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FÜR

Pasqualino,

weil er sechs Jahre alt war und jeden Morgen

den Müll abholte

den einarmigen Fischer,

weil er das Meer besänftigte

Santo Strato,

weil er aufpaßte auf das Haus und auf die Kranken

für die

Blumen

die Tiere

das Meer

die armen Leute von Posillipo

für Italien

Erster Teil

vignette

1

Zu Frühlingsbeginn verbreitete sich die Kunde: In Posillipo in einem Gartenhaus lebt ein Mann, der die Welt erlösen will. Als erste sprach Anastasia davon, die Tochter des Gärtners, die jeden Nachmittag die frisch gemolkene Milch austrug.

Während sie die Milch in die Aluminiumtassen goß, meinte sie mit hölzerner Stimme, gleichgültig: »Zugereiste. Vor Weihnachten sind sie gekommen.«

Sie hob zu singen an und eilte die Stiegen hinunter. Wenn sie die Milch zu spät austrägt – hier, auf dem Posillipo, hält der Gärtner seine Kühe das ganze Jahr hindurch im Stall, er treibt sie nie auf die Wiese, und so kommt es gegen Ende des Winters schon vor, daß die ohne frisches Grünfutter und ohne Tageslicht vor sich hin dämmernden Tiere erst gegen Abend Milch geben –, singt Anastasia, weil sie Angst hat.

Die Nachricht, daß in ein Gartenhaus des Posillipo ein Mann eingezogen sei, der die Welt erlösen wolle, erregte auf dem Hügel keine besondere Aufmerksamkeit. Auf dem steilen Weg, der von der Straße Santo Stratos, wo der elektrisch angetriebene Omnibus verkehrt, hinauf zu der »Villa Ricciardi« genannten, von Lebewesen wimmelnden Eulenburg führt, sprachen die Passanten nur nebenbei von der Kunde. In dieser Gegend haben schon in früheren Zeiten Menschen gelebt, die die Welt erlösen wollten.

Daher erwähnten sie die Nachricht, daß ein Fremder, wahrscheinlich so ein Gottähnlicher, sich hier angesiedelt habe, nur nebenher. Sie sahen nichts Wundersames darin. Schließlich konnte man von Fremden, besonders von Engländern, alles annehmen. Außerdem war es ein nur zu natürliches und gar nicht seltenes Phänomen, daß jemand die Welt erlösen wollte. Auch unser Herr Jesus Christus hat die Welt erlöst.

»Amen«, sagte der Weinhändler, der stets eine Mütze trug, als ihm der Kaldaunenverkäufer davon erzählte.

Sie saßen auf den Fässern und lauschten. Der Kaldaunenverkäufer ist Kommunist. Auch der Bauarbeiter sitzt da; über den Winter hat er keine Arbeit, also bietet er Heiligenbilder feil und sammelt Spenden für ein Kloster, das an einem geographisch unbestimmbaren Ort gebaut werden soll. Der Kaldaunenverkäufer hat auf seinem Dreirad eine Kiste montiert, so liefert er die frischen Kaldaunen zu den Kunden in der Villa Ricciardi und in den Wohnungen auf dem Hügel. Er hat schwarze Haare, ist dürr, immer grimmig, und er ist ein hervorragender Darsteller. Geschmackvoll dekoriert er seine Ware – zerteilte Ziegen- und Hammelmägen – zwischen Lorbeerblättern und Zitronen auf dem Deckel der am Dreirad montierten Kiste, mit einer kurzen Messerklinge zerschneidet er geschickt die rohen Innereien, träufelt darauf Zitronensaft und überreicht die wohlschmeckenden Bissen den Kunden, die die schwammartigen Flechsen an Ort und Stelle ohne Brot verspeisen. Der Mann ist Kommunist. Er glaubt an keine andere Erlösung als an jene, die Moskau verspricht. Der Bauarbeiter ist zur Zeit nicht Kommunist, weil er Heiligenbilder feilbietet, und das bescheidene Einkommen hält ihn davon ab, am Treiben der Partei teilzunehmen.

Der Kaldaunenverkäufer sagte: »Die Engländer sind alle Kapitalisten. Die Welt erlösen können sie nicht. Nur die Kommunisten können helfen. Wie viele von euch schlafen in einem Zimmer?« Mit dieser Frage wendete er sich an den Bauarbeiter.

»Acht«, sagte der Bauarbeiter ruhig.

»Weißt du, wie viele Zimmer es im Vatikan gibt?« fragte der Kaldaunenverkäufer.

Doch nun redete der Weinhändler dazwischen. Der Mann ist dick. Er hat seine Mütze auf, und er trägt gestrickte Westen in auffallenden Farben. In seiner Jugend hat er sich einmal fotografieren lassen – das farbige Foto zeigt eine vom Mond beschienene Landschaft, im Hintergrund den Vesuv, der rotes Feuer gegen den Himmel spuckt, im Vordergrund den Weinhändler selbst im schwarzen Anzug und mit einem weißen Schal um den Hals, er hebt die Hand militärisch grüßend an die Mütze. Den Wein kauft er in Gragnano ein und hält ihn in Fässern aus Kastanienholz.

Er sagte: »Weißt du, wie viele Zimmer es im Kreml gibt?«

»Viele«, sagte der Kaldaunenverkäufer stolz.

»Weißt du, wie viele Personen in einem Moskauer Zimmer schlafen?« fragte nun der einarmige Fischer.

Der Kaldaunenverkäufer wurde ernst. Und da er sich in die Ecke getrieben sah, trat er hurtig vor die Fässer und begann zu spielen. Die beiden Burschen, die auf einem Eselskarren Kohle aus Bagnoli nach Posillipo liefern, und der Mann, der an der nahen Straßenbahnstation im Schatten einer Platane gegenüber von Capri Erdnüsse verkauft, beugten sich vor und blickten prüfend und sachkundig, denn sie wußten, daß nun die Vorstellung begann. In den Händen die Gläser, in denen der Rotwein glitzerte, lauschten sie alle.

Der Kaldaunenverkäufer schloß die Augen wie jemand, der den Musenkuß erwartet. Er trug mit langsamen Armbewegungen vor. »Ich habe Peppino gesehen, den Tierbändiger«, sagte er feierlich. »Erinnert ihr euch an ihn?«

Die Älteren erinnerten sich. Der Kaldaunenverkäufer fühlte, daß der Augenblick günstig war; wie der Straßenrezitator, der in der Nähe von Porte Capuana Gedichte von Tasso vorträgt, erfühlte er den Augenblick, in dem er die Menschheit ringsum mit der Kraft des Wortes und der Kunst der Gleichgültigkeit des Alltags entreißen kann. Solche Augenblicke vermitteln einem Straßenkünstler das Gefühl der Wollust. Spannung und Erwartung strömen ihm zu.

