Mein Dank geht an Peter Windsheimer für das Design des Titelbildes.
Des Weiteren an Ariane und Michael Sauter.
Für Schäden, die durch falsches Herangehen an die Übungen an Körper,
Seele und Geist entstehen könnten, übernehmen Verlag und Autor keine
Haftung.
Die Fülle der Artikel, Aufsätze und okkulte Themen, die unbedingt ausgearbeitet werden müssen, zwangen mich dazu, diese Ausgabe des „Der Hermetische Bund teilt mit“ auf 196 Seiten auszudehnen. Es wurden mir sehr viele äußerst interessante Beiträge zugeschickt, so dass es nicht anders möglich war, als all diese in einer erweiterten Ausgabe herauszubringen. Aber es soll nicht zum Nachteil des Lesers sein, nein, eher zum Vorteil, denn all diese Aufsätze bereichern das Wissen des Schülers der Hermetik. Viele von diesen Beiträgen beziehen sich entweder auf die vier Elemente oder erweitern das theoretische Wissen in ungeahnten Tiefen und Höhen.
Unzählige, ja hunderte von Beschwörungsbücher sind vor dem 2. WK erschienen, aber viel aussagekräftigere wurden verfasst, nach dem Franz Bardon sein zweites Werk veröffentlicht hatte. Ich will nun hier eine kleine Liste sämtlicher mir bekannter Grimoiren bekanntgeben:
Es gibt noch unzählige Zeitschriften, die verschiedene Artikel über die 2. Tarotkarte – Sphärenmagie – veröffentlichten. Ganz vorne steht die Zeitschrift „Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst“ der Fraternitas Saturni. Folgende Aufsätze wurden darin herausgegeben:
All diese Bücher und Artikel bieten nur einen kleinen Einblick in die Mysterien der Beschwörungsmagie, auch wenn sie sich noch so hochtrabend anhören mögen. Nur das Werk „Die Praxis der magischen Evokation“ von Franz Bardon klärt umfassend über alle Probleme auf und bietet dem Leser die reinste Quintessenz der zweiten Tarotkarte.
Diesen Artikel schrieb ich aufgrund eines Telefonates mit einer Frau, die mich wegen Fragen zum Thema Hermetik anrief.
„Kennen sie das überaus interessante Buch von Gregorius „Die magische Erweckung der Chakra im Ätherkörper des Menschen?“, kam ihre unerwartete Frage.
„Ja, das Büchlein kenne ich.“
„Ist das nicht ein wunderbares Buch?“
„Äh, wie meinen sie das?“
„Das ist das beste Buch zum Thema Kundalini. Der Autor gibt solch detaillierte Übungen zur Erweckung der Chakras, wodurch man sich gut und wohl fühlt. Wann wird sofort harmonisch gestimmt und das für Tage“, lobte sie diese Schrift.
„O, nein, da muss ich ihnen sofort widersprechen! Gregorius war erstens ein böser, gemeiner und hinterhältiger Mensch, der vom wahren Kundalini-Yoga keine Ahnung hatte. Er war Großmeister der sexualmagischen Loge Fraternitas Saturni und schrieb dieses Werk, damit man seine Chakren für sexualmagische Zwecke laden und beleben kann.“
„Wie?“, fragte die Frau nun verblüfft.
„Wussten sie das nicht?“
„Nein, er schreibt doch so harmonisch.“
„Das macht die negative Seite immer, um ihre Opfer anzulocken.“
„Und für welche Zwecke wurde in der Loge die Sexualmagie praktiziert?“
„Deren Zauberei wurde nur für Dämonenbeschwörungen gebraucht, denn sie arbeiteten mit den niederen leidenschaftlichen Kräften.“
„Könnten sie da etwas genauer werden.“
„Ja. Sie saugten ihre weiblichen Medien förmlich die Lebenssäfte an dem geladenen Wurzelchakra aus, und spuckten dann unter anderem diese konzentrierten Säfte vermischt mit Sperma auf ein Siegelzeichen, um den Gegengenius zu rufen. Man kann das gut mit der barbarischen Evokation von Frater Daniel vergleichen, der seiner Frau die Oberschenkel aufgeschnitten hatte, und deren Blut zum Verdichten der Wesen verwendete. Mit Erfolg!“
Schweigen am anderen Ende.
„Hallo? Sind sie noch hier?“
„Ich bin zu tiefst geschockt! Das wusste ich ja gar nicht. Aber Bardon erwähnt doch dieses Buch im „Adepten“!
