Danksagung:

An erster Stelle möchte ich mich bei Herr Kapitän Hanns Temme und der nautischen Besatzung des Traditionsseglers Fritjof Nansen sowie der Fritjof Nansen e.V. bedanken.

Ferner möchte ich mich bei meinen Ausbildern, Jochen Keilich, Peter Trommel, Norbert Wolter, Wolfgang Bleser, Kapitän Holger Bullmann (Elbe Pilot), Kapitän Dirk Seidewitz (Elbe Pilot), Kapitän Werner Adam bedanken. Weiterer Dank gilt Kapitän Heinz Breidenbach, Kapitän Christian Bock, Hermann Lose sowie der nautischen Besatzung des Feuerschiffs Elbe 1 (Bürgermeister Oswald) bedanken.

Weiterhin gebührt Dank für die Mithilfe, Unterstützung und ihr Verständnis während der Entstehung dieses Werkes folgenden Personen: Volker Niessen, Maria Kuntke, Jörg Dillmann, Akbar Mazhari, Regina und Andreas Paasche, Sebastiano Colajanni, Manuel Weber, Joachim Hirsch, Achim Blank, Gerd Heidbring, Petra Steiner und Kapitän Josef Steiner.

Ich bedanke mich bei meiner Frau Dr. Bita Tarazouei und bei meinem Bruder Dr. Kourosch Bahrami, und natürlich bei meinen Eltern ohne deren Unterstützung dieses Werk nicht möglich gewesen wäre.

A. Bahrami

Haftungsausschluß:

Trotz gründlicher Recherchen und Überprüfung der Fakten kann der Autor keine Gewährleistung auf Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben übernehmen. Folglich kann der Autor nicht haftbar gemacht werden für eventuell nicht bestandene Prüfungen. Die Geltendmachung von Ansprüchen jeglicher Art ist ausgeschlossen.

Kontaktmöglichkeit:

Der Autor ist sehr dankbar für Anregungen und offen für Verbesserungsvorschläge. Mitteilungen können gesendet werden an:

E-Mail: a.bahrami@t-online.de

Hinweis:

Quellenangabe

Inhaltlich basiert dieser Fragenkatalog auf folgenden Quellen:

Inhalt

Vorwort zur 5. Auflage

Mit Freude habe ich in den vergangenen Jahren das anhaltende Interesse an diesem Werk zur Kenntnis genommen. So hat sich dieses Buch in Ergänzung zu seiner Funktion als Ausbildungsunterlage auch als Bordhandbuch im Sinne eines Nachschlagewerkes in der Fahrpraxis bewährt.

Ich selbst habe in diesen vergangenen Jahren auch an meiner persönlichen Fortbildung weitergearbeitet und habe in der Zwischenzeit das Große Patent erworben. Die im Rahmen dieser Ausbildung erworbenen Erkenntnisse sowie die in der Fahrpraxis gemachten Erfahrungen habe ich in diese umfassend überarbeitete Neuauflage des Werkes einfließen lassen.

Analog zur 4. Auflage sind zunächst die neuesten Änderungen der gesetzlichen Vorgaben, wie z.B. Änderungen in der Rheinschiffsuntersuchungsordnung, Einlaufbedingungsverordnung und die Verordnungen der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung, für die 5. Auflage berücksichtigt worden. Darüber hinaus wurden neue Fragen aufgenommen bzw. nicht mehr aktuelle Fragen eliminiert.

Die positiven Erfahrungen aus den Neustrukturierungen des Aufbaus der Fragenabfolge haben dazu motiviert, eine weitere Optimierung der Fragenformulierungen sowie Abfolge nach Schwierigkeitsgrad durchzuführen. Insbesondere die Kapitel Navigation, Schifffahrtsrecht und Wetterkunde wurden zwecks besserer Verständlichkeit komplett neu strukturiert. Besonders sei auch auf die Formelsammlung und das Abkürzungsverzeichnis im Anschluss an das Kapitel Navigation hingewiesen. Dort findet der Leser die wesentlichen Formeln für die Gezeitenberechnung, Kursbeschickung und Kursumwandlung sowie die wichtigsten Abkürzungen und Begriffe zum Thema Radar. Neu in der 5. Auflage sind veranschaulichende Abbildungen zur astronomischen Navigation. Besonderes Augenmerk wurde auf weitere Optimierung des Index gerichtet um die Nutzung als Bordhandbuch zu vereinfachen.

Im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses hoffe ich, auch mit dieser fünften, neu strukturierten, überarbeiteten und erweiterten Auflage des Fragenkatalogs zum einen den Lern- und Ausbildungsprozeß zum See- und Hochseeschifferschein weiter optimiert und einen Beitrag für mehr Sicherheit an Bord geleistet zu haben. Ferner hoffe ich mit dieser fünften Auflage einen zusätzlichen Leserkreis zu erreichen, der das Bordhandbuch als ein leicht zugängliches und zugleich umfangreiches Nachschlagewerk für seine Fahrpraxis zu nutzen beabsichtigt.

Ich wünsche allen Lesern stets gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unterm Kiel.

Bonn, im Sommer 2016

A. Bahrami

Navigation

GRUNDKENNTNISSE

1. SSS Definieren Sie die Begriffe geografische Breite und geografische Länge.

Geografische Breite (Breitenparallele bzw. Breitenkreis) ist jeder parallel zur Äquatorebene um die Erde verlaufende Kreis. Die geografische Länge, auch Meridian genannt, ist die Verbindung auf der Erdoberfläche von Pol zu Pol. Die geografischen Koordinaten eines Ortes gibt man als Winkel in Grad, Minuten und Zehntelminuten an. Die geografische Breite liest man am seitlichen und die Länge am unteren oder oberen Kartenrand ab.

2. SSS Erklären sie, wie in der Seefahrt im Allgemeinen die Entfernungen angegeben werden?

Die Entfernungen werden in Seemeilen gemessen bzw. angegeben. Eine Seemeile entspricht 1852 Metern. Die Länge einer Seemeile entspricht genau den Abstand zweier Breitenkreise die sich um eine Minute unterscheiden. Eine Seemeile besteht aus 10 Kabellängen (185,2m). Die Distanzen in Seemeilen liest man in der Seekarte unmittelbar am seitlichen Kartenrand ab (nie am oberen oder unteren Kartenrand)!

3. SSS Worauf beziehen sich Tiefen- und Höhenangaben in den Seekarten?

Auf welche Nullfläche (Seekartennull / SKN) die Tiefenangaben einer Seekarte bezogen sind, steht unter "Bemerkungen" am Kartenrand bzw. der Legende der Seekarte. In der Ostsee ist beispielsweise der örtliche mittlere Wasserstand als SKN (Seekartennull) festgelegt. In der Nordsee hingegen, gilt seit 2005 die Lowest Astronomical Tide, auch LAT genannt, und bedeutet: Niedrigster möglicher Gezeitenwasserstand bzw. niedrigstes mögliches Springniedrigwasser.

