Christoph Hempel
Neue Allgemeine Musiklehre
Christoph Hempel
Neue
Allgemeine Musiklehre
Mit Fragen und Aufgaben
zur Selbstkontrolle
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Bestellnummer SDP 62
ISBN 978-3-7957-8610-6
© 2015 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz
Alle Rechte vorbehalten
Als Printausgabe erschienen unter der Bestellnummer SEM 8200
© 2008 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz
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Inhalt
Vorwort
Akustische Grundlagen
Schall
Schwingung und Welle
Vom Instrument bis zum Ohr
Resonanz, Schallübertragung, Hörvorgang
Schwebung
Akustik und Musik
Intervalle und Naturtonreihe
Intervallzirkel und Temperaturen
Kammerton
Partialtöne und Klangfarbe
Lautstärke
Raumakustik, Echo
Elektronische Klangbearbeitung
Analoge Musikaufzeichnung und -bearbeitung
Digitale Musikaufzeichnung und Tonerzeugung
Computergestützte Musikbearbeitung
Aufgaben
Die Notenschrift
Entwicklung der Notenschrift
Tonhöhe
Noten und Notensystem
Notennamen und Stammtonreihe
Notenschlüssel
Oktavierung
Oktavbereiche
Relative Tonhöhenbezeichnungen, Solmisation
Stammtöne und Alterationen
Vorzeichen und Versetzungszeichen
Enharmonik, Chromatik
Tondauer
Noten- und Pausenwerte
Punktierung und Überbindung
Unregelmäßige Unterteilungen (»N-tolen«)
Neue Formen der Rhythmusnotation
Fermate, Generalpause
Lautstärke
Terrassen- und Übergangsdynamik
Lautstärkegrade und Lautstärkeverläufe
Phrasierung, Artikulation, Akzent
Notation mehrstimmiger Musik
Klavier- und Orgelnotation
Partitur
Klavierauszug
Particell
Leadsheet
Pianodirektion
Tabulatur, Gitarrengriffe
Angaben zum Ablauf eines Musikstücks
Wiederholung
Voltenklammern (»Klammer 1 und 2«)
Da Capo und dal Segno
Sprung und »Kopf«
Abbreviaturen
Doppel- und Schluss-Striche
Taktzahlen und Studierziffern
Hinweise zur Orthographie der Notenschrift
Ausführungsanweisungen
Verzierungen
Spielanweisungen
Aufgaben
Zeit und Rhythmus
Grundelemente der musikalischen Zeitgliederung
Musik als gestaltete Zeit
Puls und Tempo
Notenwerte und Tempo
Tempo
Metronomzahl, absolute Zeitangabe
Tempobezeichnungen
Darstellung von Noten- und Pausenwerten
Regelmäßige Unterteilung durch Halbierung
Punktierung
Überbindungen
Unregelmäßige Unterteilungen (»N-tolen«)
Takt
Einfache und zusammengesetzte Taktarten
Taktfiguren, Taktieren
Taktwechsel
Volltakt und Auftakt
Takt, Metrum und Rhythmus
Metrische Gestaltungsmittel
Polyrhythmik und Polymetrik
Schwerpunktrhythmik und Konfliktrhythmik
Synkope
Kreuzrhythmik
Hemiole
Offbeat-Spiel
»Vorzieher«
Rhythmusformeln
Ostinato-Rhythmik
Komplementärrhythmus
Rhythmus in der Popularmusik
Afrikanische Wurzeln der Popularmusik
Time, »groove« und Phrasierung
Rhythmische und metrische Gestaltung in zeitgenössischer Musik
Herkömmliche Rhythmusnotation
Gemischte Rhythmusnotation
Grafische Rhythmusnotation
Rhythmusgestaltung in der Folklore anderer Länder
Hinweise zur übersichtlichen Rhythmusnotation
Aufgaben
Melodik und Tonalität
Intervalle
Die Namen der Intervalle und ihre Grundformen
Einfache Intervalle (Grundformen)
Abgeleitete Intervalle
Halb- und Ganztonschritte im Notensystem und auf der Klaviatur
Komplementärintervalle (Intervallumkehrung)
Intervallbestimmung
Konsonanter und dissonanter Charakter von Intervallen
Skalen
Skalen als Material für die Tonalitätsbildung
Tonmaterial, Tonart, Tongeschlecht
Darstellungsweisen der Tonleiter
Transposition am Beispiel der Dur-Tonleiter
Transposition und Tonartenverwandtschaft
Quintenstrahl, Quintenspirale und Quintenzirkel
Parallel- und Varianttonarten
Kirchentonarten (Modi)
Natürlich, harmonisch und melodisch Moll
Pentatonische Tonleiter
Bluespentatonik und Bluesskala
Zigeunertonleitern
Skalen mit regelmäßigem Intervallaufbau
Zwölftonreihe
Materialskalen in außereuropäischer Musik
Chromatische Tonleiter
Melodie
Melodik und Stil
Gesanglichkeit
Melodie in der Kunstmusik
Kategorien der Melodiebildung
Melodik in der Mehrstimmigkeit, Kontrapunkt
Aufgaben
Harmonik
Satztypen
Polyphoner Satz
Homophoner Satz
Akkordsatz
Drei-, Vier- und Fünfklänge und ihre Umkehrungen
Dur- und Molldreiklang
Verminderter und übermäßiger Dreiklang
Dreiklangsumkehrungen
Lage, Stellung und andere Unterscheidungsmerkmale
Leitereigene Dreiklänge
Septakkorde
Nonenakkorde
Harmonische Chiffrierungssysteme
Stufenbezeichnungen
Funktionsbezeichnungen
