sind die Erinnerung und die Sehnsucht zurückzukehren
_ ... aber auch Dankbarkeit für diese wunderbare Reise und dieses Buch. Danke der Küstenwache und den Hilfsorganisationen. Bei allem Genuss habe ich die Helikopter der Küstenwache gehört und gesehen und wusste, was das bedeutet.
In der Stille der Nacht untermalt nur vom Rauschen der Brandung
Weint tränenreich ein Kind
Um sein Zuhause
Verloren in der Ferne
Keiner weiß, wohin?
Liebe, Wärme
Keiner weiß, woher?
Alles verändert sich im Strom der Zeit
Nichts bleibt
Wie von Krankheit befallen ist alles dem Verfall preisgegeben
In den Katakomben der Angst
Sterben unsere Hoffnung und unser Mut
Nur die vererbten Könige
skrupellos und nur sich selbst verpflichtet
Machttrunken von speicheltropfender Gier
Präsidenten, die mit dem goldenen Löffel im Maul das Licht
der Welt erblickten
Erfüllt von Selbstüberschätzung und respektloser Unachtsamkeit
geleitet von geschmackloser Machtentartung
Sterben leider nicht
An dieser Stelle vielen Dank für eure Unterstützung, Hilfe und Zusammenarbeit: Random House und seine tollen Mitarbeiter, Cettina Vicenzino, Anette und Joachim sowie Mario Kopper. Für die Liebe, die Freiheit, das Leben und den Genuss!
P.S.: Oh, Maria
EIN ABSCHIED &
EINE TRAUMREISE
Oh Sizilien, fasziniert folge ich den Spuren deiner geheimnisvollen Vergangenheit und entdecke dabei deine Größe. Vergnüge mich an deinen sinnlichen Freuden, in jedem Augenblick genieße ich deine vielfältige Schönheit und bin hingerissen von deiner alltäglichen Vollkommenheit. Möchte nicht missen deine Töchter, beim Rauschen des Meeres und dem vielstimmigen Gesang deines Windes, nicht den stolzen und leidenschaftlichen Gang deiner Söhne. Werde wiederkehren zu deinen Ufern noch und noch, bin dir erlegen in ihren Armen und deinem Wein.
_Dieses Buch ist einem guten Freund gewidmet: Mario Kopper. Wir waren zwanzig Jahre unzertrennlich, haben zusammen geliebt, gelacht, gestritten und gekämpft. Für die Sache, für das Leben, die Freiheit und das Recht. Wir liebten ähnliche Musik, südländische Frauen, italienisches Essen und Oldtimer und manchmal haben wir auch zusammen geweint.
_Wollten wir uns daran gewöhnen? Da war ein Mangel an Respekt und Anerkennung in unserem Leben, keine Chance für kreative Freiräume. Also musste eine Entscheidung her, und wir haben uns verabschiedet.
_Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wo Mario gerade steckt. Vielleicht ist er seinen Träumen auf der Spur, sucht immer noch die große Liebe oder hat sie schon gefunden. So wie ich ihn kenne, liegt er ölverschmiert unter irgendeinem Traumauto, erfindet es neu oder folgt vielleicht auch geheimen Pfaden. Wer weiß?
_Eigentlich hatten wir die große Feier zum zwanzigjährigen Dienstjubiläum schon geplant. Sie wäre unserer gemeinsamen Beziehung auch durchaus angemessen gewesen. Doch manchmal kommt es anders, und meistens als man denkt.
Sizilianische Sehnsucht
_Deshalb habe ich mich für dieses Buch entschieden, um unsere Freundschaft entsprechend zu würdigen. Marios Mama war sizilianischer Abstammung. Als sie noch lebte bzw. als sie noch in Deutschland lebte, hat sie uns oft von ihrer Heimat erzählt und von ihrer Sehnsucht nach Sizilien. Ihr Heimweh wuchs, und als sie es nicht mehr ertragen konnte, kehrte sie zurück nach Taormina. Ständig schwärmte sie von der Sonne und dem Meer, den freundlichen Menschen mit ihrer südländischen Lebensart und ihrer vielfältigen Kultur. Sie schickte uns Bilder von ihrem Balkon mit Meerblick. Sie konnte weit schauen, Richtung Messina oder Syrakus, übers Meer oder hoch zum Ätna.
_Oft habe ich abends mit Mario noch bei unserem Stammitaliener gesessen und Rotwein getrunken. Meistens Mamas Empfehlungen: Nero d’Avola oder einen Nerello Mascalese aus dem Ätna-Gebiet. Manchmal hat sie uns Pakete geschickt mit Olivenöl, Schnaps aus der Familienbrennerei, Salami, Sardinen, Pesto, Rohmilchkäse, getrocknetem oder eingelegtem Gemüse und dem berühmten sizilianischen Gebäck. Immer war es köstlich, und dann träumten wir von dunkelhaarigen Schönheiten, einem gemeinsamen Restaurant an einem Strand oder an einer versteckten und stillen Piazza, die trotzdem gut besucht ist. Ein Treffpunkt für Gleichgesinnte und Freunde sollte es werden, für Lebenshungrige, mit nächtlichen Konzerten, alter sizilianischer Musik oder Tangoabenden. Wir träumten oft vom Tanz auf dem Vulkan in warmen südländischen Nächten oder waren Fischer auf dem weiten Meer. Vielleicht mit einer großen, fröhlichen Familie, im harmonischen Miteinander der Generationen. Dabei wurden die Träume mit zunehmendem Weingenuss immer größer, und unsere Seelen erhoben sich. Wind wehte unter den Flügeln der Illusion, und Hoffnung keimte auf, mit einem Gefühl von Freiheit und leidenschaftlicher Unendlichkeit, in einem anderen Leben.