4. SSS Welche Unterlagen / Bücher bzw. Veröffentlichungen braucht man mindestens für die sichere Navigation?

Seekarten, Seehandbücher, Leuchtfeuerverzeichnisse (Admirality list of lights and fog signals), Listen der Revierzentralen, Radarstationen und Yachtfunkdiensten, Gezeitentafeln, Atlas der Gezeitenströme, Handbuch für Brücken und Kartenhaus, Karte 1 / INT 1.

5. SSS Woher bezieht man seinen Bedarf an nautischen Veröffentlichungen?

Von dem BSH (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie). Sowie von dem elektronischen Wasser Informationssystem (ELWIS) -einsehbar im Internet.

6. SSS Wo sind die Bedeutungen und Erklärungen von Abkürzungen und Symbolen in Seekarten zu finden?

In der „Karte 1 / Int.1“ des BSH.

7. SSS In welchen Veröffentlichungen findet man Informationen, welche Küstenfunkstelle zu welcher Zeit nautische Warnnachrichten sendet?

Im Yachtfunkdienst und im nautischen Funkdienst Band 1.

8. SSS In welchen Veröffentlichungen findet man nationale Seeverkehrsvorschriften anderer Staaten?

In Seehandbüchern für das zu befahrende Seegebiet / Gewässer.

9. SSS Wer veröffentlicht die Bekanntmachungen für Seefahrer (BfS) und welchen generellen Inhalt haben die BfS?

Die Bekanntmachungen für Seefahrer (BfS) werden von den Wasser- und Schifffahrtsverwaltungen des Bundes veröffentlicht.

Sie enthalten Angaben über wichtige Maßnahmen und Ereignisse auf den Seeschifffahrtsstraßen und der ausschließlichen Wirtschaftszone, also für die sichere Navigation umfassende Informationen über alles, was auf den Revieren und Küstengewässern Deutschlands an Gefahren und Änderungen beachtet werden muss.

10. SSS Wie werden die Bekanntmachungen für Seefahrer (BfS) der Schifffahrt zur Kenntnis gebracht?

Die BfS werden von den Wasser- und Schifffahrtsverwaltungen des Bundes herausgegeben und an den amtlichen Aushangstellen bzw. über Internet (www.elwis.de) veröffentlicht.

11. SSS In welcher Form werden innerhalb der deutschen Seewarngebiete nautische Warnnachrichten (NWN) ausgestrahlt? Was bedeutet in diesem Zusammenhang (NWN) in einer Meldung das Wort vital?

Nautische Warnnachrichten (NWN) werden von den Verkehrszentralen und der Seewarndienstzentrale Cuxhaven für das gesamte deutsche Warngebiet herausgegeben und über Funk ausgestrahlt. Die Sender Deutschlandfunk und ndr-4 verbreiten alle über Funk abgegebenen NWN und auch andere regional begrenzte Nachrichten, die für die Schifffahrt wichtig sein können, z.B. militärische Übungen; gefährliche Wracks auf den Hauptschifffahrtswegen. (Mittelwelle auf 1269 kHz (bis Ende 2016), ndr-info Spezial Mittelwelle 702 und 972 kHz, NAVTEX, Fernschreiber, Wetterdecoder, Internet, etc.)

Vital:

Die NWN erhält den Zusatz „vital“, wenn die Warnung auf eine lebensbedrohliche Gefahr hinweist.

12. SSS Der Deutsche Nautische Warn- und Nachrichtendienst verbreitet auf unterschiedliche Weise Informationen. Nennen Sie Name, Herausgeber und Erscheinungsweise der jeweiligen Veröffentlichung und geben Sie je ein Beispiel für ihren Inhalt.

Bekanntmachungen für Seefahrer (BfS) werden von zuständigen Wasser und Schifffahrtsbehörden für die Sportschifffahrt herausgegeben und veröffentlicht, z.B. Betonnungsänderung.

Die Nachrichten für Seefahrer (NfS) werden von der BSH herausgegeben (wöchentlich), z.B.: Kartenberichtigungen.

Nautische Warnnachrichten (NWN): Verbreitung wichtiger Gefahrenmeldungen oder sonstiger, besonders dringender Nachrichten bei Bedarf durch Funk über die Seewarndienstzentrale Cuxhaven.

13. SSS Was versteht man unter Temporary and Preliminary Notices (T & P – Nachrichten) und wie werden diese in britischen Seekarten eingetragen?

Temporary Notices to Mariners bzw. T-Nachrichten sind Berichtigungen, die über einen zeitweiligen Zustand unterrichten und werden durch ein (T) - Temporary- hinter der Nummer der Meldung aufgeführt. Sie geben, wenn bekannt, auch die voraussichtliche Dauer der Maßnahme bekannt.

Preliminary Notices bzw. P-Nachrichten sind Berichtigungen die eine bevorstehende Maßnahme ankündigen und werden durch ein (P) - Preliminary- hinter der Nummer der Meldung aufgeführt. Sie geben den voraussichtlichen Zeitpunkt der Durchführung an.

Preliminary und Temporary Nachrichten werden grundsätzlich nur mit Bleistift eingetragen, um die Meldung nach Ablauf der Gültigkeitsdauer leicht wieder ausradieren zu können.

14. SSS Beschreiben Sie, in welcher Weise in der Seeschifffahrt die bevorstehende Verlegung einer Leuchttonne bekannt gegeben wird und wie Sie diese Nachricht in der Seekarte vermerken/berichtigen. Was ist in diesem Zusammenhang bei neu erworbenen Seekarten zu vermerken?

Die Verlegung einer Leuchttonne wird rechtzeitig durch eine P-Nachricht (Preliminary - Notice) in den Nachrichten für Seefahrer (NfS) der Schifffahrt bekannt gegeben.

Eine P-Nachricht wird mit Bleistift in die Seekarte eingetragen, sodass sie ggf. geändert, gelöscht oder endgültig eingetragen werden kann. P-Nachrichten sind in neu gekauften Seekarten nicht eingetragen. Dieses muss nach dem Kauf und vor Gebrauch der Seekarte vom Nutzer erfolgen, z.B. aus den Nachrichten für Seefahrer (NfS) oder den Notices to Mariners (NTM).

15. SSS Wer ist für die Berichtigung von Seekarten in der Berufs- und Sportschifffahrt verantwortlich?

Für die Aktualität und Richtigkeit der nautischen Unterlagen (u.a. Seekarten, Seehandbücher, Leuchtfeuerverzeichnisse, Tidenkalender, Gezeitenstromtabellen und Atlanten etc.) ist laut Schiffsicherheitsverordnung der Schiffsführer an erster Stelle verantwortlich.

16. SSS Beschreiben Sie die Ausführung der Berichtigung einer NfS-Meldung (hier: Tonnenverlegung).

Ausführung der Berichtigung:

Jede der neu angegebenen Positionen ist mit einem kleinen Kreis zu versehen.

Die vorhandenen Tonnen und die dazugehörigen Angaben werden mit einem Kreis versehen, von dem aus ein geschwungener Pfeil zu dem Kreis auf der neuen Position gezeichnet wird.