Generalbassziffern
Akkordsymbole
Akkordfremde Töne
Vorhalt
Antizipation, Wechselnote, Durchgang, Nebennote
Orgelpunkt
Alterierung von Akkordstufen
Kadenz
Parallel-, Gegen- und Variantklänge
Neapolitanischer Sextakkord
Schlussformeln
Kadenz mit funktionalen Vierklängen
Septakkorde in subdominantischer Funktion
Septakkorde in dominantischer Funktion
Blueskadenz
Sixte ajoutée
Der verminderte Dreiklang in der Kadenz
Ausweichung und Modulation
Sequenz
Erweiterungen des Kadenzverlaufs
Zwischendominante und Binnenkadenz
Medianten
Zyklische Akkordbildungen
Akkorderweiterungen im Jazz und im Impressionismus
Materialskalen und Akkordbildung im Jazz
Voicing
Jazzkadenz
Modale Harmonik im Jazz und in der modernen Popmusik
Modale Harmonik und intervallorientierte Harmonik in der Musik des 20. Jahrhunderts
Bitonalität
Neue Ordnungssysteme
Übungen
Formenlehre
Grundbestandteile musikalischer Form
Motiv
Thema
Satz
Elementare Formschemata
Einfache Liedformen
Die wichtigsten Liedformen
Periode
Motiv – Wiederholung – Fortspinnung (»Satz«)
Formungsprinzipien und Verarbeitungstechniken
Wiederholung
Fortspinnung
Reihung
Imitation
Variante (Variation, Variierung)
Entwickelnde Variation
Kontrast
Abspaltung
Sequenzierung
Umkehrung (Spiegelung, Inversion)
Krebs (rückläufige Form)
Augmentation und Diminution
Gattungen
Sonatenform (Sonatenhauptsatzform)
Suite
Fuge
Variation
Rondo
Formen, Gattungen und Kompositionsprinzipien in Stichworten
Instrumentenkunde
Moderne und historische Instrumente
Transponierende Instrumente
Einteilung der Instrumente nach Klangerzeugung und Spielweise
Streichinstrumente
Bauweise und Tonerzeugung
Spielweise der Streichinstrumente
Historische Streichinstrumente
Zupfinstrumente
Gitarre
Mandoline
Balalaika
Banjo (Tenorbanjo)
Zither
Sitar
Harfe
Laute
Hackbrett (Cymbal, Zimbal)
Blasinstrumente: Tonerzeugung und Grundstimmung
Holzblasinstrumente
Bauweise und Tonerzeugung
Querflöte
Blockflöte
Oboe
Klarinette
Fagott
Saxophon
Blechblasinstrumente
Bauweise und Tonerzeugung
Horn, Waldhorn
Trompete
Bügelhörner
Posaune (Bass-, Tenorposaune)
Tuba (Basstuba)
Historische Blechblasinstrumente
Tasteninstrumente
Klangerzeugung
Klavier, Flügel
Cembalo
Celesta
Orgel
Harmonikainstrumente
Akkordeon (Handharmonika, Ziehharmonika)
Bandoneon
Mundharmonika
Schlaginstrumente
Pauken, Kesselpauken
Stabspiele (Malletinstrumente)
Glocke, Röhrenglocken
Gong, Tamtam
Kleine Trommel
Rührtrommel (Landsknechtstrommel, Militärtrommel)
Große Trommel
Tomtom
Einfelltrommeln aus der lateinamerikanischen Folklore
Becken, Zimbeln
Triangel
Tamburin, Schellentrommel, Schellenreifen
Kastagnetten
Lateinamerikanische Rhythmusinstrumente
Drumset
Singstimmen und ihre Lagen
Mechanische Musikinstrumente (Musikautomaten)
Instrumente mit elektronischer Klangerzeugung
E-Orgel
E-Piano
E-Gitarre, E-Bass
Synthesizer, Keyboard
Digitale Synthesizer
MIDI
E-Drums und Rhythmusgeräte (Drumcomputer)
Ensembles und Besetzungsformen
Renaissance
Barock
Klassik und Romantik
Bigband und Jazzcombo
Rockband
Aufgaben
Lösungen der Aufgaben
Glossar
Begriffe und Vortragsbezeichnungen
Italienisch
Französisch
Lateinisch
Deutsch bzw. eingedeutscht
Tonhöhenbezeichnungen auf Deutsch, Italienisch, Englisch und Französisch
Begriffe aus der Praxis der Popularmusik
Vorwort
In allen Bereichen des Musiklebens, sei es beim aktiven Musizieren oder beim Musikhören, im Musikunterricht, im Musikstudium, in der Studienvorbereitung oder im Amateurbereich mit seiner breiten Vielfalt, sind die Beschäftigung mit der Elementarlehre und die Kenntnis der Grundbegriffe unerlässlich.
Die “Neue Allgemeine Musiklehre” führt in die Grundlagen der Musik ein. Sie dient als Nachschlagewerk für Musikliebhaber, Schüler, Studenten und Lehrer, zur Wiederholung der Grundlagen und als Basis für die weitere Beschäftigung mit der Materie. Wie entsteht Schall? Was ist der Neapolitanische Sextakkord? Wie ist die Saitenstimmung der Bratsche? Was bedeutet “Groove” im Jargon der Popularmusik? Leserinnen und Leser finden zu allen Gebieten des heutigen Musiklebens grundlegende Informationen. Zusätzlich bietet ein Glossar kompakte Definitionen der wichtigsten Grundbegriffe. Zahlreiche kommentierte Notenbeispiele stellen den Bezug zur musikalischen Praxis her. Am Ende jedes Kapitels ermöglichen Aufgaben und weiterführende Anregungen die Selbstkontrolle.
