IMPRESSUM
Herausgeber:
Horst Reisch
Stefanstraße 36
D-86573 Obergriesbach
© 2011 bei den Autoren der Beiträge
Satz und Layout:
Dietmar Liehr, Augsburg
www.liehrdesign.de
Bildnachweis:
iStockphoto, AndrewJohnson (Umschlag)
privat (falls nicht anders angegeben)
Herstellung und Verlag:
Books on Demand GmbH
Norderstedt
ISBN 978-3-8423-0487-1
Inhalt
Solution Focus Home – Praxisbeispiele
Vorwort
Kleine Einführung in den Solution Focus
von Ingrid Reisch
Die Leistungswelle – für wirkungsvolle Bewertungen
von Eva Reiff und Horst Reisch
Jede Menge Knete: Lösungen mit Leiter, Herz und Hand
von Dr. Klaus Schenck
Lösungsfokussiertes Selbstcoaching oder die Kunst, sich Fragen zu stellen und kraftraubenden Selbstgesprächen eine Richtung zu geben
von Ingrid Reisch und Stella My
„Manager Café“ als effektive Kurzzeitintervention im Führungsalltag – Projektbeispiel aus der IT-Industrie
von Karla Viebahn und Ingrid Reisch
Praxisfälle in Trainings: Individuelle Lösungen statt allgemeingültige Tipps
von Eva Reiff und Ingrid Reisch
„Wishbones“ Orientierungshilfe für Lösungen mit „Skalen“ und „Gräten“ …
von Dr. Klaus Schenck
„Einfach Denken“ – Einfach aber nicht leicht
Ein persönlicher Erfahrungsbericht
von Senada Curic
Die Autoren
Die Website zum Buch
Solution Focus Home – Praxisbeispiele
Vorwort
Wir freuen uns über Ihr Interesse an dieser Sammlung von Artikeln, die von lösungsfokussierten Praktikern für Sie geschrieben wurden. Ich bin mir sicher, dass wir beim Schreiben einiges gelernt bzw. wiederentdeckt haben und wünsche Ihnen nützliche Entdeckungen beim Lesen.
Eine „Kleine Einführung in den Solution Focus“ von Ingrid Reisch stellt Ihnen kurz die Begründer des Ansatzes vor, benennt einige theoretische Fundamente und beschreibt die Grundsätze des Solution Focus.
In dem Artikel „Die Leistungswelle – für wirkungsvolle Bewertungen“ von Eva Reiff und Horst Reisch erfahren Sie, wie das Ziel hinter Bewertungssystematiken –eine Leistungsverbesserung– durch ein lösungsfokussiertes Interaktionsmodell unterstützt wird. Führungskräfte und Mitarbeiter finden hier Fragen für die Vorbereitung und Durchführung von Bewertungsgesprächen, Personaler zudem Anregungen zur Optimierung von Bewertungssystematiken oder zur Einführung eines „Leistungsdialoges“.
Der Artikel „Jede Menge Knete: Lösungen mit Leiter, Herz und Hand“ von Dr. Klaus Schenck nimmt Sie mit in einen kreativen Workshop. Die Teilnehmer wurden eingeladen, die Aspekte eines Konfliktes in einer bunten Knet-Skulptur darzustellen. Statt einem rationalen, erklärenden Zugang zu ihrem Konflikt zu suchen, werden die Teilnehmer angeleitet, sich die Zeit für einen intuitiv, emotionalen Zugang Zu nehmen. Eine erfrischende Einladung, mit Worten und Knete zu spielen.
Der Artikel „Lösungsfokussiertes Selbstcoaching oder die Kunst sich Fragen zu stellen und kraftraubenden Selbstgesprächen eine Richtung zu geben“ von Stella My und Ingrid Reisch ist ein Erste-Hilfe-Set für jedermann, der gerade mal nicht zur Ruhe kommt und nach einer Regieanweisung für sein „Kopfkino“ sucht. Ein einfacher Leitfaden, der im Alltag etwas Übung erfordert.
„Das ‚Manager Cafe‘ als effektive Kurzzeitintervention im Führungsalltag – Projektbeispiele aus der IT-Industrie“ von Karla Viebahn und Ingrid Reisch zeigt, wie schnell und wirksam ein interner Wissenstransfer und die Umsetzung in die Praxis gelingen kann. Die detaillierte und konkrete Beschreibung erlaubt es, die Fragen und Ideen für eigene Themen zu nutzen, sei es als Führungskraft, Projektleiter oder Personalentwickler.
Der Artikel „Praxisfälle in Trainings: Individuelle Lösungen statt allgemeingültige Tipps“ von Eva Reiff und Ingrid Reisch greift einen Teilaspekt lösungsfokussierter Didaktik in Trainings auf. Wenn Sie mit Gruppen Praxisfälle besprechen sind hier sicherlich interessante Anregungen für Sie dabei.
Die „Wishbones“ von Dr. Klaus Schenck beschreiben ein Beratungsund Moderationskonzept, mit dem Sie unübersichtliche Situationen, wie etwa ein Projekt mit vielen Teilprojekten, durchdenken, im Projektteam besprechen und visuell festhalten können. Dr. Klaus Schenck kombiniert das Projektmanagement-Werkzeug, das „Fishbone-Diagramm“ mit der „Skalierung“.
Im Artikel „Einfach Denken – Einfach aber nicht leicht: Ein persönlicher Erfahrungsbericht“ beschreibt Senada Curic, wie der lösungsfokussierte Ansatz für sie eine nachhaltige Veränderung im privaten und beruflichen Miteinander bewirkt hat.