„Nein, nicht Bardon, sondern der Hermann Bauer-Verlag, der dieses Buch auch verkaufte, um Geld zu machen. Sie sehen, das finanzielle steht immer im Vordergrund. Deshalb sollte man sich über alles Genauestens informieren, um in kein Fettnäpfchen zu treten.“
„Also dann unterlass ich ab jetzt diese Übungen. Bardon ist ja doch viel besser, oder?“
„Auf jeden Fall, Frau R., auf jeden Fall…“
*
Doch viele wollen wieder Beweise, viele können meinen Aussagen nicht glauben. Das verstehe ich, weil es nur sehr wenige Menschen gibt, die die gesamte okkulte Literatur studiert haben. Denn in der Vita-Gnosis III „Sexualmagie“ weist Bruder Immanuel auf Seite 5 auf das Buch „Die magische Erweckung der Chakras im Ätherkörper des Menschen“ und auf seine Lebenskraft-Werte und Entsprechungen der Blätter hin (Siehe Zeichnung), wie sie der Großmeister der F.S. vorgegeben hatte. Nur dienen diese Entsprechungen rein den sexualmagischen Praktiken und haben nur für diese eine Bedeutung, wie wir weiter unten noch sehen werden. Gregorius sagt nämlich auf S. 3 seines Original-Werkes über die „Erweckung“: „Das Steiß- und das Nacken-Chakra sind sogenannte Todes-Chakra. Für die Magie, ihre Beschwörungen und die sexualmagischen Praktiken ist das Wurzel-Chakra von eminenter Wichtigkeit.“
Weiters auf Seite 14: „Übrigens ist es z. B. durchaus möglich, die nachstehend beschriebenen Chakra-Erweckungen übungsmäßig auch in der Praxis einer direkten Übertragung auf die Chakra eines anderen Menschen vorzunehmen. Das geschieht durch einfache Handauflegung der rechten ausstrahlenden Hand auf das betreffende Chakra der anderen Person. Derartige Chakra-Einwirkungen sind also möglich. Doch dürfen sie nur von einem geschulten, wissenden Menschen vorgenommen werden. Er muss sich der Verantwortung einer derartigen Chakra-Aufladung voll und ganz bewusst sein. Dies gehört bereits in das Gebiet der höheren Heilkunst, wie sie Jesus Christus beherrschte. So vollbrachte er nach den Gesetzen eines esoterischen Heilmagnetismus seine anscheinenden Wunder. Meist beruhten diese nur auf der direkten Einwirkung seiner geschulten Kraft auf die Chakra. In den Mysterien- und Logenschulen werden diese Übungen unter guter Anleitung erprobt und studiert. In der praktischen Arbeit zeigen sich noch viele Einzelheiten, die sich schriftlich gar nicht alle erklären lassen. Deshalb soll sich auch der Neophyt, der ja leider nur auf sich selber angewiesen ist, kein starres System bilden. Er soll sich nach eingehender Gedankenarbeit ein individuelles Übungssystem schaffen, das seiner Konstitution, seinem Wollen und seinen Fähigkeiten entspricht. Nur stümperhafte, oberflächliche Arbeit darf er sich nicht leisten. Das wäre ein Frevel an dem geheimen Wissensgut der geistigen Menschheit.“
Selbst Frater Johannes, ein Mitglied der Loge, schreibt im Aufsatz „Die magische Umpolung der Odzentren (=Chakras) im Menschen“ der Saturn-Gnosis I, S. 32, dass: „Auch mit Menschen kann die Odkraft ausgetauscht werden“, und verweist somit auf die Sexualmagie, ohne mehr zu verraten.
Auf Seite 19 sagt der GM des Chakra-Buches: „Auch hierin könnte und müsste vieles höher gelagert werden, denn jeder Sexualverkehr ist ein Kult der Liebe und dürfte nur dann ausgeübt werden, wenn Seelen und Herzen der beiden Menschen in wahrhafter Liebe so zueinander schwingen, dass eine solche Verschmelzung tatsächlich eine Hoch-Zeit im Dasein beider Menschen bedeutet“, und weist auf die geheimen Sexual-Kulte der F. S. hin, wozu die Chakras genützt werden können.
In der Ausgabe des Richard Schikowski-Verlages wurde die letzte Seite des Werkes von Gregorius weggelassen, auf der sich entscheidende Hinweise für die Praxis der Sexualmagie befinden (S.21). Ich zitiere: „Aus der Praxis dieser Übung ergeben sich nun weitere Möglichkeiten, denen das gleiche Prinzip zugrunde liegt. Die Basis ist dabei dieselbe. Man kann die entnommenen Kräfte des Wurzel-Chakra auch auf andere Chakra Gegenden und damit direkt auf andere Organe des Körpers übertragen. Die Hinführung erfolgt in gleicher Weise durch die Handflächen. Hier entscheidet die Zweckmäßigkeit.“ Im Original geht es weiter: „Menschen mit einer starken Vitalität können ohne Besorgnis des Öfteren ihre sexuellen Odkräfte entnehmen. Es ist auch möglich, die entnommenen Odkräfte auf andere Chakra-Zentren von anderen Menschen zu übertragen. Dieses geschieht in der gleichen Art und Weise, indem dann die Hände auf die in Frage kommenden Chakra des Partners einstrahlend aufgelegt werden.
Hier sind in der Praxis schon ganz erstaunliche Resultate erzielt worden. Eine Kontrolle durch Auspendelung des betr. Chakra vor und nach der Einstrahlung ergab überzeugende Beweise. Frigide Frauen können durch diese Praxis geheilt und sexuell belebt werden, sexuelle Abneigung zu einem Partner behoben, ja sogar gleichgeschlechtliche Neigungen mit Erfolg bekämpft werden.