Diesem E-Book liegt der Printtitel “Neue Allgemeine Musiklehre” zugrunde. Sie enthält darüber hinaus zahlreiche Verlinkungen, durch welche die Querverweise bequem per Klick angewählt werden können.
Christoph Hempel
Hannover, im Oktober 2012
Akustische Grundlagen
Schall
Schwingung und Welle
Die Empfindung von Schall entsteht durch periodische oder unperiodische Schwankungen des Luftdrucks, die an unser Ohr gelangen. Ob ein Luftballon zerplatzt oder ein Mensch singt – immer breitet sich ein Luftdruckimpuls oder eine Folge von Impulsen kugelförmig um die Schallquelle aus.
Impulse eines Schallsenders (z. B. einer Saite oder einer Lautsprechermembran) breiten sich als Schallwellen in der umgebenden Luft aus. Die Luft dient dabei als Übertragungsmedium. Wenn eine periodische Schwingung unser Ohr erreicht, nehmen wir sie als Ton oder Klang mit bestimmbarer Tonhöhe wahr. Wenn die Impulse unregelmäßig aufeinander folgen (unperiodische Schwingung), hören wir ein Geräusch. Ein einzelner Impuls wird als Knack oder Knall wahrgenommen. Einfache periodische Schwingungen bezeichnen die Akustiker als Ton, komplexe zusammengesetzte Schwingungen, wie die Töne eines Musikinstruments, als Klang. Jeder auf einem Musikinstrument gespielte Ton enthält neben den periodischen Schwingungen auch Geräuschanteile (Bogenstrich, Anschlagsoder Anblasgeräusch), die seine Eigenart ausmachen. Es gibt auch Klanggemische (z. B. die Töne von Glocken), deren Schwingungen aus gemischten periodischen Anteilen bestehen: Dabei vermischen sich im Höreindruck verschiedene Tonhöhen.
Bei der Erzeugung einer Schwingung lenkt die Schallquelle die umgebenden Luftteilchen geringfügig aus ihrer Ruhelage, diese »stoßen« das benachbarte Teilchen an und bewegen sich wieder zurück. Durch die periodische Bewegung des Schallsenders wird die umgebende Luft abwechselnd komprimiert und expandiert und diese periodischen »Dichteänderungswellen« breiten sich kugelförmig nach allen Seiten aus, bis die Energie des Impulses durch die Masseträgheit der Luftteilchen aufgezehrt ist, wenn sie nicht vom Schallsender neu angeregt werden. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Impulse in der Luft ausbreiten, ist die (konstante) Schallgeschwindigkeit von ca. 340 m pro Sekunde. Bei der Schallausbreitung spielen u. a. Temperatur und Feuchtigkeitsgehalt der Luft eine Rolle; z. B. steigt die Stimmung eines Blasinstruments, wenn der erwärmte Korpus des Instruments die im Inneren schwingende Luft erwärmt.
Man kann die periodischen Auslenkungen einer Schwingung als Projektion einer Pendelschwingung auf eine Zeitstrecke darstellen. Das einfachste Modell einer Schwingung ist die nur künstlich herzustellende wellenförmige Sinusschwingung. Sie wird so genannt, weil sie Abbild einer einfachen Sinusfunktion ist. Der momentane Zustand der Auslenkung zu einem bestimmten Zeitpunkt wird als Phase bezeichnet. Die Phasendauer (Periodendauer) ist die Zeit, die die Welle von einer Maximalauslenkung zur nächsten benötigt. Die Zahl der Schwingungen pro Sekunde wird als Frequenz bezeichnet und in Hertz (Hz = Schwingungen pro Sekunde) gemessen: 440 Schwingungen pro Sekunde (440 Hz) ergeben den Ton a'; verdoppelt man die Frequenz, klingt der Ton eine Oktave höher.
Bei einer transversalen Welle bewegen sich die schwingenden Teilchen quer zur Ausbreitungsrichtung der Welle (z. B. ein auf Wasserwellen tanzender Kork). Eine Welle, in der die Teilchen parallel zur Ausbreitungsrichtung schwingen (z. B. bei der Schallausbreitung in der Luft), nennt man longitudinal.
Die untere Grenze des Hörbereichs für die Tonhöhenempfindung liegt bei etwa 20 Hz. Darunter geht die Wahrnehmung einer Tonhöhe beim Hörer in die Empfindung einzelner Impulse über. Die obere Grenze des Hörbereichs liegt je nach Lebensalter zwischen 15 kHz und 20 kHz (20000 Hz).