Die vorhandenen Tonnen sind kreuzweise, aber lesbar bleibend, durchzustreichen.

17. SSS/SHS Sie haben im Hafen eine neue britische Seekarte gekauft. Was ist von Ihnen vor Inbetriebnahme dieser Seekarte zu beachten?

Beim Kauf von Seekarten gibt ein Stempel Auskunft über den Berichtigungsstand. Alle späteren Berichtigungen müssen durch den Käufer nach dem Kauf und vor Benutzung eingearbeitet werden.

Vor Inbetriebnahme sind die zwischen dem Datum des Berichtigungsstandes und dem aktuellen Benutzungsdatum liegenden NTM (Notices to Mariners) durchzusehen, ob und inwieweit die Seekarte vom Nutzer zu berichtigen ist.

Auf jeden Fall müssen die P- und T-Nachrichten (Preliminary & Temporary Notices) eingetragen werden, da die Berichtigungsdienste dies nicht durchführen.

KURSUMWANDLUNG

18. SSS Beschreiben Sie die drei Himmelsrichtungen (Nordrichtungen).

Rechtweisend Nord (rwN):

Ist die Nordrichtung des Ortsmeridians, also die Richtung hin zum geographischen Nordpol.

Missweisend Nord:

Ist die Nordrichtung zum magnetischen Nordpol, in die eine vom magnetischen Schiffsfeld unbeeinflusste Kompassnadel an Bord zeigt.

Magnetkompass Nord:

Ist die magnetische Nordrichtung, in die eine vom magnetischen Erdfeld und dem Schiffsmagnetismus (Eisenmassen des Schiffes) beeinflusste Kompassnadel an Bord zeigt.

19. SSS Was bedeutet „Kurs über Grund“ (KüG)?

Winkel zwischen rechtweisend Nord und der Richtung des Weges über Grund. Auch Kartenkurs (KK) genannt.

20. SSS Was bedeutet „Fahrt über Grund“ (FüG)?

Die im Voraus bestimmte oder nach einer bestimmten Fahrzeit ermittelte Geschwindigkeit des Schiffes im Verhältnis zum Meeresgrund.

21. SSS Welchen Winkel beschreibt der Magnetkompasskurs (MgK)?

MgK (Magnetkompasskurs) ist der Winkel zwischen Magnetkompassnord (MgN) und der Rechtsvorausrichtung des Fahrzeugs.

22. SSS Welcher Kurs entspricht dem Winkel zwischen Rechtvorausrichtung und rechtweisend Nord?

Der Winkel zwischen Rechtvorausrichtung des Fahrzeugs und rechtweisend Nord ist der rechtweisende Kurs (rwK).

23. SSS Wodurch entsteht die Magnetkompass-Ablenkung und weshalb ist sie vom Kurs des Schiffes abhängig?

Die Ablenkung (Deviation) des Kompasses wird verursacht durch das gesamt magnetische Feld eines Schiffes sowie einzelner magnetischer Eisenteile an Bord, die sich in der Nähe vom Aufstellungsort des Kompasses befinden können. Die Vektor des magnetischen Erdfeldes und der Vektor des magnetischen Schiffsfeldes wirken gemeinsam auf die Kompassnadel ein. Wird das Schiff „gedreht“, so verändert sich allein die Richtung des magnetischen Schiffsvektors und damit auch die Richtung des magnetischen Gesamtvektors (bestehend aus magnetischen Erdfeld und magnetischen Schiffsfeld) was zur Entstehung der Ablenkungskurve (Deviationskurve) des Kompasses führt. Die Ablenkung/Deviation ist somit kursabhängig.

Wenn beide Vektoren in eine Richtung zeigen, wird die Richtkraft des Kompasses gestärkt, und wenn sie entgegengesetzt stehen wird die Richtkraft geschwächt (Er schwingt z.B. langsam ein) Diese Gefahr ist besonders beim Kompensieren des Kompassortes zu beachten, damit die Richtkraft des gesamten magnetischen Feldes nicht zu stark durch die Kompensierungsmagnete beeinflußt bzw. geschwächt wird.

24. SSS Weshalb unterscheidet man zwischen Steuertafel und Ablenkungstafel?

Die Ablenkungstabelle hat im Prinzip zwei Einstiegsspalten: eine für die Korrektur des Magnetkompasskurses (MgK), genannt Ablenkungstafel, die andere für die Berichtigung des missweisenden Kurses (mwK) genannt Steuertafel.

25. SSS Erklären Sie die „Missweisung“. Wovon ist die Missweisung abhängig?

Die Missweisung ist der Winkel zwischen dem magnetischen und dem geographischen Nordpol. Die Missweisung ist zeit- und ortsabhängig. Sie wird der Seekarte entnommen (Kompassrose) und muss auf das aktuelle Jahr der Benutzung korrigiert werden.

26. SSS Erklären Sie den missweisenden Kurs (mwK).

Kurswinkel zwischen der Richtung des magnetischen Erdfeldes und der Rechtvorausrichtung des Fahrzeuges. Ist die Ablenkung der Kompassnadel von der geographischen Nordrichtung nach rechts bzw. Ost gerichtet erhält die Mißweisung das Vorzeichen plus (+), ist sie nach Westen bzw. nach links abgelenkt erhält sie das Vorzeichen (-).

rwK + Mw = mwK

Missweisung (MW) = rechtweisender Kurs (rwK) – missweisender Kurs (mwK)

Beispiel:

Mw = rwK 240° - mwK 245°

Mw = -5 °

27. SSS Was bedeutet Magnetkompassablenkung?

Magnetkompassablenkung (Abl) ist der Winkel zwischen missweisend Nord und Magnetkompass Nord.

Ausgehend von missweisend Nord nach Osten mit der Benennung E (Vorzeichen plus) und nach Westen mit der Benennung W (Vorzeichen minus).

Ablenkung der Nadel geht nach rechts oder östlich, dann ist das Vorzeichen (+).

Ablenkung der Nadel geht nach links oder westlich, dann ist das Vorzeichen (-).

28. SSS Was ist die Fehlweisung?

Die Fehlweisung (Fw) ist der Winkel zwischen rechtweisend Nord und Magnetkompass Nord.

Ausgehend von rechtweisend Nord nach Osten mit der Benennung E (Vorzeichen plus) und nach Westen mit der Benennung W (Vorzeichen minus).

Fw = Mw + Abl

Die Fehlweisung ist die Summe aus Ablenkung und Missweisung.

29. SSS Was ist die Magnetkompassfehlweisung (MgFw)?

Magnetkompassfehlweisung (Fehlweisung) ist die Summe aus Magnetkompassablenkung und Missweisung. Auch hier gilt:

Fw = Mw + Abl

30. SSS Woher erhält der Navigator die aktuellen Stromangaben?

Aus Gezeitentafeln und Gezeitenstromatlanten.

31. SSS Wovon hängt die Windversetzung ab? Woher erhält der Navigator den aktuellen Wert?

Windversatz hängt ab von:

Den aktuellen Wert für Windversetzung erhält der Navigator aus der Tabelle für Anhaltswerte für Windversetzung.