Zu der bewussten Erziehung von (sexual) Medien wird diese Praxis oft angewandt. Auch hier ist eine gewisse Vorsicht nötig, um totale sexuelle Hörigkeit zu vermeiden.
Bei vorgenommenen Nur-Entodungen des Wurzel-Chakra sind die entnommenen Kräfte in der Art der magnetischen Praxis von den Händen abseits zu schleudern, wenn keinerlei Übertragung erfolgen sollte. Man kann mit diesen entnommenen Kräften auch ein Glas lauwarmes Wasser einoden und es dem Patienten zu trinken geben. Auch dadurch ist bei einer längeren Dauer eine merkbare Steigerung der vitalen Kräfte des Patienten festzustellen.
Diese Übungen sind sexualmagische Praktiken und sollten nicht von uneingeweihten Menschen vorgenommen werden. Im Übermaß sind sie oft schädlich.
Bei einigem Nachdenken wird der Neophit selbst darauf kommen, dass bei diesen letztgenannten Praktiken sogar sehr starke Steigerungen möglich sind, indem der ausübende Magus sich vorher selbst in gesteigerte sexuelle Erregungszustände bringt, denn desto positiver ist die entnommenen Odkräfte. Sind die Patienten weibliche Wesen, so ist logischerweise auch hier ein vorheriger sexueller Erregungszustand von Nutzen, da das Wurzel-Chakra der Frau in der Erregung durch Linksdrehung eine einsaugende Tendenz und Wirkung an sich hat. Dieses trifft auch auf den Solar Plexus zu. Hier beginnt das geheim gehaltene Wissen der Sexualmagie!“
Gregorius weist auch mehrmals in seinen Schriften mit dem Satz daraufhin, dass das geheime Wissen nur in Logen weitergegeben wurde und zum Teil in der Schrift „Sexual-Magie“. Bruder Amenophis – Mitglied der F.S. – sagt, dass diese kleine Schrift des Großmeisters entscheidend für diese Form der Sexual-Magie sei. Bruder Immanuel weist in seinem Artikel „Die Aktivierung der Chakras als Oberstufe des Autogenen Trainings“ auch darauf hin, dass die entsprechenden Chakrawerte, welche Gregorius in seinem Werk erwähnte, für sexualmagische Operationen genützt werden können und müssen, denn sein Werk baut sich auf das des Großmeisters auf. Durch gegenseitige Berührung dieser Stellen potenzieren sich dessen Werte und es lassen sich viel besser die Lebenskräfte absaugen (siehe Zeichnung). Wenn man nun die Aufladung dieser Zentren miteinbezieht, sieht man, dass das Werk „Die magische Erweckung der Chakras im Ätherkörper des Menschen“ rein für diese Zwecke geschrieben wurde. Der Orientalist Arthur Avalon und der Theosoph Leadbaeter sagen beide, dass die reinen Chakras von egoistischen Schwarzmagiern für niedere sexuelle Praktiken ausgenützt werden können. Sämtliche Chakra-Entsprechungen sind auf diese Thematik aufgebaut. Der Großmeister der F. S. „beschwert“ sich auch, dass: „Die Literatur über die Chakra-Lehre ist gering und nur wenig brauchbar. Über ihre Verwendung für praktische Magie ist bis jetzt noch niemals etwas veröffentlicht worden. Das eigentliche Wissen darum wird sorgfältigst gehütet,“ welche für praktische (Sexual-)Magie für niedere Zwecke genutzt werden kann. Aber hat dies alles mit wahrer Magie oder Kundalini-Yoga zu tun? Nein, das hat es auf keinen Fall…
Dr. Georg Lomer ist wiedereinmal der Einzige, der neben Franz Bardon die wahr Anwendung von Gesten bzw. Handstellungen in seinen „Lehrbriefen“ erwähnt hat. Doch leider geht wie immer keiner darauf ein. Folgendes steht in seinem 1. Lehrbrief: „Vor dem Schlafengehen nimm eine Reinigungswaschung in der Weise vor, dass du mit der Waschung von Oberkörper und Gesicht die scharf umrissene Vorstellung zu verbinden suchst: Wie jetzt das Wasser allen Leibesschmutz fortnimmst, so reinigt mein Wille mich von allen Schmutz der Seele! Jeden Tag mache ich Fortschritte!
Es ist praktisch, mit den einzelnen Handbewegungen den Gedanken an einzelne, inzwischen erkannte Fehler und Mängel zu verbinden. Du hast z. B. erkannt, dass du zu Geiz, zu Unpünktlichkeit, zur Lüge neigst. So denke beim Waschen: Mit dieser Handbewegung nehme ich den Geiz, mit dieser die Lüge, mit jener die Unpünktlichkeit weg! Anfänglich wirst du das mit voller Aufmerksamkeit ausführen. Nach einiger Zeit geschieht es ganz von selbst, mehr mechanisch, und dies ist erlaubt, ja, bis zu gewissem Grade erwünscht. Die Hauptsache ist nur, dass es regelmäßig geschieht, und dass deine Gedanken währenddem nicht bei anderen Dingen weilen, welche es auch immer sein mögen.“
Weiters schreibt er in der „Weißen Fahne“ in Artikel
„Vom Werte des Händefaltens“:
„Du lernst damit die tiefere Bedeutung der Händefaltung beim Gebete (bei den Übungen) kennen. Je mehr ein Mensch mit den Armen herumfuchtelt, desto mehr Kraft versprüht er unnütz; unablässig schleudert er kleine, unsichtbare Kraftteilchen von sich fort, die ihm verloren gehen. Der Mensch, der „sich sammeln will“, faltet die Hände und lässt dadurch die abströmenden Kräfte sich selber zugute kommen. Linke und rechte Hand sind verschieden polarisiert; in einander verschränkt, befruchten sie sich gegenseitig, d. h., es findet ein Stromaustausch statt, der dem „Betenden“ selber vorteilhaft ist. Was sonst nutzlos verpuffte, dient nun dem inneren Aufbau.
