1 Obermauern, Virgen, Osttirol
2 Weiler Gassen, St. Veit in Defereggen, Osttirol
3 Seres Campill, St. Martin in Thurn, Südtirol
4 Obertilliach, Osttirol
5 Silz, Nordtirol
6 Mauracherhof, Bozen, Gries, Südtirol
7 Oberluechhof, Kirchbichl, Nordtirol
8 Feldthun, Villnöss, Südtirol
9 Honsarhof, Emberg, Brandberg, Nordtirol
10 Morgenstetterhof, Sarntal, Riedelsberg, Südtirol
11 Gridlinghof, Schlaiten, Osttirol
12 Knobenhof, Steinach, Tienzens, Nordtirol
13 Adelshof, Toblaten, Inzing, Nordtirol
14 Meusburgerhof, Egg-Großdorf, Vorarlberg
15 Unterpsennerhof, Völs am Schlern, Südtirol
16 Festnerhof, Olang, Geiselsberg, Südtirol
17 Almhütte im Naturpark Prettau, Südtirol
18 Kerschbaumerhof, Leisach, Osttirol
19 Stadel des Kochhofs, Lüsen, Südtirol
20 Oberniederhof, Unser Frau, Schnals, Südtirol
21 Futterstall des Jörgelishofs, Bruggen, St. Veit in Defereggen, Osttirol
22 Laufstall des Wastlhofs, Dölsach, Osttirol
23 Burgstadel der Trostburg, Waidbruck, Südtirol
24 Haus Ragonesi, Bergün, Graubünden
25 Obinghof, Wildschönau-Auffach, Bernau, Nordtirol
26 Seehof Lanser See, Lans, Nordtirol
27 Haus Theiner, Dörfl, St. Valentin, Südtirol
28 Haus Tasser, Steinhaus im Ahrntal, Südtirol
29 Ehrenhausen am See, Kaltern, Südtirol
30 Schlemmerstadl, Nußdorf-Debant, Osttirol
31 Chasa 89, Guarda, Graubünden
32 Müllerhof, Gärberbach, Mutters, Nordtirol
33 Paulinarium, Ludesch, Vorarlberg
34 Juppenwerkstatt, Riefensberg, Vorarlberg
35 Wurzerhof, Außervillgraten, Osttirol
36 Krustner auf Pill, Moos in Passeier, Südtirol
37 Oberstalleralm, Innervillgraten, Osttirol
38 Fane, Mühlbach, Vals, Südtirol
39 Schwarzenbacherhof, St. Johann, Nordtirol
40 Piz Tschütta, Vnà, Graubünden
41 Knollnhof, Söll, Nordtirol
42 Aigner Badl, Abfaltersbach, Osttirol
43 Oberfinserhof in Ried, Lajen, Südtirol
44 Alte Kaser auf der Pfistradalm, St. Leonhard in Passeier, Südtirol
45 Atelier Hofer, Laas, Südtirol
46 Bayerwaldhaus Cilli, Viechtach, Bayerischer Wald
47 Widum und Stall, Prettau im Ahrntal, Südtirol
48 Huberhof am Fröllerberg, Rodeneck, Südtirol
49 Unterramwaldhof, St. Lorenzen, Südtirol
50 Eberlehof, Kurtatsch, Südtirol
51 Moarhof, Telfes, Nordtirol
52 Schlosserhof, Laatsch 37, Mals im Vinschgau, Südtirol
53 Mitterstall, Brandberg, Nordtirol
54 Schindlhof, Baumkirchen, Nordtirol
55 Rohrerhof, Sarnthein, Südtirol
56 Peernstadl, Laas im Vinschgau, Südtirol
57 Schmidlas Haus, Lehn bei Längenfeld, Nordtirol
58 Schusterhof, Pill, Nordtirol
59 Chesa Madalena, Zuoz, Graubünden
60 Angelika-Kauffmann-Museum, Schwarzenberg, Vorarlberg
61 Felixé Minas Haus, Tannheim, Nordtirol
62 ‘s Paules und ‘s Seppls Haus, Fiss, Nordtirol
63 Kranewitthäusl auf Pill, St. Leonhard in Passeier, Südtirol
64 Brizerhof und Nebengebäude, Ramsau, Zillertal, Nordtirol
65 Schneggarei, Lech am Arlberg, Vorarlberg
66 Stall und Wohnhaus, Ftan, Graubünden
67 Atelier Bardill, Scharans, Graubünden
68 Kuhstall des Raßhoferhofs, Thankirchen bei Dietramszell, Oberbayern
69 Joslambichl, Terenten, Südtirol
70 Haus Regensberger, Percha, Pustertal, Südtirol
Weiterbauen am Land
Verlust und Erhalt der bäuerlichen Kulturlandschaft in den Alpen
herausgegeben von Christoph Hölz und Walter Hauser
Ein Projekt des Archivs für Baukunst der Universität Innsbruck in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt in Innsbruck, der Autonomen Provinz Südtirol/Amt für Bau- und Kunstdenkmäler in Bozen, der Tiroler Landwirtschaftskammer, der Abteilung Agrartechnik, Raumordnung/Stadt- und Ortskernschutz-Gesetz/Dorferneuerung der Tiroler Landesregierung und dem Tiroler Kunstkataster
erscheint als
Schriftenreihe des Archivs für Baukunst im Adambräu
Band 5
zugleich in der Reihe
Fokus Denkmal
als Veröffentlichung des Bundesdenkmalamts
© 2012 by Studienverlag Ges.m.b.H.
Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck
e-mail: order@studienverlag.at
Internet: www.studienverlag.at
Cover: Bauernhof in Breitenbach, Kleinsöll Nr. 1, Zustand während des Umbaus 1979
© Bundesdenkmalamt Innsbruck, Foto: Franz Caramelle
Konzeption: Christoph Hölz und Walter Hauser
Redaktion: Hans Augustin, Waltraud Kofler Engl, Walter Hauser, Christoph Hölz, Eva Zach
Recherchen: Autoren mit Uwe Walch
Buch- und Ausstellungsgestaltung: Bernhard Wolf
ISBN 978-3-7065-5718-4
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
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Verlust und Erhalt der bäuerlichen Kulturlandschaft in den Alpen
Archiv für Baukunst
StudienVerlag
Innsbruck
Wien
Bozen
Der Dank der Herausgeber und Autoren gilt zuerst den Eigentümern und Besitzern, die das Zustandekommen des Buches ermöglicht haben. Sie gewährten Zutritt zu ihren Häusern und gaben ihr Einverständnis zur Aufnahme und Veröffentlichung. Ein besonderer Dank gilt allen Fotografen und Architekten, Privatpersonen und den Mitarbeitern in öffentlichen Institutionen und Ämtern, die uns Abbildungsvorlagen zur Verfügung stellten und durch Auskünfte unser Wissen bereicherten.
Friedl und Martha Abenthung, Inzing
Büro Adamer / Ramsauer, Kufstein
Büro Aichner / Seidl, Bruneck
Johann Aigner, Abfaltersbach
Walter Angonese, Kaltern
Linard Bardill, Chur
Edward Beierle, München
Johann Bichler, Schlaiten
Tom Bisig, Basel
Fadri und Lina Blanke-Florineth, Ftan
Büro Brunner / Sallmann, Hall i. T.
Pauline Burtscher, Ludesch
Franz Caramelle, Innsbruck
Josef Dalle Nogare, Bozen
Stephan Dellago, Vahrn
Walter Dietl, Schlanders
Jürgen Eheim, Brixen
Elisabeth Eisenmann, Söll
EM2 Architekten, Bruneck
Benedikt Erhard, Innsbruck
Martin Feiersinger, Wien
Ralph Feiner, Malans
Robert Fessler, Lauterach
Marlene Fill, Lajen
Thomas Fill, Auffach
Büro Filzer / Heugenhauser, St. Johann in Tirol
Richard Freisinger, Innsbruck
Michaela Frick, Innsbruck
Georg Fröch, Silz
Sunna Gailhofer, Frankfurt/Main
Fabio Gatto, Fontana di Villorba, Treviso
Michael Graf Goëss-Enzenberg, Kaltern
Werner Jud, Innsbruck
Jutta Görlich, München
Benedikt Gratl, Innsbruck
Gerhard Gruber, Bregenz
Guido Guidi, Mailand
Claudia Hackhofer, Gärberbach
Peter Haimerl und Jutta Görlich, München
Harald Haller, Moos in Passeier
Michael Hauser, Alberschwende
Marion Heiss, Sarnthein
Jörg Hofer, Laas
Florian Holzherr, München
Angelika Irgens-Defregger, München
Thomas Jocher, Stuttgart
Klaus Juen, Innsbruck
Architekturbüro Jüngling und Hagmann, Chur
Christian Kapeller, Schlanders
Barbara Keiler, Bregenz
Wolfgang Klebelsberg, Bozen
Bruno Klomfar, Wien
Peter Klotz, Meran
Stefan Klotzner und Verena Ellecosta, Bozen
Peter Knapp, Innsbruck
Natalie Kröll, Ramsau
Thomas Lauer, München
Familie Leiter, Außervillgraten
Josef Lugger, Obertilliach, Leisach
Christian Mahlknecht, Brixen
Andreas Mair, Dölsach
Sabine Mair, Mieming
Daniele Marques & Bruno Zurkirchen, Luzern
Ignacio J. Martinez, Navia
Bernhard Mayr, Graz
Markus und Helene Mayr, Kirchbichl
Wolfgang Meighörner, Innsbruck
Herlinde Menardi, Innsbruck
Renate und Ludwig Meusburger, Egg
Mads Mogenson, Neviglie
Albert Moroder, St. Ulrich in Gröden
Antonia Moser, Kartitsch
Heinrich Mutschlechner, Bruneck
Martin Mutschlechner, Innsbruck
Florian Nagler mit Matthias Müller und Almut Schwabe, München
Gabriele Neumann, Innsbruck
Helmuth Oberkalmsteiner, Sarntal
Maria Obwexer Raifer, Villnöss
Valerio Olgati, Flims
Alexandra Orgler, Telfes
Urs und Maria Padrun Estévez, Guarda
Damian Lukas Pertoll, Meran
Adolf Pieder, Terenten
Thomas und Eva Pitterl, Nußdorf-Debant
Lorenz Pobitzer, Bozen
Richard Psenner Hell, Völs am Schlern
Jürg Ragettli, Chur
Marco Ragonesi, Luzern
Kaspar und Regina Raßhofer, Thankirchen
Leonhard Rastner, Lüsen
Josef und Anastasia Regensberger, Percha
Christian Rhomberg, Innsbruck
