Uff. Geschafft. Ein ganzes Buch geschrieben. Im Vertrauen gesagt, ein ganz schöner Aufriss! Den ich ohne Unterstützung überhaupt nicht geschafft hätte. Also sei an dieser Stelle allen gedankt, die mitgewirkt haben mit Rat, Tat, Kaffee, Geduld, Freundschaft und Liebe.
An erster Stelle sei meiner wunderbaren Frau gedankt, die alle der oben erwähnten Zutaten und noch viel mehr einbrachte und mich wieder ins Leben holte, wenn ich mich in den Weiten meines Gehirns verlaufen hatte. Und meiner Stieftochter Hannah, die die zauberhafteste Stieftochter ist, die man sich überhaupt nur wünschen kann, und die durch ihre intimen Kenntnisse des TV-Programms wertvolle Anstöße gab.
Riesendank an meinen Bruder Hans, der trotz zahlreicher Belastungen als Vater, Schauspieler und Gewerkschaftsboss alles aufmerksam las und mit seinem feinem Sinn für Humor kunstvoll am offenen Herzen operierte. Und radikal alles strich, was mit meiner Besessenheit mit den Taliban zu tun hatte (obwohl ein Teil sich wieder eingeschlichen hat – das Wort Taliban ist zu lustig und griffig – es schlägt Ku Klux Klan um Längen …). Meiner Schwester Anita sei gedankt, weil sie die beste Schwester der Welt ist und man mit ihr prima über Wirtschaft und fehlendes Geld reden kann.
Ein posthumer Dank an UG Krishnamurti, der das Thema Geld aus den Tiefen spiritueller Verwirrung ausgrub und mich zu diesem Buch ermunterte.
Alexander Pruschke lieh mir seinem finanziellen Sachverstand, bewahrte mich vor wirtschaftlichen Unsinnigkeiten und fand das Buch »superlustig«. Herzlichen Dank!
Einen riesigen Dank an Wolfgang Schubert, der immer an meiner Seite stand, mich mit Promotion, Pressearbeit, Telefonaten,
Ideen, als Chauffeur, Fotograf und Begleiter unterstützte und der ein großartiger Freund ist. Riesendank an Robert Griess, der mich einige Texte für dieses Buch nutzen ließ.
Ich danke meinem Lektor Harald Kämmerer, der an das Buch von Anfang an glaubte und meinen Agenten Roman Hocke und Uwe Neumahr sowie Dirk Stiller, der mich mit ihnen vernetzte. Corey Ott darf an dieser Stelle nicht fehlen, die mit ihrer gnadenlosen Walking-Act-Erfahrung einen Großteil der vielen Fotos erst möglich machte. Dank auch an all die vielen Menschen, die sich bereit erklärt haben, »Yoga-Model« zu sein!
Hans-Peter Wodarz sei gedankt für den Anstoß zur Rolle des Steuerfahnders. Des weiteren Tanja und Walter Feucht für Ihre Unterstützung bei Pomp, Duck and Circumstance, wo der Steuerfahnder jahrelang sein Unwesen trieb.
Ein Riesendank an alle Akteure der Politik und Wirtschaft, die voller Überzeugung ihre Rollen spielen und dadurch einem Narren wie mir unentgeltlich zuarbeiten!
Und nicht zuletzt Dank an Urs Wiegering für seinen Einsatz zur Vermarktung dieses Buches und meiner künstlerischen Persona.
Wo wir grade beim Thema sind: Wer den Steuerfahnder oder Chin Meyer live erleben möchte oder sich für seine Talente als Redner der besonderen Art interessiert, der wende sich an:
Wer nachweislich alle Mantras 108 Mal hintereinander intoniert, drei Monate lang jeden Tag und dazu alle MONEYoga Stellungen ausführt und trotzdem nicht reicher wird … der erhält sein Geld zurück!!!