Jeder Erschöpfte, der sich ruhig hinsetzt, die Augen schließt, die Hände faltet und eine Zeitlang ruhig und langsam atmet, merkt sehr rasch am eigenen Leibe den bedeutenden Kraftzuwachs, den er dadurch erfährt.
Bei Meditationsübungen usw. kommt es nicht so sehr auf die Ausdehnung an, als darauf, dass sie richtig ausgeführt wird. Nimm sie nur in geeigneter Stimmung vor. Ob das Übungsziel erreicht ist, fühlst du selber.
Nun beachte noch einmal den Gegensatz von Hand und Fuß. Die Füße plump und wenig gegliedert. Die Hände feingliedrig und von innerem Leben beseelt. Die Füße in den mütterlichen Erdschoß gerichtet, die Hände hinauf zur Sonne, Nun merke: Je geistiger die Wesensart eines Menschen ist, umso feiner ist seine Handgliederung, umso zahlreicher sind die Weltallsrunen, die seine Handflächen durchziehen. Der kosmische Geist, sein Vater, drückt ihm sein himmlisches Siegel in beide Hände. Er zeichnet ihm die Laufbahn, die Lebensstationen vor, die er berühren soll, er markiert die Angelpunkte, an denen er – nach seinem Willen – die großen Entscheidungen zu treffen hat, die seinen Fortgang durch weitere Verkörperungen bestimmen oder seine endliche Erlösung von dem Zwange der Wiedergeburten.
Hast du schon beachtet, dass die Schrift in beiden Händen verschieden ist? Mach dir die Mühe, sie zu vergleichen. Bist du chirologisch erfahren, so weißt du, dass die linke Hand das überkommene geistige Erbteil, also die aus früheren Verkörperungen mitgebrachten Tendenzen und Möglichkeiten darstellt, die rechte dagegen das, was du aus diesen Möglichkeiten machst. Die rechte Hand zeigt also, wie weit du geistig erwacht bist und dich in den von Gott entworfenen Plan deines Lebens bewusst eingestellt hast.
Faltest du nun die Hände, so fügst du damit deine Vergangenheit an die Zukunft, verschmilzt sie beide zu einer Einheit, bildest den geschlossenen Ring einer der Zeit enthobenen ewigen Gegenwart. Die linke Hand ist die duldende, die rechte die handelnde, beide zusammen erst bilden ein organisches Ganze.“
*
Wenn man den zitierten Absatz objektiv mit dem aus dem „Adepten“ vergleicht, dann sieht man gewisse anwendbare Parallelen, die man für die eigene Praxis durchaus anzuwenden vermag. Franz Bardon berichtet nämlich uns im „Adepten“ eingehend, was Gesten, Mudras und Handstellungen sind. In der 4. Stufe schreibt er darüber im Kapitel Magische Körper-Schulung. Dort steht: „Nun gehen wir zu einem weiteren, ebenso wenig bekannten Kapitel über, welches Körperhaltungen, Gestikulationen und Fingerstellungen, im allgemeinen Rituale genannt, betrifft. Das Grundprinzip der Rituale liegt darin, eine Idee, einen Gedankengang durch äußere Ausdrucksweise zu bestätigen, oder umgekehrt, eine Idee, einen Gedankengang durch eine Geste oder Handlung hervorzurufen, hermetisch ausgedrückt zu evozieren. Dieser Grundsatz gilt für die ganze rituelle Magie. Damit ist gesagt, dass man nicht nur jede Idee (auch jedes Wesen) durch äußere Handlung auszudrücken vermag, sondern auch an eine bestimmte Aufgabe binden kann. Was nicht seinen besonderen Namen sein Symbol oder äußeres Zeichen erhält und trägt, ist bedeutungslos. Auf dieser Urthese beruhen alle magischen Vorgänge und Rituale, und auch jedes Religionssystem hat seit Urzeiten seine besonderen Kulthandlungen. Der Unterschied liegt nur darin, dass der Masse bloß etwas davon zugänglich war, das meiste dagegen als streng geheim nur für Hohepriester und Eingeweihte galt. Jedes Ritual hat seinen besonderen Zweck, dem es dient, ohne Rücksicht darauf, ob es sich um Bann - Zauberei in Tibet handelt oder um Fingerstellungen der Bali-Priester bei Kulthandlungen im Orient oder um Ritual- beschwörungen der Magier. Die Synthese bleibt immer ein und dieselbe. Bei Justizverhandlungen wird als Bestätigung der wahrheitsgetreuen Aussage die mit drei Fingern zum Schwur erhobene Hand gleichfalls als magische Geste angesehen. Vom christlichen Standpunkt aus symbolisieren die erhobenen Finger die Dreieinigkeit. Jede der zahlreichen Logen und Sekten hat ihre eigenen Rituale. Beispielsweise sind die Logen der Freimaurer auf ein bestimmtes Zeichen, Wort und Griff gebunden. Vom geschichtlich-historischen Standpunkt aus ließe sich über dieses Thema sehr viel sagen. Für die praktische Magie respektive magische Ausbildung wäre jedoch ein solches Studium vollkommen zwecklos.