Elisabeth und Josef Riedl, Steinach
René Riller, Schlanders
Christof Rösch, Sent, und Rolf Furrer, Basel
Bruno Rubner, Bruneck
Hans-Jörg Ruch, Sankt Moritz
Martin Scharfetter, Innsbruck
Gerold Schneider, Katia Schneider, Philip Lutz, Lech am Arlberg
Martin und Burgi Seekirchner, Brandberg
Filippo Simonetti, Brunate
Alfons Steger, Prettau
Josef Steger, Prettau
Hannelore Steixner, Innsbruck
Wolfgang Jean Stock, München
Johann Tappeiner, Schnals
Rudolf und Josefine Tasser, Bruneck
Gabriella Theiner, St. Valentin
Thomas Tischer, Söll
Andreas und Elisabeth Trenner, St. Johann in Tirol
Werner Tscholl, Morter
Ruedi Tschudi, Glarus und Zuoz
Dietrich Untertrifaller, Bregenz
Ulrike Wachter, Fiss
Jürgen Wallnöfer, Schluderns
Nikolaus Walter, Feldkirch
Günter Richard Wett, Innsbruck
Bernhard Wolf sei herzlich gedankt für die Gestaltung des Katalogs und der Ausstellung, ebenso wie den Mitarbeitern des Archivs für Baukunst der Universität Innsbruck, Daniele Capra, Thomas Ferk, Uwe Walch und Stefanie Temml.
Dank sagen möchten die Herausgeber auch dem Studienverlag, besonders dem Leiter des Verlags, Markus Hatzer, und seinen Mitarbeitern, Martin Kofler und Marion Bernhard, die das Buch in das Verlagsprogramm aufgenommen haben.
Nicht zuletzt gilt der Dank allen Sponsoren der Publikation. Ausstellung und Katalog wurden ermöglicht durch Zuschüsse des Landes Tirol und der autonomen Provinz Südtirol, dem Bundesdenkmalamt Tirol und dem Bundesdenkmalamt Wien. Ihnen allen sei an dieser Stelle nochmals gedankt.
Herausgeber und Autoren des Bandes
Hans Augustin, Landwirtschaftskammer Tirol
Klaus Ausserhofer, Amt für Bau- und Kunstdenkmäler, Provinz Südtirol
Pier Francesco Bonaventura, Amt für Bau- und Kunstdenkmäler, Provinz Südtirol
Gebhard und Georg Fröch, Amt der Tiroler Landesregierung, Agrarwirtschaft / Architekt
Walter Hauser, Bundesdenkmalamt Tirol
Christoph Hölz, Universität Innsbruck, Archiv für Baukunst
Barbara Keiler, Bundesdenkmalamt Vorarlberg
Waltraud Kofler Engl, Amt für Bau- und Kunstdenkmäler, Provinz Südtirol
Barbara Lanz, Architektin
Klaus Michael Mathieu, Amt für Bau- und Kunstdenkmäler, Provinz Südtirol
Sonja Mitterer, Universität Innsbruck, Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege
Gabriele Neumann, Bundesdenkmalamt Tirol
Walter Preyer, Architekt
Heidrun Schroffenegger, Amt für Bau- und Kunstdenkmäler, Provinz Südtirol
Stefanie Temml, Universität Innsbruck, Archiv für Baukunst
Hildegard Thurner, Amt für Bau- und Kunstdenkmäler, Provinz Südtirol
Stanislaus Unterberger, Amt der Tiroler Landesregierung, Ländlicher Raum/Dorferneuerung
Susanne Waiz, Architektin
Karl Wiesauer, Amt der Tiroler Landesregierung, Tiroler Kunstkataster
Eva Zach, Amt der Tiroler Landesregierung, Ländlicher Raum/Dorferneuerung
HA |
Hans Augustin |
KA |
Klaus Ausserhofer |
PFB |
Pier Francesco Bonaventura |
GF |
Gebhard und Georg Fröch |
WH |
Walter Hauser |
CH |
Christoph Hölz |
BK |
Barbara Keiler |
WKE |
Waltraud Kofler Engl |
KM |
Klaus Michael Mathieu |
GN |
Gabriele Neumann |
WP |
Walter Preyer |
HS |
Heidrun Schroffenegger |
ST |
Stefanie Temml |
HT |
Hildegard Thurner |
SU |
Stanislaus Unterberger |
SW |
Susanne Waiz |
EZ |
Evi Zach |
Dank
Grußworte
Übersichtskarte
Verlust und Erhalt der bäuerlichen Kulturlandschaft in den Alpen
Christoph Hölz
Weiterbauen am Land
Walter Hauser
Das alte Tirol
Historische Aufnahmen von Stefan Kruckenhauser
Karl Wiesauer
Inventare und Dokumentation von Bauernhöfen
Grundlagenerhebungen zum Tiroler Bauernhaus im historischen Überblick
Karl Wiesauer
Inventarisation in Südtirol
Bestandsaufnahmen 1940-1945 durch die „Kulturkommission Ahnenerbe“
und die Arbeitsgemeinschaft der Optanten
Waltraud Kofler Engl
Aktuelle Dokumentation von Bauernhöfen in Tirol
Sonja Mitterer und Karl Wiesauer
Veränderung eines Siedlungsbildes
