Welche Macht hat die Liebe als die der Vergebung?
In anderen Worten:
Durch ihr Eingreifen
kann Geschehenes
ungeschehen gemacht werden.
Wozu sollte sie sonst gut sein?
William Carlos Williams
»Asphodill, jene herrliche Blume«
Prolog
Nachdem sie all die Gegenstände, die ihre gemeinsame Geschichte ausmachten, in Whiskeykartons verpackt hatte, wurde das Haus ein durch und durch weiblicher Ort. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand sie da und begutachtete stoisch die kahlen Stellen, wo sich früher die alten Untersetzer mit dem Emblem der Boston Celtics, das Angelzubehör, das alte Dartbrett aus einem schottischen Pub, die Werkzeugkiste und die Skier, die gemusterten Seidenkrawatten breitgemacht hatten, die nun auf dem Grund einer Schachtel ein Nest von Schlangen bildeten. Ohne diese Dinge kamen die grobgehäkelten Vorhänge, die Vase mit den gähnenden Krokussen und ein Petit-point-Kissen viel besser zur Geltung. Gut, das Interieur sah jetzt aus wie aus einer Haus-und-Garten-Zeitschrift, aber damit hatte sie gerechnet.
Sie packte die mit ihren Namen handbeschrifteten Kaffeebecher und die Videokamera weg, die sie zu ihrem letzten Hochzeitstag gekauft hatten, genauso wie das gerahmte Sticktuch, das irgend jemand als Andenken an ihre Hochzeit gefertigt hatte. Sorgsam nahm sie den Rahmen des großen Messingbettes auseinander und schleifte die Einzelteile ins Wohnzimmer, so daß nur noch eine dicke, schweigende Matratze übrigblieb.
Sie dankte Gott und der Mutter Natur dafür, daß der Tag für die Jahreszeit so warm war. Wenn in den Niederungen des Januars das Thermometer auf zehn Grad über Null stieg, kamen die Menschen aus ihren Häusern, und je mehr Menschen sich nach draußen wagten, desto mehr von ihnen würden zu ihrem Flohmarkt kommen. Sie schleppte die Kartons nach draußen, kippte sie um und baute den Inhalt auf den Pappen auf. Dann zog sie eine Leine zwischen den beiden Ulmen vor dem Haus und hängte säuberlich seine Kleider daran auf, selbst seine Ersatz- und seine Ausgehuniform. Seine Kommodenschubladen wurden ausgeleert und der Inhalt in kleinere Kartons sortiert: Socken, zehn Paar zu fünfzig Cent; Sweatshirts, zwei für einen Dollar. Das Bett baute sie hinter ihrem Klappstuhl auf, wo sie es nicht zu sehen brauchte.
Sie machte einen letzten schnellen Rundgang durch die Räume, da sich draußen bereits neugierige Nachbarn drängten. Die Wände waren seiner Ahnen-Memorabilien entkleidet. Jetzt, wo sein alter Ledersessel draußen vor den Azaleen stand, wirkte das Wohnzimmer leer. Alles in allem sah das Haus fast so aus wie ihre Wohnung vor acht Jahren, bevor sie ihn kennengelernt hatte.
Ein einziger Restgegenstand erinnerte noch an ihn. Es handelte sich um das Glasbild, die Narzissen vor dem blauen Hintergrund, das er ihr erst vor wenigen Monaten geschenkt hatte. In der Schlafzimmertür blieb sie stehen und beobachtete, wie die Sonne es durchdrang und Farben und Muster auf die Matratze projizierte. Als er es ihr geschenkt hatte, hatte sie es gegen das Licht gehalten, hin und her gedreht, bis er seine Hände auf ihre legte und sie so zur Ruhe zwang. »Vorsicht«, hatte er gesagt, »das ist ein heikles Ding. Siehst du, wie weich das Blei ist? Es verbiegt sich – und kann brechen.«
Sie wunderte sich, daß sie den Wortwechsel damals nicht so wahrgenommen hatte wie heute: als schrille Warnung aus weiter Ferne. Statt dessen hatte sie ihn nur angelächelt, freundlich genickt und geantwortet, daß ihr das bewußt sei; daß sie, natürlich, verstehe.
Als sie sich umblickte, überschlug sie schnell, was verkauft und was noch übrig war. Beim letzten Zählen hatte die Kassette in ihrem Schoß über siebenhundert Dollar enthalten; sie glaubte ohne weiteres, daß der halbe Ort, wenn nicht zum Kaufen, so doch zum Stöbern vorbeigeschaut hatte. Die Angelrute und die Bambusrute zum Fliegenfischen, die noch von seinem Großvater stammte, gingen als erste weg. Alle seine Hosen desgleichen. Die Leiterin des Kindergartens hatte sämtliche Uniformen gekauft, weil die Vierjährigen so gern Polizist spielten, und wäre das nicht eine wunderbare Ergänzung für die Verkleidungsecke?
Nur seine Boxershorts lagen noch da – wahrscheinlich würde sie die zur Altkleidersammlung geben müssen –, sowie ein Stapel Reisemagazine, die sie ganz zufällig hinter seiner Bandsäge entdeckt hatte. Guter Dinge erhob sie sich, packte den Stapel und trug ihn zur Einfahrt. Das oberste Heft – blauer Ozean, weißer Strand, »Die zweihundert besten Hotels in der Karibik« – reichte sie einem Mann mit einem kleinen Mädchen an der Hand. »Danke, daß Sie vorbeigeschaut haben«, sagte sie und hielt ihm dabei das Magazin hin wie ein Theaterprogramm oder ein Abschiedsgeschenk.
Um zehn nach fünf setzte sie sich auf ihren Klappstuhl. Sie entsann sich, von Indianerstämmen gelesen zu haben, in denen die Frauen die Macht hatten, sich von einem Mann zu trennen, indem sie einfach seine Schuhe vor ihr Tipi hinausstellten. Sie preßte die Knie zusammen und versuchte, nicht an die Sonne zu denken, die ihr in die Augen stach und ihr Kopfweh bereitete.
Um fünf Uhr sechsundzwanzig fuhr ihr Mann vor. »Hi«, sagte er. »Es ist schnell gegangen.«
Sie sagte nichts.
Er warf einen Blick auf die umgedrehten Schachteln, auf den Stapel Unterwäsche links zu ihren Füßen, die leere Wäscheleine, die Kassette in ihrem Schoß. »Bist du was losgeworden?« fragte er. »Ein guter Tag für einen Flohmarkt!«
Sie blickte ihm nicht ins Gesicht, weshalb er eigenartig seine Miene verzog und ins Haus ging. Sie zählte die Atemzüge, bis er die Treppe wieder herunter- und aus der Tür gedonnert kam, um sich vor ihr aufzubauen.
Sein Gesicht war zornrot, und er stand genau vor der untergehenden Sonne, so daß seine Haarspitzen und die Schultern in Flammen zu stehen schienen.
»Tut mir leid«, sagte sie kühl und stand auf. Elegant schwenkte sie die Hand über den Rasen. »Es ist nichts mehr da.« Dann klemmte sie sich die Kassette unter den Arm, ging die Einfahrt hinunter und auf die Straße. Mechanisch einen Fuß vor den anderen setzend, schlug sie die Richtung ein, die sie ins Ortszentrum führen würde, und gestattete sich keinen Blick zurück.