Merkregel für die Vorzeichen des Wind/Stromversatzes:

Wird das Schiff nach rechts (Stb) versetzt, dann ist das Vorzeichen (+).

Wird das Schiff nach links (Bb) versetzt, dann ist das Vorzeichen (-).

32. SSS Welches Vorzeichen hat die Beschickung für Wind bei Wind von Stb und warum?

Negativ, weil das Schiff zum kleineren Kurswert (Kompasswert) driftet.

33. SSS Setzt der Strom in oder kommt er aus der angegebenen Richtung?

Der Strom setzt in der angegebenen Richtung.

34. SSS Was bedeutet im Rahmen der Kursumwandlung die „Beschickung für Wind und Strom“?

Der Winkel zwischen Rechtvorausrichtung des Fahrzeugs und der tatsächlichen oder beabsichtigten Bewegungsrichtung des Schiffes. Wichtig: Kurs durch Wasser ist die Summe aus rechtweisendem Kurs und Beschickung für Wind (BW)/(Windversatz). Der Kartenkurs (KaK)/Kurs über Grund (KüG) ist die Summe aus dem Kurs durch Wasser (KdW) und Beschickung für Strom (BS).

MgK
Abl +
MwK
Mw +
RwK
BW +
KdW
BS +
KaK / KüG

35. SSS/SHS Um die Ablenkungstabelle zu erstellen, muss das Schiff an einem Kompensierdalben manövriert werden. Beschreiben Sie den Ablauf des Manövers, und erklären Sie das Prinzip der Kompass-Kontrolle mit Hilfe von Kompasspeilung.

Manöver Ablauf:

Die Yacht wird mit der Vorspring an einem Kompensierdalben fest gemacht.

Man kuppelt dann, gut abgefendert, vorsichtig in die Vorspring ein und hält mit Gegenruder das Schiff stabil auf Kurs. Auf diese Weise fest gemacht, lässt sich das Schiff beliebig in kleinen Winkeln schwenken.

Da sich bei der Kompasspeilung die Ablenkung NICHT auf den Betrag der Peilung, sondern auf den anliegenden Kompasskurs bezieht, kann man die Yacht nach und nach drehen und über die gleiche Peilung, die Ablenkung des jeweils anliegenden Kompasskurses prüfen.

Die einzelnen Peilungswerte bewegen sich, lediglich durch die kleinen Unterschiede der Ablenkung variiert, immer um den gleichen Grundwert.

KOPPELN, BESTECKVERSATZ, DISTANZ

36. SSS Was bedeutet im Rahmen der Navigation der Koppelort (Ok)?

Der, von einem bekannten Ort ausgehend, durch Zeichnung und/oder Rechnung, unter Berücksichtigung aller vorhersehbaren Einflüsse, den Strom eingeschlossen, ermittelte Ort des Fahrzeugs.

37. SSS Was bedeutet im Rahmen der Navigation der Loggeort (Ol)?

Der, von einem bekannten Ort ausgehend, durch Zeichnung oder Rechnung, unter Berücksichtigung aller vorhersehbaren Einflüsse, jedoch den Strom ausgenommen, ermittelte Ort des Fahrzeugs.

38. SSS Was bedeutet im Rahmen der Navigation der beobachtete Ort (Ob)?

Der mit Hilfe eines Ortsbestimmungsverfahrens ermittelte Ort des Fahrzeugs.

39. SSS Was bedeutet Besteckversetzung (BV)?

Richtung und Entfernung vom Koppelort zum beobachteten Ort.

40. SSS Wie errechnet sich die voraussichtliche Ankunftszeit an einem Zwischenziel (Formel)?

41. SSS In der Regel ist der Kartenkurs ein Kurs über Grund (KüG). Unter welchen Umständen kann er auch ein Kurs durchs Wasser (KdW) oder ein rechtweisender Kurs (rwK) sein?

Wenn kein Strom setzt, dann ist der KdW (Kurs durchs Wasser) zugleich KüG und wenn auch keine Windversetzung besteht, ist der rwK zugleich KüG.

PEILEN, LOTEN, FEUER IN DER KIMM, TERRESTRISCHE KOMPASSKONTROLLE

42. SSS Was ist die Magnetkompasspeilung (MgP)?

Der Winkel zwischen Magnetkompass Nord und der in die Horizontalebene projizierten Richtung zum Objekt.

Anders ausgedrückt: Der Winkel gemessen in der Horizontalebene zwischen Magnetkompass Nord und der Richtung zum gepeilten Objekt.

43. SSS Was ist die missweisende Peilung (mwP)? Was ist eine rechtweisende Peilung?

Missweisende Peilung:

Der Winkel zwischen missweisend Nord und der in die Horizontalebene projizierten Richtung zum Objekt bzw. der Winkel in der Horizontalebene gemessen zwischen missweisend Nord und der Richtung zum Objekt

Rechtweisende Peilung:

Der Winkel zwischen Rechtweisend Nord und die in der Horizontalebene projizierten Richtung zum Objekt bzw. der Winkel in der Horizontalebene gemessen zwischen rechtweisend Nord und der Richtung zum gepeilten Objekt.

44. SSS Was ist eine Seitenpeilung (SP)?

Der Winkel zwischen der Rechtvorausrichtung des Fahrzeugs und der in die Horizontalebene projizierten Richtung zum Objekt: Mit dem Zusatz Steuerbord (Stb) oder Backbord (Bb). Dabei ist eine halbkreisige Zählung (000° bis 180°) zulässig/üblich.

Anders ausgedrückt:

Der Winkel in der Horizontalebene gemessen zwischen der Rechtvorausrichtung des Fahrzeuges und der gepeilten Richtung zum Objekt. Die gepeilte Richtung wird normalerweise von 0° bis 360° als Vollkreis gezählt. Aber es gibt auch die halbkreisige Zählweise 180° nach Stb mit dem Vorzeichen (+) und nach Bb mit dem Vorzeichen (-).

45. SSS Was ist eine Kreuzpeilung?

Unter Kreuzpeilung bezeichnet man die Bestimmung des Schiffsortes aus den Peilungen zweier Objekte kurz nacheinander, welche in einem möglichst rechten Winkel zueinander stehen. Der Schnittpunkt beider Peilungen, die gleichzeitig zwei Standlinien des Schiffes sind, ergeben den Schiffsort.

46. SSS Erklären Sie das Prinzip einer Versegelungspeilung.

Bei einer Versegelungspeilung erhält man den Schiffsort, indem man die erste Standlinie parallel um den Betrag der Versegelung in Richtung des Kurses verschiebt.

Der Schnittpunkt der verschobenen ersten mit der zweiten Peilungslinie ist der beobachtete Ort (Ob) zum Zeitpunkt der zweiten Peilung. Hinweis: Versegelungsfehler im Standort möglich, da die Geschwindigkeit des Schiffes normalerweise stets geloggt ist.

47. SSS Worin liegen die Fehlerquellen beim Peilen mit einem Handpeilkompass?

In der unruhigen Hand und an der an verschiedenen Beobachtungspunkten an Deck nicht bekannten magnetischen Ablenkung (Deviation).