Vom Instrument bis zum Ohr
Resonanz, Schallübertragung, Hörvorgang
Bei den meisten Musikinstrumenten ist ein Hohlraum, der die Schwingung verstärkt, fest mit dem eigentlichen Schallerzeuger verbunden oder befindet sich zumindest in seiner unmittelbaren Nähe. Die Saiten einer Geige geben ihre Schwingungen über den Steg an den Korpus weiter; Nasen-, Mund- und Rachenraum des Sängers strahlen die im Kehlkopf erzeugten Schwingungen ab. Diese Hohlkörper heißen Resonatoren. In ihnen werden die zugeführten Schwingungen aufrechterhalten und abgestrahlt (Resonanz); dieser Effekt wird als Verstärkung und Klangveredelung wahrgenommen. Die umgebende Luft bzw. das Kabel bei der elektroakustischen Übertragung wirken als Übertragungsmedium. Nicht nur die Luft, sondern auch Wasser oder feste Körper (z. B. die Betonwände eines Hauses) können als Übertragungsmedium wirken. Je dichter die Materie des Übertragungsmediums ist, desto besser leitet sie den Schall. Zur Schalldämmung werden daher Materialien mit lockerer Struktur wie Filz oder Schaumstoff verwendet. Die Schallinformation kann in gewandelter Form (digital oder analog) auf einem Speichermedium dauerhaft konserviert und wieder abgerufen werden.
Beim Hören fangen die Ohrmuschel und das anschließende röhrenförmige Außenohr den ankommenden Schall auf und leiten ihn auf das Trommelfell, das die Schwingungen aufnimmt. Im anschließenden Mittelohr sind drei nach ihrer Form benannte Knöchelchen (Hammer, Amboss und Steigbügel) mit dem Trommelfell verbunden und leiten die Bewegung weiter zum Innenohr. Von dort werden die mechanischen Schallvorgänge über Schnecke, Basilarmembran und die Haarzellen des Cortischen Organs in elektrische Ströme (Nervenreize) umgewandelt und an das Gehirn weitergeleitet, das sie als Tonhöhen- oder Geräuscheindruck interpretiert. Die räumliche Ortung von Schallquellen, z. B. beim stereophonen Hören, leistet das Gehirn, indem es die kleinen Zeit- und Lautstärkeunterschiede analysiert, mit der Schallinformationen bei linkem und rechtem Ohr eintreffen.
Schwebung
Sind zwei Instrumente geringfügig gegeneinander verstimmt, hört man ein eigentümliches Lautstärkevibrato, die Schwebung. Sie entsteht, wenn die Verstimmung zweier Instrumente so gering ist, dass Gleich- und Gegenphasigkeit der beiden Schwingungen sich in hörbarer Folge abwechseln. Dieser Effekt ist mit zwei unterschiedlich langen Pendeln vergleichbar, die zum gleichen Zeitpunkt angestoßen werden: Die Auslenkung der beiden Pendel wechselt zwischen gleichphasig und gegenphasig hin und her. Das Ab- und Anschwellen der Lautstärke bei der Schwebung entsteht dadurch, dass sich die zwei Schwingungen in der gegenphasigen Bewegung gegenseitig auslöschen und in der gleichphasigen verstärken. Die Frequenz der Schwebung entspricht dem Frequenzunterschied der beiden Töne: Wenn also zwei Töne mit 440 Hz und 441 Hz gleichzeitig gespielt werden, hören wir eine Schwebung pro Sekunde. In der Aufnahmetechnik der Popmusik wird dieser Effekt oft eingesetzt, um bei Vokalstimmen Klangfülle und Wärme zu erzielen. Dabei werden zwei Tonbandspuren mit der gleichen Stimme besungen (»gedoppelt«) und bei der Endabmischung gleichzeitig abgespielt.
Akustik und Musik
Intervalle und Naturtonreihe
Die Naturphilosophen der Antike entdeckten, dass sich mit Saitenteilungen in einfachen ganzzahligen Verhältnissen musikalisch verwendbare Intervalle bilden lassen: Vergleicht man die Tonhöhen einer frei schwingenden und einer an einer bestimmten Stelle abgegriffenen, also verkürzten Saite, ergibt sich zwischen den beiden Tönen ein Intervall. Greift man z. B. die Saite genau in der Mitte ab, sodass nur noch die angezupfte Hälfte der Saite schwingen kann, klingt dieser Ton eine Oktave höher als die frei schwingende Saite: Das Frequenzverhältnis (Frequenzproportion) zwischen der ganzen und der abgegriffenen Saite beträgt 1:2.
Die Tonhöhen, die sich durch ganzzahlige (harmonische) Teilungen der Saite ergeben (Teilungsproportionen zum Grundton 2/1, 3/1, 4/1 etc.) bilden die Partialtonreihe (Obertonreihe, Naturtonreihe, Reihe der Harmonischen). Ihre Intervalle werden nach oben immer kleiner. Der Zähler des Bruchs ist dabei gleichzeitig die Ordnungszahl des betreffenden Partialtons: Z. B. hat der fünfte Partialton über einem (als 1 mitgezählten) Grundton das Frequenzverhältnis 5/1 zu diesem Grundton. Die Töne der Naturtonreihe bilden untereinander ebenfalls ganzzahlige Frequenzverhältnisse, die das jeweilige Intervall zwischen ihnen repräsentieren. So besteht zwischen dem 3. und 4. Naturton das Frequenzverhältnis 3/4 (reine Quart).
Auf Blechblasinstrumenten kann man diese Naturtonreihe durch Veränderung des Lippenansatzes hörbar machen. In Blechbläserthemen aus der Barockzeit und der Klassik, in denen die Blechblasinstrumente noch nicht über Ventile verfügten, wird ausschließlich die Naturtonreihe benutzt. Einige Töne, wie z. B. der 9., wurden dabei mit dem Ansatz korrigiert.