Und wenn Sie es nicht durchhalten – meine Website freut sich über absurde Finanz-Yogastellungen. Schicken Sie doch ein Foto von sich an:
yoga@chin-meyer.de
Beim Aufbauen eines immensen Reichtums sollte man es vermeiden zu sterben, bevor man sein Ziel erreicht hat. Es gibt nur wenige Leichen, die weiterhin eine satte Rendite erwirtschaften – Michael Jackson mal ausgenommen! Um unnötige Todesrisiken zu vermeiden, ist es wichtig, auf supergefährliche Aktivitäten zu verzichten: Also keiner Gruppe schwerbewaffneter Taliban erklären, dass man sie in erster Linie für »katholische Cheerleader« hält, und zeitgleich mit einem US-amerikanischen Pass wedeln.
Ebenso die morgendliche Dusche. US-Forscher haben herausgefunden, dass in jedem dritten Duschkopf riesige Kolonien von Bakterien wohnen – die alle nur den einen Wunsch haben: Weitere Kolonien gründen! Vorzugsweise in der Lunge des ahnungslos Duschenden! Wie im Film Alien wollen diese Bakterien den menschlichen Körper nach und nach übernehmen, um ihn dann von innen her aufzuzehren. Während die Bakterien sich munter von Ihnen ernähren, sind Sie irgendwann zu schlapp zum Atmen!
Diese Bakterien lassen sich nicht mal mit Desinfektionsmittel bekämpfen! Versuche ergaben, dass mit Bleichmitteln gereinigte Duschköpfe anschließend eine dreimal höhere Bakterienbesiedlung aufwiesen! Mein vierjähriger Neffe hat ein erstaunliches Verständnis dieser wissenschaftlichen Zusammenhänge. Das Gebrüll, das er jedes Mal anstimmt, wenn er geduscht werden soll, zeugt von einem stark ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb!
Dann sind da noch die üblichen Verdächtigen, die einem das Leben vorzeitig rauben können: Rauchen, Trinken sowie aufregender Sex mit Menschen, die ungefähr 70 Jahre jünger sind als man selbst! Wobei viele Greisinnen grinsend zu Protokoll geben, dass sie den Tod des Partners billigend in Kauf nehmen!
Die allermeisten Menschen aber sterben beim Arbeiten! Während in unerquicklichen Aktivitäten wie etwa Krieg jedes Jahr 300.000 bis 600.000 Menschen sterben, fallen der Arbeit etwa 2 Millionen Menschen zum Opfer! Anders gesagt: Beim Minensuchtrupp in Ruanda haben Sie eine bessere Überlebenschance als auf dem Trecker in Fallingbostel! Denn die meisten Menschen, die bei der Arbeit umkommen, sterben in der Landwirtschaft. Gefolgt von der Fischerei. Die Worte: »Ich werde mir meinen Riesenfang doch nicht durch die kleine graue Wolke da hinten vermiesen lassen!«, gehören zu den beliebtesten der »berühmten letzten Worte« von Hurrikan-Opfern.
Nach Landwirtschaft und Fischerei folgt der Flugverkehr: Flugzeugpiloten haben das dritthöchste Todesrisiko. Jedenfalls diejenigen unter ihnen, die kleine Privatmaschinen fliegen. Oder polnische Regierungsmaschinen. Sollten Sie Passagiere haben, die Ihnen einreden wollen, dass nur »russische Weicheier nicht in einem kleinen Nebel landen können«, sollten Sie sie umgehend aus dem Cockpit werfen!
Noch gefährlicher ist höchstens die morgendliche Fahrt zur Arbeit. Die meisten Menschen, die bei der Arbeit umkommen, sterben im Verkehr, also auf dem Weg zur selbigen – zur Arbeit! Sogar die meisten Polizisten, die übrigens ein sehr viel sichereres Leben führen als etwa Bergbauarbeiter, werden nicht etwa von Verbrechern getötet, sondern von Autofahrern!
Alles in allem ist »Arbeit« also eine ziemlich gemeingefährliche Sache, und die Tatsache, dass es immer weniger davon gibt, hat durchaus eine gesundheitsschonende Komponente! Wenn Sie »Arbeit« aus irgendeinem Grund doch nicht vermeiden können, etwa wegen familiären Drucks (»Dein Vater hat sich den Arsch aufgerissen, bis er am Schreibtisch einen Herzinfarkt erlitt – er tat es für dich!«), oder wegen teurer Hobbys (Frauen, Jagen oder auch Frauen-Jagen …), dann versuchen Sie wenigstens die Finger von der Krabbenfischerei in Alaska zu lassen. Das ist nämlich der tödlichste Job der Welt. Im Vergleich dazu sind Mafiakiller Gesundheitsfanatiker! Rein statistisch gesehen, versteht sich. Doch wer will behaupten, die Statistik lüge?
