Bibliografische Information der
Deutschen Nationalbibliothek:
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© 2017 Thomas Hollweck
1. Auflage Januar 2017
Herstellung und Verlag:
BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7431-2387-8
Viele Begriffe aus der alltäglichen Sprache haben einen historischen Hintergrund, der weitgehend in Vergessenheit geraten ist. So steckt hinter meist ganz unscheinbaren Wörtern und Bezeichnungen aus unserem Alltagsleben eine unbekannte, aber hochinteressante Geschichte.
Es lohnt sich, den Spuren in die Vergangenheit zu folgen, da sie so manche Erkenntnis und Überraschung bereithalten.
Ich habe mich auf diesen Weg gemacht, und einige interessante Exemplare in der deutschen Sprache aufgesammelt, um sie ein wenig näher zu untersuchen. Immer wieder war ich sehr erstaunt über das, was ich entdeckte.
Das Ergebnis meiner Suche halten Sie gerade in Ihrer Hand. Ich hoffe, dass Sie, lieber Leser, ähnlich erstaunt und erfreut über das sind, was Sie in diesem Buch herausfinden werden.
Ich empfehle übrigens, das Buch nicht einfach nur zu lesen, sondern sich bei jedem neuen Begriff zunächst einmal selbst Gedanken zu machen, wo dieser herkommen könnte.
Erst dann, wenn Sie selbst eine Idee hinsichtlich des Ursprungs haben, sollten Sie die Erläuterungen dazu lesen. Sie werden so manche Überraschung erleben, denn viele Wörter haben ihre Herkunft in einer ganz anderen Ecke unserer Vergangenheit, als man auf den ersten Blick vermuten könnte.
Thomas Hollweck
Berlin im Januar 2017
Ein Alb ist in der germanischen Mythologie ein böses Wesen, das den Menschen nachts im Schlafzimmer heimsucht und die Luft zum Atmen abschnürt. Aus diesem Aberglauben heraus entstand der Begriff Albdruck bzw. der Albtraum. Konkret glaubten die Menschen, dass ein kleines Ungeheuer auf der Brust des Menschen sitzt und ihm dadurch das Atmen schwer macht.
Die meisten von uns denken bei dem Begriff Apokalypse sofort an die schlimmsten Katastrophen, an das Ende von allem, an den Weltuntergang. Tatsächlich stammt das Wort aus dem griechischen und bedeutet ins deutsche übersetzt lediglich Offenbarung, eine Erzählung über den göttlichen Willen.
Dass wir dennoch so viel schreckliches mit der Apokalypse verbinden, liegt vor allem an der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament. Johannes beschreibt dort, dass die Christen zunächst grauenvolle Leiden und das letzte Gericht über sich ergehen lassen müssen, um in eine bessere Welt zu gelangen. Vermutlich hat sich durch diese Schilderung allmählich eingebürgert, die Apokalypse als Sinnbild für Endzeitkatastrophen zu verstehen.
Als die ersten Autos auf Straßen fuhren, die nur noch für solche erlaubt waren, musste eine Bezeichnung dafür her. In Anlehnung an die allseits bekannte Eisenbahn griff man ganz simpel zur Autobahn.
Die erste nur für Autos zugelassene Straße war übrigens die AVUS in Berlin. Die Abkürzung steht für Automobil-, Verkehrs- und Übungsstrecke und wurde 1921 fertiggestellt. Es war die erste Autobahn der Welt. Pferde und Kutschen waren darauf nicht zugelassen, was damals ein ungewöhnliches und zunächst befremdliches Novum darstellte.
Die beliebten Urlaubsinseln der Balearen (Mallorca, Menorca, Ibiza, Formentera, Cabrera) leiten ihren Namen von dem griechischen Begriff ballein ab, was so viel wie werfen heißt. Auf den Inseln lebten in der Antike Krieger, die besonders gut im Umgang mit Steinschleudern waren. Sie wurden als Els Foners Balears bezeichnet und waren sehr gefürchtet, da sie mit ihren Schleudern sehr präzise und bis zu 150 Meter weit schleudern konnten. Bereits in vorchristlicher Zeit war es auf den Balearen verbreitet, mit der Steinschleuder auf Jagd zu gehen. Diese Fähigkeiten wurden über die Jahrhunderte weg immer wieder von einer Generation zur nächsten weitergegeben.