Nur der Standort des fest aufgestellten Schiffskompass ist kompensiert und seine Ablenkungen sind übereinstimmend mit der Deviationstabelle. Bei jedem Peilen an einem anderen Ort entsteht ein unbekannter Peilfehler.

48. SSS Gewährt ein entferntes oder ein näher liegendes Peilobjekt die bessere Genauigkeit?

Ein näher liegendes Peilobjekt.

49. SSS Unter welchen Gesichtspunkten wählt man ein Peilobjekt aus?

Um den Versegelungsfehler möglichst gering zu halten:

50. SSS Wo wählt man den Standort in einem Fehlerdreieck?

Den Standort wählt man allgemein im Flächenschwerpunkt des Dreiecks.

51. SSS Wie bestimmt man die Ablenkung am Magnetkompass bei verschiedenen Kursen?

Durch einen Vergleich der rechtweisenden Peilung mit der Magnetkompasspeilung. Die Lösung erfolgt in zwei Schritten:

Im ersten Schritt erhält man die gesamte Fehlweisung beim anliegenden Kurs (Fw).

In einem zweiten Schritt extrahiert man aus der gesamten Fehlweisung (Fw) die Ablenkung (Deviation), indem man die Missweisung (Mw) algebraisch addiert (mit umgekehrtem Vorzeichen).

Rechenschema: Die rwP immer in die erste Zeile

Beispiel:
rwP = 320°
mgP = 330° gegeben: Mw(-5°), mgK = 50°
Fehlweisung (fw) = -10°
- Mw = +5° (algebraisch addiert)
Ablenkung (Deviation) = -5°

52. SSS/SHS Rekapitulieren Sie das praktische Peilverfahren unter Einsatz der Peilscheibe.

Die Peilscheibe misst den Seitenwinkel des Peilobjekts von der Rechtsvorausrichtung des Fahrzeugs aus und zwar im Uhrzeigersinn. Da die Rechtsvorausrichtung dem rechtweisenden Kurs entspricht, ist die rechtweisende Peilung die Summe aus rechtweisendem Kurs und Seitenpeilung: RwK + SP = RwP.

Die Peilscheibe dient somit zum Anpeilen von Landmarken, Seezeichen, Gestirnen und schwimmenden Objekten. Dabei wird die horizontale Richtung zum Peilobjekt als Seitenpeilung abgelesen. Die Halterung der Peilscheibe ist so angebracht, dass die 360°- Markierung exakt in Vorausrichtung des Schiffes weist und man möglichst freie Sicht auf das Peilobjekt hat. Man schaut durch das Diopter und liest auf der Scheibe die Richtung zum Objekt ab.

53. SSS Wie ermittelt man die jeweilige Ablenkung für einen recht voraus auf ein Peilobjekt zielenden Kurs?

Die Unterwegsmethode:

Man sucht sich bei sicherem Standort weit voraus eine eindeutige Landmarke und richtet die Yacht genau darauf aus. Dann liest man den Kompasskurs (MgK) ab und vergleicht ihn mit dem Sollkurs in der Karte.

Der MgK muss zu diesem Zweck zu rwK umgewandelt werden:

- Abgelesen MgK
- Plus nach Tabelle Abl +
--------
- Ergibt mwK
- Plus nach Seekarte mw +
--------
- Ergibt rwK Muss gleich sein mit rwK Karte.

54. SSS Was ist die „Tragweite“ eines Feuers?

Die Tragweite des Feuers ist der Abstand, in dem ein Feuer einen eben noch deutlichen Lichteindruck im Auge des Beobachters hervorruft. Sie hängt ab von der Lichtstärke des Feuers und dem Sichtwert (Lichtdurchlässigkeit der Atmosphäre).

55. SSS Was ist die „Nenntragweite“ eines Feuers?

Die Nenntragweite ist die Tragweite eines Feuers für einen definierten Wert (Sichtwert: Faktor 0,74), der einer meteorologischen Sichtweite am Tage von 10 Seemeilen entspricht.

56. SSS Im deutschen Leuchtfeuer Verzeichnis sind für jedes Leuchtfeuer zwei verschiedene Höhen angegeben. Welche der beiden benutzt man für die Abstandsmessung „Feuer in der Kimm“?

Die Höhe des Feuers über Wasser.

57. SSS Was ist die „Sichtweite“ eines Feuers?

Die Sichtweite eines Feuers ist die Entfernung, auf die ein Leuchtfeuer/Licht über die Erdkrümmung (Kimm) hinweg vom Beobachter gesehen werden kann. Sie hängt ab von der Feuerhöhe und von der Augenhöhe des Beobachters.

58. SSS Wie gewinnt man mit dem Verfahren „Feuer in der Kimm“ einen Standort?

Mit einer Peilung!

Erscheint bei Annährung ein Leuchtfeuer zum ersten Mal über der Kimm, lässt sich der Abstand zu diesem Feuer (Sichtweite) errechnen. Wird gleichzeitig das Feuer angepeilt, erhält man durch Peilung und Abstand den Standort. Aus der Tabelle „Abstand eines Feuers in der Kimm“, aus der Karte1/Int-1 oder dem Leuchtfeuer Verzeichnis (LfV) lässt sich leicht unter Berücksichtigung der Augenhöhe des Beobachters und der Höhe des Feuers über Wasser (aus der Seekarte) der Abstand vom Schiff zum Feuer entnehmen bzw. errechnen.

59. SSS Was ist ein Richtfeuer? Wie arbeitet es?

Richtfeuer bestehen aus zwei hintereinander aufgestellten Feuern, einem Ober- und einem Unterfeuer. Wenn in Deckung bzw. Deckpeilung, geben Richtfeuer eine in der Seekarte eingetragene Richtung vor (die Richtfeuerlinie) bzw. einen Kurs im Fahrwasser, in eine Hafeneinfahrt oder im freien Seeraum zwischen Untiefen.

60. SSS Unter welchen Umständen sind Kompass-Kontrollen durchzuführen?

Kompass-Kontrollen müssen durchgeführt werden:

  • Nach längeren Standzeiten (Winterpause).
  • Wegen Veränderungen des magnetischen Feldes auf dem Schiff und in der Nähe des Kompasses.
  • Wenn jemand an den Kompensierschrauben gedreht hat oder diese sich verstellt haben, bzw. wenn die Kompensierungsmagnete verändert worden sind.
  • Wenn Verdacht besteht, dass die Ablenkungstabelle nicht mehr stimmt.

61. SSS Wie wird bei einer Kompass-Kontrolle hinreichende Genauigkeit sichergestellt?

Um bei einer Kompass-Kontrolle hinreichende Genauigkeit zu erzielen, sollten am Bugkorb und am Kajütschott im gleichen Abstand von der Mittschiffslinie sogenannte „Peilmarken“ angebracht werden. Diese erleichtern die Peilkontrolle bezogen auf die Schiffslängsachse erheblich.

