Eugenie Marlitt: Im Schillingshof
Vollständige Neuausgabe mit einer Biographie des Autors.
Herausgegeben von Karl-Maria Guth, Berlin 2016.
Umschlaggestaltung unter Verwendung des Bildes:
John Singer Sargent, Haus und Garten, 1883
ISBN 978-3-8430-5931-2
Dieses Buch ist auch in gedruckter Form erhältlich:
ISBN 978-3-8430-3178-3 (Broschiert)
ISBN 978-3-8430-3179-0 (Gebunden)
Die Sammlung Hofenberg erscheint im Verlag der Contumax GmbH & Co. KG, Berlin.
Erstdruck als Buch 1880. Hier nach dem Text des Vorabdrucks in »Die Gartenlaube«, Heft 14-39, 1879.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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»Der Schillingshof« hieß es, das herrliche, alte Haus, nahe der Benediktinerkirche; im Volksmund aber war und blieb es »das Säulenhaus«, ob auch die Neuzeit ganze Straßenfronten mit Säulen und Säulchen schmückte und so eigentlich die Auszeichnung aufhob. Ein Benediktinermönch hatte das Haus gebaut.
In jenen Zeiten, wo die Beherbergung von Reisenden noch kein städtisches Gewerbe war, nahmen sich die Klöster und Ritterburgen der durchziehenden Fremden an. Mancher Klosterorden errichtete zu diesem Zweck ein Hospiz auf seinem Grund und Boden – so war das Säulenhaus entstanden. – Das Kloster war ein sehr reiches, und Bruder Ambrosius, der Baumeister und Bildhauer, war schönheitstrunken von Italien heraufgekommen; zudem galt es, ein standeswürdiges Logement zu schaffen für gefürstete Häupter und hochgräfliche Herren, die mit Ehegemahl und Gefolge oft des Weges daherzogen und gern an das Klosterthor klopften. Dies Alles machte, daß sich neben dem plumpen Giebelbau des Bruderhauses jene köstliche Façade erhob, die auf einem hallenartigen, weitgeschwungenen Säulengang ein Obergeschoß mit halbrundbogigen Fenstern trug und in jeder Bogenfüllung, auf Consolen und Friesen und auf den Pfosten der mächtigen Rundbogenthür, innerhalb der offenen Halle, den bewunderungswürdigen Schmuck einer ganzen steinernen Vegetation zeigte .... Während der Oberbau zu beiden Seiten zurücktrat, lief das Erdgeschoß mit seinem Säulengang um je drei Fenster flügelartig weiter; so stieß nur dieses untere Stockwerk hart an die südliche Klosterwand und bildete, durch Steinbalustraden gekrönt, zwei luftige Seitenterrassen, auf welche verschiedene Thüren des Obergeschosses mündeten.
Was dieser Fremdling auf deutschem Boden in jenen versunkenen Zeiten erlebt und gesehen, davon wußte das neunzehnte Jahrhundert nur wenig. Damals hatte das Benediktinerkloster außerhalb der Stadt, im freien Felde gelegen; nur einige Lehmhütten hatten sich wie versprengt am gegenüberliegenden Saume der Heerstraße in das Strauchwerk geduckt und kaum die Holzladen ihrer Fensterlöcher gelüftet, wenn Abends Pferdegetrappel und herrische Stimmen vor der gewaltigen, die Klostergebäude umschließenden Mauer laut geworden waren.
Der grell auftauchende Flammenschein der Pechfackeln im Hofraume, der infernalische Lärm, den die tobenden Klosterhunde und die Reisigen mit ihren wiehernden und stampfenden Rossen verursachten, erlosch nach kurzem wie ein toller Spuk, und die Hüttenbewohner krochen neidisch in ihre Höhlen zurück; denn so viel wußten sie, daß das Kloster einen herrlichen Wein schenkte und seine Schlöte Tag und Nacht dampften .... Drin aber, hinter den teppichverhangenen Fenstern der weiten Säle flimmerte das Licht dicker Wachskerzen von den eisernen Reifen der Deckenleuchter, und die hochgeborenen Herren und Frauen, der beengenden und verhüllenden Reitertracht ledig, sammelten sich um die langen, mit dem fürstlich reichen Silbergeschirr des Abtes beladenen Eichentische. Da kreisten die Becher oft bis weit über Mitternacht; die Würfel klirrten, und die fahrenden Spielleute, denen drüben im Bruderhause zur nächtlichen Rast Stroh auf die Steinfließen geschüttet worden, sie durften kommen und aufspielen, so lange die müden Finger und Kehlen aushielten.
Sie kamen oft, von verschiedenen Seiten her, die großen und mächtigen Herren, um in dem durch Klosterschutz gefeiten Säulenhause geheime Vereinbarungen zu treffen; manche wichtige Urkunde aus jenen Zeiten bezeichnet das Benediktinerkloster als den Ort ihres Ursprunges. Und die Herren Benediktiner hatten sich nicht schlecht dabei gestanden. Sie waren stets, ohne im Säulenhaus gegenwärtig zu sein, lediglich vermöge ihres Scharfsinnes, ihrer feinen Combinationsgabe, den geheimen Verhandlungen ihrer Gäste gefolgt, und dieses oft an das Wunder grenzende Wissen hatte ihnen einen unberechenbaren Einfluß ist die Hände gespielt.
Später, zu Ende der Reformation, wanderten die Klosterbrüder aus. Das Säulenhaus und den größeren Theil von Wald, Wiesen und Feld brachte das Geschlecht Derer von Schilling an sich, die kleinere Hälfte aber und das Kloster selbst mit seinen Wirtschaftsgebäuden kam in die Hände des Tuchwebers Wolfram. Die von Schilling brachen die hohe Mauer weg, die das Säulenhaus von der Heerstraße trennte, und verlegten sie, so hoch sie war, zwischen ihr Grundstück und das des Tuchwebers, denn dazumal war eine freundnachbarliche Gemeinschaft undenkbar .... Die Lehmhütten verschwanden; der betriebsame Geist der Stadt sprengte die enggewordenen Stadtmauern; er schob neue Straßen wie Fangarme in das Feld hinaus, und nach Verlauf kaum eines Jahrhunderts lag das Säulenhaus inmitten eines stattlichen, volksbelebten Stadtviertels, wie ein wunderseltenes Goldkäferlein, verstrickt in die Netzfäden einer fleißigen Spinne.