Banause stammt von dem griechischen Begriff banausos ab und heißt so viel wie Jemand der am Ofen arbeitet. Damit meinten die alten Griechen Handwerker im allgemeinen, die selbst mit ihren eigenen Händen tätig werden mussten und sich keine Sklaven leisten konnten. Solche Personen hatten nach Vorstellung der antiken Griechen kaum Interesse an kulturellen Dingen, so dass sich der Begriff bis heute für Menschen gehalten hat, die von anderen als an kulturellen Dingen desinteressiert eingestuft werden.
Ursprünglich bestand eine Bank lediglich aus einzelnen Tischen, auf denen die Geldverwahrer und Kreditgeber ihr Geld ausgelegten. Da diese Tische sehr groß und lang waren, und damit eher einer langen Bank ähnelten, erwuchs daraus die bis heute gebräuchliche Bezeichnung Bank für ein Geldhaus.
Da dieses Geldwesen seinen Ursprung in Italien hatte, stammen bis heute zahlreiche Begriffe des Geldgeschäfts aus jenem Land. Sprechen wir beispielsweise davon, dass eine Person bankrott ist, so geht dies auf das italienische la banca e rotta zurück, was so viel heißt wie Gebrochene Bank. Denn kam ein Geldverleiher in Zahlungsnot und musste sein Geschäft aufgeben, so wurde ihm die Bank zerschlagen.
Ursprünglich stammt der Begriff Barbecue aus Kanada, als französische Trapper im 17. Jahrhundert dazu übergingen, ganze Bisons über einem riesigen Holzfeuer zu rösten. Das Tier lag damit komplett über den Flammen, die Trapper bezeichneten das spaßeshalber vom Bart bis zum Schwanz. Auf französisch heißt das dann barbe á queue, woraus sich das heute gebräuchliche Wort Barbecue entwickelt hat.
Vorschnell könnte man an den Bären denken, den Berlin in seinem Wappen trägt und der früher in den Spreewäldern haufenweise herumtollte. Doch weit gefehlt, Berlin wurde von den Slawen gegründet und 1244 erstmals schriftlich erwähnt. Suchen muss man daher in der slawischen Sprache, und dort bedeutet Berlin so viel wie Ort im Sumpf. Das entspricht tatsächlich den damaligen Gegebenheiten, denn Berlin wurde auf einer feuchten morastigen sandigen Umgebung errichtet, die für den Städtebau nicht besonders geeignet war. Das macht aber nichts, denn schließlich konnten die damaligen Gründer der ersten Ansiedlung nicht wissen, dass später einmal eine Millionenstadt daraus werden würde.
Schauen wir uns das Wort besitzen einmal genauer an, so sehen wir deutlich, dass am Ende ein sitzen hängt. Kann es sein, dass diese Bezeichnung tatsächlich ihren Ursprung darin hat, dass irgendjemand irgendwo herumsaß? Und ja, die Geschichte unserer Sprache kann manchmal wirklich seltsam sein, wie das folgende Beispiel zeigt: Erwarb im Mittelalter eine Person neues Land, so musste sie die symbolische Handlung des darauf herumsitzens vollziehen.
Konkret musste der neue Grundstücksbesitzer drei Tage lang auf seinem neuen Feld oder Stück Wald sitzen und dort Gäste bewirten. Vorgeschrieben war, dass er auf einem dreibeinigen Stuhl sitzen musste, denn die Erfahrung zeigte, dass drei Beine eventuelle Bodenunebenheiten besser ausgleichen konnten als vier Beine. Mit drei Beinen saß der Besitzer immer stabil, mit vieren konnte er ins wanken geraten. Seien wir froh, dass dieser ungewöhnliche symbolische Akt heute nicht mehr vollzogen werden muss.