62. SSS Welche besonderen Anforderungen sind während einer Versegelung an die Koppelnavigation zu stellen?

  • Genaues Steuern und Koppeln während der Versegelung.
  • Beachtung von Wind- und Stromversatz.

63. SSS Wo steckt der Standardfehler bei der Konstruktion eines Standorts mit Hilfe einer versegelten Standlinie, bzw. welches ist der typische Anfängerfehler bei der Standortbestimmung mit Peilungen über den Magnetkompass?

Der Anfänger geht häufig in die Deviationstabelle bei der Ermittlung des Deviationswertes mit der durchgeführten Peilung ein, statt den dabei anliegenden Magnetkompasskurs zu verwenden.

Es muss also der Ablenkungswert des Steuerkompasskurses der Ablenkungstabelle entnommen werden und NICHT der der Peilung.

64. SSS Kann man sich die gelotete Wassertiefe direkt für die Navigation zu Nutze machen?

Nur in gezeitenlosen Gewässern direkt. Ansonsten muss die ermittelte Wassertiefe beschickt werden.

65. SSS Zählen Sie drei Methoden auf, bei denen die Lotung zu Navigationszwecken benutzt wird.

1. Methode:

Man zeichnet eine Standlinie wie z.B. die Peilung eines Leuchtfeuers in die Karte und benutzt die Wassertiefe als Entfernungsmarke.

2. Methode:

Man kann die Tiefenlinie einer Ansteuerungstonne als Auffanglinie benutzen, um auf ihr entlang zu dieser Tonne zu finden.

3. Methode:

Reihen-Lotung.

66. SSS Wie koppelt man praktischerweise in Gewässern mit Tidenstrom?

In Gewässern mit Gezeiten- bzw. Tidenstrom koppelt man praktischerweise in den Stundenintervallen, für welche die Seiten des Stromatlanten gelten.

67. SSS Erklären Sie das Prinzip / Verfahren des Relingslots.

Relingslot:

Ein Gegenstand wird seitlich voraus ins Wasser geworfen und die Passierzeit des Schiffes gestoppt. Wenn man die doppelte Schiffslänge in Metern durch die Sekundenzahl dividiert, erhält man annäherungsweise die Fahrt durch Wasser in Knoten.

GEZEITENKUNDE / GEZEITENBERECHNUNG

68. SSS Beschreiben Sie das Prinzip der Entstehung der Gezeiten.

Gezeiten sind Wasserstandsänderungen, die aufgrund der Bahnbewegungen von Erde, Mond und Sonne durch das Zusammenwirken von Massenanziehung und Fliehkraft in Verbindung mit der Erdrotation entstehen.

69. SSS/SHS Beschreiben Sie das Umdrehungssystem Erde-Mond.

Der Mond umläuft die Erde in durchschnittlich 29,5 Tagen. Dabei kreisen der Mond und die Erde um ihren gemeinsamen Schwerpunkt. Beide Himmelskörper ziehen sich mit ihrer Gravitationskraft an.

Der Gravitationskraft wirken Fliehkräfte entgegen, die durch den Umlauf von Erde und Mond auf ihren Kreisbahnen entstehen. Anziehungskraft und Fliehkraft halten sich die Waage, sodass sich Mond und Erde weder voneinander entfernen noch nähern.

70. SSS/SHS Wieso ist die Fliehkraft des Systems Erde-Mond an allen Punkten der Erde gleich?

Es scheint auf den ersten Blick nicht einsehbar, wieso die Fliehkraft an jedem Punkt der Erde gleich groß sein soll. Die Fliehkraft ist abhängig vom Abstand zur Drehachse.

Zwar dreht sich der Schwerpunkt der Erde um den gemeinsamen Schwerpunkt von Erde und Mond, aber die anderen Punkte der Erde tun das nicht. Alle Punkte der Erde wandern auf gleich großen Kreisbögen – womit auch die Fliehkraft für alle gleich groß ist.

71. SSS/SHS Wie entsteht die Horizontalkraft, die letztlich die Antriebskraft des Gezeitenstroms darstellt?

Es besteht auf der dem Mond zugewandten Seite der Erde ein Überschuss an Anziehungskraft und auf der abgewandten Seite ein Überschuss an Fliehkraft.

Dieser Überschuss wird Differenzkraft genannt.

Die Differenzkraft ist absolut gesehen äußerst gering. Eine erkennbare Vertikalbewegung der Wassermassen leistet sie nicht, wohl aber eine Horizontalbewegung: Die Horizontalkraft.

72. SSS/SHS Wo auf dem Globus ist die Horizontalkraft minimal und wo maximal ausgeprägt?

Auf der Grenzfläche zwischen den beiden Erdhälften ist die Horizontalkraft mangels Differenzkraft gleich null. Ebenso beträgt sie im Bildpunkt des Mondes und dessen Gegenpunkt null, da dort die Differenzkraft zum Horizont senkrecht steht. Dazwischen erreicht die Horizontalkraft ihr Maximum.

73. SSS/SHS Beschreiben Sie die grundsätzlichen Gezeitenströme, welche durch die Horizontalkraft verursacht werden.

Auf der Erdkugel bewirken die Horizontalkräfte zwei konzentrische Gezeitenströme. Sie führen von der Wasserscheide (Großkreis, welcher die dem Mond zugewandte Seite von jener dem Mond abgewandten Erdhälfte trennt) zum Bildpunkt des Mondes und zu dessen Gegenpunkt.

74. SSS/SHS Wie lange dauert im Mittel ein Mondtag und wie kommt diese Dauer zustande?

Während die Erde sich einmal um sich selbst gedreht hat, ist der Mond auf seiner Bahn bereits etwa 12° weiter gezogen.

Es dauert im Mittel weitere 50 Minuten bis die Erde wieder mit derselben Stelle unter dem Mond steht. Dieser verlängerte Tag wird Mondtag genannt.

Die zweimal während eines Mondtages ablaufenden Gezeiten werden halbtägige Gezeiten genannt.

Deshalb täglich die Verschiebung der Gezeiten!

75. SSS Welcher Teil der Gezeit wird als „Tide“ bezeichnet?

Unter Tide versteht man den Teil der Gezeit, der sich aus der Flut und der nachfolgenden Ebbe zusammensetzt und von einem Niedrigwasser bis zum folgenden Niedrigwasser reicht.

76. SSS Was versteht man unter dem Begriff Hochwasser?

Hochwasser ist der Eintritt des höchsten Wasserstandes beim Übergang vom Steigen zum Fallen.

77. SSS Was versteht man unter dem Begriff Niedrigwasser?

Niedrigwasser ist der Eintritt des niedrigsten Wasserstandes beim Übergang vom Fallen zum Steigen.

78. SSS Was versteht man unter dem Begriff Flut?

Steigen des Wassers vom Niedrigwasser bis zum folgenden Hochwasser.

79. SSS Was versteht man unter dem Begriff Ebbe?

Fallen des Wassers von einem Hochwasser bis zum folgenden Niedrigwasser.