Auf den wahren Magier übt es keinen Einfluss aus, wenn er in verschiedenen Büchern liest, wie ein Magier seinen magischen Kreis zeichnet, diesen als Symbol der Unendlichkeit, Gottheit und Unberührtheit betrachtet und zum Schutze seine Genien und Engel hineinversetzt, oder wie ein Lama sein Mandala malt und bei seinen Ritualen seine Thatagatos als Schutzgottheiten hinstellt. Solch fremder Anleitungen bedarf er nicht, da er weiß, dass es nur Ideenfesselungen und Gedächtnisstützen des Geistes sind. In dieser – also vierten – Stufe lernt der Magier die Kunst, sich seine eigenen Rituale, Kulthandlungen, Gesten und Fingerhaltungen herzustellen. All das hängt von seiner Individualität und Auffassungsgabe ab. So mancher Magier erreicht mit den primitivsten Ritualen mehr als ein philosophischer Spekulant mit den kompliziertesten Kulthandlungen. Eine genaue Richtlinie lässt sich hier nicht geben, und der Schüler muss intuitiv handeln und jede Idee, jeden Gedankengang, sowie das, was er verwirklicht haben will, durch eine ihm zusagende Geste, Fingerstellung oder durch ein Ritual auszudrücken verstehen. Er wird gewiss nicht eine Segensgeste durch eine zum Angriff geballte Faust zum Ausdruck bringen wollen. Je nach Lage und Situation, in der er sich befindet, wird er sich sein individuelles, unauffälliges Ritual zusammenstellen, dessen er sich, von niemand beobachtet, demnach völlig geheim bedient. Es gibt Magier, die mit Fingerbewegungen in der Rock – oder Manteltasche unbemerkt in der größten Gesellschaft rituelle Magie betreiben. Sie gebrauchen den Elementen entsprechend die Analogie der fünf Finger, indem sie den Zeigefinger dem Feuer, den Daumen dem Wasser, den Mittelfinger dem Akasha, den Ringfinger der Erde und den kleinen Finger der Luft zuschreiben, und zwar die rechte Hand den positiven und die linke den negativen Elementen. Möge dieses kleine Beispiel genügen. Lernen Sie also, ganz individuell verschiedenen Ideen geeignete Zeichen zu geben. Schweigen Sie aber darüber, denn wenn jemand anders für dieselbe Idee das gleiche Zeichen gebrauchen würde, so schwächt er diese durch Ableitung ihrer Kraft ab. Ihren persönlichen Wunsch, den Sie schnellstens verwirklicht haben möchten, binden und bannen Sie an Ihr eigenes kleines Ritual oder Gestikulation, am besten Fingergestikulationen, und imaginieren Sie, dass sich durch diese Geste Ihr Wunsch verwirklicht, vielmehr, dass er schon verwirklicht ist. Das Gesetz der Gegenwarts- und Befehlsform gilt auch hier. Die Imagination der Verwirklichung in Verbindung mit der Geste oder dem Ritual muss zum Beginn intensiv mit dem Gefühl der Sicherheit, Selbstverständlichkeit und Zuversicht und mit dem unerschütterlichen Glauben an das Gelingen vollführt werden.
Zuerst ist beides, Ritual wie Vorstellung, anzuwenden. Später, wenn man sich nur mit der Vorstellung des Wunsches und mit der Verwirklichung desselben befasst, wird man automatisch, ohne es zu merken und ohne sich dessen gewahr zu werden, dazu veranlasst, die Geste oder das Ritual zu gebrauchen. Ist man soweit gelangt, dass ein Wunsch in der Vorstellung automatisiert wurde, so ist wiederum der Vorgang umgekehrt, man macht das Ritual oder die Geste und die Vorstellung oder die betreffende Kraft lösen sich automatisch in ihrer Wirkung aus. Dies ist der eigentliche Zweck des Rituals oder der Gestikulation, Finger- oder Körperhaltung. Wenn das Ritual mit der Vorstellung automatisiert ist, genügt es, nur noch das Ritual auszuführen, um die gewünschte Wirkung oder den gewünschten Einfluss zu erreichen. Einen naheliegenden Vergleich bietet eine geladene Batterie, bei der nur der richtige Kontakt genügt, um jederzeit den nötigen Strom zu haben. Durch wiederholte Vorstellung mit der gewählten Geste oder dem Ritual wird in der Ursachensphäre des Akashaprinzipes ein Kraftreservoir gebildet, das entsprechend dem Wunsch oder Zweck die erforderliche Vibration (elektrisch-magnetisches Fluid), Farbe, Klang und alle nötigen Analogien annimmt. Man kann mit Recht behaupten, dass es direkte Blutteilchen seiner ganzen Beschaffenheit sind. Ist dieses Kraftreservoir durch oftmaliges Wiederholen geladen, bewirkt das bloße Ritual, daß sich ein Teil aus dem Reservoir entlädt und die nötige Wirkung herbeiführt. Deshalb ist es angebracht, mit niemand darüber zu sprechen, denn andernfalls würde ein anderer mühelos durch dasselbe Ritual die geladene Kraft entziehen und die gleiche Wirkung erreichen, was allerdings auf Kosten des Urhebers gehen würde.
