Tom Clancy
Das Echo
aller Furcht
Roman
Deutsch von
Hardo Wichmann
Wie immer, gibt es Menschen, denen ich zu danken habe:
Russ für seine engelsgeduldige Unterweisung in Physik (die Schnitzer sind meine, nicht seine); Barry für Einblicke; Steve für seine Denkweise; Ralph für Analysen; John für die Juristerei; Fred für Zugang; Gerry für seine Freundschaft; vielen anderen, die meine endlosen Fragen und Ideen ertrugen – selbst die dummen; und allen friedliebenden Menschen, die wie ich hoffen, daß wir nun endlich über den Berg kommen, und die bereit waren, darüber zu reden.
Autor
Tom Clancys Karriere als Autor sucht selbst in Amerika ihresgleichen. Jahrelang hatte der gelernte Versicherungsmakler die Idee zu einem Technothriller mit sich herumgetragen – bis zum Oktober 1984. In einem unbekannten Verlag erschien damals Jagd auf Roter Oktober, ein Romanerstling, der die Bestsellerlisten im Sturm eroberte und inzwischen auch in der Verfilmung mit Sean Connery und Alec Baldwin die internationale Kinowelt begeistert hat.
Nun, da die Geschichte erzählt ist, müssen einige Dinge klargestellt werden. Alles Material in diesem Roman über die Herstellung von Kernwaffen ist in einem Dutzend Büchern frei verfügbar. Aus für den Leser wohl naheliegenden Gründen habe ich gewisse technische Einzelheiten verändert und damit die Plausibilität im Interesse der Unklarheit geopfert. Dies geschah nur, um mein Gewissen zu erleichtern, und nicht in der Erwartung, daß es irgendeinen Unterschied macht.
Nach wie vor stellt das Manhattan-Projekt des Zweiten Weltkriegs die größte und nie wieder erreichte Konzentration naturwissenschaftlicher Talente in der Geschichte der Menschheit dar. Dieses unglaublich kostspielige Unternehmen war bahnbrechend und führte zu zusätzlichen Entdeckungen. Zum Beispiel geht die moderne Datenverarbeitungstheorie vorwiegend auf die Kernwaffenforschung zurück, und die ersten großen Mainframe-Computer wurden hauptsächlich für die Konstruktion von Atombomben benutzt.
Zunächst war ich verwundert und dann aber wie vor den Kopf geschlagen, als ich im Zuge meiner Recherchen feststellte, wie einfach ein solches Projekt heutzutage wäre. Es ist allgemein bekannt, daß nukleare Geheimnisse nicht so sicher sind, wie es wünschenswert wäre – mehr noch, die Lage ist schlimmer, als selbst gutinformierte Leute ahnen. Was in den 40er Jahren Milliarden kostete, ist heute vergleichsweise günstig zu haben. Ein moderner Personalcomputer ist wesentlich leistungsfähiger und zuverlässiger als der erste Eniac, und die »Hydrocodes«, mit deren Hilfe sich eine Bombenkonstruktion im Computer bewerten und testen läßt, sind mit Leichtigkeit zu kopieren. Die raffinierten Werkzeugmaschinen zur Herstellung der Teile braucht man nur zu bestellen. Als ich ausdrücklich um die technischen Daten der Maschinen nachfragte, die in Oak Ridge und anderswo eingesetzt werden, trafen die Prospekte am nächsten Tag mit Federal Express ein. Bestimmte Komponenten, die eigens für die Herstellung von Kernwaffen entwickelt wurden, findet man inzwischen in Stereolautsprechern. Tatsache ist, daß ein einigermaßen wohlhabender Mensch über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren eine mehrphasige Wasserstoffbombe bauen könnte. Die Erkenntnisse der Naturwissenschaft sind allgemein zugänglich und lassen nur eine begrenzte Geheimhaltung zu.
Eine solche Waffe ins Ziel zu bringen, wäre ein Kinderspiel. Wenngleich ich diese Aussage auf »ausführliche Gespräche« mit Vertretern diverser Polizei- und Sicherheitsbehörden zurückführen kann, würde es nicht lange dauern, bis jemand sagt: »Ist das Ihr Ernst?« Diesen Satz hörte ich mehr als einmal. Vermutlich kann kein Land – auf jeden Fall keine liberale Demokratie – seine Grenzen gegen diese Bedrohung absichern.
Und da liegt der Hase im Pfeffer. Welche Lösung bietet sich an? Zuerst einmal müßten die internationalen Kontrollen des Transfers von nuklearem Material, die im Augenblick ein schlechter Witz sind, deutlich verschärft werden. Was einmal erfunden ist, Kernwaffen nämlich, kann nicht rückgängig gemacht werden. Ich persönlich bin der Ansicht, daß Kernkraftwerke eine sichere und umweltschonende Alternative zu fossilen Brennstoffen darstellen, aber jedes Werkzeug muß mit Vorsicht gebraucht werden. Und dieses Werkzeug läßt einen Mißbrauch zu, der zu fürchterlich ist, um von uns ignoriert zu werden.
Peregrine Cliff, Februar 1991