Die Hoflandschaft von Gröden 1950-2008
Sonja Mitterer und Barbara Lanz
Katalog
Ensembles
Obermauern, Virgen, Osttirol
Weiler Gassen, St. Veit in Defereggen, Osttirol
Seres Campill, St. Martin in Thurn, Südtirol
Obertilliach, Osttirol
Silz, Nordtirol
Mauracherhof, Bozen, Gries, Südtirol
Bauer renoviert Haus
Oberluechhof, Kirchbichl, Nordtirol
Feldthunhof, Villnöss, Südtirol
Honsarhof, Emberg, Brandberg, Nordtirol
Morgenstetterhof, Sarntal, Riedelsberg, Südtirol
Gridlinghof, Schlaiten, Osttirol
Knobenhof, Steinach, Tienzens, Nordtirol
Adelshof, Toblaten, Inzing, Nordtirol
Meusburgerhof, Egg-Großdorf, Vorarlberg
Unterpsennerhof, Völs am Schlern, Südtirol
Festnerhof, Olang, Geiselsberg, Südtirol
Wirtschaftsbauten – Stall bleibt Stall
Almhütte im Naturpark Prettau, Südtirol
Kerschbaumerhof, Leisach, Osttirol
Stadel des Kochhofs, Lüsen, Südtirol
Oberniederhof, Unser Frau, Schnals, Südtirol
Futterstall des Jörgelishofs, Bruggen, St. Veit in Defereggen, Osttirol
Laufstall des Wastlhofs, Dölsach, Osttirol
Burgstadel der Trostburg, Waidbruck, Südtirol
Wirtschaftsbauten – Stall bleibt nicht Stall
Haus Ragonesi, Bergün, Graubünden
Obinghof, Wildschönau-Auffach, Bernau, Nordtirol
Seehof Lanser See, Lans, Nordtirol
Haus Theiner, Dörfl, St. Valentin, Südtirol
Haus Tasser, Steinhaus im Ahrntal, Südtirol
Ehrenhausen am See, Kaltern, Südtirol
Schlemmerstadl, Nußdorf-Debant, Osttirol
Chasa 89, Guarda, Graubünden
Müllerhof, Gärberbach, Mutters, Nordtirol
Bauernhaus im Gewerbe und Tourismus
Paulinarium, Ludesch, Vorarlberg
Juppenwerkstatt, Riefensberg, Vorarlberg
Wurzerhof, Außervillgraten, Osttirol
Krustner auf Pill, Moos in Passeier, Südtirol
Oberstalleralm, Innervillgraten, Osttirol
Fane, Mühlbach, Vals, Südtirol
Schwarzenbacherhof, St. Johann, Nordtirol
Piz Tschütta, Vnà, Graubünden
Knollnhof, Söll, Nordtirol
Aigner Badl, Abfaltersbach, Osttirol
Oberfinserhof in Ried, Lajen, Südtirol
Alte Kaser auf der Pfistradalm, St. Leonhard in Passeier, Südtirol
Atelier Hofer, Laas, Südtirol
Städter erfüllt sich seinen Traum
Bayerwaldhaus Cilli, Viechtach, Bayerischer Wald
Widum und Stall, Prettau im Ahrntal, Südtirol
Huberhof am Fröllerberg, Rodeneck, Südtirol
Unterramwaldhof, St. Lorenzen, Südtirol
Eberlehof, Kurtatsch, Südtirol
Moarhof, Telfes, Nordtirol
Schlosserhof, Laatsch 37, Mals im Vinschgau, Südtirol
Bauernhaus mit öffentlicher und kultureller Nutzung
Mitterstall, Brandberg, Nordtirol
Schindlhof, Baumkirchen, Nordtirol
Rohrerhof, Sarnthein, Südtirol
Peernstadl, Laas im Vinschgau, Südtirol
Schmidlas Haus, Lehn bei Längenfeld, Nordtirol
Schusterhof, Pill, Nordtirol
Chesa Madalena, Zuoz, Graubünden
Angelika-Kauffmann-Museum, Schwarzenberg, Vorarlberg
Felixé Minas Haus, Tannheim, Nordtirol
‘s Paules und ‘s Seppls Haus, Fiss, Nordtirol
Kranewitthäusl auf Pill, St. Leonhard in Passeier, Südtirol
Neubauten im Kontext
Brizerhof und Nebengebäude, Ramsau, Zillertal, Nordtirol
Schneggarei, Lech am Arlberg, Vorarlberg
Stall und Wohnhaus, Ftan, Graubünden
Atelier Bardill, Scharans, Graubünden
Kuhstall des Raßhoferhofs, Thankirchen bei Dietramszell, Oberbayern
Joslambichl, Terenten, Südtirol
Haus Regensberger, Percha, Pustertal, Südtirol
Es führt kein Weg vorbei. Die Erschließung der Bergbauernhöfe
Klaus Ausserhofer und Walter Hauser
Literatur (in Auswahl)
Bildnachweis
Historische Bausubstanz ist ein wertvoller Teil unseres kulturellen Erbes und der Gegenwart unseres Landes. Es gilt, sie zu erhalten und zu pflegen. Der Tiroler Landesregierung ist ein behutsamer Umgang mit der traditionellen Baukultur im ländlichen Raum ein besonderes Anliegen, sind doch historische Objekte nicht nur Zeitzeugen der Geschichte, wie unsere Vorfahren einen zum Großteil alpinen Lebensraum urbar machten, sondern sie prägen auch als ein Identifikationsmerkmal sondergleichen die Landschaft Tirols.