Und die Herren von Schilling waren mit diesem neuen Geist gegangen. Ein Nürnberger Meister hatte ihnen an Stelle der niedergerissenen Mauer die Straße entlang ein kunstreiches Eisengitter, klar und durchsichtig wie ein Brabanter Spitzenmuster, aufgestellt; den ehemaligen grünen Anger dahinter durchkreuzten schmale, mit farbigem Sand bestreute Gänge und theilten ihn in einzelne Rasenstücke und Blumenbeete voll Rosen, Salbei und bunter Nelken; vor der Säulenhalle sprangen Brunnen aus einem hochgethürmten, schönen, schneeweißen Steingebild, und seitwärts schatteten seltene Zierbäume. Die Tuchweber nebenan aber waren viel conservativer, als die Ritterlichen im Schillingshof. Sie rissen nicht nieder und bauten nicht; sie stützten nur, und wo ein Stein wankte, da wurde er mit ängstlicher Sorgfalt wieder eingekittet; deshalb zeigte das »Klostergut«, wie sie ihr Besitzthum fort und fort benannten, nach fast drei Jahrhunderten noch vollkommen die Physiognomie, die ihm die Mönche gegeben. Altersdunkel, dazu in der gewaltigen Balkenlage ein wenig verschoben und scheinbar tiefer in die Erde gesunken, hob sich der Giebelbau ungeschlacht und finster wie immer hinter der Straßenmauer. Und diese Mauer war eitel Flickwerk, wie das eichene Bohlengefüge in ihrem hochgewölbten Thorbogen, wie das Pförtchen zur Seite der großen Einfahrt, an welchem einst die müden Fußgänger um Einlaß geläutet, und das heute noch wie damals in denselben Lauten rasselte und schnarrte, wenn um sechs Uhr Abends die Leute aus allen Gassen und Straßen herbeikamen, um, ebenfalls wie seit alten, alten Zeiten, die Milch bei den ehemaligen Tuchwebern zu holen; denn die Wolframs hatten sehr bald den Webstuhl mit der Ackerwirtschaft vertauscht und emsig, wo sie irgend konnten, Grund und Boden und Triftgerechtigkeiten der Stadtflur käuflich an sich gezogen. Sie kargten und sparten, und zäh, hartköpfig und beständig von Charakter waren sie Alle, wie sie nach einander kamen. Die Männer scheuten sich nicht, hinter dem Pflug herzugehen, und die Hausfrauen, eine nach der anderen, standen zur Abendzeit pünktlich auf ihrem Posten am Milchschanktisch, auf daß kein Pfennig durch ungetreue Mägde in fremde Hand komme.
Und sie thaten recht daran, die Wolframs, wie es sich im Lauf der Zeiten auswies. Ihr Reichthum wuchs und mit ihm das Ansehen; sie wurden, fast ohne Ausnahme, in den Rath der Stadt gewählt, und endlich, nach abermals hundert Jahren kam auch die Stunde, wo die Herren von Schilling es für angezeigt hielten, zu bemerken, daß sie einen Nachbar hatten. Von da an entspann sich ein freundlicher Verkehr. Die hohe Mauer blieb zwar stehen – sie hatte sich inzwischen vom Schillingshofe her mit dem undurchdringlichen Geflecht einer köstlichen Weinrebensorte bedeckt, und drüben umklammerte sie dunkler Epheu mit zähen Armen – aber der Geist einer humaneren Zeit schlüpfte über sie weg; die von Schilling fanden es nicht mehr unter ihrer Würde, einen kleinen Wolfram über das Taufbecken zu halten, und wenn sie den nachbarlichen Senator zu Tische luden, so fiel es ihm nicht ein, besondere Ehre darin zu sehen. Ja, es trat die Macht des Wechsels allmählich, im Lauf des letzten Jahrhunderts, so hart an beide Geschlechter heran, daß, während die einst mißachteten Tuchweber mit Patriciernimbus vor ihren Truhen voll verbrieften, reichen Besitzthums standen, die Kästen Derer von Schilling sich in erschreckender Weise leerten. Sie hatten zu vornehm, in stolzer Üppigkeit gehaust, und der letzte Senior der Familie, der Freiherr Krafft von Schilling, stand bereits voll zitternder Angst mit einem Fuße über dem Abgrund des selbstverschuldeten Unterganges, als der Vetter starb, dem sie Hab und Gut verpfändet hatten. Und das war die Rettung des sinkenden Geschlechtes – der einzige Sohn des Freiherrn heirathete die hinterlassene einzige Tochter des Verstorbenen und mit ihr alle Güter an das Schilling’sche Haus zurück. Das geschah Anno 1860.
In dieses rettende Jahr fiel aber auch ein Ereigniß, das im Nachbarhause mit einem wahren Jubel begrüßt wurde. Durch mehrere Generationen hindurch hatte die Familie Wolfram immer nur auf zwei Augen gestanden, seit fünfzig Jahren aber war kein männlicher Erbe auf dem Klostergute geboren worden. Der Letzte des Stammes, der Rath und Oberbürgermeister der Stadt, Franz Wolfram, war in Folge dessen zum finstern, wortkargen Eheherrn umgewandelt, dem der Groll sichtlich am Herzen nagte. Fünf Töchterlein hatten nach einander das Licht der Welt erblickt, alle so »unausstehlich« flachshaarig wie die Mutter, alle mit der Neigung im kleinen, bangen Herzen, sich vor dem gestrengen Vater in dunkle Winkel zu verkriechen, bis sie nach kurzem Dasein die helllockigen Köpfchen erlöst und friedfertig auf das weiße Kissen des Todtenschreins betten durften .... Die Frau Räthin waltete befangen und schweigend, wie eine Schuldbewußte, neben dem erbitterten Eheherrn; nur sein näher kommender Schritt jagte ihr stets die Flamme heftigen Erschreckens über das blasse Gesicht; sonst glich sie einem wandelnden Steinbild mit ihrem stillen, freud- und klanglosen Wesen.
Und nun, sieben Jahre nach dem Tode ihres letzten Töchterleins, lag sie wieder droben in der Hinterstube, unter dem schneeweißen Betthimmel; draußen zogen schwere, dunkle Wolken vorüber, aber ein einzelner Sonnenblitz durchzuckte sie und spielte über der Stirn der blassen Dulderin.
»Ein Sohn!« sagte feierlich die alte Wartfrau.
»Ein Wolfram!« brach es wie ein Jubelschrei von den Lippen des Rathes. Er warf zwei Goldstücke in das Bad, das die braunen Glieder des Kindes benetzte, dann trat er an das Bett und küßte zum ersten Male nach zwanzigjähriger Ehe die Hand der Frau, die seinem Sohn das Leben gegeben.
Da kam ein Tag, wie ihn das Klostergut wohl noch nicht gesehen hatte.
Es war nicht die Art der Wolframs, mit Hab’ und Gut zu prunken; sie entzogen im Gegentheil ihre Silber- und Leinenschätze, das Familiengeschmeide, die alten kostbaren Weine in ihren Kellern sorgfältig der Öffentlichkeit – ihnen genügte es, sich im Besitze zu wissen; in den Nachmittags- und Abendstunden jenes Tages indessen breitete sich in der sogenannten großen Stube, dem ehemaligen Refectorium der Mönche, der öffentlich verleugnete Glanz des Hauses in seinem ganzen Umfange aus. Auf der mächtigen, damastgedeckten Speisetafel funkelte das Jahrhunderte hindurch aufgespeicherte Silbergeräth, die Schalen und Schüsseln, Kannen und schlanken Becher, die riesigen Salzfässer, und rings auf den braunen holzgeschnitzten Wänden vielarmige Leuchter, Alles gediegen, in herrlich getriebener Arbeit. Und in der kleineren Stube nebenan stand der Tauftisch. Die Wolframs waren keine Blumenfreunde; nie hatte sich ein Blumentopf auf den Fenstersimsen breit machen dürfen, und im Obst- und Gemüsegarten hinter den Wirthschaftsgebäuden blühten kaum einige wilde Rosensträucher, die sich freiwillig angesiedelt, in den Ecken – heute aber umstand eine duftende, den Treibhäusern der Stadt entliehene Orangerie den weißbehangenen Tisch mit dem Taufgeräth; den Täufling umrauschte das alte Familienerbstück, eine Taufschleppe von dickem, apfelgrünem Atlas, und auf dem dunkelhaarigen Köpfchen saß die dazu gehörige altfränkische Mütze mit einer kaffeegelben Mechelner Spitzengarnitur und Stickereien von indischen Staubperlen.
