|
GESAMTPREIS € |
|
Medikamente (z.B. Varroa) |
40 |
|
Bio-Zucker (50 kg) |
130 |
|
Gläser für Honig |
100 |
|
Wachs |
80 |
|
Versicherung |
60 |
Für Hobbyimkerinnen und -imker gibt es keine Pflichtversicherung, man kann jedoch nach eigenem Ermessen verschiedene Versicherungen abschließen. Die beiden gängigsten Varianten sind hier vorgestellt:
Ein umfangreiches Versicherungspaket speziell für Bienenhalterinnen und -halter kann z.B. bei „Gaede und Glauerdt“ (Diebstahl, Vandalismus, Schäden verschiedener Art) abgeschlossen werden.
Eine Haftpflichtversicherung für die Bienenhaltung im Hobbybereich ist oft bei einer bestehenden Privathaftpflichtversicherung integriert oder kann ergänzt werden (greift bei Schäden, welche anderen zugefügt werden, z.B. Schaden durch Beutenaufstellung).
Bis 30 Völker zählt eine Imkerei als Hobby und es fallen keine Steuern an. Zwischen 30 und 70 Völker kann man nach § 13a seinen Betrieb auch pauschalisieren. Steuerlich wird dann 1000 € Gewinn festgelegt. Wird die Völkeranzahl überstiegen, findet man steuerliche Informationen in einem Steuerberaterbüro.
Die für uns wichtigsten „Gerätschaften“, die wir für das Imkern benötigen, sind hier aufgelistet und erklärt. Je nach Vorlieben können die Werkzeuge variieren. Es werden zum Teil auch noch andere Betriebsmittel von Imkerinnen und Imkern benutzt, auf die wir hier allerdings nicht eingehen.
Immer in der Hosentasche oder im Fahrradkorb mit dabei: der Stockmeißel mit Hebelwirkung, um Beuten zu öffnen und Waben aufzufächern oder auch, um ein Feierabendbier zu öffnen.
© Benedikt Adler/proBiene
Stockmeissel
Einen Wassersprüher verwenden wir gern beim Einfangen von Schwärmen. Der Regeneffekt hilft uns, ein starkes Auffliegen der Bienen zu vermeiden. Dies kann eine ganz normale Sprühflasche sein.
© Benedikt Adler/proBiene
Wassersprüher
Ein weiterer Gehilfe ist der Bienenbesen, der speziell für das Abfegen von Bienen gefertigt wurde. Mit ihm lassen sich Bienen beispielsweise von Honigwaben oder aus Schwarmfangkisten ruckartig abkehren.
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Bienenbesen
Grundsätzlich empfehlen wir, einen Schleier und evtl. auch Lederimkerhandschuhe zu besitzen und für Notfälle immer mitzuführen. Wir selbst tragen generell keinen Schleier und keine Handschuhe bei den Bienen, da wir ihnen somit am nächsten sind und ihnen ohne Distanz begegnen können. Hier ist jedoch ein großes gegenseitiges Vertrauen wichtig.
Ist sich jemand sehr unsicher und verspürt Angst, schadet es auf gar keinen Fall, einen Schleier zu tragen und sich damit dann wohler und sicherer zu fühlen. Natürlich ist es von Vorteil, sich bedingt auch an Bienenstiche zu gewöhnen.
Handschuhe und Schutzbrille benötigen wir bei der Behandlung der Völker gegen die Varroamilbe. Hier lässt es sich nicht vermeiden, mit hochprozentiger Säure zu arbeiten.
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Handschuhe, Schleier und Imkerjacke
Wir simulieren mit dem Smoker einen kleinen „Waldbrand“, der zu einer ruhigen Durchsicht der Bienenvölker verhilft. Durch den Trieb der Bienen, bei Rauchentwicklung Honig aufzunehmen, drängen sie von den Oberträgern auf die Wabenfläche, füllen ihren Honigmagen und werden ruhiger. Das Entzünden ist für uns ein Ritual, bei den Bienen anzukommen.
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Smoker
Der Sonnenwachsschmelzer ist mit einem Fuß in einem Winkel von 30° aufgestellt und gegen die Sonne gerichtet. Auf dem Rahmen befindet sich eine transparente Scheibe, darunter eine Wanne für die zu schmelzenden Waben. Ein Auffangbehälter aus nicht-oxidierenden Stoffen, z.B. Edelstahl (da das Wachs sonst Verfärbungen annimmt), befindet sich unterhalb der Wanne und fängt das geschmolzene Wachs auf. Wichtig ist, dass der Sonnenwachsschmelzer bienendicht und witterungsfest ist. Man kann einen Sonnenwachsschmelzer entweder selbst bauen oder ihn im Imkerbedarfsgeschäft kaufen.
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Sonnenwachsschmelzer
Als Beute wird die Behausung bezeichnet, die wir Imker den Bienen zur Verfügung stellen. In Imkereien sind verschiedene Beuten im Gebrauch. Man unterscheidet grob zwischen Stabil- und Mobilbau. Beuten in Form von Stabilbauten sind solche Beuten, in denen die Waben fest verankert sind. Klotzbeuten, Bienenkörbe und die Bienenkiste gehören dazu.