Die Erhaltung historischer Bausubstanz gerade im ländlichen Raum ist ohne ihre zeitgemäße Nutzung nicht möglich, denkmalpflegerische Grundsätze, Lebensqualität und wirtschaftliche Erfordernisse müssen und können in Einklang gebracht werden: Bei der Lektüre dieses Werkes wird der aufmerksame Leser unzählige hervorragende Beispiele präsentiert bekommen, wie historische Bausubstanz durch Entwicklung innovativer Nutzungskonzepte zu einer zeitgemäßen und lebenswerten Wohn- und Arbeitsstätte transformiert werden kann. Historische Bautradition und moderne Architektur stehen gleichwertig nebeneinander.
„Weiterbauen am Land“ ist ein gelungenes Projekt, die geleistete Arbeit im Bereich der Erhaltung schützenswerter Baudenkmäler aufzuzeigen und gleichsam Impulsgeber zu sein für neue herausfordernde und spannende Projekte, um historische Bausubstanz auch für nachfolgende Generationen zu erhalten.
Wir hoffen, dass diese Publikation ein möglichst breites und interessiertes Publikum erreicht, bedanken uns bei den Autorinnen und Autoren und bei allen, die für dieses Werk und das Projekt „Weiterbauen am Land“ verantwortlich zeichnen, und wünschen den Leserinnen und Lesern entspannende und informative Stunden bei der Lektüre.
Günther Platter
Landeshauptmann von Tirol
Dr. Beate Palfrader
Landesrätin
Historische Bauten sind ein prägender Teil unserer Kulturlandschaft und geben Einblick in die Kulturgeschichte unseres Landes. Es ist daher von besonderer Bedeutung, diese Zeugnisse der Vergangenheit zu erhalten und zu pflegen. Dies gilt besonders für die bäuerliche Architektur, deren kulturhistorische Bedeutung im Vergleich zur sakralen, adeligen und bürgerlichen Architektur auch heute noch vielfach unterbewertet ist. Dabei stellen gerade Bauernhöfe in zweifacher Hinsicht ein wichtiges Kulturgut dar: als Wohn- und Arbeitsgebäude sind sie Teil unserer Alltagskultur, als Zeugnisse ländlichen Bauens repräsentieren sie hingegen die Tiroler Volkskultur. Bauernhöfe sind die Knotenpunkte des kulturellen Gedächtnisses unseres Landes und vermitteln uns Identität.
Allerdings gilt es nicht nur, die historische Bausubstanz zu erhalten, sondern sie muss, wenn sie weiterhin genutzt und mit Leben erfüllt werden soll, den Anforderungen der heutigen Zeit angepasst werden. Diese Herausforderung kann nur im gelungenen Zusammenspiel zwischen Architektur und Denkmalpflege gemeistert werden. Wesentlich dabei ist es, die Erfordernisse der jeweils anderen Disziplin ernst zu nehmen und zu berücksichtigen. So kann aus historisch Gewachsenem etwas organisch Neues entstehen.
In der vorliegenden Publikation wird eine Vielzahl entsprechender Beispiele vorgestellt, in denen im kreativen Dialog zwischen Denkmalpflege und zeitgenössischer Architektur kulturhistorisch wertvolle ländliche Bausubstanz bewahrt und gepflegt und dem Bestand gleichzeitig Neues und Ebenbürtiges hinzugefügt wird. So erhält die interessierte Leserlnnen-schaft gelungene und wertvolle Anregungen für die zeitgenössische Nutzung alter bäuerlicher Architektur.
Allen, die an diesem Band und am Projekt „Weiterbauen am Land“ mitgewirkt haben, gilt unser Dank. Wir verbinden ihn mit dem Wunsch, dass dieses Buch zahlreiche Leserinnen und Leser nicht nur im Kreise der Fachwelt, sondern auch bei den kulturinteressierten Laien finden möge.
Dr. Luis Durnwalder
Landeshauptmann von Südtirol
Dr. Sabina Kasslatter Mur
Landesrätin für Bildung und deutsche Kultur
Die Veränderung unserer Lebensweise während der letzten hundert Jahre hat zu einem massiven Wandel des Lebensraumes geführt und die Kulturlandschaft mit atemberaubender Geschwindigkeit verändert, selten zu ihrem eigenen Vorteil. Die Erhaltung unseres Kulturraumes und damit verbunden unserer Identität ist heute aktueller denn je. Einen wesentlichen Anteil daran besitzt das bäuerliche Erbe, dessen Bewahrung vor allem im alpinen Raum eine große Herausforderung darstellt. Die Änderung der funktionellen Bedürfnisse, der Mangel an Erhaltungsbewusstsein, der Verlust von althergebrachtem handwerklichen Wissen und vielfach auch das Fehlen geeigneter Modelle zur Erhaltung lassen die Besitzer oft den Glauben an ihre über Generationen erhaltenen Höfe verlieren.