Leise begann der Kaldaunenverkäufer: »Einmal in Kalabrien lehnte sich während der Vorstellung ein Löwe auf …«

Die Geschichte war nicht ganz neu. Der Fischer und der Weinhändler kannten sie schon. Dennoch lauschten sie aufmerksam, waren ihnen doch die Handbewegungen und das Mienenspiel, die Qualität des Vortrags also, wichtiger als die Geschichte. Sie lauschten mit leuchtenden, wissenden schwarzen Augen. Der Mann, der Erdnüsse verkauft, hörte mit leicht überlegenem Gesichtsausdruck zu, denn von seiner Geschäftsstelle aus, unter der Platane, sieht er den ganzen Tag Capri und das Meer, er beobachtet die amerikanischen Straßenkreuzer auf der Hauptstraße, und also sind seine Manieren weltmännisch.

Doch als der Kaldaunenverkäufer in seinem Vortrag bei der wohlbekannten und stets unwiderstehlichen Stelle anlangte, an der Peppino, der Bändiger, vor dem sich empörenden Löwen niederkniet, sich bekreuzigt und die Bestie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes anfleht, ihn nicht aufzufressen – da begannen alle erlöst zu klatschen. Der Kaldaunenverkäufer trug diese Passage tatsächlich gut vor: Er kniete zwischen den Fässern nieder, bekreuzigte sich mit zitternder Hand, beschwor röchelnd und mit vor Entsetzen hervorquellenden Augen den unsichtbaren, doch durch die Magie der Kunst irgendwie anwesenden Löwen, dann stand er erleichtert auf, weil ihm der Erfolg gefiel und er das Gefühl hatte, seine Ehre gerettet zu haben.

Der dicke Weinhändler hatte Tränen gelacht, nun wischte er sie ab. »Siehst du«, sagte er, »es gibt doch die Erlösung.«

»Das ist nur eine Geschichte«, sagte der Kaldaunenverkäufer überlegen und reinigte sein geflicktes Hosenknie vom Staub. »Es gibt keine andere Lösung, nur die soziale Gerechtigkeit.«

»Das hast du in der Zeitung gelesen«, sagte der einarmige Fischer ruhig.

»Du bist verrückt«, sagte der Weinhändler.

»Mein Vater war Seemann. Ich bin einmal sogar in Genua gewesen«, sagte der Kaldaunenverkäufer beleidigt.

Selbstsicher begann er zu pfeifen und stolzierte auf die Straße. Mit dem Taschentuch verscheuchte er die Fliegen von den Kaldaunen und den Zitronen. In diesem Jahr gab es in Posillipo bereits zu Frühlingsbeginn unerträglich viele Fliegen.

2

Der alte Baron, der auf der strahlenförmigen Hauptstraße von Posillipo jeden Nachmittag unter den Platanen und den Eukalyptusbäumen spazierengeht, sagte: »Ich habe den Mann auch gesehen. Morgens geht er allein zum Aussichtspunkt hinauf. Doch gegen Abend geht er mit seiner Frau nach Marechiare. Dort sitzen sie dann auf der Terrasse des Finestrella, essen Pizza und trinken Wein dazu. Mir scheint, er hat nicht viel Geld. Es ist nicht wahr, daß jeder Engländer, jeder Amerikaner viel Geld hat. Der Mann trägt eine Brille, er trägt Sandalen. Ich glaube nicht, daß er die Welt erlösen kann. Er ist nur ein Fremder, der mit seiner Frau hergekommen ist, eine Zeitlang lebt er hier, mietet eine möblierte Wohnung und geht dann wieder fort. Mehrere Engländer haben schon so hier gelebt. Am Ende sind alle fortgegangen.« Er hob seine mit Leberflecken besprenkelte alte Hand, an deren Ringfinger ein Wappenring prangte: »Ich weiß es, weil ich viele vornehme Menschen gekannt habe. Leider gibt es unter den Fremden selten wirklich vornehme Menschen.«

»Cavaliere«, sagte der Admiral, »aufgepaßt! Die Welt wird immer materialistischer. Ich habe Doktor Moscati persönlich gekannt und kann bezeugen, daß es Menschen gibt, die bereits zu Lebzeiten Heilige sind.«

»Wie etwa Padre Pio in Foggia«, sagte der Alte, der abends an der von Eukalyptusbäumen umgebenen Kreisfläche am Weg zur Bucht von Marechiare das Holzkugeln-Glücksspiel leitete. Man weiß nicht, welchen Beruf der Mann hat. Er kleidet sich elegant – sogar im Sommer trägt er einen dunklen Anzug und Schuhe mit Ledersohle –, und den ganzen Tag lang sitzt er nur auf der Bank an der Kreisfläche. Doch am Abend leitet er das Glücksspiel, das viele Teilnehmer anlockt. Jeder Spieler zahlt fünfzig Lire ein. Man schiebt die Holzkugel, groß wie ein Kinderkopf, vorsichtig an den Rand des Gehsteigs. Wer die Kugel gemäß den Spielregeln richtig stößt, gewinnt fünfhundert Lire.

»Padre Pio ist hier in San Giovanni«, sagte nun der Alte. »Manchmal muß der Besucher vier Tage warten, ehe er vorgelassen wird. Der Padre trägt schwarze Handschuhe, denn Christi Wunden sind auf seiner Hand.«

»Auch auf seinen Füßen«, sagte ein anderer Alter mit tiefer Stimme. Er trägt eine Schildmütze und geht mit einer Krücke, weil ihm im Winter fünf schwärige Zehen abgeschnitten wurden.

»Das ist nicht sicher«, sagte der Admiral.

»Ganz sicher«, sagte der Alte, der das Glücksspiel leitet. »Auch mein Onkel ist bei Padre Pio gewesen. Wenn er die Beichte abnimmt, umweht ihn Blumenduft. Im Wirtshaus dort ist die Verköstigung billig.«

Der Baron hob den Finger mit dem Wappenring: »Aufpassen«, sagte er. »Über Padre Pio wird viel geredet. Aber die Kirche hat noch nicht gesprochen. Es gibt Menschen, die Gottesduft verbreiten, doch nach einer gewissen Zeit erfährt die Welt, daß der Gottesduft verflogen ist. Anders verhält es sich mit Doktor Moscati. Da hat die Kirche schon gesprochen …«

Nun fuhr der Admiral mit pfeifender Stimme dazwischen: »Vorsichtig hat sie gesprochen. Ich habe Doktor Moscati gut gekannt. Er besuchte uns, als meine Tochter krank wurde, verschrieb ihr einen Sirup, und meine Tochter hörte auf zu husten. Allerdings beweist das noch nichts.«

»Nein, es beweist nichts«, sagte der Baron heiser und hastig. »Es beweist auch nichts, daß er die Markgräfin, die am Platz des heiligen Lodovico wohnt, von ihrem Ausschlag geheilt hat. Er gab ihr Hefe, und sie beteten zusammen. Ich besuchte sie gestern, es fehlt ihr nichts mehr. Doch das alles ist noch kein Beweis. In Novara lebt ein Tierarzt, der auch Menschen heilen kann – mit Hefe. Aber der Erzbischof gab schon seine Zustimmung, daß in der Kirche Gesu Nouvo über dem Grab des Doktors Moscati eine Tafel angebracht wird und daß man die frohe Botschaft eingraviert.«

»Was für eine frohe Botschaft?« fragte der Alte, dem die Zehen abgeschnitten wurden.