Die alte Wartfrau saß derweil droben in der Wochenstube am Bett und erzählte der Frau Räthin von der Pracht drunten, von der stolzen Gevatterschaft in Sammt und Seide, von dem Wein, den man wie Gewürz durch das ganze Haus röche, und daß das »Rathssöhnchen« wie ein Prinz unter Rosen- und Myrthenbäumen getauft worden sei.
Das vergrämte Gesicht der Wöchnerin lächelte in bitterer Wehmuth; ihren kleinen Mädchen hatte die Taufschleppe nicht gebührt – sie war von der Urahne nur für die männlichen Nachkommen gestiftet worden – es hatten auch keine Rosen und Myrthen um das Taufbecken gestanden, und der Silberschatz des Hauses war unter seinen schützenden Lederdecken verblieben. Auf den Wangen der blassen Frau begannen auch Rosen aufzublühen, dunkle Fieberrosen, und während drunten die Gläser klangen zum Wohl und Gedeihen des heißersehnten Stammhalters, theilten sich droben die weißen Bettvorhänge, und fünf Kinder schlüpften herein – sie waren alle da bei der Mutter, die kleinen Mädchen, und sie herzte sie heißinbrünstig und spielte mit ihnen Tag und Nacht in seliger Mutterlust, und die Ärzte standen rathlos um die unaufhörlich flüsternde Frau, bis sie mit müdem, seligem Lächeln den Kopf in das Kissen drückte und einschlief für immer. –
Ihr Heimgang hinterließ keine bemerkenswerthe Lücke. Der kleine Veit hatte eine Amme, und wenige Stunden nach dem letzten Athemzuge der Hausfrau kam die Schwester des Rathes, die schöne bitterernste Frau, aus ihrem Wohngelaß im oberen Stockwerke herab, um die Schlüssel und mit ihnen die Leitung des verwaisten Hauswesens zu übernehmen.
Sie war eine echte Wolfram in ihrem ganzen Thun und Wesen, wie in der äußeren Erscheinung, an welcher sechsundvierzig Lebensjahre fast spurlos vorübergeglitten. Nur einmal in ihrem Leben hatte sie die Leidenschaft über die anerzogenen strengen Principien siegen lassen, und das war ihr »folgerichtig« zum Unheil ausgeschlagen. Sie war neben dem Rath die einzige Miterbin des Wolfram’schen Besitzthums und dabei ein selten schönes Mädchen gewesen. Im Schillingshofe hatte man das Nachbarkind wie eine eigene Tochter gehätschelt, und dort hatte sie auch den Major Lucian aus Königsberg kennen gelernt, mit welchem sie sich dann verheirathete, allen Ermahnungen des Bruders, ja, der eigenen inneren Warnstimme zum Trotz. Und sie hatten in der That zusammengepaßt, wie Wasser und Feuer, die herbe, in ihre Familientraditionen verbissene Wolfram’s-Natur und der elegante, leichtlebige Officier. Sie hatte darauf bestanden, ihn in ihre Lebensgewohnheiten zu zwingen, und er war dem »Spießbürgerthum« mit scharfem Spott entschlüpft, wo er gekonnt. Das hatte zu bösen Conflicten geführt, und eines Abends war die Majorin, ihr fünfjähriges Söhnchen an der Hand, aus Königsberg zurückgekehrt – sie war heimlich abgereist, um fortan auf dem Klostergut zu bleiben.
Der kleine Felix hatte den Kopf ist ihren Reisemantel gedrückt, als sie ihn an jenem Abend durch ihr Vaterhaus geführt. Die Treppe, die in die verlassene Stille der oberen Stockwerke lief, mit ihrem fratzenhaft geschnitzten Geländer und ihren kreischenden Stufen voll ausgetretener Astknorren, die lagernde Dämmerung in den klaftertiefen Thürbogen, und in den Schiebefenstern die bleigefaßten, glanzlosen Scheiben, an denen aufgescheuchte Nachtmotten lautlos taumelten, und durch welche das Abendsonnenlicht gelb und träge wie Öl auf das zersprungene Estrich des Vorsaales floß – das war dem Knaben spukhaft erschienen, wie das Menschenfresserhaus im Wald. Und das schlanke, feingliederige Kind in seinem blassen Sammetröckchen, seinem glänzenden, goldgelben Gelock war auch wie verirrt gekommen – sie bringe ihm einen buntscheckigen Colibri in das alte Falkennest, hatte ihr Bruder, der Rath, finster mit scheelem Blick gesagt.
Fremden Blutes war und blieb der kleine Entführte auch. Die kühle Luft des Klostergutes blies ihm umsonst gegen die Idealgestalten in Kopf und Herzen – er war eine poetische, warmblütige Natur wie sein Vater. Der verlassene Mann in Königsberg hatte übrigens Alles aufgeboten, seinen Knaben wieder in die Hand zu bekommen; allein an der juristischen Meisterschaft des Herrn Rath Wolfram waren alle Versuche gescheitert – die geschiedene Frau war im Besitze des Kindes geblieben. In Folge dessen hatte Major Lucian seinen Abschied genommen; er war aus Königsberg verschwunden, und nie hatte man erfahren, wohin er sich gewendet.
Seitdem bewohnte die Majorin wieder, wie in ihren Mädchenjahren, das große, nach der Straße gelegene Giebelzimmer. Sie paßte mit Leib und Seele zwischen diese einfach gestrichenen Wände, vor deren tief eingelassenen Schränken breite, braungebeizte Flügelthüren lagen; sie saß wie vordem auf dem steiflehnigen Lederstuhl in der tiefen Fensterecke und schlief hinter dem dickfaltigen, härenen Thürvorhange der anstoßenden Kammer, zu welchem einst ihre Großmutter die groben Fäden eigenhändig gesponnen. Den Schillingshof aber hatte sie nie wieder betreten – sie floh jede Erinnerung an ihren geschiedenen Mann wie einen mörderischen Feind. Der kleine Felix dagegen war sehr bald heimisch drüben geworden; der einzige Sohn des Freiherrn Krafft von Schilling war sein Altersgenosse. Beide Knaben hatten sich vom ersten Augenblicke an zärtlich geliebt, und die Majorin war mit diesem Verkehre einverstanden gewesen, jedoch nur unter der ausdrücklichen Bedingung, daß ihr Kind nie mit einem Wort an seinen Vater erinnert werde.