Intervallzirkel und Temperaturen
Intervalle sind zyklisch, d. h., sie kommen nach einer bestimmten Anzahl von Wiederholungen wieder beim (oktavierten) Ausgangston an – allerdings nur ungefähr, denn solche Intervallzyklen sind mit reinen Intervallen physikalisch nicht möglich. Der vierte Ton (his) in der Großterz-Reihe beispielsweise ist tiefer als das c, mit dem er hier durch enharmonische Verwechslung gleichgesetzt wird. Ähnlich verhält es sich mit einem Zyklus von zwölf reinen Quinten: Der Ton his, bei dem man sieben Oktaven höher ankommt, ist um das pythagoräische Komma höher als der Ton c.
Auch die Töne, auf denen sich unterschiedliche Intervallreihen scheinbar treffen, stimmen nicht genau überein. So treffen sich die Zyklen von Quinte und großer Terz nur theoretisch: Nach 4 Quinten (c–e'') müsste man auf einem Ton ankommen, der (oktaviert) eine reine große Terz über dem Ausgangston liegt; auch hier ergibt sich eine Differenz, die als syntonisches Komma bezeichnet wird. Man kann die Differenzen zwischen den Zyklen leicht ausrechnen (s. Aufgaben (→)).
In der modernen wohltemperierten Stimmung umgeht man das Problem, indem man im Notenbild die Intervallreihe durch eine enharmonische Verwechslung künstlich zu einem Zirkel schließt.
Es gab in der abendländischen Musikgeschichte verschiedene Systeme der Berechnung von Intervallen, bei denen diese Unstimmigkeiten ausgeglichen (temperiert) wurden. Diese Stimmungssysteme, Temperaturen genannt, hatten den Zweck, innerhalb bestimmter Tonartbereiche eine möglichst reine Stimmung für das praktische Musizieren auf Tasteninstrumenten bereitzustellen. Die Verwendung von Temperaturen in bestimmten Stilepochen, z. B. der mitteltönigen und der gleichschwebenden Temperatur, korrespondiert deshalb mit dem verwendeten Tonmaterial in der Musik der jeweiligen Epoche. Allen Temperaturen gemeinsam ist die 2:1-Teilung der Oktave; die anderen Intervalle wurden in den verschiedenen Systemen jeweils unterschiedlich gestimmt.
Die mitteltönige Temperatur, die bis zum 17. Jahrhundert gebräuchlich war, enthält in den häufig benutzten Tonarten (in einem Mittelbereich um den Ton g) Dur-Dreiklänge mit reinen großen Terzen (mit der ganzzahligen Proportion 4:5), während die Dreiklänge entlegener Tonarten (z. B. Des-Dur, es-Moll) unbrauchbar waren. In der mitteltönigen Stimmung wird die Terz f-a rein (4:5) gestimmt, die zwischen f und a'' liegenden Quinten (f–c', c'–g', g'–d'', d''–a'') werden ausgeglichen, also nicht im Verhältnis 3:2 gestimmt (mitteltönige Quinten). Von den erreichten Tönen aus werden wiederum reine große Terzen (c–e, g–h, d–fis, a–cis, e–gis, d–b, g–es) gestimmt. Töne wie des, dis, ges, as und ais kamen in der Renaissancemusik kaum vor; die schwarzen Tasten hießen immer cis, es, fis, gis und b. In der Musik für Tasteninstrumente des 16. Jahrhunderts klangen also ein Intervall oder ein Dreiklang unterschiedlich, je nachdem von welchem Ton aus sie gespielt wurden. Die vom tonartlichen Mittelbereich weit entfernten Dreiklänge klangen unrein und bis zu Bach gibt es selten Werke mit mehr als drei Vorzeichen. Ab etwa 1700 setzte sich die gleichschwebende, heute »wohltemperiert« genannte Temperatur durch, die auf Andreas Werckmeister (1645–1708) zurückgeht. Hier wird der 12 Quinten über einem Ausgangston c stehende Ton his, der um ca. 74/73 höher als c ist, mit dem Ausgangston c gleichgesetzt, die Quintenspirale wird also künstlich zum Quintenzirkel geschlossen. Die Korrektur des Kommas wird auf die 12 Quinten gleichmäßig verteilt, alle Quinten sind also etwas kleiner als die reine Quinte (2:3), aber alle Halbtonschritte sind gleich groß (temperierte Halbtöne) und haben das konstante Frequenzverhältnis 1: bzw. 1:2 oder als Dezimalzahl ausgedrückt 1: 1,059463094359.
In der gleichschwebenden Temperatur hat also ein Intervall den gleichen Klangcharakter, unabhängig davon, von welchem Ton aus es gespielt wird, und es ist gleichgültig, von welchem Ton aus man mit dem Stimmen eines Tasteninstruments beginnt. Dadurch kann man auch in alle Tonarten modulieren. Diesem Vorteil stehen die Nachteile entgegen, dass die Tonartencharakteristik der mitteltönigen Stimmung verloren geht und dass keine Quinte rein ist. In der wohltemperierten Stimmung muss daher die Tonartencharakteristik als spekulativ angesehen werden, sofern man nicht über ein absolutes Gehör verfügt. Beim gemeinsamen Musizieren von Tasten- und Saiteninstrumenten kann es zu Problemen kommen: Stimmt der Geiger seine a'-Saite nach dem Klavier und die drei anderen Saiten schwebungsrein, so stimmt z. B. die g-Saite nicht mehr mit dem g des Klaviers überein.