Es bedarf einer neuerlichen Bewusstwerdung um den Wert unseres bäuerlichen Erbes. Das vorliegende Buch ist ein Schritt in diese Richtung. „Weiterbauen am Land“ soll motivieren, die Augen für die Besonderheiten des bäuerlichen Erbes öffnen und aus der Sicht Betroffener Möglichkeiten einer gleichermaßen zeitgemäßen wie dem Bauwerk entsprechenden Erhaltung aufzeigen.
Die Denkmalpflege hat sich dabei besonders der möglichst authentischen Erhaltung anzunehmen, diese zu fördern und das nötige Fachwissen bereitzustellen. Das vorliegende Handbuch, das Leitfaden wie Anregung gleichermaßen sein soll, zeigt auch, dass die Bewahrung des bäuerlichen Erbes überaus umfangreich ist und von der Denkmalpflege alleine nicht mit Erfolg getragen werden kann.
Bäuerliche Objekte sind im Fokus, nicht zuletzt erscheint die vorliegende Publikation „Weiterbauen am Land“ auch als erstes Themenheft einer neuen Reihe des Bundesdenkmalamts, in Fokus DENKMAL.
Dr. Barbara Neubauer
Präsidentin des Bundesdenkmalamtes
Das Foto auf einer Karteikarte aus dem Bundesdenkmalamt, aufgenommen 1979 vom damaligen Tiroler Landeskonservator Franz Caramelle, irritiert: ein kleines, altes Bauernhaus in Kleinsöll wird zwischen dem schon fertiggestellten neuen Stall und dem noch im Bau befindlichen Bauernhaus rücksichtslos zerquetscht. Beim Betrachter regen sich Protest, Ärger und Unverständnis. Wer tut so etwas? Ist das ein repräsentatives Bild für den Zustand der Baukultur auf dem Land? Auf jeden Fall führt es sofort zum Thema dieser Untersuchung: Verlust und Erhalt der bäuerlichen Kulturlandschaft in den Alpen.
Ausgehend von den zahlreichen Verlusten von Bauernhöfen in den vergangenen Jahrzehnten soll mit „Weiterbauen am Land“, in der Ausstellung und dem gleichnamigen Katalog, Bilanz gezogen werden über die Möglichkeiten des Erhalts der noch existierenden Hoflandschaften in den Alpen. Betrachtet wird der zentrale Alpenraum mit Nord-, Ost- und Südtirol, Vorarlberg, Graubünden und Oberbayern. Insgesamt sieben Institutionen arbeiteten zusammen mit dem Archiv für Baukunst der Universität Innsbruck und den Denkmalämtern in Innsbruck und Bozen in einer grenzüberschreitenden Kooperation. Die beteiligten Mitarbeiter und Autoren berichten aus ihrem täglichen Arbeitsfeld und schöpfen aus dem Fundus ihrer Archive, Sammlungen und Dokumentationen. In ihren Einschätzungen berücksichtigen sie vielfältige Fragestellungen und Problemkreise, von der Raumordnung und Agrartechnik bis zu Denkmal- und Landschaftsschutz.
Die Zielgruppe als Leser und Ausstellungsbesucher ist eine breite Öffentlichkeit, denn die Problematik betrifft uns alle: sowohl die Bevölkerung auf dem Land als auch jene in den Städten, Einheimische und Gäste zugleich; besonders aber jene, die in einem landwirtschaftlichen Umfeld wohnen und arbeiten. An sie möchte sich diese Publikation mit besonderem Nachdruck wenden. Denn letztlich ist diese historische Baukultur auf dem Land nur durch kulturgeschichtliche Bewusstseinsbildung und das Erkennen des Wertes durch die Bauern und Bäuerinnen selbst zu retten.
Wichtige Voraussetzung für diese Bewusstseinsbildung sind historische, denkmalpflegerische und architektonische Untersuchungen, ebenso wie nüchterne statistische Erhebungen. Die ersten Berichte über einzelne Bauernhäuser sowie ganze Hof- und Dorfensembles in Tirol erschienen bereits seit etwa 1800. Wissenschaftliche Bauaufnahmen entstanden jedoch erst im letzten Viertel des 19., verstärkt in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts, als zahlreiche Bauernhöfe im Auftrag nationalsozialistischer Ämter genau vermessen wurden. Ziel war es damals, für die umgesiedelten Südtiroler Bauern eine Erinnerungsplattform zu schaffen. Noch während des Kriegs, 1940, wurde der erste Bauernhof in Tirol unter Schutz gestellt. Gleichzeitig machten freilich unter ganz anderen Voraussetzungen in der demokratischen Schweiz die Bauforschung und Denkmalpflege bedeutende Fortschritte. Sie bildeten dort viel früher als in Österreich, Italien und Deutschland die Voraussetzung für einen verständnisvollen Umgang mit historisch bedeutsamen Bauten im ländlichen Raum. Auch heute werden mit modernsten Methoden Bauaufnahmen gemacht. Alle diese Bemühungen dienen in erster Linie der Dokumentation der immer weniger werdenden Bauernhöfe. Walter Hauser nennt in seinem Beitrag erschreckende Zahlen und Fakten (siehe Seite 24-29). Was diese Zahlen im Einzelnen bedeuten, zeigt das Fallbeispiel „Gröden“ (Seite 62-65).