»Die Botschaft der Heiligkeit«, sagte der Baron. Das Wort »Heiligkeit« sprach er langsam, sachkundig, Silbe für Silbe. »Noch ist er nicht heilig, nicht einmal selig«, fuhr er erregt fort. »Doch schon umgibt ihn die Kunde der Heiligkeit: Fama sanctitatis – das wurde in der Kirche über dem Grab des Doktors auf die Tafel eingraviert. Und das ist schon etwas. Ich gebe zu: noch nicht alles. Die Glorie, die im Augenblick das Haupt des Doktors einfaßt, ist ein ganz kleiner Schein. So ein Strahlenkranz kann noch verblassen. Es ist nicht gewiß, daß daraus ein vollwertiger Heiligenschein wird. Auf jeden Fall aber wehen die Fama der Heiligkeit und ein kleinerer Lichtschein um das Haupt des Doktors. Er suchte mich manchmal auf. Er kam gegen Abend und trank Orangensaft. Er sprach wenig. Das war sympathisch. Ich mag keine Heiligen, die zuviel reden.«

»Hatte er einen Regenschirm?« fragte der Admiral neugierig.

Der Baron blinzelte. Mit glasigen Augen schaute er hinauf zum orangegelben Himmel über dem Hügel von Posillipo. Er murmelte verlegen: »Regenschirm? Ich weiß nicht. Kann sein, daß er einen Regenschirm hatte. Er war ein wirklicher Herr.«

»Ich habe noch nie einen Heiligen gesehen, der einen Regenschirm gehabt hätte«, sagte der Admiral hartnäckig.

Sie saßen auf der Bank aus Eisen und schwiegen. Nur der Baron stand, denn er brauchte Bewegung. Sie waren alle alt. Sie trugen keine Lumpen, aber sie waren arm. Auch der Admiral, weil er seinen Sohn mit seiner inflationären Admiralsrente an der Universität von Neapel Jus studieren ließ. Der Sohn fuhr ein Motorrad, und auch das kostete viel Geld. Aber das war eben die Mode. Das Motorrad, ein niedriges, auf kleinen Rädern ratterndes Vehikel, war modisch wie früher einmal das Reitpferd. Der Admiral hatte begriffen, daß sein Sohn nicht zu Fuß gehen konnte. Arm waren sie alle. Der Baron besaß ein Haus in Sizilien, doch manchmal, nach großen Regenfällen, stürzte das Haus ein. Der Mann, der auch im Sommer Schuhe mit Ledersohlen trug und das Holzkugelwerfen leitete, gewann manchmal, denn er hatte schon große Übung. Fünfhundert Papierlire sind nicht viel Geld, doch man kann einen Tag lang davon leben, wenn man eine Schlafstätte hat und die Einkaufsquellen kennt. Arm waren sie alle, und keiner hatte je einen Heiligen gesehen, der einen Regenschirm besessen hätte. Sie schwiegen, dachten nach.

Junge Männer rasten die strahlenförmige Hauptstraße von Posillipo entlang, sie rasten auf ihren ratternden, stinkenden, modischen Motorrädern. Die Alten sahen ihnen nach. Vögel flogen in langgezogener Formation auf die Bergspitze von Posillipo zu. Hinter Baiae stand die Sonne tief und hinterließ am tiefblauen Postament des Himmels ölige goldene Flecke. In Bagnoli heulten die Sirenen der Ilva-Fabrik. Die Sirenen waren Reliquien aus dem Krieg, als sie Bomben und Todesgefahr angekündigt hatten. Neapel war vielenorts, besonders um den Hafen herum, löchrig. Hier hatten die Bomben wahllos verwüstet, weil die Amerikaner nicht gezielt hatten. Später schenkten die Amerikaner den neapolitanischen Mädchen und den kleinen Buben Schokolade. Die Schwarzen waren besonders freigebig.

Irgendwie dürften die Alten an all das gedacht haben. Der Baron meinte mit altersbedingter Gedankenverbindung: »Die Amerikaner haben keine Heiligen.«

Jetzt ging der Baron in Fechtstellung, wie immer, wenn er mit sich und der Welt ein gedankliches Duell auszutragen gedachte. Mit einer beiläufigen Handbewegung schob er den Hut auf den Hinterkopf. Seine Linke stemmte er in die Hüfte, die fünf Finger der Rechten krümmte er. Während er seine Hand von unten nach oben schwang, als spielte er Ball, sprach er: »Die Amerikaner sind gezwungen, die Führung der Welt zu übernehmen. Das ist gefährlich, weil sie keine Heiligen haben.«

»Doch, sie haben eine Heilige«, sagte der Admiral. »Mein Sohn hat davon in der Internationalen Apotheke gehört. Dort verkehren auch Amerikaner.«

»Was für eine Heilige?« fragte der Baron argwöhnisch. »Ist sie dort geboren? In Amerika?«

»Nein«, sagte der Admiral mit klagender, fast mit Altweiberstimme. »Sie war eine Zugewanderte. Eine ›displaced person‹.«

»Äh …!« machte der Baron und hob seine Hand mit den gekrümmten Fingern.

Dieses »Äh …!« verstanden sie alle. Der Laut, der ihnen wie eine Musiknote klang, konnte je nach der phonetischen Zuordnung vielerlei bedeuten, es war wie bei den einsilbigen chinesischen Wörtern. Er konnte bedeuten: »Nun ja …« Dann: »Ist doch egal.« Oder: »Wir werden sehen …« In der Umgebung von Neapel und in ganz Kampanien schloß man die Diskussionen oft mit einem »Äh …!«

Über dem Hügel von Posillipo – dort, wo der neue Fußballplatz angelegt wurde und wo man von der Brüstung aus auf die Insel Nisida und auf den Felsen sieht, an dem Ulysses sein Schiff festmachte, ehe er und seine Weggefährten sich in Polyphemos’ Höhle schlafen legten – ging die Sonne unter. Der Sonnenschein überzog die Häuser auf dem Hügelgelände über Baiae, überzog Cap Misena und den Gipfel mit goldenen Streifen. Solch goldenes Licht leuchtete auch um die Häupter der Heiligen auf den billigen Gemälden in den Kirchen Neapels. Die Alten blinzelten und schauten der sinkenden Sonne nach. Die Vögel schwiegen im Laub der Eukalyptusbäume. Kautschukgeruch waberte in der Luft. Über dem Meer jagten Wasservögel, und langsam schaukelte das Schiff von Ischia auf die Bucht von Marechiare zu. Und da es jeden Abend so geschah, schwiegen die Alten.

Auf der anderen Straßenseite erschien das fremde Ehepaar. Der Mann trug tatsächlich Sandalen, er trug auch dunkle Augengläser. Die Frau hatte rotblonde Haare, sie trug Hosen. Beide stützten sich auf Spazierstöcke. Sie waren nicht jung. Aber greis waren sie auch nicht. Sie gingen ziellos. Sie spazierten nicht, aber man sah ihrer Gangart an, daß sie nicht auf ein bestimmtes Ziel zustrebten. Alle gingen sie so, die Fremden, hier, in Posillipo, in Amalfi, überall in der Umgebung – sie gingen etwas unsicher wie jemand, der nicht entscheiden kann, wohin er gehen sollte, aber auch nicht, ob er fortgehen sollte von hier. Die Alten saßen auf der Bank und schauten zu.