Die Einteilung der Oktave in zwölf Stufen ist nicht selbstverständlich. Immer wieder gab es Versuche, Musik in Vierteltönen oder noch anderen Aufteilungen zu komponieren und zu notieren, und in vielen außereuropäischen Kulturen gibt es Musik, in der andere Aufteilungen der Oktave benutzt werden. Um die feinen Unterschiede in den Temperaturen und die Tonsysteme außereuropäischer Völker messen und die Intervallproportionen in ganzzahligen Verhältnissen ausdrücken zu können, haben die Akustiker die Maßeinheit Cent eingeführt. Ein Cent ist ein Hundertstel eines Halbtons, sodass die Oktave in 1200 Cent eingeteilt wird.
Kammerton
In der Regel wird heute das a' zum Definieren der absoluten Tonhöhe und zum Stimmen der Instrumente untereinander benutzt. Die Frequenz des Stimmtons war in der Musikgeschichte starken Schwankungen unterworfen. So gab es in der Barockzeit Stimmungen für Kammermusik und Chormusik, die bis zu einer Terz auseinander lagen. Seit etwa 1700 setzte sich ein einheitlicher Kammerton a' durch, dessen Frequenz zwischen 415 und 422 Hz, also etwa einen Halbton tiefer als der heutige Kammerton lag. Seitdem stieg der Kammerton ständig. 1939 wurde der Kammerton a' mit 440 Hz festgelegt; er ist allerdings seitdem wieder um einige Hz gestiegen, vermutlich weil Musiker glauben, durch eine etwas höhere Stimmung klängen die Instrumente brillanter. Dies stellt für die Streichinstrumente kein Problem dar; jedoch gibt es bei Blasinstrumenten nur geringe Korrekturmöglichkeiten der Gesamtstimmung, ohne dass die Stimmreinheit des Instruments beeinträchtigt wird.
Partialtöne und Klangfarbe
Der französische Mathematiker Jean Baptiste Fourier (1768–1830) fand heraus, dass sich alle periodischen Wellenformen theoretisch auf Sinusschwingungen zurückführen lassen (Fourier-Analyse) und dass die Klänge von Musikinstrumenten immer aus dem Grundton und ganzzahligen Vielfachen der Grundschwingung zusammengesetzt sind. Jedes Musikinstrument und jeder gesungene Vokal hat einen bestimmten Frequenzbereich, in dem die Partialtöne (Harmonische, Obertöne, ganzzahlige Vielfache) besonders stark mitschwingen, und zwar unabhängig von der Tonhöhe des Grundtons. Diese für die Klangfarbe des Instruments typischen Frequenzbereiche werden Formantbereiche genannt. Eine zweidimensionale Darstellung eines Instrumentaltons als Spektrum zeigt in einer »Momentaufnahme« die Ausprägung der Obertöne zu einem bestimmten Zeitpunkt des Klangverlaufs.
Die Klangfarbe eines Instrumentaltons ändert sich außerdem im Verlauf eines Klangs, besonders in der Einschwingphase. Eine dreidimensionale Spektraldarstellung zeigt den Klangfarbenverlauf; sie bezieht den Faktor Zeit als dritte Dimension ein.
Die Klangprogrammierer der Synthesizerhersteller haben sich diese Erkenntnisse zunutze gemacht: Einige Methoden der Klangerzeugung bei Synthesizern bauen auf der Fourier-Synthese auf, mit der Formantbereiche auf synthetischem Wege so zusammengestellt werden, dass bestimmte instrumentenähnliche Klangfarben entstehen. Besonders durch die künstliche Formung des für den Klangcharakter entscheidenden Einschwingvorgangs können verblüffende Effekte erzielt werden.
Lautstärke
Physikalisch lässt sich die Schall-Leistung in Watt pro Quadratmeter angeben. In der Akustik ist es aber üblich, unterschiedliche Schall-Leistungen nicht in absoluten Werten, sondern relativ zu einem Grundwert (Referenzpegel) anzugeben. Diese Werteverhältnisse werden in der logarithmischen Maßeinheit Dezibel (dB) ausgedrückt. Bei der Aussteuerungsanzeige eines Tonbandgerätes z. B. entspricht 0 dB der auf das Band abgestimmten optimalen Signalstärke. Signale, die darunter liegen, nutzen nicht die ganze Kapazität des Bandes; Signale, die darüber liegen, werden verzerrt aufgenommen.
Die Maßeinheit der physikalisch messbaren Schall-Leistung entspricht nicht genau der subjektiv empfundenen Lautstärke des Signals, denn das Ohr ist in verschiedenen Frequenzbereichen unterschiedlich empfindlich. Töne im Mittelbereich werden als lauter empfunden als Töne gleicher Schallstärke an den Rändern des Hörbereichs. Die Phonskala gibt das subjektive Lautstärkeempfinden unabhängig von der Tonhöhe an.
Raumakustik, Echo
Jeder Raum, in dem musiziert wird, reflektiert die Schallwellen der Musik. Musiker und Publikum hören also eine Mischung aus direkt abgestrahltem und von den Wänden mit einer kleinen Verzögerung zurückkehrendem Schall. Dabei werden je nach Beschaffenheit des Raumes auch die Partialtöne, die die Klangfarbe beeinflussen, verschieden stark reflektiert. Die Berechnung solcher komplizierter Vorgänge ist beim Bau von Konzertsälen eine wichtige Aufgabe der Architekten und Akustiker.