ERSTER TEIL
Wer andern keine Gnade gewährt,
wie kann er jemals Gnade erwarten?
Edmund Spenser, The Faerie Queene
Wer zu den Sternen aufschaut, ist sprichwörtlich
der Gnade der Pfützen auf der Straße ausgeliefert
Alexander Smith, Men of Letters
Nach einiger Zeit konnte ich mir ganze Teile von dir nicht mehr ins Gedächtnis rufen, so als gehörte es mit zu der Strafe, sich nur durch einen Filter zu erinnern, der im Lauf der Zeit immer trüber wird. An manchen Sonntagmorgen, wenn ich von dir träumte, konnte ich mir nicht mehr vergegenwärtigen, wie deine Zähne ausgesehen hatten oder wie genau dein Kinn sich in meine Hand geschmiegt hatte.
Ich habe mir immer vorgestellt, wie wir uns in ein helles kleines Restaurant setzen, vielleicht eines dieser Cafés, die mittlerweile so beliebt sind. Ich schwöre, ich konnte die Bohnenmischung riechen und die Stärke in den weißen Servietten, sogar die Seifenlotion, mit der du dich am Morgen gewaschen hattest. Ich konnte das befreite Lächeln sehen, das immer ganz unerwartet auf dein Gesicht zu träten schien … das Lächeln, aber nicht deine Zähne –, und wie deine Finger ein leichtes Stakkato gegen den Kaffeebecher klopften. Ich phantasierte keine Konversation herbei: kein Du siehst gut aus, kein Was hast du so gemacht, kein Es war die Hölle. Wie deine Zähne und die Kinnlinie blieb dieser Teil verschwommen. Ich war nicht sicher, ob wir einem bestimmten Protokoll folgen würden, wenn meine andere Hälfte aus ihrem Versteck zu mir zurückkehrte.
1
In den Sekunden davor legte sie die Hand auf seinen Arm. »Was auch passiert«, sagte sie, »du darfst nicht aufhören.«
Er drehte sich weg. »Ich weiß nicht, ob ich überhaupt anfangen kann.«
Sie zog seine Hand an ihre Lippen und küßte jeden Finger einzeln. »Wenn nicht du«, sagte sie nur, »wer dann?«
Lange blieben sie nebeneinander sitzen und starrten durch ein schlieriges Fenster auf eine Stadt, die keiner von beiden besonders gut kannte. Er beobachtete im Fensterglas den Rhythmus ihres Atems und versuchte, sein Herz so langsam schlagen zu lassen, daß sie im Gleichklang waren. Die Ruhe lullte seine Sinne ein, bis er sich schließlich nur noch auf die Uhr neben dem Bett konzentrierte. Er würde nicht blinzeln, sagte er sich, bis die nächste Minute in die vergangene eingetaucht war.
Mit einem Zorn, der ihn überraschte, drehte er sein Gesicht ihrer Nackenbeuge zu und versuchte, diese Weichheit und diesen Duft seiner Erinnerung anzuvertrauen. »Ich liebe dich«, sagte er.
Sie lächelte, jenes schiefe kleine Verziehen des Mundes. »Also«, gab sie zurück, »glaubst du, das wüßte ich nicht?«
Am Ende hatte sie sich doch gewehrt. Er trug die Kratzer wie ein Brandmal. Doch er hatte ihr das Kissen aufs Gesicht gedrückt – sie beruhigt, indem er ihr etwas zuflüsterte. Mein Leben, hatte er gesagt, ich komme nach, sobald ich kann. Bei diesen Worten waren ihre Arme herabgefallen; es erfolgte die letzte Zuckung. Er hatte sein Gesicht in ihre Bluse sinken lassen und begonnen, ebenfalls ganz langsam zu sterben.
Zum hundertsten Mal an diesem Tag schloß Cameron MacDonald, Polizeichef in Wheelock, Massachusetts, die Augen und träumte von der französischen Atlantikküste. Wenn er es richtig hinbekam – die bleierne Stille im Polizeigebäude, das Nachmittagslicht, das über die Ecke seines vernarbten Schreibtischs tanzte –, konnte er sich einbilden, keine Smith and Wesson bohre sich in seine Hüfte; vor dem Fenster läge kein Bergpaß; verdammt, vielleicht war er nicht einmal mehr Cameron MacDonald. Er öffnete seinen Geist, so weit es ging, und ließ sich in ein blaues Märchen fallen.
Er blinzelte und hoffte auf die vorspringende Küste bei Brest oder den süßen Duft des Loiretales, den man in seiner Tasche herumtragen konnte, wenn man sich nicht allzu weit entfernte; doch statt dessen starrte er in das blasse, teigige Gesicht von Hannah, der Revier-Sekretärin. »Hier ist die Akte«, sagte sie. »Er ist angeklagt worden.« Schon wollte sie wieder hinaus, blieb dann aber, die Hand auf der Türklinke, stehen. »Sind Sie sicher, daß Sie nichts ausbrüten, Chief?« fragte sie.
Cam schüttelte den Kopf, teils, um ihn klar zu bekommen, teils, um Hannah zu überzeugen. Er lächelte sie an, denn andernfalls, das wußte er, würde sie Allie anrufen, und eine halbe Stunde später würde seine Frau ihm einen Tee aus Nesselwurz und Minzkraut einflößen.
Er legte die Akte auf den Tisch und warf einen sehnsüchtigen Blick auf Gall's Buying Guide, den Katalog für Polizeiausrüstung, in den er sein Reisemagazin geschoben hatte. Hannah lag gar nicht so falsch, er brütete tatsächlich etwas aus. Und zwar das gleiche wie jedes Jahr, seit er, wie man es von ihm erwartete, nach Wheelock zurückgekehrt war, um nach dem Tod seines Vaters Polizeichef zu werden. Er litt an Fernweh, verschlimmert durch die peinigende Einsicht, daß er durch etwas so Banales wie seinen Namen an diesen Ort gekettet war.
Wheelock sah aus wie jedes andere Nest im Westen von Massachusetts: Der Ortskern bestand aus einer weißen Kirche und einer Leihbücherei, einem gemeinsamen Bau für Feuerwehr und Polizei, dem Café und Restaurant und versprengten alten Männern, die von ihren Bänken aus beobachteten, wie das Leben vorüberschlurfte. Was Wheelock von Hancock und Dalton und Williamstown unterschied, war die Tatsache, daß beinahe jede Familie in Wheelock noch in Schottland leben würde, wenn nicht eine Laune des Schicksals es anders gewollt hätte.
Im ersten Moment fiel das nicht weiter auf. Doch dann sah man vielleicht, daß das Restaurant im Ort sein Tagesmenü nicht auf Tellern, sondern auf ›ashets‹ anbot; daß das praktische kräftige Porzellan dort mit der dicken, breiten Rose des Guten Prinzen Charlie verziert war. Oder man wohnte möglicherweise einer Hochzeit in St. Margaret bei und merkte, daß die Zeremonie noch immer mit einem Blutschwur endete. Und wenn man durch die gewundenen Nebenstraßen fuhr, würde man feststellen, daß der Name MAC DONALD auf erschreckend vielen Briefkästen stand.