Ebenfalls unangenehm, wenn auch nicht ganz so häufig wie der »Tod durch Arbeit« ist es, vom Blitz erschlagen zu werden! Aber auch hier kann ich den Leser beruhigen: Statistisch gesehen doppelt so wahrscheinlich wie der Tod durch eine Himmelsentladung ist »Exitus per Asteroidis«! Der Einschlag eines großen Asteroiden, auch »Near Earth Object«(NEO) genannt, passiert etwa alle Million Jahre einmal und ist somit schon seit einiger Zeit überfällig! Asteroiden beherrschen das von Marketingexperten geforderte »große Denken« (think big) – jeder von ihnen würde etwa 1 Milliarde Menschen töten. Wenn die Gallier bei Asterix & Obelix also befürchten, dass ihnen »der Himmel auf den Kopf fällt«, sind sie erheblich realistischer als Menschen, die auf einen Lottogewinn hoffen!
Kündigen Sie Ihren Job! Arbeit ist zu gefährlich. Außerdem gelangt man ohne Arbeit in eine günstigere Steuerklasse! Lassen Sie lieber Ihr Geld für sich arbeiten. Irgendwo in Singapur. Die Schweiz ist ja leider auch nicht mehr das, was sie mal war. Seit man dort vom Banking auf CD-Produktion umgestiegen ist.
Hören Sie außerdem mit der Duscherei auf! Der daraus resultierende und nach einiger Zeit unangenehm strenge Körpergeruch wird Menschen von Ihnen fernhalten, die Sie mit »Schweinegrippe«, SARS oder schlechten Gewohnheiten infizieren wollen. Ziehen Sie unter eine Brücke! Die frische Luft wird Ihnen guttun! Außerdem sparen Sie so die Miete.
Trinken Sie täglich ein Glas Rotwein! Um bei den neuen Freunden unter der Brücke nicht unangenehm aufzufallen, kann es ruhig ein großes Glas sein. Also ein Zwei-Liter-Glas! Und halten Sie sich von Asteroiden fern!
Legalität: 100 Prozent – Versagen ist gesetzlich erlaubt! In einigen Fällen sogar sehr lukrativ! Denken Sie bloß an einige Manager von großen, DAX-notierten Konzernen – Thomas Middelhoff (Ex-KarstadtQuelle), Jürgen Schmerz (Ex-Daimler), Klaus Kleinfeld (Ex-Siemens) …
Chance: 37 Prozent – Während Sie an der frischen Luft wohnen, überleben Sie vielleicht die Gefahren, die durch Arbeit entstehen. Es ist aber keineswegs sicher, dass Ihr Geld in Singapur sich wie prospektiert vermehrt!
Risiko: 63 Prozent – Es soll schon Leute gegeben haben, deren Leber das große Weinglas auf die Dauer nicht vertragen hat!
MONEY-YOGA-STELLUNG
Obdachlosen-Asana
Legen Sie sich mit dem Rücken auf eine Yogamatte. Sollte die Yogamatte noch bei Ihrem (Ex)Partner sein, tun es auch die Kiesel am Flussufer. Bemerken Sie in diesem Fall den angenehmen Akupressureffekt an der Rückenmuskulatur. Während Sie entspannt weiteratmen und das Gewicht Ihrer Gliedmaßen immer schwerer wird, heben Sie langsam den rechten Arm (Linkshänder den linken) und führen ihn in einer gleichmäßigen Bewegung Richtung Mund. Stellen Sie sich vor, Sie hielten ein Zwei-Liter-Glas in der Hand. Versuchen Sie, möglichst wenig zu verschütten. Prost!
MONEY-Mantra (leicht lallend vortragen):
Ein Gläschen Wein,
Das muss schon sein.