Als die Fremden unten an der Straßenecke entschwanden, sagte der Baron: »Ich glaube nicht, daß sie Geld haben.«

Der Admiral meinte: »Die Miete zahlen sie pünktlich. Ich weiß es von meinem Bruder.«

Der Mann, der das Glücksspiel mit den Holzkugeln leitete, sagte etwas einfältig: »Es ist nicht gewiß, daß ein Mann, der die Miete pünktlich zahlt, die Welt erlösen kann.«

Der Alte, dem man im Winter die Zehen abgeschnitten hatte, sagte: »Äh …!«

3

Pasqualino klingelt als erster, um sechs Uhr früh. Er holt den Müll ab. Er ist sechs Jahre alt, und der Mülleimer ist größer als er, der ihn schleppt. Er hat Tuberkulose und Rachitis, und er hat sehr schöne, leuchtende schwarze Augen. Angestrengt schleppt er den Mülleimer die Stiegen hinunter. Pasqualino besitzt Stolz, wie im allgemeinen das Volk hier. Das Müllabholen ist für ihn ein Vorwand, auf daß er um sechs Uhr in der Früh stolz anklingeln kann. Er bekommt drei Stück Karamellen und eine Handvoll Tschick. Er geht wortlos, doch nach ein paar Minuten kommt er wieder und überreicht eine Kamelie, einen Löwenzahn oder ein Rispchen Mimosen. Umsonst nimmt er nichts an, denn seine Vorfahren waren Prokonsuln oder Sklaven. Was aus der Perspektive von zweitausend Jahren letztlich dasselbe ist: Sie waren Latiner.

Gegen acht kommt der Eierverkäufer. Unter seinen Vorfahren gab es auch Spanier, das ließe sich leicht beweisen. Er kommt durch das untere Gartentor, den mit Eiern beladenen Korb auf dem Kopf. Er ist ein älterer Mann, er ist taub, und er geht wie ein Seiltänzer auf dem Seil. Vorsichtig setzt er einen Fuß vor den anderen, er achtet auf das Gleichgewicht.

Es dürfte nicht leicht sein, sich auf dem schmalen Gartenweg – den Korb mit dreihundert Eiern auf dem Kopf! – pfeilgerade fortzubewegen. »Eier, Eier …!« ruft er schon im unteren Garten. Er ruft heiser wie jeder im Umfeld, weil der warme Dunst vom Meer die Worte in der Kehle vernebelt. Er schreitet stolz, sehr aufrecht, denn sonst fiele ihm der Eierkorb vom Kopf. Er ist über sechzig, seine Gesichtszüge sind von türkisch-mongolischem Schnitt. An den westlichen Küsten des Mittelländischen Meeres haben viele Bauernabkömmlinge solche Gesichtszüge – wie die spanischen Bauern bei der Weinlese auf den Bildern von Velazquez.

Man weiß nicht, wann die Mongolen sich hierher verirrt haben könnten, hierher: unter die Sarazenen, die Griechen und die Römer. Es hatte sich vielleicht ein mongolisch-türkischer Stamm im Zuge der Völkerwanderung in diese Gegend verirrt. Vielleicht aber kamen sie erst später, als Ungarns Anjou-Könige in der Umgebung von Neapel mit ungarischen Heeren Kriege ausfochten. Und die Rasse schlägt durch, fest und hartnäckig. Auch dieser Mann stammt von Mongolen ab. Seine Backenknochen sind breit. Seine klugen, leuchtenden Augen sind kaum wahrnehmbar schräg geschnitten. Doch nur mütterlicherseits mag er Mongole sein. Im Wesen, im Verhalten ist er eher Spanier.

Wie er nun, als die Tür sich öffnet, an der Schwelle stehenbleibt, mit einer Hand den Eierkorb vom Kopf nimmt, dann leicht das Knie beugt und die rechte Hand mit einer schwungvollen Bewegung grüßend an die Stirn führt: Diese Armbewegungen sind spanisch. So grüßten die Granden und die Hidalgos, den Hut mit dem Federbusch behäbig schwenkend, den Vizekönig.

»Eccellenza«, murmelt er.

Er schickt sich an, Eier auszuwählen. Antwort erwartet er nicht. Es wäre sinnlos, die Anrede zurückzuweisen, denn in Posillipo ist jeder »Eccellenza«. In Neapel gibt es deren viele, doch das hat keine Bedeutung. Jeder Fremde ist »Eccellenza«, ebenso die Hauseigentümer, im allgemeinen die Staatsbeamten, und auch die Priester. Im Verlauf der Zeiten hat die Anrede im täglichen Gebrauch jegliche feindselige Schärfe und jegliche Unterwürfigkeit verloren. Die geheime Mitwisserschaft, die sich während des jahrtausendelangen Zusammenlebens der Eccellenza und der Nicht-Eccellenza entwickelt hat, das organische Wissen um die körperlichen, familiären, materiellen und seelischen Geheimnisse des anderen, hat den Wert der Anreden und Rangordnungen sonderbar vereinfacht.

In Neapel haben Könige gelebt, und es hat Höfe gegeben. In Rom haben Päpste gelebt, und es hat Klöster gegeben. Weiter oben, in der Toskana und in Piemont, haben Verschwörer und abenteuernde Bürger gelebt, und ein echter Neapolitaner hält nicht viel von den Menschen im Norden. Aber in Neapel haben auch Spanier gelebt, und die haben geschmacklose Gebäude hinterlassen, unbezahlte Rechnungen, uneingelöste Versprechungen in der Liebe, im Geschäft und in der Politik. Hinterlassen haben sie auch Erinnerungen an ein kühl-steifes Rittertum und an unmenschliche Volksschinderei. Auch Straßennamen und marmorne Grabmale im Chor der Kirchen haben sie zurückgelassen. Sie haben bestimmte Hand- und Kopfbewegungen hinterlassen.

Geblieben ist nach ihnen auch das »Don« – Schmach eher denn Rang. Was im Süden schwarz, tierisch und tödlich ist, ruft immer das dicke spanische Blut wach, ist Schmach. In den Kneipen in der Umgebung von Torretta, in den krummen Gassen der östlichen Stadtteile, schreibt man die Namen der Schuldner mit Kreide auf schwarze Tafeln.

Man schreibt: »Don Giuseppe, 100 Lire.« Er schuldet etwas, also ist er Spanier. Doch zugleich gilt es auch als vornehm, wenn jemand Spanier ist – verdächtig vornehm: Es hat etwas mit dem Blut zu tun, mit der Herkunft, mit der Lustseuche und mit dem Töten von Mauren und Stieren.

Nachdem der Eierverkäufer gegangen ist, beginnt am unteren Garten der Briefträger zu singen. Ein Signalhorn hat er nicht mehr, und ihm tut das am meisten leid. Er singt wie der Eierverkäufer, der Fischverkäufer, wie der Mann, der Obst und Gemüse feilbietet, wie der andere auch, der ein Gefäß mit Glut umherträgt und die Passanten gegen bösen Zauber anräuchert.