Sollte irgend jemand einmal zufällig durch die schottischen Highlands reisen, würde ihm auffallen, daß ein kleiner, am Ufer des Loch Leven gelegener Ort namens Carrymuir das unheimlich genaue Ebenbild von Wheelock, Massachusetts, war.
Im achtzehnten Jahrhundert galt der Clan der MacDonalds als die größte und mächtigste Sippe in Schottland, die das Gebiet von den westschottischen Inseln bis weit in die Highlands hinauf besiedelte. Ein Ableger dieses Clans lebte in Carrymuir, einem kleinen, zwischen zwei zerklüfteten Bergklippen gelegenen Ort nördlich von Glencoe. Den in Schottland wütenden Clankriegen zum Trotz war Carrymuir, dank seiner Lage ein natürliches und leicht zu verteidigendes Fort, nie eingenommen worden.
Clan war das schottisch-gälische Wort für ›Kinder‹, und ein Clan setzte sich aus lauter Verwandten zusammen, engeren wie entfernteren, die zufällig in einem bestimmten Landstrich wohnten. Der Clanchef, ›Laird‹ genannt, bestimmte über Leben und Tod seiner Pächter und Gefolgsleute, doch war seine Herrschaft nicht ganz so unumschränkt wie die eines Königs. Schließlich setzten sich die Untertanen des Lairds aus seinen Brüdern, Neffen und Cousins zusammen. Für das Vertrauen und den Respekt, den sie ihm entgegenbrachten, schuldete er ihnen im Gegenzug Schutz und Fürsorge.
Cameron MacDonald aus Wheelock, Massachusetts, war nach seinem Ur-ur-ur-ur-urgroßvater benannt worden, einem legendären Soldaten, der in der Schlacht von Culloden gekämpft hatte, wo die Engländer die Highlander aufgerieben hatten. Unzählige Male hatte Cameron als Kind die Geschichte gehört: Als sein Namensvetter begriff, daß die Highland-Armee des Guten Prinzen Charlie keine Chance gegen die englischen Soldaten hatte, versuchte er, seine Clansmänner vor dem Tod in der Schlacht zu retten. Er verschaffte ihnen eine ehrenvolle Entlassung aus der Armee, indem er im Tausch dafür versprach, seine berühmten Kampfkünste bis zum Tod gegen die Briten einzusetzen. Doch anders als erwartet, war er nicht gestorben. Und als die siegreichen Engländer nach der Schlacht von Culloden brandschatzend, Vieh abschlachtend und Frauen schändend durch Schottland tobten, begriff der erste Cameron MacDonald, daß er seinen Clan ein zweites Mal retten mußte.
Darum arrangierte er während seiner Gefangenschaft unter König Jakob nacheinander für alle Familien aus Carrymuir die Überfahrt auf Schonern, die in die amerikanischen Kolonien segelten. Was erklärte, weshalb dieser kleine Zweig des MacDonald-Clans, während die meisten Schotten gehenkt oder als Sklaven auf die westindischen Inseln verkauft wurden, intakt blieb und sich in der Wildnis von Massachusetts ansiedelte.
Sie entdeckten einen Flecken, der aussah wie ihre Heimat, umgeben von prächtigen Bergzügen und einem kleinen Gewässer, das eher ein Teich als ein See war; also schickten sie den Daheimgebliebenen Kunde von diesem Ort. Er liegt an einem wee loch, schrieben sie. An einem klitzekleinen See.
Irgendwann kamen auch der Laird und seine Familie nach, während ein vertrauenswürdiger Onkel über das Land in Schottland wachen sollte. Sie tauschten den bequemen Kilt gegen landesübliche Hosen ein; stolz ließen sie das Sternenbanner wehen; sie übernahmen den amerikanisierten Ortsnamen. Und als natürliche Folge seiner ererbten Verantwortung wurde der Mann, der dem MacDonald-Clan vorstand, auch der Chief der Polizei von Wheelock.
1995 hatte nun Cameron MacDonald diese Position inne, nachdem sie von seinem Urgroßvater an seinen Großvater und dann an seinen Vater weitergegeben worden war, gemäß derselben Linie, über die auch der Ehrentitel des Clanchefs vererbt wurde. Cameron hätte keine Sekunde gezögert einzugestehen, daß sich inzwischen einiges geändert hatte. Es lag auf der Hand, daß er, obwohl er als Clanchef angesehen und in den schottischen Akten auch ordnungsgemäß an solcher geführt wurde, nicht mehr direkt für das Wohlergehen der örtlichen Bevölkerung verantwortlich war. Mindestens drei Viertel der Ortsbewohner hatten noch nie die Ländereien in Schottland zu Gesicht bekommen, die theoretisch ihnen gehörten. Kaum jemand rollte noch das ›r‹; noch weniger Menschen konnten mehr als ein paar Brocken Gälisch.
Andererseits waren solche Überlieferungen nur schwer auszurotten. Es gab keine angelaufene Silberschale, kein königliches Edikt, das bewiesen hätte, daß Wheelock den MacDonalds gehörte. Trotzdem sahen sie es so, ebenso wie ihre Vorfahren jenen schmalen Paß in den schottischen Highlands beansprucht hatten. Dies war schlicht und einfach das Land, auf dem sie schon immer gelebt hatten.
Mit fünfunddreißig wußte Cameron MacDonald, daß er bis an sein Lebensende in Wheelock bleiben würde; daß er Chief der Polizei bleiben würde, bis er starb, und den Titel an seinen erstgeborenen Sohn weitergab. Er wußte, daß er an diesen Dingen nichts ändern konnte, genausowenig wie er die beklemmende Verpflichtung abzuschütteln vermochte, Laird zu sein. Manchmal, in den stillsten Stunden der Nacht, versuchte er sich einzureden, daß ein Titel heutzutage nicht mehr das gleiche bedeutete wie vor zweihundertfünfzig Jahren. Die Welt würde schon nicht aus den Fugen geraten, wenn er eines Tages seine Frau packen und mit ihr nach Phoenix ziehen sollte, des Wetters wegen.
Doch dann fiel ihm jedesmal wieder ein, wie Darcy MacDonald, die Tochter seiner Cousine dritten Grades, mitten auf der Main Street ins Stolpern geraten war, während Cam kaum einen Meter von ihr entfernt stand und mit dem Friseur plauderte. Ihr Knie mußte mit siebzehn Stichen genäht werden, nur weil er nicht schnell genug oder zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen war. Tatsächlich hatte er an manchen Tagen das Gefühl, daß jede Verhaftung, jede Verurteilung auf irgend etwas zurückzuführen war, das er als Clanführer vermasselt hatte.
In solchen Nächten drückte er sich jedesmal an seine weiche, leise schnarchend zusammengerollte Frau Allie; denn die war verläßlicher als sein eigenes unruhiges Blut. Dann versuchte er, sich wieder in Schlaf zu wiegen, doch seine Träume handelten nach wie vor von Ketten, Glied an Glied, die sich über die Weiten der Meere spannten.