Heutzutage wird Besitz und Eigentum gerne vermischt, ist aber zumindest in juristischer Hinsicht streng zu trennen: Besitz ist das, was man (zumindest bei kleinen Dingen) in der Hand hält, es stellt die tatsächliche Herrschaft über eine Sache dar. Man kann einen Bleistift besitzen, ohne dessen Eigentümer zu sein. Eigentum dagegen ist die rechtliche Herrschaft über etwas. Man kann Eigentümer eines Bleistiftes sein, der in Kanada herumliegt, denn Eigentum muss nicht vor Ort sein. Man ist dann aber nicht Besitzer dieses Bleistiftes, das kann allenfalls derjenige sein, der in Kanada gerade damit schreibt.
Im Zusammenhang mit dem Grundstückserwerb gibt es einen weiteren symbolischen Akt aus dem Mittelalter, der in eine bis heute genutzte Redewendung gemündet ist: Kam es damals zu einem Verkauf von Land, so wurde zusammen mit der Übergabe des Grundstücks ein grüner Zweig an den neuen Eigentümer übergeben. Diesen Zweig steckte zuvor der bisherige Eigentümer in den Boden und zog ihn bei der Übergabe heraus, um ihn dem neuen Eigentümer zu überreichen. Bürger, die aus finanziellen Gründen nicht dazu in der Lage waren, eigenes Land zu erwerben, erhielten dementsprechend nie einen grünen Zweig, sie blieben arm und landlos. So stellte sich der bis heute verwendete Spruch Er kommt auf keinen grünen Zweig ein, der eine Person bezeichnet, die es zu nichts bringt, arm bleibt und keinen Erfolg im Leben hat.
Die Bezeichnung Bibel stammt von dem altgriechischen Wort biblia und bedeutet nichts anderes als Bücher. Die Bibel stellt eine Ansammlung von Einzelbüchern der Chronologen dar und wird, wie sicherlich jedem bekannt ist, als Buch der Bücher bezeichnet, das Buch von Gott.
Der erste Bikini wurde auf einem Schönheitswettbewerb in Paris im Jahr 1946 der Öffentlichkeit präsentiert. Erschaffen wurde er von dem Designer Louis Réart, der bei der Namensgebung auf das Bikini-Atoll im Pazifischen Ozean zurückgriff. 1946 stand das Atoll im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, da man dort die ersten Atombomben der Welt getestet hatte.
Adelige vermieden es in früheren Zeiten, in die Sonne zu gehen und braun zu werden. Braune Haut war das Zeichen der niederen Schichten, da diese ihren Lebensunterhalt durch Arbeit auf dem Feld verdienen mussten. War jemand braun, so wusste man sofort, aha, ein niederer Arbeiter oder Bauer.
Durch die Blässe der adeligen Haut waren die Blutadern wesentlich besser zu sehen als bei den Feldarbeitern, teilweise schimmerten diese in blauer Farbe hindurch. Das medizinisch unwissende Volk ging davon aus, dass in den Körpern der besseren Schichten ein anderes Blut fließe, blaues Blut. Mit der Zeit entwickelte sich aus dieser Beobachtung eine Umschreibung für den gesamten Adel.
Bis heute achten manche Teile der Weltbevölkerung darauf, so wenig wie möglich Kontakt mit der Sonne zu haben. Vor allem auf einige asiatische Länder trifft das zu. Diese Menschen glauben nach wie vor, dass braune Haut in Verbindung mit der Arbeiterklasse gebracht wird und erachten sie daher als unschicklich.
Natürlich gibt es kein blaues Blut in unseren Adern, dieses ist immer nur rot, und auch die Gefäßwände selbst haben keine Farbe, sondern sind farblos. Leuchtet man mit einer starken Taschenlampe durch die Hand, so kann sich jeder selbst davon überzeugen, dass dort rotes Blut fließt. Der Eindruck, dass in manchen Venen tatsächlich blaues Blut fließt, entsteht dadurch, dass die roten Anteile des Tageslichts vom Gewebe der Haut absorbiert werden, so dass vom Farbspektrum des Blutes vornehmlich die blauen Anteile ins Auge des Betrachters zurückgeworfen werden.