Es gibt Logen, die ihre Anfänger Rituale vollbringen lassen, mit denen solch ein Kraftreservoir automatisch geladen wird. Die höheren Eingeweihten haben dann billigen Zuschuss für ihr Kraftreservoir und können damit mühelos arbeiten. Macht der Schüler aber Fortschritte, so dass er schon selbst aus dem Reservoir schöpfen kann, wird ihm auferlegt, das Ritual so wenig als möglich zu gebrauchen. So manchem wird hierbei der Gedanke aufkommen, dass einzelne politische Bewegungen und Parteien in der Grußgeste eine indirekte magische Handlung vollziehen und dem allgemeinen Reservoir durch stetes Wiederholen ständig weitere, wenn auch nur kleine Teile der Lebenskraftdynamide zuführen. So z. B. war bei der nationalsozialistischen Partei das den Gruß begleitende Heben der Hand eine gewisse Machtgeste. Wird aber solch ein stark gewordenes Kollektivkraftreservoir zu gierigen und verwerflichen Zwecken missbraucht, wendet sich infolge der Polarität diese geistig angespannte Kraft gegen ihre Gründer, und die Folge davon sind Zerfall und Vernichtung, abgesehen davon, dass die Flüche der zahlreichen, teils im Kerker schmachtenden, teils unschuldig zum Tode verurteilten und dem Kampf auf dem Feld ausgelieferten Opfer unsichtbar eine entgegengesetzte Polarität erzeugen, was zur Zersetzung des Kraftreservoirs gleichfalls beiträgt. Dasselbe Gesetz gilt in gleichem Maße für alle übrigen Kulthandlungen, seien es nun Religionen, Sekten oder Logen. Die Wunderheilungen an Wallfahrtsorten haben dieselbe Grundlage. Der Gläubige zieht durch seinen festen Glauben und durch sein unerschütterliches Vertrauen zu dem Heiligenbild oder zur Statue die geistige Kraft aus dem Akashaprinzip, die von den Anbetern gestaut wurde, an sich, und die Wunderwirkung wird auf diese Weise vollzogen. Der richtig eingestellte Magier findet auf Grund der Universalgesetze für solche und ähnliche Erscheinungen immer die einzig wahre Erklärung. Wollte er es tun, so wäre er ohne weiteres in der Lage, auf Grund der Kenntnis der Gesetze, namentlich der Polaritätsgesetze, diese Kraft aus dem betreffenden Kultreservoir an sich zu reißen und gleichfalls Heilungen oder andere scheinbare Wunderdinge mit ihr zu vollbringen. Der ethisch hochstehende Magier würde jedoch ein solches Vorgehen als Entwendung betrachten und sich deshalb niemals dazu herablassen, denn ihm stehen andere Möglichkeiten zur Verfügung. Dies sei nur nebenbei bemerkt, und wir wenden uns wieder den Ritualen zu. Wie bereits erwähnt, kann jede Idee, jeder Wunsch und jede Vorstellung durch ein Ritual realisiert werden, dessen ungeachtet, welche Ebene in Anspruch genommen wird, ob die grobstoffliche, astrale oder geistige. Nur die Zeit der Verwirklichung hängt erstens von der geistigen Reife und zweitens vom Fleiß im Gebrauch des Rituals ab. Der Magier wähle solche Rituale, die er sein ganzes Leben hindurch gebrauchen kann, demnach Rituale universalen Charakters. Je weniger Wünsche er haben wird, um so rascher wird sich der Erfolg einstellen. Solange die zuerst gewählten in ihrer Wirkung nicht ausreichend funktionieren, nehme man keine weiteren Rituale hinzu. Anfangs begnüge man sich mit einem, höchstens drei Ritualen. Bei dieser Entwicklungsstufe angelangt, wird der Magier schon das richtige Maß einzuhalten verstehen und auch wissen, wie viel er zu laden vermag.“
*
Aber… ist dies für jeden klar verständlich. Für mich nicht, so dass ich mich entschlossenen habe, einige weitere Erklärungen für diese Rituale zu veröffentlichen, damit der Schüler sieht, dass nicht nur Bardon darüber schreibt, sondern dass es andere auch noch gibt, die dazu sinnvolles geschrieben haben. Viele überschreiten die Grenzen und gelangen mit diesen Ritualen in den Bereich der reinsten Fantasie, wie es so bei vielen sogenannten Orden und esoterischen Vereinigungen der Fall ist.