In der High-School war Allie Gordon nie das beliebteste Mädchen ihrer Klasse gewesen. Davon konnte wirklich keine Rede sein. Diese Ehre gebührte Verona MacBean mit ihrem Zuckerwattehaar, ihrer ›Cover Girl‹-Schminke und ihrem rosa Mohairsweater, der sich wie eine zweite Haut um jenen Körperteil schmiegte, den die Jungs als Gipfel der Appalachen bezeichneten.
Und heute, nach fünfzehn Jahren im Nirgendwo, war Verona MacBean persönlich ins Glory in the Flower getreten, um drei große Blumengestecke für ein Essen in der Bücherei zu ordern, das ihr zu Ehren gegeben werden sollte.
»Verona!« Der Name war Allie augenblicklich wieder eingefallen. Irgendwie irritierte es sie, ihre Klassenkameradin in ein konservatives beiges Kostüm gekleidet zu sehen, mit zu einem Dutt zurückgekämmten Haaren und einer flächendeckenden Grundierung auf den ebenen Wangen. »Was verschlägt dich denn hierher?«
Verona hatte leise mit den Backenzähnen geklickt. »Allie«, hatte sie gewispert, und ihre Stimme war genauso dünn und hauchig wie seinerzeit in der High-School, »erzähl mir nicht, daß du immer noch hier wohnst!«
Das war nicht als Beleidigung gemeint, das war es nie, deshalb zuckte Allie nur mit den Achseln. »Na ja«, sagte sie und dehnte dabei die Worte, um sie zu kosten wie eine französische Delikatesse, »da Cam hierbleiben muß …« Sie ließ den Satz unvollendet und schielte dabei von dem Bestellformular, das sie gerade ausfüllte, zu Verona auf. Dann sah sie ihr geradewegs ins Gesicht. »Du hast doch von Cam und mir gehört, oder?«
Verona war an das Kühlregal getreten, als wollte sie die Qualität der Blumen inspizieren, die sie bereits bestellt hatte. »Ja«, bestätigte sie. »Ich meine mich zu entsinnen.«
Ein paar Minuten darauf entschwebte Verona wieder, nachdem sie noch einmal den genauen Zeitpunkt für die Lieferung der Gestecke festgelegt hatte (schließlich fand das Essen zu Ehren einer Autorin statt; es wäre äußerst unpassend, verwelkte Rosen für eine Schriftstellerin aufzustellen, die, wie sie es ausdrückte, bald in voller Blüte stehen würde). Allie war in den rückwärtigen Raum ihres Blumenladens gegangen, wo sie ihren Steckschaum, das Moos und die Trockenmittel, den Bast und Draht aufbewahrte. Sie stellte sich vor den winzigen Spiegel über dem Waschbecken und musterte ihr Antlitz. Dann durchforstete sie ein Regalfach, bis sie ihr Jahrbuch aus der High-School aufgestöbert hatte – das sie einzig und allein aufbewahrte, um Namen und Gesichter zuordnen zu können, die zu ihr in den Laden kamen. Sie klappte das Buch auf Veronas Seite auf. Es fiel ihr leichter zu glauben, daß sie, Allie, älter und klüger geworden, während Verona MacBean, in glänzendes Schwarzweiß gefaßt, steckengeblieben war. Es tat nichts zur Sache, daß Verona erst die Harvard-Universität und dann die von Yale besucht hatte, daß ihr erstes Buch – über Philosophie – das Gesprächsthema am Ort darstellte. Auf lange Sicht zählte einzig und allein, daß Allie Gordon Cameron MacDonald geheiratet hatte, was niemand in Wheelock auch nur im entferntesten für möglich gehalten hätte.
Hingegen hatte es vordem niemanden überrascht, daß Verona MacBean im Herbst 1977 Cameron MacDonalds feste Freundin geworden war – obwohl Cameron bereits die Abschlußklasse der High-School erreicht hatte, während Verona eben erst in die Schule eintrat. Alle beide waren unbestreitbar schön, Verona in der Art einer Sammelpuppe, während Cam fast alle Mitschüler überragte und mit seinen breiten, kräftigen Schultern und seinem rotblonden Haarschopf jedem sofort ins Auge fiel.
In sein Haar hatte sich Allie zuerst verliebt. Oft hatte sie in der Schulbibliothek gesessen, über ein schmales Bändchen mit Plath-Gedichten gebeugt, und darauf gewartet, daß er durch die gläserne Doppeltür trat, die den Lärm aus dem Schulkorridor abfing. Er kam jeden Tag während der Zeit, in der sie an der Theke saß und der dankbaren, überarbeiteten Bibliothekarin die Bücherausleihe abnahm. Dann ordnete sie immer die Bände in den Regalen hinter seinem Sitzplatz und stellte sich dabei vor, wie ihre Finger durch sein Haar fuhren und es teilten, bis die lodernden Strähnen sich in ein Prisma roter und honiggelber Strähnen aufspalteten. Nach dem Ende der Schulstunde nahm sie jedesmal die Bücher, die er liegengelassen hatte, räumte sie wieder an die durch das Ordnungssystem vorgegebenen Plätze und schnupperte dabei der Wärme nach, die von Cams Händen noch an den Plastikschutzumschlägen haftete.
In Wahrheit hatte Cameron MacDonald die meiste Zeit, die sie in demselben Städtchen wohnten, nichts von Allies Existenz gewußt. Sie war viel zu still und schlicht, als daß er sie wahrgenommen hätte. Es gab nur einen einzigen Vorfall in ihrer Zeit an der High-School, bei dem er sie wirklich berührte: Während einer Blutspendeaktion hatten sie nebeneinander auf den Spenderpritschen gelegen, und als sie sich aufsetzte und von ihrer Liege auf den Boden hüpfte, um die versprochenen Kekse und den Saft zu kassieren, drehte sich plötzlich alles um sie herum und wurde schwarz. In Cams Armen wachte sie wieder auf; er war von seiner Liege gesprungen, um sie im Fallen aufzufangen, und hatte dabei versehentlich die Nadel aus seiner Armbeuge gerissen. Erst nach ihrer Heimkehr an jenem Nachmittag hatte Allie gemerkt, daß der Rücken ihrer Bluse mit Cams Blut besprenkelt war.
Es fiel Allie schwer, ihre Zweifel zu besiegen, ob der Grund für ihre Heirat Jahre später nicht doch damit zusammenhing, daß sie beide zu den wenigen gehörten, die nach dem College wieder in Wheelock auftauchten. Cam war zurückgekehrt, weil man das von ihm erwartete. Allie, weil sie eigentlich nirgendwo sonst sein wollte.
Wenn sie auf der untersten Leiste des Kühlregals für Schnittblumen stand und den Hals in einem ganz bestimmten Winkel drehte, konnte sie durch das Fenster in Cams Büro im Polizeigebäude blicken und sogar seine über den Schreibtisch gebeugte Silhouette ausmachen. Nur aus diesem Grund hatte sie sich für dieses Grundstück entschieden, als sie vor acht Jahren den Blumenladen eröffnete.