Dieses „alte Tirol“ wird in einem Portfolio mit Aufnahmen des Fotografen Stefan Kruckenhauser (1905-1988) noch einmal porträtiert (Seite 30-43 sowie die Abbildungen jeweils zu Beginn der einzelnen Kapitel). Die historischen Bilder zeigen, mit welchem Bestand wir es im mittleren Alpenraum noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg zu tun hatten. Denn die massiven Verluste an regional ausgeprägter Baukultur setzten erst in den späten sechziger Jahren ein, als die staatlich geförderten Eigenheime zusammen mit der wachsenden Mobilität der Bevölkerung und einem zunehmenden Angebot unterschiedlichster Baustoffe die Grundlage für den Einheitsbrei der sogenannten Jodlerhütten mit ihren miserablen Grundrissen und einer schlechten Energiebilanz schuf. Der steigende Wohlstand sorgte für die beliebige, gedankenlose Ausschmückung der Häuser. Eine Entwicklung, wie sie landaus, landein, auch außerhalb Tirols, stattfand. Auf diese Weise gingen nicht nur die charakteristischen Hauslandschaften in den verschiedenen Tälern und Alpenregionen verloren, sondern es wurden auch ganze Ortsbilder zerstört. Zahlreiche Dörfer und Weiler verloren ihre Identität als geschlossene bäuerliche Ensembles und wurden zu Trabanten der Ballungsräume und Tourismuszentren.
Steixnerhof in Amras bei Innsbruck, Aufnahme nach dem ersten Umbau durch Ingo Feßler 1965 zum Kindergarten der Pfarrei Amras (oben). Wer glaubt, dass es nicht noch schlimmer kommen konnte, wird eines Besseren belehrt. Aufnahme nach erneutem Umbau durch Hans Rauth 1972 und Erweiterung zum Pfarr-Jugend-Heim und Kindergarten Amras durch das Hochbau-Planungsamt der Stadt Innsbruck, 1999-2001.
Historische Stube aus dem Johannser Hof in Villanders, unteres Eisacktal, Südtirol. Um 1470 entstandene Stube (ca. 5,5 × 4,8 m) mit flach gewölbter Balkendecke. Seit 1928 museale Präsentation im Tiroler Volkskunstmuseum, Innsbruck. Charakteristisch für zahlreiche historische Stuben ist die fast vollständige Vertäfelung aus Zirben- und Fichtenholz und der gemauerte Tonnenofen mit Ofenbank.
Das Bauen im Bestand, Bauen Neu-Alt ist ein lange vernachlässigtes Gebiet, das auch heute noch nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt wird. Nicht nur in der Praxis, auch an den Universitäten wird dieses Aufgabengebiet nur unzureichend gelehrt. Die Rechnung für diese Nachlässigkeit haben wir schon präsentiert bekommen: die demolierten Höfe in Kleinsöll und Amras führen uns das Ausmaß der Zerstörung eindringlich vor Augen.
Als einer der Ersten plädierte Peter Zumthor, Pritzker-Preisträger für Architektur und engagierter Denkmalschützer, für ein sensibles Bauen im Spannungsfeld Alt-Neu. Dabei argumentiert er mit dem „Gefühl der Zugehörigkeit“. In einem Interview mit dem „Spiegel“ im Dezember 2010 bekannte er erneut: „Ich bin ein Fan von alten Bauten, die einen Ort prägen, ohne die man sich diesen Ort gar nicht vorstellen kann. […] Die Baukulturen, die Städte, Dörfer, Häuser, mit denen ein Mensch aufwächst, sind Teil seiner Lebensgeschichte und auch ein Teil des Raumes, in dem sein Leben eingebettet ist. […] Stattdessen baut man neu und verpflichtet die Entwürfe […] vor allem dem Gedanken des Geldes. So werden Heimaten zerstört. […] Ich verstehe unter Heimaten Gebäude, die einen emotionalen Wert haben, weil sie an ihrem Ort verankert sind und diesen Ort begründen. […] Nimmt man uns zu viele dieser Häuser weg, wird es ungemütlich.“ Als „bauender Architekt“ versteht er „Bewahren“ selbstverständllich nur als eine Seite der Medaille, „Schaffen“ und „Entwerfen“ als die andere. Aber auch hier findet Zumthor mahnende Worte: „Ich rede auch nicht dem Stillstand, sondern der Achtsamkeit und Behutsamkeit das Wort. Mir, vielleicht uns allen, bedeuten doch nur jene Neubauten etwas, die von ihrer Umgebung aufgenommen werden. Diese Verbindung aus Altem und Neuem zu schaffen ist meine Hauptaufgabe als Architekt. Ich muss spüren, welcher Wesenszug am besten zu einem Ort passt oder was ihm noch fehlt: Erhabenes, Freudiges, Provisorisches, Hartes, Sanftes? Jeder Neubau braucht eine solche Beziehung zu seinem Ort, sonst wirkt er verloren, wurzellos, und diese Stimmung überträgt sich auf die Menschen. Ich versuche daher jedes Mal, etwas nie Dagewesenes zu schaffen, das so aussieht, als wäre es schon immer dagewesen.“
Franz von Defregger, Sarner Spinnstube, 1873, Öl/Leinwand, 59 × 70 cm. Privatbesitz. Der aus Tirol stammende und in München berühmt gewordene Maler Franz von Defregger (1835-1921) trug mit seinen Gemälden maßgeblich dazu bei, die bäuerliche Lebenswelt und besonders die Tiroler Stuben im ganzen deutschsprachigen Raum hoffähig zu machen. Geburtshaus Franz von Defreggers in Stronach, Gemeinde Dölsach in Osttirol. Fotografie um 1880, Albuminpapier. Privatbesitz
Gabriel von Seidl, „Altdeutsche Wohnstube“ in der Kunst- und Kunstgewerbeausstellung aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins mit der Sonderausstellung „Unserer Väter Werke“, München 1876. Seidl gelang mit diesem Raum ein durchbrechender Erfolg. Neu war die Kombination historischer Formen mit einem neuen Raumgefühl, das vor allem durch die ungewohnte Höhe des Raums, die braune Wandtäfelungen und die großen weißen Wandflächen erzeugt wurde.