Später waren die jungen Leute auch Studiengenossen in Berlin gewesen. Sie hatten Beide Jura studirt. Arnold von Schilling hatte die Staatscarriere in Aussicht genommen, und Felix Lucian sollte, ganz in die Fußstapfen seines Onkels tretend, anfänglich ein städtisches Amt bekleiden und später das Klostergut übernehmen; denn seit auch die letzte der kleinen, flachshaarigen Cousinen gestorben, hatte ihn der Rath zu seinem Erben und Nachfolger bestimmt, vorausgesetzt, daß er seinem väterlichen Namen den Namen Wolfram anfüge. Da änderte, wie bereits erwähnt, das Jahr 1860 alle Familienverhältnisse im Schillingshofe und Klostergut – Arnold von Schilling kam heim, um auf die Bitten seines kränkelnden Vaters hin mit der Hand seiner Cousine die Schilling’schen Güter wieder zu übernehmen, und auf dem Klostergute blies der Spätling, der kleine Veit Wolfram, mit seinem schwachen Lebensathem die Erbansprüche seines Vetters Felix über den Haufen.
Die Frau Räthin Wolfram war an einem schneestöbernden Aprilmorgen im Familienbegräbnisse beigesetzt worden. An jenem Tage hatte Felix Lucian nur auf wenige Stunden in die Heimath eilen können, um der verstorbenen Tante das letzte Geleit zu geben. Heute nun, nach zwei Monaten, wo der Syringenduft der ersten Junitage die Lüfte erfüllte und der abgeschüttelte Schnee der Baumblüthe weiß auf dem Rasen lag, kam er wieder auf das Klostergut zu einer mehrtägigen Erholungszeit, wie er seiner Mutter geschrieben hatte.
In derselben weiten Hausflur, die er Nachmittags betrat, hatte die todte Hausfrau die letzte Rast gehalten. Noch war es ihm, als müsse Weihrauchsduft das Deckengebälk bläulich verschleiern und der Geruch der Buchsbaumguirlanden, zwischen denen die schlank hingestreckte Frau mit dem schlichten Flachshaar an den Schläfen so friedsam gelegen, ihm durchdringend entgegenschlagen. Aber es waren heute nur wirbelnde Stäubchen, die in einem Lichtreflex an der Decke spielten; aus der offenen Küche quoll der Duft schmorenden Geflügels, und am Milchschanktische stand seine Mutter und zählte Eier in den Korb der Magd, die nach altem Brauche wöchentlich zweimal mit Eiern und frischgeschlagener Butter die Runde bei bevorzugten Stadtkunden machen mußte.
Einen Moment erstrahlten die Augen der Majorin wie unbewacht in nicht verhehltem Mutterstolze, als der schöne, hochgewachsene Jüngling auf sie zuschritt, aber sie hielt in jeder Hand fünf Eier, und so reichte sie ihm behutsam über die Schulter hinweg die Wange zum Kusse. »Gehe einstweilen hinauf, Felix!« sagte sie hastig, in der Besorgniß, sich zu verzählen oder ein Ei zu zerbrechen.
Er zog schleunig die Arme zurück, die er um ihre Schultern geschlungen, und stieg die Treppe hinauf. Von der Wohnstube her klang ihm plötzliches Kindergeschrei nach – der neue Erbherr des Klostergutes schrie häßlich und boshaft auf wie eine junge Katze. Dazu krähten die Hähne im Hühnerhofe, und oben über den Vorsaal schlich der riesige, fette Hauskater. Er kam vom Kornspeicher, von der Mäusejagd, und rieb und drückte sich behaglich an der eleganten Fußbekleidung des Heraufsteigenden hin – der junge Mann schleuderte ihn weit von sich; er stampfte voll Abscheu mit den attakirten Füßen, als schüttele er Schnee ab.
Im Zimmer der Majorin standen die Fenster offen, und die weiche Frühlingsluft strömte herein, aber nicht sie trug den köstlichen Veilchenduft im Athem, der die ganze Stube erfüllte – er kam aus den offenen Flügelthüren eines Wandschrankes. Wie Silberschein flimmerte es in diesen tiefen Fächern; so glänzend thürmte sich das Leinenzeug auf einander, und zwischen diesen Packeten dorrten Tausende von Veilchenleichen. Nie hatte der kleine Knabe der Majorin ein Veilchensträußchen zu seiner Augenweide in ein Glas Wasser stellen dürfen – es stand ja nur im Wege und konnte umgeschüttet werden –, wohl aber mußten er die kleinen Kelche zur Verherrlichung der Leinenschätze von den Stielen zupfen. Diese weißen Lagen, mit denen die Mutter immer einen förmlichen Cultus getrieben, waren ihm deshalb stets verhaßt gewesen; er warf auch jetzt einen finsteren Blick nach dem Schranke.
Die Majorin war augenscheinlich beim Revidiren gestört worden; da, auf dem breitbeinigen Ahorntische im Fensterbogen, lag das Buch, in welches sie ihre Notizen zu machen pflegte. Felix kannte diese Hefte voll der verschiedenartigsten Rubriken sehr gut, aber die aufgeschlagene Blattseite hier war ihm neu in ihrer Bezeichnung. »Mitgabe an Hauswäsche für meinen Sohn Felix« stand obenan. Sein eigener künftiger Hausstand! Er wurde roth wie ein Mädchen bei dieser Vorstellung. Diese Dutzende von Gedecken, Handtüchern, Bettbezügen reihten sich breit und wichtig an einander, als seien sie die erste Grundbedingung des künftigen Familienglückes. Und dieses ernsthafte, langweilige Register sollte in dem übermüthigsten, tollsten Lockenkopfe haften, der je auf weißen Mädchenschultern gesessen? »O Lucile, wie würdest Du lachen!« flüsterte er, und lachte selbst in sich hinein.
Mechanisch ließ er die Blätter durch die Finger laufen. Hier, in dieser »Zinsen-Einnahme«, summirten sich Tausende und Tausende. Welcher Reichthum! Und dabei dieses unbeirrte Sammeln und Sparen, diese Angst, daß mit einem zerschlagenen Ei ein paar Pfennige verloren gehen könnten! Der junge Mann stieß das Heft wie im Ekel fort, und mit beiden Händen ungeduldig durch das reiche Blondhaar fahrend, trat er an das Fenster. Mit seiner vornehmen Erscheinung, dem leisen Hauch feinsten Odeurs, der sie umschwebte, mit den ungesucht eleganten Manieren stand er auch heute so fremd zu dem »alten Falkennest«, wie die feinen Handschuhe, die er lässig abgestreift und hingeworfen, auf den plumpfüßigen, weißen Ahorntisch, die glänzenden Lackstiefel auf den groben, ausgetretenen Dielenboden paßten.