Elektronische Klangbearbeitung
Analoge Musikaufzeichnung und -bearbeitung
Grundlage der elektronischen Klangbearbeitung sind elektroakustische Wandler. Das sind Geräte, die eine Luftdruckschwankung (Schall) in elektrische Spannungsschwankungen umwandeln (z. B. das Mikrofon) oder umgekehrt elektrische Spannungsverläufe in mechanische Bewegungen umsetzen, wie z. B. die Lautsprechermembran. Nach der Umwandlung in elektrische Spannung können die musikalischen Informationen auf vielfältige Weise bearbeitet werden: Man kann sie auf einem Tonträger, z. B. dem Magnetband (Tonband), speichern, einzelne Frequenzbereiche verstärken oder abschwächen (Filter, Equalizer), die aufgenommenen Signale mit anderen Informationen mischen (Mischpult) oder sie auf eine Trägerfrequenz aufmodulieren und durch den Äther senden (Rundfunk). Da der Spannungsverlauf des auf dem Tonträger aufgezeichneten Signals dem tatsächlichen Schallverlauf entspricht, nennt man diese Technik analog.
Digitale Musikaufzeichnung und Tonerzeugung
Durch die Entwicklung der Computertechnik ist es möglich geworden, Schallverläufe zu digitalisieren. Dabei werden die Luftdruckschwankungen des Schallsignals in sehr schneller zeitlicher Folge abgetastet (z. B.: 44100 Messungen pro Sekunde bei der CD) und in einzelne zahlenmäßig darstellbare Werte zerlegt. Diesen Vorgang nennt man Sampling. Nach dem Durchlaufen dieses Prozesses in einem Analog-Digital-Wandler (AID-Wandler) liegt das Schall- bzw. Musiksignal als Zahlenfolge vor, die von einem Computer verarbeitet werden kann.
Durch die Digitaltechnik haben sich viele Bereiche der Klangerzeugung, -bearbeitung und -speicherung stark verändert. Auf digitalen Speichermedien wie Compact Disc (CD), Digital Audio Tape (DAT) und Computer-Festplatten lässt sich Musik in hoher Qualität und ohne Beeinträchtigung durch Nebengeräusche, z. B. Bandrauschen, speichern. Mit digitalen Synthesizern können Klänge erzeugt werden, die auf keinem akustischen Instrument realisierbar sind, und die Möglichkeiten der Klangbearbeitung bei Synthesizern sind unendlich. Klangveränderungen und -bearbeitungen, wie z. B. Hall und andere Effekte, werden in der Digitaltechnik nicht mehr an einem zuvor erzeugten Klang vorgenommen, sondern die Ergebnisse werden zunächst im Gerät errechnet und erst dann im Digital-Analog-Wandler zu einem realen Klang zusammengesetzt. Durch das Sampling-Verfahren ist es auch möglich, jedes akustische Signal, vom Geräusch bis zum Ton eines Instruments, so zu bearbeiten, dass es mittels einer Tastatur in unterschiedlicher Tonhöhe abgerufen werden kann.
Computergestützte Musikbearbeitung
Bei der herkömmlichen analogen Tonaufzeichnung werden Musiksignale auf einem Tonband in der zeitlichen Abfolge des Musikstücks abgelegt. Auf computergesteuerten, digitalen Aufzeichnungssystemen dagegen sind die digitalisierten Musiksignale als numerische Daten in einem Computerspeicher ohne zeitliche Ordnung abgelegt. Auf sie kann in beliebiger Folge und mit hoher Geschwindigkeit (in Echtzeit) zugegriffen werden. Man kann mit einem solchen System z. B. das Schwingungsbild eines Musiksignals auf dem Bildschirm graphisch bearbeiten oder Teile davon kopieren, ohne dass die Originalaufnahme verloren geht. Die Entwicklung schreitet in hohem Tempo voran und immer wieder werden innerhalb weniger Jahre Systeme durch neue, leistungsfähigere abgelöst.
Aufgaben
1. Stellen Sie sich die Rundfunkaufnahme eines Sängers vor und definieren Sie die Stationen der Musikaufzeichnung über Mikrofon, Tonband, Radiosender etc. bis zum Ohr des Hörers mit den Begriffen Klangerzeuger, Resonator, Übertragungsmedium und Empfänger.
2. Errechnen Sie zum Ton a' (440 Hz) die Frequenzproportionen einiger Intervalle (z. B für die Töne e', e'' und a'') und überprüfen Sie, ob die Frequenzproportionen der errechneten Intervalle, z. B. die Oktave e'–e'' und die Quarte e''–a'' ebenfalls ganzzahlige Proportionen aufweisen.
3. Weisen Sie mit einer kleinen Rechnung das syntonische Komma nach, indem sie die reine große Terz über a' (440 Hz) auf zwei Arten errechnen:
– Errechnen Sie die Schwingungszahl von cis'' als große Terz (5:4) über a'.
– Errechnen Sie den Ton cis''' als Ergebnis von 4 Quinten über a'', indem Sie die Ausgangsfrequenz viermal mit 3/2 (1,5) multiplizieren. Den nach 4 Quinten erreichten Ton cis'''' müssen Sie noch zwei Oktaven abwärts transponieren, indem Sie seine Frequenz durch 4 teilen.
– Vergleichen Sie dann die beiden errechneten Frequenzen für cis''!
4. Für diese Aufgabe brauchen Sie einen Taschenrechner: Errechnen Sie nun auch noch von a'' aus die Frequenz des cis''' auf einem »wohltemperiert« gestimmten Klavier! Nehmen Sie dazu das Frequenzverhältnis des temperierten Halbtons zur Hilfe.
5. Rechnen Sie auf die gleiche Weise auch für die kleine und große Terz aus, welche Differenzen sich nach 3 großen bzw. 4 kleinen Terzen zur reinen Oktave ergeben.