»Die Post ist da«, trällert der Briefträger. Er ist jung, er trägt eine flache Mütze und einen ärmellosen Umhang, der ihm nachschwebt. Er hat Schielaugen, und er singt schön. Die Tasche, in der er die Briefe bringt, hat er auf die Schulter gesetzt. Leichten Schritts bewegt er sich auf dem Gartenweg, er tänzelt dahin und macht kleine Sprünge. Der Verhältnismäßigkeit seiner gesellschaftlichen Rolle ist er sich bewußt. Den Hausbewohnern und den Einheimischen in der Umgebung bedeutet die Post nicht viel. Einerseits gibt es unter ihnen nur wenige, die schreiben und lesen können, und so freuen sie sich nicht, wenn sie Post bekommen. Andrerseits warten aber auch jene kaum auf Post, die des Schreibens und des Lesens kundig sind. Aus sehr alter Erfahrung wissen sie, daß die Post selten gute Nachricht bringt. Meistens bringt sie nur Steuerbescheide oder einen offiziellen Rundbrief, Schriften also, um die man am besten nicht weiß.

Doch manchmal schreiben die Verwandten aus Genua. Oder es schreibt der Sohn, der zur Zeit Soldat ist in Florenz, er schreibt und bittet um ein Paket. Diese Post hat Bedeutung, aber solche Post kommt selten.

In Wirklichkeit ist die Post nur für die Fremden von Bedeutung. Es gibt Fremde, die irgendwo noch ein Vaterland haben, in das sie einmal zurückkehren, wenn sie Italien verlassen. Dann gibt es andere Fremde – an den westlichen Küsten des Mittelländischen Meeres haben zu allen Zeiten viele solche Fremde gelebt –, die keinerlei Vaterland mehr haben. Fremden dieser Art ist die Post wichtig. Der wahre Inhalt ihrer Tage besteht darin, von einem Postgang bis zum anderen auf Briefe zu warten. Der Briefträger weiß es, und darum ruft er mangels eines Posthorns schon im unteren Garten melodiös und heiser, daß die Post da ist. Er ist von Natur aus mitteilsam. Fremde, die kein Vaterland mehr haben, leben nur in solchen Augenblicken mit der alten Spannung ihres Daseins. Dann hoffen sie noch. Sie wissen selbst nicht, was sie erhoffen, aber sie hoffen.

Schon wissen sie, daß sie kein Vaterland mehr haben – denn man kann das Vaterland nur bedingungslos und endgültig verlieren, und historische Wenden bieten bloß zu übereilter Heimkehr gelegentliche Möglichkeiten, ein Vaterland aber bieten sie nicht mehr. Die Fremden warten dennoch auf die Post. Sie wissen, daß das Vaterland nicht nur ein auf der Landkarte bestimmbares Phänomen war, sondern ein Erlebniskreis wie die Liebe. Und wenn man aus dem Erlebniskreis herausgetreten ist, kehrt man vergeblich zurück zu dem oder zu der, den oder die man geliebt hat: Man trifft kein Vaterland mehr an, auch die Geliebte nicht, sondern nur ein Land oder eine Frau, die inzwischen zugenommen oder einen anderen geheiratet hat.

Und doch warten sie auf die Post.

Der Briefträger weiß darum. Langsam schreitet er die Stiegen hinauf. Die Stiegen sind aus Marmor, sie sind schmutzig, hoch und unbequem wie überall in Neapel. Über solche Stiegen kann man nur vorsichtig und langsam, mit sorgenschwerer Würde also, hinauf- oder hinunterschreiten. In Rom, wo immer alte Päpste und dicke Priester lebten, hat man in den Palästen Stiegen mit niedrigen, breiten und bequemen Stufen gebaut, denn in mehreren alten Häusern wartete man fortwährend auf den Besuch des Papstes, der manchmal jahrhundertelang nicht kam, und wenn er dann doch kam, schritt er langsam, eher schlurfte er, die Treppe hinauf.

Der Briefträger, nachdem er hinaufgeschritten ist, klingelt, und der Zugereiste hält in diesem Augenblick den Atem an. Er rennt nicht zur Tür, weil er ja dann verriete, daß er sich nicht gedulden kann. Und doch eilt er, weil sein Leben ohne Post keinen Sinn mehr hat.

Der Briefträger steht lächelnd in der Tür. Menschen, die schielen, lächeln immer so, als wollten sie eine schlechte Nachricht verheimlichen. »Ich werde heiraten«, sagt er.

Das ist eine gute Nachricht. Er bekommt zwei Zigaretten und zwanzig Papierlire. Das bekommt er jeden Tag, auch wenn er nichts anderes bringt, nur das Rundschreiben eines Warenhauses. Wenn er aber richtige Post bringt – mehrere Briefe mit ausländischen Briefmarken –, bekommt er auch mehr. Diese kleine Gabe hat keinen geheimen Sinn. Eher ist es der Briefträger, der ein Zeichen von Höflichkeit und Zärtlichkeit setzt, wenn er diese Kleinigkeit annimmt. Doch bei den Fremden, die auf Post warten, steckt eine gewisse düstere Absicht darin, etwa die Absicht zu bestechen.

Nicht den Briefträger wollen sie auf diese Weise bestechen, sondern das Schicksal. Gewiß, auch den Briefträger möchten sie geneigter stimmen, damit er Post bringe. Ein kleiner geheimer Vertrag ist das, der aber auch einen gewissen praktischen Sinn hat. Auf diese Weise läßt sich hoffen, daß der Briefträger die Post von Fremden aufmerksamer behandelt und den ausländischen Brief sogar bei großer Hitze nicht an einer falschen Adresse abliefert – nicht aus Bösartigkeit, sondern aus vornehmer Gleichgültigkeit, weil letzten Endes alles einerlei ist und im Sommer die Hitze müde macht –, daß er also dem Empfänger bringt, was diesem gehört.

Schielend, lächelnd und höflich steht er in der Tür, Briefe in der Hand. Es freut ihn, daß er Post bringen kann. Nicht das Trinkgeld freut ihn. Er freut sich, weil er Italiener ist und ein gutes Herz hat. »Noch in diesem Sommer heirate ich«, sagt er.

Er wiederholt die gute Nachricht nur, um etwas Tröstendes zu sagen, wenn die Post zu kurz geraten oder – vermutlich – nicht von befriedigender Qualität ist.

Denn als Briefträger vermag er doch viel zu tun im Interesse der täglichen Post. Er kann gute Briefe bringen. Er kann gleichgültige und ekelhafte Briefe bringen. Darüber hinaus kann er beim Austragen den einen oder anderen Brief verlieren, das ist bei der großen Hitze ganz natürlich. Er kann auch die Briefe der Fremden verwechseln, weil es sehr schwierig ist, die Namen fremder Städte und die Familiennamen von Zugereisten auseinanderzuhalten. Alle Zugereisten haben ähnlich lautende Namen, und jeder Fremde wurde an einem Ort geboren wie Southampton oder Aserbeidschan – Wörter, die man ohnehin nicht verstehen und schon gar nicht aussprechen kann.