Er drückte die Stirn an das Fensterkreuz und sah hinaus. Wie ein Anachronismus steckte das Klosterhaus zwischen den geschmückten Neubauten. Jenseits der Straßenmauer lief jetzt die eleganteste, mit rothblühenden Kastanien besetzte Promenade der Stadt hin. Er schämte sich, daß die feine Welt täglich an dem geflickten Mauerwerk vorüber mußte; er fühlte sich gedemüthigt angesichts des gegenüberliegenden schloßartigen Hauses, von dessen bronzeumgitterten Balcons man den Hof übersehen konnte, der zwischen dem Klosterhaus und der Mauer lag. Wohl waren es vier herrliche, alte Lindenwipfel, die seine Mitte füllten – sie strotzten auch heuer wieder in maienhaftem Grün, von keinem dorrenden Ästlein entstellt – allein die altehrwürdigen Steinsitze zu ihren Füßen und der Porphyrtrog des Laufbrunnens, den sie beschatteten, waren garnirt mit dem frischgescheuerten Holzgeräth der Milchkammer. Dazu der Ökonomie-Lärm! Eben wurde frischer Klee eingefahren. Der Knecht fluchte über die enge Passage des Thorweges und hieb auf die Pferde ein; die barfüßige Stallmagd scheuchte zwei störrige Kälber, die sich in den Vorhof verlaufen, schimpfend aus dem Wege; Taubenschwärme flogen auf, und das andere Federvieh stob schreiend aus einander – »Bauernwirthschaft!« murmelte Felix zwischen den Zähnen und wandte das beleidigte Auge zur Seite.
Dort breitete sich das schöne Parterre des Schillingshofes hin, und er athmete wie erlöst auf – dort war er ja immer heimischer gewesen, als auf dem Klostergute. Über die epheubewachsene Mauer hinweg sah er allerdings nur ein Stück des Rasenspiegels, in dessen Mitte die Wasser vor dem Säulenhause sprangen; er sah auch nur beim Hinausbiegen seitwärts einen Schein der Spiegelscheiben zwischen den Steinornamenten der Rundbogen blinken, aber dieser trennenden Mauer gegenüber schlossen drei Reihen prächtiger Platanen den Schillingshof von dem jenseitigen Nachbargrundstück ab. Sie konnte er vollkommen überblicken; sie liefen als Doppelallee vom Straßengitter aus neben der Südseite des Säulenhauses hin tief in den eigentlichen Garten hinein. Diese herrliche Baumhalle war einst der Haupttummelplatz für ihn und seinen kleinen Freund Arnold gewesen; sie behütete treulich die grüne Dämmerung, die frische Kühle drunten, und für den Freiherrn Krafft war sie an heißen Sommertagen eine Art Salon; er empfing da Besuche, hielt seine Siesta und trank den Nachmittagskaffee unter den Bäumen.
Auch jetzt stand die Kaffeemaschine auf dem Tische, aber nicht die wohlbekannte messingene – sie hatte einer silbernen Platz gemacht. Es gruppirte sich überhaupt viel Silbergeschirr dort; auch kleine, mit Liqueur gefüllte Krystallkaraffen funkelten dazwischen – so war der Kaffeetisch früher nie besetzt gewesen. Damals hatte man auch auf weißgestrichenen Gartenbänken von Holz gesessen; heute standen große Arrangements eleganter gußeiserner Möbel zwischen den Bäumen; Schlummerrollen und farbenglänzende Kissen lagen umher, und aufgestellte reichdecorirte Wandschirme bildeten behagliche, vor dem Zugwind geschützte Plauderwinkel.
Das Fremdartigste aber war die Dame, die in diesem Augenblicke neben dem Säulenhause hervor kam; sie ging, offenbar wartend, langsam auf und ab. Arnold’s Mutter war früh gestorben; eine Schwester hatte er nie gehabt, darum war das weibliche Element, so weit Felix zurückdenken konnte, immer nur durch die gute, dicke Wirthschaftsmamsell vertreten gewesen .... Nun schimmerte eine blauglitzernde Seidenschleppe durch den Alleeschatten, und Frauengeist und Frauenwille durften nach fast zwanzig Jahren wieder neben dem Regiment des alten Freiherrn ebenbürtig im Schillingshofe walten.
Als Felix vor zwei Monaten zur Beisetzung der Tante auf dem Klostergute gewesen war, da hatte zur selben Zeit auch Arnold’s Hochzeit in Coblenz stattgefunden – der Freund hatte vorher nur kurz und trocken angezeigt, daß er »das lange Mädchen«, die Coblenzer Cousine heirathe .... Das war sie nun, die junge Frau, die neue Herrin des Schillingshofes, eine überschlanke Gestalt mit schmalen Schultern, an Brust und Rücken flach und dürftig, vornüber geneigt, wie die meisten großen Leute, und doch vornehm, sichtlich eine Dame von Stande in jeder ihrer lässig schleppenden Bewegungen. Das Gesicht konnte er nicht voll erfassen; in scharfer Profilstellung erschienen ihm die Züge langgestreckt, von englischem Typus und blaß angehaucht, doch besaß die junge Frau einen herrlichen Schmuck in dem reichen, hellblonden Haar, das zwar elegant, aber so locker aufgesteckt war, als schmerze und beschwere diesen jungen Kopf peinlich jede Haarnadel.
Sie sah öfter mit leisen Zeichen der Ungeduld abwechselnd nach den Fenstern und der Thür unter der Säulenhalle und ordnete und rückte wiederholt an den Tassen und Kuchenkörben.
Dann kam eine junge Person in weißem Latzschürzchen, augenscheinlich die Kammerjungfer, aus dem Hause. Sie legte ihrer Gebieterin einen weichen Shawl um die Schultern und zog ihr Handschuhe an. Und die Dame stand da wie ein Automat; sie hielt die langen, schlanken Hände unbeweglich hingestreckt, bis jedes Knöpfchen geschlossen war; sie regte sich nicht, als das Mädchen vor ihr niederkniete und eine aufgesprungene Spange an dem farbigen Schuh wieder befestigte. Sie sprach auch nicht und zog nur schließlich, trotz der durchsonnten, köstlich warmen Juniluft, fröstelnd den Shawl über der Brust zusammen. »Verwöhnt und nervös!« dachte Felix, während sie sich anmuthig in die mit rothen Kisten ausgepolsterte Ecke einer Bank sinken ließ.
Inzwischen war Adam, der langjährige Diener des alten Freiherrn Krafft, aus der Thür des Säulenhauses gekommen. Er wohnte im Schillingshofe, war Wittwer und hatte sein einziges Kind, ein zehnjähriges Mädchen, bei sich. Das führte er jetzt an der Hand.
Die Kammerjungfer ging mit einem schnippischen Achselzucken an ihm vorüber, und die Dame auf der Bank sah nicht, daß er grüßte. Felix hatte den stillen, ernsthaften Diener sehr gern, dessen äußere Ruhe und Gelassenheit im Schilling’schen Hause sprüchwörtlich waren. Deshalb befremdete ihn die aufgeregte Hast, mit welcher der Mann den Rasenplatz umschritt und den Schillingshof verließ, um nach wenigen Minuten in den Hof des Klostergutes einzutreten. Sein kleines Mädchen schrie ängstlich auf und klammerte sich an ihn fest – ein großer Puter lief zornig kollernd auf sie zu, als wolle er ihr das rothe Röckchen vom Leibe reißen. Der Mann scheuchte das erboste Thier fort und sprach beruhigend in das Kind hinein, aber das geschah in athemloser Aufregung, und die Wangen glühten ihm, als sei er betrunken.