80. SSS Stellen Sie die Zusammenhänge von Höhe der Gezeit, Kartentiefe, Echolotung, Einbautiefe des Wandlers, Tiefgang und Wasser unterm Kiel zeichnerisch dar.

81. SSS Geben Sie an, wofür die Feststellung des Alters der Gezeit (AdG) bei den Gezeiten von Bedeutung ist.

Das Alter der Gezeit (AdG) ist von Bedeutung:

  • Für die Bestimmung der Höhenunterschiede (HUG), insbesondere nach Gezeitentafeln (GT),
  • für die Wahl der mittleren Tidenkurve (ATT) oder für die Wahl der mittleren Gezeitenwerte unter den Tidenkurven (GT),
  • für die Bestimmung von Gezeitenstromstärken.

82. SSS Wie stehen Sonne und Mond in etwa zur Erde bei Springzeit und bei Nippzeit (die Springverspätung soll hier unberücksichtigt bleiben)?

Bei Springzeit befinden sich Mond und Sonne in einer Linie mit der Erde, bei Nippzeit bilden Sonne und Mond einen Winkel von 90° zur Erde.

83. SSS Warum findet man z.B. bei Bezugsorten an der Nordsee-Küste bzw. dem englischen Kanal zeitweise nur ein Hoch- bzw. Niedrigwasser pro Tag?

Die Umlaufzeit des Mondes um die Erde dauert im Mittel 24 h 50 min (Mondtag) gegenüber dem Sonnentag von 24 h. Deshalb „rutscht“ das letzte Hoch-Wasser (HW) oder Niedrig-Wasser (NW) zeitweise in den nächsten Tag.

84. SSS Weshalb können die tatsächlichen Wasserstände von den Angaben in den Gezeitentafeln zum Teil erheblich abweichen?

Aufgrund der herrschenden Windverhältnisse!

Die Gezeitentafeln können ausschließlich die astronomisch bedingten Gezeiten berücksichtigen und wiedergeben. Tief- und Hochdruckgebiete können mit ihren Winden (Richtung und Stärke) bedeutende Wasserstandsänderungen verursachen bzw. hervorrufen, die zu den „regulären“ Gezeiten hinzukommen (Windtide) (sowohl in der Höhe als auch bei der Zeit des Kenterns des Stromes). Dies führt zum Teil zu erheblichen Abweichungen von den Angaben in den Gezeitentafeln bzw. Gezeitenstrom-Tabellen.

85. SSS/SHS Bei welchen Konstellationen von Sonne, Mond und Erde entsteht Springzeit und bei welchen Nippzeit?

Springzeit:

Ist die Zeit (Tag und Uhrzeit), zu der die halbmonatliche Ungleichheit der Hochwasserhöhen ihren größten Wert annimmt.

Bei Voll- oder Neumond ist Springzeit.

Sonne, Erde und Mond stehen auf einer Linie: die gezeitenerzeugenden Kräfte des Mondes werden durch die der Sonne verstärkt. Zur Springzeit werden höhere Hochwasser und niedrigere Niedrigwasser erwartet.

Nippzeit:

Ist die Zeit (Tag und Uhrzeit), zu der die halbmonatliche Ungleichheit der Hochwasserhöhen ihren kleinsten Wert annimmt.

Bei Halbmond ist es Nippzeit.

Bei Nippzeit steht die Sonne zur Verbindungsgeraden Erde - Mond um 90° versetzt und wirkt so den Gezeitenkräften des Mondes entgegen. Zur Nippzeit werden niedrigere Hochwasser und höhere Niedrigwasser erwartet.

86. SSS/SHS Was sind die Ursachen für eintägige, gemischte oder geringfügige Gezeiten?

Die Ursachen für eintägige, gemischte und geringfügige Gezeiten liegen u.a. an:

  • der Stellung Erde, Mond und Sonne zueinander,
  • der Coriolisablenkung der Gezeitenströme auf der betreffenden Breite durch Erdumdrehung,
  • der Tiefwasserwirkung der Gezeitenkräfte,
  • den Eigenschwingungen der Wassermassen in dem betreffenden Meeresbecken,
  • der Küsten- und Bodenformen,
  • der Interaktion mit den einmündenden Ozeanen.

87. SSS/SHS Erklären Sie im Rahmen der Gezeitenerscheinungen die Mittzeit (MtZ).

Mittzeit ist eine zwischen Spring- und Nippzeit liegende Zeitspanne. Sie beginnt zwei Tage nach Springzeit und dauert drei Tage.

88. SSS/SHS Erklären Sie im Rahmen der Gezeitenerscheinungen die Springverspätung (SpV) und ihre Ursache.

Springverspätung ist der Zeitunterschied zwischen Voll- bzw. Neumond und der nächsten Springzeit. Sie ist von Ort zu Ort leicht verschieden und kann mehrere Tage betragen.

Ihre Ursache liegt in der Trägheit der schwingenden Wassermassen.

Es ist so, dass die Wassermassen der Nordsee verzögert mit den Wassermassen des Atlantik mitschwingen, das heißt, es ist nicht genau zur Zeit des Neumondes Springzeit. Vielmehr tritt die Springzeit erst nach Ablauf einer Verzögerungszeit, der Springverspätung (SpV) ein. (von BSH Gezeitentafeln, Tafeln, Tafel 1a + Tafel 3a). In der Deutschen Bucht beträgt die Springverspätung zum Beispiel mehr als einen Tag.

89. SSS Wie entsteht der Tidenhub im Rahmen der Gezeitenerscheinungen?

Die Gezeitenströme werden als primäres Gezeitengeschehen bezeichnet. Wo sie sich stauen, steigt der Wasserstand (Tidenhub).

Beim Stau wird die kinetische Energie in potentielle Energie umgewandelt und es treten Tidenhübe bis zu 12m auf. Man bezeichnet das Steigen und Fallen des Wasserstandes als sekundäres Gezeitengeschehen, da es aus den Gezeitenströmen resultiert.

90. SSS/SHS Erklären Sie, warum die täglichen Ungleichheiten unterschiedlich stark auftreten.

Tägliche Ungleichheit oder auch Deklinationsungleichheit wird verursacht, weil sich die Neigung der Umlaufbahn des Mondes gegenüber der Äquatorfläche fortlaufend verändert, wobei in knapp 19 Jahren Werte von –28° bis +28° durchlaufen werden.

Dadurch wandern der Bildpunkt des Mondes und dessen Gegenpunkt auf entgegengesetzten Hemisphären.

91. SSS Weshalb weichen die tatsächlichen Wasserstände häufig von den aus den Gezeitentafeln entnommenen ab?

Die Ursache liegt überwiegend in Dauer, Richtung und Stärke des vorherrschenden Windes (Windtide), welcher teilweise massive Änderungen des Wasserstandes hervorrufen kann, die zu den Gezeiten hinzukommen.

Eine weitere Ursache, wenn auch in viel geringerem Maße, ist der Luftdruck.