Und was ist überhaupt aus dem Adel geworden? Gibt es heutzutage offiziell noch Adelige? Auch wenn vor allem in den Printmedien jede Woche die neuesten Geschichten der Adeligen in Deutschland vorgestellt werden, so darf es diese Bezeichnung inzwischen eigentlich nicht mehr geben. Denn mit dem Inkrafttreten der Weimarer Reichsverfassung im Jahr 1919 wurden alle Vorrechte des Adels abgeschafft. Ab diesem Zeitpunkt gab es nur noch gesetzlich gleichgestellte Deutsche. Erlaubt wurde aber, die bis dato getragenen Titel weiterzunutzen und an die Nachfahren zu vererben. In Österreich dagegen ging man einen Schritt weiter, dort wurde zur selben Zeit sogar die Benutzung der Titel unter Strafe gestellt.
In einem Bleistift steckt Grafit, aber kein Blei. Doch woher hat der Stift dann seinen Namen? Selbst in früheren Zeiten fand sich nie Blei in dem Bleistift, obwohl es ihn schon seit 500 Jahren gibt. Der Stift kam durch eine simple Fehldeutung zu seinem Namen! Als Grafit erstmalig entdeckt wurde, war den damaligen Wissenschaftlern zunächst unklar, womit sie es zu tun hatten. Man vermutete, es könne sich um eine Art von Blei handeln, und gab dem neuen Stoff die Bezeichnung plumbago. Das heißt so viel wie Stoff, der sich wie Blei verhält. Denn Blei heißt auf lateinisch plumbum. Da in dem neuen Schreibwerkzeug ein Stoff steckte, der sich wie Blei verhält, wurde daraus der Bleistift. Diese Bezeichnung leuchtete den Benutzern ein, denn die Farbe, in der der Stift schrieb, war bleifarben.
Bluetooth heißt auf deutsch Blauzahn und stellt eine heute gebräuchliche Möglichkeit dar, zwei elektronische Geräte über kurze Distanz drahtlos per Funk miteinander zu verbinden. Erfunden hat das ganze die schwedische Firma Ericsson. Diese wollte durch die Namensgebung an den dänischen und norwegischen König Harald I. Blauzahn Gormson erinnern, der vor ca. 1000 Jahren das dänische Volk vereinte.
Die Bockwurst stellt keine Wurst aus Bockfleisch dar, sondern geht auf ihren Erfinder Wilhelm Bock zurück, einem Berliner Fleischermeister.
Früher stellte der Bocksbeutel eine kleine Tasche bzw. sogar nur einen Überzug für Bücher dar, den Ratsherren im Mittelalter für ihre Gebets- und Gesangbücher nutzten. Diesen Beutel trugen sie in den Gottesdienst und zu offiziellen Anlässen am Gürtel. Bock hat dabei nichts mit dem Tier zu tun, sondern stammt vom alten deutschen Wort book für Buch ab. Insofern war der Bocksbeutel früher nur ein Bücherbeutel. Allerdings nannten auch die deutschen Soldaten ihre flachen Feldflaschen spaßhaft Bocksbeutel. Man vermutet daher, dass aus diesem Grund der Bocksbeutel zu einem späteren Zeitpunkt Einzug in die Sprache der Winzer fand und diese ihre neue Aufbewahrungsform für Wein Bocksbeutel nannten.
Ein Bonze ist ursprünglich ein japanischer Hohepriester aus früheren Zeiten. Wie kann es nun sein, dass ein asiatischer Priester als Synonym für reiche Personen in Deutschland steht? Das ganze ereignete sich vor ungefähr 150 Jahren, als der asiatische Kontinent plötzlich „in“ war, und alle etwas über dieses geheimnisvolle Reich erfahren wollten. Es gab zahlreiche Forschungsreisen nach Asien, und ebenso viele Vorträge der Zurückgekehrten. Der Begriff BonzeBonze