Felix sah nur noch flüchtig, wie der alte Freiherr, auf den Arm seines Sohnes gestützt, in die Platanenallee trat und sich mit einer chevaleresken Handbewegung neben seiner Schwiegertochter niederließ – ein Gefühl inniger Theilnahme trieb ihn vom Fenster weg, in die Hausflur hinab. Auf der unteren Treppenwendung blieb er einen Augenblick stehen. Die Magd hatte mit Eierkorb und Buttergelte das Haus verlassen, und seine Mutter zog eben das Geflügel aus der Bratröhre.
»Mein Bruder ist nicht zu Hause, Adam«, sagte sie zu dem Manne, der an der Küchenthür stand. Sie setzte die dampfende Pfanne auf den steinernen Spültisch und trat an die Schwelle. »Ich will doch nicht hoffen, daß Sie ihn noch einmal mit der dummen Geschichte incommodiren –«
»Ja, Frau Majorin«, unterbrach er sie höflich, aber fest, »ich komme deswegen. Nur der Herr Rath kann mir noch helfen; er weiß am besten, daß ich unschuldig bin – er wird der Wahrheit die Ehre geben.«
»Sie sind nicht bei Sinnen, Mann«, entgegnete die Majorin scharf und streng. »Soll der Herr Rath vielleicht beschwören, daß er mit der Dienerschaft des Herrn von Schilling niemals intim verkehrt hat?«
»Was ist denn das für eine Differenz zwischen hüben und drüben?« fragte Felix erstaunt hinzutretend.
»Ach, Herr Referendar, die Differenz bringt mich um Brod und Ehre«, sagte Adam mit brechender Stimme. Sonst hatte er den jungen Mann bei dessen Heimkunft immer freudestrahlend begrüßt – heute schien er gar nicht zu wissen, daß er ihn lange nicht gesehen. »Eben hat mich mein alter gnädiger Herr einen Duckmäuser, einen miserablen Spion genannt; er hat mir sein
schönes Mundglas nachgeworfen, daß es in tausend Stücken auf dem Erdboden ’rumgeflogen ist –«
»Sind ja recht schöne, adlige Manieren«, warf die Majorin trocken ein. Sie hatte währenddem einen Bratenteller aus dem Küchenschranke genommen und hielt ihn, seine Sauberkeit prüfend, gegen das Fensterlicht.
Ihren Sohn empörte diese unbeirrte Geschäftigkeit angesichts des tiefalterirten Mannes. Er reichte ihm herzlich die Hand. »Ich begreife nicht, was den alten Herrn dermaßen erbittern mag, daß er sich zu Tätlichkeiten hinreißen läßt«, sagte er teilnehmend. »Noch dazu seinem treuen Adam gegenüber – er hat Sie ja immer vor allen Anderen hochgehalten –«
»Nicht wahr, Herr Lucian, das wissen Sie auch? – »Ach, du mein Gott, ja – und das ist nun Alles aus«, rief der Mann, in Jammer ausbrechend, und Thränen füllten seine Augen. »Ich ein Spion – ich! – Ich soll gehorcht haben der Steinkohlengeschichte wegen, die mich auf der Gotteswelt nichts angeht.«
Felix sah seine Mutter verständnißlos und fragend an.
»Er meint das Kohlenlager im kleinen Thale«, berichtigte die Majorin in ihrer wortkargen Weise. »Der Alte im Schillinghofe ist von jeher ein anmaßender Patron gewesen – er denkt, was er ausklügelt, das kann keinem Anderen einfallen.«
»Der gnädige Herr hat’s ja nicht selber ausgedacht, Frau Majorin –« sagte Adam – »das ist’s ja eben .... Sehen Sie, Herr Referendar, er sagt immer, die Schillings und die Wolframs hätten seit Jahrhunderten die Klosteräcker am kleinen Thale gehabt, und es wär’ bis auf den heutigen Tag Keinem eingefallen, von dem großem steinigen Grund nebenan, der den Gotters von alten Zeiten her gehört, eine Handbreit auch nur geschenkt zu nehmen, geschweige denn zu kaufen – es ist zu elender Boden; der alte Gotter hat ihn oft genug selber verwünscht; er hat’s so wenig gedacht, wie seine Nachbarsleute, die jahraus, jahrein daneben gepflügt und geackert haben, daß was Gescheidteres drunter stecken könnte. Da ist aber der fremde Ingenieur hierher versetzt worden, der hat gleich auf den ersten Blick gewußt, daß gerade unter dem Grunde ein großes Kohlenlager ist – die Kohlen lägen ja geradezu am Tage, hat er gesagt –«
»Ist auch so gewesen«, fiel die Majorin vom Küchentische herüber ein. Sie entfaltete ein schneeweißes Tellertuch und rieb und wischte an der Bratenschüssel.
»Und weil er mit meinem gnädigen Herrn von früher her bekannt war«, fuhr Adam fort, »so hat er ihm den Vorschlag gemacht, mit ihm in Compagnie den Grund zu kaufen und ein Kohlenbergwerk anzulegen. Mein Herr ist auch mit tausend Freuden drauf eingegangen, und sie haben Alles ganz im Geheimen abgemacht. Weil aber gerade zu der Zeit die Hochzeit in Coblenz sein sollte, so ist der Ankauf des Grundstücks bis nach der Reise an den Rhein verschoben worden. Es ist ihnen ja nicht im Traume eingefallen, daß ihnen ein Anderer zuvorkommen könnte – es hat ja keine Seele drum gewußt – so haben sie wenigstens gemeint – ja Prosit! – wie sie nachher zum alten Gotter gekommen sind, da hat der geflucht und gewettert: er hätte sich überrumpeln lassen; er hätte dem Herrn Rath Wolfram seinen Grund um ein Spottgeld verkauft – und nun seien ja Kohlen die schwere Menge drunter, und der Herr Rath habe schon bei der Behörde auf das Grundstück Muthung eingelegt – ist das nicht die reine Zauberei, Herr Lucian?«
»Ein merkwürdiges Zusammentreffen auf alle Fälle!« rief der junge Mann überrascht.
»Das sage ich auch; es ist eben Glück dabei gewesen, und der Onkel kann nicht dafür, wenn es andere Schlafmützen verpassen«, setzte seine Mutter hinzu. »Übrigens lügt der alte Gotter, wenn er von Überrumpeln und von einem Spottgeld spricht; er hat sich zu Anfang in’s Fäustchen gelacht, weil er seinen sauren Wiesengrund so vorteilhaft losgeworden ist.«
Das klang so kühl und nüchtern, so fertig und abgeschlossen im Urtheil. Dabei war diese Frau doch, trotz ihres schlicht bürgerlichen Gebahrens, eine vornehme Erscheinung. Sie war noch schlank und hatte über dem schönen Gesicht nußbraunes Haar, so voll und kräftig wie das eines jungen Mädchens, und die ehemalige Officiersfrau vergaß bei allem Bienenfleiß ihre Stellung nicht; sie war sorgfältig frisirt und sehr gut gekleidet, wenn auch der schöne Fuß im festen Lederstiefel steckte und eine breite, blauleinene Küchenschürze augenblicklich das elegant sitzende Kleid umhüllte.