6. Wie breitet sich Schall in der Luft aus? (s. Schall (→))
7. Wie hoch ist die Schallgeschwindigkeit? (s. Schwingung und Welle/Schallgeschwindigkeit (→))
8. Wozu dienen die Hohlräume an Musikinstrumenten, z. B. Geigenkorpus oder Röhren am Vibraphon? (s. Resonanz, Schallübertragung, Hörvorgang (→))
9. Wie entsteht beim Hören der Stereoeffekt? (s. Vom Instrument bis zum Ohr/stereophones Hören (→))
10. Wozu dienen »Temperaturen« in der Musik? (s. Intervallzirkel und Temperaturen/Temperaturen (→))
11. Wie entsteht die Klangfarbe eines Instruments? (s. Partialtöne und Klangfarbe (→))
12. Schreiben Sie vom Ton A aus die Naturtonreihe auf und errechnen Sie die Frequenzverhältnisse ihrer Töne. (s. Intervall und Naturtonreihe/Naturtonreihe Notenbeispiel (→))
Lösungen (→) zu den Aufgaben 1 – 5
Die Notenschrift
Entwicklung der Notenschrift
Die Notenschrift hat sich in einem langen musikgeschichtlichen Prozess herausgebildet. Schriftliche Fixierung von Musik ist notwendig, sobald ein Musikstück von einem anderen als dem Komponisten aufgeführt oder der Nachwelt überliefert werden soll. Dies gilt besonders in der abendländischen Musiktradition, in der Musik seit vielen Jahrhunderten in der Gestalt individueller Kunstwerke überliefert wird. Eine solche Tradition ist jedoch nicht selbstverständlich: Es gibt auch in Europa und vor allem in außereuropäischen Ländern Traditionen der Volks- und Kunstmusik ohne schriftliche Fixierung. Lieder und Tanzmusik des Alltagsgebrauchs wurden auch in Europa lange Zeit nur mündlich überliefert, weil die Musikausübung in einer lebendigen Tradition stand. Auch in der Popularmusik können viele hervorragende Musiker keine Noten lesen und orientieren sich ausschließlich nach dem Gehör.
Die schriftliche Aufzeichnung von Musik begann in der abendländischen Musik im 9. Jahrhundert. Die früheste Form der Notation waren die Neumen (altgriech. neuma = Handzeichen, Wink), eine Art graphischer Tonhöhennotation, die Dirigierbewegungen andeuteten. Aus diesen Vorläufern der Tonhöhennotation, die zunächst nur ungefähr die Richtung der melodischen Linien nachzeichneten, entwickelte sich die Choralnotation (Quadratnotation) mit vier Notenlinien, die den Tonhöhenverlauf nunmehr genau bezeichneten. Mit dem Aufkommen der Mehrstimmigkeit im 13. Jahrhundert wurde es notwendig, auch die rhythmische Organisation der Musik zu notieren: In der Mensuralnotation (etwa bis 1600 gebräuchlich) erhielten die Notenköpfe verschiedene Formen und zusätzlich Notenhälse; hinzu kamen Zeichen für Pausen. Die Form der heutigen Noten und Pausen ist in der Mensuralnotation schon gut zu erkennen (s. Noten- und Pausenwerte (→)).
Noten- und Pausenzeichen geben Informationen über Tonhöhe und Tondauer. Bis ins 18. Jahrhundert wurden genauere Angaben zur Ausführung der Musik, etwa zum Tempo, zur Lautstärke oder zur Artikulation, selten aufgeschrieben: Ihre Kenntnis war Bestandteil der Aufführungspraxis. Mit dem Beginn der Klassik, als das Musizieren in Liebhaberkreisen stärker an Bedeutung gewann, wurde der Notentext zunehmend durch Ausführungsvorschriften in Form von Artikulations- und Lautstärkebezeichnungen und durch verbale Anweisungen zu Tempo, Artikulation und Ausdruckscharakter der Musik ergänzt.
Parallel zur Buchdruckerkunst entwickelte sich ab etwa 1500 der Notendruck. Mit der Entwicklung der bürgerlichen Musikkultur im 19. Jahrhundert und der damit einhergehenden Entwicklung der Musikverlage und des Notendrucks für breite Bevölkerungsschichten entstanden die Regeln des Notenstichs, die die äußere Erscheinung des Druckbildes bis ins Kleinste festlegten. Auch im Computersatz, der im 20. Jahrhundert die traditionellen Verfahren von Bleisatz und Notenstich abgelöst hat, bilden die alten Stichregeln die Grundlage für ein ansprechendes und übersichtliches Notenbild. Der Musiker, der heute eine gut lesbare, übersichtliche und ästhetisch ansprechende Partitur oder Stimme vor sich hat, ahnt oft nicht, welche handwerkliche Kunstfertigkeit und jahrhundertealte Tradition die Grundlagen für diesen Notensatz bilden. Notenstecher benutzen eine Vielzahl von Fachausdrücken, die z. T. andere Bedeutungen als im allgemeinen Sprachgebrauch haben; so heißen die Taktzahlen, mit denen die Takte eines Musikstücks zum schnellen Auffinden durchnummeriert werden, dort »Taktzähler«.
Auch die Tradition des Notenstichs ist wie viele andere Traditionen ständigen Veränderungen unterworfen und gelegentlich werden »offizielle« Stichregeln einer allgemein gebräuchlichen Schreibweise angepasst. Weiter unten finden sich Hinweise zur Orthographie der Notenschrift (→), die auch für den normalen Musiker ohne spezielle Kenntnis der Stichregeln nützlich sein können.