Also hält der Briefträger seine tiefe Tasche dem auf Post wartenden Fremden hin und sagt höflich: »Schauen Sie nach, ob nicht noch etwas für Sie dabei ist.«

4

Die Jäger stellten sich mit ihren Hunden zur Morgendämmerung an der oberen Senke des Posillipo-Hügels auf, in der Nähe der Aussicht. Von hier aus blickt man auf die Insel Nisida, wo Brutus gewohnt hat. Es ist nicht einmal mehr eine Spur vom Haus vorhanden, in dem Brutus am Tag nach der Ermordung Caesars Cicero empfing: Der Schriftsteller war mit seinem rostfarbenen Segelboot aus dem benachbarten Pozzuoli zur Insel hinübergefahren, um mit Brutus zu erörtern, welche Folgen der Mord für die Sicherheit des Staates haben könnte.

Unter den Jägern gibt es zwei, die längere Zeit eine Schule besucht haben, und einer von ihnen ist auch schon im Museum in Neapel gewesen. Diese beiden Männer wissen etwas von Brutus, auch davon, daß Lucullus auf dem Posillipo ein Haus besaß. Der Feinschmecker und Lebenskünstler kam hierher, um zu leben.

»Und Vergilius kam hierher, um zu sterben«, sagt der Briefträger ernst. Jeden Morgen kommt er hier vorbei, weil ihn die Jagd interessiert.

Jäger und Hunde horchen in Richtung Senke. Der Hügel von Posillipo fällt hier wellenförmig zur Tiefe hinab. In der Nähe der Ruine des Hauses von Vedius Pollion fliegt aus dem wirren Gebüsch des Weingartens manchmal ein Vogel auf. Da feuern die Jäger eine Salve in die Tiefe ab, in Richtung Meer. Doch seit langem schon ist es nicht mehr vorgekommen, daß einer von ihnen mit einer Beute heimgekehrt wäre.

Es gibt fünf Jäger: den Weinhändler, der als Ergänzung seiner Jagdausrüstung auch Gummistiefel angeschafft hat, weil er darauf hofft, einmal eine Wildente zu erlegen, und dann muß er mit seinem Hund bis ans Meeresufer hinunterklettern und die Beute, die mit blutigen Flügeln schwimmende Ente, aus den Wellen retten. Aber er hat noch nie eine Ente geschossen.

Hier ist auch der Tierarzt, der aus einer Pistole von Zeit zu Zeit auf die unsichtbaren Enten feuert oder, genauer, mit seiner Duellpistole – die er von seinem Vater geerbt hat, der Menschenarzt war und in früheren Zeiten bei Duellen Hilfe leistete. Doch auch er hat noch keinen Treffer zu verzeichnen.

Dann ist auch ein älterer Herr da, der in Marechiare ein Haus besitzt und bei der Banco di Napoli einen Safe gemietet hat, in dem er seine Aktien aufbewahrt. In Posillipo weiß jeder von den Aktien, denn der Safebesitzer spricht zufrieden und stolz davon. Er ist dick. Schon am Morgen zieht er einen zwar abgetragenen, aber elegant geschnittenen Jagdrock an, Kniehosen dazu, um seinen Bauch spannt er einen Gürtel, in dem die Patronen stecken, und auf den Kopf setzt er einen Jägerhut mit Gamsbart. Er hat eine Doppelflinte und einen Jagdhund, der mit dem richtigen Instinkt der Tiere an der Jagd keinen Anteil nimmt, er bellt nur, wenn der Hauseigentümer die Flinte abfeuert.

Da ist der pensionierte Armeeoffizier, der von seiner Rente nicht leben kann und darum tagsüber in der Innenstadt Büroartikel verkauft. Doch auch davon kann er nicht leben. Er kommt zum Jagen, besitzt eine einläufige Flinte, aber keinen Hund, weil er die Hundesteuer nicht bezahlen kann.

Dann ist noch ein Mann da, der letzten Sommer aus Somalia heimgekehrt ist. Zahntechniker war er dort. Hier macht er nichts. Er jagt nur und angelt.

Die Jagd gilt auf dem Posillipo als vornehme Tätigkeit von großer Tradition, doch was die Beute betrifft, verspricht sie kaum Gewinn. Auf dem Hügel oben haben die Jäger auch einen Verein, den »Circolo dei Cacciatori«. Sie haben günstig ein leeres Geschäftslokal gemietet, dort sitzen sie abends an den zusammenklappbaren X-beinigen Tischen, trinken Rotwein und erörtern die Chancen der Jagd und die Weltlage. Die Mitglieder des Vereins gehen früh zu Bett, denn ein echter Jäger steht zur Morgendämmerung auf. Im März raucht schon das Meer gegen acht Uhr früh mit blau-goldenem Dunst, und auf den Senken des Hügels, zwischen den Weingärten, zwischen den Orangen- und Zitronenbäumen, zwischen den Büschen der dornigen indischen Tannen, zwischen den Granatäpfelbäumen schwebt warmer, klebriger, nach Harz riechender Nebel. Zu dieser Zeit stehen die Jäger auf dem Hügel wachsam auf der Pirsch.

Den Standort haben sie vorzüglich gewählt, denn von hier aus bietet sich ein freier Blick auf das Meer und in alle Himmelsrichtungen, und sollte sich einmal eine Wasserente hierher verfliegen, etwa vom Golf von Salerno, oder es flöge eine Lerche aus der Richtung von Capri vorbei oder ein Wasservogel aus dem erloschenen Krater des Vulkans Epomeo, vielleicht auch eine Wildtaube von den grünen Wiesen Gaetas – der Weinhändler, der ein Jäger mit sicherer Hand ist, könnte den Vogel mit einem gutgezielten Flintenschuß treffen. Doch man hört nur das Vogelgezwitscher aus dem duftenden Dickicht der Mimosenbäume in den Gärten.

Shelley sah hier einmal eine Lerche und schrieb ein Gedicht an sie.

»Unverständlich«, sagte der Zahntechniker übelgelaunt. »In Somalia gibt es mehr Vögel.«

»Weidmannsschicksal«, sagte der Weinhändler kurz und bündig.

Er ist der einzige unter den Jägern des Posillipo, der einmal – vor drei Jahren – eine Eule geschossen hat. Gewiß, es war niemand dabei, aber es ziemt sich nicht, an so etwas zu zweifeln. Die Eulenflügel hat er auseinandergespannt und den Kadaver am Querholz neben dem Eingang zum Weinkeller angenagelt. Wie ein Totem hängt die Eule nun schon seit drei Jahren dort. Damals wurde in der Umgebung viel von der Eule gesprochen, die Jäger sprachen ebenso davon wie die Leute von Agnano und Bagnoli. Der Kaldaunenverkäufer – ein magenkranker, zweifelnder und übelnehmerischer Mann – meinte, der Weinhändler habe die Eule in Gragnano, wo er den Wein einkauft, lebend erstanden, den wilden Vogel mit einem Taschenmesser getötet und sein Blut ausrinnen lassen.