Sie sah, daß er an seinem Schreibtisch saß, statt auf Streife zu sein, und kam zu dem Schluß, daß sie ihm genausogut gleich seinen Strauß bringen und von Verona erzählen könnte. Also kletterte sie von der Leiste herunter, rieb sich mit den Händen über die Knie, um sie aufzuwärmen, und schloß die Schiebeglastür des Kühlregals. Gedankenverloren strich sie mit den Fingern über die Süßkastanien- und Berberitzenblätter, die den Strauß für Cam begrünten.
Allie beherrschte die Blumensprache, derzufolge jede Blüte für eine menschliche Eigenschaft steht. Bouquets, die aus ihrem Laden versandt wurden, um zu einer Geburt zu gratulieren, waren voller Margeriten für Unschuld sowie Moos, das Mutterliebe bedeutete. In ihren Arrangements zum Valentinstag fand man natürlich Rosen, aber auch Lilien für Reinheit, Heliotrop für Hingabe und Vergißmeinnicht für wahre Liebe. Oft schickte sie Cam Kreationen voller Botschaften, die er unmöglich verstehen konnte. Kritisch musterte sie ihr neuestes Werk und zählte nickend die Tulpen ab, die den Strauß im wesentlichen ausmachten. In Persien würde ein Mann seiner Angetrauten Tulpen schenken, um zu zeigen, daß er vor Liebe in Flammen stand, so rot wie die Blütenblätter; und daß sein Herz wie Kohle glomm, schwarz wie der Blütengrund.
Sie füllte die Vase mit Heidekraut-Astern, Sommerastern und Feuerdorn auf. Dann steckte sie, wie immer bei Cams Sträußen, so viel Stengel Purpurklee dazu wie möglich, ohne daß die Blumen darin untergingen. Klee, der schlicht und einfach bat: Denk an mich.
Als sie nach draußen trat, um Cam den Strauß zu bringen, machte sie sich nicht die Mühe, die Tür abzuschließen. Kaum jemand würde es wagen, die Frau des Polizeichefs von Wheelock zu berauben.
Als sie das Revier betrat, war Hannah gerade am Telefon, winkte sie aber zu Cams geschlossener Bürotür weiter, um ihr mitzuteilen, daß er nicht in einer Besprechung war. »Nein«, sagte sie mit fester Stimme, »wir setzen keine Geisterbeschwörer ein, aber vielen Dank!«
Allie stellte die große Vase mitten auf dem Schreibtisch ab, an dem die Verhaftungen ausgesprochen wurden, und ging dann weiter in Camerons Büro. Sie klopfte kurz an und hatte die Tür schon mit der Schulter aufgedrückt, ehe Cam sie hereinbitten konnte. Er schlief, den Kopf auf der Schreibtischplatte in beide Arme gebettet.
Lächelnd schlich sich Allie um seinen Stuhl herum und fuhr mit den Fingern über seinen Nacken. Dann beugte sie sich vor und flüsterte ihm ins Ohr: »Die Gerechtigkeit schläft nie.«
Cameron wachte augenblicklich auf und fuhr so schnell hoch, daß er mit dem Kopf gegen Allies Kinn schlug. Sie taumelte rückwärts, sah einen Augenblick schwarz, dann packte Cam sie am Arm und zog sie auf seinen Schoß. »Mein Gott, Allie«, rief er. »Du hast mir einen Höllenschrecken eingejagt!« Seine Frau rieb sich das Kinn und prüfte es zaghaft, indem sie die Zähne aufeinanderbiß. Cams Finger wanderten aufwärts, um ihr den Hals zu streicheln. »Hast du dir weh getan?«
Allie lächelte. »Ich habe dir deine Blumen gebracht.«
Cam rieb sich irritiert die Stirn. »Aber ich habe dir doch gesagt, das brauchst du nicht.«
»Ich mache es gern«, entgegnete Allie.
Cam schnaubte. »Wir sind hier in einer Polizeistation, nicht in einer Hotellobby«, stellte er fest. »Wer verhaftet wird, interessiert sich nicht besonders für die Inneneinrichtung. Der bemerkt die Blumen nicht mal.«
»Aber du bemerkst sie«, drängte Allie.
Cam schaute in ihre großen braunen Augen, sah die fest verschränkten Hände. »Natürlich«, sagte er leise. »Natürlich tue ich das.«
Er warf einen Blick durch die offene Tür auf die Theke im Vorraum, wo Allies Strauß stand. Sie war eine Künstlerin; das sagte er ihr oft. Der Kontrast der Farben, von kräftigen Linien, weichen Kurven und die kapriziöse Ausstrahlung der Arrangements verlieh ihren Schöpfungen eine Heiterkeit und Leichtigkeit, die Allie selbst fehlte. Einmal hatte er, als sie in der Arbeit war, heimlich einen Blick in ihr Tagebuch geworfen, in der Hoffnung, Züge an seiner Frau zu entdecken, die sie vor ihm nicht zu offenbaren wagte. Doch er hatte keine wilden Phantasien oder verträumten Erinnerungen gefunden, nur eine Wiedergabe dessen, wie sie Cam gegenüber gehandelt und was sie, zu ihm gesagt hatte, gefolgt von Anmerkungen darüber, was anders besser gewesen wäre.
Bisweilen wachte er mitten in der Nacht auf, schweißgebadet und in panischer Angst, daß er nach Jahren der Ehe mit Allie ebenfalls anfangen könnte, sein Leben aufzuschreiben, statt es in die Tat umzusetzen.
»Rate mal, wer heute in den Laden kam«, sagte Allie. Sie rutschte von seinem Schoß, ließ sich auf der Schreibtischecke nieder und baumelte mit einem Bein.
»Soll ich jetzt jeden in der Stadt durchgehen?« fragte Cam.
»Verona MacBean!« Allie zog die Stirn in Falten. »Also, ich weiß nicht, ob sie immer noch MacBean heißt, aber jedenfalls handelt es sich um Verona. Sie ist inzwischen eine berühmte Schriftstellerin. In der Bücherei wollen sie ein Prominentenessen für sie geben.«
»Verona MacBean.« Cam grinste. Er kippelte auf seinem Stuhl nach hinten. ›Die gute alte Verona!«
»Ach, hör schon auf.« Allie trat ihm spielerisch gegen das Schienbein. »Sie sieht verkniffen und verbiestert aus, und ihre Möpse sind längst nicht mehr so groß wie damals, als sie sechzehn war.«
»Wahrscheinlich sind sie im Lauf der Zeit nach innen gewachsen.«
Allie schnappte sich einen Katalog und schlug damit nach Cams Kopf. Ein Hochglanz-Reisemagazin fiel zwischen den Seiten heraus. Mit großen Augen blickte sie auf den sprühend weißen Strand und die schaukelnde rote Schaluppe, die ihr von der Titelseite entgegenleuchteten. Sie nahm es hoch und blätterte neugierig darin. »Na, wenigstens ist es nicht der Playboy«, bemerkte sie. Sie überflog eine Liste von Ferienclubs und betrachtete eingehend eine Werbung mit einer geschmackvoll nackten Sonnenbadenden.
Cam streckte den Arm aus und zupfte die Zeitschrift aus Allies Hand. Ihm war heiß im Gesicht, sein Kragen zwängte ihn ein; er wollte nicht, daß Allie erfuhr, wovon er tagsüber träumte.