Das beste Ritual, welches ein Schüler der Hermetik machen kann, ist ein Zeremoniell zur Verehrung seiner Gottheit, das ihm die Erleichterung und vielleicht auch noch den Erfolg bei den Übungen einbringen könnte. Nun zu den einzelnen Aufsätzen:
a. Von Zeremonien und äußeren Zeichen der
katholischen Kirche
Dieser Artikel handelt über kirchliche Zeremonien, dessen Auswirkung sich auf die beteiligten Menschen ergibt, sofern sie richtig ausgeführt werden und dementsprechend geladen sind. Desgleichen gibt es Rituale der Freimaurer, welche das verlorene Wort kennzeichnen! Franz Bardon weist in seinem dritten Werk darauf hin, wo er auch über die wahre Bedeutung der Runen und der Handstellungen spricht! Aber nun zu dem Aufsatz aus der „Weißen Fahne“:
Wenn auch ganz sicher der Mensch nicht aus eigenen Kräften vermag das Himmelreich zu erwerben, wenn er dazu der Hilfe des Göttlichen bedarf, so hat er doch zwei Möglichkeiten einer Einstellung dazu. Er kann der mahnenden Stimme seines Herzens folgen und sich dem Göttlichen hingeben, seinen Eigenwillen aufopfern, oder sich trotzig verschließen und Gottes gütige Vaterhand zurückweisen. Denn da Gottes Wesen die Liebe ist, muss er freie Hingabe aus eigenem Entschluss verlangen und kann keinen Menschen zwingen zu seinem Heil. Wenn aber schon Gott keinen Menschen zwingen kann, wie viel weniger ist dies dann einem anderen Menschen möglich, der doch selber aller Schwachheit voll ist. Dies aber ist der alte Irrtum aller derer, die da glauben durch Vernunftgründe, oder Glaubensgefüge, oder besondere Handlungen einen Menschen innerlich wandeln zu können, was doch allein möglich ist aus Gnade Gottes und freier Hingabe des Menschen. Freilich vermögen äußere Dinge mancherlei zu bewirken in der Seele des Menschen, so sie in einem, rechten Geist angewandt werden, als Gleichnisse eines inneren Geschehens so man von der Gnade des Herrn erhofft und von ihm erbittet, auch von Herzen bereit ist zu empfangen.
Kein äußeres Zeichen vermag jedoch aus eigener, ihm inne wohnender Kraft zu wirken und die Menschen, die glauben, es sei dennoch möglich, stehen noch auf der Stufe des urtümlichen Menschen, der glaubt, sich etwa durch einen Zauberspruch hieb- und stichfest machen zu können. Ebenso wenig wie ein äußeres Zeichen an sich etwas bewirken kann, so wenig kann ein Mensch auf Grund seines Amtes etwas wahrhaft ändern in einem anderen Menschen. So kann ein König wohl einem Menschen einen Adelstitel verleihen, aber er kann keinen Menschen adelig machen. Entweder ist der Mensch vorher schon adelig gewesen, dann bedarf er des Spruches des Königs nicht, oder er ist niederer Gesinnung, dann wird diese durch des Königs Machtwort nicht geändert und wenn er den Menschen zum Grafen oder Herzog macht. Wohl mag das äußere Zeichen zuweilen mit einer inneren Haltung zusammentreffen, dass der König einem edlen Menschen auch den äußeren Adel verleiht, doch wird niemals durch das äußere Zeichen die innere Wandlung bewirkt. Deshalb kann ich mich nicht unterwerfen der Auffassung der Sakramente in der katholischen Kirche, die von diesen Sakramenten sagt: Sie seien äußere, von Jesus Christus eingesetzte Zeichen, wodurch den Menschen eine innere Gnade mitgeteilt werde, dass sie somit als wirkende Zeichen schlechthin gelten.
Die Kirche selbst sagt freilich an anderer Stelle, zur Wirkung der Sakrament gehöre, dass sie würdig, das heißt, mit gehöriger Vorbereitung empfangen würden. Demnach benötigen die Sakramente doch wesentlich eine entsprechende innere Einstellung des Menschen, etwa beim Bußsakrament der durch eine Gewissenserforschung geweckten Reue und des ernsten Vorsatzes, Genugtuung zu leisten. Nach dieser Vorbereitung verlangt die Kirche dann die tatsächliche Ablegung der Beichte vor einem verordneten Priester und erst durch dessen Lossprechung wird das Sakrament der Buße wirksam, dem Menschen werden seine Sünden erlassen. Sie betont ausdrücklich, dass das Sakrament der Buße allen zur Seligkeit notwendig sei, die nach der Taufe eine schwere Sünde begangen haben.
Damit wären dem Priester tatsächlich die Schlüssel des Himmelreiches übergeben, und kein Mensch dürfte hoffen, der Seligkeit teilhaftig zu werden, ohne erst einen katholischen Priester bemüht zu haben. Vor dieser letzten Schlussfolgerung scheint jedoch selbst die Kirche ein leichtes Grauen zu empfinden, denn nachdem sie vorn die Tür mit einem Donnerkrach vor dem armen Ketzerlein, das sich lieber auf Gottes Gnade allein verlässt, zugeschlagen hat, tut sich neben ein kleines Seitenpförtlein auf: Wenn man aber das Sakrament der Buße nicht empfangen kann, so kann es ersetzt werden durch eine vollkommene Reue.