Schenk mir sogleich ein zweites ein,
Auf dass Entspannung werde mein.
Anruf von MR. Ob ich noch Steuer-Yoga betreibe? Verneine das. Notlüge. Traue MR nicht mehr über den Weg. Zu Recht. Seine nächste Frage zielt auf meine Einsichten hinsichtlich meiner Verfehlungen. Stelle die Gegenfrage, welche Verfehlung er meine? Meine Großbanken-Recherche? Die ergab, dass diverse große deutsche Banken ihre Kunden darin unterstützen, Steuergelder zu hinterziehen. Ist das eine Verfehlung? Oder meint er die Aktion, mit der ich die Verantwortlichen zur Strecke bringen wollte? Mit Namen und Bewegungsprofil? MR meint, es gebe eine mündliche Richtlinie, die besage, dass der Bankenstandort Deutschland unter allen Umständen zu schützen sei. Zu viel steuerlicher Druck sei da kontraproduktiv. Ich frage ihn, ob nicht viel eher der »Steuerhinterziehungsstandort Deutschland« geschützt werden solle. MR legt wütend auf. Bin erregt. Entspanne mich mit der Obdachlosen-Asana. Rezitiere Steuerparagrafen. Werde ruhig.
Gerade als ich mitten in einer Tonnagesteuer-Yoga-Übung bin und singend über den Boden rolle, kommt MR rein. Mist! Fragt mich, was das wäre? Murmele etwas von verlorenen Reißzwecken. MR glaubt mir nicht und rauscht mit einem triumphierenden Lächeln wieder ab. Böse Vorahnungen. Beginnt mein Martyrium jetzt erst richtig?
Grauenhafte Nacht. Träumte von einer Einkommensteuererklärung, die sich von selbst ausfüllt und automatisch die Beiträge ans Finanzamt überweist. Schummeln unmöglich. Ich arbeitslos. Albtraum! Und zwar einer, der nicht aufhören will. Auf einmal entdecke ich noch beim Träumen, dass ich süchtig bin! Nach Placebos! Müsste dringend aufhören. Aber wenn ich aufhöre und auf Placebos verzichtete – würde sich dann irgendwas ändern? Wache auf. Nehme ein homöopathisches Mittel. Fühle mich besser!
Meine Ahnung scheint mich getrogen zu haben. Darf ein Fahndungskommando begleiten. Razzia bei freiem Grafiker. Scheußlich. Wir fanden ihn halb verhungert auf dem Küchenfußboden, wo er entkräftet versuchte, eine Dose Billigravioli zu öffnen. Die Abschreibungen für den Leasing-Wagen, einen Mercedes CLS 380, den 120-Inch-Plasma-TV sowie den Blu-Ray-Disc-Rekorder im Büro hatten seine Steuerlast so stark ins Negative gezogen, dass für gewisse elementare Bedürfnisse kein Spielraum mehr da war!
Ferien vorbei. Bin wieder im Gulag. So nenne ich mein Büro inzwischen, denn ich soll die bedrohlich wachsenden Aktenberge abtippen und auf Festplatte archivieren, wobei bewusst auf einen Scanner verzichtet wurde, der mir die Arbeit erleichtert hätte. Stalin wäre vor Neid erblasst. Das hat noch mal einen ganz anderen Folterfaktor als Straßenbau in Sibirien! Telefoniere vor lauter Frust mit Karl-Heinz. Er ist der einzige Freund, den ich noch habe. Naja, Freund … Ich kenne ihn einfach schon seit der Schule und habe irgendwie vergessen, seine Telefonnummer auszuradieren. Karl-Heinz freut sich sogar. Erzählt ganz begeistert von seinem neuen Job: Taxifahrer. Ich gratuliere. Man sollte den Menschen das Prekariat so angenehm wie möglich machen. Dann streiten wir uns leider. Karl-Heinz ist nämlich Raucher! Nun habe ich per se nix gegen Raucher. Gut, sie stinken. Sie husten auch. Sie stinken und sie husten. Okay, und sie vergiften ihre Umwelt. Sie stinken, sie husten, sie vergiften ihre Umwelt, aber ansonsten sind sie ganz in Ordnung. Außer wenn sie grade Blut spucken! Karl-Heinz sieht das natürlich anders. Er sieht sich als verfolgte Minderheit.