Ganz in diesem Sinne macht sich ein neues Verständnis für das Bauen auf dem Land bemerkbar. Immer häufiger setzen sich auch renommierte Architekten wie Peter Zumthor, Rudolf und Valerio Olgiati, Gion Caminada, Roland Gnaiger und Matteo Thun mit der historischen Architektur auseinander und entwickeln Modelle für ein modernes Bauen im Kontext. Bauten von Peter Zumthor, etwa das Haus Gugalan in Versam (1994), und von Gion Caminada, wie die Ställe in Vrin (1998), fügen sich in den Bestand, die Landschaft und das Dorf ein und sind oft genannte Beispiele einer jüngeren besseren Architekturentwicklung in den Alpen. Sie setzten Standards im neuen Bauen in historisch gewachsener Umgebung.
„Weiterbauen am Land“ umfasst also weit mehr als nur denkmalgerechte Erhaltung. Dies ist nur einer von mehreren möglichen Wegen. Weiterbauen umfasst neben Sanierung und Rekonstruktion, Um- und Anbauten auch komplette Neubauten. In acht Kapiteln, unterteilt nach Bautypologien und Bauaufgaben, stellt der Katalog siebzig Beispiele vor. Diese reichen von der weitgehend originalgetreuen Erhaltung der Almhütte bis zum spektakulären Um- und Neubau.
„mit Andreas Hofer auf du und du “ – Exkurs über Wohnkomfort und die Stube im 19. und 20. Jahrhundert
Die Stube ist ein typischer Bestandteil des Bauernhofs. Allein im Katalogteil dieses Buchs sind mehr als 25 meist historische Stuben abgebildet. Stuben und ihre Vertäfelungen stehen hoch im Kurs. Viel zu oft werden sie aus ihrem ursprünglichen Sinnzusammenhang gelöst, ausgebaut, in Neubauten transferiert und als Antiquitäten gehandelt. Die „Rettung“ einzelner Innenräume durch Translozierung ins Museum oder in Neubauten kann nicht über den Verlust der Höfe und ursprünglichen Standorte hinwegtrösten. „Weiterbauen am Land“ ist auch eine Frage des Umgangs mit den Interieurs und dem Mobiliar.
Noch schwieriger ist es, eine zeitgenössische „moderne Stube“ zu entwerfen. Eine Frage, die seit fast 150 Jahren die Gemüter erhitzt und Gestalter bewegt.
Eine ähnlich große Herausforderung besteht in der Verbindung von ländlicher Baukultur und städtischem „Wohnkomfort“, was in erster Linie „Haustechnik“ bedeutet: einwandfreie Stromversorgung und Heizung, hygienisches Bad mit fließend Kalt- und Warmwasser und WC sowie eine Küche mit Kühlschrank, Elektro- oder Gasherd. Darauf möchten heute weder Einheimischer noch Feriengast verzichten. Ein Konflikt, der ebenfalls seit 150 Jahren besteht. Denn bereits 1842 konnte man in der „Allgemeinen Bauzeitung“ lesen, dass der Reiz der Sommerfrische im „Gegensatze des Landlebens gegen das Stadtleben“ liege. Die betonte Einfachheit und bäuerliche Lebensweise galt jedoch nicht für die Unterkünfte, die sich an den „bessern Stadtwohnungen“ orientieren sollten. Fast gleichlautend wurde 130 Jahre später argumentiert: „Der Fremde möchte in Tirol in einem echten Tiroler Haus wohnen, nach Möglichkeit in engem Kontakt zur Natur, möchte auf der einen Seite das robuste Landleben erleben, aber andererseits seine gewohnte Bequemlichkeit, die ihm zuhause in der Stadt zur Verfügung steht, nicht vermissen. […] Mit einem Wort, man möchte am liebsten mit Andreas Hofer, seinen biederen Tirolern in ihren alten Häusern auf du und du stehen, ohne eine Annehmlichkeit von heute vermissen zu müssen“ (rb illustrierte. bauen im alpenraum, 1964).
Hakenkreuz statt Herrgottswinkel. Bodenständige und kraftvolle Gestaltung einer Musterstube von Franz Baumann, Innsbruck, nach 1938