Als sich Röte in Camerons Gesicht schlich, zog Allie die Brauen hoch. »Ich werde verrückt«, sagte sie. »Du willst was vor mir geheimhalten.« Sie beugte sich zu ihm hinunter. »Nicht daß es mich was anginge oder so, aber ich würde lieber zum Segeln als zum Skifahren gehen.« Unsicher beugte sie sich einen Zentimeter weiter vor, mit offenen Augen, und legte ihre Lippen auf Cams.
Einen Moment lang ließ Cam ihren Atem über seinen Mund streichen, dann gönnte er ihr einen kurzen Kuß und schob sie von sich. »Nicht hier«, murmelte er.
»Wo denn dann?« flüsterte Allie, ehe sie sich beherrschen konnte.
Beide wandten den Blick ab, weil ihnen die vergangene Nacht wieder einfiel. Allies Hände hatten sich über das Bett geschlichen, waren unter sein blaues T-Shirt geschlüpft und hatten dort leise ihre Kreise gezogen. Das war ihre Einladung. Doch Cam hatte sich nur zu ihr umgedreht, sie mit seinem Blick auf Distanz gehalten und mit seinen Fingern ihre zur Ruhe gebracht.
»Oh!« Enttäuscht wanderte ihre Hand zurück.
»Es hat nichts mit dir zu tun«, beschwichtigte er eilig. »Ich bin einfach kaputt.«
Allie fragte sich, woher der Mythos stammte, daß Männer öfter Sex wollten als Frauen, denn ihrer Erfahrung nach war es genau umgekehrt. Es gefiel ihr nicht, weniger begehrenswert als ihr Mann zu sein oder immer den Anfang machen zu müssen. Manchmal machte sich Cam nicht einmal die Mühe, ihr zu erklären, daß er müde war, sondern stellte sich einfach schlafend.
Es blieb für sie die Frage, ob er sich vielleicht anders verhielte, wenn sie eine klassische Schönheit wäre oder sexy. Sie stellte sich vor, sie bräuchte nur zehn Pfund zu verlieren, sich das Haar zu schneiden und sich zu einer unwiderstehlichen Femme fatale zu stylen – wenn Cam dann nach ihr grabschen wollte, würde sie ihm einfach den Rücken kehren!
Vielleicht würde sie sich jemand anderen suchen.
Und dann mußte sie jedesmal lachen, bei dem Gedanken, sie würde sich von einem anderen so berühren lassen wie von Cameron MacDonald.
Als hätte sie die Geste heraufbeschworen, faßte Cam nach ihrem Handgelenk und streichelte mit dem Daumen darüber. Er wußte nicht, was er sonst tun sollte. Es gab Dinge, die er Allie selbst nach fünf Jahren Ehe nicht sagen konnte. Es gab Zeiten, in denen er allein sein mußte mit seinen Träumereien von einem anderen Leben, und unglücklicherweise war das oft im Dunkel der Nacht, wenn Allie mehr von ihm brauchte. Doch was sie auch denken mochte, wenn er sich von ihr wegdrehte, er zweifelte nie an seinen Gefühlen Allie gegenüber. Sie zu lieben war ein bißchen, wie sich jeden Tag im Vorortzug auf denselben Platz zu setzen – man erlaubte es sich nicht, sich die Reihe dahinter auszumalen. Man hätte schwören können, daß die Maße und Ausbuchtungen dieses Platzes eigens für einen gemacht waren: immer wieder ließ man sich mit einem Aufatmen der Zufriedenheit und Erleichterung darüber nieder, daß er noch frei war.
Allie starrte ihn an. Wenn sie nur aufhören würde, ihn so anzusehen, mit ihren Augen seine Ausflüchte einzufangen und sie in alle Winde zu zerstreuen. Er wünschte, er könnte sie glücklich machen oder wenigstens für den Versuch soviel Zeit aufwenden wie sie für ihn. Cam bohrte die Daumen unter die Schlaufen seines schweren Patronengurts; aus dem Augenwinkel sah er ein doppelseitiges Bild des Acadia-Nationalparks. »Es tut mir leid«, sagte er.
Nein, dachte Allie. Mir tut es leid.
Die Frau stand hinter der Theke des Blumenladens und ließ ihre Hände über ein Durcheinander von Fächerpalmen, Engelsflügeln, irischen Glockenblumen, Heidekraut, Hafer und Wolfsmilch fliegen. Abgeschnittene Stengel bedeckten das Resopal der Theke und die schwarz-weißen Bodenfliesen. Einen Augenblick blieb Allie entsetzt in der Tür ihres eigenen Geschäfts stehen und beobachtete eine Fremde, die ihre Arbeit tat. Dann richtete sie den Blick auf den Strauß rechts neben der Registrierkasse.
Er war glockenförmig und perfekt, ein empfindsamer Farbbogen aus sämtlichen Grünschattierungen, die Allie im Kühlregal lagerte. An zwei Stellen leuchtete hinter Grasfedern in blutend roten Tupfern die grelle Buntwurz hervor.
Allie trat einen Schritt vor, worauf die Frau einen Satz zurück machte und sich mit der Hand an die Kehle fuhr.
»Das ist mein Platz!« bellte Allie.
Die Frau lächelte unsicher. »Dann«, sagte sie, »verschwinde ich lieber.« Hastig sammelte sie die Gerätschaften zusammen, die sie aus dem Hinterzimmer stibitzt hatte, und ließ in ihrer Eile eine Schere auf den Boden fallen. »Verzeihung«, murmelte sie und tauchte hinter dem Arbeitstisch unter, um sie aufzuheben. Dann kam sie wieder hervor und streckte Allie die Schere hin wie ein Friedensangebot.
Es war das Anmaßendste, was Allie je erlebt hatte – daß eine Fremde in ihren Laden spazierte und ihren eigenen Strauß band –, dennoch schien diese Frau mit den Schatten zu verschmelzen, so als wäre alles nur ein Irrtum gewesen, und sie hätte nichts dagegen unternehmen können. Allie warf einen Blick auf die pflaumenfarbene Baskenmütze auf dem Haar der Dame, auf die abgekauten Nägel, den schweren Rucksack, der an ihrem rechten Fuß lehnte. Sie war etwa so alt wie sie selbst, stammte aber eindeutig nicht aus Wheelock oder der näheren Umgebung; Allie hätte sich bestimmt an eine Person erinnert, deren Augen das feuchte Violett von Prärie-Enzian aufwiesen.
Sie trat an die Theke und strich mit der offenen Hand über die weicheren Grünpflanzen. »Ich habe mir gedacht, daß Sie vielleicht eine Aushilfe brauchen«, erklärte die Frau. Sie streckte eine Hand aus, die vom Floristendraht schwielig war und deren Finger leicht zitterten. »Ich heiße Mia Townsend.«
Allie konnte den Blick nicht von Mias Strauß wenden, bei dem ihr weite Felder, schnaubende Pferde und die heiße, drückende Schwere eines Sommernachmittags in den Sinn kamen. Sie wußte, daß dies nichts damit zu tun hatte, welche Blumen und Farne Mia ausgewählt hatte, sondern eher mit der Ordnung, in die sie die Pflanzen gebracht, und was sie sich wohl dabei gedacht hatte.