Die Autoren und ihre Kontaktdaten finden Sie am Ende des Buches.
Jetzt wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen, Nachvollziehen und Ausprobieren und freue mich über Anregungen und Kommentare unter info@reischreisch.de.
Ingrid Reisch
Kleine Einführung in den Solution Focus
von Ingrid Reisch
In den 80er Jahren wurde das lösungsfokussierte Arbeiten von Insoo Kim Berg und Steve de Shazer in Milwaukee, USA durch das Beobachten von und Lernen aus Therapiesitzungen und Therapieerfolgen entwickelt. Im Mittelpunkt stand die Beobachtung der Konversation zwischen Therapeut und Klient. Theoretische Modelle spielten dabei keine Rolle. Der Ansatz entstand gewissermaßen theoriefrei.
Insoo Kim Berg
Steve de Shazer
Spätere theoretische Fundamente
Erst bei der Weiterentwicklung ihrer Methode stießen Steve de Shazer und Insoo Kim Berg auf Verbindungen und Erklärungsmöglichkeiten durch die Philosophie Ludwig Wittgensteins.
„Die Anlehnung an Wittgensteins Praxis, zur Kenntlichmachung von Veränderung auf äußere, statt auf innere Kriterien zu fokussieren, ist eine radikale Abkehr sowohl von Freuds Theorie als auch von den Traditionen der westlichen Philosophie.“
(Steve de Shazer,, Mehr als ein Wunder, S. 191, Carl-Auer Verlag, 2008)
„Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache.“
Ludwig Wittgenstein
Laut Ludwig Wittgenstein (Bild) ist „der Glaube an den Kausalzusammenhang der Aberglaube“.
Das „Ende“ der Kausalitätsannahme zwischen Problem und Lösung kann auch durch die Erkenntnisse der Chaostheorie argumentiert werden. Diese zeigt auf, dass gerade in komplexen Zusammenhängen, viele Phänomene durch lineare Ursache-Wirkungsketten nicht erklärt werden können.
Ein theoretisches Fundament für den Focus auf Interaktionen zwischen Menschen, statt auf innere Prozesse bietet der Soziale Konstruktionismus. „Die Grundidee des Sozialen Konstruktionismus erscheint ziemlich einfach, doch sie greift tief. Alles, was wir für real erachten, ist sozial konstruiert. Oder, spannungsgeladener formuliert: Nichts ist real, solange Menschen nicht darin übereinstimmen, dass es real ist.“
(Kenneth J. Gergen und Mary Gergen, Einführung in den Sozialen Konstruktionismus, Carl-Auer Verlag 2009)
Die Suche nach den Ursachen
Die Suche nach den Ursachen, den Kausalzusammenhängen kennen wir aus vielen verschiedenen Ansätzen, u.a. aus therapeutischen oder naturwissenschaftlichen Ansätzen.
Nehmen wir zum Beispiel das medizinische Modell.
Wie geht man hier an eine Lösung heran? Zunächst muss dem Problem auf den Grund gegangen werden. Ein Problem muss diagnostiziert oder klassifiziert werden, damit man es lösen kann.
Analog wird bei psychologischen Problemen vorgegangen. Es wird sehr viel zeit damit verbracht, das Problem zu beschreiben. Dabei wird vergessen, dass die Problembeschreibungen zu einem großen Teil Konstruktionen sind.
Vergessen wird auch: je mehr man über das Problem spricht, desto mehr Bedeutung bekommt das Problem, es erscheint schlimmer und schwerer zu lösen.
Im Gegensatz dazu lenkt das lösungsfokussierte Modell die Konzentration auf erwünschte Lösungen, nicht auf Probleme und deren Ursachen.
Interessanterweise sind Lösungsfindungsprozesse einander sehr ähnlich, auch wenn die Problembeschreibungen oder psychologischen Diagnosen sehr unterschiedlich sind. So werden in der lösungsfokussierten Beratung die unterschiedlichsten Themen mit den gleichen Werkzeugen und Prinzipien, dem gleichen Vorgehen behandelt.
Grundsätze von Solution Focus
Erkunden Sie Lösungen. Erkunden Sie, was besser ist oder besser sein sollte und versuchen Sie nicht ein komplexes Problem zu „verstehen“.
Die Lösung ist nicht zwingend mit dem Problem verbunden.
Die Sprache der Lösungsentwicklung unterscheidet sich von der Sprache der Problembeschreibung.
Kleine Schritte können zu großen Veränderungen führen.
Kein Problem passiert dauernd, es gibt immer Ausnahmen, die genutzt werden können.
Menschen werden zu dem was sie sind durch Ihre Erfahrungen, ihre Interaktion und Kommunikation mit anderen Menschen. Gewünschte Veränderungen werden am leichtesten realisierbar, wenn sie konkret in der alltäglichen Interaktion beschrieben werden. Aussagen über Werte, Glaubenssätzen oder Gefühlen werden weiter durch Fragen nach beobachtbarem Verhalten konkretisiert.
Jede Person, jeder Fall wird gehört und in seiner Unterschiedlichkeit ernst genommen und nicht in eine Theorie einsortiert.
Theorien und Modelle werden nur auf ausdrücklichen Wunsch der Kunden genutzt, keinesfalls werden sie prinzipiell über einen Einzelfall „gestülpt“. Nachdem „Lösungen“ konkrete, umsetzbare Schritte sein sollen, ist eine möglichst einfache und konkrete Sprache zielführender statt einer Vielzahl abstrakter Begriffe.