»Da iß, Kind!« sagte sie und reichte dem kleinen Mädchen des Dieners ein Stück Kuchen aus dem Fliegenschranke. Die Kleine wandte mit finsteren Augen den Kopf weg und wehrte die Gabe ab.
»Die nimmt nichts, Frau Majorin«, sagte ihr Vater weich. »Sie hat heute noch keinen Bissen gegessen; sie kann’s nicht sehen, wenn die Leute nicht gut mit mir sind, und heute hat ja das Quälen und Zanken den ganzen Tag nicht aufgehört. Herr Lucian, ich hab’ viel ertragen in der letzten Zeit. Der gnädige Herr bleibt dabei, die Sache sei nicht mit rechten Dingen zugegangen; er habe irgend einen ›falschen Christen‹ in seinem Hause, der gehorcht und geklatscht hätte, und weil ich, wie die Herren beisammen saßen, ein paar Mal mit Wein ab- und zugegangen bin, da fällt nun auf mich armen Kerl der Verdacht. Das ewige Sticheln hab’ ich geduldig verbissen, ich wollte ja mein Brod nicht verlieren, Hannchens wegen« – er strich mit der Linken zärtlich über die dicken Haarflechten des Kindes – »aber seit gestern, wo die Leute von nichts Anderem sprechen, als von dem großen Glück, das der Herr Rath mit seinem Unternehmen hat – es sollen ja Kohlen sein, so gut wie die besten englischen – da kennt sich der gnädige Herr nicht mehr vor Wuth und Ärger. Ich wollte nun den Herrn Rath noch einmal ganz gehorsamst bitten, daß er’s meinem Herrn begreiflich macht –«
»Das geht nicht, Adam; so viel sollten Sie sich selbst sagen«, unterbrach ihn die Majorin kurz. »Mein Bruder wird sich schwerlich herbeilassen, den Leuten auch noch gütlich zuzusprechen, die ihn heimlich anfeinden, weil er ebenso gescheidt gewesen ist, wie sie; das schlagen Sie sich aus dem Sinn und sehen Sie zu, wie Sie sich selbst heraushelfen!«
Der Mann biß die Zähne zusammen; er kämpfte schwer mit seiner Erbitterung. »Hätt’ es freilich wissen sollen!« sagte er achselzuckend mit einem tiefen Seufzer; »zwischen zwei großen Herren fällt so eine armselige Bedienten-Ehre allemal auf den Boden. Da bleibt einem armen Teufel wie mir ja wirklich nichts Anderes mehr übrig, als – in’s Wasser zu gehen«, fuhr es ihm verzweiflungsvoll heraus.
»Ach nein, das thust Du nicht, Vater. Gelt, das thust Du nicht?« schrie das kleine Mädchen auf.
»Reden Sie doch nicht so gotteslästerlich, Mann!« schalt die Majorin streng und entrüstet. Felix aber nahm den Kopf des Kindes, das in ein unaufhaltsames Weinen ausbrach, sanft zwischen seine Hände. »Sei still, Herzchen«, beruhigte er, »das thut Dein Vater nicht; dazu ist er viel zu brav. Ich will in den Schillingshof gehen und mit dem alten Herrn sprechen, wenn Sie es wünschen, Adam.«
»Ach nein, ich danke Ihnen, Herr Referendar«, versetzte der Mann; »ich weiß, Sie meinen es gut mit mir, aber das macht Ihnen nur Ungelegenheiten und mir hilft es doch nichts.« Er grüßte, schlang den Arm um sein kleines Mädchen und führte es nach der Hausthür. »Komm her, wir gehen zu Deiner Großmutter.«
»Ja, Vater«, sagte das Kind, augenblicklich sein Schluchzen niederkämpfend; »aber Du bleibst auch dort, gelt? Du gehst nicht fort in der Nacht, Vater?«
»Nein, mein gutes Hannchen.«
Sie gingen durch den Hof, und der Puter lief wieder auf das Rothröckchen zu, aber die Kleine beachtete ihn nicht; ihre Füßchen suchten Schritt mit dem Vater zu halten, wobei sie weit vorgebogen ihm beweglich unter das Gesicht sah – sie traute seiner mechanisch gesprochenen Versicherung nicht. »Ich schlafe die ganze Nacht nicht – paß’ auf!« drohte sie mit ihrem angstbebenden Stimmchen. »Ich sehe es, wenn Du fortgehst.« Und als die Hofthür schon hinter ihnen zugefallen war, da hörte man noch über die Mauer her die unsäglich angstvolle, kindliche Drohung: »Ich schlafe nicht; ich lauf’ Dir nach, wenn Du fortgehst, Vater.«
Die Majorin kehrte mit einem Achselzucken an den Küchentisch zurück.
»Mit dieser Art Leuten ist nicht viel anzufangen – sie sind gleich außer Rand und Band«, sagte sie gelassen wie immer.
»Nun, den möchte ich doch sehen, der sein inneres Gleichgewicht behält, wenn er ungerecht beschuldigt wird und darüber auch noch sein Brod verliert!« rief ihr Sohn tieferregt. »Sei nicht böse, Mama – aber auf dem Klostergute werden seit Jahrhunderten nur reiche, kluge Leute geboren – kein warmblütiges Menschenherz.«
»Wir backen ›seit Jahrhunderten‹ wöchentlich sechs Armenbrode, mag das Korn gerathen oder nicht«, entgegnete sie, ohne auch nur eine Miene ihres ernsten Gesichts zu verziehen. »Wir unterstützen auch vielfach auf andere Weise, wenn wir das auch nicht an die große Glocke hängen. Aber wir sind bedächtiger Natur und rennen nicht mit jedem Kopf, der oben’naus will .... Du bist allerdings nicht auf dem Klostergute geboren« – die gelassene, gleichmütige Stimme konnte sehr spitz werden – »Du bist auch so ein neumodischer Brausekopf, der den Einen in den Himmel hebt und dabei das gute Recht eines Anderen zertritt. Meinst Du wirklich, der Onkel solle öffentlich erklären, daß er um ›das Geheimniß‹ des Herrn von Schilling nicht gewußt hat?«
»Das durchaus nicht, aber –«
»Es würde auch dem wunderlichen Menschen, dem Adam, nichts nützen, so wenig wie dem alten Mann im Schillingshofe zu helfen ist«, fiel sie ihm in’s Wort. »Die ›brillante‹ Heirath hat die verpfändeten Güter nicht so unbedingt an die Familie wieder zurückgebracht. Der Vormund der jungen Frau, ein schlauer Fuchs, hat einen Ehecontract aufgestellt, der den Schillings sehr viel zu wünschen übrig lassen soll – daher die grimmige Laune, die der Alte drüben nun an der Dienerschaft ausläßt.«
»Der arme, alte Papa Schilling!« rief Felix bedauernd. »Da mag er freilich tief erbittert sein und um den gescheiterten Plan doppelt grollen – der Kohlenfund hätte ihm jedenfalls wieder zu eigenem Vermögen verholfen. Es thut mir unsäglich leid – er büßt doch zumeist für die Sünden seiner Vorfahren.«
Die Majorin räusperte sich vernehmlich – sie wußte es jedenfalls besser – aber sie erwiderte kein Wort; sie widersprach nur, wenn sie im eigenen Interesse mußte, dann aber auch energisch. Während ihr Sohn einigemal mit raschen Schritten die Hausflur durchmaß, schälte sie eine frische Gurke zum Salat.