Ähnlich liegt der Fall auch bei der Taufe. Jedes Sakrament muss würdig, das heißt mit gehöriger Vorbereitung empfangen werden. Das Kindlein, das meist gar nicht weiß, was mit ihm vorgeht, kann sich doch wohl nicht vorbereiten, es lässt die heilige Handlung über sich ergehen, weil seine Paten es hinreichen. Die Taufe gilt als das notwendigste Sakrament, weil ohne die Taufe, nach der Lehre der katholischen Kirche, niemand selig werden kann. Aber auch hier tut sich still das kleine Pförtlein auf: Die Wassertaufe kann ersetzt werden durch die Begiertaufe, die vollkommene Reue mit ernstlichem Verlangen nach der Taufe, oder die Bluttaufe, den Martertod um Christi willen.
Wie wundervoll erhebend und tief durchdacht sind gerade alle die äußeren Weihehandlungen in der katholischen Kirche und wie werden sie einem aufrichtigen Herzen zuwider da sie, statt bescheiden begleitende Zeichen der von Gott erflehten Gnade zu bleiben, eine Eigengeltung verlangen, die ihnen nicht gebührt. Thomas von Aquin, der große Heilige, prägt das Wort: „Die Dogmen sind Annäherungsbegriffe“ wohl wissend, dass wir die Geheimnisse Gottes als überbegriffliche Wirklichkeiten niemals mit unseren irdischen Worten, die ja auch wieder nur Gleichnisse der geistigen Wirklichkeiten sind, darstellen können. Aber dieses Wort ihres großen Sohnes schreibt die Kirche nicht über ihre Pforten. Für sie ist das Dogma letzte, endgültige Wahrheit an dem nicht gerüttelt werden darf und so bleibet einem ehrlichen Herzen nichts als trauernd sich abzuwenden von der betörten Mutter, die um Macht und Autorität zu wahren, über ihrem grandios gefügten Riesendom aus Logik, Herrschergewalt und Weltklugheit den lebendigen Christus vergaß.
In allen Religionen finden wir diese Erscheinung, wie aus der lebendigen Erfahrung gottbegnadeter Menschen, unter dem Zwang der Welt dieses Erleben mitzuteilen und festzulegen, allmählich ein starres Lehrgebäude wird, das wohl die äußere Form des Erlebnisses durch Jahrtausende hindurch treu bewahrt, immer mehr erstarrend, bis schließlich aus dem brennenden Lavastrom eines unmittelbar gottdurchglühten Herzens ein starres totes Gebilde dasteht, in dessen innersten Kern nur noch ein Restlein als bescheidenes Flämmchen glüht, das heilige Feuer weiterzutragen und in empfänglichen Herzen zu leuchtender Glut zu entzünden. Diese brennenden Herzen aber machen die eigentliche Communio sanctorum, die Gemeinschaft der Heiligen, die Gemeinde, aus, die sich über allen dogmatischen Formulierungen hinweg erkennt am Leuchten der Augen und dem Dienste am gleichen Werk: Das Reich Gottes erbauen zu helfen auf dieser Erde, allen finsteren Gewalten zum Trotz in der Gewissheit, dass das Licht doch in der Finsternis scheinet und dass das Gute dennoch das Übel überwinden wird.
b. Das Geheimnis der Mudras
In der „Logenblättern“ der „Fraternitas Saturni“ steh einiges, welches über Gesten und Ritualstellungen aufklären hätte können. Jedoch sind die Ausführungen sehr lückenhaft und unzureichend. Deshalb habe ich mir erlaubt, die hermetisch zu füllen, damit dem ganzen Aufsatz wieder ein logisch-nachvollziehbarer Grund gegeben wird:
In den sogenannten Mudras oder zeremoniellen Fingergesten während eines magischen Kultes liegt ein großes Geheimnis verborgen, welches zu der geheimen Esoterik östlicher Religionen gehört. Das Wissen darüber wird von den Priestern sorgsam gehütet und ist bisher nur wenigen Europäern mitgeteilt worden, die als große Ausnahme die höheren Weihungen erhalten hatten. Z. B. in den indischen Religionskulten und auch auf der Insel Bali gehören die Mudras noch heute zu dem kultischen Gebrauchstum der heiligen Handlungen, obwohl selbst der niederen Priesterschaft die wahre Bedeutung der Mudras nicht mehr bekannt ist und von ihnen nur rein zeremoniell diese Fingerstellungen nach alter Überlieferung angewandt werden.
Am reinsten haben sich diese Mudra-Riten auf der Insel Bali erhalten, was auch zu verstehen ist, wenn man weiß, dass die gesamte dortige Inselwelt Java, Sumatra, Bali etc., die Bergspitzen hoher Gebirgszüge sind, die sich auf einen untergegangenen Erdteil erstreckten.