»Die Zeiten sind wirklich rau,« klagt er. »Wenn dich früher eine Alte gefragt hat, ob du mal Feuer hast, dann war das ein Flirt! Heute ist das ein Mordversuch!«
Ich pflichte ihm bei. Laut Rechtsprechung in Florida, führe ich aus, darf man Menschen, die sich auf Partys eine Zigarette anzünden, sogar erschießen, wenn man »sich dadurch direkt bedroht fühlt«! Diese Bemerkung trägt nicht dazu bei, Karl-Heinz’Laune zu steigern. »Hör mal«, jammert er. »Rauchen in öffentlichen Räumen kostet jetzt bis zu 1000 Euro Strafe! Überleg mal! 1000 Euro! Das ist drastisch! Wenn du für Rauchen in öffentlichen Räumen bereits 1000 Euro zahlst, was kostet dann ›Furzen in geschlossenen Fahrstühlen‹? «
»Vermutlich kann man dann einen Offenbarungseid leisten«, pflichte ich ihm bei. Ich unterdrücke die Bemerkung, dass diese Strafen ja auch eine therapeutische Wirkung haben können. Oder sollen. Erinnere mich an Ute. Mit Ute hatte ich mal was. So eine Art Liebesgeschichte. Es kam allerdings nie zu … Naja, also halt nicht zum … Es kam zu nix! Sie war Raucherin. Und immer, wenn ich sie küsste, war mir, als müsse ich frühmorgens eine ganze Kneipe sauberlecken. Rauchen ist das erfolgreichste Verhütungsmittel, das je erfunden wurde!
Karl-Heinz kam richtig in Fahrt. »Und dann diese ganzen Kurse, mit denen sie den Menschen das Rauchen abgewöhnen wollen. Jede Minderheit kriegt ihren eigenen Anti-Raucher-Kurs! ›Nichtrauchen für Migranten!‹ – ›Nichtrauchen für Drogendealer!‹ – ›Nichtrauchen für Frauen‹!«
Ich weise ihn darauf hin, dass Frauen keine Minderheit sind! »In diesen Kursen schon! Eh, ich habe neulich tatsächlich einen Kurs gesehen mit dem Titel: ›Wenn Frauen rauchen wie Männer, sterben sie auch wie Männer!‹ Das ist doch Quatsch! Warum, bitte schön, sollte eine Frau, bloß weil sie raucht, auf einmal lachend im Puff einen Abgang machen?«
Das weiß ich auch nicht. Aber vielleicht hat er nicht ganz unrecht. Erzähle ihm, wie ich vor Kurzem auf dem Flughafen München eine Glaskabine entdeckte, in der sich ein paar etwas unglücklich wirkende Raucher versammelt hatten und grimmig ihrem Hobby nachgingen. Ich war erfreut über den Versuch, die Raucher vor Gewalt zu schützen und diese aussterbende Spezies für die Nachwelt zu konservieren. Einige kleine Kinder sprangen vor dem Raucherterrarium auf und ab und schnitten Grimassen in der Hoffnung, dass die Raucher sie nachmachen würden wie die Affen im Zoo. Als die Kleinen die Raucher anschließend mit Bananen füttern wollten, hielt die Mutter sie mit den Worten ab: »Lasst das, die sind doch sowieso bald tot!«
»Genau«, ruft Karl-Heinz, »das ist diese Arroganz der Nichtraucher! Neulich sprech ich drei junge, hübsche Dinger an. ›Habt ihr mal Feuer?‹, sag ich. ›Nee‹, sagt die erste, ›wir rauchen nicht.‹ – ›Ja‹, flötet die zweite, ›wir sind gute Mädchen.‹ – ›Ehee‹, pfeift die Dritte, ›wir kommen nämlich in den Himmel!‹ – ›Klar‹, sag ich, ›aber wenn ihr nicht raucht – dann kann das noch verdammt lange dauern!‹« Jetzt ist er nicht mehr aufzuhalten und fast am Brüllen.