»Wunderbar aber ist und bleibt es, daß zwei Köpfe fast zur selben Stunde den gleichen Gedanken hegen, einen Schatz zu heben, an welchem alle Vorfahren und sie selbst so lange Zeit ahnungslos vorübergegangen sind«, sagte der junge Mann nach einem augenblicklichen Schweigen gespannt und trat wieder auf die Schwelle der Küchenthür.
»Hm – ich frage den Onkel sehr selten und lege mir alle Vorkommnisse selbst zurecht«, entgegnete seine Mutter, ohne von ihrer Beschäftigung wegzusehen. »Der Onkel wird schon längst ebenso klug gewesen sein, wie der Herr Ingenieur, aber er hat wohl die Unruhe und das Risico des Unternehmens gescheut. Nun ist der kleine Veit angekommen – die Wolframs blühen wieder auf, und da wird jeder neue Erwerb zur Pflicht.«
»Mein Gott, soll denn dieses fieberhafte Erwerben bis in alle Ewigkeit fortgehen, Mama? Ich sollte doch meinen, Deine Familie hätte längst übergenug.«
Die Majorin fuhr wie entsetzt herum, und ein langer, unwillig überraschter Blick maß strafend den Sohn – es glimmte doch auch nicht ein Funke des Wolfram’schen Familiengeistes in ihm. »Übergenug haben!« Den vermessenen Gedanken hatte man auf dem Klostergute noch nicht gedacht, geschweige denn laut werde lassen – wie den Schlafwandelnden, so schreckt ja ein unbesonnener Anruf das scheue Glück vom Wege und macht es stürzen.
»Über die Vermögensverhältnisse spricht man in unserer Familie nicht – das merke Dir!« wies sie ihn scharf und schneidend zurecht. Sie drehte an einem Hahn über dem Spültisch und ließ sich das frische Brunnenwasser über die Hände laufen.
»Dein spätes Mittagbrod ist fertig – gehe in die Stube! Ich komme gleich nach«, sagte sie kurz über die Schulter.
Das war ein barsches Commando. Felix biß sich zornig auf die Unterlippe und schritt an seiner Mutter vorüber in die anstoßende Stube. Da hatte zu allen Zeiten der Eßtisch gestanden, und der tiefe Fensterbogen war der unbestrittene Platz der Hausfrau gewesen. Die Fenster gingen, wie die der Küche, auf den Hinterhof, den die Wirthschaftsgebäude und nach dem Schillingshofe zu eine Mauer umschlossen. Vor dem oberen Stockwerk der Gebäude hin lief ein bedeckter Gang; eine Reihe kleiner Fenster, von schmalen Thüren unterbrochen – einst die Mönchszellen – mündeten auf ihn; das waren jetzt die Heu- und Kornböden, die Obstkammern. Spreusiebe und Rechen hingen an den Außenwänden, und auf dem Holzgeländer trockneten Getreidesäcke und Pferdedecken.
Der überhängende Gang verfinsterte den Hof und ganz besonders die Stube, vor deren Fenstern auch noch eine uralte Rüster ihren mächtig entwickelten Wipfel ausbreitete. In diesem grüngefärbten, ungewiß hereinfallenden Licht stand das Nähtischchen, und hier hatte die stille Frau Räthin die Erholungsstunden ihres an Liebe so karg bemessenen Ehelebens verbracht. Das Krähen und Gackern des Hühnervolkes auf der Düngerstätte, die Brummstimmen der Kühe von den Ställen her, die Hantirung der ab- und zugehenden Knechte und Mägde – das war das Lebensgeräusch für die Einsame gewesen.
Felix erinnerte sich noch, daß sie eines Sonntag-Nachmittags die Korbwanne mit ihrem schlafenden Töchterchen neben sich gestellt hatte, in der Meinung, ihr gestrenger Eheherr sei ausgegangen. Da war der Rath plötzlich eingetreten. Die Frau war jäh emporgefahren, die Gluth des Ertapptseins auf dem blassen Gesicht; Fingerhut, Scheere und Nadelbüchse waren auf die Dielen gepoltert, und der finstere Mann hatte mit einem halben Blick nach dem Korbbettchen beißend gesagt, hier sei sein Eßzimmer und nicht die Kinderschlafstube.
An diesen Vorfall wurde Felix beim Eintreten lebhaft erinnert; denn fast auf derselben Stelle schlief jetzt auch ein Kind, aber nicht in der primitiven Korbwanne, zwischen buntgewürfeltem Bettzeug – ein elegantes Wiegenbettchen stand da; grüne Seide spannte sich über das Verdeck, und ein langer grüner Schleier fiel über die kleine, flockenweiche und weiße Bettdecke. Und am Nähtisch, auf dem Platz der sanften, schlanken Frau, saß eine vierschrötige Person, mit dem bäuerischen Kopftuch über dem dummdreisten, strotzenden Gesicht, und strickte an einem groben Strumpfe. Sie erhob sich nicht von ihrem Sitze, als der junge Herr eintrat, und fuhr fort, mit der Fußspitze die Wiege zu schwenken – sie war sich wohl bewußt, daß die Amme augenblicklich die Herrschende auf dem Klostergute sei.
Felix hätte gern einen Blick durch den Schleier geworfen, um das Gesicht des kleinen schlafenden Vetters zu sehen, allein der Anblick des Frauenzimmers auf dem Platze der verstorbenen Tante empörte und verletzte ihn. Er setzte sich schweigend an den Eßtisch und zog ein Lederetui aus der Tasche, das er öffnete, um ein zusammengeklapptes Eßbesteck von Silber herauszunehmen .... Das war das einzige von den Lucians herstammende Stück, das die erzürnte, unversöhnliche Frau aus dem Königsberger Hausstand mit heimgebracht hatte, das Pathengeschenk des Großvaters, des längstverstorbenen Oberst Lucian, für seinen Enkel Felix, den er selbst aus der Taufe gehoben. Das Etui war seitdem in der dunkelsten Ecke des Silberschrankes droben im Giebelzimmer verblieben. Bei seinem letzten längeren Aufenthalt auf dem Klostergute aber hatte der junge Eigenthümer durch Zufall das geflissentlich verborgene großväterliche Geschenk entdeckt; er hatte es sofort mit heimlich aufjauchzendem Herzen wiedererkannt und, trotz des mütterlichen Protestes, als sein Eigen reclamirt.
Nun schob er das einfache, holzstielige Besteck des Hauses beiseite und legte das silberne auf die hingebreitete Serviette.
In diesem Augenblick trat die Majorin ein. Sie trug ein gebratenes Hähnchen und den Gurkensalat auf einem Präsentirbrett und war eben im Begriff, einen gewärmten Teller vor ihren Sohn niederzusetzen, als ihr Blick auf das Silberbesteck fiel. Sie wurde dunkelroth im Gesichte und blieb regungslos stehen.
»Nun, ist Dir unser Eßzeug nicht blank oder stolz genug?« fragte sie kurz, wie mit zugeschnürter Kehle.