Der Weinhändler blieb zurückhaltend und sachkundig und verlor nicht viele Worte über sein Jagdabenteuer. »In der Nacht habe ich sie geschossen«, sagt er manchmal, nebenbei. »Ich war von ihrem Schrei aufgewacht, griff nach dem Gewehr und pfiff dem Hund …«

Er winkt, sagt nichts mehr. Jeden Morgen stehen die Jäger da, in der Nähe der Aussicht, auf dem Hügel. Die Sonne geht hinter dem Vesuv auf, um acht Uhr steht sie schon hoch über dem Vulkan. Zu dieser Zeit, im März, sind die Gärten besonders duftig. Die Orangen hat man schon gepflückt, doch Zitronen findet man noch. Der Duft der Edelkastanienbäume und der Thujen, ihr Harzgeruch, dampft in der nach Salz riechenden Luft. In der Tiefe, in den Abfallgruben der Weingärten, verbrennen die Gärtner Tannenzweige.

Zu dieser Zeit laufen die großen Schiffe den Golf von Neapel an und tun mit feierlichem Sirenengeheul kund, daß sie den Ozean glücklich überquert haben und Kohle und Öl bringen. Von Gibraltar her kommen die amerikanischen Schiffe. Vom Golf von Salerno her dampfen die australischen Schiffe heran, auch die ägyptischen, und manchmal ein Schiff aus Israel mit der Fahne des jungen Staates. Leise und vorsichtig schieben sich die Schiffe im Golf von Neapel vorwärts auf den unsichtbaren, doch den Seeleuten gut bekannten Meeresstraßen, die auf den Seekarten mit roten Wellenlinien gekennzeichnet sind. In dem schon seit langem schiffbaren Golf gibt es viele unsichtbare und doch wohlbekannte Wasserwege, und die Männer der Fischerbarken von Mergellina und die Herumtreiber des Meeres von der Bucht von Pozzuoli kennen die Pfade wie am Ufer die Kinder die zugewachsenen Streifen in den Gärten.

Die Leute vom Ufer, die sich seit mehreren tausend Jahren schon zwischen den Wasserpfaden der blauen Bucht herumtreiben, haben die Hosen bis zum Knie hochgekrempelt, die Beine gespreizt, so stehen sie in der Barke, die Füße ein wenig nach innen gekehrt, denn in dieser Haltung gleichen sie die Schlingerbewegung des Bootes aus. So ist eines Tages Ulysses ans Ufer gestiegen, dort, unter dem Felsen, wo die Jäger allmorgendlich auf die Pirsch gehen.

Mit beiden Händen, auf männliche Art, umfassen die Jäger ihre Flinten. Alle wurden sie hier geboren, in der Uferlandschaft. Sie blicken vor sich hin wie jemand, der bereits all die Chancen kennt, die sich einem auf dem Wasser und auf dem Festland nur bieten können. Sie blicken in die Tiefe, auf die herandampfenden Schiffe, auf die umhertreibenden Bootsfahrer um die Mole von Nisida, auf die Felsen von Capri und Ischia – sie blicken, als wüßten sie etwas Vertrauliches vom Meer und von der Erde.

Doch sie schauen auch so, aufmerksam, als erwarteten sie eine Überraschung. Diese Art zu schauen ist sehr alt. Alle blicken sie so an den westlichen Küsten des Mittelländischen Meeres. Wie jemand, der auf Wunder wartet.

Ernst, sachkundig.

5

Der Redakteur sagte: »Die Fremden verstehen das nicht. Sie glauben, die Neapolitaner seien religiös. Aber das stimmt nicht. Unser Volk ist abergläubisch, das ist richtig. Aber nicht religiös. In Kalabrien ist die Armut vielleicht größer als in Neapel. Dort ist die Armut düsterer, trüber. Nicht wahr, Michele …?«

Der Kameen- und Gemmenhändler, der in Torre del Greco eine Werkstatt und in Neapel, in einer Ecke des Forums der Galleria Umberto ein Geschäftslokal besitzt, nickte ernst: »In Kalabrien glauben die Leute an nichts mehr. Auch nicht an das Wunder.«

»Auch an die Regierung nicht«, sagte der Redakteur, »und das ist natürlich. Warum sollten sie an die Regierung glauben? In den vergangenen dreitausend Jahren gab es hier schon sehr viele Regierungen. Eine wie die andere. Und am Ende hat sich nichts geändert. Das Volk weiß das. Darum glaubt es an nichts. Es glaubt nur noch an das Wunder, genauer, du hast recht, Michele, es glaubt nicht an das Wunder, es rechnet nur damit wie mit einer Möglichkeit.«

»Noch genauer«, sagte der leitende Redakteur der Sparte für Pferderennen, der die Chancen jedes Pferdes auf der Rennbahn von Agnano kennt, »es setzt auf das Wunder wie auf das Pferderennen oder das Toto.«

Sie dachten nach.

»Das stimmt«, sagte der Redakteur plötzlich wie jemand, der etwas begriffen hat. »Vielleicht, weil es in Neapel zweimal im Jahr ein offizielles Wunder gibt. Im Frühling und im Herbst.«

»Und zwar pünktlich«, sagte der Leiter der Sparte für Pferderennen, »wie das Trabrennen.«

Nun lehnten sie sich vor, in der Hand die kleinen Tassen mit dem übersüßen, giftig-starken Kaffee, und lauschten mit blitzenden Augen. Es schien ihnen, als habe der Leiter der Sparte für Pferderennen etwas Bedeutsames von sich gegeben.

Auf niedrigen, aus Stroh geflochtenen Lehnsesseln saßen sie an den schmutzigen Marmortischen, unter der Glasdecke der Galleria Umberto. Der frühlingshafte Sonnenschein zielte durch das Glas mit goldenen Pfeilen auf sie. Es war jener schreierische, gewaltsame Sonnenschein, der aus dem Firmament Neapels hervorblitzen kann wie der Funke einer himmlischen Atomexplosion. Die blaue Luft gärte milchig in der Hitze des jungen Frühlings.

Die vier Hallen des Forums der Galleria Umberto, die als Spazierwege dienten, füllten sich zu dieser Stunde mit Müßiggängern. Alle waren sie da, die seit mehreren tausend Jahren schon ihre Zeit zu Mittag und zu Abend hier zubrachten: die Schwarzmarkthändler; die Mädchen, die auf die amerikanischen Matrosen warteten; die Winkel-Schreiberlinge; die berufsmäßigen Gelegenheitszeugen; die Fremdenführer; die Schuhputzer; die Morphiumschmuggler; die Valutenhändler; die Geheimpolizisten, die das schlendernde Völkchen gelassen beobachteten; schließlich alle, die gekommen waren, um Morphium zu kaufen oder einen Zeugen zu heuern, weil sie am Vormittag auf dem Rathaus oder auf der Polizei etwas zu erledigen hatten.

Und im großen Lärm und in der Drängelei herrschte doch ein altes Ordnungsprinzip vor. Jeder war recht am Platz. Der Dollarkurs war um einige Punkte gestiegen oder gefallen, und ein Advokat mit Ziegenbart verbreitete sich an einem Tisch am Vorplatz des Kaffeehauses über die Chancen der italienischen kommunistischen Partei.