92. SSS Wie ermittelt man nach ATT das Alter der Gezeit?

Man sucht im Kalendarium des Bezugsorts, den dem Stichtag am nächsten liegenden Voll- oder Neumond. Zu diesen Daten addiert man die Springverspätung. An diesem Datum um 12:00 Uhr liegt die Mitte der Springzeit. Sie gilt zwei Tage davor und danach. Weitere drei Tage davor und danach gilt die Mittzeit und jenseits davon Nippzeit.

93. SSS Welche Vorteile bringt die Umstellung des Seekartennulls auf "LAT"?

LAT steht für Lowest Astronomical Tide und heißt "niedrigstmöglicher Gezeitenwasserstand". Dieses einheitliche SKN (Seekartennull) liegt etwas tiefer als die meisten bisherigen Bezugsebenen, wodurch sich die Sicherheit erhöht. Dadurch findet man in der Regel mehr Wasser an einem bestimmten Ort als die Kartentiefe angibt.

94. SSS Wie müssen Kartentiefen aus noch nicht auf LAT umgestellten Seekarten korrigiert werden, um sie mit den aktuellen Gezeitentafeln zu verwenden?

Die LAT liegt durchschnittlich etwa 0,5 Meter tiefer als die bisherigen deutschen Seekarten (sie bezogen sich bisher auf das mittlere Springniedrigwasser). Möchte man mit solchen Karten und den bereits umgestellten Gezeitentafeln arbeiten, müssen die Kartentiefen auf LAT, wie folgt umgerechnet werden:

Wassertiefe laut Karte minus 0,5m = Wassertiefe LAT.

95. SSS Wie werden in der LAT die "seasonal changes" bei der Ermittlung der Gezeitenwerte eines Standardports berücksichtigt?

Seasonal changes (bestimmte jahreszeitliche Abweichungen) beeinflussen entsprechend die Hoch- und Niedrigwasserzeiten und Stände. Diese sind nach zusammengefaßten Nummern von Standard und Secondaryports in Part II am Ende der jeweiligen Seite zu finden.

96. SSS Im welchem Verhältnis stehen die Bezugsorte (Standardports) und Anschlussorte (Secondaryports) zueinander?

Bezugsorte (Standardports) werden entlang der Küstenstriche in größeren Abständen angegeben. Die Anschlussorte (Secondaryports) werden zwischen den Bezugsorten angegeben.

97. SSS Worin unterscheiden sich Schifffahrtspegel und Betriebspegel?

Schifffahrtspegel sind für die Schifffahrt aufgestellte Pegel (Wasserstandsmesser), deren Nullpunkt mit dem örtlichen Kartennull übereinstimmt. Daher können die abgelesenen Wasserstände als Höhen unmittelbar zu den Tiefenangaben der Seekarte hinzugefügt werden. Diese Pegel sind durch ein Schild mit der Aufschrift Schifffahrtspegel gekennzeichnet.

Alle übrigen Pegel sind unbezeichnet und heißen Betriebspegel.

Ihre Nullpunkte liegen gewöhnlich 5m unter Normalnull.

98. SSS Welchem Zweck dienen die mittleren Tidenkurven? Wo findet man sie abgedruckt? Inwiefern müssen sie zum Gebrauch angepasst werden?

Die mittleren Tidenkurven (Spring und Nippzeitkurve / Meanspring and Nipp curves) braucht man, um die Höhe der Wasserstandsänderungen zwischen den Hoch- und Niedrigwasserzeiten berechnen zu können. Sie sind für jeden Bezugsort in Gezeitentafeln der BSH oder ATT (Admirality tide tables) abgedruckt.

Diese über das Jahr gemittelten Kurven werden rechnerisch oder grafisch gestaucht oder gestreckt, sodass ihre Scheitelwerte den aktuellen Hoch- bzw. Niedrigwasserzeiten und Höhen entsprechen.

99. SSS Welcher Zeitzone entspricht der Ausdruck „Time Zone – 0100“ in den Admirality Tide Tables (ATT)?

„Time Zone – 0100 „entspricht UTC + 1 oder MEZ bzw. „time Zone – 0200“ entspricht UTC + 2 oder MESZ.

GPS / WEGPUNKTNAVIGATION

100. SSS Was bedeutet WGS 84 und was wird damit erreicht?

Globales Bezugssystem "World Geodetic System 1984"

Mit diesem System (=Referenzellipsoid bei GPS) wird weltweit eine optimale Anpassung an die reale Form des gesamten Erdkörpers erreicht.

101. SSS In der Broschüre "Sicherheit im See und Küstenbereich, Sorgfaltsregeln für die Sportschifffahrt" werden Ausführungen zum nicht gewährleisteten störungsfreien Rundumempfang der an Bord installierten GPS-Antenne gemacht. Nennen Sie die Gründe und geben Sie an wie sich diese Störungen/Abschattungen auf den wahren Ort auswirken können.

GPS ist unter optimalen Bedingungen ein sehr genaues Navigationsverfahren. Man kann aber im Allgemeinen nicht davon ausgehen, dass die an Bord installierten GPS-Antennen einen störungsfreien Rundumempfang garantieren.

Es ist mit Störungen zu rechnen, die sich aus Abschattungen durch Schiffsaufbauten oder aus Einstrahlung anderer Antennen (einschließlich Radar) in die GPS-Antenne ergeben; sie können erfahrungsgemäß bei einzelnen GPS-Anlagen Abweichungen vom wahren Ort in der Größenordnung bis zu 5 kbl hervorrufen!

102. SSS Wie kann man feststellen, ob die GPS-Position genau bzw. zuverlässig ist?

  • Durch den vom Empfänger angezeigten HDOP (Genauigkeit in Metern).
  • Durch die vom Empfänger angezeigte Anzahl der empfangenen bzw. getrackten Satelliten.
  • Durch Vergleich mit anderen Navigationssystemen und Koppeln.

103. SSS Warum muss in der GPS-Navigation das jeweilige Kartendatum unbedingt berücksichtigt werden und welche Differenzen können zwischen WGS 84 und anderen Bezugssystemen auftreten?

Weil sich das von GPS verwendete Bezugssystem WGS 84 (World Geodetic System 1984) von anderen verwendeten Bezugssystemen (Kartendatum) unterscheiden kann. Die Differenzen von Breite und Länge liegen im Allgemeinen in einer Größenordnung von 0,1" bis 1' kbl, also etwa von 20 bis 200m. Es können größere Unterschiede auftreten.

104. SSS GPS: Machen Sie Angaben zu diesem Navigationssystem über folgende Punkte:

  • Räumliche und zeitliche Verfügbarkeit,
  • aktuelle Genauigkeit für die zivile Schifffahrt (ohne DGPS) (eine reine Meterangabe reicht als Antwort nicht aus!),
  • Bezugssystem GPS/Seekarte und daraus möglicherweise entstehenden Probleme und Konsequenzen für den Skipper.

GPS:

Kann sowohl am Boden als auch in der Luft weltweit genutzt werden.

Es steht für die Ortsbestimmung zeitlich unbegrenzt zur Verfügung.

Die Genauigkeit für die zivile Nutzung beträgt seit Mai 2000 ca. 10m-20m bei 95% Wahrscheinlichkeit.