»Ist dir klar, was passiert, wenn sich dieser Nichtraucherwahn durchsetzt? In ehemals verqualmten Diskotheken macht sich neuerdings bemerkbar, wer so alles mit Mundgeruch rumläuft! Oder mit Schweißfüßen! Und wer Blähungen hat! All diese Gerüche wurden vorher vom Rauch geschickt überlagert. Lohnt sich eine Nichtraucherwelt, die ausstirbt, weil niemand mehr Lust auf Sex nach der Disco hat?
Er macht mich nachdenklich.
»Wer hält denn hier den Laden am Laufen? Welcher anderen Bevölkerungsgruppe ist es egal, ob sie die in die Rente gezahlten Gelder auch nur ansatzweise wiederkriegt? Wer sonst zahlt mit so wenig Murren Steuern, also Tabaksteuern? Wer sorgt mit blöden Anmachsprüchen wie ›Haste mal ’ne Fluppe?‹ für Gesprächsstoff zwischen Singles, vergisst dann im Suff das Kondom und kreiert so eines unserer ach so selten gewordenen Kinder? Wer? Ein einzelner Kettenraucher finanziert bei nur vier Schachteln am Tag über die Tabaksteuer im Laufe seines kurzen Lebens bis zu 17 Kindertagesstätten! Aber wird das Engagement dieser diskriminierten Randgruppe gewürdigt? Nein! Verhöhnt wird er, gepiesackt, bei WG-Partys auf den eiskalten Balkon getrieben! Wo er leider vielfach verfrüht den Lungenentzündungstod stirbt, was ihm die Möglichkeit nimmt, die Volkswirtschaft weiter zu stärken, um erst mit 70 vom ebenfalls demografiefreundlichen Lungenkrebs dahingerafft zu werden. Und warum? Um den Nichtraucher zu schonen, diese Spaßbremse! Oder, wie es in Fachkreisen heißt – den Passivraucher. Menschen, die zur Vermeidung teurer Zigaretten quasi schwarz mitqualmen. Letztlich also (Tabak)Steuerhinterzieher! Schmarotzer wie dich!« Ich bin beeindruckt. Karl-Heinz legt auf, weil seine Schicht beginnt. Freue mich auf einmal über die Rückständigkeit meiner Telefonanlage – in ganz Deutschland werden Rufnummern gespeichert. Nur bei mir nicht – die Anlage auf meiner Etage wirkt so antiquiert, als hätte Hermann Göring persönlich sie noch installiert! So kann niemand nachvollziehen, mit wem ich rede. Mache eine mentale Notiz, die Anlage bei Geldnot an al-Qaida unterzuvermieten!
11.15 Uhr – ich muss die Uhrzeit aufschreiben, weil ein Wunder geschehen ist. Um diese Zeit trifft mich die Erkenntnis: Karl-Heinz hat recht! Der Raucher ist ein Held! Und die Steuer macht ihn dazu! Verfasse einen spontanen Artikel, den ich irgendwann nach meinem Tod veröffentlichen werde:
Deutschlands Steuersystem adelt Nikotinsüchtige! Denn über die Tabaksteuer ist Rauchen soziales Engagement! Der Begriff »Kettenraucher« ist nicht nur diskriminierend, sondern auch veraltet. Das sind »hoch motivierte Staatssponsoren! « Statt »Raucherhusten« sollten wir »temporäre Finanzschwäche« sagen! Und ein Zigarettenende ist keine »Kippe«. Sondern ein »Restguthaben!«
Habe eine Vision: Der Konflikt zwischen Rauchern und Nichtrauchern wird ähnlich gelöst wie das Feinstaubthema in Großstädten. Raucher müssen einen sogenannten »Raucher-Kat«, kurz »R-Kat« tragen. Diese schicke kleine Gasmaske filtert die beim Rauchen austretenden Gase, bis nur noch Wasserstoff übrig bleibt. Ist der R-Kat optimal eingestellt, erhält der Raucher eine Plakette, mit der er auch Innenstadt-Restaurants frequentieren darf! Das hat Vorteile für alle: Nichtraucher werden durch keinen Qualm belästigt, und Raucher können sicher sein, dass niemand »schwarz« mitraucht.