Allie kam eigentlich allein zurecht; tatsächlich machte sie in einem Ort von der Größe Wheelocks das meiste Geschäft durch ihre Mitgliedschaft im Blumenlieferdienst. Aber andererseits ging es auf Weihnachten zu, und auf den Valentinstag; da würde sie sich in den Hintern beißen, wenn sie jemanden mit Mias Talent aus dem Laden entließe, ohne ihr vorher ein, zwei Dinge abzuschauen.
Als ahnte sie, daß Allie sich nicht entschließen konnte, faßte Mia plötzlich in ihren Rucksack und holte ein liebevoll eingewickeltes Bündel heraus, das sie zu öffnen begann. Unversehens erblickte Allie einen exquisit geformten Bonsaibaum; winzig klein, knorrig, uralt.
»Bezaubernd«, hauchte sie.
Mia zuckte mit den Achseln, doch ihre Augen leuchteten. »Das ist meine Spezialität. Sie erinnern mich an diese Babys, die manchmal mit ihren winzigen Gesichtern aussehen, als besäßen sie die Weisheit der Welt.«
Die Weisheit der Welt. Allie blickte auf. »Ich glaube«, gab sie Mia zu verstehen, »wir könnten uns einig werden.«
Hannah, eine begnadete Lauscherin, erklärte Cameron, daß Verona MacBean ein Buch über das Bildnis der Hölle geschrieben habe.
»Dort ist es nicht mehr wie früher«, sagte sie und fuhr dabei den Rand ihrer Kaffeetasse nach. »Sie wissen schon, mit Feuer und glühenden Kohlen und so.«
Cam lachte. »Verraten Sie das bloß nicht Pater Gillivray; er schwört nämlich darauf.«
Hannah lächelte breit. »Verona meint, statt physischer Qualen würde es eher geistige geben. Wie wenn man, Sie wissen schon, diesen phantastischen Typen heiratet und dann feststellt, daß er nur auf das Geld aus war.«
»Da würde ich mir keine Sorgen machen«, winkte Cam ab. »Dazu bezahle ich Ihnen eindeutig zu wenig.«
Sie schmunzelte. »Und angenommen, man hätte, um so ein Sahneschnittchen zu heiraten, jemanden aufgegeben, der einen wirklich liebt. Angeblich soll die Hölle so sein wie die Qualen, die man leidet, wenn man begreift, daß man sich für den Falschen entschieden hat.« Hannah rümpfte die Nase. »Nicht daß ich wüßte, woher Verona MacBean, die Königin von Wheelock, einen Schimmer haben könnte, wie es in der Hölle aussieht.«
Camerons Vollzeit-Assistent Sergeant Zandy Monroe streckte seinen Kopf aus dem Umkleideraum. »Hannah, du vergißt, daß Verona mal mit dem Chief gegangen ist.«
Cam schleuderte einen Stapel Post nach ihm. »Haben Sie sonst noch was zu melden?«
»Kommt drauf an«, grinste Zandy. »Laden Sie mich zum Mittagessen ein?«
»Nein«, knurrte Cam. »Ich lade Allie ein.« Damit überraschte er sich selbst; sie hatten nichts dergleichen ausgemacht, als sie vorhin vorbeigekommen war; doch natürlich würde sie sich keinesfalls die Gelegenheit entgehen lassen, eine Stunde mit ihm zu verbringen. Er zog seine schwere blaue Jacke über und schloß die Bürotür hinter sich ab. »Falls die Stadt belagert werden sollte«, setzte er Hannah ins Bild, »dann wissen Sie ja, wo ich zu finden bin.«
Während er den halben Block hinunter zu Allies Laden schritt, begann er zu lächeln. Er würde ›Glory-in-the-Flower‹ betreten und ihr erklären, er suche einen Strauß, etwas mit Dahlien und Lilien, deren Farben einen an den August denken ließen. Die Blumen seien nämlich für jemand Bestimmten, und er würde sie mitspielen lassen und sich von ihr eine Grußkarte geben lassen, auf die er schreiben wollte: Was machst du so den Rest deines Lebens?
Summend drückte Cam die Eingangstür auf und stand unvermutet einer Frau gegenüber, die er nie zuvor gesehen hatte. Allies Name erstarb auf seinen Lippen, als er auf das unfrisierte Haar starrte, das ihr genau bis zur Schulter reichte, auf den weichen, vollen Schwung ihrer Lippen, auf den Puls, der an ihrer Kehle pochte. Sie war nicht unbedingt schön, ihm völlig fremd, und doch stockte Cam der Atem. Als er die Hand ergriff, die sie ihm zum Gruß entgegenstreckte, bemerkte er, daß ihre Augen blau violett waren, von jenem Farbton, in dem er sich den Atlantik vor der französischen Küste vorgestellt hatte.
»Ah«, sagte Allie, die aus dem Hinterzimmer kam. »Das ist Mia!« Und mehr konnte sie Cam nicht mehr erklären, denn in diesem Augenblick stürzte Zandy Monroe in den Laden und knallte dabei die Tür so brutal gegen die Wand, daß eine Glasscheibe zersprang.
»Chief«, brüllte er, »Sie müssen kommen!«
Sein jahrelang trainierter Instinkt ließ Cameron hinter seinem Sergeant auf die Straße rennen, die linke Hand an der Pistole. Er sah eine wachsende Menschenmenge vor der Polizeistation; aus dem Augenwinkel bekam er mit, daß auch Allie und Mia sich eilends näherten.
Adrenalin pulsierte durch Cams Gliedmaßen, als er ins Zentrum des Geschehens trat, wo ein roter Ford Pickup parkte. Zandy ging an das Fenster auf der Fahrerseite. »Okay«, schnauzte er hinein. »Hier ist der Chief.« Achselzuckend murmelte er Cam zu: »Wollte mit keinem außer Ihnen reden.«
»Cameron MacDonald?«
Die Stimme des Mannes klang kräftig, aber angestrengt; ein Beamter mit weniger Erfahrung hätte vielleicht nicht den Schmerz bemerkt, der bei der Anrede mitschwang. »Der bin ich«, bestätigte Cam. »Was kann ich für Sie tun?«
Der Mann stieg aus dem Wagen. Er lebte nicht in Wheelock, doch Cam meinte, ihn in der vergangenen Woche schon mal im Ort gesehen zu haben. Auf der Post, vielleicht in der Kneipe … Er war genauso groß wie Cam, doch dünner, so als hätte das Leben seinen Tribut von ihm gefordert. »Ich bin James MacDonald«, stellte der Mann sich so laut vor, daß jeder seinen Nachnamen verstehen konnte, »und Ihr Cousin.« Er trat einen Schritt zurück zu seinem Auto und deutete auf den Beifahrersitz und die dort zusammengesackt schlafende Frau. »Meine Frau hier, Maggie, ist tot«, trug er vor. Er sah Cameron MacDonald ins Gesicht. »Und ich habe sie umgebracht.«
2
Ungeachtet aller von Verona MacBean aufgestellten Theorien brach eine sehr akute Hölle los.