_Wir züchteten schwarze Schweine, die man schlachten darf, aber nicht zwangsläufig muss. Und wir waren uns sehr einig, dass wir das erste Donald nennen. Beim zweiten haben wir über Horst diskutiert. Wir bauten Obst und Gemüse an und genossen das Leben. Dabei wurde an manchen Abenden die Liste der Leute, denen wir ein Angebot machen wollten, das sie nicht abschlagen konnten, immer länger. Aber dagewesen sind wir nie zusammen, nur im Traum.
_Das wollte ich nachholen als Reminiszenz an unsere zwanzigjährige Freundschaft.
_Ich erinnere mich an diese Reise wie an einen sanften, auflandigen Sommerwind am Meer, der einen umschließt, die Poren öffnet und durchlässig werden lässt. Mit einer Vielfalt von Erlebnissen, die man nie mehr missen möchte, sondern bei denen man sich sehnlichst wünscht, sie mögen sich schnell wiederholen. Ich habe in kürzester Zeit beeindruckende fremde Menschen kennen- und lieben gelernt. Neue Freunde, die mir bei meinem sizilianischen Buchprojekt geholfen, die mich unterstützt und kochphilosophisch verwöhnt und geschult haben.
_Die Sizilianische Sehnsucht verstehe ich jetzt mehr denn je und gestehe, ich bin infiziert. Ich werde heimkehren, wie Marios Mama. Grazie mille, amore mio.
Sonne, Leben und Genuss
_Alle Personen in diesem Buch sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.
_Nun ja, eigentlich nicht. Denn ich habe mich allein auf den Weg gemacht und mich um Authentizität bemüht. Auf der Spur unserer Sizilianischen Sehnsucht. Der Sonne, dem Leben und dem Genuss entgegen.
© 2017 by Südwest Verlag, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
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Projektleitung: Eva Wagner
Redaktion: Dr. Ulrike Kretschmer, München
Korrektorat: Barbara Kohl
Bildredaktion: Sabine Kestler
Bildnachweis: Fotografie: Cettina Vicenzino, Mit Ausnahme von: Andreas Hoppe: Bild 1, Bild 2 (u. re.), Bild 3, Bild 4, Bild 5; Gettyimages, München: Bild 6 (Marcos Radicella); Istockphoto: Bild 7 (elisalocci), Bild 8 (VvoeVale); Marco Eberlein: Bild 9, Bild 10, Bild 11
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: OH, JA! ( www.oh-ja.com), München
Reproduktion: Mohn Media Mohndruck GmbH, Gütersloh
E-Book Herstellung: JB
E-Book Produktion: Vera Hofer
ISBN 978-3-641-21421-0
V004
ANKOMMEN
Ich liebe Ortigia, das ist wahr! Der Charme und die Anmut deiner Jahrtausende währenden Erfahrung, deine betörende Vielfalt, die mich verführt und der Poesie anheimstellt, ob deiner Formen, Pracht und Einzigartigkeit. Die mannigfältige Mischung deiner Kulturen sollte jedem europäischen Zweifler der Gegenwart als Vorbild dienen. Der Wonne deiner Sinnesfreuden verfallen, trunken von deiner Lebenskraft grüße ich "meine“ Fischersfrau, die mich so viel, so leicht und lachend gelehrt.
KAPITEL EINS
Oh Syrakus! Der Beginn der Sizilianischen Sehnsucht am 15. April 2016. Freunde aus Berlin stellten mir ihr wunderschönes Refugium, ein Stadthaus aus dem 17. Jahrhundert, zur Verfügung. Danke! Es war viel geschehen, und ich brauchte dringend Einkehr.
_Das Haus liegt in einer Gasse der Altstadt von Syrakus, auf der Halbinsel Ortigia. Ein typisch italienisches enges Gässchen mit Kabeln und Wäscheleinen, die die nah beieinanderstehenden Häuser miteinander verbinden und eine sehr belebte Atmosphäre schaffen. Eine grüne Tür aus alten Zeiten, mit einem Eisengitter gesichert. Das Haus ist dreistöckig, mit einer Terrasse auf dem Dach, die mit der Küche verbunden ist. Man hört das Meer und spürt den Wind, sanft und warm. Hier werde ich meine ersten Kochexperimente wagen.