Oder noch besser: Emissionshandel! Ein Raucher kauft im Restaurant von den anwesenden Nichtrauchern Emissionsrechte und kann im Anschluss ans Essen gemütlich eine Zigarre paffen! Bei einer genügenden »Raucherdichte« können Nichtraucher bei einem einzigen Wohltätigkeitsdinner die kompletten Verluste ihrer Lehman-Zertifikate ausgleichen!
Gewöhnen Sie sich an, nur noch auf Partys zu gehen, auf der ausschließlich rauchende Gäste vertreten sind. Nur dort können Sie sich sicher sein, dass niemand »schwarz« Nikotin Ihrer teuren Zigaretten mitinhaliert! Eröffnen Sie einen Begleitservice für Menschen, deren Partner nicht rauchen – führen Sie diese unterdrückten Kreaturen in die angesagtesten Raucherspelunken der Stadt. Verwandeln Sie das Leben einsamer Sünder in ein Nikotinfestival – dann verwandelt sich auch Ihr Geldbeutel in ein Eldorado des blauen Dunstes!
Legalität: 100 Prozent – Noch ist Rauchen in einigen wenigen Reservaten gestattet. Das verhindert allerdings nicht ein gewisses …
Restrisiko: 17 Prozent – Allein der Anblick einer Zigarettenschachtel in einem vegetarischen Restaurant kann die ansonsten sehr friedfertigen Gemüsefresser zu einem Ku-Klux-Klan des freien Atems werden lassen!
Chance: 125 Prozent – Ihr »Smoke-and-Survive«-Service wird bei geschickter Vermarktung eine gigantische Erfolgsgeschichte. Die Sie dann wiederum in Buchform vermarkten können! Und in Hörbuchform. Und als Spielfilm. Mit Viertvermarktung als DVD!
MONEY-YOGA-ÜBUNG FÜR RAUCHER
Smoke-Asana, die Rauch-Stellung
Stellen Sie sich im breiten Chi-Stand mit offener Brust hin und strecken Sie die linke Hand mit der Handfläche nach oben aus, als wollten Sie etwas empfangen. Die rechte Hand heben Sie auf Mundhöhe vor Ihr Gesicht, halten Sie dabei zwei Finger leicht geöffnet, als wollten Sie eine Zigarette greifen. Die anderen Finger haben Sie zur lockeren Faust geschlossen. Entspannen Sie in die Position hinein und singen Sie nach 3 bis 4 tiefen Atemzügen aus dem Bauch heraus das Mantra. Fühlen Sie dabei, wie der Reichtum durch Ihren Körper fließt. Nehmen Sie dabei alle Sinne zu Hilfe, schmecken Sie den Reichtum, riechen Sie den Reichtum … Falls Sie keinen Reichtum riechen, sondern nur einen erkalteten Aschenbecher – keine Panik. Sie haben bereits erfolgreich die komplette Altersvorsorge in Teer investiert!
MONEY-Mantra
Endlich hat mein Leben Sinn,
Weil ich jetzt ein Raucher bin!
Akten gehen schleppend. Habe aber einen weiteren Geistesblitz! Das Gespräch mit Karl-Heinz hat mir die Augen geöffnet – ich will mir schließlich nicht nachsagen lassen, ich hätte keine Kitas unterstützt! Zünde mir deshalb eine Zigarette an. Während der Dunst durch meine Nüstern entweicht, entsteht vor meinem inneren Auge eine Vision: Ich, Treiber, gesegneter Finanzbeamter, werde die Menschheit ganzheitlich vor finanziellen Verlusten bewahren! Mit Geld-Tipps, MONEY-Yoga und mit Mantras! Ab jetzt geht’s wirklich ohne Miese durch die Krise!
Mitten in diesen Gedanken klingelt das Telefon. MR fragt, was die Archivierung so mache. Entdecke ich einen höhnischen Unterton in seiner Stimme?