Zwei Frauen fielen in Ohnmacht, wobei sich die eine die Stirn am Bordstein aufschlug, so daß sich unter ihrer Wange eine dicke rote Blutpfütze bildete. In falsch verstandenem Rittertum baute sich Art MacInnes, der örtliche Friseur, vor James MacDonald auf und boxte ihn ins Gesicht. Zwei Kinder auf knallig neonfarbenen Rädern fuhren Slalom um den Pickup herum und durch die brodelnde Menge.
»Es reicht!« brüllte Cam. Er gab Zandy ein Zeichen, der daraufhin den Pickup umrundete. Cam konnte schließlich nicht wissen, ob dieser Kerl nicht komplett durchgeknallt war; vielleicht hielt die Dame auf dem Beifahrersitz nur ein Nickerchen oder lag im Diabetes-Koma oder spielte ihnen ein Theater vor. Cam drehte sich zu den Schaulustigen um. »Geht alle nach Hause«, drängte er. »Ich kann meine Arbeit nicht erledigen, wenn ihr im Weg steht.«
Niemand rührte sich.
Cam seufzte und machte mit ausgestreckten Armen einen vorsichtigen Schritt auf James MacDonald zu. James stand leicht gebeugt und hielt sich die Hände vor das blutüberströmte Gesicht. Cam suchte in seiner Hose nach seinem Taschentuch. »Hier«, sagte er und wedelte mit dem kleinen weißen Stoffetzen vor James auf und ab, eine Geste, die fast wie eine Kapitulation wirkte.
James MacDonald sah nicht gefährlich aus; es gab keinen Grund, ihn in Handschellen abzuführen. Cam würde ihn auf einen Stuhl setzen, ihm Kaffee anbieten und versuchen, ihn zum Reden zu bringen. Er würde ihn nicht gleich verhaften.
»Chief«, meldete Zandy Monroe, »die Tür klemmt.«
Bei diesen Worten fuhr James MacDonald herum und sah Zandy an der Beifahrertür des Wagens rütteln. Als sich die Tür nicht regte, schob Zandy zwei Finger durch das halb heruntergekurbelte Fenster und versuchte, am Hals der Frau den Puls zu fühlen.
Mit einem tierischen Klagelaut befreite sich James MacDonald aus Cams Griff und rannte um das Fahrzeug herum. Er zerrte den Sergeant von der Tür und riß ihn mit all der Kraft zurück, die ein großer, starker Mann stets einzusetzen vermag. »Rühren Sie sie nicht an!« brüllte er Zandy an, mit geballten Fäusten und obszön weißen Zähnen inmitten des fleckigen Gesichts. Er drehte sich wieder zur Tür um und hebelte sie auf; jetzt begriff Cam, daß die Tür nicht geklemmt hatte, sie war aus den Angeln gerissen und danach abgeschlossen worden. James MacDonald fing die Leiche seiner Frau auf, die gegen seine Brust kippte, drückte seine Wange an ihre. Er sprach in die weiße Haut ihres Halses. »Rühren Sie sie nicht an«, flüsterte er jetzt.
Cam warf Zandy über die Motorhaube hinweg einen Blick zu. Er begab sich zur Beifahrerseite, während Zandy sich langsam auf James MacDonald zubewegte. Doch James leistete keinen Widerstand, als Cam ihm auf die Schulter klopfte. »Mr. MacDonald«, sagte er, »ich muß Sie verhaften.« Er ließ die Handschellen über den Handgelenken des Mannes zuschnappen. »Ach, Sergeant«, sagte er mit einem Nicken auf die Leiche im Wagen hin, »können Sie sich darum kümmern?«
James begann, gegen die Handschellen anzukämpfen. »Nein«, krächzte er, »das dürfen Sie nicht!«
Cam mußte sich zu ihm beugen, um ihn zu verstehen. »Wir müssen hineingehen, Mr. MacDonald.«
»Bitte lassen Sie sie nicht mit ihm allein.«
Aus dem Augenwinkel sah Cam, wie Allie aus der Menge trat. Sie zitterte, als sie näherkam, und sah Cam nicht in die Augen. »Ich bin Allie MacDonald«, erklärte sie, »Cams Frau.« Sie legte ihre Hand auf James' Arm. »Wenn Sie möchten, bleibe ich bei Maggie.«
James musterte sie von oben bis unten, dann nickte er. Cam atmete in einem langen Seufzer aus und gab Zandy ein Zeichen, James festzuhalten. Dann führte er Allie beiseite. »Das ist keine gute Idee«, meinte er. »Du könntest als Zeugin aussagen müssen, wenn er vor Gericht kommt.«
»Ach Cam«, flüsterte Allie. »Du wirst ihn doch nicht wirklich verhaften, oder?«
Cam packte sie an den Oberarmen. »Er hat eine Frau getötet, Allie.«
»Aber er hat dich um Schutz gebeten.«
Cam schnaubte. »Dazu ist es zu spät. Jetzt ist das Kind schon in den Brunnen gefallen.«
Allie richtete sich auf. »Wenn ich du wäre, würde ich ihm einfach zuhören«, schlug sie vor. »Es ist doch nicht zu übersehen, daß er seine Frau geliebt hat.«
Cam senkte den Kopf. »Das macht sie auch nicht wieder lebendig.«
James MacDonald warf einen letzten Blick auf den leblosen und lieblichen Leib seiner Frau vorne im Wagen und dachte an seinen Hochzeitstag vor elf Jahren, an dem einfach alles schiefgegangen war.
Maggie hatte sich das Wochenende vor dem Memorial Day ausgesucht, weil sie am liebsten im Freien heiraten wollte; doch das vorhergesagte milde Wetter hatte sich zu einem Wolkenbruch ausgewachsen. Da sie keine große Feier planten, hatten sie sich für einen Friedensrichter entschieden und dort einen Termin vereinbart. Doch als sie vor der Tür des Mannes standen, bekamen sie von seiner Frau zu hören, daß der Richter mit Darmgrippe im Bett liege. Nun hatte Jamie von Cummington aus eine Stadt nach der anderen abgeklappert, um irgendwo einen Richter aufzutreiben, der nicht weggefahren und nicht zu krank war, sie zu trauen.
Als Jamie und Maggie schließlich in dem Wohnzimmer eines Friedensrichters in Great Barrington standen, waren Jamies Hosenaufschläge von unzähligen Pfützen aufgeweicht, und Maggies Veilchenstrauß hing welk in ihrer Hand. Im Hintergrund konnten sie das aufbrandende Gelächter der Gäste des Richters hören, die in der warmen, trockenen Enge seiner Garage den Memorial Day mit üppigem Essen und Trinken feierten. »Wir sind hier versammelt«, setzte der Friedensrichter an, »um … ach du liebe Güte!«
Maggies Kopf fuhr hoch. Ihre Hand begann leicht in Jamies Griff zu beben.
In diesem Moment begriff Jamie, daß er für sie zu fragen habe, ob es ein Problem gab. So chauvinistisch und altmodisch das auch erschien, nichts versinnbildlichte Jamie besser, was es heißen würde, Ehemann zu sein. Er wäre Maggies Sprachrohr. Und manchmal wäre sie seines.