Sie greift und tastet, streichelt und schlägt, begrüßt und schließt Verträge: Kein Körperteil ist so vielseitig wie die Hand. In der Sprache finden wir unzählige Beispiele für ihre herausragende Rolle: Wir nehmen eine Sache in die Hand, etwas lässt sich nicht von der Hand weisen und ein Ziel wäre zum Greifen nahe, hätten wir nur nicht zwei linke Hände. Jochen Hörisch führt uns die ganze Vielfalt der Hände vor, die uns in der Literatur und in der Geschichte der Ideen begegnen.
Kein Zufall also, dass die berühmteste Figur der deutschen Literatur den Namen Faust trägt. Generationen von Menschen fühlten sich in der Hand Gottes aufgehoben, heute vertrauen viele der unsichtbaren Hand des Marktes. Jede Epoche verbindet ihre eigenen Vorstellungen mit der Hand – und wenn wir Maschinen immer häufiger mit der Sprache steuern, sagt das viel über den Wandel, den wir durchleben.
M.C. Escher, Zeichnende Hände (1948)
JOCHEN HÖRISCH
HÄNDE
Eine Kulturgeschichte
Carl Hanser Verlag
INHALT
EINLEITUNG: »DAS IST MEINE HAND«
Fußballkult und Handwerk
Das Zeitalter der Handvergessenheit
Virtual Reality und Intangible Assets
Der rote Faden im Werk Goethes
Des Dichters (un)reine Hand
Signifikante Hände bei Schiller, Rilke und Kafka
Bücher, die man mit nur einer Hand liest
Die rechte und die linke Hand
PHÄNOMENOLOGIE DER HAND
Anthropologie der Hand
Vorhandenheit, Zuhandenheit, Chiralität
Mignon und die Marionette
Goethe über Mathematik und Chiromantie
Pecunia non olet: Die Hände der Buddenbrooks
Sprechende Hände oder: Chiron und Faust, Rodin und Rilke
Handorakel, Handbücher, Handgreiflichkeiten
Raffael ohne Hände
VON DER HAND GOTTES ZUR UNSICHTBAREN HAND DES MARKTES
Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand
Geben und nehmen: Werthers Verehrung von Lottes Händen
Hände, Füße und Händel in Wilhelm Meisters Lehrjahren
Die Hand Gottes
Die Hand des (Geld-)Händlers
Die unsichtbare Hand – Eine kleine Blütenlese
Die unsichtbare Hand des Marktes
DIE ÖFFENTLICHE UND DIE PRIVATE HAND
Prometheische Hände
Hand in Hand
Torquato Tassos Hände(l)
Die öffentliche und die private Hand
Die dirigierende Hand
»Reich mir die Hand, mein Leben«: Opernhände
SCHLUSS: HAND AN(SICH)LEGEN – FIGUREN DER SELBSTERMUTIGUNG
LITERATURVERZEICHNIS
BILDNACHWEISE
ANMERKUNGEN
REGISTER
Jeder hat sein eigen Glück unter den Händen, wie der Künstler eine rohe Materie, die er zu einer Gestalt umbilden will. Aber es ist mit dieser Kunst wie mit allem; nur die Fähigkeit dazu wird uns angeboren, sie will gelernt und sorgfältig ausgeübt sein.
GOETHE, Wilhelm Meisters Lehrjahre