Es zogen manchmal Priester und Bettler durch die Menschenmasse. Die Priester trugen Sammelbüchsen. Die Bettler bettelten gelangweilt. Mancher von ihnen warf den Fünflireschein zurück, wenn das Papier zu abgerissen war. Ein kleiner Franziskaner mit dem Gesicht eines Clowns und großem Bauch, der tagelang hier bettelte, verteilte Heiligenbilder an die Mädchen und die amerikanischen Seeleute. Ein junger, ernst dreinblickender Franziskaner mit schwarzem Bart pirschte die Valutenhändler an.

An den offenen Fenstern der gewölbten Büroräume im Halbstock spielten die Mitarbeiter der lokalen Zeitungen Karten. Ab und an riefen sie ihren Bekannten unten etwas zu: den in der Masse herumlungernden Valutenverkäufern, den schlendernden Statisten des Theaters San Carlo, den Agenten der nahen Großbanken.

Die Frauen bewegten sich langsam, aufmerksam im schweißigen Gewirr der Menge. Es gab unter ihnen einige, die zinnoberrote, andere, die schreierisch blaue Haare hatten. Ein farbiger Priester stand ernst und traurig inmitten des Gewirrs, eine Aktentasche unter dem Arm und einen Regenschirm am Ellbogen. Mit singendem Gemurre ging eine alte Bettlerin zwischen den Tischen der kleinen Cafés umher und bettelte um Zigaretten. Unter ihrem Hut mit Federn lugten krause weiße Locken hervor. Bunte schmutzige Bänder flatterten um den Hut. Sie trug ein altmodisches kurzärmliges Mäntelchen, um ihren Hals klebte ein fettiger Pelzkragen, und sie hatte einen Spazierstock aus Ebenholz mit silbernem Knauf. Schon seit Jahrzehnten trug sie dieses Kostüm. Sie murrte und schimpfte, während sie bettelte. Geld nahm sie nicht an, nur Zigaretten.

Von Zeit zu Zeit schlurfte ein alter Priester durch die Menge. Priesterlich sah er nicht mehr aus, aber auch nicht gewöhnlich. Er ging krumm, trug niedergetretene Halbschuhe mit silbernen Schnallen, die lila Strümpfe offenbarten halbmondähnliche Löcher über den Fersen, seine Kutte war zerlumpt und verschmiert, an seinem breitkrempigen Hut drangen das Kopfschmalz und der Schweiß durch und bildeten helle schimmelige Stellen. Er war immer unrasiert, und die weißen und grauen Borsten bedeckten wie Leichenflecke sein Gesicht. Er hantierte mit einem lila Regenschirm und sprach. Niemand beachtete ihn.

Es kamen amerikanische Seeleute heran, sie trugen gelbe Armbinden, die anzeigten, daß sie Polizisten des im Hafen vor Anker liegenden Kriegsschiffes waren. Sie schwangen Gummistöcke und gingen langsam. Sie achteten auf die Matrosen, die von schwarzhaarigen, pomadisierten Kupplern zu den Wirtshäusern, den Bordellen und den Wechselstuben in den engen Gassen gelotst wurden.

Der Redakteur sagte: »Oben, nahe am Gipfel von Posillipo, wohnt jetzt ein Fremder, der die Welt erlösen will.«

»Deutscher?« fragte der Gemmenhändler.

»Nein«, sagte der Leiter der Sparte für Pferderennen. »Pole.«

Der Redakteur rief hinauf zum offenen Fenster im Halbstock, wo die Mitarbeiter seiner Zeitung Karten spielten: »Anastasio! Der Mann oben am Posillipo …?«

Ein junger Mann in Hemdsärmeln antwortete aus dem Fenster: »Engländer.«

»Kein Engländer«, meinte der Leiter der Sparte für Pferderennen verächtlich. »Ich würde ihn kennen, wenn er Engländer wäre, denn er käme dann zum Trabrennen. Pole«, sagte er hartnäckig, ärgerlich.

»Die Polen können die Welt nicht erlösen«, sagte der Gemmenhändler ruhig.

Der Redakteur stand auf. Er war gedrungen und dick. Sein gerötetes, pausbäckiges neapolitanisches Gesicht – kein mongolisches, auch kein spanisches, eher lateinisches, ein bißchen auch clownartiges Gesicht – strahlte. Er streckte seine leberfleckigen dicken Hände in die Höhe und spitzte keilförmig die Finger.

Dann sagte er: »Äh …!«

Alle lachten.

6

Zur Nachmittagszeit klingelt es alle halbe Stunde. Manchmal klingeln die Töchter des Gärtners, Giulia oder Valeria. Sie bringen Blumen, Mimosen oder rote Kamelien. Sie wollen nichts dafür haben. Nicht einmal den Dank warten sie ab, sie überreichen nur die Blumen, lachen und laufen auf bloßen Füßen davon. Ihre nackten Sohlen klatschen auf den Marmorstufen.

Sie bringen die Blumen, wie man auf der Straße im Vorbeigehen einen Passanten anlächelt. Die Blume ist auf dem Posillipo ein alltägliches, höfliches, unverbindliches, doch immer aufrichtiges Zeichen der menschlichen Berührung. Die Leute bringen Blumen, weil sie sonst nichts haben, was sie schenken könnten. Geld haben sie nicht. Den Wein trinken sie selbst. Auch von Pasta und Öl haben sie nur wenig. Dennoch würden sie einem, der darum bittet, auch davon geben.

Gegenüber dem hinteren Eingang zum Hof, im »Basso«, wo der arbeitslose Maurer und seine Familie – ihrer acht – bei offener Tür zu Abend essen, wird dem Vorbeigehenden immer etwas angeboten: in Öl zubereitete Brokkoli oder Muschelsuppe, für die Antonio, ihr Ältester, die Muscheln gegen Abend in der Bucht von Marechiare zwischen den Felsen fischt.

Ein klein wenig bitten Giulia und Valeria immer – nicht mit Worten, nur mit dem Blick, mit der Tatsache ihres Daseins. Doch zugleich geben sie auch immer: eine Kamelie, ein Lächeln, ein melodisches, höfliches Wort.

Doch immer erwarten die Einheimischen auch etwas, weil sie arm sind. Die Eingebung, im Garten eine Rispe Mimosen zu pflücken und sie den Fremden zu schenken, die in der Wohnung im ersten Stock hausen, ist bar jeder Berechnung. Die Geste, daß man auch geben kann, lebt in ihrer Hand, wie auch in ihren Mundwinkeln der Glanz ihres Lächelns nie verblaßt, auch dann nicht, wenn sie schreien und verärgert sind. Auch dann nicht, wenn sie traurig sind. Wenn sie ihre Toten auf den Friedhof begleiten. Sie weinen laut und wehklagen, doch im dritten Mietwagen hinter dem Sarg fuchteln sie mit beiden Händen und streiten, und wenn sie das Friedhofstor erreichen, lachen sie schon aus vollem Hals. Sie wissen, wie großartig es ist, zu leben. Sie wissen, daß es nicht die größte Sache ist, zu sterben. Sie wissen, daß lächeln, jemandem unaufgefordert eine Blume schenken, im Vorbeigehen einen melodischen Gruß zurufen wie der Vogel, wenn er sich in die Lüfte schwingt und in der glückvollen, schwebenden Entzückung des Daseins ein Zwitschern ausstößt – sie wissen, daß all das wichtig ist, weil so das Leben leichter wird.