»Gut«, antworte ich vorsichtig, während ich weiteren Kita-Unterstützungs-Qualm in den Hörer blase. Kann sein, dass MR Verdacht schöpft, jedenfalls fragt er plötzlich, ob ich etwa im Dienst rauche. Drücke hastig die Zigarette aus und verneine. Kann aber nicht umhin, MR von meinen neuen Erkenntnissen in Bezug auf Raucher zu erzählen. Vermeide es allerdings, Karl-Heinz zu erwähnen. MR reagiert mit Unverständnis. Tue mein Bestes, ihn zu überzeugen. »Denn die Steuer, MR …
»Für Sie immer noch HERR Müller-Rangsdorff«, zickt MR dazwischen.
»Die Steuer, Herr Müller-Rangsdorff, adelt den Raucher! Wer bringt denn das Land nach vorne? Wer investiert in Krisenzeiten? Über die Tabak-, Sekt- und Branntweinsteuer jener Menschen, die viel rauchen und die viel saufen. Der Penner unter der Brücke ist im Grunde der Motor der Konjunktur!«
Rede mich in Fahrt!
»Herr Müller-Rangsdorff, wenn Sie das nächste Mal einem Penner 1 Euro geben, denken Sie bitte nicht: Mensch, hoffentlich versäuft der das nicht gleich wieder! Beten Sie lieber, dass er sich davon keine Karotten kauft! Denn die solches tun, Herr Müller-Rangsdorff, Menschen, die sich eiskalt Karotten kaufen, das sind keine sozialen Wesen, die bei ihrem Kaufverhalten an die Finanzierung von Kitas denken, von Schulen und Gefängnissen, nein, Herr Müller-Rangsdorff, das sind die ganz Schlimmen, das sind ÖKOS! Die leben ewig, und das auch noch schlecht gelaunt!«
MR findet einen fadenscheinigen Grund, um aufzulegen. Zünde zufrieden die nächste Zigarette an. Freue mich zum ersten Mal seit langer Zeit aufs Wochenende. Will ungestört Kindertagesstätten fördern!
Kratziger Hals. Acht Schachteln waren vielleicht doch etwas viel! War am Sonntag im Park und sah viele glückliche Kindergesichter. Kein Wunder, bei dem Einsatz, den ich für die kleinen Racker zeige! Versuche den Faden meines Finanzprogramms für Deutschland wieder aufzunehmen. Wo war ich, als MR am Freitag anrief? Atme tief ein. Sauge den Tabakqualm in meine schmerzende Lunge. Ja, es ist unangenehm, aber hier geht es um etwas Größeres!
Geld-Mantras! Ein Licht scheint durch den Nebel. Oder ist es die Schreibtischlampe durch den Zigarettenrauch? Egal, die Stimmung ist heilig.
Habe eine Vision! Wer meinen Finanzratgeber in Händen hält und alle Mantras nachweislich 108 Mal hintereinander intoniert, das Ganze drei Monate lang, und wer dazu alle MONEY-Yoga-Stellungen ausführt, und trotzdem nicht reicher wird … … der erhält sein Geld zurück!
Sitze vor der Kaffeemaschine und rauche. Denke nach. Vielleicht hat die Maschine ein Nikotindefizit? Blase ihr etwas Zigarettendampf durch den Filter. Nichts. Wenn das blöde Ding wirklich ein Nikotindefizit hat, lässt es sich jedenfalls nichts davon anmerken! Vielleicht praktiziert die Kaffeemaschine heimlich Zen-Übungen und übt sich in der höchsten Kunst, die es in der Behörde geben kann: Nichtstun!
Finanzielle Beobachtung nach gestrigem Lebensmittelkauf. Früher brauchte man extreme wirtschaftliche Inkompetenz, widrige Rahmenbedingungen und eine ausgewachsene Spiel- und Bordellsucht, um ein mittleres Vermögen durchzubringen. Heute reicht schon Einkaufen im Bioladen!
Aber als ganzheitlicher Finanzbeamter komme ich nicht umhin, im Bioladen einzukaufen. Schließlich ist auch mein Finanz-Konzept irgendwie Bio! Verfasse ein neues Kapitel.