Auf historischen Pfaden zum Markt
_Mein erster Ausflug führt mich ans Meer. Über die kleine Brücke zum Aussichtsplatz und von dort die Küstenstraße und immer am Wasser entlang. Vorbei an der halb zerfallenen Kirche Spirito Santo bis hin zum Castello Maniace auf halber Strecke. Eine monumentale Festungsanlage, bei der man sofort von klassischen Theaterstücken und Mantel-und-Degen-Filmen träumt. Auf die dicken, alten Wehrmauern kann man klettern und blickt dann aufs Meer, das die Sonnenstrahlen reflektiert. Herrlich! Von hier sieht man schon den Porto Grande. Ich folge einer Promenade mit Cafés und Restaurants bis zum berühmten Brunnen der Aretusa. Seiner Berühmtheit zugrunde liegt die Sage von der Nymphe Aretusa und dem Jäger Alpheios. Durch ihre Liebe verschmolzen eine Süßwasserquelle und ein Fluss und schenkten Syrakus Trinkwasser.
_Danach führt der Rundweg durch eine Grünanlage mit uralten Bäumen – abends ein beliebter Treffpunkt für Verliebte, die auf den Bänken durch den Blätterwald vor neugierigen Blicken geschützt sind. Dann kommt man zum Hafen, seit Neuestem mit einem Kai für Kreuzfahrtschiffe, leider. Dahinter liegt der Jachthafen mit vereinzelten modernen Luxusmotorjachten, die in ihrem verspiegelten Silber eher an Kriegsschiffe erinnern als an Freude und Genuss. Protzige Geschmacklosigkeiten, wahrscheinlich für viel Geld. Mein Weg ist von Platanen und einer alten Mauer mit Treppen und Wasserspeiern gesäumt. Dazwischen Bars und Eiscafés. Später entdecke ich den Fischereihafen mit alten Kuttern und bunt bemalten Holzbooten.
_Gegen Ende meines Rundgangs passiere ich noch den Apollontempel, erbaut 570 v. Chr., und erreiche dann die Touristenstände und den Markt. Eine unglaubliche Fülle und Vielfalt. Eine sinnliche Explosion, ein glänzender Vorgeschmack auf die Küche Siziliens. Davon hat Marios Mama immer so geschwärmt.
In der Zauberwerkstatt des Panino-Meisters
_Ich sehe Stände mit frischem, sonnenverwöhntem Obst und Gemüse, in leuchtenden Farben. Vielerlei Gewürze, wie ich sie sonst nur auf den Märkten Nordafrikas erwartet hätte, eine ungeheure Auswahl an italienischem Käse, wie man sie bei uns nur in Feinkostläden geboten bekommt, aber auch Geschäfte und Stände mit frischem Fleisch und Fisch. Das gesamte Spektrum maritimer Köstlichkeiten ist zu finden, von Scampi über Tintenfische bis zu Sardinen – ganz oder filetiert –, Seeteufel und Barsch. Ich entdecke rötlich gefärbte Meerbarben, Makrelen sowie riesige Thun- und Schwertfische. Mein erster Kontakt zur Bevölkerung ist die fröhlich lachende Fischersfrau, die mir mit Händen und Füßen behilflich ist. An anderen Ständen entdecke ich die benötigten Kochutensilien. Die Arbeitstiere Italiens, die Ape, die berühmten Dreiräder der Firma Piaggio, dienen vielfach als Marktstände. Eine äußerst lebendige Betriebsamkeit erfüllt die kleine Straße mit Treppen, Hausein- oder -aufgängen und Garagen, zum Teil mit blechernen Rollläden.
_Gleich am Anfang des Markts gibt es mehrere Geschäfte, besser gesagt: Bars, die mich an meinen Hunger erinnern. Im zweiten Laden stehen die Menschen bereits Schlange und warten auf etwas, ohne dass ich wüsste, worauf, das nun aber auch mein Interesse weckt. Zuerst muss man eine Nummer ziehen. Die Kunden sehen äußerst erwartungsvoll aus.
_Ich rücke langsam auf, Minuten vergehen. Dann endlich erkenne ich, was die Wartenden so in seinen Bann zieht: Der Magier, der Zauberer des Panino, hält Hof, umgeben von einer begeisterten Schar von Anhängern oder sagen wir ruhig: Jüngern. Der Künstler arbeitet nach Auftrag oder entwirft Unikate, je nach Wunsch. Sensationen des Geschmacks und der Esskultur. Dabei geht es um eine italienische Variante des Fast Food, erschaffen mit einer Hingabe, Leidenschaft und Begeisterung, wie man sie sonst nur von bildenden Künstlern im Schaffensrausch kennt. Ein Feuer der Lust und Kreativität, ein unglaublicher Schöpfungsakt. Wir Kunden stehen mit offenen Mündern, in sehnsuchtsvoller Erwartung, und folgen jedem Handgriff des Meisters. Wie er mit Feuer, Messern und Händen komponiert, formt und jedem von uns dabei ein fröhliches Lächeln schenkt, uns sogar am Prozess teilhaben lässt. Wie er kurze, knappe Fragen einschiebt, um unser Vergnügen auf dem Weg zum Höhepunkt noch zu veredeln. Eine Offenbarung!
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