Wir unterscheiden je nach Anordnung der Waben zum Flugloch zwischen Warm- und Kaltbau. Mit beiden Formen lässt sich gut imkern, dies ist jedoch vom Gesamtsystem der Beute abhängig. In unserer eigenen Magazinbeute arbeiten wir mit dem Kaltbau.
Magazinbeuten (z.B. 1,5 Zander, Dadant) und Trogbeuten (z.B. Top-Bar-Hive) gehören zum Mobilbau. Hier lassen sich einzelne Rähmchen verschieben und entnehmen, der Brutraum kann verkleinert oder vergrößert werden. Magazinbeuten kann man durch das Aufsetzen eines oder mehrerer Honigräume oder durch Futterzargen erweitern. Bewährt hat sich für uns die 1,5 Zander- oder Dadantbeute, die hier beschrieben wird. Für die ökologische Bienenhaltung ist der Beutentyp nicht ausschlaggebend, sondern der einteilige Brutraum.
© Benedikt Adler/proBiene
Die Beute ist die kulturelle Behausung der Biene. Das Absperrgitter verwenden wir nicht.
Die klassische Zander Magazinbeute wurde vom gleichnamigen Bienenwissenschaftler Dr. Enoch Zander und Johann Merz konstruiert. Bei Demeter-Imkern im süddeutschen Raum ist oft eine 1,5 Zander-Beute anzutreffen. Das Maß bezieht sich auf die Brutraumzarge. Sie ist 1,5 mal so groß wie „Zander normal“ und bildet damit einen einteiligen Brutraum. Im „Zander normal“-System wird häufig auf zwei Bruträume erweitert. Uns ist es ein Anliegen, die Königin bei ihrem Legegang und das Bienenvolk mit seinem Nestduft- und Wärmehaushalt nicht zu stören, weshalb wir einen einteiligen 1,5 Zander Brutraum oder eine Dadant-Beute empfehlen.
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1 = Kaltbau, 2 = Warmbau
In den Brut- und Honigraum passen jeweils zehn Rähmchen. In diese bauen die Bienen ihre Waben und lagern den Honig ein. Wir können Rähmchen entnehmen oder bei Bedarf hinzufügen. Die Brutraumrähmchen haben eine Höhe von 337 mm und sind jeweils mit mehreren waagerechten Drähten gedrahtet, die Honigraumrähmchen haben eine Höhe von 159 mm und verfügen auch über mehrere Drähte.
VERZICHT AUF ABSPERRGITTER
Ganz bewusst verzichten wir auf ein Absperrgitter, das oft in Magazinbeuten benutzt wird, um die Königin und die Drohnen vom Honigraum auszusperren. Wir sind davon überzeugt, dass die Qualität des Honigs mit Absperrgitter gemindert wird. Die klimatischen Bedingungen (Temperatur und Feuchtigkeit) können ohne Absperrgitter von den Bienen besser reguliert werden. Auch findet die Integrität des Biens Berücksichtigung, da alle Bienenglieder den gesamten Bienenstock durchdringen können.
Die Rähmchen müssen zu Beginn mit Anfangsstreifen oder bei Honigraumrähmchen mit Mittelwänden bestückt werden. Wie man diese herstellt und in die Rähmchen einlötet, ist unter „Mittelwände und Anfangsstreifen herstellen“ beschrieben.
Damit wir ein Gefühl für die Größe und das Fassungsvermögen der verschiedenen Waben bekommen, sind hier Angaben zu den Brut- und Honigraumwaben gemacht.
Das Brutraumrähmchen fasst bei einer Zellgröße von 5,37 mm (Arbeiterinnenzellen) in der Breite ca. 74 und in der Höhe 55 Zellen, das wäre dann eine Gesamtzahl von ca. 4000 Arbeiterinnenzellen auf einer Wabenseite. Eine Brutraumwabe, die ausschließlich mit Brut belegt ist, fasst ca. 7000 bis 8000 Eier/Maden/Puppen. In einer Zelle kann ca. 0,45 g Honig eingelagert werden. Eine ausschließlich mit Futter (Honig) belegte Brutraumwabe fasst ca. 3,5 kg.
Es ist zu bedenken, dass die Brutraumwaben in der Regel nicht homogen mit Brut oder Futter gefüllt sind (Rähmchen werden in der Regel nicht zu 100 % ausgebaut und Brutwaben haben im Idealfall immer eine Futterkappe und evtl. einen Pollenkranz). Um die genauen Anteile zu ermitteln, müssen wir den prozentualen Anteil schätzen: Ist die Wabe z.B. zu 50 % mit Honig gefüllt, teilen wir das Gewicht einer komplett gefüllten Wabe durch zwei. Dann sind in der Wabe ca. 1,75 kg Honig vorhanden.
MASSE BRUTRAUMRÄHMCHEN 1,5 ZANDER
Außenbreite |
Außenhöhe |
Außenfläche |
Innenbreite |
Innenhöhe |
Innenfläche |
420 mm |
337 mm |
1412 mm² |
400 mm |
307 mm |
1228 mm² |
Bei einer Zellengröße von 5,37 mm sind es in der Breite ca. 74 und in der Höhe 24 Zellen, das ergibt eine Gesamtzahl von ca. 1700 Zellen auf einer Wabenseite. Ein mit zehn Honigrähmchen gefüllter Honigraum (mit eingehaltenem Beespace) kann 15 kg Honig beinhalten: das sind ca. 1,5 kg Honig auf einer Honigwabe.